Cubiculum der Eheleute Sedulus und Serrana

  • Ja was war denn dass? Hatte sie ihm eben seine interessante, die interessanteteste Lektüre seit langem einfach mal eben so aus der Hand gerissen? Hallo, ging`s noch?
    Ein wenig verwirrt sah Sedulus sein Frauchen an. Was wollte sie jetzt eigentlich von ihm? Wenn es der Aelier war, welcher Sedulus vermutete dass es war, so hatten sie doch mit diesem null, aber gar nichts zu schicken, zumindest Sedulus nicht und eigentlich seine Frau auch nicht. Von daher verstand er diese ganze Aufregung nicht. Gut, er war der Mann ihrer Cousine gewesen, ja und?
    Er hob den Finger und meinte.


    Nun hör aber mal... So viele Scherze mache ich hier gar nicht so wie du tust. Und der Kommentar eben, war eigentlich mein ernst! Und überhaupt, ich weiß gar nicht was du von mir willst... Was haben wir mit diesem Aelier zu schicken? Wie oft war er hier im Hause oder wir bei ihm? Da brauche ich nicht mal eine Hand um das abzuzählen. Ich kennen ihn nur von dem Rennen und dass war es. Also erwarte nicht von mir, dass ich jetzt in Tränen ausbreche nur weil er hat meinen müssen, er müsse sich sein Leben nehmen. Und du solltest dies genauso handhaben. Wir sind ihm überhaupt nichts schuldig. Es mag zwar tragisch für deine Cousine sein ja, aber ihr habt euch doch eh nicht soo gut verstanden und wart euch auch nicht sehr nahe. Wie oft hat sie dich hier in letzter Zeit besucht? Genau, dass kann ich auch einer Hand abzählen.
    So, könnte ich jetzt vielleicht wieder meine Lektüre zurück haben? Danke!


    Jetzt konnte sich Sedi bestimmt auf etwas gefasst machen... 8)

  • "Was ich von dir will?" Serrana spürte, wie ihr die altbekannte Röte ins Gesicht stieg, doch diesmal hatte die ihre Ursache einmal nicht in Verlegenheit oder Scham. Ihr ursprüngliches Entsetzen kippte jetzt in eine ganz andere Richtung, und falls Serrana jemals in ihrem Leben schon einmal derart wütend gewesen war, dann konnte sie sich zumindest nicht mehr daran erinnern. "Was ich von dir will?" wiederholte sie mit leicht überschnappender und immer lauter werdender Stimme. Sie beugte sie vor und stieß Sedulus seine Schriftrolle gegen die Brust.


    "Ich will, dass du wenigstens ein bisschen Pietät zeigst, wie es sich für einen anständigen Römer gehört. Der Mann meiner Cousine hat sich an einem Ort umgebracht, an dem man Verräter und Verbrecher der übelsten Art hinrichtet, und dir fällt nur dieses bescheuerte Wagenrennen ein! Was bist du nur für ein gefühlloser Klotz, ich fasse es nicht!" Mittlerweile waren ihr die ersten Tränen in die Augen geschossen, und Serrana wischte sie wütend mit dem Handrücken ihrer freien Hand weg, bevor ihr seine letzte Bemerkung endgültig den Rest gab.


    "Ob du deine Lektüre wieder haben kannst? Bitte schön, da hast du sie!" Serrana holte aus und warf die Schriftrolle an Sedulus' Kopf vorbei gegen die nächste Wand. "Von mir aus kannst du dein ganzes verdammtes Cubiculum zurückhaben, ich werde dich sicher nicht so schnell wieder mit einem meiner nichtigen Probleme behelligen, wo du doch gerade so etwas spannendes zu lesen hast." Sie schluchzte kurz vor lauter Wut und Enttäuschung auf und wandte sich dann Richtung Tür, um aus dem Zimmer zu stürmen.


    edit: Wortdoppler ausgebessert

  • Jetzt ging hier aber förmlich die Post ab. So kannte Sedulus sein herzallerliebstes Frauchen gar nicht. Erschrocken sah er Serrana an. Und da drückte sie ihm auch noch das kostbare Stück einfach mal eben so gegen seine Brust. Wäre es ein Gladius oder ein Pugio, wäre er jetzt tot! Vielleicht stellte sie sich ja gerade ein solches Mordsinstrument vor, wer wußte dass schon. Dann wurde es Sedi aber doch zu bunt.


    Habe ich vielleicht zu ihm gesagt er soll sich ausgerechnet dort das Leben nehmen? Ich wüßte nicht. Er hätte genauso in den Tiber springen können. Es ist eigentlich nur der Ort seines Ablebens der dich so, so ich weiß gar nicht wie ich es sagen soll... Auf die Palme bringt? Ich glaube nicht, dass ich der einizge Römer bin, der dies so sieht meine Liebe.


    Und dann tickte Serrana komplett aus. Erst flog Sedis Lektüre durch die Luft in seine Richtung. Und dann wollte sie auch noch aus ihrem gemeinsamen Zimmer ausziehen und das nur wegen einem Mann, den sie Beide kaum kannten. Oder vielleicht kannte Serrana ihn ein klein wenig besser?
    Da zogen in Sedulus`Unterbewußtsein auf einmal die düstersten Wolken auf.


    Was regst du sich so auf? Ein Mann der seine Familie auf eine solche Weise, gar schändlichste Weise zurückläßt, kann nur ein Nichtsnutz gewesen sein sonst hätte er sich nicht vom Felsen geschmissen!


    Er erhob sich und ging mit hastigen Schritten auf seine Frau zu, die gerade im Begriff war, das Zimmer zu verlassen. Er griff nach ihr und hielt sie fest.


    Was ist dein Problem? Ich mochte ihn nicht, und ich mache da auch keinen Hehl draus. Wäre es dir lieber wenn ich mein Bedauern ob seines Todes heucheln würde? Man könnte fast meinen du hättest was mit dem gehabt so wie du tust. Und dass es mir um deine Cousine leid tut, habe ich dir doch schon gesagt.


    Verflucht noch mal bei allen Göttern des Olymps und die, die nicht dort hausten, was sollte dass alles?

  • "Natürlich hast du das nicht, und darum geht es auch gar nicht." fauchte Serrana und stampfte wütend mit dem Fuß auf. Dass sich Aelius Archias ausgerechnet den Tarpeischen Felsen als Schauplatz für seinen Selbstmord ausgesucht hatte, war ein Detail, das das Ganze in Serranas Augen noch schlimmer machte, aber es war nicht der entscheidende Punkt. Ebenso wenig wie die Person des Verstorbenen, den sie bei ihren wenigen Zusammentreffen zwar sympathisch gefunden, aber dennoch kaum gekannt hatte.
    Nein, es war in erster Linie die Tatsache, dass der Tod ausgerechnet jetzt, wo sie gerade mit Mühe und Not geschafft hatte, ihre diesbezüglichen und allzeit präsenten Ängste zumindest ein wenig in den Griff zu bekommen, wieder Einzug in ihr Leben gehalten hatte, und zwar so, dass sie ihn unmöglich einfach ignorieren konnte. Gleichgültig, wie Archias gewesen sein mochte, gleichgültig, wie oft sie sich mit Axilla auch schon gestritten haben mochte, wieder war ein Mitglied ihrer Familie von heute auf morgen gestorben, und das machte Serrana entsetztliche Angst. Einen Moment lang rang sie mit sich, Sedulus all das irgendwie verständlich zu machen, doch dann starrte sie in von einer Sekunde auf die andere einfach nur noch fassungslos an.


    "Mit ihm etwas gehabt? Ich?" Serrana, die, Heirat hin oder her, nach wie vor mit einer recht gesunden Portion Naivität durch ihr Leben ging und zumindest unterbewusst immer vermutet hatte, dass das bei anderen Leuten genauso war, schüttelte nach einigen Sekunden der Starre vehement den Kopf, und versuchte dann wütend ihren Arm von der Hand ihres Mannes zu befreien, während ihre Stimme noch lauter und immer häufiger von Schluchzern unterbrochen wurde. "Wie kannst du nur so etwas sagen, das ist so gemein und widerlich. Ich hab Aelius Archias nur einmal ohne dich gesehen, und das war, als ich im Palast war, um ihn zu unserer Hochzeit einzuladen. Zu unserer Hochzeit, hörst du?" Serrana heulte erneut auf und stemmte sich verzweifelt Richtung Tür. "Und jetzt lass mich endlich los, ich will raus hier."

  • Ach geht es nicht? Worum geht es hier denn bitte dann? Sage es mir, dass ich es auch verstehe.


    Sudulus konnte ja nicht ahnen dass seine Frau den Aelier als einen Verwandten ansah. Dies tat nicht einmal Sedulus zumal er mit ihr ja nicht einmal ansatzsweise verwandt noch verschwägert war. So stand Sedulus erst einmal für einen Moment recht planlos da.
    Als Serrana dann loslegte nickte Sedulus nur.


    In deinen Augen mag es vielleicht gemein sein, aber versetze dich doch einfach in meine jetztige Lage. Du wirfst mir Dinge an den Kopf wegen eines Mannes den ich nicht einmal ansatzweise gekannt habe...
    Wie du warst im Palast? Wäre dass denn nicht auch schriftlich gegangen so wie bei allen anderen unserer Gäste auch?


    Sedulus malte sich schon das Schlimmste aus, was nur ging. Allerdings war es im Grunde totaler Unfug, da ja Serrana noch Jungfrau gewesen war...
    Er sah kurz auf den Boden und atmete tief durch und ließ langsam bei den folgenden Worten Serranas Arm los.


    Es tut mir leid...


    Dabei sah er ihr fest in ihre Augen.

  • Serrana öffnete auf die Aufforderung ihres Mannes ein paar Mal den Mund und schloss ihn gleich wieder. Was sollte sie ihm auch sagen, dass sich in den Ohren eines unbeteiligten Zuhörers nicht vollkommen schwachsinnig und kindisch anhören würde? Dass sie den Tod, und alles was damit zu tun hatte, am liebsten ganz aus ihren Gedanken und ihrem gesamten Leben streichen würde, weil sie nicht in der Lage war, ihn als natürlichen Bestandteil des Lebens zu akzeptieren? Dass sie nichts von ihm hören wollte, und wenn überhaupt, dann nur aus der Ferne und Menschen betreffend, mit denen sie nichts zu tun hatte? Dass die Tatsache, dass Axillas Mann, der nach allem was sie wusste, gesund gewesen und ein zufriedenes Leben geführt hatte, urplötzlich gestorben war, zeigte, dass ein solches Schicksal im Grunde auch jeden anderen treffen konnte? Und zwar nicht nur Serrana selbst, sondern auch eine ihrer Freundinnen, oder Axilla, oder gar Sedulus?
    Nein, es hatte keinen Zweck, das erklären zu wollen, schon gar nicht in diesem Moment, in dem ihr der Kopf vom Weinen schmerzte und sie kaum vernünftig nachdenken konnte.
    Dann lieber doch das andere Thema, lieber wütend sein als ängstlich und absolut hilflos.


    "Ich hab das nicht seinetwegen gesagt, sondern weil du hier sitzengeblieben bist wie ein Sack Mehl und auch so reagiert hast. Als hätte ich dir erzählt, dass es draussen regnet oder Großmutter einen ihrer Anfälle gekriegt hat." maulte sie nach wie vor beleidigt, doch dann stieg ihr plötzlich eine verlegene Röte ins Gesicht. In diesem Punkt hatte Sedulus leider Recht, Archias war der einzige Gast auf ihrer Hochzeit gewesen, dem sie die Einladung persönlich übergeben hatte, alle anderen waren per Post informiert worden. Und warum? Weil sie, Serrana, neugierig gewesen war und den Mann, der hinter all den seltsamen Geschichten rund um ihre Cousine stand, unbedingt hatte sehen wollen. "Naja, es war halt eine günstige Gelegenheit, mal in den Palast zu kommen und zu sehen, wie die Familie des Kaisers so wohnt." gab sie schließlich widerstrebend und die Wahrheit nur ein wenig verbiegend zu. Sedulus kannte das Drama um Axillas uneheliche Schwangerschaft und ihren Abtreibungsversuch schließlich nicht, und mit Archias' Tod konnte man das auch endgültig zusammen mit ihm zu Grabe tragen.
    In den folgenden Sekunden hatte sich Serrana bereits dermaßen in ihre Hysterie hineingesteigert, dass sie erst gar nicht merkte, wie ihr Arm plötzlich wieder losgelassen wurde. Als es endlich wieder soweit war, blieb auch sie einfach stehen und rieb sich instinktiv das Handgelenk, obwohl Sedulus sie gar nicht allzu fest angefasst hatte.
    "Ich muss zu ihr gehen, Quintus. Zu Axilla, meine ich." sagte sie schließlich und wurde sich zunehmend ihrer verheulten geschwollenen Augen, und ihrer laufenden Nase bewusst, wodurch sie sich nur noch elender fühlte. Sie hob den Blick und hätte angesichts von Sedulus schuldbewussten Gesichtsausdruck gleich wieder zu heulen anfangen können. "Wir verstehen uns zwar nicht,und es wird sicher schrecklich werden, aber hingehen muss ich trotzdem."

  • Was hätte ich denn sonst tun sollen? Mich freuen dass es in Rom einen Verrückten weniger hat? Es war mir eben egal. Ich hatte mit Aelius Archias nichts aber auch gar nichts am Hut. Wie hätte ich mich deiner Meinung denn sonst verhalten sollen? Warscheinlich hätte ich mich da schon eher zu einer Bemerkung hinreißen lassen, wenn es um deine Großmutter ginge. Ich würde die Streitereien mit ihr sichtlich vermissen wenn sie auf einmal den großen Abgang machen würde, ob du es glaubst oder nicht. Aber sag ihr dass blos nicht.


    Grinste Sedulus nun schon wieder.
    Tja, für Sedi war dass ja schon nichts mehr Neues. Er war ja öfter mal dort um seine Schwester und ihre Familie zu besuchen. Und dass es dann doch recht niedere Beweggründe waren die Serrana in den Palast trieb, hätte Sedulus eh zum einen nicht verstanden und auch nicht hören wollen. Von daher war es besser gewesen, dass Serrana es ihm verschwiegen hatte.
    Dann nickte er las seine Frau meinte, sie müsse zu ihrer Cousine.


    Ja, du mußt. Sie hat ja mehr oder weniger nur noch dich. Dein Cousin wird wohl keine Zeit dafür haben wenn er seine Ausbildung bei den CU macht. Sag ihr von mir, es täte mir leid. Sie wird es wahrscheinlich eh nicht glauben, aber der Anschein ist wenigstens gewahrt.

  • Serrana rieb sich über die Augen und ließ die Finger dann kurz auf den mittlerweile pochenden Schläfen liegen. Sedulus verstand sie nicht, und sie wiederum verstand nicht, warum ihm das so schwer fiel. Bei der Bemerkung über ihre Großmutter glitt ein winziges Lächeln über ihr Gesicht, doch díe Ablenkung wirkte nicht lang genug, um Serrana aus dem Sumpf von Ratlosigkeit, Angst, Ärger und Selbstmitleid zu ziehen, in dem sie gerade steckte.


    "Ist schon gut, es hat keinen Zweck. Du verstehst ohnehin nicht, was ich meine." murmelte sie schließlich, und die Resignation war ihrer Stimme deutlich anzuhören. Serrana sah kurz zu Sedulus auf und starrte dann wieder auf den Boden, während sie mit der einen Hand an ihrem Arm entlang fuhr als wäre ihr kalt. Und so sehr sie sich normalerweise auch danach sehnte, endlich als erwachsene Frau ernstgenommen und respektiert zu werden, so sehr fühlte sie sich in diesem Moment überfordert. In den ersten Wochen nach ihrer Hochzeit hatte nichts die unbeschwerte Phase der reinen Verliebtheit stören können, doch jetzt zog auf einmal eine dunkle Wolke nach der anderen auf: die so schnell erfolgte Schwangerschaft, all die nicht immer einfachen Pflichten und Aufgaben einer Ehefrau, die Ausbildung, die sie so optimistisch übernommen hatte und die ihr einiges abverlangen würde, und jetzt der Tod von Axillas Mann und der erste wirkliche Streit mit ihrem Mann. Serrana hatte nie wirklich gelernt zu streiten, dafür hatte sie sich viel zu lange im Umgang mit ihrer dominante Großmutter in Passivität und Nachgiebigkeit geflüchtet.


    "Vermutlich wird Axilla jeden anderen lieber sehen als mich, trotzdem hast recht. Ich werde mich gleich auf den Weg machen, aber so kann ich nicht gehen." Serranas Hand fuhr automatisch und ein wenig zittrig über ihre zerzauste Frisur. Sie würde sich kämmen müssen und umkleiden. Und sich ein wenig das Gesicht kühlen, damit sie nicht schon völlig verheult bei ihrer Cousine ankam.

  • Nun blickte Sedulus ein wenig ratlos drein. Er sie nicht verstehen? Ja wie denn auch wenn sie ihm nicht erzählte was sie bedrückte, was ihr durch den Kopf ging. So zuckte er nur mit den Schultern und meinte.


    Sicher nicht. Wenn du es mir nicht erklären willst, wie soll ich es dann verstehen? Gedanken lesen kann ich leider noch nicht. Wenn ich es könnte, ich wäre der reichste Mann Roms oder sogar einiges mehr.


    Enttäuscht darüber, dass Serrana ihm ihre Nöte und Ängste nicht anvertrauen konnte oder gar wollte, ging er wieder zurück zu dem Sessel in dem er gesessen war, bevor der Streit begonnen hatte und legte seine Lektüre darauf. Dann kehrte er wieder zur Türe um wo noch Serrana stand.


    So schlimm siehst du gar nicht aus.


    Meinte er noch. Aber Frauen sahen dies eh mit anderen Augen. Auf alle Fälle hätte es recht echt gewirkt, wenn Serrana mit verheultem Gesicht bei ihrer Cousine aufgeschlagen wäre...


    Gut, dann will ich dich nicht weiter stören. Falls du mich suchst, ich bin im Garten.


    Sedulus brauchte ein wenig frische Luft, auch um nachzudenken.

  • [SIZE=7]"Ich will ja." [/SIZE]antwortete Serrana so leise, dass sie selbst nicht sicher war, ob sie ihrem Mann wirklich geantwortet oder lediglich die Lippen bewegt hatte. Irgendwie verstand sie sich in diesem Moment selbst nicht. Ein Teil von ihr wusste ganz genau, dass sie Sedulus vertrauen und ihm alles erzählen konnte, und trotzdem brachte sie es nicht fertig und wünschte sich nur noch, sich irgendwo mit einer Decke über dem Kopf zu verkriechen und einfach nicht mehr nachdenken zu müssen. Sie hatte bereits die Hand gehoben, um ihren Mann festzuhalten als dieser zurück zu seinem Sessel ging und ließ sie dann doch hinter seinem Rücken wieder sinken, bevor er etwas davon mitbekommen konnte.


    "Danke, das ist nett von dir." murmelte sie mit einem reichlich kläglichen Lächeln, als er wieder in ihre Richtung kam und ihre Finger glitten über die geschwollene Haut um ihre Augen, bevor sie zu dem kleinen Tisch hinüber schaute, auf dem neben ihren Kosmetika auch eine Schüssel mit kaltem Wasser stand. "Ich...ich werd mich dann mal fertigmachen. Ich weiß ja, wo ich dich finde." Sie sah Sedulus erneut an und biss sich dann auf die Lippen. Warum war das alles auf einmal nur so entsetzlich schwer? Vielleicht würde sie ja später wieder richtig mit ihm sprechen können, wenn sie diesen Besuch bei Axilla hinter sich gebracht hatte.

  • Es dämmerte bereits, als Serrana schließlich von ihrem Besuch bei Axilla in die Casa Germanica zurückkehrte und sich sofort ins Balneum begab, wo sie lange Zeit starr im heissen Wasser saß, ohne dass ihre innere Anspannung spürbar nachgelassen hätte.
    Nach einer geraumen Weile gingen immerhin die permanete Übelkeit und die Kopfschmerzen, die sie bereits den ganzen Tag verfolgt hatten, ein wenig zurück, und Serrana verließ die Baderäume wieder, um in ihr Cubiculum hinaufzugehen. Vermutlich war es nicht mehr allzu lange hin bis zur Cena, aber ihr Magen fühlte sich an wie Blei, und eigentlich wollte sie nach der Streiterei am Vormittag und dem Gespräch mit ihrer Cousine nur noch allein sein, obwohl sie sich davor fürchtete, dass die quälenden Gedanken und wachsenden Schuldgefühle, die sie seitdem hatte, dann noch schlimmer werden würden.
    Sedulus war nicht da, wie sie mit einer seltsamen Mischung aus Erleichterung und leiser Enttäuschung registrierte, und Serrana ließ sich, die Arme wie im iunischen Garten fest um den Bauch geschlungen, einfach rückwärts aufs Bett fallen und starrte an die Decke des Schlafzimmers, während wieder die Minuten vergingen.

  • Sedulus hatte sich seine Tunika eingesaut und betracht fluchend das Schlafzimmer. Als er hinter sich die Türe schloß, bemerkte er eine Gestalt auf dem Bett. Oh Wunder, es war seine Frau Serrana. 8)
    Langsam und so weit es ging auch leise ging er auf das Bett zu, nicht wissend ob seine Frau nicht schlief. Langsam ließ er sich neben sie nieder und sah ihr in die Augen. Als er bemerkte, dass diese offen waren meinte er.


    Salve Serrana mein Liebes. Und wie war es bei deiner Cousine? Wie geht es ihr?


    Was eigentlich eine recht bekoppte Frage war. Wie sollte ihr es schon gehen, wenn sich der Mann mal eben so weggeräumt hatte. Vielleicht hätte er auch noch fragen sollen wie es Serrana ging aber das konnte er ja immer noch.

  • Sie war derartig in ihre eigenen düsteren Gedanken versunken, dass sie erst bemerkte, dass Sedulus ins Zimmer gekommen war, als er sich neben ihr auf das Bett setzte und sich zu ihr hinunterbeugte.
    Der Klang seiner Stimme und das Kosewort, dass er trotz des noch nicht allzu lange vergangenen Streits benutzte, reichten bereits um ihr erneut die Tränen in die Augen zu treiben, aber Serrana machte sich nicht die Mühe, diese wegzuwischen, sondern ließ sie einfach fliessen, während sie ihren Blick weiterhin an die Decke heftete.


    "Es war furchtbar, Quintus. Axilla steht eindeutig unter Schock, so hab ich sie noch nie vorher gesehen. Oh Gott, sie ist erst achtzehn und schon Witwe, sowas dürfte doch nicht passieren."

  • Sedulus strich Serrana über ihr Harr. Wie alt Axilla eigentlich war, erfuhr er eben erst. So nickte er zustimmend.


    Ja, dass kann ich mir lebhaft vorstellen. Es wird die nächste Zeit nicht einfach für sie werden. Sie wird dich wohl mehr denn je brauchen schätze ich, auch wenn sie es vielleicht nicht wahrhaben möchte.
    Und wie geht es dir?


    Sedulus legte sich neben Serrana und strich ihr eine Sträne aus der Stirn.

  • Axilla würde sie brauchen? Kaum vorstellbar eigentlich, auch wenn Serrana das Gefühl gehabt hatte, dass gegen Ende des Gesprächs mit ihrer Cousine zumindest ein kleiner Hebel umgelegt worden war. Vielleicht würden sie sich tatsächlich irgendwann etwas näher kommen, aber diese wage Hoffnung wurzelte im Grunde darauf, dass Serrana Axilla eine wichtige Information verschwiegen hatte, die vielleicht nicht ganz unwichtig für Archias Handlungen in den letzten Wochen und Tagen seines Lebens gewesen war. Allein bei dem Gedanken daran zogen sich ihre Eingeweide erneut schmerzhaft zusammen und eine neue Welle der Übelkeit zog über ihren Körper hinweg.


    "Mir?" fragte sie schließlich und drehte ihren Kopf, um Sedulus anzusehen. Die Berührung ihrer Haare tat gut, aber Serrana hatte das Gefühl, das irgendwie nicht zu verdienen. "Ich...ich fühle mich ganz furchtbar. Ich muss die ganze Zeit daran denken, dass ich vielleicht schuld daran bin, dass Axillas Mann sich umgebracht hat."

  • Als er die Worte seiner Frau hörte, schreckte Sedulus. Sie sollte am Tode des Aeliers die Schuld tragen? Warum sollte dies denn sein? So blickte er Serrana an und fragte sie vorsichtig.


    Wie meinst du dass? Du bist eventuell an seinem Tod schuld?


    Wahrscheinlich war Sedulus nun mehr durch den Wind, als seine Frau...

  • In Sedulus' erschrockenes Gesicht zu sehen, machte die Sache noch schlimmer, die langsam aber stetig anwachsenden Schuldgefühle noch quälender, als sie ohnehin längst waren. Instinktiv drehte Serrana ihrem Mann den Rücken zu, zog die Beine an den Körper und umfasste mit den Armen fest ihre Knie, so dass sie in der selben Position zu liegen kam wie das ungeborene Kind in ihrem Leib. Einige Augenblicke vergingen, dann kamen die ersten stockenden Worte aus ihr heraus.


    "Ich...ich weiß es nicht genau,...aber...es...es ist möglich. Axilla hat mir erzählt, dass ihr Mann furchtbar eifersüchtig war, und...ich..also ich hab ihm etwas erzählt,...was er vielleicht viel zu wichtig genommen hat. Oh gütige Minerva, ich schäme mich so, und es gibt nichts, was ich jetzt noch tun könnte, um es wieder gut zu machen..."


    Serrana presste ihr vom Weinen erneut verschwollenes Gesicht gegen das Laken auf dem Bett und starrte auf eine der Falten, die sich im Rhythmus ihrer hektischen und unregelmäßigen Atemzüge mit bewegte.

  • Sedulus blickte seine Frau einen Moment lang an. Als sie sich dann von ihm abwandte drehte er sie behutsam wieder zu sich und küßte sie.
    Er konnte und mochte sich nicht vorstellen, dass Serrana etwas mit dem Tode des Aeliers zu tun hatte.


    So sag mir mein Herz, was hast du denn zu ihm gesagt was ihn hätte auf die Idee bringen können, sich zu Tode zu stürzen.


    Wenn dies stimmte, war der Aelier eh viel zu schwach für diese Welt und es nicht wert zu leben. 8)

  • Als Sedulus sie wieder zu sich zurueck drehte, versteifte sich Serranas Koerper unwillkuerlich, aber sie liess es zu, vielleicht auch, weil sie irgendwo hoffte, dass seine Naehe und Waerme die Kaelte und das Entsetzen in ihrem Inneren ein wenig mildern konnten. Ein Teil von ihr sperrte sich dagegen, ihm die Wahrheit zu sagen, aus Angst, dass sich seine Besorgnis dann vielleicht in Ablehnung oder Verachtung verwandeln koennte, aber dann war der Drang, ihren Gedanken durch das laute Aussprechen zumindest einen Teil ihrer diffusen Bedrohlichkeit zu nehmen, doch zu gross.


    "Es ist passiert, als ich bei ihm im Palast war, um ihn zu unserer Hochzeit einzuladen." begann sie, nachdem sie sich fast ein wenig trotzig die Traenen aus dem Gesicht gerieben hatte. "Ich hab ihn zur Rede gestellt, weil er mit Axilla schon lange vor ihrer Heirat eine Affaire hatte, und das, obwohl sie angeblich nur Freunde waren. Es hat ihn gar nicht interessiert, weisst du, und weil ich mich so geaergert habe, hab ich ihm erzaehlt, dass Axilla im letzten Herbst in einen anderen verliebt war, und der sich viel moralischer verhalten hat als Archias." Serrana schniefte und wischte sich erneut ueber die Augen. "Das war so selbstgerecht und unnoetig,und ich hab mich aufgefuehrt wie ein kleines Kind, aber ich hab wirklich nicht gedacht, dass er derart eifersuechtig auf diesen Mann sein wuerde, das musst du mir einfach glauben." Ganz kurz warf sie einen Blick auf das Gesicht ihres Mannes, dann rollte Serrana sich wieder zusammen, als muesse sie sich vorab bereits gegen seine Reaktion wappnen.

  • Sedulus setzte sich nun und sah seine Frau an wärend sie sich doch recht schwer tat ihm Vorgefallenes zu erzählen.
    Verwundert meinte er dann zu ihr.


    Was hast du ihn eigentlich zur Rede gestellt? Das Liebesleben anderer Leute und sei es deiner Cousine kann dir doch eigentlich egal sein? Du möchtest doch auch nicht, dass bei uns wer herumschnüffelt und uns dann zur Rede stellt. Wobei, wir hätten auch nichts zu berichten.


    Meinte Sedulus doch recht gelassen.


    Und ob es gar Eifersucht war, welche ihn zu dieser Tat bewogen hat, dass wissen eh nur noch die Götter und die werden es uns gewiss nicht sagen. Also ich würde an deiner Stelle diese Sache so schnell wie möglich vergessen, schon alleine wegen unseres Kindes.


    Er beugte sich zu Serrana hin und strich ihr sanft über ihren Bauch. Dabei merkte er ein leichtes Strampeln?

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