Roma| Der Wildfang

  • Alle Ermahnungen ihrer Mutter waren vergessen, alle Pflichten und Regeln verdrängt. Ein einziger Gedanke hatte sich in dem hübschen Köpfchen fest gesetzt: Reiten mit dem Wind. Einfach alles vergessen und für einen kurzen Augenblick Frei sein. Dass sie damit Schwierigkeiten und Ärger provozierte war einfach vergessen. Ihre Mutter hatte solche Momente der völligen Gedankenlosigkeit immer als Unbekümmertheit bezeichnet. Flora war dann meist wie weg getreten und vergaß einfach alles um sich herum. Und nun stand die Träumerin direkt vor einem der Tore Roms und der Wildfang in ihr Schrie wilde Begeisterung heraus. Für den Moment gab es nichts, keine Regeln nur sie.


    Flora suchte sich einen Trittstein und von diesem aus schwang sie sich kurzerhand auf den Rücken der Stute. Nada unter ihr spürte die selbe Sehnsucht, sie wollte laufen, mit dem Wind... Kaum saß sie und hatte nach den Zügel gegriffen, da brach die Ungeduld ihre Bahn und die Stute schoss einfach ohne Vorwarnung los. Aus dem Stand ging sie in den Galopp über. Flora jauchzte nur vor Freude und überließ es erst einmal nur der Stute sich einen Weg zu suchen... Sie hatte ganz vergessen, dass sie ja noch einen Begleiter hatte...

  • Schon wollte er ihr hinaufhelfen, als sie sich einen Trittstein suchte. Er sah ihr lächelnd zu. Flora hatte es gelernt alleine klar zu kommen. Und das, wo doch alle um sie herum alles für sie abnehmen würden. Dafür bewunderte Cimon die junge Frau. Etwas zu viel wie er zu spät erkannte...ein lautes 'HE!' konnte er leider nicht unterdrücken, als Flora sich aufmachte ihm davon zu eilen.


    Rasch sprang er auf Arbos Rücken, der dies als Zeichen nahm, endlich der Stute nacheilen zu dürfen. Doch er wartete ungeduldig einen Wimpernschlag, das der Reiter auch ja das dazugehörige Zeichen gab. Dann preschte der Wallach los.


    Cimon war froh, das Reiten auch ohne Sattel mit Bashir geübt zu haben, ansonsten läge er sicher bereits am Boden. Arbo war zwar um einiges langsamer als die schlanke, leichte und jüngere Stute, doch er ließ sich nicht abhängen. Kraftvoll zuckten seine Muskeln und er wieherte ob der Freude nach so langer Zeit wieder im vollen Tempo gegen den Wind rennen zu dürfen.


    Es fiel dem Sklaven zunehmend schwerer, ruhig zu bleiben. Kurz lachte er und trieb Arbo ein wenig an. Es machte ihm Spaß. Wo am Anfang seine Augen noch aufmerksam umher gingen, um Gefahren rechtzeitig erkennen zu können, sahen sie nun nur Flora und das Ziel, sie einzuholen. Darin waren Pferd und Reiter sich einig.

  • Nada spürte den Wind, wie er an ihrer Mähne zerrte, neckend nach ihr rief und sie herausforderte die Muskeln zu bewegen. Geschmeidig und schnell lief sie, gallopierte, bog von der gepflasterten Straße auf einen Feldweg ab. Schneller und schneller. Ihre Ohren stellten sich auf, als sie den Wallach hinter sich hörte, spürte wie die Erde unter seinem schweren Körper erzitterte und bebte. Sie streckte den Hals, es musste noch schneller gehen. Sie würde sich nicht fangen lassen, sie war wie der Wind.


    Flora spürte wie der kräftige Pferdekörper sich an der Bewegung freute, wie die Stute noch an Geschwindigkeit gewann und sich mit dem Wind ein Wettrennen lieferte. Sicher hielt sie sich auf dem Rücken, hielt die Zügel locker um ihr die Freiheit zu lassen, die sie so sehr begehrte. Es war ihr eigener Wunsch allem zu entkommen.
    Der gleichmäßige Rhythmus war ein donnern in ihrem Kopf und verdrängte alle Gedanken. Erst nach dem das Tier einige Meilen hinter sich gebracht hatte und sich die Landschaft veränderte, wurde sie ihr wieder bewusst, dass sie ja nicht allein unterwegs war. Sie warf einen Blick über ihre Schulter und stellte fest, dass sie Cimon mühelos abgehängt hatte. Nur ganz sacht zog sie an den Zügeln. Nada reagierte sofort und wurde langsamer und fiel in leichten Trab. Flora richtete sich auf. Sie sah aus wie eine Nymphe, ihr sorgfältig frisiertes Haar hatte sich aufgelöst, die Locken umrahmten ihr vom Wind gerötetes Gesicht. Ihr Kleid war bis zu den Schenkel hoch gerutscht und entblößte fast weiße Haut. Sie war sich gar nicht bewusst, welchen Eindruck sie machte. Mit großen grünen Augen sah sie Cimon entgegen.

  • Arbo gab sich alle Mühe und Cimon hatte selbige um sich auf dem Tier zu halten. Doch es klappte...zumindest das Halten. Doch Flora verschwand vor ihm. Zuerst in den Feldweg...dann weiter und weiter... erleichtert atmete Cimon durch, als er sah, das sie vor ihm auftauchte und nur noch langsam war. Zumindest im Vergleich zu vorher.
    Er holte rasch auf und als er angekommen war, verlangsamte auch er etwas außer Atem, durch die aufgekommene Panik, den Schritt des Tieres. Arbo war froh über die Bewegung gewesen. Doch nun war er froh über ein langsameres Tempo. Wobei ihm eine Pause noch besser gefallen würde. So missinterpretierte er umgehend die Signale des Reiters und fiel lieber in einen langsameren, wenn auch kraftvollen Schritt.


    Cimon konnte kaum darauf achten, denn seine Augen waren nur auf das gerichtet, was er sah. Flora war so unglaublich schön. So berauschend. Allein ihr Anblick ließ ihn träumen. Warum verstand er nicht. Auch nicht wieso er sie nun so ganz anders sah und weshalb er sich derartig warm anfühlte.


    Nochimmer in ihren Augen, ihrem Haar, ihrem...allem gefangen musste er zugeben, das er Arbo eine Pause zugestehen sollte. Ja, so langsam erkannte er es und sprach mit trockenem Hals.


    "Domina Flora?...Ich...wir sollten kurz pausieren. Für Arbo... wenn es dir genehm ist...Herrin..ich...du .... solltest ...dein...Kleid, Herrin"


    Hatte er grade hingesehen? Nein! Was für ein inakzeptables Verhalten. Cimon sah nieder. Dabei streifte sein Blick ihr.... nein...rasch schaute er in die Ferne. Was tat er da? Besser er kümmerte sich um Arbo. Ohne auf eine Antwort zu warten stieg er ab und strich dem Tier über das Fell. Arbo rieb seinen Kopf an Cimons Oberkörper. Was für ein toller Baumersatz. Währenddessen sah der Nubier sich nach einem schattigen plätzchen um, wo auch Wasser sein Mochte, wenn sie Glück hatten. Zumindest für den Schatten konnte einer der Bäume sorgen, auf den er fragend wies und erst jetzt aufsah. War sie noch da? Oder nahm er einfach zu wenig von dem wahr, was um ihn herum grade geschah? Hatte er sie zu offen angesehen? Cimons Hände zitterten leicht. Er musste sich dringend beruhigen.

  • In ihrem Übermut und dem Drang der Villa Aurelia zu entkommen, welcher ihr manchmal wie ein goldener Käfig vor kam, hatte sie ganz vergessen, dass sie ja nicht allein war. Wieder einmal hatte sie die Stimme ihrer Mutter im Kopf: Du bis leichtsinnig, denkst nicht über Konsequenzen nach und einfach nur kurzsichtig. Was in Namen aller Kreaturen der Unterwelt hat dich dazu gebracht, so unbedacht zu handeln? Schon fast schuldbewusst zuckte sie zusammen und sah sich suchend, nach einem schwachen Abbild ihrer Mutter um. Aber diese war ja nicht da, sie hatte es sich nur eingebildet. Aber niemand konnte ihr besser ein schlechtes Gewissen einreden, wie ihre Mutter und das wohl zu Recht. Sie hatte sich gerade ziemlich daneben benommen. Rom war gefährlich und sie war davon geritten, als würde sie noch in Terentum sein. Dort wo sie jeden Ast kannte. Sie sah sich um, sie hatte keine Ahnung wo sie war. Wie gut das Nada immer wusste wo zu Hause war. Sie würde den aurelischen Stall sicher wieder finden, während ihre Herrin völlig Orientierungslos war.
    Doch zu ihre Glück holte Cimon schnell auf. Nada passte sich dann einfach dem Schritt von Arbo und trottete mit erhobenem Kopf neben ihm her.


    Dass der Wallach völlig ausgepumpt war, sah Flora natürlich, von daher hatte sie nicht gegen die Pause einzuwenden. „Ist schon ok, du hast ja recht“, stimmte sie Cimon zu und richtete schnell ihre Tunika. Flora stieg ebenfalls ab und hielt nur locker die Zügel in der Hand, was Nada dazu bewog, dem Geruch von Wasser zu folgen. Flora war zu sehr damit beschäftigt Cimon dabei zu zu sehen, wie er Arbo versorgte, dass ihr gar nicht auffiel, dass ihre Stute einen eigenen Kopf besaß. Erst als ihr die Zügel aus den Fingern glitten, merkte sie das Nada ein bestimmtes Ziel hatte. „He, warte doch Nada“, rief sie und lief der Stute hinter her, welche nun wieder in einen leichten Trab verfallen war. Sie hatte ebenso einen eigenwilligen Kopf wie Flora. Leicht außer Atem holte Flora das Tier an einem Bach ein. „Na so was aber auch. Du machst aber auch immer was du willst“, schimpfte sie und tätschelte trotz der Worte den Hals der Stute.


    „Cimon! Hier ist Wasser!“ rief sie dann, weil sie sich nicht sicher war, ob ihr Cimon bereits folgte. Während sie darauf wartete, dass Cimon nun wieder sie einholte, zog sie ihre Sandalen aus, band Nada locker an einem Ast fest und ging dann entschlossen einen Schritt in den Bach hinein. „Kalt!“ bibberte sie und hob ihren Kleidersaum an, damit dieser nicht nass wurde. Trotz der Kälte stellte sie sich auf einen etwas größeren flachen Stein und sah sich nach Cimon um.

  • Sie gab ihm recht und stand bei ihm...Cimon sah erst etwas später zu ihr und musste dann feststellen, das sie nicht mehr bei ihm war. Seine Augen suchten und fanden die Herrin. Sie war aber auch schnell und leise dabei. Kopfschüttelnd eilte er ihr nach.
    Was sie über das wasser sagte ließ ihn schmunzeln. Er selbst machte es ihr gleich, zumindest was Arbo anging. Dabei achtete er darauf, das der Wallach an Wasser und Gras gleichermaßen ran kommen mochte.


    Dann ging er zu Flora, aber nur so weit, das seine Füße noch im Trockenen stehen würden. Sorge stand in seinen Augen. Der Blick ging in das Wasser. Wie tief es wohl war? Ob man dort ertrinken konnte? Er erinnerte sich an Atonis, der ihn einst untertauchte und den Sklaven erst frei ließ, als dieser schon mit dem Ende rechnete. Die Worte hörte er nun mehr als deutlich in seinem Kopf... Mann kan in jedem noch so flachen Gewässer ertringen, Sklave! ...


    Der Nubier zuckte ob dieser Erinnerung und konnte nicht anders als dem Reflex zu folgen, nach Flora zu fassen und sie am Arm fest zu halten. Er musste verhindern das sie fiel. Er durfte es nicht zulassen...und er? Nein, an die Möglichkeit, das er wüde...schwimmen müssen wollte er ebensowenig denken... denn das konnte er sich nicht einmal vorstellen.


    "Bitte sei vorsichtig Herrin."


    Flehend sah er ihr in die Augen. Es war als sei es ihm so ernst wie an einer Klippe oder an einer tötlichen Brandung.

  • Das Wasser war eisig, reichte ihr aber nur bis zu den Knöcheln. Es war eben nur ein kleiner Bach. Auf dem Stein stand sie einigermaßen trocken nur ihre Zehenspitzen wurde immer wieder vom Wasser liebkost und jagte ihr kleine eisige Schauer durch den Körper. Herrlich! Der Frühling kam und wie sie sich darauf freute. Da spielte es keine Rolle, dass das Wasser noch Schmelzwasser mit sich führte und es immer wieder kalte Böen gab. Das sie krank werden konnte, wollte sie sich gar nicht ausmalen. Sie war robust, auch wenn es nicht den Anschein hatte. Von wegen zartes Pflänzchen, sie war wie Unkraut. Zumindest hatte die Köchin das immer gesagt, wenn sie sich irgendwie in Schwierigkeiten gebracht hatten. Kurz schloss sie die Augen und ließ einfach nur das herrliche Gefühl von Freiheit durch ihren Körper strömen. Erst die leichte Berührung auf ihrem Arm holte sie zurück. Beruhigend lächelte sie Cimon zu, gerührt von seiner Sorge um sie.


    „Keine Sorge“ , sie balancierte auf dem Stein herum. „Ich werde schon auf...“PLATSCH Der Stein war glitschig gewesen und es hatte ihr doch glatt die Füße weg gezogen. Zu ihrer großen Verwunderung fand sie sich plötzlich auf ihrem Hintern wieder, mitten in dem Bach sitzend, wo ihr das Wasser nun bis zu den Hüften hoch reicht. Wie von der Tarantel gestochen sprang sie dann auf, als ihr bewusste wurde WIE kalt das Wasser war. „Kalt!“ bekam sie über die Lippen und fing dann auch schon fast augenblicklich an zu zittern. Tropfnass stand sie nun mitten im Wasser...

  • "FLORA!"


    Kein Herrin, kein Domina...nur Flora. Und ohne nachzudenken sprang er ihr nach. Er wollte sie festhalten doch da lag sie schon. So schnell sie gelegen hatte, so rasch stand sie wieder und zitterte. Ohne nachzudenken trat er zu ihr, nahm sie auf den Arm um sie aus dem Bach zu tragen. Es war ein Reflex. Er hatte sie zu schützen, auch vor kaltem Wasser. Sein erstes Versagen musste er nun irgendwie wieder gut machen. Aber sie war so durchnäßt, das er zuerst nicht wusste, wie.


    "Verzeih, Herrin. Ich wollte nicht das du fällst."


    Natürlich sah er die Schuld bei sich und redete drauf los, während er sie aufs Trockene brachte. Dabei ließ er keinen Widerstand zu. Kaum auf der Wiese angekommen, ließ er sie sachte runter und sah sie besorgt an. Es würde ihm nichts ausmachen, ohne Kleidung, oder zumindest mit nur wenig da zu stehen. War er es doch von Früher gewohnt. Doch da es um Flora ging hatte er bedenken. Er konnte doch unmöglich sich ihr zeigen. Doch nur Bruchteile später gewann der Sklave in ihm, der für das Wohl der Herrin zu sorgen hatte.


    Also fing er an sich die Tunika auszuziehen. Sein Glück war, das er bei Arbeiten oftmals eine Hose drunter trug. Immer wenn es nicht nach einem offiziellen Anlass aussah, trug Cimon diese, um besser seine Narben verbergen zu können. Aus ähnlichen Gründen trug er auch, gleich bei welchem Wetter eine langärmlige Tunika.


    Das Tuch fiel dabei herunter und er hob es langsam wieder auf. Lächelnd reichte er es ihr. Vieleicht würde es ja ausreichen um sich ein wenig zu trocknen. Dann machte er die letzten handgriffe und zog schwer atmend die Tunika über den Kopf. Damit zeigte er den Grund für sein Zögern. Sein ganzer Körper schien überseht mit Narben. Sie stammten von Hieben mit Stöcken und Peitsche, verbrennungen, schnitte mit Messern... am schlimmsten sah wohl die Brust und der Rücken aus.
    Doch es war kein Platz für seine Empfindungen. Kein Platz für Scham. Das Halstuch fühte sich nun seltsam an und auch dies legte er ab. Er band es sich lieber um das Handgelenk.


    "Bitte zieh dies an, herrin. Und dann müssen wir so schnell es geht zurück, damit du dich nicht erkältest, Domina Flora."


    Damit drehte er sich zu Arbo um und band ihn los. Es war kühl, doch es störte ihn nicht. Er tat es für Flora, da war die Luft nur halb so schlimm...er kannte wahrlich schlimmeres.

  • Das soeben alle Schranken vergessen waren und auch sonst plötzlich die Welt Kopf stand, zumindest Cimons, würde ihr wohl nicht bewusst werden. Dafür tröpfelten ihre Gedanken gerade zu langsam. Eingefroren, alles eingefroren. Denn der Wind, ihr war gar nicht aufgefallen das Wind herrschte, sorgte nur noch mehr dafür, dass sie fror und sie vor kam wie ein lebendiges Eis am Stiel. Auch wenn es dies noch nicht erfunden war. Aber so fühlte es sich an. Narcissa hätte sie wohl schallend ausgelacht wegen ihrer Ungeschicklichkeit. Zu Recht, wie konnte man nur so Tollpatschig sein. Warum musste sie auch auf rutschigen Steinen herum klettern und das eigentlich noch mitten im Winter. Es geschah ihr nur recht, wenn sie sich jetzt auch noch eine Erkältung holte. Du dummes dummes Ding, beschimpfte sie sich in dem Augenblick, den Cimon brauchte um bei ihr zu sein. Du dummes UND tollpatschiges Ding, ging die Schimtriade in ihrem Kopf weiter. Einen Herzschlag später fand sie sich in seinen Armen wieder, zu Perplex um überhaupt mit zu bekommen was gerade geschah. Schließlich konnte sie doch endlich einmal einen klaren Gedanken fassen und formulieren.


    „Oh, Cimon! Es tut mir! Ich hätte besser aufpassen müssen!“ plapperte sie dann völlig an Cimons Worten vorbei. Hatte er gerade etwas gesagt? „Du hattest ja recht und ich war so dumm!“ redete sie einfach weiter. Flora zitterte wie Espenlaub. Sie hatte ihren Mantel zu Hause liegen lassen in ihrem Übereifer. „Ich bin so ein Tollpatsch!“ Moment... Pause.... Sie wurde getragen!!!! Panik!!! Ihr war doch nichts passiert! Cimon brauchte sich nicht solche Umstände machen. Doch noch ehe sie sich wehren konnte oder etwas sagen konnte, stand sie schon wieder auf ihren eigenen Beinen. Alles ging gerade etwas zu schnell. Es war Surreal, so eigenartig. Es war als stand sie neben sich und beobachtete das Ganze. Erst als Cimon sich seine Tunika über den Kopf zog und sie einen Blick auf seinen Körper werfen konnte, wurde sie zurück in die Realität geschleudert. „Nicht doch!“ protestierte sie, als ihr bewusst wurde, dass er ihr seine Tunika geben würde. Das konnte sie nicht zulassen. Aber Cimon schien sie nicht zu hören. Er zog sich einfach weiter aus. Noch mehr Panik!!! Sie stand vor einem halbnackten Mann, klitschnass und völlig neben sich. Ihr Protest verstummte, als sie ihn genauer musterte. Sie konnte nicht anders, sie musste ihn anstarren. Egal ob es schicklich war oder nicht. Trotz der wirklich merkwürdigen Situation, konnte sie nicht umhin zu bemerken, dass er überaus gut gebaut war. Fast schwarze haut spannte sich über kräftigen Muskeln: Jede Bewegung wirkte sparsam und gleichzeitig so elegant. Er erinnerte sie an eine Katze. An eine große Katze, geschmeidig und sich seiner Kraft bewusst. Das war nur ihrer erster oberflächlicher Blick. Erst beim zweiten vielen ihr die unzähligen Narben auf und sie schnappte unwillkürlich nach Luft. Das war doch nicht etwa Titus gewesen? Nein, das konnte nicht sein. Ohne das sie wusste, was sie tat berührte sie zaghaft eine wulstige Narbe. „Wer hat dir das angetan?“ hauchte sie fast tonlos. Tränen traten ihr in die Augen, Angesichts der Schmerzen die er hatte ertragen müssen. Das sie nun diesmal eindeutig eine Grenze überschritten hatte, würde ihr wohl erst dann klar werden, wenn sie in ihrem Bett lag und den Tag Revue passieren ließ. Dann würde sie sich vor lauter Verlegenheit die Decke über den Kopf ziehen. Die ganze Situation würde ihr dann unendlich peinlich sein.


    Sie blinzelte mehrmals hinter einander um die ungeweinten Tränen verschwinden zu lassen. Er sollte nicht merken, dass sein Schmerz ihr Kummer bereitete. Die Einwände, erstarben ihr auf den Lippen als er ihr nachdrücklich seine Tunika in die Hände drückte. Er war jetzt nur noch mit einer Hose bekleidet. Diesem Ding was die Germanen immer trugen, wenn man den Geschichten glaubte. Beschämt, weil sie ihm gerade jede Menge Probleme bereitete, schlüpfte sie in das viel zu große Kleidungsstück. Es war noch ganz warm und es roch nach ihm... Als er ihr dann noch das Tuch reichen wollte, dass sie ihm geschenkt hatte, schüttelte sie dann den Kopf. „Es geht schon so“, sagte sie Kleinlaut und starrte auf ihre nackten Füße. Du dummes Ding! Die kleine Stimme in ihrem Kopf, klang ganz nach ihrer Mutter: Vorwurfsvoll und verärgert. Eilig klaubte sie ihre Sandalen auf und löste dann mit kalten Fingern die Zügel von Nada.

  • Ihre Worte, die ja zumeist einen Einwand darstellen sollten, ignorierte er lächlnd. Noch bevor er sich aber umdrehen konnte, trat sie vor ihn und berührte ihn. Nur sachte. Aber ihre kalten Finger ließen seinen Muskel zucken und einen Schauer seinen Rücken entlang laufen. Rasch drahte er sich.


    Seine Augen waren nun in die Ferne gerichtet, während eine Hand die Narbe berührte, an der eben noch ihre Finger waren. Ihre bewundernden Augen traten in sein Gedächnis und er wusste einen Moment nicht, was er denken sollte. Tief atmete der Nubier durch, nichtsahnend, das dies seine Muskeln spielen ließ.


    "Es war ein früherer Herr...Atonis. ... Diese Narbe ...diese ist von der Kante eines zerbrochenen Bechers."


    Als er meinte zu hören, das sie fertig war, drehte er sich wieder zu ihr um und sah ihr in die Augen. Er glaubte darin etwas zu sehen...es war nicht wie sonst diese unbeschwerte Freude. Kurz schüttelte er den Kopf und trat zu ihr, als sie nach den Zügeln der Stute griff, stellte er sich halb neben, halb vor sie, eben wie es das Tier zuließ. Dabei hielt er mit beiden, recht warmen Händen die ihren fest um sie zu wärmen. Das Tuch, was sie nicht hatte annehmen wollen, hatte er sich um das andere handgelenk gebunden.


    "Herrin? Bist du dir sicher, das du die nasse Kleidung darunter lassen möchtest, Domina Flora?"


    Fragend sah er sie an. Erst wenn sie ihm wirklich versichern würde, das es ausreichte, würde er sie kurzerhand auf ihr Pferd heben um dann auf Arbo zu steigen. Es würde nicht mehr so schnell gehen wie noch zuvor und er machte sich beständig Sorgen um ihre Gesundheit. Sobald sie ankommen würde, wusste er was zu tun war.


    Doch zuvor musste er so einige Blicke in der Stadt über sich ergehen lassen. Aber er dachte nur an Phaeneas, mit welcher Selbstverständlichkeit dieser Dinge tat...und dies tat er nun auch. Dabei half der Gedanke, das er dies alles tat, um Floras Gesundheit zu schützen. An der Villa nahmen sie den Seiteneingang. Und von dort ging es direkt ins warme Wasser für Flora.

  • Auch wenn sie ihre Sandalen ansah, oder Nada, sie wurde das Bild nicht los, wie Cimon so halbnackt vor ihr stand. Dunkle Haut über starken Muskeln. Jede klitzekleine Bewegung hatte sich in ihren Kopf gebrannt, ebenso wie die Narben, dies sie traurig machten. So viel Grausamkeit. Das hatte kein Mensch verdient, selbst wenn er nur ein Sklave war. Außerdem war Cimon ihr Freund. Er war so sanft und gleichzeitig so stark. So viel sinnloser Schmerz.


    „Dein früherer Herr war ein grausamer Mensch“, stellte sie für sich fest. Leise seufzte sie, nicht mehr wie ein trauriges Wispern und doch drückte es alles aus, was in ihrem Kopf vor sich ging. Sie wollte lieber nicht darüber nachdenken, woher die anderen Narben stammten. Sie war sich ziemlich sicher, dass Cimon sie nicht verdient hatte.


    Wie gut das er sie dann mit einem anderen Thema ablenkte. Wieder sah sie an sich herunter. Sie sah aus wie ein magere kleines Kind in dieser Tunika. Aber sie fühlte sich darin wohl. Weil er sie getragen hatte. Was dachte sie da nur? „Ehm, ja, das ist besser so“, sagte sie und ließ sich dann auf Nadas Rücken helfen. Während sie nach den Zügel griff, spürte sie wie die Feuchtigkeit ihres Kleides sie frieren ließ. Bloß schnell nach Haus. Hoffentlich sah sie niemand so. Sonst würde sie jede Menge zu erklären haben... Cimon übernahm diesmal die Führung. Diesmal ritten sie nicht so schnell, aber er schlug dennoch ein recht zügiges Tempo an, nur damit sie dann schnell ins Bad kam.

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