Atrium | Ein Aurelius kommt selten allein

  • Im Atrium wartete schon Piso. Er saß auf einer Kline, genoss seine 5 Minuten Ruhe und blinzelte versonnen in den schönen Himmel, der sich über ihm offenbarte. Abrupt wanderte sein Blick nach unten, zur Tür zum Vestibulum hin, als diese sich öffnete und Phoebus hereintrat.
    „Aedilis Curulis Aurelius Corvinus, sowie sein Scriba Personalis Aurelius Imbrex.“ Die schnarrende, quietschende Stimme des Kleinen musste extrem unangenehm sein, doch in Pisos Ohren klang sie wie Musik.
    „Ah! Ah ja! Sehr gut!“ Er schwang seine Beine von der Kline herunter und schritt auf die beiden zu. “Salvete, Aurelius et Aurelius!“, grüßte er mit Überschwang und deutete auf die beiden anderen Klinen. “Setzt euch doch, setzt euch doch! Pontifex, wie gut, dich zu sehen! Und du, du musst Aurelius Imbrex sein, eine große Freude für mich! Ich bin Aulus Flavius Piso!“ Er setzte sich in einer irgendwie gezierten Art wieder auf die Kline und wandte sich den beiden zu. “Es geht also um die Megalesia?“ Er war ganz Ohr.

  • Imbrex und ich waren dem Knaben gefolgt, der uns von der Pforte bis hierher begleitet hatte und nun auch ankündigte. Der Kleine war erstaunlich pfiffig für sein Alter, immerhin hatten wir nicht erwähnt, in welcher Funktion Imbrex mich bei diesem Termin begleitete. Der Flavius lag auf einer cline, stand aber auf, sobald er uns sah. Er begrüßte uns recht enthusiastisch und stellte sich sogleich auch meinem Begleiter vor. "Flavius Piso", grüßte ich zurück. "Es freut mich, dass du es trotz deiner sicher zahlreichen Termine einrichten konntest." Ich setzte mich auf die angebotene Liege und verzichtete vorerst darauf, auch die Beine hochzulegen. "Ganz recht. Ich hätte mich auch direkt an Opimius Naso wenden können, aber sein Terminplan und der meine erschienen leider derart inkongruent, dass wir erst Zeit für ein Gespräch nach besagten Feiertagen gefunden hätten." Das entbehrte einer gewissen Wahrheit, immerhin hatte ich gleich mit dem Flavier reden wollen. "Ihr werdet doch gewiss wieder ein Bankett ausrichten? Wir wollten mit dir abstimmen, wie man dies am besten in die geplanten Feierlichkeiten integrieren kann, und dir, respektive euch einen kleinen Obulus zur Verfügung stellen."

  • Dass Phoebus so gut informiert war, lag weniger an seiner Pfiffigkeit, die durchaus natürlich vorhanden sein mochte, sondern vielmehr daran, dass er im Vorhinein, zusammen mit Acanthus, von diesem Besuch informiert worden war. Schließlich hatten Corvinus und Piso ja einen Termin ausgemacht.
    Corvinus war auch der, der sprach, während Imbrex sich im vornehmen Schweigen übte. Jener hatte sich ja auch als Vigintivir beworben, war damit aber ja gescheitert, wenn sich Piso recht erinnern konnte. Nun, aber schien Tugenden zu haben. Zum Beispiel war er kein aufdringlicher Quatschkopf, wie es Piso manchmal selber zu sein schien.
    Er nickte nur verständnisvoll, als Corvinus ihm erzählte von den Problemen, die es mit der Megalesia gegeben hatte. Natürlich war Eile geboten, wie immer bei solchen Anlässen.
    Piso nickte, als Corvinus auf das Bankett zu sprechen kam. “Sehr wohl, das haben wir vorher. Bankette für die Götter sind die vorrangige Aufgabe unseres Collegiums, und selbstredend haben wir das vor. Leider ist das Collegium zur Zeit recht beschäftigt. Allerdings sollten den Göttern natürlich nicht zur Megalesia das ihnen zustehende Bankett verwehrt werden.“ Wenn dies so wäre, käme gleich wieder einmal so ein Type mit Reisenklappe und stellte das Existenzrecht des Collegium Septemvirorum in Frage. Und so etwas könnte Piso nicht leiden. Außerdem... wenn noch einmal ein Blitz die Villa Flavia treffen würde, würde Piso keine Schuld treffen wollen deswegen.
    Ein kleiner Obolus, das hörte sich auch nicht schlecht an. Der Flavier, durchaus dem Geld nicht abgeneigt, nickte anerkennend.
    “Was genau hättest du dir zur diesjährigen Megalesia vorgestellt?“, lautete seine Frage.

  • Natürlich überließ Imbrex seinem Vetter das Reden, waren es doch hauptsächlich seine Ambitionen, die die beiden Aurelier in flavische Gefilden führen sollten. Während Corvinus das Gespräch mit dem Hauptthema eröffnete, übte sich Imbrex tatsächlich im Schweigen. Publius ließ es sich allerdings nicht nehmen den schätzungsweise gleichaltrigen Piso genauer zu mustern. Der junge Aurelius war sich sicher, dass er dem Flavius im Laufe des Wahlkampfes bereits über den Weg gelaufen war. Demzufolge spürte Imbrex vor allem hier wieder seine große Enttäuschung, die er bei den vergangenen Wahlen hinnehmen musste. Doch wie immer trug seine gute Schauspielfähigkeit dazu bei, dass man ihm nichts weiter anmerken konnte. Stattdessen schien es so, als ob Publius weiterhin aufmerksam der Terminplanung und der Absprache lauschen würde.

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