[Esquilin] Casa Accia Ducciaque

  • Lucia hatte etwas Zeit gehabt sich zu erholen, aber wirklich bereit fühlte sie sich nicht. Aber das würde sie wohl nie und so versuchte sie es einfach hinter sich zu bringen. Da war es ihr auch schnurz-piep-egal, dass Vala ganz offensichtlich wieder keine Zeit zu haben schien. Aber wann hatte er die schon? Mit diesem Gedanken wurde ihre Antwort dann doch leicht schnippisch. „Oh, wunderbar, um einiges besser als der angebliche Duccianus, der von meinem Bruder heute in aller Öffentlichkeit nicht hingerichtet, sondern viel mehr abgeschlachtet wurde.“ Bei der Erinnerung verzog Lucia das immernoch viel zu bleiche Gesicht. „Und falls du noch irgendwelche Zweifel hast, es gibt noch nette weitere Zufälle: Der andere hieß angeblich Vettianus und mein Bruder lässt dir durch mich ausrichten, wie leicht es doch ist den Kopf zu verlieren. Pah! Als ob es für die beiden leicht gewesen wäre! Ein sauberer Schnitt sollte es sein, das ist eine Hinrichtung wie es sich gehört aber nein! Mein Bruder muss ja wieder ein Spektakel für sich daraus machen! Ein Blutbad und zieht mich da auch noch mit hinein!“ Lucia redete sich hier entweder in Rage oder Hysterie, so genau konnte man den Unterschied nicht ausmachen.

  • Lucia ging wie jeden Morgen während ihre Sklaven sie zurechtmachten ihre Post durch. Hin und wieder wollte einer der Musiker, die sie sich als eigene Klienten ausgesucht hatte, etwas. Es war nicht grade üblich für eine Frau Klienten zu haben, dessen war sie sich bewusst. Es gab aber einfach ein paar Künstler, die sie unterstützen wollte und in deren Musik sie gerne selbst häufiger schwelgen wollte, da war dies der einfachste Weg. Dann kamen häufiger Briefe von Freundinnen wie Flaminina, Calena oder Manlia und natürlich hin und wieder die ganz besonders köstlichen von Avianus. Wobei diese Briefe in letzter Zeit etwas von ihrer Leichtigkeit verloren hatten, wodurch sich Lucia noch immer in der Pflicht sah auf seinen letzten endlich zu Antworten. Aber es war aktuell einfach so viel Wichtiges zu tun… Und dann gab es da noch die Einladungen, bei denen sie einer besonderen grade entgegenfieberte.


    „Heute sind es nur drei Briefe, Domina.“, kündigte Arsinoe an. „Einer von Flaminina, einer von deinem Bruder und der hier.“ Lucia nahm also zunächst die Einladung entgegen und las sie mit einem zufriedenen Lächeln. Die Einladung war an sie adressiert und ihr Gatte sollte ihre Begleitung sein. Flavia gefiel Lucia mehr und mehr. Das war nichts woran man Anstoß nehmen könnte, aber ein nettes Detail, das Lucia den Tag versüßte. Als nächstes öffnete Lucia Flamininas Brief, sie fand ihr Bruder hatte jedes Rechtverwirkt von ihr als erstes beachtet zu werden. Er verhielt sich ihr gegenüber so unverschämt! Dabei war es… Steigere dich da nicht wieder hinein, denk an das Kind. Sekunda hat gesagt ich solle mich jetzt nicht mehr so aufregen., beruhigte sich Lucia selbst und las den Brief ihrer Freundin. „Ach wie schön!“, murmelte sie wieder mit einem kleinen Lächeln auf dem Gesicht. Sie vermisste ihre Freundin zwar, aber sie schien eine gute Zeit zu haben und immerhin hatten sie die Briefe. Jetzt hätte Lucia am liebsten Lepidus Brief auf den nächsten Tag verschoben, aber sie wollte ja kein Feigling sein. „Was hat mein Bruderherz“, das Wort barg eindeutig keine Zuneigung mehr. „mir denn mitzuteilen, das nicht auch bis zur Hochzeit warten kann?“ Sie entrollte den Brief und begann zu lesen. Der Anfang war einfach nur redundant. Genau das stand doch in der Einlad… „Ach, eine große Ehre für mich? Ich bin die verdammte Frau des Consuls!“, zischte Lucia. Aber das war noch nicht alles. Der nächste Absatz ließ Lucia sprachlos, ehe sie diese Unverschämtheit eines Briefes zusammenknüllte. „Es reicht! Es reicht endgültig!“ Sie ließ den Brief zu Boden fallen und trat voller Verachtung darauf.


    „Beruhig dich Kind!“, sprach Sekunda und erhob sich langsam aus dem Stuhl aus dem sie das ganze Zimmer überwachte. „Was immer es ist, es ist es nicht wert dein Kind zu gefährden!“ Sie ließ sich von dem wütenden Blick nicht beeindrucken und bückte sich unendlich langsam um den geschundenen Brief aufzuheben und anschließend selbst zu lesen.


    In der Zwischenzeit hatte Lucia ein Lächeln, das alles andere als beruhigend wirkte auf ihre Lippen gezaubert. „Aber ich bin doch die ruhe selbst, meine liebe Sekunda. Ich bin ganz ruhig. Arsine, sei ein Schatz und bring mir eine tabellae defixionum, ja? Und beeil dich ein bisschen, ich habe noch etwas vor heute.“ Lucias Stimme war viel zu süßlich, als dass Arsinoe sich das zweimal sagen ließ. Noch ehe Sekunda irgendetwas einwenden konnte war sie zur Tür hinausgehuscht. „Kind, überleg dir lieber zweimal, ob du das in deinem Zustand tun möchtest!“ „Es gibt nichts mehr zu überlegen. Er nimmt mir meine Freiheit, er nimmt mein Grundstück, er nutzt mich aus, er beleidigt mich, er stellt mich bloß und das wieder und wieder! Kein einziges gutes Wort von ihm! Noch nie! Ich werde nicht mehr still herumsitzen! Ich werde mich rächen. Er will Ruhm und Ehre? Er will den Aufstieg? Ich werde dafür sorgen, dass die Götter nicht auf seiner Seite stehen!“ War das eine Spur Wahnsinn der in Lucias Augen flackerte? Sekunda war sich nicht sicher, aber sie senkte enttäuscht ihren Kopf und ließ sich wieder schwer auf den Stuhl sinken. „Hoffentlich wirst du das nicht irgendwann bereuhen!“

  • "Das übliche also..." , lächelte Vala matt während er sich von einem Sklaven einen Becher Wasser reichen ließ und dem Iulier weiter zuhörte. Bis dieser erklärte, dass er eigentlich keine Ahnung hatte warum er überhaupt hier war, was Vala dann doch kritisch die Stirn runzeln ließ: "Alles in Ordnung? Ich meine... natürlich hast du den Auftrag erfüllt, was anderes hätte man ja auch nicht erwarten können. Das Reich ist nicht im Bürgerkrieg versunken und die Gründe hierfür kann sich jeder selbst aussuchen, die zur Wahl geschworenen Einheiten Italias dürften aber durchaus zu den trifftigeren Gründen zählen. Also... raus damit, was machst du hier?" , bohrte der Duccier noch einmal nach, bevor die Verwirrung der Besorgnis wich und er den Iulier an der Schulter etwas weiter weg von den anwesenden Sklaven führte... die den Wink mit dem Zaunpfahl natürlich verstanden und nun ihrerseits auf Abstand gingen: "Also... wirklich alles in Ordnung? Steckst du in Schwierigkeiten? Oder jemand, der dir nahesteht? Brauchst du Hilfe?"
    Derartiges ging Vala natürlich durch den Kopf, was anderes wollte ihm partout nicht einfallen weshalb der Iulier ihn hier aus seinem vollen Terminplan riss.. das musste ohne jeden Zweifel ein Notfall sein.

  • "Da freut der Consular Duccius sich doch, dass er irgendwie dazu beitragen konnte, einen großen Feldherrn zurück nach Rom zu locken." , grinste Vala schief, als er sich selbst einen Becher mit Wasser griff, "Der Konsul Duccius durfte sich sogar vorwerfen lassen, die Geschichtsbücher nicht gelesen zu haben und sich selbst zum Konsul auf Lebenszeit ernennen zu wollen... bizarr genug, gab es übrigens auch ein paar Verrückte, die besagten Konsul Duccius zur Kaiserwahl vorgeschlagen haben. Tut mir also leid, dass ich dich nur hier in meinem bescheidenen Heim bewirten kann und nicht gleich auf dem Palatin."


    Was der Annaeer dann über gewisse Ärzte und Mysterien und dergleichen erzählte ging flugs über Valas Horizont, so dass dieser nur nett und vollkommen unverbindlich nicken konnte: "Dabei hätte dem römischen Klatsch ein neues Thema mal gut getan.. sehr vielfältig hat er sich in vergangener Zeit nicht gezeigt, ich frage mich, wen man sich als neues Beschäftigungsmotiv aussucht wenn ich mal nicht mehr da bin... vielleicht dich, Annaeus, vielleicht dich. Hast du vor Rom aufzumischen?"

  • Da im Alltagsmodus gefangen, hatte Vala nicht damit gerechnet auf die flüchtige Begegnung mit seinem Weib gleich einen derartigen Sermon... und dazu mit solcher Verve... vorgetragen zu bekommen. Es brauchte daher einen Moment bis Vala tatsächlich von dem Thema, das ihn derzeit beschäftigte, genug Aufmerksamkeit abgezweigt hatte um sie seiner Frau zu widmen. Das, was er in der Zwischenzeit mitbekommen hatte war nicht allzu viel... und so fiel seine Reaktion dann dem Kontext der Situation angemessen doch etwas dürftig aus: "Hähwas? Was ist passiert? Was hat der Vettius mit deinem Bruder gemacht?"



    PROXENIOS - ALEXANDRIA

  • Widerstandslos ließ er sich wegführen, auich wenn er das für übertrieben hielt, aber als der Duccier dann sehr persönlich fragte, was sei, kam er langsam mit den Worten heraus.
    "Nein, keine Schwierigkeiten direkt. Nun ja, vielleicht ..." setzte Licinus erneut an unterbrach sich dann aber.
    "Aber das ist albern. Ich werde mit dem Alter wohl melancholisch, entschuldige. Aber es ist halt so... Ich kämpfe da oben seit Jahren den gleichen Kampf. Versteh mich nicht falsch, ich liebe die legio und habe nicht die geringste Lust den Dienst zu quittieren, aber die zwei Umstände, dass wir es nur mit Ach und Krach schaffen unsere Reihen mit Rekruten zu füllen und dass ein Fluch auf dem Posten des prima legaten zu leigen scheint. Ich meine, kannst du dich an den letzten erinnern, der die legio lebend verlassen hat? Ich nicht."
    Stimmte nicht, konnte er. Das war der Decimer gelesen und der war in Parthia entführt worden. Was den Gerüchten nach nur unwesentlich besser war als tot zu sein.
    "Nun, ich kann das nicht mehr lange. Ich kann nicht ständig für zwei arbeiten. Verdammt, ich möchte auch mal wieder etwas Zeit mit meiner Tochter verbringen." Die Worte, dass er zu alt dafür war, lagen ihm auf der Zunge, aber er brachte sie nicht über die Lippen, dass hatte zu sehr den Klang von Hinschmeißen für ihn.
    "Wenn du dich umhören kannst, vielleicht findest du ja einen geeigneten Mann für uns. Es wäre mir eine wirklich große Erleichterung." Vielleicht, führte er in Gedanken aus, kommst du ja sogar selbst zurück, deine Zeit als tribunus habe ich noch in guter Erinnerung.

  • "Sagt Staberius Turrinus ab, gebt ihm eine kleine Aufmerksamkeit und vertröstet ihn auf morgen.." , wandte Vala sich an den stets präsenten Sirius ohne sich umzuwenden, als der Iulius zu erzählen begann. Dessen Klage ließ Valas Besorgnis nur wachsen, allerdings stellte sich ein Gedanke ein, der schon länger an ihm nagte und endlich nach Greifbarkeit verlangte.


    "Die Legio Prima ist, ihrer vergangenen Taten ungereut, an einen Ort verbannt an welchem sie ihr Potential nicht entfalten kann. Du wirst verstehen... steht ein Legat aus, wird dieser eher an die Grenzen geschickt denn zu einer Legion die im friedliche italischen Binnenland auch ohne Probleme von einem Praefectus Castrorum geführt werden kann. Sagen wir es so: du hast deine Arbeit so gut gemacht, dass man nicht die Notwendigkeit sah dir einen Vorgesetzten vorzusetzen. Das kann man durchaus als Kompliment verstehen, Iulius." , lächelte Vala matt, sah aber durchaus ein, dass er dadurch die Hoffnungen des Praefectus Castrorum nicht gerade bestärkte... aber darauf war er ja garnicht aus. Letztlich war er auch nicht darauf aus, hier und jetzt die Karten auf den Tisch zu legen, aber das unerwartete Kommen des Iulius zwang ihn quasi dazu, weshalb er den Mann noch einmal am Oberarm packte und noch ein Stück weiter von etwaigen Zuhörern wegführte: "Also... das ist jetzt noch nicht spruchreif, aber: meine Zeit hier in Rom geht zuende. Ich bin nicht mehr Konsul und ich hatte nie vor, mein Leben hier zu verbringen. Der Princeps hat mich später am Tag zum Gespräch gebeten.


    Ich werde ihn darum bitten, mir Germania Superior zu geben." , sprach Vala schließlich das aus, was noch nicht einmal seine Familie wusste, aber für ihn von Anfang an festgestanden hatte: Rom, der Bürgerkrieg, all das waren nur Etappen gewesen. Etappen auf einem Weg, der wieder zurück in den Norden führte.


    "Als Legatus Augusti Pro Praetore führe ich auch das Kommando über eine Legion, ich werde ihn um die Secunda Germanica bitten." , fuhr Vala schließlich fort, dem Iulius seinen Masterplan auszubreiten, "Ich setze natürlich darauf, dass der Princeps mir diesen Wunsch gewährt... und wenn er das tut, bitte ich ihn um die Abkommandierung mehrere fähiger Offiziere, die ich mit in den Norden nehmen will. Ich werde einen fähigen Stab brauchen, fähige Leute... Germania ist kein Klacks. Auf meiner Liste steht auch ein Praefectus Castrorum Marcus Iulius Licinus." , fixierte Vala schließlich den Mann mit seinem Blick, ließ die Worte einen Moment lang wirken um sein Angebot noch einmal zu bekräftigen: "Komm mit mir in den Norden, Licinus."

  • "Ich habe besseres zu tun als die Fischweiber von Rom zu unterhalten. Sie werden schon jemand anderen finden, über den sie sich das Maul zerreisen können." stellte Modestus trocken fest. Er hatte sicherlich Pläne, aber deren Ziel war nicht die Unterhaltung der Klatschmäuler Roms. Das spielte im Moment auch keine Rolle. Der Duccier hatte wohl einiges über sich ergehen lassen müssen. Was allerdings auch nicht weiter überraschend war. Es wär sicherlich nicht das erste Mal in der Geschichte Roms, das so etwas vorgekommen war. Selbst wenn die Neider machtlos waren etwas zu ändern, so konnten sie sich immer noch das Maul zerreisen. "Ob ich Rom aufmischen werde? Sicherlich nicht, so wie du es dir vorstellst. Aber ich bin nicht hier um mich in den Ruhestand zu begeben. Ich nehme an du wirst dich auch nicht in den Ruhestand begeben. Was steht für dich an?"


    "Ich habe vor einige ambitionierte Plebejer auf ihrem Weg durch den Cursus Honorum und in den Senat zu unterstützen. Du kennst nicht zufällig einige aufstrebende Männer, die es wert wären unterstützt zu werden?" sagte Modestus, der in den nächsten Woche eine Cena für diese ambitionierten Männer plante. Die plebejische Fraktion im Senat zu stärken war ihm wichtig. Dass ihm das bei einer späteren Kandidatur für das Consulat helfen würde, war ein erfreulicher Nebeneffekt. "

  • Es dauerte lange, sehr lange. viel zu lange! Der eben noch heiße Zorn von Lucia war inzwischen zu einer kalten Wut abgeklungen, die sie nur noch ungeduldiger machte. Aber sie konnte jetzt wenigstens besser nachdenken: Was würde Lepidus besonders schmerzen?
    Er wollte die Familie wieder zu Ansehen verhelfen. Er wollte selbst aufsteigen. Sie würde seinen Verstand verfluchen! Sie würde ihn verdrehen und behindern!
    Er verehrte Tiberinus und Minerva. Sie hatte ihm ja sogar einen neuen Hausalter für eben diese Götter verschafft! Sie würde Lucius vor Minerva binden! Und vor Tiberinus! Sie würde ihn von der Unterstützung seiner Götter abschneiden!
    Und er wollte alles was er erreiche sicher an einen Sohn weitergeben. Sie würde seinen Schwanz verfluchen, dass er nur Mädchen bekommen konnte! Er würde seinen Namen nie und nimmer weitergeben können!


    Sie würde ihn dreimal verfluchen. Das klang recht und richtig. Sie würde drei Tafeln beschreiben und sie von Arsinoe im Arbeitszimmer, am Altar und in seinem Schlafzimmer verstecken lassen! Und dann würde sie die nächsten Jahre zusehen und genießen können, wie ihr Fluch wahr wurde! Jedes Mal wenn er ein Mädchen bekam würde sie ihm aufs herzlichste gratulieren! Jedes Mal wenn sie in die Villa Tiberia kam würde sie am Hausalter opfern und sich der Tatsache weiden, dass Lucius Opfer unnütz waren. Und sie würde sich mit ihrem Bruder unterhalten, sie würde den Kontakt keinesfalls abreißen lassen. Sie würde seinen Verstand testen, wieder und wieder und dem Zerfall mit großem Genuss zusehen.
    Ihre Lippen teilten sich zu einem breiten Grinsen. Sie starrte auf ihre Hände, ungeduldig wartend, und grinste und grinste bis ihr die Wangen schmerzten.


    Endlich kam Arsinoe, die Sonne war schon am Zenit vorbei. „Das wurde aber auch Zeit!“ Am liebsten hätte Lucia sofort angefangen, doch einen Fluch war an die Nacht gebunden. Sie würde warten bis weder Sonne noch Mond mehr am Himmel zu sehen waren und dann würde sie im Schein einer einzigen Kerze die Bleitäfelchen beschreiben. Bis dahin konnte sie sich genau überlegen wie sie ihre Flüche formulieren wollte und in welcher Sprache. In welcher Form. Es gab so viel zu bedenken!

  • „Nie hörst du mir richtig zu!“, warf Lucia ihrem Göttergatten auch sogleich vor. „Mein Bruder, Lucius Tiberius Lepidus, hat heute zwei Männer hingerichtet. Er gab ihnen die Namen Vettianus und Duccianus! Und er hat sie abschlachten lassen anstatt sie angemessen zu enthaupten!“, wiederholte sie mit aller Geduld de sie aufbringen konnte. Dabei klang sie jedoch alles andere als geduldig. Ihre Stimme überschlug sich, sie spürte die kühle Hand ihrer Sklavin Sekunda auf dem Arm und schloss brav die Augen um tief durchzuatmen. „Er hat es genossen…“, flüsterte sie ein weiteres Detail, was sie noch zusätzlich verstört hatte.

  • Ein Nicken, ja diese Erklärugn machte durchaus Sinn, weshalb zwischen den einzelnen Amtsbesetzungen immer so viel Zeit verging. Dazu kamen erwähnte Gerüchte um den Fluch, der auf dem Posten zu lasten schien. Ein seinerseitiger Fluch wurde gerade noch zu einem Zischen.


    "Ja, ein ausgesprochen zweischneidiges Kompliment ist das," meinte Licinus mit einem Tonfall, der irgendwo zwischen sarkastisch und bitter einzuordnen war.


    Noch tiefer wurde er in die Ecke geführt, aber es wäre wohl besser gewesen, der Duccier hätte ihn nicht nur außer Hör-, sondern auch außer Sichtweite zu führen. Denn der praefectus stand da wie vom Donner gerührt und starrte erstmal einige Augenblicke ein Loch in irgendeine Wand oder Säule, das konnte er selbst nicht genau sagen.


    "Nach Germania? Zur Secunda? Das wäre..."
    Das wäre ein Ausweg. Endlich nicht mehr diese verdammte Flickschusterei, aber andererseits die prima verlassen? Es am ihm irgendwie vor, als würde er davonlaufen, von einem Platz an dem er gebraucht wurde noch dazu.


    "... was wird aus der prima?" Er konnte die Frage nicht unterdrücken, zu sehr brannte sie ihm auf der Seele. "Ich meine, nach all den Jahren..." Er war durcheinander. Oder ging er nur an einen neuen Platz, wo er vielleicht noch mehr gebraucht wurde? Verdammt noch mal Soldat, jetzt reiß dich endlich zusammen. Er schnaufte einmal tief durch.
    "Du verstehst sicherlich, dass ich nicht hier und jetzt entschieden kann?"

  • "Die Fischweiber Roms zeichnen sich nicht gerade dadurch aus, vorher um Erlaubnis zu bitten bevor sie sich über jemanden ihre Mäuler zerreissen." , schmunzelte Vala ob des energischen Tonfalls des Annaeus, sich nicht zu derlei herabzulassen. Das war wohl den wenigsten Mitgliedern der Elite zueigen, dass sie derart viel Wert auf ihre Präsenz im Alltagsklatsch legten.


    "Hey, hey...", grinste Vala schließlich und hob abwehrend die Hände, "..ich habe nie vorgehabt, Rom aufzumischen. Das kam von ganz alleine... ich führe es zu meiner Verteidigung auf die letzten Auswüchse jugendlichen Ungestüms zurück. Eigentlich hatte ich ja vor, konstruktive Politik zu machen. Naja... wie sagen die Angeln und Sachsen noch? 'Nevermind'.


    Als der Praetorius bekannt gab, sich für die Plebejer im Senat einzusetzen nickte Vala nur bedächtig: "Auf plebejischer Seite gibt es zur Zeit nur wenige Aspiranten auf den Senat, die mir bekannt sind. Einen habe ich bereits bis ins Vigintivirat geführt, sein Name ist Marcus Helvetius Commodus, Sohn des Helvetius Falco. Ein weiterer befindet sich zur Zeit bei mir im Tirocinium Fori... sein Name ist Caius Duccius Callistus, Sohn meines Vetters Numerius Duccius Marsus. Du wirst dich sicherlich an ihn erinnern.. ansonsten sieht es mau aus, der Senat bietet offensichtlich nicht gerade die attraktivsten Möglichkeiten für Plebejer. Viele drängen eher in den Ritterstand... verdenken kann ich es ihnen nicht."

  • Wie bestellt erschien Seneca bald schon in der Casa Accia Ducciaque. Er hielt sich nicht mit den üblichen Tamtam auf, sondern ließ sich vom Ianitor direkt ins Wartezimmer führen, man kannte sich ja schließlich..
    Scheinbar war der Duccier ein gefragter Mann, und so setzte er sich erstmal hin und machte es sich ein wenig bequem.

  • Zitat

    Original von Aulus Iunius Seneca
    Wie bestellt erschien Seneca bald schon in der Casa Accia Ducciaque. Er hielt sich nicht mit den üblichen Tamtam auf, sondern ließ sich vom Ianitor direkt ins Wartezimmer führen, man kannte sich ja schließlich..
    Scheinbar war der Duccier ein gefragter Mann, und so setzte er sich erstmal hin und machte es sich ein wenig bequem.


    Der Tribun musste nicht lange warten, schließlich hatte man ihn herbestellt... allerdings dauerte es doch lange genug, als dass ein Sklave dem Iunius eine Erfrischung und einen kleinen Snack anbieten konnte um ihm das Warten zu verkürzen.
    Als der Hausherr dann verfügbar war, führte man den Tribun in den kleinen Hortus des Anwesens, wo der Consular schon auf seinen Klienten wartete: "Iunius! Schön, dass du Zeit gefunden hast." , begann Vala unverbindlich und ohne den Hauch eines Tadels, immerhin hatte er den Iunius als abkommandierten Offizier von seiner Salutationspflicht entbunden, "Wie ist es dir ergangen? Ich hörte, die Prima leidet immernoch an Unterbesetzung und Kopflosigkeit?"

  • "Für die Prima wird ein Weg und eine Lösung gefunden. Auf dem Palatin, sicherlich nicht von mir. Ich bin mir aber sicher, eine so traditionsreiche Legion wie diese wird sicherlich nicht aufgelöst werden... möglicherweise verlegt man sie an einen Ort, wo sie dringlicher gebraucht würde. Möglicherweise behält man sie als Dekoration in Italia... aber wenn wir ehrlich sind: außer in Bürgerkriegszeiten sind die Prätorianer durchaus selbst in der Lage, für Ordnung und Sicherheit in ganz Italia zu sorgen." , zuckte Vala mit den Schultern. Es war nicht so, als würde er sich keine Gedanken um die Prima machen, immerhin hatte er dort zwei Jahre lang als Tribun gewirkt und seine ersten militärischen Sporen verdient, vom Kampf Seite an Seite im Bürgerkrieg mal ganz abgesehen. Nein, das war es nicht... er machte sich nur keine Sorgen um sie, das war alles.


    "Natürlich kannst du das nicht." , schmunzelte Vala auf die Bekanntgabe, dass der Iulius sich ganz offensichtlich nicht in der Lage sah dies 'Angebot' hier und jetzt anzunehmen oder abzulehnen. Wobei es im Grunde genommen ja nicht einmal ein Angebot war: "Ich darf dich nur daran erinnern, dass du genauso wie ich an den Willen des Princeps gebunden bist. Entscheidet er, dass ich als Legatus Legionis der Legio Prima eine bessere Figur mache, würde ich mich selbstverständlich diesem Willen beugen. Sollte er entscheiden, dass du nördlich der Alpen gebraucht wirst, wirst du auch wenig Wahl haben. Auch wenn ich davon ausgehe, dass der Princeps die Muse haben wird unsere Wünsche zu berücksichtigen."

  • Ein wenig Essigwasser hatte sich Seneca gegönnt, und auf die Stärkung wurde höflich aber bestimmt verzichtet. Den Göttern sei Dank wurde er auch alsbald reingelassen, und ein kurzes Grinsen huschte über sein Gesicht als er das Officium betrat, es tat gut einen Verbündeten zu treffen..
    "Duccius! Ich danke für die Einladung. Ein Mann mit deinen Verpflichtungen." entgegnete Seneca ebenso unverbindlich, aber es war ihm durchaus bewusst dass der Duccier wesentlich mehr auf dem Schirm hatte als er bei der Prima.
    "Ich kann nicht klagen. Aber wo du es schon ansprichst, die Prima ist in einem bedauerlichen Zustand. Die Rekrutierung läuft schleppend, und der Dienst in Mantua ist ein wenig Trist, Straßenbau und ähnliches sind der Moral nicht unbedingt zuträglich." erklärte der Tribun und dachte sich schon dass Iulius Licinus wohl ebenfalls hier gewesen war, woher sollte der Duccius sonst von seiner Rom-Reise wissen? Aber das war ja keineswegs schlecht, und der Senator schien es ihm ja auch nicht unbedingt übel zu nehmen.

  • "Iwo... als Consular kann man sich über deutlich weniger Angelegenheiten freuen als man sie noch als Consul zu bewältigen hatte. Nunja... wir mussten die Türschwelle auswechseln nachdem sie während des Konsulats vollkommen plattgelaufen wurde." , winkte Vala schmunzelnd ab, "Und dennoch... sind alte Aufgaben aufgegeben zeichnen sich schon neue am Horizont ab."


    Als der Iunius dann vom Zustand der Prima erzählte, strich Vala sich nachdenklich durch den Bart... obwohl er natürlich entsprechend informiert war, nichtsdestotrotz gehörte es sich nicht solch eine Information einfach mit einem 'Ich weiß.' abzukanzeln.


    "Nun, ich glaube das größte Problem dürfte die allgemeine Kriegsmüdigkeit in Italia sein.. und andererseits die fehlende Aussicht, mit der Prima in Italia in nächster Zeit noch Heldentaten zu vollbringen." , mutmaßte der Duccier über die derzeitig offensichtlich vorherrschenden Probleme. Da der vorangegangene Gast ihn trocken hatte stehen lassen, winkte der Consular einen Sklaven herbei und ließ sich ebenfalls einen Becher mit Essigwasser reichen... eine alte Angewohnheit, die er tatsächlich aus der Prima mitgenommen und seitdem nicht abgelegt hatte. Nur bei feierlichen Anlässen und im Beisammensein mit anderen Senatoren griff Vala zum verdünnten Wein.


    "Ich bin mir jedoch sicher, dass dies bei einer stabilen Staatsführung... und mit nichts anderem wollen wir ja rechnen... bald der Vergangenheit angehören wird." , übte sich Vala in Optimismus nachdem er einen Schluck der sauren Erfrischung getan hatte, "Aber wie sieht es mit dir aus? Du bist nun seit wievielen Jahren Tribun der Prima? Mehr als vier, oder? Wärst du bereit für was neues?" , sprach er und winkte damit natürlich in aller Deutlichkeit mit dem Zaunpfahl, als er den Offizier mit verschmitztem Blick über den Rand seines Bechers hin anlugte.

  • Seneca lächelte als Vala einen kleinen Witz platzierte, hörte aber weiterhin stumm zu als dieser Vermutungen zum erbärmlichen Zustand der Prima machte. Natürlich hatte er recht, warum sollten die vom Bürgerkrieg gebeutelten Einwohner der Provinz als bessere Bauarbeiter zur Legio, wenn es doch überall sonst ebenfalls genug Arbeit gab?
    "Es sind vier Jahre." entgegnete der Iunier knapp und fügte in Gedanken noch 'Einige Jahre zu viel' an. Er war nie warm geworden mit dieser Truppe, und bei den Göttern, er hatte sich zumindest Anfangs bemüht..
    Umso hellhöriger wurde er, als Vala etwas in diese Richtung andeutete.. Wobei andeutete untertrieben war, "Ich bin immer bereit für was neues. Worum geht es?" hakte er dementsprechend nach und blickte über den Rand des Becher zurück in Valas Augen.

  • "Hmhmhmh... nicht ganz überraschend.." , war Valas erste Reaktion, als er sich der Nachricht gewahr wurde, die seine Frau ihm da gerade auftischte. Definitiv nichts mit Leichtigkeitswert und so brauchte es seine Zeit bis er sich überhaupt zu mehr hinreißen ließ: "Eines muss ich ihm lassen... ich hab ihn für einen verwöhnten Schlappschwanz mit dem Rückgrat eines Froschs gehalten. Jetzt stellt sich heraus: er ist ein VERRÜCKTER Schlappschwanz mit dem Rückgrat eines Froschs." , strich Vala sich nachdenklich, aber keinesfalls belustigt durch den Bart, "Ich sollte ihm als Dank für seine... kreative... Pflichterfüllung eine schwarze Palla schenken. Unterstreicht seinen Charakter... oder das, was er dafür hält."


    So befangen von seinen eigenen Gedanken, bekam er erst garnicht mit wie es seiner Frau dabei ging, fing dann aber doch ihren leicht verunsicherten Blick auf und fasste sich wieder: "Keine Sorge Schatz.." , griff er ihr an die Schultern und lächelte sie aufmunternd an, "..Hunde die bellen beißen nicht. Und dir oder mir etwas nach dieser öffentlichen Inszenierung seiner Weltfremdheit anzutun wäre ein ebenso öffentlicher Fehler. Seine politische Karriere wäre dahin... und ich habe nicht vor, ihm dieses Kindergekasper auch noch irgendwie zu vergelten... ich habe einen Staat zu führen. Mach dir keine Sorgen."



    PROXENIOS - ALEXANDRIA

  • "Nun..." , begann Vala bedächtig, stellte den Becher auf den Sockel einer kleinen Statue, da er beide Hände brauchte um per Gestik die Bedeutung seines Projekts zu unterstreichen, "Ich werde den Princeps bitten, mir Germanica Superior zu geben. Als Oberkommandierender sämtlicher dort stationierter Einheiten des Exercitus muss ich mich auch auf fähige Leute verlassen. Der Praefectus Alae der Ala Secunda Numidia, Iullus Quintilius Sermo, möchte bald um seine Abberufung bitten. Bevor man mir da irgendwen vor die Nase setzt, werde ich darum bitten, dich mit in den Norden nehmen zu können. Als Praefectus der Ala Secunda."

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