[Officium] Tribunus Laticlavus Marcus Decimus Mattiacus

  • "Meridius ist einer der Besten. Ein wahrer Römer." sagte Mattiacus. "Die Germanen sind gar nicht so grausam wie man sich erzählt. Gut, in Notzeiten schrecken sie auch vor Menschenopfern nicht zurück. Aber sowas haben wir Römer auch gemacht, als Hannibal vor unseren Toren stand. Einiges an ihren Gebräuchen wird uns immer fremd und verschlossen bleiben, aber ich glaube, Römer und Germanen können mehr zusammen erreichen als sich bloß gegenseitig die Köpfe einschlagen. Es muss ein Geben und Nehmen sein."

  • "Ich vermisse den alten Meridius," sprach Verus aus dem Herzen. "Zusammen? Du beliebst zu scherzen. Sie greifen uns an, vernichten unsere Güter und bedrohen die Pax Romana! Wir haben nicht ohne Grund die größten Militärkonzentrationen hier an der Grenze zum Barbarentum. Aber ich will dir glauben, da du sie studiert hast. Sie scheinen doch nicht die Monster zu sein, für die wir sie halten aber an einen friedfertigen Charakter ihrerseits kann ich nicht glauben. Geben und Nehmen? Mir erscheinen die Germanen in dieser Hinsicht als Nehmer und wir als Geber."

  • "Du solltest sie auch mal kennenlernen. Sie sind nicht nur die plumpen Barbaren in Fellen. Aber was ich mit Geben und Nehmen meine ist besonders der Handel. Sie lieben den Wein und unsere Kunstwerke. Und sie haben auch einige Güter wie Bernstein und eben Felle und noch mehr, was wir mit ihnen erhandeln können. Ich setzte mich lieber mit einem Germanen auf dem Mercatus auseinanderander als auf einem Schlachtfeld."

  • Verus nickte verstehend. "Jeder wünscht sich den Frieden, absolut jeder. Ich würde auch lieber den Handel dem Kampf vorziehen aber leider bleibt der Krieg nun mal ein Übel, manchmal auch ein notwendiges Übel, unserer Welt. Es wird in der Zukunft immer Konflikte mit Kulturen geben, die wir nicht verstehen oder nicht verstehen wollen. Die Germanen sind so gänzlich anders als wir, dass solche Konflikte aus der Natur der Sache heraus geschehen werden. Es ist ein Kampf der Kulturen und ich würde es lieber sehen, wenn wir diesen Kampf gewinnen. Natürlich mögen sie unsere Kunstgegenstände, da sie diese ja selbst nicht haben aber ist es deshalb gut, Germanen in unser Reich zu lassen?"

  • "Diejenigen, die sich zur Rom bekennen? Absolut. Du siehst ja, dass ein Großteil unserer Auxilien von ihnen gebildet werden. Sie sind trotz allem fähige Kämpfer. Und wenn sie ein Teil der res publica werden wollen, dann können sie auch herkommen."

  • "Soll unsere Gesellschaft wirklich so offen sein, dass wir uns selbst germanisieren? Ich mache mir nicht die Sorgen über die, die unsere Kultur annehmen. Ich mache mir Sorgen über die, die verändern wollen und sich direkt in das römische Leben einmischen," sprach Verus leicht erschrocken. Man erkannte doch, dass Verus eine Abneigung gegenüber Germanen hatte.

  • "Ich habe ja nicht gesagt, dass wir uns selbst germanisieren sollen, sollen diejenigen, die sich eben romanisieren wollen, auch eine Chance dazu geben. Und diejenigen, die sich in das römische Leben einmischen, sind doch recht wenige und mit denen kommt man schon klar. Die bleiben einfach hinter dem Limes. Aber genug davon. Willst du noch was trinken?" fragte MAttiacus mit Blick auf den Krug.

  • Mattiacus schenkte nach. "Bei den feinen Herren und Damen der Gesellschaft das Übliche: Wer heiratet wen und wer muss sich dafür scheiden lassen. Mich hat bisher noch keine unter die Haube bekommen. Ansonsten krempelt der neue Consul unser hergebrachtes Rechtssystem kräftig um bzw. er will es wieder an die Zeiten vor Cäsar und Sulla annähern. Ich habe ihm dabei ein wenig durch meinen Rat geholfen. Damit war ich auch in der letzten Zeit vor meiner Abreise beschäftigt. Den Kaiser habe ich leider schon länger nicht mehr gesehen, alles läuft über die Kanzlei."

  • Als Mattiacus die Heiratsgeschichten ansprach, schmerzte Verus' Herz erneut seit Monaten. Er griff sich an die Brust und rang nach Luft. Nach einigen Momenten war der Krampf verflogen. "Verzeihung," entschuldigte sich Verus und trank einen kräftigen Schluck. "Es ist mein Herz. Es hat mir damals einen Strich durch meine politische Karriere gemacht. Fortuna hat meine Spielkarten neugemischt und nun sieht mein Spiel des Lebens anders aus." Verus wischte sich ein wenig Schweiß von der Stirn.


    "Er krempelt das Rechtssystem um? Ist das denn richtig? Ich frage mich, ob gebräuchliche Gesetze ständig umgeändert werden müssen? Wenn du ihn aber beraten hast, wird schon etwas Gutes dabei herumgekommen sein. Der Kaiser ist immer noch abstinent? Damals als ich noch Curator Kalendarii war, war der Kaiser ebenso abstinent. Es scheint mir so, dass wir ihn nicht wiedersehen und die Entscheidungen in den Händen der Kanzlei bleiben. Ich mache mir ernste Sorgen, bei wem die Macht nun wirklich liegt, denn die Kanzlei arbeitet nur auf Befehle hin."

  • "Verzeih, ich wußte nicht, dass ich da bei dir eine wunde Stelle getroffen habe." sagte er, als er Verus' Reaktion wahrnahm.


    "Der Consul will vieles wieder in seiner ursprünglichen Form haben. Er wollte ztum Beispiel wieder das Säcken als Todesstrafe einführen. Ich habe ihm geraten statt an Ritualen festzuhalten, die heute eh keiner mehr versteht lieber den Bereich für das opus publicum auszuweiten. so sin ddie Deliquenten noch für den Staat nützlich und sie lernen etwas aus ihren Fehlern. Und was mit dem Kaiser ist: Zum Glück ist die Kanzlei in fähigen Händen, noch läuft alles gut und das Verhältnis zum Senat ist freundschafltich und partnerschaftlich. Aber ich bin mir sicher, die Situatuion wäre schlechter wenn andere Leute am Drücker wären."

  • "Ich muss mit diesem Herzen leben, Mattiacus. Du brauchst dich nicht dafür zu entschuldigen." Er trank einen weiteren Schluck auf den Schmerz.


    Zur Kanzleisache meinte er:"Die Betonung liegt auf noch, mein Freund. Wer weiß, was die Zukunft bringt. Ein schwacher Kaiser öffnet immer die Tore für einen Tyrannen, ob ausländisch oder inländisch."

  • "Naja, ich hoffe mal, dass es zur Zeit wenig Tyrannen in Rom gibt. Besser wäre das. Wobei es immer solche gibt, die Zustände vor Augustus wiederhaben wollen, oder ganz anders, den Senat abschaffen und selbst herrschen, man möchte fast sagen, wie Könige."

  • Verus schreckte bei dem Unwort auf. "Könige?!" Er wirkte erschüttert. "Ja, solche Personen mag es wohl geben und das leider zu Hauf, wie es mir scheint. Rom ist ein Pfuhl von Intrigen und Machthunger, sicherlich sind wir beide auch bereits verdorben, denn wir streben nach mehr als nur einem Lebensunterhalt."

  • "Naja, ganz so sehe ich das nicht. Roms große Familien haben sich immer um den ganzen Staat gekümmert, nicht nur um ihre eigenen Angelegenheiten. Und das tun wir Decimer ja schließlich auch. Indem wir hohe Positionen besetzten und immer noch halten haben wir das Imperium mitgeformt. Und das nicht nur zu unserem Eigennutz. Das ist jedenfalls mein Verständnis."

  • Verus lächelte. "Das kann man sehen, wie man will. Etwas mitgestalten zu können, ist auch eine Form von Macht. Macht zu haben, ist an sich nichts schlechtes aber, wie setzt man diese ein? Macht verdirbt viele. Man klammert daran, auch wenn es einst gute Intentionen waren, die uns zur Macht drängten. Dienen wir wirklich Rom oder einfach nur der Eitelkeit unseres Familiennamens? Diese Frage sollte man sich persönlich stellen. Warum dient man, um den Bürgern Roms zu dienen oder sich selbst?"

  • "Wie bei allen Sachen liegt die Wahrheit wohl irgendwo in der Mitte. Mattiacus sah nach draußen aus dem Fenster und sah, dass die Sonne schon weit vorgerückt war. "verzeih bitte, ich habe unser Gespräch sehr genoßen, aber ich muss heute nocheinmal in meine neues Haus im Castellum. Es ist noch nicht alles ausgeräumt." Er stand auf und ging zu Verus hinüber. "Ich wünsche dir alles Gute für die Zukunft. Ich bin mir sicher, du schaffst das!"

  • Verus war doch überrascht, dass Mattiacus das Gespräch nun abbrach aber er hatte wohl recht, da sie doch schon eine beträchtliche Zeit miteinander sprachen. "Ich verstehe." Er stellte sein Getränk ab und reichte seinem Verwandten die Hand zum brüderlichen Handschlag. "Danke für deine Zeit. Wir werden sehen, was die Zukunft bringt."

  • "Aber natürlich, Mattiacus. Wir sind eine Familie und auf die sollte man sich verlassen können. Was wären wir Römer ohne unsere Familie?" Verus nickte unterstreichend. "Vale!" Verus war doch recht zufrieden mit dem Gespräch und nun hieß es, einen Weg zurück nach Hause zu finden. So entfernte er sich über seine Heimreise grübelnd.

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