Die Gassen Roms

  • Vala machte nicht schlapp. Aber er war weit davon entfernt, so etwas wie ein zur Artikulation befähigendes Stadium der Wachheit zu erreichen. So bekam er auch nicht mit, wie man ihn notdürftig verarztete und transportfähig machte. Das was er allerdings mitbekam, war, dass der letzte Hauch von Leben, der beständig aus seinen Wunden sickerte und ihn wieder zurück in Hels Vorzimmer zu reißen drohte, zu schwinden anhielt und sich beharrlich in seinem Körper einzunisten begann. Als wollte er sagen: mal sehen was diese römischen Ärzte so mit mir anfangen können, ich entscheide dann später ob ich dich krepieren lasse..


    Vala war das selbstverständlich nur allzu recht. Auch wenn seine Zustimmung in Form einer Ohnmacht recht reaktionsarm ausfiel. Nichtsdestotrotz reagierte er, in dem er den Standepede-Medizinern nicht unter der Fuchtel wegstarb.

  • Auf einem eilig von irgendwoher angeschleppte Karren sollte der Mann zu einem nahegelegen Medicus verfrachtet werden um dort wieder so gut es geht zusammengeflickt zu werden..
    Zwei der Miles griffen sich den Mann an den Armen und Beinen und zählten dann an..
    "Eins... Zwei...Drei.. Und hoch!",
    mit einem Ruck wurde der gemarterte Körper auf den nicht allzu weichen Karren geladen und die kleine Truppe bewegte sich durch die Gassen, jeweils links und rechts vom Karren. Während einige Blicke durch die Reihen der Miles den Blick auf den Karren suchten waren andere schon an den Anblick gewöhnt und kümmerten sich nicht weiter dran.
    Mittlerweile hatte man auch den Medicus erreicht welcher direkt notdürftig eine Liege frei machte auf welche die Soldaten den Mann abladen konnten...
    Dem Mann wurden noch ein paar Sesterzen Hand gedrückt..
    "Kümmer dich um ihn..", sagte der Medicus der Truppe zu seinem zivilen Kollegen und dann verschwand die Truppe wieder in den wirren der Stadt.


    Währenddessen blickte sich der Medicus mit seinem jungen Assistenten den Mann an..
    "Übel, übel, da waren die paar Sesterzen fast schon zu wenig. Kannst du sprechen?", fragte der grimmige Arzt seinen Patienten..

  • Palim, Palim.


    Konnte er nicht. :D
    Denn: Vala war ohnmächtig. Um das hier nicht ganz so kurz zu halten, folgt ein kleiner Exkurs in die Welt der Ohnmacht.


    Zitat

    Die Pedia aus dem Stamm der Wikii ist der Meinung, dass
    In der Medizin ist eine Synkope (umgangssprachlich auch als Kreislaufkollaps bezeichnet) eine plötzlich einsetzende, kurz andauernde Bewusstlosigkeit, die mit einem Verlust der Haltungskontrolle einhergeht und ohne besondere Behandlungsmaßnahmen spontan wieder aufhört.[1][2] Sie ist durch eine vorübergehende Minderdurchblutung des Gehirns charakterisiert und wird nach ihrer Ursache in neural vermittelte (vasovagal), kreislaufbedingte (orthostatische), vom Herzen ausgehende (kardiogen) oder Hirn-durchblutungsbedingte (cerebro-vaskuläre) Synkope eingeteilt.[3]


    Die Synkope kann verwechselt werden mit Bewusstseinstörungen neurologischer (Krampfanfall) oder psychogener Ursache sowie Stoffwechselentgleisungen (z. B. Unterzuckerung (Hypoglykämie)). Die verschiedenen Ursachen machen meist eine breite Diagnostik nötig. Die Therapie richtet sich nach der Ursache.


    Das ist ja schön und gut, aber wenn man die Wiki ein wenig genauer löchert, kommt sie einem mit sowas:


    Zitat

    Ferner behauptet die Matrona aller Wikii


    Bei der neurokardiogenen oder auch vasovagalen Synkope (von vasum = Gefäß und Nervus vagus) kommt es, durch einen Reflex vermittelt, zu einer Erweiterung der Blutgefäße (Vasodilatation) sowie zu einer Verringerung der Herzfrequenz (Bradykardie). Dabei ist der jeweilige Anteil dieser beiden Faktoren am daraus resultierenden Absinken des Blutdrucks und der verminderten Durchblutung des Gehirns von Patient zu Patient sehr unterschiedlich.[3] Als auslösende Faktoren kommen emotionaler oder kreislaufbedingter (orthostatischer) Stress (langes, unbewegtes Stehen) in Frage, im Weiteren aber auch Schreck, Schmerz, Lärm, Kälte, banale Blutung.


    Und genau hier liegt der Hund begraben! Vala, geschlimmbeutelt und halb kaputt gehauen, hatte eine neurokardiogene Synkope!


    Zufrieden, die Welt an diesem Wissen teilhaben zu lassen, schloss der Autor diesen Post und betrachtete sich mit Neugier weiter das, was der Mitposter dem Medicus zur Rettung seines Chars noch so alles einfallen lassen würde. :D

  • Sim-Off:

    :D na dann mal los..


    Als der offensichtlich bewusstlose Mann wie erwartet keine Antwort gab, seufzte der Arzt kurz. Während er also allerlei Salben und Verbänden auf die Wunden legte und die meisten Blutungen schon längst verebbt waren, bemühte sich sein Assistent darum den Mann aufzuwecken. Dafür hatte das mittlerweile seit einigen Jahren zusammen arbeitende Gespann einige simple aber effektive Methoden entwickelt. Entweder der Kerl würde aufwachen oder eben nicht mehr letztendlich war es dem Arzt gleich, er würde seine Arbeit erledigen und wurde dafür bereits im vorraus entlohnt.


    Sein Assistent holte leicht aus und patschte seinem Patienten auf die Wange, immer fester und fester bis es richtig schallerte. Zumeist wachten die Patienten dann schon auf, ohne dass der Wassereimer oder gar ein paar Stunden Bettruhe zum Einsatz kommen mussten.
    Währenddessen trug der Arzt weiter einige selbstgemachte Salben auf die Wunden. Wäre sein Patient wach, so war sich der Mann sicher, würde er schreien und weinen wie ein kleines Kind denn die Kräutermischungen waren nicht gerade zimperlich in ihrer Wirkung und ließen schon so manchen gestandenen Soldaten nach den Göttern, wahlweise auch seiner Mutter schreien.

  • Aulus Amatius Corvus
    [Blockierte Grafik: http://www.kulueke.net/pics/ir/nscdb/z-spezielle/valahelfer03.png]


    Wie einfach sie es ihm machten. Corvus war beinahe versucht, sich ein klein wenig genarrt zu fühlen. Er schüttelte den Kopf, während er mit traurigem Blick sein Opfer im unwirklichen Licht des vollen Mondes betrachtete. Der junge Mutius blickte ihn mit einem vor schmerzvoller Agonie entrückten Blick an, der Mund füllte sich langsam mit Blut, und die zitternden Lippen bildeten immer wieder das gleiche Wort: Hilfe.
    Der Junge hatte eine anscheinend eine Heidenangst, natürlich, schließlich starb er. Sein fragiler Körper war unter der Wucht des gelösten Gespanns zerbrochen wie feines Glas, was auch immer man mit dem Jungen vorgehabt hatte: eine Laufbahn beim Militär stand sicherlich nicht auf der Liste. Was nun eh vergebens war, die Augen des jungen Mannes wurden immer glasiger, und Corvus beobachtete mit der Aufmerksamkeit eines Künstlers wie sein Werk sich allmählich vervollständigte.
    Viel zu einfach. VIEL zu einfach. Hatte Vala ihm nicht ein wenig mehr Anspruch versprochen? Etwas, woran er sich würde messen können? Dass er nicht lachte: die Mutii auszumerzen war einfacher als einen Käfer zu zertreten. Sie spielten ihm förmlich in die Hände, als hätten sie selbst nichts besseres zu tun als ihren eigenen Tod vorzubereiten.


    Erst ertränkte man den Mittleren.. wie hieß er noch? Corvus hatte seinen Namen vergessen. Nun, auf jedenfall fischte man ihn eines Morgens aus einem der tausend Brunnen in der Stadt. Selbstverständlich Kopfüber. Ob er nun betrunken gewesen war oder nicht: er war ziemlich tot.
    Der jüngere der drei Brüder war ihm seit je her etwas anfälliger vorgekommen. Ein Schöngeist. Ein Einfaltspinsel. Schwach. Letztendlich brauchte er nur seine bevorzugte Kneipe heraus finden, den Weg dahin auszulotzen und seine Falle vorzubereiten. Wie ein Kaninchen war er hineingetappt, trunken vom vielen Wein in dem er seinen Schmerz über den Verlust des geliebten Bruders ertränken wollte.


    Und nun hockte Corvus hier, und sah dem Jungen beim Sterben zu. Natürlich hatte er vorher mit adäquater Panik um Hilfe gerufen, mitten in der Nacht, und sehr öffentlichkeitswirksam am Wagen gezerrt, der den Körper des Jungen zermalmt hatte. Bis die Vigiles eintrafen, oder sich auch nur genug Menschen zusammentun konnten um den Wagen zu bewegen war es vorbei.


    Und da war es auch.. ein kleines Zucken, ein leises Röcheln, und die Augen des Jungen wurden leer. Corvus sprach eine kleine Formel um den jungen Mann den Totengöttern zu empfehlen, denen er doch schon so viel zu tun gegeben hatte, dann wandte er sich mit traurigem Blick ab und überließ die Leiche der schaulustigen Menge. Dies war der zweite Streich..

  • Sie rannte von den Stallungen durch die Stadt, bis sie keine Luft mehr bekam. Völlig außer Atem blieb sie in einer der belebteren Gassen stehen, lehnte sich an eine Hauswand, vornübergebeugt, die Hände auf die Oberschenkel gestützt, und rang nach Luft. Dieser Mistkerl. Zu gerne hätte sie ihm mehr verpasst als nur diese Ohrfeige. Er hatte auch noch ihre Tunika ruiniert, sie wollte gar nicht wissen, was das für ein Dreck war, der sich da über den blauen Stoff zog. Noch immer jappste sie nach Luft, was ihr einige neugierige Blicke einbrachte, glücklicherweise kümmerte sich niemand ernsthaft um sie.


    Als sie einigermassen wieder Luft bekam, stieß sie sich von der Wand ab und machte sie sich auf den Weg zurück zur Villa. Die beschmutzte Tunika versuchte sie, notdürftig mit ihrem Umhang zu bedecken. Die Enttäuschung über den misslungenen, ersten Ausflug, den sie alleine unternehmen durfte, stand ihr ins Gesicht geschrieben. Bei den Pferden wäre sie gerne länger geblieben, vor allem das eine hatte es ihr gleich angetan. Aber zu den Stallungen wollte sie nie wieder, zumindest nicht alleine. Vielleicht sollte sie Faustina von dem Kerl erzählen... aber Aretas?


    Was meinte der Kerl damit, er ist weg? Aretas war Sklave wie sie, der konnte nicht weg, es sei denn... Aber wieso? Die Aussichten, was sie mit ihm tun würden, sollten sie ihn finden... grauenvoll. Darüber wollte sie jetzt lieber nicht nachdenken, sie wollte einfach nur zurück.


    Aber wie? Unsicher drehte sie sich im Kreis. Nichts hier kam ihr bekannt vor.

  • Die Rippen merkte er nach dem Desaster der vergangene Nacht wieder stärker. Der heutige Tag war nicht besser. Diese aufgetakelte Schnepfe auf der Via, mit ihrem großen Mundwerk. Am liebsten hätte er sie in ein Ecke gezerrt und ihr den Mund mit ihrer Toga gestopft. Den Apfel hatte er sich verdient, was sie da schreien musste. Er rieb ihn an seiner, nicht mehr ganz frischen Tunika ab und biss hinein.


    Taumelte ihm da nicht das nächste Weibsbild entgegen. Stieß ihm, beim sich Drehen, ihren Ellbogen in die Rippen. Ein dumpfer Schmerz zog sich durch seinen ganzen Brustkorb. Er schnappte nach Luft, verschluckte sich fast am Apfel.


    Mit Schmerz verzerrtem Gesicht, ranzte er sie an. „ Du dumme Wa...“ ihm blieb der Rest im Hals stecken. Vor ihm stand das, was er hier nie erwartet hätte. Das kleine scheue Reh, die Vertraute von Tiberia Faustina. Wie hieß sie gleich? Er hatte sich nicht mal die Mühe gemacht sich ihren Namen zu merken. Hustend, mit hochrotem Kopf sah er sie an. „ Was.. machst.. du hier?“ Brachte er stoßweise heraus. „ Das ist nicht der Ort, an dem sich so etwas wie du, aufhalten sollte.“ Wenn sie anfing zu schreien, dann wussten die Tiberer von seiner Flucht und er musste sich so schnell wie möglich verdünnisieren. Nein, musste er nicht, er wollte zurück. Wenn nicht, war noch nichts durchgedrungen. Eine Ausrede war schnell ausgedacht.
    Er holte vorsichtig Luft und tastete seine Rippen ab. „ Danke für den Ellbogen.“ brachte er seinen Unmut zum Ausdruck.

  • Erschrocken fuhr sie herum, als sie spürte, dass sie irgendwo dagegengestoßen war und in ihrer Verwirrung blieb ihr der Mund offen stehen. "Entschuldige..." Mit allem hätte sie gerechnet, niemals mit ihm. Dem Jungen schien es nicht anders zu gehen. Aber er sah schlecht aus, seine Tunika heruntergekommen, das Gesicht schmerzverzerrt... so stark war der Stoß doch gar nicht gewesen. Nein, hier sollte sie sich wirklich nicht aufhalten, wollte sie auch nicht, wenn sie ehrlich war. Und was hieß hier, so etwas wie du? Für was hielt der Kerl sie eigentlich?


    "Bitte!" Fiel ihre Antwort deshalb nur knapp aus. Als könnte sie etwas dafür, dass er in sie hineingelaufen war. Augenblicklich fielen ihr Faustinas Schläge ein, die sie wegen ihm kassiert hatte. "Damit wären wir quitt.." murmelte sie leise vor sich hin, dass er es unmöglich hören konnte, während sie sich umdrehte und sich die Häuser genauer ansah. Nichts, aber auch gar nichts, kam ihr hier bekannt vor. Innerlich seufzend drehte sie sich wieder zu ihm um. Ohne Hilfe würde sie wohl nicht zurückfinden und außer ihm war niemand hier. Sie sollte vielleicht etwas netter sein. Schwer, wenn sie daran dachte, was der Kerl im Stall fast mit ihr angestellt hätte, weil er nicht da war. Und was, wenn er auch nicht besser war? Ihr Blick musterte ihn aufs genaueste von oben bis unten. Er schien Schmerzen zu haben, von ihm ging sicher keine Gefahr aus. Und wenn, mußte sie ihn nur noch einmal dort treffen.


    "Du hast Recht, ich sollte nicht hier sein. Du aber auch nicht, ich... " ... hab dich gesucht, wäre ihr fast über die Lippen gerutscht, biss sich dann aber auf selbige. "Du bist verletzt? Was ist passiert?"

  • Sie wusste von nichts. Das war gut und gab ihm Spielraum. Für was? Lügen ? Jede Lüge wurde bestraft. Die Götter hatten da immer ein Auge drauf. Eine kleine Notlüge? Bitte. „ Ein Pferd hat ausgeschlagen.“ Sie musste nicht wissen, dass er von einer Mauer gefallen war und gestern der Versuch an Geld zu kommen gleich mit noch mehr Schmerzen bestraft wurde. „ Was geht dich das an, wo ich sein sollte und wo nicht.“ Wenn er weiter so unfreundlich war... “ HHmmm, hast du Dolabella gesehen? Und wie ist Domina Faustina so?“ entspannt atmete er auf, der Schmerz ließ nach. "Was machst du überhaupt hier in der Gegend ?“ Er grinste, als er ihre hilflosen Blicke in die Umgebung sah. „ Du hast dich nicht verlaufen?? Nein, du sucht nur den Weg zurück zur Villa.“ Den Apfel, den er angefangen hatte zu Essen, warf er im Bogen über die Mauer hinter sich. Seine Finger wischte er sich verlegen an seiner Tunika ab, als er an sich herunter sah. Sie war nicht mehr die sauberste und begann zu riechen. Geld für die Therme hatte er nicht. Nicht mal das hatte er zusammen bekommen. So wollte er heute Abend zu Caelyn, er schämte sich bei dem Gedanken.

  • Autsch, das konnte weh tun. Und ihm tat es das wohl ausgiebig. Gerade hätte sie fast Mitleid mit ihm gehabt, da ging er auch schon wieder in Abwehrstellung. Natürlich ging sie das nichts an, er war nicht im Stall, nur deshalb ihr Einwand. Und überhaupt, was hatte sie ihm getan, dass er sie hier die ganze Zeit angiftete. Nicht nur das, angiften, schön tun und dann auch noch lustig machen.


    "Nein, ich hab ihn nicht gesehen und was geht es dich an, wie Domina Faustina ist?" Mit jedem seiner Worte schürte er bei ihr eine unerklärliche Abneigung gegen ihn, dass sie sich schließlich umdrehte und einfach die Gasse zurückging. Irgendwie würde sie schon nach Hause finden, dafür brauchte sie doch diesen blöden Kerl nicht.


    "Und ich hab mich nicht verlaufen, ich wollte mich nur umsehen." Dabei warf sie ihm noch einen kurzen, trotzigen Blick über die Schulter zu, bevor sie um die nächste Ecke verschwand. Ihm würde sie garantiert nicht sagen, dass sie absolut keine Ahnung hatte, wohin sie gehen mußte. Noch einmal um die Ecke, diesmal die andere Richtung. Chiomara holte tief Luft und blieb stehen. Da war nichts... aber auch wirklich nichts, dass sie schon einmal gesehen hätte, dabei hatte sie eigentlich einen guten Orientierungssinn. Wenn wenigstens irgendjemand hier unterwegs wäre, den sie fragen hätte können. Aber nein, soviel Glück wäre ja auch zuviel verlangt gewesen. Dabei hatte der Tag so gut begonnen. Das war alles nur die Schuld von diesem Widerling im Stall. Nur wegen ihm stand sie nun hier. Verärgert trat sie gegen die nächste Hauswand. "Au.. " Keine gute Idee mit Sandalen...

  • Da verstehe einer diese........Um die Ecke, weg war sie. Er war daran Schuld. Wie immer . Ja, wer auch sonst. Laufen lassen ? Keine Stunde und sie landete in einem dieser Drecklöcher, was dann? Er wollte zurück zu den Tiberern. Sollte er sagen, ich habe sie gesehen, sie wollte einen Spaziergang durch die Subura machen? Das war kein kleines Reh mehr, was davon rannte. Ein kleine Zicke. Stand bei ihm Ziegenhirte auf der Stirn, dass er so was anzog oder waren alle so kompliziert.


    Hinterher, so ging das hier nicht. Er bog um die Ecke, sah nur noch wie sie um die nächste Ecke verschwand. Brummelnd nahm er die Verfolgung auf. Ein leises „AU“ drang an sein Ohr. Er verdrehte die Augen, Weiber... Hastig rannte er um die nächste Ecke. Sie stand vor einer Hauswand und sah auf ihren Fuß. Er ahnte was sie getan hatte. Mit einer gewissen Schadenfreude blieb er neben ihr stehen. Machte kurzen Prozess mit ihr. Griff ihr Handgelenk und ging los. „ Hier geht’s lang.“ Bevor sie auch nur den Mund aufmachen konnte. „ Lass deine Unhöflichkeiten stecken. Ich bringe dich ein Stück. Vielleicht bringe ich dich bis zur Villa, oder findest du dann selber dahin.“ Was interessierte ihn ob sie wollte oder nicht. Sie musste mit ihm mit. Ging es gar nicht, kam sie über seine Schulter. Die Subura war keine Via oder das Forum. Los gings,die nächsten zwei Häuserecken hinter sich lassend, kamen sie in eine belebtere Gegend.

  • Gerade war sie dabei, sich nach ihrem Fuß zu bücken, da griff jemand ihr Handgelenk. Sie vergaß den Fuß und schnellte herum, wollte die Hand zurückziehen, als sie ihn erkannte. "Du schon wieder, kannst du mich nicht.. "


    Weiter kam sie nicht, ein Ruck ging durch ihren Körper, als er sie radikal mit sich zog. Halb hüpfte, halb stolperte sie hinter ihm her. Ein stechender Schmerz bei jedem Schritt, den die Zehen den Boden berührten. In ihrer Verzweiflung griff sie hektisch nach seiner Tunika, krallte ihre Finger hinein. Ratsch... Erschrocken hörte sie dieses unheilvolle Geräusch, hatte aber keine Gelegenheit, sich näher anzusehen, wo genau sie den Schaden verursacht hatte. Gnadelos zog er sie weiter, sie stolperte hinter ihm her. Wenn er wenigstens kurz gewartet hätte, bis sie wieder einigermaßen auftreten konnte. Aber nein, wozu auch.


    Allmählich ließ der Schmerz nach und als sie in eine belebtere Gegend kamen, konnte sie schon fast wieder normal gehen. Könnte, denn nun zog sie an ihrem Handgelenk und überschüttete ihn ausgiebig mit Flüchen in einer Sprache, die er hoffentlich nicht verstand.

  • Am liebsten hätte er ihr eine gelangt. Einen Dreiangel,so groß wie seine Hand,klaffte an der linken Seite seiner Tunika auf. Mit hochrotem Kopf zog er sie weiter. Als sie fast raus waren aus der Subura, fing sie an wie ein Wasserfall zu Reden, dem Tonfall nach zu Schimpfen und Zedern. Nur gut das er es nicht verstand. Er hätte sie ohne Federlesen gleich übers Knie gelegt.Ihre gegenwehr nützte nichts, erhielt sie fest. Die Leute die hier liefen sahen ihnen nach. Einige sagten was. Immer mehr Leute, sahen zu ihnen.Die ersten begannen ihrem Unmut über seine Vorgehensweise,Luft zu machen.


    Aretas blieb stehen, ließ augenblicklich ihr Handgelenk los, sah sie mit hasserfülltem Blick an. " Da vorn links, die nächste rechts, die Via entlang. Los geh ! " Ihm wurde es hier zu ungemütlich und gefährlich. Er rannte,vor sich hin fluchend, den Weg zurück.

  • Kratzen, beissen, ihm gegens Schienbein treten waren noch die harmloseren Gemeinheiten, die ihr für ihn einfielen, als er sie einfach stehenließ. Allein mit den neugierigen Blicken, als wäre sie die Hauptperson in einem Theaterstück. Sie kochte vor Wut und hätte zu gerne jedem einzelnen ins Gesicht geschrien. Überhaupt wuchs in ihr der übermächtige Drang, einfach nur zu schreien. Seit sie denken konnte, war sie noch nie so wütend gewesen.


    Ruhig ... einmal tief luftholen... Sie atmete tief durch... nochmal... einatmen.. ausatmen... das Gefühl wurde schwächer, unmerklich, aber sie beruhigte sich ein wenig. Einatmen... ausatmen... da vorne links, die nächste rechts, hatte er gesagt. Einatmen.. ausatmen...Die Wut wurde allmählich schwächer, dafür blieb ein beklemmendes Gefühl zurück. Verwirrt wanderte sie die Gasse entlang, dann nach links, die nächste rechts... tatsächlich, das war der richtige Weg. Eilig lief sie zur Villa zurück.

  • Sie war zurückgekommen. Trotz der ganzen Irrungen und Wirrungen der letzten Zeit hier, hatte sich eine ganze Menge nicht verändert. So auch die Subura nicht. Aber sie hatte sich verändert. Die Keltin war nicht mehr das junge unbedarfte Ding, dass vor einigen Jahren hier angekommen war und sie war nicht mehr blond. Sie trug es jetzt in verschiedensten Rottönen. Es war damals nicht nur eine Laune gewesen Roma zu verlassen, sie war auch zu bekannt geworden. In Alexandria hatte sie von dem Farbstoff Henna gehört und sich zeigen lassen wie sie damit ihre Haare färben konnte. Ehe sie auch nur einen Fuß in diese Stadt setzte, hatte sie die Farbe geändert. Was sie aber nicht geändert hatte, die Angewohnheit mit dunklem Umhang durch die Schatten zu schleichen. Die Kapuze war tief ins Gesicht gezogen. Ihren nächtlichen Ausflug nutzte sie um sich mit neuen Gegebenheiten vertraut zu machen und ihren alten Schieber zu finden. Wobei alt stimmt nicht mehr. Ein Sohn von ihm, Scymnus, hat das Geschäft mit Lieferanten übernommen. Er war in der Nähe geblieben, hatte aber nicht das Haus des Vaters übernommen. Also musste sie ihn suchen oder sich finden lassen. Die schmale Gasse führte an vielen kleinen Häusern vorbei. Gefäße standen vor den Eingängen und würden laut polternd umfallen wenn man dagegen stieß. Geschicklichkeit war gefragt, Ortskenntnis und Vorsicht. Weiter schlich sie durch diese Gasse, bog dann links ab um einige Meter später wieder links abzubiegen. Als sie plötzlich eine breite Brust vor sich sah, wusste sie dass sie ihn gefunden hatte.
    "Ich bin eine alte Freundin und wollte gern mal wieder vorbeischauen."
    "Das behaupten viele von sich. Kannst du das auch bestätigen?"
    "Nicht alles was glänzt ist wirklich golden und überdauert alle Zeiten."
    Es war ein altes Erkennungszeichen und sie hoffte, dass es noch gültig war oder diese breite Brust den alten Spruch kann. Er schien es zu tun, denn er trat zu Seite und führte sie schließlich durch eine schmale Tür in eine Wäscherei. Es stank erbärmlich. Es dauerte nicht lang bis Scymnus auf sie zu kam.
    "Es ist lange her, dass ich diesen Code gehört habe. Du warst lange nicht mehr hier?"
    "Das stimmt. Ich war einige Jahre in Alexandria und bin nun wieder zurück. Gibt es etwas, dass ich wissen sollte?"
    Der Schieber überlegte lange ehe er seufzend die Informationen weitergab, die Celeste gern haben wollte.
    "Es liegt noch Einiges brach, aber die Gruppen finden wieder zusammen. Es wird sicher einige Machtverschiebungen geben, aber die Schatten dieser Stadt regenerieren sich immer schneller als die Stadt selbst. Aber wir sind zusammen geschrumpft. Es wird eine goldene Zeit für alle, die jetzt hier sind und sich die größeren Stücken vom Kuchen abschneiden können. Du scheinst in der richtigen Zeit zurückgekehrt zu sein. Wer bist du?"
    "Dir ist vielleicht von der Keltin oder Celeste berichtet worden. Das bin ich. Einst war ich blond, aber bestimmte Umstände zwangen mich dazu daran etwas zu ändern. Ansonsten bin ich noch immer die von früher."
    Wen sie im Schlepptau hatte, verschwieg sie lieber. Es war also wirklich so wie sie gehofft hatte. Sie konnte sich noch etablieren und waren nicht zu spät. Nach einigen freundlichen Floskeln und dem Versprechen, dass ihr Vertrag zu den alten Bedingungen übernommen wurde, verabschiedete sich die Keltin und erkundete weiter die Umgebung.

  • Nachdem sie also den Schieber abgearbeitet hatte, wollte sie ihre Verstecke kontrollieren. Auch wenn sie davon ausging, dass ihre großen räuberischen Zeiten zu Ende waren, war es doch gut wenn man wusste wo man sich zurückziehen konnte wenn es sein musste. Zwei ihrer drei Verstecke lagen in den Gassen der Subura. Vielleicht gab es sie ja noch und vielleicht waren sie unbewohnt. Wenn sie mit ihren fertig war, würde sie noch den verstecken von Amneris schauen. Aber erst ihre eigenen. Es war ein Stückchen Weg von Scymnus zu ihrem ersten Unterschlupf. Wieder in ihren dunklen Mantel gehüllt, schlich sie wie ein Schatten durch die Gassen. Auf ihre Umgebung zu achten, sich fast geräuschlos durch die Stadt zu bewegen und immer vorsichtig zu sein waren ihr in Fleisch und Blut übergegangen. Es funktionierte nicht immer, sie war ja auch nur eine einfache Diebin, aber es funktionierte zu mindestens so gut, dass sie am Leben blieb. Konnte man wirklich so viel mehr verlangen? Das Leben allein machte nicht glücklich und sie hatte einige Weggefährten gefunden und auch wieder verloren. Das Schicksal fand stellenweise grauenhafte Wege zuzuschlagen. Sie konnte von sich behaupten eine erfolgreiche Diebin zu sein, dafür erfolglos in ihrem privaten Bereich. Die Zeit in der die Keltin all zu sehr mit ihrem Schicksal haderte, waren vorbei. Irgendwie ging es immer wieder weiter. Ihr wurde ihre Umgebung wieder bewusst und sie bemerkte, dass sie vor dem Eingang zu einem ihrer Verstecke stand. Eine dunkle Luke, die in einen Vorratskeller führte. Sie musste sich etwas anstrengen die schwere Holzabdeckung anzuheben. Nach nur wenigen Stufen war es stockfinster. Bei der letzten Stufe griff sie nach rechts und stieß mit den Fingern gegen eine kleine Lampe. Daneben lag der Anzünder. Sie machte sich Licht und sah sich um. Hier war alles in Ordnung. Gut, das Versteck war noch intakt. Sie löschte die Lampe, stieg wieder hinauf, legte den schweren Verschluß auf den Eingang und wandte sich ab um das nächste Ziel aufzusuchen.

  • Das Wiedersehen mit der Stadt, die ihr so viel gegeben und auch genommen hatte, war anders als sie es sich vorgestellt hatte. Freude auf der einen Seite und Wehmut auf der anderen. Es war so anders hier. Roma und sie waren älter geworden. Sie erlaubte sich einen Moment der Erinnerung. Damals waren ihre Schwester und sie hierher gekommen weil sie ihrer Pflegefamilie nicht mehr auf der Tasche liegen und sie hatte die flinkesten Finger von denen sie wussten. Ihre Schwester überragende Verführungskünste. Sie kamen nach Roma und hatten Erfolg. Aber man konnte nicht unbegrenzt Glück haben. Es war einfach unmöglich. Luciana verschwand und sie war allein. Das Leben nahm einige eigenartige Wendungen und es hatte sie wieder und wieder hierher verschlagen. Das kleine Mädchen, das damals ihre ersten Schritte in dieser Stadt tat, mit leuchtenden Augen durch die Gassen ging und immer tat was ihre Schwester sagte, war verschwunden. Aus ihr war eine erwachsene Frau geworden, die ihren eigenen Weg ging. Er war nicht immer gerade, eigentlich eher sehr verschlungen, aber sie ging ihn. Celeste war wieder hier. Auch wenn es nicht wirklich ihre Heimat war, so fühlte sie sich hier mehr zu Hause als wo anders. Ihre Eltern hätten sie sicher eine andere Aufgabe für sie gewünscht und sehr stolz sind sie vermutlich auch nicht auf sie, dass sie hier des Nachts in dunkle Kleider gehüllt durch die Gassen der Stadt schleicht und ihre Käufer und Auftraggeber für gestohlene Dinge suchte. Sie hatte nie etwas anderes gelernt und sie war recht gut in dem was sie tat. Auch Rückschläge waren wichtig. Sonst wurde man nur zu überheblich und unachtsam. anders war der Ausflug in die Wüste auch nicht zu erklären. Sie hatte sich zu sicher gefühlt und es kam der Wink, der ihr das deutlich zeigte.


    Nach dieser kleinen Pause ging es weiter. Sie hatte noch jemanden zu finden...

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