Seitdem Phraates fortgebracht worden war, waren dunkle Wolken in Charis Leben heraufgezogen. Er war der einzige, der wichtigste Mensch in ihrem Leben geworden. Nach einigen anfänglichen Schwierigkeiten, die sie mit dem Parther gehabt hatte, hatten sie sich doch noch gefunden und sie hatte sich unsterblich in ihn verliebt. Daß es dem Parther ähnlich gegangen war, hatte er ihr immer wieder in Kleinigkeiten gezeigt. Eine Blume, die er ihr ins Haar gesteckt hatte, kleine Geschenke, die er ihr gemacht hatte, ein leidenschaftlicher Kuß, wenn sie sich tagsüber über den Weg gelaufen waren und wundervolle Nächte, die sie miteinander verbracht hatten. Die Makedonierin fühlte sich, als habe man ihr das Herz aus der Brust geschnitten, nachdem der Parther so schwer bestraft worden und nach Sardinien gebracht worden war. Und es gab niemanden in diesem großen Haus, dem sie hätte ihr Leid klagen können. Siv, die sie seit ihrem ersten Tag in der Villa Aurelia gekannt hatte, war fort gegangen und mit den anderen Sklaven hatte sie einfach zu wenig verbunden, als daß sie sich ihnen hätte anvertrauen können.
Was noch erschwerend hinzu kam, war ihre Herrin. Celerina war für all das Unheil, welches ihr widerfahren war, verantwortlich. Wie konnte sie es für sich vereinbaren, ihr ergeben zu dienen und sie nicht zu hassen, für daß, was ise ihr angetan hatte? Charis war dazu erzogen worden, stets loyal zu ihren Herrschaften zu stehen und ihre eigene Bedürfnisse vollkommen auszublenden. Seit sie jedoch Phraates kennengelernt hatte, der ein freier Mann war, bevor er Sklave geworden war, war das anders geworden. Er hatte ihr beigebracht, ihre eigenen Bedürfnisse zu hinterfragen und diese auch zu stillen.
Seit Phraates fort war, begann in Charis etwas heranzuwachsen, was Tag für Tag, Ohrfeige für Ohrfeige stärker wurde. Doch es gab kein Ventil, das ihr geholfen hätte, das Angestaute abzulassen.
Ohnmächtig vor Wut und Kummer, das Gesicht mit Tränen überströmt war sie hinaus in den Hof gegangen, nachdem sie all ihre Aufgaben erledigt hatte, dort wo sie sich früher immer mit Phraates getroffen hatte. Der volle Mond stand schon am Himmel. Der selbe Mond der auch über Sardinien stand....
Reserviert!