Sonnenstrahlen,
die den Winter vertreiben
mit ihrem Licht
die Farben des Frühlings
zum Leuchten bringen
öffne die Augen
für das Leben
für die Liebe
für den Frühling in Dir
[SIZE=7]Engelbert Schinkel[/SIZE]
Neuerdings wurde sie nachts von merkwürdigen Träumen heimgesucht, deren Bedeutung sich ihr nicht eröffnete. Sie waren verwirrend und sie konnte sich nicht einmal daran erinnern, was sie geträumt hatte, nur dass sie geträumt hatte. Sehnsucht spielte eine große Rolle, doch konnte sie nicht sagen, wonach sie sich sehnte. Um den Grübeleien endlich ein Ende zu bereiten, war sie in den Garten hinaus gegangen. Herrlicher Sonnenschein hieß sie willkommen. Anscheinend war der Winter vorbei, denn sie konnte die ersten kleinen Knospen erblicken und auch der Wind war nicht mehr so eisig. Sie streckte die Nase in den Wind und genoss die Wärme auf der Haut.
„Domina“, erklang es hinter ihr. Lysandra eilte ihr hinter und reichte ihr eine warme pala. „Noch ist der Sommer nicht da! Nicht das du dich erkältest!“ sagte sie ermahnend. Sie seufzte und verkniff sich den Kommentar, dass sie sich wohl schon nicht erkälten wird. Schließlich hatte sie das Bad im eiskalten Bach unbeschadet überstanden, aber davon wusste die Sklavin nichts. Sonst hätte diese wohl vollkommen schockiert sich den armen Cimon zur Brust genommen und anschließend ihrer Mutter geschrieben und ihr erklärt, dass Rom nichts für sie war. Das galt es zu verhindern. Mit einem entnervten Blick nahm sie den wärmenden Stoff entgegen und legte ihn dann einfach auf eine Bank. Ehe die Sklavin protestieren konnte, setzte sie sich auf den Stoff und grinste frech.
„Das ist unvernünftig“, klagte Lysandra und Flora grinste breit. „Mir geht es gut“, sagte sie mit leisem Nachdruck in der Stimme. „Du musst dich nicht aufführen wie eine Glucke!“ sagte sie. Lysandra schnappte beleidigt nach Luft, warf den Kopf in die Höhe und marschierte dann ins Haus. Erleichtert sah Flora ihr nach und schüttelte den Kopf. Manchmal führte sich die Sklavin auf wie ihre Mutter. Das war diese zum teil auch, hatte sie sich ja seit ihrer Geburt um sie gekümmert, dennoch ging ihr diese Fürsorge auf die Nerven. Da sie nun erst einmal allein war, ging sie zu ihrem Beet hinüber, dass sie erobert hatte und betrachtete mit kritischem Blick die frische Erde. Es würden wohl noch ein zwei Wochen vergehen, ehe auch hier sich die ersten Blüten zeigten.