tablinum | Calvena und Septima

  • Das Thema schweifte von Calvenas Hochzeit zu der von Septima und Ursus ab und die Feier in der Villa Aurelia. „Ja, Flora und Narcissa sind zwei absolut liebreizende Mädchen. Wobei… als Mädchen dürfte ich sie gar nicht mehr bezeichnen.“ Um das Lachen zu unterdrücken, hielt sich Septima die Hand vor den Mund. „Sie sind gewiss schon 16 und Serrana würde mir was husten, wenn ich sie als Mädchen bezeichnen würde.“ Übermütig stupste Septima ihre Freundin am Ellenbogen an. „So, so, die Zwillinge haben also Blicke auf sich gezogen? Gewiss von den Soldaten, die unbedingt meinte, Boot fahren zu müssen im impluvium.“ Bei dem Gedanken an diese Gesichte musste die Tiberia immer wieder lächeln.


    „Ach Calvena, es ist zu schade, dass ich auf meiner eigenen Feier eigentlich gar nichts richtig mitbekommen habe.“ seufzte Septima nun auf. „Der ganze Tag ist im nach hinein wie ein grauer Dunstschleicher, der sich hin und wieder lichtet und mir einen Scenen zeigt, wie zum Beispiel die Opferung des Schafes und wie es noch ein letztes Mal aufgeblökt hat.“ Unweigerlich lief ihr dabei ein Schauer über den Rücken. „Oder der Moment, wo Titus mich über die Schwelle dieses Hauses getragen hat.“ Septima drehte ihren Kopf ein wenig von Calvena fort und schaute in die Ferne. „Da waren wir uns das erste mal richtig nahe und ich begann die Spannung zu spüren, die sich langsam aber sicher auf mich legte, weil das schwierigste, der Vollzug der Ehe in seinem Gemach, noch vor mir lag.“

  • Calvena musste grinsen, als Septima die aurelischen Zwillinge als Mädchen bezeichnete. Sie hatten in der Tat recht jung gewirkt, schon fast naiv, aber auch irgendwie erfrischend mit ihrer Art. Die Beiden hatten keinerlei Berührungsängste mit den Soldaten oder den Gästen gezeigt, sondern reichlich mitgemischt. Im ersten Moment hatte sie ja selbst geglaubt doppelt zu sehen, obwohl sie zu diesem Zeitpunkt noch nichts getrunken hatte. Es war schon etwas irritierend gewesen, zwei Menschen zu begegnen, die sich völlig glichen. „Also ich dachte, ich seh doppelt“, gab sie lächelnd zu. Zwillingen war sie in ihrem Leben noch nicht begegnet. „Wie haltet ihr sie auseinander?“ fragte sie neugierig nach. „Ich glaub eine von Beiden hatte die Soldaten dazu angestiftet das Floß überhaupt zu bauen…“, sagte sie kichernd. „Ich bin mir sicher, der ein oder andere hat sich an diesem Abend unsterblich verliebt“, fügte sie dann noch hinzu. Es war ein schönes Fest gewesen, sie dachte gern daran zurück. Auch weil Valerian an ihrer Seite gewesen war.
    Septima berichtete nun, wie sie ihren Hochzeitstag empfunden hatte. Ob es ihr wohl auch so gehen würde? Sie wusste es nicht, es war aber gut möglich. „Ich glaub es geht so vielen bei ihrer Hochzeit. Schließlich ist man aufgeregt und bekommt nur die Hälfte mit. Aber dafür hast du ja dann die Gäste, die dir alles erzählen können“, meinte sie. Septima schien sie nicht wirklich zu hören, deren Blick war nämlich in die Ferne gerichtet, während sie weiter sprach. Was in ihr wohl gerade vor ging? Sie konnte es nicht bestimmen, denn die Tiberia wirkte ein wenig verschlossen. Was wohl angesichts der Tatsache, dass sie nicht den Mann haben konnte, den sie wollte, nicht verwunderlich war. Ganz sacht berührte sie diese am Arm um sie wieder zurück zu holen. Aufmunternd lächelnd sah sie die Freundin an. „Ich fand deine Hochzeit jedenfalls wunderbar“, sagte sie um Septima auf andere Gedanken zu bringen.
    Kurz betrachtete sie ihren leeren Becher. Sie sollte wohl langsam gehen, schließlich wurde sie noch im Tempel erwartet. „Ich fürchte, ich muss mich schon verabschieden“, sagte sie mit leisem bedauern in der Stimme.

  • Calvenas Berührung an ihrem Arm brachte Septima tatsächlich aus ihren Gedanken zurück ins Gespräch. Schnell überlegte sie, worüber ihre Freundin eben gesprochen hatte. Ach ja richtig…


    Zu der Anmerkung, Calvena hätte gedacht sie sähe doppelt, musste Septima herzhaft lachen. „Stimmt, für jemanden, der die Zwillinge noch nicht kennt, muss es so gewirkt haben, obwohl sie nicht gleich angezogen waren. Was wohl die Soldaten gedacht haben?“ fragte sie Calvena und sich selbst. „Also diese Geschichte mit dem Wandteppich und dem Floss im Impluvium, die hätte ich zu gerne selbst miterlebt. Da konnte das Unterhaltungsprogamm wohl nicht mithalten, was? Aber gut ist es schon, dass die Tage vorbei sind. Insgesamt waren es die drei längsten und anstrengensten Tage in meinem bisherigen Leben.“ seufzte Septima und tätschelte Calvenas Arm leicht. „Und dir steht das ganze noch bevor! Wobei mir einfällt, was ist eigentlich mit deiner Mutter? Ich weißt gar nicht… lebt sie noch?“ erkundigte sie sich vorsichtig fragend bei Calvena. Immerhin war es die Brautmutter, die ihr Kind am Vorabend des Vermählungstages zu recht machte und ihr die Tunika recta anlegte, so wie den Wollgürtel mit dem besonderen Knoten band. Bei Septima hatte diese Rolle Aelia Paulina übernommen, ihre Pronuba. Sollte Calvena ebenfalls keine Mutter mehr haben, so würde wohl auch Septima in diese Rolle schlüpfen müssen.


    Leider sprach Calvena schon von Aufbruch und Septima wollte ihr Freundin ganz gewiss nicht aufhalten. „Wenn noch weiter musst, dann treffen wir uns einfach in den nächsten Tagen in der Casa Germanica. Ich komme einfach mal vorbei und schaue ob du einen Moment Zeit für mich erübrigen kannst.“ schlug sie freundliche, und ohne eine Spur von Vorwurf vor. Dann erhob sie sich und ging Richtung Atrium. „Komm, ich begleite dich noch das kleine Stück.“

  • Septima kehrte aus ihren Gedanken zurück. Was es für Gedanken gewesen waren, blieb ihr verborgen. Sie musste ja auch nicht alles wissen. Es genügte, dass sie bereits mehr wusste, als der Tiberia wohl lieb war. Eigentlich sogar, wie ihr lieb war. Es war nicht immer einfach eine Freundin zu sein. „Ich bin mir sicher, dass die Soldaten angesichts der Zwillinge ziemlich unanständige Gedanken hatten. Träumen nicht viele Männer davon einmal Zwillinge in ihrem Bett zu haben?“ fragte sie und kicherte. Kurz fragte sie sich ob auch Valerian solche Fantasien hatte, schob diesen Gedanken dann aber beiseite. Darüber brauchte sie sich eigentlich keine Gedanken machen. Er liebte sie.
    „Also das Unterhaltungsprogramm war gut, aber betrunkene Soldaten die im Impluvium auf einem Teppichfloss untergehen, dass können selbst die besten Tänzer und Musiker nicht toppen“, zwinkerte sie ihr zu. Aber nicht nur deswegen würde das fest wohl in aller Munde bleiben. Es war eine wunderbare Hochzeit gewesen. Und ihr bestand das ganze noch vor. Sie wurde ganz aufgeregt bei diesem Gedanken und ganz nervös. Mehr oder weniger unweigerlich kam dann auch das Thema auf ihre Mutter. Wieder musste sie sich fragen, ob diese mit den Entscheidungen ihrer Tochter glücklich war oder aber sich ein anderes Leben für diese gewünscht hätte. Ihre Mutter war ja fort gelaufen. Hatte die Freiheit gesucht und dann auch gefunden. Aber welche Möglichkeiten waren ihr schon geblieben, nachdem sich ihr Leben so dramatisch veränder t hatte…. Zu ihrer eigenen Überraschung vermisste ihre Mutter und wünschte sich, sie würde dabei sein.
    Nach kurzem Schweigen antwortete sie dann auf Septimas Frage: „Meine Mutter starb als ich vier oder fünf war!“ Traurig aber wahr. Aber sie klang nicht wirklich traurig. Dafür war es schon zu lange her und irgendwann findet man sich mit bestimmten Tatsachen ab. Besonders wenn man ein Kind war.


    Septima begleitete sie ins Atrium, wo sie noch einen Moment beieinander standen und redeten. „Ich hab noch Verpflichtungen im Tempel“, erklärte sie ihr. „Ich freu mich immer, wenn ich besuch komme und Zeit werde ich schon irgendwie erübrigen können… dann müssen die Sklaven eben mehr tun“, grinste sie. Schon jetzt scheuchte sie die Sklaven mehr herum, als sonst.

  • „Mhm... ich weiß nicht wirklich, wovon Männer in Bezug auf Frauen tatsächlich träumen. Vielleicht sollte ich Titus in dieser Hinsicht bei Gelegenheit ausfragen.“ über legte sie und ein schelmisches Grinsen erschien auf ihrem Gesicht. Dabei gingen Septimas Gedanken mehr in eine andere Richtung. Was wäre, wenn sie mit zwei Männern.... Schnell zog sie sich selbst von solcherlei Gedanken fort und richtete die Aufmerksamkeit wieder auf Calvena und ihr Gespräch, zumal dieses langsam zu Ende ging.


    Ihre Frage nach Calvenas Mutter brachte ein ähnliches Schicksal zwischen den beiden Frauen zu Tage. „Das tut mir sehr leid, Calvena. Ich kann verstehen wie du dich fühlst, denn ich verlor meine Mutter ebenfalls in jungen Jahren.“ erwiderte sie leicht betrübt. Ob es ihnen selbst ähnlich ergehen mochte? Viel zu viele Frauen starben nach Geburten, so dass sich ein wenig furcht vor der Empfängnis eines Kindes in ihr breit machte. Septima hatte noch kein Kind zur Welt gebracht und wußte nicht, wie anstrengend und schmerzhaft der ganze Prozess sein konnte. Doch hatten die Frauen dieser Welt von Anbeginn ihrer Existenz schon immer Kinder geboren und Septima hoffte, dass es, sollte sie eines Tages schwanger sein, sie von den Göttern beschützt würde und sowohl das Kind, als auch sie selbst gesund und munter waren.


    Innerlich bereitete sie sich darauf vor, für Calvena eine Ersatzmutter am Tage ihrer Hochzeit zu sein, so dass die Zeremonien reibungslos ablaufen konnten. „Keine Sorge, ich werde für deine Hochzeit alles entsprechend regeln.“ Gemeinsam mit der Germanica erhob sie sich und begleitete sie durch das Atrium. „Dann werde ich also in den nächsten Tagen in der Casa Germanica vorbei kommen und mir den Fortschritt deiner tunica recta anschauen.“ begann sie die Verabschiedung mit einem Augenzwinkern. „Vale, liebe Calvena. Bete für gutes Wetter am Tag deiner Hochzeit.“ gab sie ihr noch mit auf den Weg und umarmte die ihr lieb gewordene Freundin zum Abschied und als Ausdruck ihrer Zuneigung, sowie als Trostspender ob ihres traurigen Gesprächs.

  • Nur zu gut konnte sie sich an ein Gespräch mit ihren Ziehbrüdern erinnern. Eigentlich hatte sie die Beiden belauscht, als diese Nachtwache gehabt hatten und sie nicht hatte schlafen können. Darin war es um die Vorzüge der Frauen gegangen, was ihr den Eindruck vermittelt hatte, das es nur auf Rundungen ankam. Das Thema Zwillinge hatte diese auch kurz angeschnitten. „Ich denk mal, man kann nicht alle Männer in einen Topf werfen“, meinte sie nachdenklich. Von Septimas Gedanken und auch Fantasien ahnte sie nicht, sie wäre wohl vielleicht auch ein wenig befremdet gewesen im ersten Augenblick. Aber warum sollte Septima nicht die Freiheit haben, auch gewisse Vorstellungen und Fantasien haben, schließlich waren Männer in der Hinsicht wohl kaum anders.


    Calvena lächelte Septima schwach zu, als diese ihr Beileid aussprach. „Ich vermisse sie, aber es ist schon so lange her, dass ich mich ehrlich gesagt kaum noch an sie erinnern kann…“, gab sie ehrlich zu. Was wohl auch daran lag, dass der Schmerz über den Verlust ihrer Mutter von anderem Schmerz fortgespült worden war. Manchmal war es eben auch besser gewisse Dinge zu verdrängen, damit der Schmerz einen nicht überwältigte und in den Wahnsinn trieb.
    Ob es wohl Sabina eines Tages auch so gehen würde? Sagen konnte sie es nicht, Sabina war recht verschlossen, was dieses Thema anging.


    Ihre ernste traurige Miene wich einem ehrlichen Lächeln. Auch wenn es etwas merkwürdig war, das eine Gleichaltrige in die Rolle der Brautmutter schlüpfen würde. „Laevina wird sicherlich auch helfen wollen!“ meinte sie dann schon fast amüsiert. Na das konnte ja was werden. Das mit der tunica recta war ihr dann doch etwas unangenehm. Mit etwas Glück würde sie dann zumindest bis zum nächsten besuch doch so etwas wie ein annehmbar zustanden bringen. „Vielen Dank!“ lächelte sie Septima zu und erwiderte die Umarmung. „Vale! Bis die Tage!“ verabschiedete sie sich und machte sich dann auf den weg in die Stadt zum Tempel der Iuno Moneta.

  • Es war ein gutes Gefühl, dass es in ihrer beiden Leben ein Ereignis gab, welches Calvena und Septima verband, selbst wenn es etwas so trauriges wie der Verlust der Mutter war. Manchmal fragte sich Septima, ob ihr bisheriges Leben anders verlaufen wäre, wenn ihre Mutter länger gelebt hätte. Diese Frage würde allerdings auf ewig unbeantwortet bleiben.


    Laevina? War das nicht die Großmutter von Serrana, die Schreckschraube, die ihre Enkelin immer und überall herumkomandieren musste? „Ich hoffe du kommst gut mit Laevina zu Recht. Ich habe von Serrana gehört, dass ihre Großmutter nicht gerade einfach im Umgang sein soll. Na ja, ich werde mir selbst ein Bild von ihr machen, wenn ich zu dir in die Casa komme, oder spätestens auf der Hochzeit selbst.“


    Obwohl es ein recht kurzer Besuch von Calvena gewesen war, hatten sie vieles besprochen und Septima freute sich tatsächlich darauf, bei den Feierlichkeiten mithelfen zu können. „Vale, meine liebe Calvena.“ verabschiedete sie sich mit warmen Worten von ihrer Freundin.

  • Manchmal war Rom ein Dorf und die Verwandtschaftsverhältnisse zwischen den Familien ziemlich kompliziert. So auch die Verbindungen zwischen Iunia Serrana, deren Großmutter Germanica Laevina und der restlichen Gens. „Laevina ist anstrengend, höflich ausgedrückt“, erklärte sie Septima mit einem schiefen Grinsen. Sie wollte nicht gänzlich schlecht von der Großtante reden, aber sie wollte auch nichts beschönigen. „Wir geraten öfter aneinander. Es geht immer unterschiedlich aus, mal gewinne ich die Wortgefechte, mal sie. Aber im Augenblick kommen wir zurecht. Sie ist ja auch nur eine entfernte Großtante von mir. Serrana steht ihr da aus sucht der Blutslinie viel näher. Aber du weißt sicher wie kompliziert die Verwandtschaftsverhältnisse sein können“, zwinkerte sie ihr zu. „Ich bin gespannt was du von ihr hältst!“ meinte sie dann ehe, sie dann auch schon in der Tür stand.
    Dieser Besuch hatte ihr so einige Nervosität genommen. Dafür war sie der Freundin mehr als nur dankbar und auf deren Hilfe freute sie sich schon. Zum Abschied umarmte sie Septima noch einmal kurz. „Valete, Septima und nochmals vielen Dank!“ mit einem letzten Winken machte sie sich dann auf den Weg hinein in das bunte Treiben Roms.

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