Drei. Drei Tage war sie nun fort. Und seit etwa einer Woche wusste ich, dass Celerina mich hintergangen hatte. Wir waren uns seither nicht begegnet. Das hatte ich zu verhindern gewusst. Wenn mir ein Jahr zuvor jemand prophezeit hätte, dass ich mich einmal in einer Situation befinden würde, die mich auf rein geistiger Ebene krank machen würde, hätte ich ihn ausgelacht. Nun dachte ich anders darüber. Ich musste etwas unternehmen, wenn mein Selbst micht nicht auffressen sollte. Das Loch in meiner Brust hielt sich hartnäckig. Es klaffte weit offen und dachte nicht daran, sich irgendwann einmal weniger stark zu melden. Es war einfach da, stets spürbar und nicht zu vergessen. Allgegenwärtig wie die Luft, die man irgendwann als selbstverständlich hinnahm. Ich wollte nicht den Rest meines Lebens mit dieser schwärenden, nässenden Wunde verbringen. Irgendetwas musste es geben, das mich wieder normal machte.
An diesem dritten Abend war ich, wie an den Abenden zuvor, nicht zum Abendessen erschienen. Diesmal hatte ich allerdings genügend Verstand besessen, meiner Abwesenheit eine geschäftliche Natur zu geben, indem ich einen Sklaven hatte ausrichten lassen, dass ich noch arbeiten würde. In meinem Schlafgemach hatten die zwei Krüge schon auf mich gewartet, doch es war anders gekommen. Vielleicht hatte Septimas Einsatz in dieser Richtung etwas bewirkt. Sicher war ich mir jedoch, dass ich es einfach nicht mehr aushielt, all das allein mit mir zu tragen - gänzlich allein, da Siv nun fort war. Ich musste es jemandem erzählen oder daran zugrunde gehen, das wusste ich nun. Und niemandem vertraute ich so sehr wie Prisca, also war es nur logisch, dass es ihr Zimmer war, vor dem ich unentschlossen stand und das Türholz ansah. Vielleicht wäre Brix ob seines Wissens die bessere Wahl gewesen, doch hatte er mich genauso hintergangen wie meine Frau, nur auf andere Weise. Ich misstraute alles und jedem seitdem, aus Angst, erneut vorgeführt zu werden - auch wenn ich das natürlich niemals zugegeben hätte.
Ich hob die Hand und klopfte leise. Vielleicht war sie auch gar nicht zugegen, und ich ersparte mir die Offenbarung meinerselbst. Vielleicht aber würde es mir besser gehen, wenn ich ihr alles erzählt hatte. Einzig zu Prisca war mein Vertrauen unumstößlich. Sie war die richtige, das wusste ich einfach. Es durfte nicht anders sein. Wenn auch sie mich verriet, würde ich zerreißen.