Verus ging über den Sklavenmarkt. Er war mehr zufällig an diesen Ort geraten. Inzwischen verabscheute er jede Form von Unterdrückung und lehnte das Sklaventum ab, da es seiner Philosophie eines gerechten Lebens widersprach. Ein Lebewesen, das sprechen und fühlen konnte, verdiente mehr als die Abhängigkeit oder die Willkür eines womöglich verwerflichen Herren. Doch sollte er die Welt ändern? Das konnte er nicht und so akzeptierte er den Fakt, das so etwas gab. Sein Herz schmerzte es, zu sehen, wie diese Schönheit an einen Lustmolch oder eine herrische Dame verschenkt wurde. Es war eine Verschwendung von göttlichen Geschenken. Welche Talente steckten wohl in dieser Sklavin? Was für ein Mensch war es? War sie das Leben wert, dass sie hatte? All dies trat nun hinter das Sklaventum zurück. Verus positionierte sich abseits und schüttelte, auf seinen Gehstock gestützt, den Kopf. Er hatte sich von einem alten Schuldner ausbezahlen lassen. Er wollte dieses Geld eigentlich zum Wiederaufbau seiner ursprünglichen Existenz verwenden, doch nun, in diesem Moment, tat ihm das Herz weh. Er konnte nicht mit ansehen, wie diese Schönheit an Wildfremde verschenkt wurde, die es womöglich nicht zu schätzen wussten. Er raffte sich zusammen und wollte ihr ein neues Leben bieten, zumindest ein Leben im Rahmen seiner Möglichkeiten. Ganz verschüchtert wirkte sie auf Verus, sie sagte nichts und schwieg. Verus seufzte. Auch wenn sie kein Latein sprach, ihre Haltung sprach für sie. Sie litt; einen Fakt den Verus nicht akzeptieren konnte.
"1200 Sesterzen!" - dies war der Ruf, den er tat, um sie zu retten. Vielleicht konnte er aus ihr ja noch einen brauchbaren und wertvollen Menschen machen.