Triclinium Minor | Frauen hören hohe Töne besser

  • ...und Männer eher die tieferen.


    Lange hatte der Senator sich beraten lassen, verschiedene Meinungen und Besuche hinter sich gebracht, um schlussendlich einen Schritt in die Richtung zu machen, die ihn seinem Ziel würde näher bringen.
    Als Erste, das brachte der Anstand und die Konvention mit sich, musste er seine Frau darob in Kenntnis setzen. Eine Pflicht, die ihm fürwahr nicht gerade ein Lächeln abringen konnte, doch jene, die er auch nicht ungerne auf sich nahm. In letzter Zeit sahen sie sich sowieso recht selten und wenn er seinen ehelichen Pflichten nachging, so geschah dies auch im flakernden und unausfüllendem Kerzenlicht. Viele vermuteten schon, dass die Schönheit oder die Art der Gemahlin den Flavier nicht mehr zu reizen vermochte, doch niemand wusste, dass dieser sich, ganz Mann, nicht vielerlei Reizen aussetzen konnte und im Moment von den der Tiberia Septima ganz eingenommen ward.
    So schickte er einen Sklaven am Vortag mit einer Mitteilung zu seiner Gemahlin, so dass sie heute gemeinsam speisen sollten.
    Gespannt lag er also auf der Kline und verzehrte das obligatorische Vorgeplänkel aus Speisen wie Trauben, Datteln und anderen Früchten.


    Sim-Off:

    Reserviert

  • Verwundert über die Nachricht des Göttergatten über ein bevorstehendes Mahl, welche sie zusammen einnehmen würden, hatte sich die Claudia am heutigen Tag besonders lange der Aufmachung gewidmet. Die Pflicht einer römischen Frau, so hatte es ihr schon die eigene Mutter erklärt, bestand nicht nur darin dem eigenen Hause gesunde Jungen zu gebären, sondern auch stets dem eigenen Mann zu gefallen und diesen nach außen hin zu repräsentieren. Und nur die letzte Pflicht betreffend war Catilina sich sicher gute Arbeit zu leisten, denn den Umstand eines nicht vorhandenen Erben hatte sie noch nicht behoben. Die Pflicht ihrem Mann zu gefallen war weitaus schwerwiegender, war ihr Gatte doch einer jener Männer, die keinerlei Resonanz gaben, ob er an etwas Gefallen fand oder nicht. So glich Catilina in ihrem Erscheinungsbild über die letzten Monate hinweg niemals linientreu, sondern gar experimentiell, schließlich musste man dem Gatten gefallen.
    Heute war sie in einem sanften Fliederton gehüllt, welchen die dazu sorgsam ausgesuchte Schminke vollendete. Kleine Perlen hingen an ihren Ohrläppchen und eine reich verzierte Kette, eindeutig aegyptischem Ursprungs, zierte ihr Dekolettee.
    "Ich bin erfreut dich zu sehen, Lucius. Ein schöner Tag, nicht wahr?", begann sie sogleich in einem Plauderton. Es galt zuerst sowieso zu erforschen, in welcher Laune der Gatte war, bevor man Ernsthafteres anschnitt.

  • "Fürwahr, gewiss ist dies seit Langem der Schönste.", antwortete er auf die Bagatelle zwischenehelicher Kommunikation. Selbstverständlich war dies ein guter Anfang, eine Art von Startpunkt, auf den sich aufbauen ließe und es war sicherlich an ihm dies nun in die Hand zu nehmen.
    Mit einer einladenden Geste gab er ihr zu verstehen, dass sie sich setzen möge und fuhr dann mit bedächtiger Stimme fort.
    "Mir ist bewusst, dass wir eine gewöhnliche Ehe führen, meine Liebe. Und das obgleich ihr Frauen doch romantische Wesen seid und euch in Romanen geradezu verliert. Ein hartes Los muss dies sein, wenn man seine Sehnsüchte stets vergraben muss, ihnen schmachtend hinterher blickt mit von Tränen benetzten Augen. Grausam muss es sein, und grausam wäre ich, der ich dies sähe und nicht änderte."
    Der Blick, der gerade noch nichtssagend gen Boden gerichtet war, ruhte mit einem Wimpernschlag auf ihrem Antlitz, welches von tiefen Regungen hinter ihrer Stirn zeugte, geradezu eine große Ohnmacht an´s Tageslicht brachte.
    "Ich bin mir bewusst, wie sehr du unter mir leiden musst, unter der Tristesse unser beider Eheleben. Das Gelübde, welches ich einst in Athena gab, jenes dich zu ehren und stets zu achten, ist mir die teuerste Last und doch, meine Liebe, ist die teuerste Last auch die schwerste.", ein leichter Seufzer entrann ihm und er verlor sich auf einen Schlag in den tiefsten Wirrungen seiner Seele, dessen Tiefe er kaum jemand offenbaren konnte - und auch wollte: "Immerfort maß ich mich an meinen Ahnen, an meinem Vater gar. Das Gelübde, welches ich dir einst gab, wurde jedoch zu meinem neuen Maßstab. Niemals würde ich dich entehren, niemals dich mit mir selbst in das Dunkel der lasterhaften Zungen reissen. Dies schwor ich mir und doch stehe ich gerade vor einer Klippe, deren Überwindung ich mir nicht traute, ohne in der Gewissheit zu sein, dass du mehr in mir siehst als meinen Rang und Namen.", und der Abgrund seiner Seele, er wurde ganz nahe bei seinen Worten. Das Blut schoss ihm in den Kopf und er fürchtete gar vor ihr zu erröten. Eine Scham sollte sich auf seine Züge legen, denn er war es, der sein Gewissen mit der Turtelei belastete, er war es, der sie hinterging und dann von solchen Tönen sprach. Ein falsches Spiel und doch, er wusste nichts anderes, um sich ihrere Unterstützung sicher zu sein.
    "Ich beabsichtige das Consulat in diesem Jahr anzustreben. Und wenn ich ehrlich bin, so ist der Ausgang meiner Ambitionen selbst für mich recht ungewiss. Trübe sind die Aussichten, denn sie standen immer besser als heute. Lange Zeit habe ich kein öffentliches Amt mehr bekleidet, ich brillierte auch nicht immer in der Debate. Ich war bloß da, ich bemühte mich so redlich, wie ich es konnte oder entbehren wollte - vielleicht nicht genug. Zudem erreichte mich des Morgens die Nachricht ob einer ernst zu nehmenden Konkurenz, der des Decimus Livianus. Fürwahr ein verdienter Mann, doch ich bin mir gewiss, dass hinter diesem Schritt keinerlei persönliche Ambition ist - er wähnt sich im Erfolg, denkt ich sei ein schwacher Gegner. Er mag Recht behalten und doch, ich denke es ist nicht persönlich, denn er ist zudem ein Klient der Aelier, somit ein Günstling des Quarto, welcher selbstverständlich noch vor wenigen Wochen unsere Familie an seiner Seite wissen wollte, doch die Kandidatur seines Klienten ist ein deutliches Zeichen. Darauf muss ich, wir als Familie, reagieren."
    Auch wenn sie niemals ein politisches Thema ihr Eigen nennen konnte, so hatte er seine Frau, als sie noch ungebunden war, in Athena mehrmals erlebt. Er wusste, dass sie politisch interessiert, wenn nicht gar ambitioniert war. Er wusste auch ob ihrer Verdienste die Karriere ihres ersten Mannes betreffend. Catilina war gewiss keine gewöhnliche Frau, das wusste er, und die Kenntnis darob sollte ihr spätestens jetzt entgegen springen. Ihr Mann wusste es und so setzte er voraus, dass sie diese Aussagen und ihre filigran gesponnenen Verknüpfungen selbstredend erkannte wie auch jeder beliebige Senator von Verstand es tun würde.
    "So stehe ich nun, geradezu in Erwartung einer Niederlage. Gegen des Kaisers Bruder kann ich nicht ankämpfen und eine Verbindung zu einem Praefectus Urbi wäre ein Akt der Immoralität, wenn nicht gar des Verrates an meinen Prinzipien.", natürlich war es ihm bewusst, dass gewaltige Veränderung nicht durch Prinzipien, sondern durch Persönlichkeiten erreicht wurden, doch weder sah er sich als solche Persönlichkeit noch würden seine Prinzipien das Reich nachhaltig verändern. Sie selbst waren schon in vielerlei Hinsicht überholt.
    "Dies offenbare ich dir in einer Gewissheit des Scheiterns. Es wird Gelächter geben, Spott und vielleicht Erniedrigungen - auch seitens der Familie. Dem bin ich mir bewusst, denn ich würde nicht anders verfahren an einem Vermessenen wie ich es bin. Doch solltest du dir dessen ebenfalls bewusst sein, du als meine Gattin wirst diese Last, ob nun verschuldet oder nicht, gewollt oder nicht, verantwortlich oder nicht, mittragen müssen. Ich täte alles Erdenkliche, glaube mir, um dich davor zu wahren, doch das kann ich nicht.
    Mein Gelübde werde ich brechen, Catilina, und so frage ich dich, ob du zu mir in einer solch dunklen Stunde stündest oder ob du dich meiner schämst und lieber verreisen willst?"

    So klein, so verletzlich und verabscheuungswürdig fand sich der Flavier recht selten. Es waren jene Augenblicke, die das Leben unerträglich werden ließen. Der Tarpeische Felsen war eine Wahl, gewiss, doch für das Radikale fehlte ihm, traurigerweise, der Mut zur Tat.

  • Wie die Brandung auf das Kliff schlug, so empfing sie seine Worte. Sie war sich bewusst, dass er ihr das Innerste offenbarte und daher empfand sie nach den ersten Satz ein stets wachsendes Verlangen nach einer Berührung, einer Zärtlichkeit, die zwischen einem Ehepaar doch zwanglos zustande gebracht werden können sollte. Und doch war sie wie eine Puppe, lauschte seinen Worten und konnte die Bedeutung ihrer Klänge spüren. Seine Angst des Versagens kannte sie nur zu gut. Vielleicht wusste er nicht, wie ähnlich sie sich waren, doch sie wurde sich dem nun eindeutig bewusst. An so etwas wie Liebe hatte sie nie geglaubt. Es war Respekt und die Pflicht, die sie in einer Ehe gesehen hatte. Eine freundlischaftliche Zuneigung war in ihrem Spektrum vertreten, doch die Gefühle, die sie bei seinen Worten empfingt, diese hätte sie sich niemals ausgemalt. Der Drang ihm leicht über die Wange zu streicheln, ihm ein "Es ist schon gut, mein Lieber" entgegen zu hauchen, er wurde größer. Die räumliche Trennung empfand sie langsam recht störend und rutschte daher unruhig hin und her.
    Als er endete, war sie so ergriffen, dass ihr die Augen feucht wurden. Sie nahm ihren Mut zusammen und überwand die Trennung, indem sie ruhig aufstand, einer Grazie gleich einen Bogen über das Marmortischchen machte und sich ebenso ruhig, vielleicht recht steif, auf seine Kline setzte. Sie war sich bewusst, dass sie an der Kante saß und er lag, sie ihm damit zu Füßen kroch, doch gerade das war ihr ein Anliegen. Sie wollte ihm nicht nur verbal, sondern vielmehr durch Aktion zeigen, dass sie zu ihm hielt, an seiner Seite saß und so strich sie ihm zärtlich über die Wange und sprach: "Mein Liebster Ehemann. Sorge dich nicht, ich bleibe bei dir, auch wenn die Götter den Himmel verdunkeln, auch wenn unser Schicksal von ihnen verflucht wird. Ich bin die deine und das werde ich auch stets bleiben.", nachdem sie endete, konnte sie nicht anders, als zu erröten. Es kam ihr selbst so lächerlich vor hier zu sitzen und so etwas zu tun. Sie war schließlich eine gestandene Frau, kein einfallsloses Mädchen. Und doch wollte sie es so, nicht wissend warum und weshalb.
    "Du wirst wie alle großen Männer unserer und der vorherigen Zeit nach deinen Sternen greiffen, da bin ich mir sicher. Und wenn auch nicht für mich, so doch für das Ungeborene in meinem Leib.", und so kam das an´s Licht, was stets in ihrem Schoß verborgen war.
    Natürlich hatte sie auch heute die Hebamme konsultiert und diese war sich sicher. Die Niederkunft sollte in den üblichen Monaten vollzogen werden und sie selbst konnte nicht glücklicher sein. Forschend sah sie in das Gesicht ihres Gatten. Auf seine Reaktion war sie mehr als nur gespannt, schließlich wusste sie, wie sehr er sich nach einem Sohn sehnte.

  • In ungewohnter Zärtlichkeit schien seine Gattin heute zu sein, so dass sich der Senator zuerst doch ein wenig wunderte, dann zu verstehen begann. Zärtlichkeit war ein Ausdruck, eine eigene Art der Kommunikation und Catilina wählte eben diesen, anstatt der von ihrem Mann bevorzugten Art der Rhetorik. Die Liebkosung seiner Wange nahm er hin, denn er war noch in seinem Pathos, dem des Getriebenen und unlängst den Kräften beraubten Mannes, welcher die Welt auf seinen Schultern trug. Gleich Atlas stemmte er nicht die Welt, sondern seine eigene, mit seinen Vorstellungen, seinen Wünschen und seinen Visionen. Und als er das Bild vor augen hatte, wie er seine Welt stemmte, seine Familie, seine Ehefrau, da dachte er sich verhört zu haben. Ungläubig schaute er ihr in das Gesicht so, als wollte er ausdrücken, dass man damit lieber nicht scherze. Doch als Catilinas Miene sich erhellte, ein graziles Lächeln über die Lippen seiner Gattin glitt, da verstand auch er die Botschaft.
    "Ein Kind?!", rief er sogleich aus und war mit einem recht juvenalen Ruck auf den Füßen, um sich sogleich darauf zu seiner Frau zu beugen und diese an den Schultern zu halten. "Im Ernst?!", und als er ein freundliches Nicken zur Antwort begann, geschah es um den doch recht ruhigen Senator.
    Lucius Flavius Furianus verfiel in ein glückliches Lachen und begann sogleich seine Frau kräftig zu umarmen, um wiederum einige Augenblicke später inne zu halten und ruckartig von ihr weg zu gehen. Er drückte wohl zu stark, nun musste er aufpassen, damit sein Erbe dort nicht Schaden nahm. Doch kurz währte seine Schelte an sich selbst, denn binnen weniger Sekunden erstrahlte er wie ein Mann, der das erste Mal Vaterfreuden empfing. Er jubelte innerlich, äußerlich ging er umher und klatschte in die Hände mit dem Ausruf: "Nun endlich soll es sein! Ich werde Vater!"
    Als er so zweimal das halbe Triclinium umschritt, beruhigte er sich wieder und setzte sich zu seiner Frau. Nun war er es, der sie liebkoste, streichelte und umarmte. Sorgsam ging er mit ihr um. Nicht, dass er dies vorher anders tat, doch nun war sie ihm kostbarer als noch vor einigen Herzschlägen, denn nun trug sie die Zukunft in sich. Einen Schatz, der größer für einen Mann wie Flavius Furianus, der seit Dekaden auf einen Sohn wartete, nicht hätte sein können.
    "Sag, liebste, wann ist es soweit?", fragte er sie dann in seiner ganzen Freude. "Oh, wir müssen gleich nach einem kundigen Arzt schicken.", war dann kurz darauf zu hören. Scheinbar steigerte er sich hinein, doch das war ihm ob einer solchen Nachricht herzlich egal.

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