Der Aurelier fühlte sich eingesperrt. Ihm war seine Situation bewusst – dass er hier wohnen durfte hieß noch nicht, dass Corvinus ihn als Aurelier akzeptiert hatte. Es war ein andauerndes Ausharren, in dem sich Pegasus bereits seit Tagen fand. Er wusste, wer er war, welche Rechte er hatte, welchen Stand er in dieser Familie hatte und doch beschlich ihn nicht selten das Gefühl, dass man sich so als plebeischer Gast fühlen musste. Isoliert… unwillkommen. Man spürte förmlich die Distanz zwischen den Familienmitgliedern und einem selbst.
Ein Ausweg aus dieser Misere – zumindest zeitweise – wäre ein Spaziergang gewesen. Pegasus kannte nur das Landgut bei Capua, auf dem er viel zu viel Zeit verbracht hatte, und Capua selbst, welches nicht gerade die Attraktion schlechthin war. Rom war für ihn neu, aufregend und fremd. Es war die Stadt und es kribbelte ihm in den Fingern, diese endlich zu erkunden und sich einen Namen zu machen… einen Namen, den er offiziell noch nicht verwenden durfte. Paullus erwischte sich immer wieder bei dem Gedanken, die Weisung des pater familias zu ignorieren und sich seines Namens gemäß zu verhalten, doch er besonn sich immer wieder eines besseren. Er war auf Corvinus’ Sympathie angewiesen. Ihn zu verstimmen war keine gute Idee und so befolgte er die Ratschläge seines Onkels und blieb in der Villa.
Pegasus blickte sich umher und mit einem leichten Seufzer nahm er diesen nicht besonders großen Raum war. Spartanisch eingerichtet war er nicht gerade, aber man merkte, dass dies das Zimmer für einen Gast war. Einen Gast, den man wohlmöglich nicht so lange zu beherbergen gedenkt. Tatsächlich schien ihn dieser Gedanke noch depressiver zu machen. Der Aurelier fasste sich an die linke Schläfe und begann, sie langsam zu massieren, ehe er kurz danach mit einem weiteren Seufzer innehielt.
“Ich befürchte, ich werde mir noch was antun, wenn ich länger in diesem Raum bleibe… Corvinus wird sicherlich nichts dagegen haben, wenn ich mich ein wenig in der Villa umschaue und die Aurelier… die anderen Aurelier, meine Verwandten, kennenlerne.“, meinte er leise zu sich selbst. Ein musternder Blick an sich hinunter, ein Nicken und ein Räuspern folgten. Er atmtete tief ein und wandte sich zur Tür. Die Nervosität eines Kindes, das um seine verbotene Tat wusste, erfasste ihn, aber mit erzwungener Selbstbeherrschung schaffte Paullus es schließlich, mit zwei schnellen Schritten die Tür seines cubiculums zu erreichen und die Tür leise zu öffnen. Er spähte in den Gang hinein, huschte durch die Tür als er niemanden entdeckte und machte sich auf den Weg ins atrium, dem Ort, an dem alles begann.