officium MAC | Konspirative Konversation

  • Nachdem auch der letzte Klient an diesem Morgen gegangen war, hatte ich meine toga abgelegt und sowohl Imbrex als auch Vala informieren lassen, dass ich nun Zeit zur Planung hatte und ich freuen würde, wenn sie selbiger beiwohnen würden. Ich selbst saß inzwischen mit einer dunkelblauen tunica bekleidet an dem runden Tisch in meinem officium und ging einige Dokumente durch, die vor mir auf dem Tisch neben einem Becher stark verdünntem Wein lagen. Hin und wieder fügte ich der bereit liegenden Wachstafel einen weiteren zu erledigenden Punkt hinzu oder strich einen durch, während ich wartete.


    Es war ein schöner Tag. Die Vögel zwitscherten und läuteten allmählich den Frühling ein. Im Garten konnte man schon die ersten grünen Spitzen entdecken, und alles in mir brannte darauf, das Haus heute verlassen zu können.

  • "Ita sum.", nölte Vala als er in das Officium schlurfte. Eine Frage beschäftigte ihn seit den frühen Morgenstunden: wie schaffte man es bloß, so viele Klienten aus einen Haufen zu verarbeiten? Vala schien der organistatorische Aufwand nahe dem eines Legionshaushalts zu liegen. Was sollte er auch andere denken? Man hatte am Morgen kaum ein Wort von dem verstanden was Klient und Patron zueinander gesagt hatten während im Hintergrund eine halbe Kohorte Wartender sich mit sich selbst beschäftigte.
    Dreimal so lange wie die eigentliche Salutatio hatte das Niederschreiben der verschiedenen Bitten, Abmachungen und Vorschläge gedauert. Vala hatte immer gedacht Balbus hätte viele Klienten gehabt, aber der Aurelier schien ein noch eifrigerer Förderer der seinen zu sein.


    Sein derzeitiger Arbeitgeber schien hingegen bester Laune zu sein, was Vala auf Anhieb suspekt war. Er hatte die Erfahrung gemacht, dass Menschen vor allem dann gute Laune hatten wenn ihnen etwas eingefallen war was ihnen großen Vorteil bringen konnte, und in der Welt von Vala geschah dies meist zum Schaden von irgendjemandem anderes. Warum sollte es in Rom auch anders sein?


    "Du hast rufen lassen.", betonte Vala noch einmal unnötigerweise den Grund für sein Auftauchen. Nicht, dass es ihn störte. Das Niederschreiben von Bitten irgendwelcher Klienten hatte für ihn in etwa den Reiz einer Abrechnung der Jahresration an Talg, die für die Wachstafeln gebraucht wurde.

  • Publius hatte es sich früh am Morgen in den Gärten gemütlich gemacht und die Arbeit getrost ignoriert. Erstens war der Tag zu schön um sich Prüfungen der Schola zu widmen, zweitens konnten diese ohne Bedenken aufgeschoben werden. Wäre er bei der Wahl erfolgreich gewesen, wäre der Vormittag wohl anders verlaufen, da dies allerdings nicht der Fall war, traf der Sklave ihn im schönen Frühlingssonnenlicht an.
    Da Imbrex seinem Verwandten die Unterstützung bei der Vorbereitung seiner Kandidatur zugesichert hat, machte sich der Aurelius ohne Umwege in Marcus' Officium auf. Seine Chance, ein tirocium fori nachzuholen oder besser gesagt zu wiederholen wollte er sich nicht entgehen lassen. Zusätzlich wollte er sich vor Corvinus keine Schmach erlauben, sah er doch in ihm als Verwandten und Familienoberhaupt in Rom einen seiner größten Unterstützer.
    Imbrex betrat als zweiter das Officium und blickte dann etwas irritiert zu Vala. Handelte es sich um einen neuen Scriba? Corvinus hatte ihm ja bereits mitgeteilt, dass er Pyrrus gut und gerne ersetzen würde. Auf jedem Fall war dem Aurelier das Gesicht unbekannt. Und da der Duccier nicht den Eindruck machte, dass es sich um einen Senator oder einen anderen, wichtigen Würdeträger handelte, wendete Publius seinen Blick schnell wieder ab und richtete Marcus seine volle Aufmerksamkeit. "Salve, Marcus. Einer deiner Sklaven sagte mir, du möchtest mich sprechen?"

  • Nach etwas wenig Tatendrang sah es zwar schon aus, wie der Duccius hinein kam, aber ich wollte ihm den wenig energischen Gang nicht gleich als Arbeitsunlust auslegen, als ich aufsah. Ich deutete einladend auf die noch freien Plätze an dem Tisch, an dem ich saß. "Guten Morgen Duccius. Setz dich doch. Ich wollte..." Da öffente sich bereits zum zweiten Mal die Tür und Imbrex trat ein. "Ah", bemerkte ich erfreut und deutete auch ihm an, sich doch zu setzen. "Wie passend. Ich wollte euch miteinander bekannt machen. Das ist Publius Imbrex, mein Vetter zweiten Grades. Er absolviert in diesem Amtsjahr sein tirocinium fori bei mir. Publius, das ist Titus Duccius Vala. Er unterstützt mich seit ein paar Tagen als scirba. Ich hoffe, wir werden erfolgreich miteinander arbeiten." Ich entstapelte zwei weitere Becher und füllte sie mit vermischtem Wein. Meine Worte waren sowohl Hoffnung als auch Bitte in einem und würden hoffentlich auch so verstanden werden.


    "Gut, fangen wir also an." Ich sah auf meine Tafel herunter, auf der bereits einige Notizen standen. "Das, was wohl am meisten Planung bedarf, ist wohl die Ausrichtung der Spiele. Es sollen Wagenrennen stattfinden. Ich dachte an die Equirria Im März, aber vermutlich ist das etwas kurzfristig. Eventuell könnte man auch die Megalesia zum Anlass nehmen und Spiele zu Ehren der Mater Magna veranstalten. Das hängt davon ab, wie viel Zeit die Planungen in Anspruch nehmen, deswegen gilt es, realistisch zu schätzen." Ich sah von Imbrex zu Vala. "Die factiones müssen angeschrieben werden, jemand muss sich um die Terminabstimmung mit dem circus maximus kümmern. Und ich hätte gern ein Gladiatorenspektakel. Mir liegen bereits zwei Angebote vor, eines von einer Schule im Norden Italias und eines aus Südgallien, aber ich denke, wir sollten in jedem Falle auch die Gloria et Honor in Hispanien anschreiben. Um die Koordination mit dem cultus werde ich mich selbst kümmern. Es steht ohnehin demnächst eine contio an. Soviel zu den Spielen", sagte ich und blickte wieder auf die Tafel. "Ah, ja. Ich würde für den ANTE DIEM VIII KAL MAR DCCCLX A.U.C. (22.2.2010/107 n.Chr.)* eine Marktinspektion ansetzen und zumindest einen von euch gern dabei haben. Die Agrippathermen werde ich in naher Zukunft auch noch einmal besuchen, geschäftlich, versteht sich." Ich hielt inne und überlegte. Das war für den Anfang vielleicht ein wenig viel Information. Ich schmunzelte ertappt und ließ die beiden ersteinmal zu Wort kommen.



    Sim-Off:

    edit: Ja, das Sternchen machen und dann die Erklärung vergessen... Also: * Das Datum ist optional: Ich werd in den kommenden Tagen einfach einen Thread anfangen. :)

  • Einen kurzen Seitenblick, verbunden mit einem begrüßenden Nicken schenkte Imbrex dem Duccier noch, ehe er sich wieder auf Marcus konzentrierte. Seine etwas arrogante Vorstellung hatte wahrscheinlich nichts mit Vala als Person, sondern mit seiner allgemeinen Haltung gegenüber Fremden, die ihm keinen größeren Nutzen bringen konnten, zu tun. Doch voreingenommen, diese Haltung nach einigen Gesprächen nicht zu ändern, war Publius nicht. "Sicherlich."


    Nach der kurzen Vorstellungsrunde widmete sich das Treffen also interessanteren Themen. Das wichtigste der Amtszeit war wohl die Ausrichtung der Spiele, auf denen sein Verwandter entsprechend auch seinen Schwerpunkt legte. "Ich werde mich um die Gladiatorenschule in Hispania kümmern, wenn du damit einverstanden bist." Was sich Imbrex davon erwartete, stand wohl in den Sternen. Nach kurzem Abwägen meldete sich der Aurelius allerdings für die Aufgabe, die ihm im Moment am sinnvollsten erschien. "Wenn Vala nichts dagegen hat, werde ich dich auch gerne zur Marktinspektion begleiten."

  • Derart kühl abgefertigt zu werden war für Vala nichts neues. Man gewöhnte sich einfach dran, und wenn man sich jede unfreundliche Geste zu Herzen nahm wurde man schwermütig und schwach. Sollte Vala das Verlangen verspüren, sich an diese Geste erinnern zu müssen, so würde er den Aurelier zu gegebener Zeit einfach an seinem Hochmut ersticken lassen während er Corvinus einen nüchternen Kondolenzbrief über den plötzlichen Verlust schrieb. Wenn.


    In diesem Moment allerdings nickte Vala nur knapp und konzentrierte sich dann ebenfalls auf die Ausführungen seinen neuen Arbeitgebers. Imbrex enthielt sich zu den anvisierten Terminen, doch Vala hatte da etwas genauere Vorstellungen: "Realistisch gesehen haben wir also die Möglichkeiten, die Planungen bis zu den Equirra zeitlich vollkommen in den Sand zu setzen, oder die zu den Megalesia in etwas bequeremen Zuständen erarbeiten zu können. Mit Verlaub, ich würde die Megalesia wählen."
    Nicht, dass Vala die Arbeit gerne vor sich her schob, aber er machte sich keine Illusionen: es würde noch eine Zeit lang dauern bis er sich vollkommen zurecht fand, und er wollte nicht gleich beim ersten Großprojekt scheitern. Da schaltete er lieber einen Gang runter und arbeitete dafür etwas präziser.


    "Wenn ich etwas zu den Gladiatorenschulen sagen darf..", warf Vala dann noch ein, als Imbrex sich als einfacher Erfüllungsgehilfe anbot, "...die Gloria Et Honor hat in den letzten Jahren enorm gelitten, gerade was ihren Ruf angeht. Ich an deiner Stelle würde versuchen die Spiele mit dem Auftreten einer in Rom vielleicht weniger bekannten Schule zu würzen, denn gerade die Rivalität zwischen den Schulen dürfte dafür sorgen, dass sich die kleineren Schulen umso mehr Mühe geben aus dem Schatten der großen zu treten. Mit der Gloria Et Honor würdest du dem Volk gewohntes, verlässliches bieten. Mit der Schule aus Gallia würdest du jedoch Männer in den Ring schicken, die strebsam sind den Ruf ihrer Schule zu mehren."
    Dass Vala durchaus eigenes Interesse an der Gladiatorenschule in Gallia hatte, musste er dem Senator ja nicht direkt auf die Nase binden.


    "Nein, natürlich habe ich nichts dagegen. Selbstverständlich werde ich dich ebenfalls zur Marktinspektion begleiten.", fügte Vala nach der Erklärung vom Imbrex matt lächelnd hinzu.

  • Es missfiel mir etwas, wie wenig höflich sich Imbrex gab, doch Vala schien es entweder nicht zu stören oder er überspielte es gut. Ich beschloss, nichts dazu zu sagen. Auch zu der Terminlage äußerte sich nur Vala, weswegen ich mich ihm nun erstmal mit voller Aufmerksamkeit widmete. Ob seiner Worte musste ich schmunzeln. "Ich hätte es vielleicht anders ausgedrückt, allerdings könnte man es zusammenfassend wohl so bezeichnen, ja", bemerkte ich. "Gut. Halten wir die Megalesia fest."


    Ich wollte gleich im Anschluss fortfahren, aber Vala warf erneut etwas ein, das interessant war, und so hörte ich ihm zu. "Hmm", machte ich nachdenklich. "Das ist vielleicht keine schlechte Idee." Rom selbst beherbergte ebenfalls zwar einige Gladiatorenschulen, aber wo die einen preislich gewesen sehr weit über meinem selbstgesetzten Limit lagen, waren die anderen nicht in der Lage, ein größeres Amphitheater zu bedienen, sondern nur kleinere Arenen. "Ich würde einem von euch einfach die beiden Angebote geben, die ich bereits erhalten habe. Das eine ist von einer Schule westlich von Ravenna, das andere stammt von der facilitas et queentia aus Gallien. Ich würde die Organisation der Gladiatorenspiele dann ganz gern einem von euch überlassen. Nicht nur, was auch was das Anmieten der Örtlichkeiten betrifft, auch die Koordination mit der Schule, die letztenendes das Rennen macht.* Oder ihr helft einander aus." Ich sah von Imbrex zu Vala und zurück. "Gut. Und was die Inspektion betrifft, bin ich einverstanden. Wir treffen uns dann an besagtem Termin direkt am Trajansmarkt, würde ich sagen. Den Schneider an der Ecke via Rosa/via Septima kennt ihr?"



    Sim-Off:

    * Derjenige, dem mehr Zeit zur Verfügung steht, sollte vielleicht eher die Organisation der Rennen übernehmen, da von den factiones ja Antworten kommen werden. Den NSC-Part mit den Gladiatoren übernehm ich gern, damit es da auch Interaktion gibt. Sprecht euch einfach mal kurz ab, wer gern wo helfen möchte.
    :)

  • Dass ein Verwandter im Raum war, der sein Verhaltenvielleicht insgeheim beobachten und beurteilen konnte, hatte Imbrex in diesem Moment völlig ausgeblendet. Obgleich er viel Wert darauf legte anderen stets möglichst positiv zu erscheinen, war dieses Verhalten Fremden gegenüber wohl ein Charakterzug, den Publius nicht so leicht abzulegen gedachte, geschweige denn abzulegen versuchte. "Ich stimme bei diesem Punkt mit Vala überein. Der Zeitpunkt der Veranstaltung sollte gut überdacht sein, um ein intensives Arbeiten gewährleisten zu können. Die Megalesia bieten sich dafür sicherlich an", bestätigte der Aurelier auch noch von seiner Seite, obschon der Zeitpunkt in Corvinus' Munde bereits als feststehend zu verstehen war.


    "Den zweiten Punkt sehe ich etwas kritischer. Warum sollten wir uns einzig und allein darauf besinnen den Konkurrenzkampf unter den Gladiatorenschulen zu sichern, anstatt auf eindeutige Qualität zu setzen. Gloria et Honor ist im ganzen Imperium bekannt und wird seinen Ruf in Rom durch derartige Spiele sicherlich nicht auf's Spiel setzen. Daher denke ich nicht, dass wir von dieser Gladiatorenschule weniger Engagement und Elan erwarten sollten, als von unbekannteren", gab Imbrex dann zu bedenken. Aber für welche Gladiatorenschule sie sich auch entscheiden sollten - die Wahrscheinlichkeit war gering, dass sie derartig unprofessionell war um den Ansprüchen der Veranstaltung nicht zu genügen.


    "Den Schneider kenn ich nicht, allerdings wird sich Adrastos in diesem Zusammenhang noch einmal erkundigen. Ich werde auf jeden Fall rechtzeitig erscheinen", versicherte Publius.


    Sim-Off:

    Wir haben uns darauf geeinigt, dass Vala die Gladiatoren übernimmt und ich das Rennen.

  • Der Aurelier ging gegen Valas Vorschlag vor, was Vala irgendwo auch zufrieden stellte, immerhin wurde so klar, dass das Abstecken von Revieren hier keine Ein-Mann-Show war. Er unterließ es allerdings dagegen zu argumentieren, immerhin hatte er schon trifftige Gründe vorgelegt, und überließ es so dem Senator darüber zu entscheiden wie sie letztendlich verfahren würden.

  • "Hmm." Ich rieb mir nachdenklich übers Kinn. Sicherlich war eine Konkurrenz das beste Mittel, um Ehrgeiz zu provozieren. Andererseits hatte Vala mit seinem Einwand durchaus recht. Ich schwieg eine Weile und wägte Für und Wider gegeneinander ab, dann nickte ich. "Wir werden die Spanier bewusst außen vor lassen. Auch Flavius Gracchus ist damals ein Risiko eingegangen, als er eine bis dato unbekannte Schauspieltruppe engagierte. Lassen wir die Gallier und dir Norditaliener das Rennen unter sich austragen. Duccius, würdest du dich darum kümmern?" Ich blickte ihn Fragend an und wandte dann den Blick zu Imbrex. "Und dir würde ich dann gern die Anschreiben für die Rennen überlassen. Du müsstest herausfinden, wer welchen Stall leitet und die principes einladen.* Und dann hätte ich noch eine Bitte an dich. Es wird ein Festbankett zu Ehren der Götter geben, wir sollten uns diesbezüglich mit den Epulonen in Verbindung setzen. Ich würde hier gern den Weg über Flavius Piso gehen und nicht über den maguster direkt. Könntest du wohl einen Termin arrangieren?"



    Sim-Off:

    * das Übliche, sie mögen die Setzdaten bitte zusenden

  • Sonderlich wortreich schien keiner der beiden zu sein, was mich durchaus ein wenig verwunderte, war ich doch sonstig anderes von beiden gewohnt. Woran das liegen mochte, wagte ich nicht zu raten noch einzuschätzen. Also nickte ich selbst ebenfalls nur knapp und abschließend. "Gut. Dann schlage ich vor, dass wir uns um diese Dinge kümmern und dann hier wieder treffen, wenn wir Ergebnisse zu berichten haben. Publius, ich hätte es gern, wenn du mit zu Flavius Piso kommen würdest. Lege den Termin also bitte so, dass du Zeit findest. Das könnte nützlich für deine angestrebte Position innerhalb des cultus sein. Wenn ihr sonst keine Fragen mehr habt, wäre das alles."

  • Es war spät am Abend, und die Dunkelheit verschlang immer mehr für die Arbeit essentielles Licht, als Vala eine der letzten Abrechnungen und Abschlussschriften für die Spiele vollendete und mit einem Seufzen den mit trockener Tinte schon ziemlich verkrusteten Griffel beiseite legte.


    "Senator.", meinte er, nach Monaten der Zusammenarbeit immernoch auf eine gewisse Distanz beharrend, die ein gewisser Grieche für essentiell für professionelle Arbeit hielt, während er sich müde die Augen rieb, "Bevor ich dich nun verlasse, würde ich gerne noch auf zwei Dinge zu sprechen kommen die mich schon einige Zeit beschäftigen. Das heißt, wenn du mir diesen Moment gönnst."

  • Es war bereits spät, die Lampen entzündet, und im Haus roch es nach den Köstlichkeiten, die bald zum Abendessen kredenzt werden würden. Vala saß an dem Tisch, den er für seine Arbeit bezogen hatte, ich an meinem Schreibtisch. "Mhm", brummte ich leicht abwesend, da ich selbst noch einen Griffel hielt und schrieb, als Vala mich ansprach. Dreieinhalb Worte später machte ich einen Punkt und hob den Kopf, um Vala anzusehen. "Selbstverständlich. Worum geht es?" erkundigte ich mich. Der Geruch nach Gebratenem durchflutete den Raum, ich hatte Hunger.

  • "Wie du natürlich weißt...", begann Vala mit einer jener höflichen Floskeln, die ihm in den letzten Jahren in Rom in Mark und Bein übergegangen waren, "...werden bald wieder Wahlen zum Cursus Honorum stattfinden. Ich arbeite nun schon seit zwei Perioden für dich, und ich habe vor, für die kommenden zu kandidieren."


    Sie hatten natürlich schon einmal darüber gesprochen, am Anfang, als sie einander kennengelernt hatten, doch das Thema war unter den Tisch gerutscht, als die vielen Themen des gemeinsamen Wirkens auf ihn gekommen waren.


    "Ich würde mich freuen, wenn du mich bei meinem Vorhaben unterstützen könntest."
    Immerhin hatten sie einige Zeit zusammen gearbeitet, und Vala hatte sehr viel in dieser Zeit von dem Senator gelernt. Auch war der Aurelier nicht unbedingt ein unpotenter Fürsprecher in den Reihen der patrizischen Senatoren, die einen klassischen Block in den Rängen der Curia Iulia ausmachten.

  • "Ah", bemerkte ich und lehnte mich ein wenig zurück, um Vala weiterhin aufmerksam ansehen zu können. Einen Moment schwieg ich, dann folgte ein Nicken. "Ich werde dich gern unterstützen, Duccius. Du warst mir eine große Hilfe, insbesondere was die Spiele anbelangt. Ich nehme an, du bittest im Zuge dessen darum, aus deiner Position entlassen zu werden?" Mehr eine rhetorische Frage denn eine tatsächliche, denn die Wahlwerbung verlangte nach Einsatz, und jener verlangte nach Zeit. Zeit, von der er nur wenig hatte, wenn er weiterhin als mein scriba personalis beschäftigt war. "Welches Amt wirst du anstreben?" erkundigte ich mich hernach interessiert. Ich dachte an meinen eigenen Einstieg in den cursus honorum zurück. Das lag nun schon Jahre zurück, und ich fühlte mich seltsam alt.

  • "Danke, Senator.", sprach Vala mit ehrlichem Lächeln. Er hatte darauf gehofft, soviel Unterstützung wie möglich zusammen kratzen zu können, da er sich sehr bewusst war, dass sein Aufstieg in den Senat ein steiniger und vor allem steiler Weg werden würde. Im Endeffekt würde er an Fürsprache brauchen, was er bekommen konnte.


    "Ja, das würde es bedeuten. Ich möchte an dieser Stelle noch einmal betonen, wieviel ich von dir in den letzten Monaten gelernt habe, es war eine Zeit, deren Wert ich nicht hoch genug einschätzen kann.", was einerseits der bewährte Griff in den Honigpott war, andererseits eine ehrliche Beschreibung von Valas Einschätzung der letzten Zeit.
    "Welches Amt strebe ich an... gute Frage. Um ehrlich zu sein: das Münzwesen, also die Tresviri Aere Argento Auro Flando Ferunde, mit der damit verbundenen Finanztheorie interessiert mich schon sehr. Genauso wie die Tresviri Capitalis, die ja einen nicht geringen Einblick in das Justizwesen gewährten. Allerdings wird es im Vigintivirat darauf ankommen, sich zu beweisen. Und das arbeitsträchtigste Amt ist das der Decemviri Litibus Iudicandis, also auch die beste Möglichkeit zu zeigen, dass ich den Anforderungen gewachsen bin. Ich glaube nicht, hier nach Interesse entscheiden zu können, zumal es ja nicht bei mir liegt zu entscheiden, sondern beim Senat..."


    Er machte eine kurze Pause, als ihm noch etwas einfiel, dass es anzusprechen galt: "Achja.. ich muss noch beim Praefectus Urbi vorsprechen, um mich selbst für eine Erhebung in den Ordo Senatorius ins Spiel zu bringen. Ein Freund von mir meinte, es wäre gut so viele Fürsprecher wie möglich zu haben, um ihn davon zu überzeugen. Kann ich in dieser Sache auch auf deine Fürsprache zählen? Es würde mir viel bedeuten..."

  • Der Honigpinsel war für meinen Geschmack tatsächlich ein wenig zu groß, denn gleich was andere auch davon halten mochten, war ich nie ein großer Freund von Bauchpinselei gewesen. Ich nickte also nur und erwiderte meinerseits ebenso ein Gemisch aus höflicher Floskel und persönlichem Eindruck. "Ich verliere damit einen tüchtigen und ehrgeizigen Mitarbeiter. Diese Lücke wird nicht leicht zu schließen sein, obgleich es jetzt wohl ohnehin etwas ruhiger werden wird." Immerhin war die letzte Amtszeit vorüber, die letzten Abrechnungen gemacht.


    "Nein, das wohl kaum. Aber du kannst davon ausgehen, dass irgend jemandem im Senat die Frage auf der Zunge liegen wird, welches Amts du präferierst, und dann solltest du gut kontern können. Letztendlich hast du wohl kaum Einfluss auf die Wahl, da hast du recht. Doch besser ist man gut vorbereitet, als hinterher improvisieren zu müssen und damit zu riskieren, ahnungslos zu wirken", erwiderte ich. "Allerdings mache ich mir da bei dir keine Gedanken. Ich nehme an, du hast bereits eine Liste der wichtigsten Senatoren im Kopf oder auf der tabula." Es würde mich doch sehr wundern, wenn dem nicht so war.


    Bei der Erwähnung des praefectus urbi hingegen zog ich kurz eine Grimasse und runzelte im Anschluss die Stirn. "Was das betrifft, kann ich dir nur raten, nach Klienten und Freunden des Vesculariers Ausschau zu halten und sie für dich zu gewinnen. Man sagt, dass er nicht eben viel von Patriziern hält. Ich bezweifle daher, dass ein Empfehlungsschreiben meinerseits die den gewünschten Erfolg bringen mag. Wenn du es dennoch versuchen möchtest, sollst du jedoch eines erhalten." Ich überlegte einen kurzen Moment. "Was ist eigentlich aus der Idee mit der Verwaltung in den Provinzen geworden?" Ein entsprechender Antrag war mir nämlich entgangen.

  • Mit dankbaren Lächeln nahm Vala die Antwortfloskel auf, zog bei den folgenden Worten jedoch die Stirn kraus. Er würde kontern müssen... kontern war nicht das Problem. Allerdings womit? Sollte er sich eine exotische Position aussuchen, um dort von sich reden zu machen, oder sollte er arbeitsintensive Ämter bevorzugen, um zu zeigen wie tüchtig er sich seinen Ruf erarbeitete?
    Er beschloss, die Frage laut zu stellen: "Und wenn die Frage kommt... welches Amt soll ich nennen? Ein exotisches, wie das Münzwesen? Oder doch etwas arbeitsintensiveres, wie das Erbrecht? Oder etwas herkömmlicheres? Was würdest du mir empfehlen?"


    Die wichtigsten Senatoren... nun, das war eine gute Frage, oder eher: ein dringlicher Gedanke. Wen hatte er auf der Liste? So einige... aber waren das genug? Andere wiederrum hatte er noch garnicht besucht... weil sich bisher keine Möglichkeit aufgetan hatte, an diese heran zu kommen. Die Germanici zum Beispiel schienen sich in Gesellschaften aufzuhalten, die sich wenig bis garnicht mit seinen überschnitten. Es schien fast, als gäbe es in Rom wirklich einige hermetisch abgeriegelte Gruppen, die sich nur an wenigen Schnittpunkten miteinander verbanden. Es würde hart werden, diese Schnittpunkte auszumachen und auszunutzen, das hatte Vala schon recht früh begriffen.


    "So wie ich das mitbekommen hat, agieren die Freunde und Gesinnungsgenossen des Stadtpräfekten eher im Hintergrund. Niemand weiß, wie der politische Nachbar zu ihm steht. Daher wird es schwierig sein, gezielt auf die richtigen Leute zuzugehen...", sinnierte Vala, der seinen Wahlkampf wie einen Schlachtplan zufolge führte, um sich am Ende doch der Ungewissheit gegenüber zu sehen, wie er das letztendliche Abstimmungsverhalten hätte beeinflussen können. Dass der Praefect es mit Patriziern allerdings nicht so hatte, war für Vala ein ernstes Problem, was man ihm auch ansah: "... er kann nicht mit Patriziern? Das ist... gelinde gesagt... verdammt problematisch. Nicht wenige meiner Fürsprecher kommen aus den Familien der römischen Nobilitas. Frag mich nicht, wie ich das geschafft habe, aber die oberen Eintausend scheinen ein Fable für Außenseiter aus dem Norden zu haben."
    Er bettete das Kinn auf eine Faust und sah nachdenklich ins Leere. Wenn er seine patrizischen Förderer nicht würde anführen können, würde es reichen müssen mit den Consularen und dem Praetorianerpräfekten zu punkten.

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