atrium | Ein Neuankömmling auf Entdeckungsreise

  • “Natürlich trägt Corvinus eine große Verantwortung, aber…ach, ich weiß auch nicht. Diese ganze Situation ist einfach frustrierend. Mich ärgert diese Untätigkeit!“. Tatsächlich war wohl das schlimmste an der ganzen Geschichte das sinnlos erscheinende Warten auf irgendeine Nachricht. Natürlich, Capua war nicht um die Ecke, aber regungslos in der villa zu hocken, war für Pegasus auch keine Lösung auf Dauer. Zumindest war er froh, mit Ursus einen Gesprächspartner vor sich zu haben, der ihm anscheinend wohlwollend gegenüber stand. Die Skepsis war zwar zu spüren, doch nichts im Vergleich zu Corvinus’ abwehrenden Verhalten.


    Schweigend ging er neben dem Senator her. Den Trubel unweit von ihm bemerkte Pegasus noch nicht – dafür war er noch immer zu sehr in seinen Gedanken gefangen. Ursus Bemerkung über das Muttermal auf seinem Gesäß ließ ihn kurz auflachen, obwohl er dem Ganzen nur wenig lustiges abgewinnen konnte. “Die Sache ist… mein Vater verließ mich wohl schon kurz nach meiner Geburt. Ich habe ihn also nie kennengelernt und kann dir nicht sagen, ob ich irgendein äußerliches Merkmal meines Vaters mit mir trage… Mutter hielt sich zu diesem gesamten Thema immer recht verdeckt.“


    Ratlos blickte Pegasus seinen Vetter an. Er erwartete keine Hilfe, denn er wusste, dass alles von Corvinus und seinem Boten abhing. Niemand hier könnte Einfluss darauf nehmen. Ein leises Seufzen war zu vernehmen und abrupt blieb er stehen. Als er hätte er eine plötzliche Eingebung blickte er seitlich in die Säulenreihe und entdeckte ein obskures Schauspiel: Marei, das kleine Sklavenmädchen stand mit ihrer Puppe vor zwei Frauen, die sich merkwürdig verstohlen an eine der Säulen pressten… sie wurden doch nicht bei… einer heimlichen Liebelei gestört? Skeptisch musterte er Prisca und Septima und wartete auf eine weitere… ‚Eingebung’, die ihm helfen würde.

  • Daß diese Situation für Pegasus überaus frustrierend sein mußte, verstand Ursus ja. Aber er hatte keine Idee, wie man ihm helfen konnte. Was Corvinus wohl unternahm, um die Identität des Vetters zu prüfen? "Puh, das macht die Sache nicht gerade leicht. Ich kannte Deinen Vater leider auch nicht so gut, daß ich solche Merkmale kennen würde. Ich kann mich auch nicht erinnern, daß mein Vater etwas erzählt hätte. Aber Marcus müßte über seinen Bruder solche Dinge wissen. Hat er Dir gesagt, wie er die Angelegenheit prüfen will?" Er selbst hätte wohl einige Leute beauftragt, die am Geburtsort von Pegasus Nachforschungen anstellten. Aber so etwas konnte dauern. Sehr lange dauern. "Was hat Marcus denn gesagt, was mit Dir werden soll, solange er nach Beweisen sucht?"

  • Die Unterhaltung der Männer fing an Septima zu langweilen und sie wünschte sich das sie etwas schneller gehen würden, damit sie anschließend mit Prisca reden konnte. Diese fragte sie gerade ob irgend etwas sei? Was sollte denn sein? Störte sie sich etwa an Septima Hand, mit der sie Prisca an der schmalen Taille fest hielt, damit sie möglichst unsichtbar hinter der Säule waren? Sie war es doch gewesen, die Septima zu sich gezogen hatte, damit sie nicht bemerkt würden. Septima schüttelte nur leicht den Kopf, wobei ihre Ohringe leise klimperten. [SIZE=7]„Nein.“[/SIZE] flüsterte sie leise und hätte nie im Traum daran gedacht, dass Prisca die Situation völlig richtig eingeschätzt hatte, wobei die Tiberia selbst nicht verstand, was sie an Prisca so anziehend fand.


    Die Männer machten sich daran, das Atirum zu verlassen und Septima versuchte Prisca’s dringlicher Aufforderung nach zu kommen, indem sie sich möglichst leise und im selben Tempo wie die Männer gingen, an der Säule entlang zu schieben. Unweigerlich erhöhte sich ihr Puls, denn sie liefen Gefahr entdeckt zu werden.
    Dann tauchte plötzlich Marei neben ihnen auf. Septima sog erschrocken die Luft ein, hielt sie an und presste sich automatisch noch näher an Prisca, in der Hoffnung, so nicht gesehen zu werden. Marei sprach die Frauen mit lauter Stimme an. ‚Oh ihr Götter, wieso habt ihr uns diese Kind aufgehalst?!’ ging es ihr kurz durch den Sinn ehe Prisca versuchte das Kind leise zum schweigen zu bringen. Septima fiel wieder ein zu atmen und sie rückte ein wenig von Prisca ab. ‚Hoffentlich hab ich sie nicht zerquetscht.’ Ihre braunen Augen hefteten sich kurz auf Prisca, um sich zu vergewissern, dass es der Freundin gut ging. Anschließend drehte sich ihr Kopf und ein stechender Blick traf Marei. [SIZE=7]„Los, verschwinde!“[/SIZE] wisperte sie dem Kind zu, doch es war bereits zu spät. Mit einem Mal lagen die hellen Augen des ‚Neuen’ auf ihnen...


    Septima schaute noch einmal kurz zu Prisca, ehe sie sich räusperte und von ihrer Freundin, so wie der Säule löste. „Salve.“ brachte sie leicht heiser heraus und fügte noch ein gewinnbringendes Lächeln hinzu. Bei Titus wirkte das immer. „Wir wollten gerade den Umfang der Säulen messen… für die Dekoration… zu den… Floralia.“ versuchte sie sich schnell in einer Erklärung für ihr merkwürdiges Verhalten.

  • Natürlich konnte Prisca mit ihrer vagen Vermutung über Septimas Gedanken falsch gelegen haben. Schließlich waren diese Säule und der Zeitpunkt beiderseits nicht gerade günstig gewählt, um etwaige Gefühle für einander zu hegen, oder gar offen zu zeigen. Zudem war ihre körperliche Nähe rein zufällig entstanden und nicht durch ein bewusst gewolltes, gegenseitiges Annähern. Unangenehm empfand Prisca die Berührungen jedoch keinesfalls, im Gegenteil, empfand sie es als sehr schön und angenehm, wie Septima den Arm um sie gelegt hatte und sie so fest zu sich heran zog. Erstens, war es die einzige Möglichkeit unbemerkt hinter der Säule bleiben und, zweitens, war Prisca durchaus empfänglich für derartige Berührungen, ohne dabei gleich an das Eine zu denken. Aber ein wenig kuscheln durfte schon sein, so kam es ihr in den Sinn, um dieses schöne Gefühl der Geborgenheit zu verspüren, welches leider oft viel zu kurz kam in der Gesellschaft in der sie lebten. Zumindest bei Prisca. Septima hatte ja wenigstens einen Mann, an dessen starker Brust sie sich anlehnen und in dessen Armen sie liegen konnte, so oft sie wollte. Ursus! … Und ausgerechnet er schien so vertieft in das Gespräch, dass ihm völlig entging, wie seine Frau und seine Cousine sich hier (im halbdunkel des Säulenganges und eng umschlungen) vor ihm und Pegasus zu verstecken versuchten. Nur leider ohne Erfolg!


    Dank dieses kleinen vorlauten Sklavenmädchens hatte Pegasus mittlerweile die Anwesenheit der beiden Patrizierninnen ebenfalls bemerkt und sein skeptischer Blick ließ in diesem Moment ziemlich viele Deutungen zu. Das ist er?! ... Dieser ... glaubt er etwa, wir knutschen hier herum? ... Weiss er denn überhaupt, wer ich bin? ... Oder ahnt er es bereits? Wird er mir gar die Schuld für alles geben wollen?, fühlte sich Prisca ihrerseits wie ertappt, etwas Unrechtes begangen zu haben. Ich? Niemals Wie versteinert wirkte Priscas Miene ihrem Bruder gegenüber, unfähig etwas zu sagen oder gar eine Erklärung zu liefern. Nun war guter Rat und eine noch bessere Ausrede teuer!


    Zum Gück behielt Septima in diesem entscheidenden Moment die Nerven und fand eine Ausrede - und was für Eine. Wie bitte? Wir messen den Umfang der Säulen? ....herrje, etwas besseres fällt uns nicht ein?!, dachte die Aurelia und im selben Moment trat sie auch schon direkt neben Septima, um deren Aussage nickend zu bestätigen:"Ehm ja, genau! Wir ... wir haben ehm, versucht die Säule mit unseren Armen zu umfangen, doch .. ts ts .. man glaubt es kaum, wie dick die in natura sind! ... Hättet ihr gedacht, dass die so dick sind?Na bravo! Jetzt machen wir uns komplett lächerlich, ohrfeigte sich Prisca selbst mit einem Schulterzucken. Na wenn es wenigstens dazu beiträge, um schnell von hier verschwinden zu können, soll´s mir recht sein. ... Ursus bekam dazu ein herzliches Lächeln geschenkt, während Pegasus nur einen abfälligen und gleichzeitig musternden Blick von Prisca erntete ...

  • Marei gehorchte ihrer Herrin ohne Worte und verschwand nach einem raschen Umdrehmanöver in den Fluren des riesigen Hauses. Dann musste sie eben woanders spielen gehen, dort wo sie niemanden störte oder gar vollplapperte.

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