~~im atrium ~~
Leone führte den Gast weiter ins atrium, welches an jenem Tag nicht nur Licht durchflutet, sondern zudem noch ziemlich zugig war. Grund dafür waren die Türen, die in der gesamten Villa offen standen um frische Luft in die Hallen der villa zu lassen.
Vor einer Sitzgruppe angekommen, wandte sich Leone zu dem Flavier um:"Warte bitte hier Herr. Ich werde sofort nach Aurelius Corvinus suchen lassen. Zu meinem Bedauern weiß ich allerdings nicht, wo er sich zur Zeit gerade aufhält. … Ich bitte dich von daher um etwas Geduld. Wenn du etwas zu trinken möchtest, zögere nicht einen Wunsch zu äußern", erklärte Leone freundlich und mit einem Fingerzeig auf eine namenlose Sklavin, die in der Nähe mit einem Tablett voller Erfrischungen wartete.
Mit diesen Worten, einem strahlenden Lächeln und einer tiefen Verbeugung verabschiedete sich der Ianitor und begab sich Suche nach dem Hausherrn.
Aurelius Piso war es indes frei gestellt sich zu setzen oder ein wenig herum zu schlendern. Die anwesenden Sklaven würden ihn sicher nicht daran hindern, schließlich war er kein Niemand von der Straße, der womöglich das Familiensilber klauen würde sobald er die Gelegenheit dazu hätte.
~~ in etwa zur selben Zeit im Garten ~~
Endlich kehrten die Tage des Jahres zurück, an denen das Licht der höherstehenden Sonne die grauen Schleier des Winters zusehends verdrängte. Die Nächte wurden kürzer und lauer und damit kehrten nach und nach die Farben der Natur, die Düfte der Blumen und die Stimmen der Vögel zurück. Zuerst nur ganz zaghaft, doch mit einem Mal war es allerorts zu sehen zu hören und zu spüren, mit welcher Kraft die Natur aus ihrem tiefen Schlaf erwachte. Jahr für Jahr vollzog sich dieses Schauspiel und doch war es jedes Mal wieder faszinierend und schön zu beobachten wenn der Frühling Einzug hielt.
Für Prisca war dies unbestritten die schönste Jahreszeit und sobald die Temperaturen erträglich genug waren, verbrachte sie so viel Zeit wie möglich im Freien. Egal ob nun bei einem Stadtbummel, einem Ausflug ins Grüne oder wie heute, im eigenen Garten, Prisca wollte einfach nicht länger die Decken und Wände der villa anstarren, sie wollte endlich hinaus und die Sonnenstrahlen auf ihrer Haut spüren, so lange, wie die Sonne noch nicht allzu stark wäre.
Deshalb hatte sich die Aurelia an diesem Tag (wie so oft) in eine abgeschiedenen Ecke des Gartens, geschützt durch Rosenhecken und in der Nähe der villa zurück gezogen. In der Annahme hier ungestört zu sein trug Prisca lediglich ein balnearis vestis, wie sie es sonst üblicher Weise in den Thermen trug und in dieser leichten Bekleidung hatte sie es sich auf einer Liege bequem gemacht. Einfach herrlich die Wärme und diese Energie der Sonne am ganzen Körper spüren zu können, wobei die Aurelia natürlich auf ihre zarte blasse Haut achten musste. Allerdings hatte Prisca nicht vor das Sonnenbad ewig auszudehnen, aber ein wenig wollte sie schon so verweilen und genießen ....
Bei ihr war Saba, die sich neben der Liege auf einem Kissen niedergelassen hatte und mit einer Harfe zudem für ein wenig Unterhaltung sorgte. Die Melodie welche die Sklavin mehr oder weniger improvisierte war recht simpel und bot entsprechend genug Möglichkeiten, ein paar Verse darauf zu reimen.
Dies tat Prisca auch in jener versonnenen Art, wie sie mit geschlossenen Augen da lag und leise summend ihren Gedanken nach hing: "… mmhm .. mmh … was sagt mir mein Herz, … was flüstert es mir …mmhm .. mmh … welch stummen Schmerz … den ich verspür, … immer dann, wenn ich an dich denken muss … mmhm .. Mmh … Ist das der Grund, warum ich mich so verzehr? … mmhm … verzehre nach dir, … du mein Liebster … hmm..mmh … leidest du auch so wie ich? … oh dann sag mir doch, … was kann ich tun? … mmhm .. Mmh … um dein Herz zu berühren? … mmmh… dir zu zeigen, … wie sehr ich dich … Li"
Mitten in ihrem Gesang stoppte Prisca, denn sie glaubte ein Geräusch gehört zu haben. Sie öffnete die Augen und während sie sich aufsetzte, zog sie gleichzeitig mit einer Hand ein bereit liegendes Laken vor ihren Körper. Blinzelnd sah sich sich um und meinte dabei zu Saba: "Hast du das gehört?... - " Was denn? Nein Herrin ich habe nichts gehört.", erwiderte Saba ergeben. Die Sklavin legte die Harfe beiseite und sah sich kurz nach allen Richtungen um, bemerkte aber nichts auffälliges. "Da ist nichts …", stellte sie schließlich achselzuckend fest und wollte sich damit wieder dem Spiel der Harfe widmen ...