Endlich war sie sechzehn! Unglaublich, was so eine Zahl ausmachen konnte, denn Serrana fühlte sich schon seit dem Aufstehen am Morgen viel erwachsener und reifer und hatte das Gefühl, über Nacht mindestens zwei Fingerbreit gewachsen zu sein.
Und dieses Hochgefühl hatte vermutlich auch dazu beigetragen, dass sie sich an ihrem heutigen Jubeltag sogar ALLEIN in eine Taverne hinein wagte. Natürlich würden hatten ihre Freundinnen zugesagt, ebenfalls zu kommen und ein wenig mit ihr zu feiern, aber das Lokal betreten musste sie trotzdem allein.
Ein wenig mulmig wurde es ihr an der Eingangstür schon, aber dann gab Serrana sich einen Ruck und betrat dann mit ihrer Leibsklavin Adula im Schlepptau die Taverne. Sofort hatte sie ein vertrautes Gefühl, obwohl sie bislang erst einmal hier gewesen war, und zwar an dem Tag, an dem sie Calvena auf dem Markt kennengelernt hatte.
Für einen Moment schwelgte sie in der schönen Erinnerung, dann ging sie ein wenig zögerlich durch die zum Teil bereits belegten Tische und wurde nach kurzer Zeit von einer dicken Schankmagd angesprochen. "Na, Kleines, was kann ich für dich tun? Du willst dich doch wohl nicht so ganz allein in eine Kneipe setzen?" Kleines? Unverschämtheit, schließlich war sie doch eine erwachsene Frau, sah man das denn etwa immer noch nicht? Serrana straffte sich automatisch, um sich ein kleines bisschen größer zu machen, bemühte sich um einen respektablen Gesichtsausdruck und sagte mit all der Würde, die ihr zur Verfügung stand:
"Ich bin auf der Suche nach meinem Tisch. Meine Sklavin hier ist vor ein paar Tagen vorbeigekommen, um Platz für eine größere Gesellschaft zu reservieren." Adula machte sich wie üblich nicht die Mühe, auch einen Ton zu sagen und nickte nur kurz. Die Schankmagd schaute einen Moment lang irritiert zu der riesigen Adula hoch, dann erhellte sich ihr Gesicht plötzlich. "Oh, ich weiß, die andere Magd hat mir davon erzählt. Ich war an dem Tag nämlich nicht hier. Du bist die Iunia, nicht wahr? Komm doch bitte mit, es ist alles vorbereitet." Ohne auf Serranas Reaktion zu warten, wandte sich die Magd um und führte sie an einigen anderen Gästegruppen vorbei zu einem langezogenen großen Tisch, der bereits fertig gedeckt und geschmückt in einer Ecke auf sie wartete. "Das hier ist er, ich hoffe, es ist alles zu deiner Zufriedenheit. Soll ich dir schon etwas zu trinken bringen?"
Serrana überlegte einen Augenblick und schüttelte dann den Kopf. "Nein danke, ich denke, ich warte auf meine Freundinnen. Sobald die erste kommt, kannst du ja anfangen die Getränke zu servieren." Die Schankmagd verabschiedete sich fürs erste mit einem freundlichen Nicken und verschwand dann, um die Bestellung von zwei anderen Gästen entgegen zu nehmen.
Mit einem kleinen Seufzer ließ sich Serrana auf der langen Holzbank nieder und schaute sehnsuchtsvoll zum Eingang. Hoffentlich ließen die anderen Mädchen nicht allzu lange auf sich warten, ein bisschen verloren fühlte sie sich hier so ganz allein nämlich schon.
wenn sich ein paar von Serranas Freundinnen eingefunden haben, dürfen auch gern sonstige Tavernen-Besucher die Runde vergrößern, falls sie mögen