Man nennt alae auch Flügel beziehungsweise Seitenflügel des Atriums. Meist sind diese Seitenräume zum atrium hin offen oder mit einem schlichten Vorhang verdeckt. In solchen Räumen lagerten die Sklaven Gebrauchsgegenstände und Werkzeug. Eine Ecke eines solchen Raumes hatte Marei zugewiesen bekommen, wo sie spielen konnte ohne jemanden zu stören. "Ihr" Raum wurde mit einem beigen Vorhang verdeckt und beherbergte Gartenwerkzeuge, die in einer Reihe an der gegenüberliegenden Wand lehnten. Irgendwer hatte gefährliche und spitze Gegenstände in einer Truhe eingeschlossen.
Leise murmelnd hockte sie auf einem ausgefransten gelben Teppich und zeigte Puppe Nina die einzelnen Gegenstände die Ursus Geschenk beherbergte. Das schlichte Holzkästchen musste man ganz vorsichtig öffnen, allerdings hatte es in sich. Denn wenn man es öffnete und die Seiten abklappte, dann entstand eine winzige Wohnung bestehend aus einem Cubiculum, einem Atrium und einem Triclinium. Zwei winzige Püppchen gehörten dazu, die sogar kleine Kleidchen trugen. Es gab ein paar Einrichtungsgegenstände: Ein Bett, zwei Sesselchen mit einem Tischchen, kleine Topfpflanzen, Decken und Kissen, Teller und Becher und vieles mehr. Alles winzig klein.
Marei setzte Nina neben sich ab und erfand ganz spontan eine Geschichte:
Schildkröte Herkula feiert, freut sich auf ihre Gäste, die Geschenke und gute Laune. Sie hat Geburtstag und hofft darauf, dass ihre Geburtstagsgäste ihren größten Herzenswunsch erfüllen: einen großen Kopf frischen Salat. Doch niemand ihrer Gäste denkt über eigene Bedürfnisse und Glücksmomente hinaus und so bekommt die Schildkröte Geschenke, mit denen sie nichts anfangen kann. Ein kornreiches Sandbad vom Nashorn, blutiges Fleisch vom Löwen, einen Eimer kaltes Wasser vom Elefanten. Die Schildkröte wird immer trauriger, denn niemand erfüllt ihren Herzenswunsch! Doch dann erscheint das Mäuschen Aulus! Und was hat es wohl als Geschenk mitgebracht? Der Tag geht zur Neige und Schildkröte ist glücklich. "Und so feierte sie mit ihren Freunden ihren großen Tag bis in den Abend hinein." beschloß Marei die erfundene Geschichte.
Jeder ist eingeladen!