Was will man Meer?

  • Wind zerzauste die ehemals penibel hochgesteckte Frisur der schmalen Gestalt am Strand. Valeria zupfte sich die letzten Haarklammern heraus und legte sie neben sich in den Sand. Der Wind spielte mit ihren goldenen Strähnen, zupfte und zerrte daran, als wollte er sie zum Spielen einladen. Sie sah hinaus aufs Meer. Blaugraue Wellen mit weißen Schaumkronen versuchten einander zu überholen. Sie verlor sich in dem Anblick, der eine Sehnsucht in ihr wach rief, die sie nur selten erlebte. Mit einem tiefen Seufzer senkte sie den Blick auf die Wachstafel, die sie in der Hand hielt. Mit der flachen Seite des Stylus löschte sie die letzten Zeilen. Leise murmelte sie mürrisch vor sich hin, schrieb wieder einige Worte und radierte sie erneut aus. Schließlich platzierte sie frustriert die Tafel neben sich, erhob sich und klopfte sich den Sand von den Kleidern.


    Mit dem Blick nun wieder Richtung Meer gewandt, ging sie am Strand entlang. Einige Schritte weiter streifte sie ihre Sandalen ab und ging barfuß weiter. Sie steuerte die flachen Wellen an, die über den Sand leckten und sich dann wieder zurückzogen. Hin und wieder verirrte sich ein Sonnenstrahl durch die hellgrauen Wolken aufs Meer und ließ die Wellen verheißungsvoll glitzern. Valeria war zwar hier, aber in Gedanken war sie weit, weit fort. Eine ganze Weile ging sie so dahin, blieb stehen und ging wieder. Und merkte dabei nicht, wie die Dünung ganz langsam der Tafel, den Klammern und den Schuhen immer näher kam, als wollte sie sich diese Dinge klammheilig stehlen.



    Sim-Off:

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  • Es war der erste Tag nach Sermos Ankunft in Ostia. Er hatte sich am Tag zuvor hierher aufgemacht, denn sein Patron war nun nicht mehr länger Praetor und er hatte demzufolge auch kein Interesse mehr daran, das Amt des Liktors inne zu haben. Statt dessen wollte er seine Kandidatur zum Magistratus Ostiae vorbereiten. Und wie stellte man das am sinnvollsten an? Richtig, man machte sich direkt vor Ort kundig über seine Möglichkeiten. Immerhin hatte er noch fast eine komplette Amtszeit zur Verfügung, denn zu deren Ende hin würden erst wieder Wahlen abgehalten werden.


    So hatte der Quintilius schon früh morgends sein Zimmer im Gasthaus verlassen und sich über die wichtigen Dinge informiert, die er wissen wollte: Wer waren die aktuellen Magistrate und Duumviri? Wer saß alles im Ordo Decurionum? Welche Stadtpatrone gab es? Wie stand es um Stadt- und Hafenordnung? Gab es größere Problemfelder? Und wie sah die Stadt überhaupt aus, wenn man mal die Hauptverbindung zwischen Rom und dem Portus Ostiae verließ und einen Umweg über Seitengassen einschlug?


    Nun, Sermo hatte sich ein umfangreiches Bild machen können. Und er konnte mit Fug und Recht sagen: Er war zufrieden mit dem, was er gesehen hatte. Hier würde er arbeiten können, hier wusste er was er machen könnte und wollte. Und so hatte er sich am frühen Nachmittag bereits einen Aufenthalt in den Thermen genehmigt - was natürlich nicht mit Rom vergleichbar war, aber dennoch entspannte. Weiterhin hatte er sich eine ausgiebige Mahlzeit im Gasthaus gegönnt und nun brauchte er einfach einen Verdauungsspaziergang.


    Der Wind pfiff ihm kalt um die Ohren, aber Sermo war gut vorbereitet. Es war immerhin noch Februar und so trug er gefütterte Carbatinae und seine Tunika mit dem angustus clavus wurde von einem dicken Umhang umschlungen. So vor dem kalten Wetter dieser Jahreszeit geschützt flanierte er zunächst entlang der Hafenpromenade und betrachtete die Schiffe, die hier vor Anker lagen. Irgendwann erreichte er das Ende der Kaimauer. Seine Füße trugen ihn jedoch über den Steinboden hinaus, auf den Dünensand. Gedankenverloren spazierte er voran, als ihm eine Person ins Blickfeld fiel.
    Und was für eine Person das war. Eine Frau, dürr wie eine Bohnenstange. Und bei diesem eisigen Wetter stand sie mit den nackten Füßen im Meer! Allein bei dem Gedanken schlotterte der Quintilius schon fürchterlich. Was machte die denn da? Wollte sie etwa ins Wasser hinauswaten? Da vorn lag eine Wachstafel. War das wohl der Abschiedsbrief? Kurzentschlossen eilte er auf die Gestalt zu und versuchte sich mit kräftigem Ruf gegen das Brausen des Windes und das Rauschen der Wellen durchzusetzen. "HE DA! HE!" Er gelangte zu den Utensilien im Sand - oder vielmehr im Matsch, denn das Wasser hatte die Sachen bereits erreicht. Die Schuhe waren schon durchnässt, ebenso die Wachstafel, auf der ... oh! Da stand ja gar nichts. Verwirrt sah er von der Tafel zu der Frau und wieder zurück. Vielleicht wollte die sich ja gar nicht direkt umbringen, sondern sich nur eine schlimme Krankheit einfangen, aber der sie krepierte. Bona dea, es gab schon kaputte Leute!

  • Die Kälte, so hoffte sie, würde ihren Blick klären. Allerdings wurde ihr nur kalt, und da half auch die wollene Palla nicht viel. Sie malte mit ihrem großen Zeh kleine Kringel in den feuchten Sand. Bestimmt würde es bald regnen, überlegte sie. Vielleicht sollte sie...


    Da hörte sie jemanden rufen und fuhr herum. Jemand stand bei ihren Sachen! Valeria raffte die lange Tunika und ihre Palla zusammen und lief dem Fremden entgegen. Warum sie das tat, wusste sie selbst nicht so genau, und erst nach ein paar Schritten fragte sie sich, ob das nicht vielleicht ein Dieb war, der...was, ihre durchgelaufenen Schuhe klauen wollte? Die unförmig ausradierte Wachstafel und die paar Haarklemmen? Sie schalt sich in Gedanken eine Närrin und lief weiter, jetzt allerdings langsamer. Der Wind war beim Laufen doch kühler, als wenn man nur ging, und außerdem würde es bald dämmern. Sie warf dem Mann einen schwer deutbaren Blick zu, der ebenso als Vorsicht, aber auch als Skepsis interpretiert werden konnte. "Salve", sagte sie höflich, nachdem sie vor ihm zum Stehen gekommen war. Sie warf einen Blick auf ihre nun unbrauchbaren, da nassen Schuhe und seufzte. Auch wenn die Gezeiten hier nicht sonderlich ausgeprägt waren, so stieg und fiel das Wasser doch schon ein wenig, wenn auch unmerklich. "Was gibt es denn?" fragte sie dann, obwohl es doch ganz offensichtlich war, dass der Mann sie nur auf das baldige Wegtreiben ihrer Sachen hatte aufmerksam machen wollen. Unwillkürlich fröstelte sie nun doch ein wenig.

  • Oh. Die Dame wollte offenbar doch nicht sterben. Sie schien sogar quicklebendig, als sie so auf ihn zugeilt kam. Ihm wurde schlagartig bewusst, dass sie ihn erstmal für einen Dieb halten musste. Skeptisch schaute er nochmal auf das klägliche Zeug zu seinen Füßen herab. Nein, so einen Kram würde er schon nicht mitgehen lassen. Als die Fremde näher kam, konnte er einen genaueren Blick auf sie werfen. Unglaublich wie mager sie wirklich war! Im Ernst, Sermo war ja schon nicht der kräftigste. Er war schmal, aber drahtig und zäh. Aber dieses Persönchen war ein wahrer Strich in der Landschaft. So verblüfft er über die Figur der Dame war, so sehr musste er sich jedoch ihre Schönheit eingestehen. Venus sei mir gnädig, die kann einiges!
    Als sie nah genug herangekommen war, stellte sie die plausible Frage nach dem Grund, weshalb er sie mit seinen Rufen adressierte. Bedröppelt griff er sich eine der pitschnassen Sandalen und hielt sie seitlich in die Höhe, wo sie im Wind vor sich hin tropfte.
    "Entschuldige werte Dame, aber...nun..." Die Antwort war zu eindeutig, dass es fast lächerlich war sie überhaupt auszusprechen. So deutete er mit einem Nicken nur auf das triefende Lederding in seiner Hand und schürzte die Lippen. "Ich fragte mich lediglich, was du bei dieser Witterung hier draußen barfuß im kalten Wasser tust. Und auch fragte ich mich, wie du nach Hause kommen willst in deinem nassen Schuhwerk, ohne bald an einer Lungenentzündung zu verenden." Er lächelte verzagt, denn die Situation war teils komisch - im humorvollen Sinne - teils bitterer Ernst. Sie konnte sich wirklich schnell erkälten und so eine Statur bot für gewöhnlich nicht die besten Voraussetzungen eine schlimme Krankheit unbeschadet zu überstehen. Oder sie überhaupt zu überstehen.

  • Ganz offensichtlich war er ein wenig verwundert. Nur warum und weshalb, da konnte sich Valeria keinen Reim drauf machen. Sie musterte ihn ihrerseits natürlich genauso wie er sie, und sie kam zu dem Schluss, das er bestimmt ein Geschöftsmann war. Oder zur Stadtverwaltung gehörte. Vielleicht auch zum Hafenamt. Er hatte eine Art, die ihr ein wenig steif anmutete, schien aber sonst ganz höflich zu sein. Und er konnte sie gewählt ausdrücken, wie sie mit einem unbefangenen Lächeln zur Kenntnis nahm. Ihr Blick folgte ihm, als er sich bückte und eine Sandale aufnahm, deren Tropfen der Wind nicht in einer geraden Linien hinabfallen ließ. Valeria hob die Brauen und schmunzelte verlegen. Sie strich sich in dem sinnlosen Unterfangen, ihr Haar bändigen zu wollen, selbiges hinter ein Ohr und zuckte dann mit den Schultern. "Ich wollte eigentlich nur ein wenig nachdenken", gab sie dann preis und lächelte flüchtig. Sie nahm ihm die Sandale ab und drehte sie in den Händen. "Wie es scheint, habe ich darüber die Zeit vergessen." Sie seufzte, ging in die Hocke und sammelte den Rest ihrer nassen Habseligkeiten ein. "Es ist tatsächlich etwas kühl", gab sie zu, spielte aber gleichzeitig seine Bemerkung mit der Lungenentzündung herunter. "So schnell passiert das schon nicht. Man muss nur sehen, dass man dann schnell wieder ins Warme kommt", fügte sie hinzu und lächelte ihn an, als sie wieder aufrecht stand. Im selben Moment wich das Lächeln einer erschrockenen Miene und Valeria machte leise quietschend einen Satz zur Seite, denn das Meer leckte mit gierigen Fingern über den Sand und hatte dabei ihre Füße umspült. Mit zerknirschtem Gesicht sah sie auf ihre nackten Füße und dann den Fremden an. "Tja... Nach Hause zu kommen, wird so allerdings ein Problem, glaube ich." Sie würde sich in einem Gasthaus aufwärmen, überlegte sie. Und dann fand sich schon eine Sänfte, die man mieten konnte, um am Abend wieder zu Hause zu sein. Ansonsten übernachtete sie eben hier. Sie sah das vermutlich weniger problematisch als der Fremde.

  • Sie wollte nachdenken. Na toll. Und er hatte ernsthaft geglaubt, sie wolle sich umbringen. "Achso," meinte er also nur und erwiderte ihr Schmunzeln. Und dann tat sie etwas, das Frauen immer taten. Und jedes Mal war Sermo hin und weg von dieser Bewegung: Sie strich sich die Haare hinters Ohr! Sein Blick blieb kurz an jenem Ohr hängen, während er ihr zuhörte. "Kühl ist gar kein Ausruck." Es war arschkalt! "Es sind doch nur ein paar Minuten zurück zur Stadt," sagte er, als die Fremde ohne Vorwarnung einen Satz machte. Reflexartig machte Sermo einen Schritt rückwärts und hob abwehrend die Hände. Da aber keine Attacke folgte und er erkannte, dass es schlicht der Kälteschock gewesen war, der sie hatte hüpfen lassen, entspannte er sich und grinste sogar schief. Irgendwie niedlich wie sie gequietscht hatte. Er folgte ihrem Blick, der auf den nackten Füßen verharrte und hatte plötzlich einen Geistesblitz. "Ich hätte da eine Idee, wie wir dich trockenen und warmen Fußes nach Ostia bekämen." Während er geredet hatte, entfernte er sich langsam vom Wasser, damit die Frau nicht noch einmal kalte Füße bekam. Dann allerdings kniete er sich hin und schnürte sich den rechten Schuh auf, zog ihn vom Fuß und richtete sich dann wieder auf. "Wenn du es erlaubst, leihe ich dir meine Schuhe und begleite dich nach Hause. Oder zum nächsten Gasthaus, wenn du etwas weiter weg wohnst. Auf jedenfall irgendwohin ins Warme." Auffordernd hielt der Quintilier der Blondine den trockenen Schuh hin. Ein freundliches Lächeln zeigte sich dabei auf seinem Gesicht.

  • An jenem Ohr baumelte sogar ein tropfenförmiger Anhänger, genau wie an dem anderen, das ihm noch vom blonden Haar verborgen blieb. Der kalte Wind allerdings verstärkte sich noch etwas, was ihr das Haar ohnehin wieder verzwirbelte. Böig strich er am Strand entlang, verwirbelte den trockenen Sand und zupfte auch an Sermos Haaren. "Ja, bis nach Ostia", sagte Valeria und schmunzelte. "Aber ich wohne eigentlich in Rom." Mit einer Sänfte oder Kutsche wäre man schnell wieder zu Hause, oder zu Pferd. Aber Valeria wollte sich lieber erstmal aufwärmen, auch wenn das hieß, dass sie erst am nächsten Tag zurückfahren konnte. Die Gasthäuser in Ostia waren allerdings erschwinglich, da machte sie sich keine Sorgen.


    Der Fremde ging ein paar Schritte und Valeria folgte ihm. Sie wusste nicht, was das für eine Idee sein sollte. Auch als er sich einen Schuh auszog nicht. Sie sah fragend auf den Schuh hinunter und dann dem Mann ins Gesicht. "Ich verstehe, Wir hüpfen zusammen auf einem Bein mit einem Schuh am Fuß die Promenade hinauf", sagte sie und musste einen kurzen Moment später lachen, als er sein Vorhaben erklärte. "Du möchtest also solidarisch sein und auch kalte Füße bekommen? Ich dachte, das wäre sonst Frauensache. Nein bitte, zieh deinen Schuh ruhig wieder an. Das ist wirklich nett von dir. Aber die paar Schritte schaffe ich auch so." Valeria lächelte ihn an. "Aber ich lasse mich gern auf einen heißen Wein einladen. Allerdings nur, wenn du mir deinen Namen verrätst. Ich bin Valeria von den Decimern", sagte sie freundlich verzichtete aber darauf, ihm die Hand zu geben, weil sie ihre feuchten Sachen weiterhin festhielt.

  • Eigentlich eine richtig malerische Szenerie, die sich dem Betrachter bot. Zwei Fremde am Strand, unbefangen plaudernd. Der Wind spielt fröhlich mit dem Sand, während die Wellen eins ums andere Mal gegen den Strand anbranden. Wenn es doch nur im Frühjahr wäre, mit Sonnenlicht und Wärme! Nein, es war Februar. Es war kalt, nass und unangenehm. Aber das störte Sermo nicht daran, sich am Anblick der hübschen Fremden zu ergötzen. Die Blonden Strähnen fielen wieder zurück über den Ohrring, was auch weiteres hinters-Ohr-streichen nicht ändern können würde.
    Als Sermo der Dame seinen Schuh beziehungsweise konkludent seine beiden Schuhe anbot, nahm er ihre Antwort zunächst ernst und schaute verdutzt drein. Wollte sie ihn etwa zum Narren halten? Da war er schon so freundlich und dann wurder auch dafür auch noch verarscht! Na, aber von so einer Frau ließ er sich das gerne gefallen. Er grinste schief und zog den Schuh dann wieder an. "Na gut, wenn du meinen Schuh nicht willst..." Er erhob sich wieder und sie führten ihren Weg fort. Zügigen Schrittes, aber nicht gehetzt. "Decima Valeria, es ist mir eine große Freude. Ich bin Iullus Quintilius Sermo." Er deutete eine kleine Verneigung an und lächelte aufrichtig. "Abgemacht, deinen heißen Wein sollst du bekommen. Ich nächtige in einem schicken kleinen Gasthaus nahe des Forums. Kleine Preise, großes Essen." Er zwinkerte Valeria zu. Es war wirklich ein glücklicher Zufall gewesen, dass er diese Taberna gefunden hatte. Und erst recht, dass er diese Decima getroffen hatte. Ob sie wohl etwas über den Centurio Decimus Serapio erzählen konnte? Er würde sie jedenfalls später nach ihm fragen.

  • Valeria bemerkte natürlich den ungläubigen Blick, mit dem Sermo sie maß. Sie schlussfolgerte daraus, dass er nicht eben angetan war von ihrer Ablehnung und versuchte, das mit einem entschuldigenden Lächeln zu kompensieren. "Mir ebenso, Quintilius", erwiderte sie höflich. Von den Quintiliern hatte sie noch nie etwas gehört, soweit sie sich erinnerte. Allerdings hatte sie ja in der letzten Zeit öfter einiges vergessen.


    "Hm, das hört sich doch gut an. Vielleicht ist ja noch ein Zimmer frei für heute Nacht", sagte sie leichthin und klang dabei recht optimistisch. "Dann kommst du also auch nicht aus Ostia?" fragte sie weiter, denn wenn er hier leben würde, müsste er sich schließlich kein Zimmer mieten. Valeria fröstelte. Ein bisschen bereute sie schon, dass sie seine Schuhe nicht angenommen hatte. Es war doch ziemlich kalt. Aber sie war eine Decima. Und auch wenn sie vielleicht ein wenig dünn war, so hatte sie doch schon Schlimmeres überstanden. Sie dachte an die Lungenentzündung damals, als sie mit Maximian ausgeritten und in einen Regen gekommen war. Das schien ihr nun Jahrzehnte entfernt. Maximian war inzwischen schon fast neun Jahre tot. Valeria bedrückte dieser Gedanke, aber sie befand sich in begleitung, also gab sie sich Mühe, sich nichts anmerken zu lassen.

  • Das Lächeln der Decima war Entschädigung genug für den entgangenen Kavaliersdienst und so hegte er keinen Ärger. Vielmehr genoss er es, dass er den ursprünglich allein geplanten Abend in Gesellschaft einer solch reizenden Dame verbringen konnte.
    "Vielleicht ist ja noch ein Zimmer frei für heute Nacht", sagte Decima Valeria. Ihr Götter! Sermo musste ein räuberisches Grinsen unterdrücken, als sich in seinem Kopf eine flegelhafte Antwort formte: In meinem Zimmer ist noch ein Bett zu haben, Süße. Statt eines überbreiten Grinsens setzte er ein dezentes Lächeln auf und meinte gönnerhaft: "Gewiss, das Haus wirkte nicht allzu voll, als ich heute Mittag mein Zimmer bezog." Valeria schlussfolgerte richtig, denn er antwortete: "Richtig. Ich bin in Rom geboren und wohne zur Zeit auch dort." Und deshalb sah er auch gleich eine kleine Chance, dass sie vielleicht sogar den Weg zurück in die ewige Stadt zusammen bestreiten könnten. So weit wollte er jedoch zum jetzigen Zeitpunkt des Gesprächs noch nicht gehen, weshalb er zunächst weiter Informationen sammelte. "Was führt dich denn nach Ostia, wenn ich fragen darf?" Vielleicht konnte er sie ja überreden, noch ein wenig länger zu bleiben. Immerhin wollte er sich die Stadt morgen etwas näher anschauen, da er heute nur die Gänge in die verschiedenen Officien und ins Archiv geschafft hatte, um sich gewisse Akten zuzulegen.

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