equile | Nach einer ereignisreichen Nacht

  • Ursus und Septima hatten die Nacht völlig ungestört verbracht. Niemand hatte den beiden gesagt, daß bei Siv die Wehen eingesetzt hatten. Und was Ursus betraf, so kümmerte es ihn nicht sehr. Die Schwangerschaft war ihm sowieso unheimlich, denn keiner der Sklaven kam Siv eigentlich ausreichend nahe. Aber er war auch nicht interessiert genug, um genauer nachzuforschen. Es würde sich schon irgendwer zu dem Kind bekennen. Und es war kein Sklave, es war das Kind einer Freigelassenen. Die Aurelier hatten also keine Pflichten diesem Kind gegenüber.


    So war die Nacht so wunderbar verlaufen, wie auch die anderen seit ihrer Eheschließung. Septima schien nicht zu den Frauen zu gehören, die regelmäßig von furchtbarer Migräne geplagt wurden. Im Gegenteil schien sie geradezu unersättlich zu sein. Der wenige Schlaf machte ihm noch zu schaffen, aber er hatte schon überlegt, vielleicht mittags ein kleines Schläfchen einzulegen. Zeit genug hatte er ja.


    Heute Morgen war das Wetter schon fast frühlingshaft gewesen, wenn auch die Morgenkälte noch ziemlich unangenehm war. Cimon sorgte allerdings schon dafür, daß seinem Herrn nicht lange kalt war. Und auch dafür, daß sein Herr dem schönen roten Sonnenaufgang nicht allzu lange nachschaute. Sie trainierten wie jeden Tag. Und erst nach dem Training trat der Stallmeister zu Ursus, um ihm leise mitzuteilen, daß Arbo, sein Wallach, hustete. Nur kurz wusch Ursus sich den Schweiß ab und schlüpfte in warme, trockene Kleidung, dann ging er in den Stall, um nach dem treuen Tier zu sehen. Cimon half ihm, alles schnell zu erledigen und begleitete ihn dann in den Stall.


    Ursus betrat die Box, während er leise auf Arbo einsprach. Nicht oft nahm er sich die Zeit, nach dem Wallach zu sehen. Das Tier war alles andere als jung. Das war er schon nicht gewesen, als er ihn vor Jahren gekauft hatte, damit er ihm in Germanien diente. Ein braves, unerschrockenes Tier, das den an sich ungeübten Reiter mit Geduld ertragen hatte.


    Sim-Off:

    reserviert

  • Cimons Nacht war beiweitem nicht so gut und er dachte ständig über die Geburt nach. So war er an diesem Tag weitaus weniger gut im Trainieren, wie sonst. Doch er würde es im Notfall damit entschuldigen, das er seinem Herren die Gelegenheit geben wollte im Nahkampf zu Gewinnen. Diese Stunde am Tag war die einzige Zeit, in der er so ganz anders war. Als wenn er kurz frei wäre...als wenn Flora da wäre ... ein seltsamer Vergleich, vorallem da er mit ihr niemals würde kämpfen wollen. Am Ende nahm der Nubier diese Emotionen einfach als gegeben hin.


    Nach den Übungen kam die etwas schlechtere Nachricht. Der Sklave schaltete sofort um. Er war schnell und ergeben in dem was er tat. Damit sein Herr schnell ein wenig gewaschen sein würde und etwas neues anziehen konnte. Um sich selber kümmerte er sich nur soweit Ursus es zuließ.


    Mit Dominus Ursus zusammen betrat er den Stall und schlug den Weg zu Arbo ein. Auch der Nubier machte sich Sorgen um das Tier, das er gern gewonnen hatte. Beim Betraten des Gebäudes holte Cimon einen Apfel heraus, den er sich eben noch schnell gegriffen hatte und reichte diesen ergeben seinem Herren. Arbo war ein liebes Tier, das einen gleich viel lieber hatte, wenn man ihm etwas mitbrachte.

  • Wirklich gut geschlafen hatte sie nicht. Erst war sie mitten in der Nacht grundlos aufgewacht und dann mehr oder weniger mitten in die Geburt von Siv geplatzt. Lysandra ihre treue Leibsklavin hatte sie mit ihrem munteren Geplapper über die Hausangstellten aufgeklärt. Auf diese war immer verlass, sie fand alles heraus. Wirklich eingeschlafen war sie dann auch nicht, als sie zurück ins Bett geklettert war, so war sie an diesem Morgen ausnahmsweise einmal früher wie Narcissa auf. Ein Wunder, wie Lysandra beteuert hatte, als sie diese dann aus dem Schlaf geholt hatte. Das ihre Herrin recht Still war, viel ihr nicht auf, Flora war eben ein Morgenmuffel. Eilig hatte sie die Aurelia dann hergerichtet und in eine grüne Tunika mit blauer Pala gesteckt. Mit einem eher schlecht gelaunten Ich geh im Garten spazieren war sie dann vor der Sklavin geflüchtet. Ihr weg hatte sie dann aber nicht den Garten geführt, sondern direkt in den Stall wo sie sich nicht zu Schade war ihrer Stute das Fell zu bürsten bis es glänzte. Ganz in die Pflege zu dem Tier beschäftigt bekam sie nicht mit, dass sie Gesellschaft bekommen hatte. Erst als sie eine recht vertraute tiefe Stimme hörte, steckte sie ihren Kopf aus der Box ihrer Stute. Zu ihrer Überraschung entdeckte sie Cimon und dann auch Ursus.


    „Guten Morgen“, sagte sie etwas überrascht und strich sich eine Locke hinters Ohr. „Schon so früh im Stall?“ fragte sie nach. Kurz lächelte sie Cimon zu. Heute Nacht waren sie sich ja kurz über den Weg gelaufen, ehe Marcus ihn mit schlechter Laune zu Bett geschickt hatte.

  • Daß Cimon ihn heute ein paar Mal hatte gewinnen lassen, weil er so durcheinander war, hatte Ursus nicht gemerkt. Er hatte sich gefreut, daß er so gut geworden war, daß er hin und wieder gegen den Nubier ankam. Das Erwachen würde in den nächsten Tagen kommen, wenn er wieder keine Chance gegen Cimon hatte. Doch heute fühlte er sich gut, stark und als toller Kämpfer.


    Wenn nicht die Nachricht von Arbos Krankheit gekommen wäre, dann hätte dies ein echt guter Tag werden können. Jetzt stand er in der Box und wie immer war es Cimon, der an alles dachte. Ursus lächelte seinen Sklaven an und nahm den Apfel entgegen. "Wenn ich Dich nicht hätte, mein wandelndes externes Gedächtnis", grinste er und gab dem Wallach den Apfel. Daß es dem Tier nicht gut ging, zeigte sich deutlich, als dieser den Apfel eher lustlos nahm.


    Noch bevor er sich zu Arbos Zustand weiter äußern konnte, hörte er eine weibliche Stimme, die ihm sehr bekannt vorkam. Das mußte Flora sein, sie war der Pfedenarr von den beiden, erinnerte Ursus sich. "Guten Morgen, Flora. Ja. Meinem Wallach geht es nicht gut. Aber die Frage ist wohl eher, was machst Du so früh hier?" Junge Mädchen, die morgens im Stall rumstromerten, das war nicht sehr damenhaft. An Cimon gewandt meinte er: "Ich glaube, es bekommt ihm nicht gut, die ganze Zeit hier im Stall zu sein. Und er ist alt. Was meinst Du?"

  • Sacht streichelte sie über die samt weichen Nüstern von Nada, so hatte sie ihre Stute vor langer Zeit getauft. Es war ein sanftes Tier, mit verborgenem Temperament. Mit viel Mühe und Liebe hatte sie die Stute zugeritten, sie reagierte bereits auf die kleine Gewichtsverlagerung. Ihre Mutter war nicht so begeistert gewesen, hatte ihr aber ihren Willen gelassen. Auch weil sie wusste dass sie ihre Tochter bestrafen würde, wenn sie ihr den Umgang mit dem Pferd verbat. Am Ende hatte sich dies als richtige Entscheidung heraus gestellt. Sie hatte gelernt geduldig zu sein, nicht so viel auf einmal zu fordern und ihr Feingefühl ausgeprägt, auch für Menschen. Während sie so aus der Box lugt, stupste Nada sie in die Seite. „Ja, ja, schon gut meine Schöne!“ meinte sie nur und drehte sich erst einmal um, um das Tier mit einer Möhre und einen Apfel zu belohnen. Schließlich schlüpfte sie aus der Box heraus und schloss diese sorgfältig. Ein Protestlaut erklang und sie seufzte. „Nachher darfst du raus!“ erklärte sie dem Tier, als würde es verstehen wie ein Mensch. Schließlich drehte sie sich zu Titus wieder um und trat neben ihn.


    „Ich bin viel zu früh aus dem Bett gefallen und da ich nicht wusste was ich anstellen sollte, bin ich zu Nada gegangen“, sie deutete auf die braune Stute mit der weißen Blässe auf der Stirn. "Ich hab nicht wirklich gut geschlafen heute Nacht!" Sie streckte die Hand nach seinem Wallach aus und ließ diesen erst einmal an ihrer Hand schnuppern, damit er sich mit ihrem Duft vertraut machen kann. Sacht streichelte sie ihn dann schließlich zwischen den Ohren. „Pferde brauchen Bewegung“, sagte sie dann an Titus gewandt. „Wie alt ist er denn?“ fragte sie ihn dann noch.

  • Die Worte seines Herren, über das wandelnde Gedächnis, gefielen Cimon und er lächelte ein wenig verlegen. Versuchte er doch einfach nur ein guter Sklave für Ursus zu sein. Als er dann Flora sah, erhellte sich seine Mine zunehmend und er sah sie nur kurz direkt an, bevor sein Blick umgehend nieder ging.
    Sollte er ihren Gruß erwiedern? Vieleicht in einer Pause. Vieleicht nach der Frage seines Herren. War Cimon gemeint? Durfte er etwas sagen? Wieso nur fiel es ihm grade jetzt so schwer die Welt in geordneten Bahnen zu sehen und zu erkennen, was zu tun war. Vorsichtig versuchte der Sklave seiner unsicheren Entscheidung, was zu tun war, Worte folgen zu lassen.


    "Guten Morgen, Domina Flora. Ja, Herr. Ich glaube er braucht Bewegung. In Mantua gefielen ihm die Wiesen besonders. Und ich glaube er mag die Stallluft nicht besonders. Arbo braucht frische Luft und Bewegung, Dominus Ursus."


    Als auch Flora etwas sagte verzog sich leicht Cimons Mundwinkel. Er war gar nicht gemeint gewesen. Es war ein Fehler. Sein Kopf neigte sich und der Nubier murmelte eine Entschuldigung. Nun würde er sich lieber darauf beschränken, im Hintergrund zu stehen und zu warten, wann er gebraucht werden würde. Was hatte er sich nur eingebildet? Ursus und Flora waren gelichgestellt und unterhielten sich. Da hatte Cimon nichts verloren. Seine Selbstsicherheit, was das eigene Verhalten anging, nahm in letzter Zeit wirklich Schaden. Vieleicht sollte er mit jemanden darüber sprechen. Doch mit wem? Einem Freigeborenen? Er glaubte nicht, das Phraates oder Caelyn ihn in diesem Problem verstehen würden. Sicher würden sie ihm raten, einfach lockerer zu werden.
    Aber zu Phaeneas konnte er nicht. Nicht so einfach. Also blieben ihm nur die Gedanken, was dieser wohl tun würde. Er dachte über all die guten Worte nach, die der Bithynier ihm gesagt hatte.
    Dabei straffte sich seine Gestalt leicht und er gewann ein nichtssagenes, distanziertes Lächeln. Was weder Augen noch Herz erreichte. Aber es zeigte, das er etwas gefunden hatte, etwas was ihm Sicherheit gab.

  • Ursus streichelte den Kopf seines Pferdes. Es nun nicht so, daß er ihn unglaublich liebte, aber er hatte diesem Pferd immer vertrauen können und so war es ihm auch nicht gleichgültig. "Die Pferde werden ja regelmäßig bewegt. Aber vermutlich nicht oft genug. Hier von der Stadt aus ist das auch nicht so gut möglich." Den Gewissenskonflikt seines Sklaven bemerkte Ursus wieder einmal nicht. Für ihn sprachen hier drei Personen über ein Pferd, die entweder das Pferd oder Pferde im Allgemeinen gut kannten. "Wie alt er genau ist, wissen wir nicht. Er war schon nicht der Jüngste, als ich ihn vor Jahren kaufte für mein erstes Tribunat. Er ist gewiß über zwanzig." Ursus blickte zwischen Flora und Cimon hin und her. "Ihr beiden habt vermutlich Recht. Er muß mehr raus, er braucht Weiden, wie er sie in Mantua hatte." Seufzend streichelte er Arbo weiter. Vielleicht wurde es Zeit, ihn aufs Altenteil zu schicken, damit er noch ein paar schöne Jahre hatte.


    "Du hast schlecht geschlafen, Flora? Das tut mir leid. Schlecht geträumt? Heimweh?" Das waren für ihn die naheliegensten Gründe für schlechten Schlaf. Manchmal konnte es natürlich auch der Vollmond sein. Prüfend betrachtete er das Mädchen. War sie am Ende unglücklich hier in Rom und verbarg es nur gut? Orestes hatte nur wenig Zeit für die Zwillinge, vielleicht fühlten sie sich vernachlässigt?

  • Sie erwiderte das Lächeln von Cimon. Sie mochte den großen nubischen Sklaven. Er war nett und zurückhaltend und nicht aufdringlich. Ihre Begegnungen mit Männern, sofern es nicht gerade Verwandte oder Hauspersonal gewesen war, waren immer anders verlaufen, großspurig und wichtigtuerisch hatten sie ihr Gegenüber gesessen und versucht ihr zu imponieren. Doch sie fand so ein Verhalten nur aufgeblasen und eben aufdringlich. Zurückhaltung war eine Tugend und aus diesem Grund mochte sie Cimon. Er drängte sich ihr nicht auf, war aber irgendwie da. Nicht nur körperlich. Er hing förmlich an ihren Lippen, wenn sie etwas erzählte. Nur dieser Tatsache war sie sich nicht bewusst.


    Doch erst einmal widmete sie sich dem Gespräch über Pferde. Arbo sah sie aus ruhigen dunklen Augen vertrauensvoll an. „Rom ist kein Ort für Pferde“, diese Wahrheit machte es irgendwie verdammt schwer. Sie spielte mit dem Gedanken Nada zurück nach Terentum zu schicken, dort würde sie mehr Bewegungsmöglichkeiten haben. Aber sie konnte sich von der Stute nicht wirklich trennen. Kurz sah sie zu der Stute hinüber und dann glitt ihr Blick fast automatisch hinaus zu Stalltür. Das Wetter war gut, die Sonne stand am Himmel und wärmte bereits schon ein wenig. Sie konnte natürlich ausreiten... Aber dann würde Narcissa mit wollen und sie brauchten noch Begleiter. Verdammt, war das alles kompliziert. „Ich werde einen der Burschen bitten mit Nada aus zureiten. Das solltest du auch machen, dann bekommt Arbo mehr Bewegung!“ schlug sie vor und schob die Idee sich selbst in den Sattel zu schwingen erst einmal beiseite. Das Alter eines Pferdes war schwer einzuschätzen. „Er ist ein Schlachtross“, stellte sie fest und betrachtete den kräftigen Körper. Ihre Stute hingegen wirkte zierlich fast zerbrechlich, wie sie selbst. Doch das täuschte Flora und auch Nada hatte eine innere Stärke, gut verborgen. „Sie altern schneller, als Reitpferde, weil sie meist Männer mit schweren Rüstungen tragen.“ Leicht legte sie den Kopf schief, sie versuchte einzuschätzen, wie lange Arbo noch durchhalten würde. Sie ging schließlich einmal um den Wallach herum und strich ihm dabei über den Rücken.


    Das Thema kam dann wieder zurück zu ihrer Recht ereignisreichen Nacht zurück. Kurz schüttelte sie den Kopf. „Heimweh ist es nicht. Hast du schon gehört, dass Siv ihr Kind bekommen hat?“ fragte sie. „Ich bin da mitten hinein geplatzt und über einen recht angespannten Marcus gestolpert!“

  • Floras Lächeln hielt Cimon einen Moment länger gefangen, als es erlaubt gewesen wäre. Doch er machte an seiner Haltung ansonsten deutlich, wie ergeben er beiden anwesenden gegenüber war.
    Die weitere Unterhaltung sah er, unwissend das dies eine Fehlinterpretation war, als eine zwischen den beiden Herrschaften. Er selbst hielt sich nun weiter im Hintergrund und versuchte nicht unangenehm aufzufallen.
    Dabei folgten seine Augen den Bewegungen von Flora und er hörte sehr aufmerksam zu.


    Als es dann noch um die Nacht ging, musste Cimon betroffen zu Boden schauen. Welchen Fehler er begangen hatte, wusste sein Herr noch nicht. Und eigendlich hatte der Nubier gehofft diese Angelegenheit möglichst bald vergessen zu dürfen. Doch diese Hoffnung wurde nun zerschlagen. Wie gut das er ein Sklave war...ein Sklave der sich...genau, der sich um das Pferd des Herren kümmern konnte. So ging er an das Tier und begann es zu pflegen, eben an jener Stelle, die am besten den meisten Raum zwischen ihm und den beiden anderen brachte. So war Arbo zwischen ihnen und er konnte seine Mine dahinter verbergen.
    Denn trotz seiner ruhigen Art befürchtete Cimon, bei der Erwähnung bestimmter Gegebenheiten ein deutlich lesbares Buch zu werden.

  • Ursus schaute Arbo traurig an, als dieser abermals hustete. "Ihr habt Recht, ihr beiden. Rom ist kein Ort für Pferde. Ich werde ihn auf eines unsserer Landgüter schicken. Und vielleicht sollte ich mich außerdem auch schon nach einem Nachfolger für ihn umschauen. Zwar drängt das nicht sehr, wenn er sich von dem Husten erholt. Aber ich möchte nicht erst dann zu Suchen beginnen, wenn es zu spät ist. Was meint ihr zwei? Wollt ihr mir helfen, einen Nachfolger für diesen prachtvollen Burschen zu suchen?" Naja, prachtvoll. Schön war er nicht, der gute Arbo. Aber eben ausdauernd, geduldig, zuverlässig und stark. Und das war Ursus weitaus wichtiger als Schönheit.


    Was Flora dann von der Nacht berichtete, ließ Ursus aufhorchen. "So, hat sie es endlich bekommen? Und Du wurdest von dem Trubel geweckt? Was ist es denn?" Seine Gedanken, die er sich bereits gemacht hatte, trieben ihn dazu, danach zu fragen. War es ein Mädchen, dann konnte ihm alles herzlich egal sein. Doch war es ein Junge... "Du sagst, Marcus war angespannt? Inwiefern angespannt?" Jetzt war er wirklich sehr interessiert. "Na, komm. Laß Dir doch nicht alles aus der Nase ziehen? Was war mit Marcus?"

  • Arbo hustete und ein besorgter Ausdruck trat auf Floras Züge. Wenn ein Pferd bereits hustete, verhieß das meist nichts Gutes. Sie wollte Tituas aber nicht unnötig Beruhigen. „Landgüter klingt gut. Welches meinst du?“ Die Familie hatte unzählige Landgüter. Kurz sah sie ihre Stute wieder an. Sie könnte diese auch hinaus auf ein Landgut bringen lassen, am Besten eines, dass nicht weit von Rom entfernt war. Damit sie die Möglichkeit hatte auszureiten, wenn sie es wollte.
    „Ich helf dir gern bei der Suche nach einem Nachfolger. Soll er etwas jünger sein? Willst du ihn noch selbst ein wenig zureiten, oder aber schon Erfahrungen haben?“ fragte sie ihren Verwandten dann und machte sich schon so ihre Gedanken, was zu Titus passen würde. Das Cimon versuchte zwischen sich und sie Abstand zu bringen bekam sie nicht mit. Sie setzte ihre Wanderung um Arbo fort und ging dabei auch einmal um Cimon herum, der sich an das Pferd schmiegte.


    Vergessen war ihre schlaflose Nacht, zumindest sah es so Titus, schien sich mehr für das Kind der Freien zu interessieren, als für ihre Probleme. So klein sie auch waren. Schade eigentlich. „Es ist ein Junge!“ sagte sie dann. Dann musste sie lachen. „Wie soll ich dir Antworten, wenn du mich so mit Fragen überschüttest? Marcus war eben angespannt, nervös und auch gereizt. Fast könnte man denken er sei der Vater, so wie er sich aufgeführt hat“, plapperte sie munter drauf los ohne auf ihre Worte zu achten. Erst einen Augenblick später wurde ihr bewusst was sie da gesagt hatte. „Also... ehm... Naja....!“ Sie verstummte dann einfach.

  • Cimon nickte nur ergeben, wollte er doch nicht stören. Und seine Stimme hätte ihn sicher verraten. Aber er wollte deutlich zeigen, das auch er bei der Auswahl eines Tieres helfen würde.
    Als Flora um Arbo herum ging, drückte er sich gegen das Tier und glaubte sie zu spüren, sie auf ihrer Stute sitzend zu sehen...leicht errötete sein dunkles Gesicht was dieses, wie er hoffte verbergen mochte.


    Rasch bückte er sich, um sich die Fesseln des Tieres genauer zu betrachten und die Hufe zu untersuchen. Dabei bemühte er sich um einen ruhigen Atem. Das Gespräch was herrschte, war eh nicht dazu gemacht den Sklaven mit Ruhe zu versorgen. Allerdings sah er auf und nickte, um die Worte der herrin vor seinem Herren zu bestätigen. Rasch verschwand er wieder hinter dem massieven Tier. Leicht lehnte er sich dagegen, da sein Körper plötzlich an Kraft zu verlieren schien. Arbo glich es kur leicht bei seite gehend aus.


    Cimon bemerkte dies nur am Rande. Er musste etwas unternehmen. Irgendetwas. Aber dazu musste er wissen, was sein eigendliches Problem war. Noch erschien ihm dies verborgen hinter Nebel. Das er sich diesen als Schutz vor den eigenen Gefühlen nur einbildete erkannte der Nubier in keinster Weise.

  • Cimon schien seine Sprache verloren zu haben. Zumindest nickte er nur noch auf die Fragen und schien sich ansonsten ganz auf Arbo zu konzentrieren. Hatte der Nubier das Tier so sehr liebgewonnen? "Keine Sorge, ich werde Arbo das Gnadenbrot gewähren. Er wird nicht geschlachtet." Sicher war es das, was den Sklaven so bedrückte. Und Ursus war kein Unmensch. Ganz abgesehen davon, daß das Fleisch gewiß sehr zäh war, hatte Arbo ihm treu gedient und glückliche letzte Jahre auf der Weide vollauf verdient. Außerdem war es noch nicht soweit. Noch bestand die Hoffnung, daß der Wallach genesen und noch ein paar Jahre seinem Hernn würde dienen können.


    "Nein, ich bin kein so geübter Reiter und mir fehlt auch die Zeit, das Tier selbst einzureiten. Ich möchte ein gut ausgebildetes Pferd, das geduldig und zuverlässig ist. Etwas jünger als Arbo sollte es natürlich schon sein, aber kein Jungtier. Die sind noch zu schreckhaft." Ursus wußte sehr wohl, was er brauchte. Und auch wenn er sonst manches mal zu Selbstüberschätzung neigte, so gab er sich über seine Reitkünste keinen Illussionen hin. Sicher, er war in seiner Zeit in Germanien ein ganz passabler Reiter geworden, aber hier hatte er fast nie im Sattel gesessen.


    Als Flora auf die Nacht zu sprechen kam, stockte Ursus kurz der Atem, als sie so ganz nebenbei aussprach, was Ursus befürchtete. "Ein Junge also?" Das war fatal. Zu der anderen Äußerung fiel ihm zunächst keine Entgegnung ein. Die Stille war fast noch schlimmer, als wenn er gleich zugestimmt hätte. Denn das hätte er als Scherz tarnen können. "Sie ist seine Klientin. Bestimmt hat er sich um sie gesorgt." Ein schwacher Versuch, die Situation zu retten.

  • Zunächst war es ihr nicht aufgefallen, dass Cimon schweigsam war. Eigentlich kannte sie ihn fast nicht anders, zumindest in ihrer Gegenwart war der Nubier sehr zurückhaltend. Ihr Blick ruhte einen ganzen Augenblick auf dem Sklaven, doch er wich in ihrem Blick aus... hatte sie ihm irgend etwas getan? Eigentlich nicht, bisher hatten sie sich doch gut verstanden und auch ein wenig angefreundet. Auch sie schob es schließlich darauf, dass Cimon Arbo ins Herz geschlossen hatte. Das es an ihr liegen könnte, darauf wäre sie niemals gekommen.
    „Haben wir ein Landgut in der Nähe von Rom? Ich würde dann Nada auch dort hin schicken. Es tut ihr nicht gut den ganzen Tag im Stall zu stehen... und leider kann ich nicht täglich mit ihr ausreiten um ihr die Bewegung zu verschaffen, die sie braucht.“ sie war leider noch nicht so oft zu reiten gekommen, wie sie es wollte und sie konnte nicht mit ansehen, wie ihre Stute unter den Einschränkungen litt. Mit Narcissa würde sie auch noch einmal über diesen Gedanken reden müssen.


    Nachdenklich nickte sie, als Titus ihr seine Vorstellung von einem guten Pferd erklärte. Sie verkniff sich das Angebot, für ihn das Pferd zu zureiten, das würde wohl keiner so gerne sehen. Stattdessen beschränkte sie sich darauf, mit ihm das richtige Pferd auszusuchen. „Hast du was dagegen, wenn Narcissa mitkommt?“ fragte sie dann ihren Verwandten.


    Oh du meine Güte. OH du meine Güte! OH DU MEINE GÜTE!!!! Was hast du denn nun schon wieder angestellt. Warum redest du auch ohne zu denken? schalte sie sich in Gedanken selbst. Sie hätte nicht so gedankenlos daher reden sollen. In ihrr Vorstellung lief sie geradein heller Panik herum, ähnlich wie ein kopfloses Huhn. Zu ihrer Überraschung schwieg Titus zu ihren Worten und bestätigte nur den Verdacht. OH DU MEINE GÜTE!!!!! wiederholte sie in Gedanken und machte große Augen. „Sicher hat er das!“ sagte sie dann nur Kleinlaut, weil sie das Schweigen nicht ertragen konnte.

  • Geschlachtet? Erschrocken fuhr Cimons Kopf hoch, bis er verstand, was sein Herr grade gesagt hatte, dauerte es einige Momente. Dann aber lächelte er erleichtert und nickte. Dabei sah er ein wenig zu vertraut in Ursus und dann in Floras Richtung. Da seine Taktik ansonsten aufzugehen schien, kümmerte er sich lieber weiter um Arbo. Schließlich gab es drei weitere Fesseln und Hufe zu begutachten. Dabei rieb er dem Tier auch über den Rücken und klopfte ihn vertraut. Arbo reagierte wie oft, wenn der Nubier da war. Er nutzte dessen Standfestigkeit aus, um sich ab und an dagegen zu lehnen oder den kopf zu scheuern. Letzteres war durchaus so stark, das Cimon leicht gehoben wurde und das Gleichgewicht suchen musste. Aber er kannte es und es machte dem Sklaven auch nichts aus. Nein, an sich gefiel es ihm sogar. Die beiden waren wirklich Freunde geworden.


    Ein landgut hier in der Nähe? Nun sah er fragend zu seinem Herren und seine Augen strahlten. hauptsache war do, er würde ihn ab und zu mal sehen können. Das andere Thema überging er völlig. Besser er ließ es den beiden, über Siv und ihr Kind und den...Vater? zu sprechen. Nun viel aber so einiges aus seinem Gesicht. Wie dumm von ihm, das er es nicht gesehen hatte. Dann erinnerte er sich an das Gespräch mit Siv...und nun schien für ihn alles um einiges deutlicher zu werden. Leicht schüttelte er den Kopf und senkte den Blick. Manchmal war er ein echter Dummkopf.

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    CUSTOS CORPORIS - TITUS AURELIUS URSUS

    2 Mal editiert, zuletzt von Cimon ()

  • "Wir haben mehrere Landgüter in Italia. Also vor allem Corvinus. Mein italisches liegt etwas weiter weg. Und in der direkten Nähe ist auch keines. Also nicht so nah, daß man morgens jemanden losschicken kann, um das Pferd für den Nachmittagsritt zu holen. Aber nah genug, um hin und wieder nach dem Rechten zu sehen oder es auch mal für ein paar Tage herkommen zu lassen. Ja, Arbo werde ich auf jeden Fall dorthin schicken." Vielleicht wurde er ja wirklich wieder gesund.


    "Nein, ich habe überhaupt nichts dagegen, wenn Narcissa mitkommt. Allerdings könnte es sehr anstrengend werden. Ach, das wißt ihr sicherlich." Ursus lächelte, er neigte dazu, den Mädchen zu wenig zuzutrauen. Dabei waren sie doch keine Kinder mehr. Und er freute sich schon darauf, in so netter Begleitung nach Pferden zu schauen. Das würde ganz sicher jede Menge Spaß machen.


    Was Sivs Kind anging, so schien Flora leider genau das zu denken, was Ursus sich gerade auszureden versuchte. Er schüttelte ernst den Kopf. "Flora, das sind nichts als wilde Vermutungen. Bitte, wir dürfen keine Gerüchte in die Welt setzen. Keiner von uns weiß etwas genaues. Warten wir einfach ab, ja? Siv wird sich doch jetzt sicher zu dem Vater äußern. Und Marcus.. Marcus... er hatte eben Angst um sie... Er..." Ursus verstummte. Er erkannte, daß sich das alles ziemlich dumm anhörte.

  • Eine klitzekleine Enttäuschung machte sich in ihr breit. Kein Landgut in der näheren Umgebung von Rom. Wenn sie Nada aufs Land bringen ließ, das kam es ihr so vor, als würde sie eine gute Freundin fort schicken. Aber was blieb ihr anderes Übrig? Die Stute würde ihr eingehen, wenn sie länger in Rom blieb. Sie seufzte und presste kurz die Lippen aufeinander. Im Grunde hatte sie schon längst eine Entscheidung getroffen. Wenn Arbo aufs Land gebracht werden würde, dann würde sie auch gleich Nada mit schicken. Sollte sie Sehnsucht haben, dann konnte sie entweder die Stute für einige Tage nach Rom bringen lassen oder aber der Stadt kurzzeitig den Rücken kehren und sich auf dem Land erholen. Ein guter Kompromiss wie sie fand. Ganz unauffällig warf sie Cimon einen Blick zu, ob er sie dann begleiten durfte, wenn sie ein paar Tage aufs Land wollte... Narcissa würde dann auch mitkommen wollen. „Nada sollte dann deinen Arbo begleiten. Auf dem Land geht es ihr dann Besser. Ich werde einmal mit Narcissa reden, wahrscheinlich will sie ihre Stute dann auch aus Rom raus bringen lassen!“ Deutliche Tierliebe war aus ihrer Stimme heraus zu hören.


    Sie musste lachen, als Titus meinte es könnte anstrengend werden. „Keine Sorge, dass macht uns nichts aus. Auch wenn wir nicht so aussehen, wir verkraften mehr, als es den Anschein hat. Unser Köchin hat in Terentum immer gesagt: Pah, von wegen Pflänzchen! Die Kinder sind wie Unkraut!“ Flora kicherte bei dieser Erinnerung. Sehr oft hatte sich die rundliche Frau über das übermütige Verhalten der Mädchen beschwert. Sie waren schwerer zu hüten gewesen, wie ein Sack Flöhe.


    Du meine Güte!!, machte es immer noch in ihrem Kopf. Da hatte der kleine Teil, der sich für Klatsch und Tratsch interessierte, jede Menge Nahrung erhalten. Das musste sie Narcissa erzählen. Umgehend! Doch Titus Worte hielten sie dann zurück. Er hatte recht. NATÜRLICH hatte er recht. Es waren alles nur Vermutungen. Vermutungen die aber logisch erschienen...
    Zustimmend nickte sie dann. Verzweifelt suchte sie nach einem anderem Thema über das sie reden konnten. Da ihr nichts andere einfiel redete sie über das Einzige, dass ihr einfiel: Das Wetter. „Schönes Wetter, nicht? Der Frühling kommt bald!“ Ziemlich plump.

  • Die Hand des Sklaven kümmerte sich weiter um Arbo, seinen guten Freund. Ja, er hatte es sich verdient...aber Cimon würde den Wallach dann weitaus weniger sehen. Was er dann hörte ließ ihn den Blick schuldbewusst senken. Ja, Gerede war niemals gut. Wobei er sowieso niemand war, der dazu neigte soetwas herum zu erzählen.


    Floras Liebe zu den Tieren ließ Cimon sie doch noch kurz lächelnd ansehen. Dies hatten sie gemeinsam...der Nubier tadelte sich selber und senkte wieder den Blick. Besser er konzentrierte sich auf das Tier. Ihr Lachen, ihre Worte...Cimon atmete so leise es ging tief durch. Kurz darauf hatte er sich wieder im Griff und er erinnerte sich an seine Stellung, an sein Leben. So stand er grade und mit ruhigem, ausdruckslosem Gesicht da. Bereit jede kommende Anweisung auszuführen, oder sollte dies nicht kommen, sich weiter um Arbo zu kümmern.


    Der etwas seltsame Themanwechsel lies ihn grinsend aufsehen. Seine Augenbraue zuckte leicht, als er zu seinem Herren sah. Nur ein leichtes Nicken das von einer ergebenen Haltung begleitet wurde, sollte seinem Herren zeigen, das alles gut war. Niemand würde von ihm wertloses Gerede erfahren. Er war froh, um die Entscheidung über Arbos weiteres Leben, der sich die Ruhe verdient hatte.

  • Ursus lächelte. "Dann ist es also abgemacht. Ihr drei begleitet mich, einen Nachfolger für den guten Arbo zu finden. Wir müssen dann noch überlegen, wann wir dies tun wollen. Und bei welchen Pferdezüchtern wir nach ihm suchen wollen." Cimons Schweigen kam ihm mittlerweile dann doch ein wenig merkwürdig vor. Er schaute zu seinem Sklaven herüber. War der Nubier tatsächlich schüchtern? Zuzutrauen war ihm das allerdings.


    Floras Überleitung von dem Thema Siv und ihr Kind war mehr als holprig. Aber dennoch willkommen. Ursus wollte einfach nicht daran denken, was seinem Onkel so in den Sinn kommen mochte. Natürlich, eigentlich war Marcus ein überlegter Mann. Gerade wenn es um das Ansehen der Familie ging, konnte man sich auf die Weisheit seiner Entscheidungen verlassen. Doch wenn er wirklich der Vater war? Noch gab es keine Kinder hier im Haushalt, die sicherstellten, daß der Name Aurelius weitergeführt wurde. Und dann kamen noch die Gefühle hinzu, die ein Vater beim Anblick seines neugeborenen Kindes empfinden mochte. Ursus selbst wünschte sich Kinder. Er konnte nicht wissen, wie man sich als Vater fühlte, wenn man dieses kleine Bündel Leben zum ersten mal im Arm hielt. Aber er besaß genug Phantasie um zu wissen, daß dies ein gewaltiger Moment sein mußte. Daß in solch einem Moment der Verstand hinter den Gefühlen zurückstehen mochte.


    Wetter. Wetter war ein gutes Thema. So unverfänglich. "Ja. Überall hört man schon die Vögel zwitschern und die Tage werden merklich wärmer. Ich freue mich schon auf die Baumblüte, lange kann es nicht mehr dauern, bis sie beginnt. Die Parks sind dann ein besonders schöner Anblick."

  • Sie fing das zaghafte Lächeln von Cimon auf und hielt nur einen winzigen Augenblick seinen Blick gefangen, ehe sie sich wieder der Unterhaltung mit Titus widmete. Sie war froh, nicht ganz allein mit Cimon zu sein und gleichzeitig wollte sie mit ihm allein sein. Warum war alles so kompliziert, war nur war sie so durcheinander.
    „Ich werde Narcissa gleich einmal Fragen. Du kannst ruhig entscheiden, wann du zum Pferdemarkt willst, wir haben eigentlich fast immer Zeit“, meinte sie zu ihm. Das war der Vorteil, wenn man Tochter aus gutem Hause war, jegliche Arbeit wurde ihnen abgenommen und sie konnten dem Nichtstun frönen.


    Während Titus über ihre holprige Überleitung froh zu sein schien, konnte sie an nichts anderes denken, als an das, was sie gesagt hatte. Marcus war der Vater von dem neugeborenem Kind. Zumindest hatten alle diesen Verdacht. Es war so logisch. Dabei kannte sie die Freigelassene nicht einmal...


    Titus jedenfalls nahm ihr Themenwechsel mit Begeisterung auf. „Ich bin schon gespannt wie Rom im Frühling und Sommer aussieht. Bisher kenne ich ja nur den grauen Winter in der Stadt.“

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