In trauriger Mission - von Rom nach Mantua

  • Das eintönige Rumpeln des Reisewagens hatte etwas einschläferndes an sich, doch irgendwie fand der sonst bemerkenswert schmerzfreie Ahala es unpassend, ein Nickerchen zu machen, während seine junge Verwandte weiterhin so traurig durch die Vorhänge des Wagens hinaus auf die langsam vorbeiziehende Via Clodia schaute. Eigentlich hatte er sich ja schon seit längerer Zeit gewünscht, die ausgesprochen sympathisch wirkende Arvinia ein bisschen besser kennenzulernen, aber der Umstand, dass sie gerade dabei waren die sterblichen Überreste ihres Bruders nach Rom zu holen, bot nicht gerade den optimalen Rahmen dafür.


    "Geht es dir einigermaßen, Arvinia?" fragte er aufrichtig besorgt nach. "Wenn du magst, können wir mal eine kurze Pause einlegen und uns ein bisschen die Beine vertreten."

  • Der Tag war Rabenschwarz in Arvinias Augen. Die Bäume außerhalb der Stadt schlugen dunkle Schatten und keine zehn Schritte weit konnte man an ihnen vorbei sehen. Die Baumspitzen bewegten sich im Wind, der auch um die Kutsche der beiden jungen Tiberier sauste. Tristess, das war genau das passende Wort, um alles zu beschreiben, verbunden mit Arvinias Gefühlen. Quintus Tod würde ihr noch eine sehr lange Zeit in den Knochen stecken. Als ihr Verwandter sie ansprach, reagierte sie erst nicht, sie hatte es nur halb wahrgenommen. "Oh .. oh verzeihe mir Aulus .. meinem Körper geht es gut, aber meine Seele weint.." sagte sie und rieb sich einmal mit ihren Händen über das Gesicht.
    "Keine Pause .. vielleicht später, ich möchte so schnell wie möglich .." dann musste sie schon wieder Schlucken und ein paar Tränchen verließen ihre wässrigen Augen.

  • Ahala war nicht besonders gut darin, mit den Gefühlen anderer Leute umzugehen. Wenn es sich dann auch noch, wie in Arvinias Fall, um tiefe Trauer handelte, dann zog er es normalerweise vor, die entsprechende Person möglichst so lange zu umgehen, bis das schlimmste vorüber war. Da das in diesem Fall aber nun kaum möglich und Arvinia ihm darüber hinaus auch noch sehr sympathisch war, blieb dem Tiberier nichts anderes übrig, als über seinen Schatten zu springen und sich selbst einen Ruck zu geben.


    "Ja, das verstehe ich natürlich." sagte er nach kurzem Räuspern. Ob er einfach wieder die Klappe halten sollte? Vielleicht wäre seiner Verwandten das lieber, aber schließlich wollte er ja auch nicht wie ein gefühlloser Holzklotz erscheinen. "Dein Bruder und du, ihr habt euch ziemlich nah gestanden, nicht wahr? Dabei muss er doch einige Jahre älter gewesen sein, wenn er schon so ein erfolgreicher Kommandant war."

  • "Er war ..." wahrscheinlich würde Celsus das anders auffassen, aber für Arvinia machte es keinen Unterschied "nur mein Adoptivbruder .." Celsus war ja nun auch adoptiert worden von Manius und wurde jetzt Ahala genannt, in ein paar Jahren würde er vermutlich auch erfahren, dass ihm Manius viel bedeuten wird, auch wenn er nur von ihm adoptiert worden ist. "..dennoch.. er war mein großer Bruder, er war so stark, in seiner Art kühl, aber wer ihn kannte wusste, dass hinter dieser Fassade ein liebevoller Mensch steckte.."
    Sie musste daran denken, wie sie damals auf die Ankunft der Prima gewartet hatte und ihr Bruder erhobenen Hauptes und voller Ehre auf seinem Ross saß und seine Befehle gab.
    "Lass uns von etwas anderem reden, ich denke schon an nichts anderes, da muss ich mich auch nicht noch laut darüber austauschen.. sei mir nicht böse."

  • Ahala war Arvinia wegen des vorgeschlagenen Themenwechsels absolut nicht böse, ganz im Gegenteil. Obwohl er seine Verwandte bislang kaum kannte, tat es ihm leid, sie in einem derartigen Zustand zu sehen und als mitfühlender Tröster war er ohnehin nicht allzu gut geeignet, zumal er selbst zu dem Verblichenen überhaupt keine Verbindung gehabt hatte. Welches Thema war denn in dieser Situation nicht allzu unpassend und trotzdem gut als Ablenkung geeignet? Der Tiberier überlegte einen Augenblick, dann hatte er eine Idee.


    "Ja natürlich, dafür hab ich doch Verständnis." nickte er ganz verständnisvoller Cousin oder Neffe, oder was auch immer er aus Arvinias Sicht nun war.
    "Aber sag mal, du hast doch bei Durus' und Laevinas Hochzeit deine Verlobung offiziell gemacht. Willst du mir nicht ein bisschen was von deinem zukünftigen Ehemann erzählen?" Bei einer arrangierten Ehe konnte eine solche Frage natürlich nach hinten losgehen und zu einer zusätzlichen Verschlechterung von Arvinias Laune beitragen. Aber auf der Hochzeit hatten sie und ihr Zukünftiger ja einen ausgesprochen zufriedenen Eindruck gemacht, also konnte er mit diesem Thema nicht völlig in die Latrine greifen.

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