[Esquilin] Casa Accia Ducciaque

  • Lustiger weise halfen ihr sein offensichtlicher Sarkasmus und sein nicht weniger eindeutiges Entsetzen über den von ihr neu-gewählten Zeitpunkt sich ihrer Sache wieder ein wenig sicherer zu werden. Ihre Mundwinkel zuckten amüsiert, bei seiner sarkastischen Erläuterung, was sie hier eigentlich vorhatten. Eine schöne Idee für so zwischendurch, drollige Ausdrucksweise!
    Die Streicheleinheit an der verräterischen Stelle ließ Lucia überrascht zusammenzucken. Verdammte Axt, sie war da grad viel zu empfindlich für so eine unvermittelte Berührung! „Du machst das ja auch sehr gekonnt.“, erwiderte sie auf den ersten Teil beinahe verschämt. Die Darstellung, was er normalerweise zu hören bekam war jedoch wieder so drollig, dass ihr ein kleines Kichern entwischte. Das sagten Frauen? Das konnte sie nicht glauben, nie und nimmer! Aber das musste sie später genauer erörtern, jetzt war erstmal was anderes wichtig: „Ja, jetzt. Da wir das vorhin ja nicht hinbekommen haben!“, versuchte sie so bestimmt zu sein, wie es nur möglich war wenn man nackig auf dem Rücken lag. „Denn sobald das hier wieder rum ist hast du ja deinen Termin mit diesem Kerl da und mir wird immernoch die ganze Zeit langweilig sein!“ Während sie sprach tippte sie Vala gegen die Brust und deutete anschließend auf die Tür um zu verdeutlichen welchen Termin sie da meinte, sie hatte ihn vorhin ja bestenfalls nur mit halbem Ohr mitbekommen. „Ich will eine Aufgabe und ich will ernst genommen werden!“, wiederholte sie zur Sicherheit nochmal ihre Forderungen.

  • Beinahe hielt Lucia die Luft an, während sie auf weitere Erläuterungen seitens Vala wartete. Doch sehr viel kam da nicht mehr. Auch wusste sie nicht wirklich was sie darauf jetzt erwidern sollte. Beinahe alles was ihr in den Sinn kam würde Valas jetzige Position herabwürdigen und das wollte sie um des lieben Hausfriedens willen lieber nicht. Also blieb es ihrerseits bei einem stummen Nicken, gefolgt von noch verwirrterem Starren. Der Pfirsich wurde noch immer auf halber Höhe gehalten und würde diese Position wohl so schnell auch nicht verlassen, denn jetzt begann Vala mit einem Messer zu spielen. War das jetzt aggressiv oder nur gedankenverloren? Warum hatte er überhaupt den Brief angesprochen? Und wieso beschäftigte sie grade sie Sache mit dem Brief so viel stärker, als die große Ankündigung das Konsulat anzustreben? Unbemerkt hatte sich Lucias Mund halb geöffnet, während sie nun die Bewegungen des Messers nachverfolgte. Sollte sie nachfragen? Sie war sich alles andere als sicher und tat deshalb lieber erstmal garnichts.

  • Schließlich, als wäre er just auf einer der Tabulae auf etwas gestoßen, erhob er wieder da Wort: "Ah, schau an... Sirius, erinnerst du dich an die Ehefrau des Mindius, die ihm Hörner aufgesetzt hat? Was war nochmal mit ihr?"


    "Hat sich mit ihrem Liebhaber in der Öffentlichkeit erwischen lassen, Dominus." , antwortete Sirius prompt und automatengleich.


    "Oh, ja, stimmt... was für ein Skandal." , soufflierte Vala weiter in Gedanken als wäre es nichts und er nicht wirklich bei der Sache, "Hat seine Karriere beendet, bevor sie wirklich begonnen hat, dabei wollte er sich nur für die Quaestur bewerben. Schade eigentlich, der hätte was werden können. Was ist nochmal aus der Sache geworden?"


    "Er hat sie ertränkt, Dominus." , erwiderte Sirius wieder prompt, als würde er den Wetterbericht verlesen.


    "Ach, genau... das war das. Elendig verreckt, die Gute... ebenso schade wie um die Karriere des Mannes, war sie doch ganz hübsch." , murmelte Vala geistesabwesend, während die Rechte weiter mit dem Messer spielte und die Linke nun nach seinem Becher griff, damit er sich einen Schluck genehmigen konnte, bevor er weiter so fortfuhr: "Welch Drama... was hab ich damals noch gesagt, was sie sei, Sirius?"


    "Eine unfähige Stümperin, Dominus." , erwiderte der Sklave automatisch.


    "So war das, ja..." , zeigte Vala sich weiterhin abwesend, das Messer wanderte über seine Finger... und doch hielten sie plötzlich inne, als Vala den Blick hob und seine Frau anblickte. Dieser war jedoch keineswegs ruhig oder gar abwesend.. er zeugte von eiskalter und vor allem unerbittlicher Härte.
    Einen Moment später entspannte sich jedoch der Blick des Duccius und ein leises Lächeln wanderte auf seine Lippen, als würde er sich tatsächlich ob des Anblicks seiner Frau freuen. Eine Sekunde später ein erneuter Wechsel: als wäre ihm gerade etwas eingefallen.
    "Ist es schon wieder so spät? Na, ich muss los... die Arbeit ruft." , sprach's, legte das Messer zur Seite und erhob sich mit einem entschuldigenden Lächeln, schritt um den Tisch herum und beugte sich zu seiner Frau herunter, um ihr einen Kuss auf die Backe zu geben: "Hab einen schönen Tag Schatz, bis später."
    Einen Moment später war Vala auch verschwunden... und mit ihm Sirius, der sein Mienenspiel nicht ganz so gut im Griff hatte und der Tiberia einen besorgten Blick zuwarf, bevor er verschwand.

  • Als klar wurde, dass er jetzt tatsächlich nicht das bekommen würde was er wollte, machte Vala ein Gesicht das Enttäuschung vollkommen neu definierte. Als das auch nicht fruchtete (was es nie tat), ließ er sich schließlich mit einem genervten Grunzen neben ihr nieder und begann aus Trotz und exemplarischer Langeweile mit ihren Brüsten zu spielen. Innerlich ratterte es in ihm, schließlich musste er diese Sache aus der Welt schaffen damit er endlich das bekam was er wollte: sie, verschwitzt, schwer atmend, unter ihm.


    "Aaaaalso..." , begann er, sich die Sache selbst zu erklären, "...du langweilst dich, weil du nichts zu tun hast. Und du hast nichts zu tun, weil das hier nicht dein Haushalt ist. Eh... gut, was tun römische Frauen denn so, wenn sie sich nicht um den Haushalt kümmern?"

  • Naja, der Keks war ja nicht komplett weg. Er war nur versteckt bis sich Vala ihn verdient hatte. :D Es war schon schwer die eigene strenge Miene aufrecht zu erhalten, wenn man so einem Blick ausgesetzt war, doch irgendwie gelang es Lucia. Sie jubilierte innerlich, als Vala sich tatsächlich neben sie legte. Sie hatte es wirklich geschafft seine Aufmerksamkeit zu bekommen! Naja, zwar nicht ungeteilt, aber da es ja ihre Brüste waren wollte sie mal nicht so sein. Auch wenn diese Spielerei sie selbst nicht unwesentlich ablenkte.
    „Genau das ist ja das Problem. Man lässt sich hübsch machen, um sich irgendwo mit Freundinnen zu treffen um zu sehen und gesehen zu werden und vielleicht einen heiratswilligen Mann auf sich aufmerksam zu machen. Der letzte Teil fällt für mich ja nun… offensichtlich… weg und diese ganze Schönheitspflege nur um mit den Freundinnen immer wieder über die gleichen Themen zu schnattern, das langweilt mich! Ich hab in der Villa Tiberia immerhin den Haushalt geführt, Feste veranstaltet und für Lepidus bei seinen Verbündeten Schönwetter gemacht.“ Während Lucia sprach gestikulierte sie mal in der Luft herum, mal schob sie Valas Finger von einer arg zu kitzeligen Stelle weg. Zum Schluss sah sie ihn dann auffordernd an.

  • Obwohl sie schon direkt bei der Erwähnung des Briefes so was in der Art erwartet hatte war Lucia bei diesem wie eingeübten Wortwechsel dennoch bestürzt. Schon auf halber Strecke ließ sie die Trockenfrucht zurück auf ihren Teller fallen, ihre Finger fühlten sich plötzlich kalt an. Als es dann ums Ertränken ging, schloss sie ihren mit einem Mal ziemlich trockenen Mund und versuchte zu schlucken. Sie fühlte sich immer mehr wie ein verschrecktes Kaninchen vor der Schlange. Da sie sich nicht anders zu helfen wusste, versuchte sie wütend auf den Sklaven zu werden, der grad viel zu eifrig die Frau als Stümperin bezeichnete. Dabei war das alles so lächerlich! Sie und Avianus? Niemals wäre sie auch nur auf die Idee gekommen. Der Kerl war einfach amüsant, mehr nicht! Siewollte irgendwas in die Richtung sagen, da traf sie Valas kalter Blick und sie erstarrte.


    Das darauffolgende Lächeln nahm sie kaum war, ehe sich Vala auch schon verabschiedete. „Du auch.“, erwiderte sie mechanisch den Abschiedsgruß. Dann waren Vala und sein Schatten von einem Sklaven auch schon zur Tür hinaus. Letztere nicht ohne Lucias Unwohlsein durch diesen Blick noch zu verstärken. Kaum waren sie verschwunden, wischte sich Lucia mit dem Handrücken den kalt brennenden Kuss von der Wange. Sie saß noch eine ganze Weile am Frühstückstisch, ohne etwas zu sich zu nehmen. Je länger sie darüber nachdachte, umso mehr verstand sie warum Vala offensichtlich Angst hatte, dass sie ihm auch Hörner aufsetzte. Es wäre nur zu natürlich und hatte sie das indirekt nicht auch schon auf Sergias Feier? Lucia biss sich auf die Unterlippe und starrte auf die neue Vase. Was sollte sie tun?

  • Weil die Anstrengungen, das Problem seiner Ehefrau verstehen zu wollen, sehr schnell für neue Kopfschmerzen sorgte, lenkte Vala sich zwischen den Nachdenk-Intervallen mit einem physikalischen Experiment ab, in welchem er genau observierte wie sich Druckwellen in gewissen Körperteilen seiner Frau ausbreiteten, wenn er anschnippste. Fasziniert beobachtete er, wie es durchaus lange brauchte bis die Bewegung sich von der Stelle, an welchem seine Finger auf ihre Haut trafen, sich bis hin zur Hügelspitze ausgebreitet hatten und diese erbeben ließen. Fast wäre er auf den Trichter gekommen, dass es bei den Erdbeben (die besonders im Süden bei Catina und bei Neapolis aufzutreten schienen) sich zum ein ganz ähnliches Phänomen handelte. Tat er aber nicht, dazu war das Versuchsobjekt an sich einfach zu Gedankeneinnehmend... und außerdem hatte er diese Nuss zu knacken, die ihm seine erpresserische Frau ihm hingeworfen hatte, damit er endlich in den Genuss ihrer Wärme kam.


    "Naja, Feste.. dazu müsste man genug Leute haben, die man einladen könnte... und wie du vielleicht weißt, sind die Leute im Moment so feierfaul." , murmelte Vala geistesabwesend, während er eine weitere Mini-Welle durch den Vorbau seiner Frau jagte ( :D ), "...und die Liste meiner Verbündeten ist zur Zeit etwas kurz. Viele sind weggezogen, andere haben sich... verändert oder sind zur Gänze erkaltet. Aber vielleicht könntest du mir da ja helfen.. ich bin mir sicher, du bist... integrer... als ich es sein kann." , gab Vala sich einmal grundehrlich und ziemlich selbstkritisch. Er hatte sich da auch von Anfang an keine Illusionen gemacht: er hatte nach außen zuviele Baustellen und Wehrgräben, als dass er in seiner Ehe auch noch darauf achten musste nicht zuviel preiszugeben... das Weib war immerhin seine Frau.
    Dass er sich damit angreifbar machte, war ihm bewusst und natürlich alles andere als schön... aber in seiner aktuellen Lage nicht vermeidbar.

  • Als sie zum ersten Mal angeschnippst wurde, bekam Vala einen strafenden Blick von Lucia. Das tat zwar nicht wirklich weh, aber ein bisschen unangenehm war es schon. Was machte er da, dass er so gedankenverloren starrte? Beobachtete er das durch das Schnipsen verursachte wackeln… im Ernst? Sofern sie das Verhalten aller Männer an Vala messen konnte, wovon sie jetzt einfach mal großzügig ausging, musste Lucia sagen: Männer waren komisch! Doch er schien ihr Anliegen diesmal tatsächlich ernst zu nehmen, da wollte sie nicht so sein. Sollte er sie weiter wackeln lassen, wenn er so viel Spaß daran hatte… es sah ja auch irgendwie lustig aus, fand Lucia.


    Was dann von Vala kam entsprach zwar nicht ganz Lucias Erwartungen, es enttäuschte sie aber auch nicht. Keine Feiern, wohl kein neues eigenes Haus, aber immerhin Gespräche mit einem klaren Ziel führen und nicht das ewige Klatschen und Tratschen (wobei das natürlich auch seinen Reiz hatte, aber alles halt in Masen). Und (!) er machte ihr ein Kompliment, das nichts mit ihrem Aussehen zu tun hatte. Ein ehrliches Lächeln breitete sich auf Lucias Gesicht aus. „Das klingt doch nach einem guten Anfang.“, schnurrte sie zufrieden. Es war zwar irgendwo darin ein vielleicht zu hören gewesen, aber sie wollte ihr Glück grade nicht überbeanspruchen. Sie hatte immerhin einen Großteil von dem bekommen was sie wollte: Vala hatte sie ernst genommen und er hatte von sich aus Vorschläge gemacht, wie sich ihre Situation bessern konnte. Ihr Kopf war zufrieden, er wollte nur noch einen Satz loswerden: „Vergiss es nicht, ja?“ Nicht dass er jetzt grad einfach alles sagte nur um wieder zu dem ‚Beischlaf und so‘ zurückzukehren.


    Nun war es eigentlich so weit. Lucias wegen konnten sie das Reden beenden und Taten sprechen lassen. Doch eben diese Taten waren ein Problem. Wie signalisierte sie das jetzt am besten? Unsicher ob der ihr noch ziemlich unbekannten Sache, versuchte sich Lucia an einem kleinen Scherz: „Und jetzt, du wunderbarer Wilder: Gib mir den Barbaren!“ Sie schaffte es nicht den Satz ohne zu giggeln auszusprechen, aber sie öffnete dabei einladend die Arme. Diesmal würde sie nicht mehr fluchen, sondern einfach genießen.

  • Er hatte ja eigentlich vorgehabt noch etwas zu sagen... eigentlich. Immerhin hatte sie ja offensichtlich auf das Programm gesetzt, dass sie sich jetzt 'reden' mussten. Das klang irgendwie nach einer längeren Angelegenheit und er war Tatsache zwischendurch in Gedanken zur Frage gelangt, ob es sich lohnt sich etwas zu trinken zu holen. Und er musste schließlich auch die eine oder andere Antwort verbalisieren.
    Allerdings brachte er es nur fertig, auf ihre Bitte das gesagte nicht zu vergessen lediglich zustimmend zu brummen. Dann kam etwas, mit dem er eigentlich in den nächsten drei Jahren nicht mehr gerechnet hatte: sie war zufrieden. Und sie wollte ihn. Hier. Jetzt. Sofort.
    Eine halbe Sekunde lang schaute Vala, der Herzensbrecher und Chefverführer, ziemlich dumm aus der Wäsche, doch dann begriffen seine Instinkte, dass dies eine Chance war die es nicht zu verpassen galt: mit einem gespielten Urschrei warf Vala sich auf seine Frau und nahm ihren Körper, gleich dem Barbaren, mit wilder Verve in Besitz.


    Gewisse Zeit später lagen sie wieder nebeneinander... die Anstrengung war ihnen in Schweiß und Atmen deutlich anzusehen, ihr Kopf ruhte auf seiner Brust und er strich ihr gedankenverloren durch die Haare.
    "Eigentlich..." , begann Vala schließlich nach einigen Momenten der post-koitalen Verschnaufsstille, "...hatte ich eh vor mit Damio über das Anwesen hier zu reden. Er und seine Frau sind kaum noch hier, wie du gemerkt hast, da seine Geschäfte so gut laufen, dass er sich quasi ständig auf dem Land aufhalten kann. Und seine Töchter haben mittlerweile ihre eigenen Hausstände. Sollte ich jemals weiter aufsteigen wollen, wird ein eigenes Haus in Rom notwendig sein.. ich könnte ihn Fragen, ob wir die Besitzverhältnisse zumindest während meiner Zeit hier in Rom zeitweilig ändern... oder einen Kompromis finden."

  • Dieses Mal war der Weg durch die Stadt wirklich etwas anderes als der erste den Calena zu der Villa Tiberia zurückgelegt hatte. Was eindeutig an ihrer Führerin lag, einer Sklavin aus dem Haus ihres Onkels, die ihr bereitgestellt wurde eine Adresse ausfindig zu machen. Allein hätte sie sich bestimmt etliche Male verlaufen und wäre gegen die Abendstunden in Rom verloren gegangen. Darum wurde sie nun von der Sklavin fast zielgerade zu Tiberia Lucias neuem Heim gebracht. Ein klein wenig übten ihre Finger Druck auf das keine Mitbringsel aus. Nervosität? Vielleicht deswegen weil sie mit keiner Silbe Tiberia darüber unterrichtet hatte das sie einfach so zu besuch kam. Ohne jeden erdenklichen Grund. Für Calena gab es schon einen Grund, sie wollte nicht einen weiteren Tag hinter den Mauern des Anwesend ihrer Familie sitzen und warten das die Zeit einfach verstrich. Da konnte man auch so eine fast schon abenteuerliche Unternehmung machen, wie zum Beispiel eine wage Bekanntschaft zu besuchen. „Soll ich für dich klopfen?“, fragte die Sklavin die die Gedankliche Abwesenheit der Decima bemerkte. Aufgeweckt blinzelte Calena und nickte, „Ja, tu das.“

  • Vor ihrer Hochzeit hatte Lucia vor so einigem Angst gehabt und die eigentlich schönste Sache der Welt war auf dieser Liste ganz oben gestanden. Vala war ihr zwar bei ihrem ersten Treffen alles andere als abstoßend vorgekommen, nein das war nicht das Problem. Aber sein Verhalten hatte in ihr alle möglichen Befürchtungen was seine Vorlieben und sonstigen Verhaltensweisen anging geschürt. Immerhin war er ja auch ein halber Barbar! Viele von diesen Befürchtungen hatte ihr damals wahrlich frisch gebackener Ehemann schon in der Hochzeitsnacht ausgelöscht und so langsam glaubte Lucia, dass dies mit der beste Teil einer Ehe war. Anscheinend tat es einem dabei nicht schlecht ein halber Wilder zu sein. Nicht dass Lucia großartige Vergleichsmöglichkeiten hatte (sie erinnerte sich zumindest nicht all zu deutlich), aber Holla die Waldfee!


    Sie lauschte dem wilden Schlag seines Herzens während er ihr über die Haare strich und war zufrieden, in jedem nur möglichen Sinne. Sie hatte die Augen geschlossen und genoss die Streicheleinheiten und wie sich Valas Herzschlag langsam wieder beruhigte. Als er dann zu sprechen begann vibrierte sein Brustkorb und seine Stimme hörte sich für Lucia seltsam hohl an. Sobald sie den Kopf jedoch ein wenig anhob legte sich das schon wieder. Lustig. Sie legte sich wieder hin, die Stimme klang komisch. Hoch, wieder normal. Sie war so in diese Beobachtungen vertieft, dass sie einen Moment brauchte, bis sie verstand was genau Vala da eigentlich sagte. „Das wäre wunderbar!“ Für sie war nur der Inhalt, was das Haus kaufen betraf, relevant. Vielleicht würde sie sich später noch an den Satz zum ‚während meiner Zeit hier in Rom‘ erinnern, aber sie kam grade nicht mal im Ansatz auf den Gedanken, dass man irgendwo anders als in Rom leben konnte. Sie drehte ihren Kopf, um Vala ansehen zu können, und strahlte. „Wenn das funktionieren würde, das wäre… wunderbar!“, ihr wollte grade kein anderes Wort mehr einfallen. Es war einfach wunderbar!

  • Es war noch immer der Tag, an dem ihr Mann Lucia auf ihren ‚Brieffreund‘ angesprochen hatte. Gegen Mittag war sie auf einen absurden Gedanken gekommen. Er hatte doch davon gesprochen, dass die Frau so dumm war sich erwischen zu lassen. Hieß das jetzt, er hatte ihr einen Freibrief gegeben, dass sie machen konnte was sie wollte, solange sie sich nicht erwischen ließ? Das war absurd, einfach nur absurd! Aber irgendwie kam Lucia von dem Gedanken nicht mehr los. Warum konnten Männer nicht direkt sagen, was sie wollten? Mit einem ‚Ich bring dich um, wenn du mit einem anderen Mann schläfst‘ hätte Lucia eindeutig gewusst wo sie stand. Mit dieser komischen Geschichte… war sie einfach nur verwirrt und irgendwie auch wieder verängstigt. Sie saß nun schon den ganzen Tag in ihrem Zimmer und blickte aus dem Fenster, etwas das sie die letzten Wochen versuchte zu vermeiden. Doch das Grübeln wollte nicht aufhören.


    Es klopfte und natürlich gab es auch hier einen Sklaven, der die Tür öffnete. „Salve, Domina!“, grüßte er nach einer kurzen Musterung. Womit kann ich dienen?“

  • „Ich möchte Tiberia Lucia besuchen.“, teilte die Decima in Anliegen mit, ohne große Ausschweifungen einer wortgewandten Antwort. Auf den Punkt kommen, dass konnte sie leicht. „Ist sie da?“, setzte sie auch noch nach, „Wenn ja, so sagt ihr, Decima Calena ist hier.“ Eine genauere Ausführung für ihr hier sein würde sie dann mit der Tiberia selbst austauschen.

  • „Ja, ist sie. Tritt doch bitte ein.“ Der Sklave nickte und machte die Tür frei. „Wenn du eben im Triclinium warten möchtest, dort ist es auch angenehm temperiert.“ Er führte sie und ihre Sklavin in den entsprechenden Raum und bat sie dort eben einen Moment zu warten.


    An Lucias Tür klopfte es und sie blickte leicht erschrocken auf. „Ja?“ War das jetzt Vala, der seine Drohung deutlicher machen wollte? Die Tür öffnete sich: „Besuch für dich, Domina. Decima Calena wartet im Triclinium.“ Lucias Gesicht erhellte sich und sie sprang sofort auf. Sie brauchte dringend jemanden zum Reden und Fortuna hatte wie so häufig die Hand über sie gehalten und ihr jemanden geschickt! Kurz blickte sich Lucia im Spiegel an: Keine perfekt hochgesteckten Haare, nein zwei schlichte, geflochtene Zöpfe, kein Schmuck und nur eine schlichte Tunika mit einem warmen Tuch. Ach, was sollte es. Calena wusste ja, wie Lucia aussehen konnte wenn sie wollte und da dies ein unangekündigter Besuch war… sie rechnete sicher nicht mit einem perfekten Erscheinungsbild und das würde eindeutig zu lange dauern!


    „Calena!“, begrüßte Lucia ihre ehemals angeheiratet Verwandte freudig und umarmte sie spontan. „Was für eine schöne Überraschung! Dich müssen die Götter geschickt haben!“ Lucia deutete Calena an es sich bequem zu machen und schickte auch gleich Sklaven los, um etwas zu Trinken und zu Knabbern zu besorgen. „Du bleibst doch ein bisschen, oder?“, fragte sie dann leicht verspätet, als ihr einfiel, dass es ja auch nur eine kurze Stippvisite sein könnte.

  • Beim eintreten des Hauses fuhr sich Calena durch die Haare und streifte sie sich hinter das Ohr. Das sie warten musste, dass störte sie nicht. Immerhin hatte sie ihr kommen auch nicht angekündigt um annehmen zu können, bereits erwartet zu werden. Das ihr die Überraschung dieses Besuches geglückt war, sah sie als die Tiberia sie fast schon in natürlicher Schönheit und Schlichtheit empfing. Kein vergleich zu dem Bild in ihrer Erinnerung, aber trotzdem fand Calena das Lucia eine sehr hübsche junge Frau war.


    Überrascht umarmte sie ihre Gastgeberin auch. Mit einer solchen überschwänglichen freute sie zu sehen hatte die DEcima nicht gerechnet – mit was hatte sie eigentlich gerechnet? Eigentlich mit nichts. Sie war einfach aus dem Haus gegangen mit dem Plan eine flüchtige Bekannte zu besuchen, die sie jetzt ganz und gar nicht so behandelte. Sofort zauberte es ein Lächeln auf ihre Lippen. „Wohl eher die Decke vom Haus meiner Familie die mir bald auf den Kopf fällt, bliebe ich noch einen Tag weiter ohne etwas zu tun in dem Haus.“, antwortete sie darauf, „Aber wenn es dir lieber ist, dann schicken mich wohl die Götter.“ Scherzte sie und war ganz überrascht dass ihr ein leichter Witz über die Lippen gekommen war. „Wenn du mich nicht gleich wieder hinaus wirfst, habe ich schon vor etwas zu bleiben.“, sagte sie ehrlich. „Ich kenne kaum jemanden in Rom und du bist meine erste und wohl auch einzige Anlaufstelle mit Gesellschaft zu suchen. Ich hoffe ich komme nicht ungelegen?“

  • Solche Briefe wechselten zu tausenden im römischen Reich täglich den Besitzer. Meist waren es Diener, die sie überbrachten. So auch in diesem Fall.



    Ad
    Titus Duccius Vala
    Senator


    Salve,


    wir haben von Deinem Wunsch Kenntnis genommen mit uns, meinem Neffen Germanicus Sedulus und mir, Germanicus Avarus zu sprechen. Hinsichtlich der längst abgesprochenen Termine bietet sich der Abend an. Eine Zeit ab der siebten Stunde ist ideal dazu geeignet uns Beide zuhause im Bezirk Circus Flaminius anzutreffen.


    Vale,


    [Blockierte Grafik: http://www.ostheim21.de/Imperium/Sig_Avarus.gif]


    NON NOV DCCCLXIV A.U.C.





    SKLAVE - GENS GERMANICA

  • „Ouh, das kenne ich nur zu gut. Was ist nur an diesen Häusern, dass man beständig das Gefühl hat eingesperrt zu sein?“ Lucia versuchte in einer Handbewegung die gesamte Casa Accia miteinzubeziehen. Sie schmunzelte ob Calenas kleinen Scherzes und griff kurz nach ihrer Hand, um ihre folgenden Worte zu bestärken: „So oder so freue ich mich, dass du gekommen bist!“ Sie fürchtete ungelegen zu kommen? „Ganz im Gegenteil! Es ist heute früh etwas passiert und wenn ich nicht bald mit jemandem darüber spreche, werde ich wahnsinnig. Dich schicken wirklich die Götter!“


    Das dauerte aber lange mit den Getränken!, dachte Lucia ungeduldig, dabei hatten die Sklaven kaum Zeit gehabt auch nur zur Kühe zu kommen. Lucia versuchte sich ein wenig zu beruhigen und ihre flatterigen Finger einzusperren, indem sie ihre Hände gefaltet in den Schoß legte. „Aber ich erschlage dich ja förmlich, tut mir leid. W bleiben meine Manieren? Möchtest du was besonderen Trinken oder Essen? Mach es dir doch bitte bequem. Ach, wo bleiben nur diese faulen Sklaven?“ Immer noch nicht wirklich genug Zeit vergangen, Lucia sei nicht so ungeduldig!

  • Die reichlich vage Bitte des Duccius Vala um einen Gesprächstermin hatte Macer zum Anlass genommen, seinen Laufburschen zur Casa Accia zu schicken, um seine Antwort zu überbringen und vor allem Ort und Zeit abzusprechen. Mit einem dementsprechenden Auftrag klopfte der Laufbursche also an die Tür und wartete auf Einlass.

  • Diese Überfreude seitens Lucias war äußerst verwirrend. Aber Calena schrieb es ihrem sehr lebhaften Wesen zu, daher konnte sie darüber nur lächeln und es nicht als störend empfinden. Dass ihr Besuch so auf Anklang traf freute sie ebenfalls. „Dann lass uns gegenseitig Gesellschaft leisten, dass und keine Wände oder Decken auf den Kopf fallen.“, sagte sie daher und wechselte gleich in Verwirrung. „Heute Morgen ist etwas passiert? Wie kann ich da behilflich sein?“ Die einzige Erklärung dazu war ihr nur in den Sinn gekommen, das vielleicht darüber reden helfen würde bevor Lucia platze. „Dir gehört meine Zeit, so lange du willst.“, bot sie an.


    Das Angebot mit Speis und Trank nahm sie höflich an. „Warte, ich habe da vielleicht etwas um deine Ungeduld ein wenig zu beschäftigten.“, meinte Calena und gab ihrer ausgeliehen Sklavin ihres Onkels ein Handzeichen ihr das kleine Geschenk zu geben. „Ich sah die Vase auf dem Markt und fand sie ganz hübsch, vielleicht gefällt sie dir auch, denn es ist jetzt deine.“, sagte die Decima und reite Lucia eine keine schlichte Ziervase die durch ihre dezente Verzierung schon wieder so etwas wie elegant aussah. Ein Stück, dass man nicht gleich an die Wand werfen wollte.

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!