• Avianus kam mit einer kleinen, aber charmanten Verspätung vor das Haus, denn seine Sklaven hatten sich heute etwas Zeit gelassen und obwohl Avianus sie hetzte und laut schimpfte, dachten diese nicht daran, ein wenig mehr Tempo hinzulegen. Als er ankam, war schon fast die gesamte Familie dort versammelt und es berührte ihn fast schon peinlich, dass er nun der Letzte zu sein schien. In seiner Hand hielt Avianus wenigstens ein Abschiedgeschenk für seinen Vettern. Etwas ungeheuer Wertvolles, das Avianus geholfen hat, wenn er auf schlechte Gedanken kam. Nun sollte Ursus es haben, denn wo Heimweh war, dort wären schlechte Gedanken nicht fern.
    Dennoch hasste Avianus lange, tränenreiche Abschiede. Nicht, weil er selbst weinen würde. Diese Eigenschaft hatte der Aurelier vor langer Zeit abgeschworen, hatte sie gegen Stärke eingetauscht. Ihm taten er die Frauen und zarter besaiteten Persönlichkeiten leid, die heute nicht um eine Träne herumkommen würden. Ursus war immer ein Teil von ihnen gewesen - da er nun ging, würde das Haus leerer erscheinen. Es war, als würde ein Ei im Vogelnest fehlen, ein Stuhl am Tisch, dem Legionär sein Schwert. Und doch war der Dienst mit dem Schwert Ursus' Bestimmung geworden, denn er wurde zum Legaten. Avianus war stolz, dass sein Vetter es so weit gebracht hatte. Wahrlich, er hatte seinen Weg gemacht. Nichts, was Avianus von sich behaupten konnte, denn er hatte noch unzählige Dinge im Leben vor, eine teure Rechnung mit jemandem offen, die er begleichen würde.


    Doch heute galt der Tag ganz seinem Vettern Ursus und die Interessen des jungen Aureliers mussten zurückweichen. Unauffällig huschte Avianus an den anderen vorbei, in der Hoffnung, seine Verspätung würde nicht auffallen und trat an Ursus heran, der gerade mit jemand anderem sprach. "Ursus", sprach er mit einem ehrlichen Lächeln auf den Lippen. Er wartete nicht lange und drückte ihm die Holzkiste mit dem Abschiedsgeschenk förmlich in die Hand. "Dies soll dein Abschiedsgeschenk sein. Gewiss mag es dein Herz mit Trauer füllen, zu gehen. Doch geh', denn dich erwartet Ruhm und Ehre als Legat der Legio Prima. Mach die Kiste erst auf, wenn du ankommst und immer wenn du dich nach deiner Familie sehnst, so soll dir ihr Inhalt Kraft spenden. Ich habe diesen Gegenstand selbst genutzt, und er hat mich in der schwierigsten Situation im Leben gestärkt. Nun soll er dich stärken." Ein Gladius hatte Avianus seinem Vettern schon einmal geschenkt... doch dieses eine Kurzschwert war etwas Besonderes. Avianus hatte es im Gefecht in Germanien damals eingesetzt und das Familienwappen aus Gold zierte die Waffe am Knauf.

  • Nun wurde es doch langsam voll hier. Ursus freute sich sichtlich über die Vielzahl der Familienmitglieder, die doch zu so früher Stunde aus dem Haus kamen, um sich zu verabschieden. "Habt Dank für die guten Wünsche. Natürlich schreiben wir. Und ihr müßt ebenfalls schreiben! Und uns möglichst oft besuchen kommen. - Und Lupus... das Lamm glaubt Dir niemand." Er lachte und umarmte die Zwillinge, Prisca, Lupus und sogar Corvinus. Bei Celerina zögerte er - und ließ es dann auch. Aber er lächelte ihr freundlich zu und dankte auch ihr für die guten Wünsche. Ja, ihr Verhältnis war belastet. Aber doch nicht so sehr, daß sie sich anhassen mußten. Zumindest von seiner Seite aus.


    Die Holzkiste von Avianus staunte Ursus für einen Moment an. "Danke, Tiberius. Ich nehme an, Du wirst mir nicht verraten, was drin ist? Das wird mir wirklich schwer fallen, nicht hineinzusehen, bevor wir angekommen sind." Er übergab die Kiste an Cimon, der sie sicher verstauen würde. Dann zog er auch den Vetter in eine herzliche Umarmung, wie sie unter Verwandten durchaus üblich war. "Mantua ist nicht wirklich weit weg, vergeßt das nicht. So, ich denke, wir sollten jetzt los." Sein Blick suchte den seiner Frau, um herauszufinden, ob sie auch soweit war.

  • Obwohl er neben seiner Herrin Flavia Celerina und dabei ein emotionsloses Gsicht machte, hafteten die bläulichen Augen des jungen Galiers an dem nubischen Sklaven, der eifrig mit Packen beschäftigt war. Cimon versuchte möglichst wenig aufzufallen und nicht bemerkt zu werden. Dies tat er mit Erfolg, was die Aurelier betraf, aber Áedán hatte nur Augen für ihn, während er überlegte, ob es in Ordnung war, wenn er zu ihm ging und sich mit einer Umarmung von ihm verabschiedete. Da es dies sehr wahrscheinlich nicht war, blieb er an seinem Platz stehen und versuchte nicht unruhig von einem Fuß auf den anderen zu treten. Dabei war er jedoch nicht besonders erfolgreich. Nicht ahnend, wie sehr er mit seinen Fingern hinter dem Rücken nestelte, wusste er auch nicht, wie sehr man ihm wahrscheinlich seine Nervosität anmerkte.

    Fishing4Comments: Verbesserungsvorschläge sind durchaus erwünscht.

  • Flora schien von seinem Kompliment noch ganz angetan. Sextus meinte sogar eine leichte Röte zu entdecken, die durch die Worte noch unterstrichen wurde. “Geschmeichelt wäre es nur dann, wenn es eigentlich nicht wahr wäre.“ So langsam fing es an, Spaß zu machen. Auch wenn es 'nur' seine Cousine war, die er bezirzte. “Und wie könnte ich einer anderen sowas sagen, wenn es doch auf euch zutrifft?“ Es machte wirklich ein wenig Spaß.
    Schade, dass die Frau seines Vetters so wenig darauf eingegangen war. Das hätte dem Spiel nochmal eine besonders herausfordernde Note verpasst. Aber andererseits sollte er es nicht übertreiben. Immerhin würde er Ursus sicher noch brauchen und sollte sich daher mit ihm gut stellen. Erstmal.


    Nach und nach kamen auch die anderen heraus. Sextus machte etwas Platz. Es sollten alle Gelegenheit haben, sich zu verabschieden. Vor allem aber konnte man die anderen besser beobachten, wenn man nicht mitten im Pulk stand. Als Avianus hinzukam, regte sich sein Interesse noch einmal. Als dieser sein Geschenk übergeben hatte, tippte Sextus den Vetter leicht an. “Avianus? Wenn du nachher auf ein Wort Zeit hast? Ich müsste mit dir in deiner Eigenschaft als Magister der Salier kurz reden.“ Immerhin hatte man ja als Patrizier einige Verpflichtungen. Auch so albernde, wie durch die Straßen zu tanzen. Aber im Vergleich zum Singen wohl das kleinere Übel.


    Der Abschied rückte näher, und auch Ursus bekundete seinen Unglauben bezüglich Sextus' Unschuld. Dieser tat betont betroffen. “Ich fürchte, ich muss mich mehr anstrengen, um euch zu überzeugen“, meinte Sextus mit einem wölfischen Grinsen. Zum Glück hatten seine Verwandten allesamt nichts von seiner dunklen Seite bislang mitbekommen, sonst könnte dieses Unterfangen womöglich ernsthaft unerreichbar sein.
    Er ließ sich von Ursus umarmen und klopfte ihm dabei einmal brüderlich auf die Shculter. Jetzt war der Abschied wohl wirklich soweit. Der Ausspruch, Mantua sei nicht so weit, entlockte Sextus ein leichtes Grinsen. Nein, weit war es nicht. Nur so drei bis vier Tagesreisen mit einem guten Pferd. Aber sonst... Sextus sagte nichts, vermutlich wollte Ursus den Abschied allen, vor allem den Damen, nur möglichst leicht machen, indem er sowas sagte. Frauen waren bei sowas immer recht leichtgläubig, wie bei allen Versprechungen, die man ihnen machte. Wenn er dadurch das Gezeter seiner Holden einschränken wollte, würde Sextus ihn nicht boykottieren und etwas so uncharmantes einwerfen.

  • Zitat

    Original von Titus Aurelius Ursus
    Die Holzkiste von Avianus staunte Ursus für einen Moment an. "Danke, Tiberius. Ich nehme an, Du wirst mir nicht verraten, was drin ist? Das wird mir wirklich schwer fallen, nicht hineinzusehen, bevor wir angekommen sind." Er übergab die Kiste an Cimon, der sie sicher verstauen würde. Dann zog er auch den Vetter in eine herzliche Umarmung, wie sie unter Verwandten durchaus üblich war. "Mantua ist nicht wirklich weit weg, vergeßt das nicht. So, ich denke, wir sollten jetzt los." Sein Blick suchte den seiner Frau, um herauszufinden, ob sie auch soweit war.


    Avianus ließ sich in die Umarmung ziehen und klopfte seinem Vettern sanft auf den Rücken. Nachdem die Umarmung vollzogen war, legte er Ursus beide Hände auf die Schultern und lächelte. "Das würde dich der Spannung berauben, wenn ich es dir sage. Außerdem wird es nach der langen Reise eine wohltuende Freude sein, das Geschenk zu öffnen." Vorfreude war außerdem bekanntlich die schönste Freude.
    "Und doch werden wir uns nun seltener sehen. Pass auf dich auf, Titus!"


    Die Aufmerksamkeit lenkte sich von Ursus ab, als Lupus auf ihn zukam und ihn leicht antippte. Avianus blickte den Vettern an, mit dem er bis jetzt wenig zu tun hatte und lauschte seinen Worten. "Selbstverständlich habe ich Zeit. Und wie es mit der Geduld bestellt ist, das hängt vom Thema ab", grinste er und signalisierte damit deutlich, dass letzterer Satz nur ein kleiner Scherz seinerseits war. Natürlich würde er auf alles eingehen, was Lupus ihn fragen würde.

  • Als Erwiderung erntete Avianus nur ein mäßiges Lächeln. Sextus wartete, bis die Abreisenden alle umarmt hatten, ehe er leise das Gespräch zu seinem Vetter suchte. Er wollte weder drängeln noch unliebsam auffallen. Doch im Moment schien gerade ein ruhiger und passender Zeitpunkt zu sein, sein Anliegen vorzutragen.
    “Ich will dann direkt zum Thema kommen, um deine Geduld nicht auf die Probe zu stellen. Du weißt ja, dass eine Pflicht unseres Standes ist, den Göttern in den Sodalitäten zu dienen. Ich möchte auch den Saliern beitreten. Du bist der Magister. Also... musst du dafür eine Versammlung einberufen, oder kannst du mich direkt aufnehmen und in meine neuen Pflichten einweisen?“
    Nicht, dass Sextus es damit irgendwie eilig hatte. Wenn er nicht wie ein Verrückter durch die Straßen tanzen musste, weil irgendein Fest für irgendeinen Gott mal wieder war, war er sicher nicht böse. Aber es musste ja alles seine Rechtmäßigkeit haben. Also musste er zumindest fragen und den Anschein erwecken, ihm läge etwas daran.

  • Der Sinn für Humor schien sich bei Lupus einigermaßen in Grenzen zu halten oder der Scherz von Avianus war doch nicht zu gut, wie er es sich ausrechnete. Das war ihm jedoch in diesem Moment auch egal, denn Lupus' Anliegen war ernst und mit genau solchem Ernst war auch Avianus bei der Sache:
    "Den Saliern beizutreten ist keine schlechte Wahl, da du dann unter der Familie wärst. Wir haben jedoch einige Mitglieder aus anderen Familien, die sich dagegen sträuben werden, dass wir zu viele Aurelier sind. Überhaupt ist es mir unangenehm, wenn wir den Anschein wecken, wir würden nur durch Vetternwirtschaft zu etwas kommen", erklärte Avianus. Das war schon bei der letzten Aufnahme eines Aureliers beanstandet worden und bei einem Flavier hatte er sich mitunter unbeliebt gemacht. "Obwohl du sicherlich keine Hindernisse bei der Aufnahme finden wirst, ist eine Abstimmung üblich. Dafür muss ich eine Sitzung der Salier einberufen." Nicht wissend, dass Lupus diese doch wichtige Pflicht insgeheim egal war, hängte Avianus noch unscheinbar eine Bemerkung an. "Aber einen guten Salier würdest du gewiss abgeben."

  • Gerade als Septima Prisca aus ihren Armen entließ, tauchten Corvinus und Celerina ebenfalls auf. Wenn Septima nur wenigen Männern gegenüber Hemmungen hatte, so gehörte Corvinus zu jenen, bei denen sie nie wußte, ob sie etwas durfte oder nicht. Er ging völlig in seiner Rolle als Patrizier, Senator und guter Ehemann auf, ließ kaum bis keine Gefühle zu und war somit recht undurchschaubar für die junge, noch recht unerfahren Tiberia. Dies war der Grund, weshalb sie sich nicht traute, Corvinus zum Abschied zu umarmen, denn sie wußte nicht, ob es ihm recht wäre. Celerina war ebenfalls eine recht zurückhaltende Person, so dass Septima es bei einem Gruß beließ. „Vielen Dank euch beiden. Bestimmt werde ich viel Zeit für Briefe in Mantua haben. Wobei ich die Stadt selbst noch nicht kenne und auch das Lagerleben für mich neu ist. Also bitte verzeiht, wenn euch nicht gleich in den ersten Wochen meine Brief ereilen.“ lächelte sie charmant und war über die Ablenkung durch Lupus gar nicht böse.


    „Ja, Rosen sind hübsch anzuschauen, doch will man sie pflücken, dann stechen sie einen mit ihren Dornen.“ erwiderte Septima mit einem herzlichen Lachen. Lupus war ein Mann, derm die Frauenherzen gewiss zuflogen. Wie gut das ihres bereits vergeben war, ansonsten hätte Ursus arg in Bedrängnis geraten können, und das auch noch durch seinen eigenen Verwandten. Das Lupus irgendetwas mit den Zwillingen zu flüstern hatte, interessierte Septima nicht weiter. Es konnte nichts schlimmes sein, denn Flora und Narcissa wanden sich nicht aus der Umarmung von Lupus.


    Als letzter trat nun auch Avianus auf die abreisefertige Gruppe zu und übergab Ursus ein recht großes Abschiedsgeschenk. „Wenn Titus nicht hineinschauen darf, dann darf ich es doch gewiss, oder Avianus?“ fragte Septima mit einem frechen Lächeln auf den Lippen und ließ die Hand ihres Gatten los, damit er das Geschenk entgegen nehmen konnte. Ursus überließ die Kiste seinem Leibsklaven und drängte dann zum Aufbruch. „Ja... Ja, du hast recht.“ stimmte Septima ein wenig bedrückter als noch vor wenigen Augenblicken zu. Ein letzter Blick über die versammelte Familie, ein Lächeln für jeden und Septima bestieg die Sänfte. Der Abschied fiel ihrer schwerer, als sie zugeben wollte.

  • Es war Septima anzumerken wie schwer ihr der Abschied fiel und Prisca ging es nicht viel anders. Trotzdem schaffte es Septima mit ihrem Scherz die Aurelia zum kichern zu bringen. Ich soll mich also nicht "verscherbeln" lassen? Typisch Septima. "Nein keine Angst das werd…", weiter kam Prisca allerdings nicht, da just in dem Moment Marcus hin zu trat und ihr die Antwort abnahm. Prisca warf daraufhin ihrem Onkel einen dankbaren und leicht verlegenen Blick zu ehe sie einen Schritt zur Seite trat damit auch die übrigen Familienmitglieder Abschied nehmen konnten.


    Dabei bemerkte Prisca Floras Blick und ihr verbundenes Lächeln erwiderte Prisca mit einem ebensolchem Lächeln und einem kurzen verschwörerischen Augenzwinkern. Flora hatte ihr wirklich sehr geholfen und wenn es etwas gäbe das sie für ihre Cousine tun könnte - bei allen Göttern - dann würde Prisca keine Sekunde zögern. Die Frage war nur ob ihre Cousine(n) die Hilfe überhaupt nötig hätten, denn als Doppelpack waren die beiden unschlagbar. Das hatte sogar dieser Claudier am eigenen Leib zu spüren bekommen, wie Flora ihr erzählt hatte. Seltsam nur, dass Prisca ausgerechnet jetzt an diese Geschichte erinnert wurde als sie sah, wie Lupus sich den Zwillingen näherte.


    Er war zweifellos ein naher Verwandter, doch sein Verhalten fiel Prisca dennoch auf. Sie konnte es nicht recht erklären, aber die Art und Weise wie er Flora und Narcissa umarmte, sie regelrecht umgarnte, war ihr ein wenig suspekt. So kontaktfreudig verhielten sich nur sehr wenige (insbesondere männliche) Verwandte, noch dazu so kurz nach ihrer Ankunft. Spielt er gar mit ihnen? Oder sind sie sich von früher her so gut vertraut? Marcus würde mich sicher niemals so vor aller Augen in den Arm nehmen , ging es der Aurelia durch den Kopf während sie weiter beobachtete wie Lupus den Beiden augenscheinlich süße Worte ins Ohr hauchte.


    Andererseits, einen gewissen Charme versprühte Lupus durchaus mit seiner galanten Art. Dazu der angenehme Klang seiner Stimme und wie er es verstand Komplimente zu machen. Ja doch, mit seiner schmeichlerischen Art vermochte er durchaus bestimmte Ziel zu erreichen, wenn er wollte. Vielleicht war ich mit meinem Urteil auch zu vorschnell und er ist doch ganz nett. Schließlich kennen wir uns ja noch nicht so lange, überlegte Prisca für sich ohne zu ahnen, welche Gedanken sich hinter der Fassade dieses Wolfes im Schafspelz tatsächlich abspielten.


    Dann kam der Moment des Abschiedes und alle Gedanken waren wieder bei Septima und Urus: "Auf Wiedersehen, bis bald und gute Reise!", winkte Prisca den beiden noch hinterher und nun rollten doch ein paar Tränen über Priscas Wangen.

  • Narcissa mochte keine Abschiede. Noch nie. Sie machten sie stets schweigsam und zurückhaltend. Vor allem, wenn sich Menschen verabschiedeten, die sie gern hatte, wie es bei der Tiberia und Titus der Fall war. Die Villa kam ihr jetzt schon leerer vor, dabei waren sie noch nicht einmal fort. Auch die anderen schien der Abschied wehmütig zu stimmen, auch wenn sie es schafften, sich einen heiteren Anschein zu bewahren. Versprechen wurden ausgetauscht. Natürlich würden sie die beiden besuchen kommen! Schon allein um Septima etwas Gesellschaft zu leisten. In einem Soldatenlager konnte es bestimmt unglaublich langweilig werden.


    Erschrocken fuhr Narcissa zusammen, als ihr Cousin sie so plötzlich von hinten in die Arme nahm und ihnen jeweils einen Kuss auf die Wange drückte. Irritierend war das schon, auch wenn sie sich in der Vergangenheit immer gut verstanden hatten, aber schließlich hatten sie sich eine ganze Weile nicht gesehen. Zumindest seinen Charme hatte er in all der Zeit nicht verloren und Flora ließ es sich auch nicht nehmen ihn zu necken. In der Tat, erschien er ihr wie ein Wolf im Schafspelz. Bei ihm war wohl Vorsicht geboten – schon allein aus dem Grund, weil er sie beide wie zwei kleine Mädchen herzte und sie nicht voll zu nehmen schien.
    Sie fing Priscas Blick auf, mit dem die Aurelia die Szenerie beobachtete. Bevor sie nach Rom gekommen waren, hatten sie hin und wieder über Briefe zueinander Kontakt gehabt, seit ihrer Ankunft hatte es aber keine Gelegenheit gegeben, sich mit ihr auszutauschen.


    Die Abschiedsgesellschaft wandte sich dem zu, weshalb sie eigentlich zusammengekommen war. Septima und Ursus machten sich auf den Weg. „Kommt gut nach Mantua!“, rief Narcissa noch und gesellte sich damit in die Reihe der Winkenden ein. Sie würden sich bald wieder sehen, da war sie sich sicher. Ein kurzer Blick in Floras Gesicht bestätige ihr, dass auch sie den denselben Gedanken gehabt hatte...

  • “Dann weiß ich nicht, ob ich Ursus beneiden oder bedauern soll, liebe Septima.“ Kurz lächelte er ihr wölfisch entgegen, ehe er galant anfügte. “Wobei der Neid überwiegt, denke ich. Manche Dinge sind es wert, dass man dafür blutet.“ Er zwinkerte ihr noch einmal zu und zog sich dann lächelnd zurück. Am Ende würde ihm Ursus sonst doch noch den Hals umdrehen. Und das nur, weil er bei schönen Frauen nicht widerstehen konnte. Zumindest nicht, wen diese sich scheinbar so bereitwillig umgarnen ließen.


    Avianus meinte, er könne das nicht allein entscheiden. Und offenbar gab es auch Probleme, weil schon so viele Aurelier bei den Saliern waren? Das konnte ja lustig werden. Aber Sextus verzog keine Miene, sondern lächelte unbeschwert weiter. “Es soll alles seinen rechten Gang gehen. Denn du hast recht, es soll nicht nach Vetternwirtschaft aussehen. Ich wäre dir daher dankbar, wenn du eine Sitzung einberufen könntest, damit über meine Aufnahme abgestimmt wird.“ Zur Not würde er auch Singen, wenn die Tänzer schon eine Überfülle an Aureliern hatten. Da mussten ja nur die Götter darunter leiden, wenn er seine Stimme melodisch exsaltieren sollte. Beim Tanzen trainierte er wenigstens noch seine Balance.
    Aber das war alles noch in weiter Ferne. Kein Grund, sich jetzt darüber den Kopf zu zerbrechen, wo es ihm im Grunde gleichgültig war. Wenngleich er darauf achtete, das nicht nach außen dringen zu lassen. “Und danke für dein Vertrauen. Ich werde mich bemühen, es nicht zu enttäuschen“


    Der Abschied kam offenbar, und vor allem die Frauen schienen bedrückt. Weiber! Sextus bemühte sich, möglichst betroffen zu wirken, ohne zu betroffen zu wirken. Immerhin war er ein Kerl, als solcher nahm man Abschiede gelassen und jammerte nicht rum. So hielt er sich ruhig im Hintergrund, nur dann und wann etwas betrübt schauend, wenn ihn jemand direkt ansah, und betrachtete die letzten Nachwehen des Abschiedes, ehe Ursus und Septima nach Mantua abreisen würden.

  • Zitat

    Original von Sextus Aurelius Lupus
    [...]


    Avianus meinte, er könne das nicht allein entscheiden. Und offenbar gab es auch Probleme, weil schon so viele Aurelier bei den Saliern waren? Das konnte ja lustig werden. Aber Sextus verzog keine Miene, sondern lächelte unbeschwert weiter. “Es soll alles seinen rechten Gang gehen. Denn du hast recht, es soll nicht nach Vetternwirtschaft aussehen. Ich wäre dir daher dankbar, wenn du eine Sitzung einberufen könntest, damit über meine Aufnahme abgestimmt wird.“ Zur Not würde er auch Singen, wenn die Tänzer schon eine Überfülle an Aureliern hatten. Da mussten ja nur die Götter darunter leiden, wenn er seine Stimme melodisch exsaltieren sollte. Beim Tanzen trainierte er wenigstens noch seine Balance.
    Aber das war alles noch in weiter Ferne. Kein Grund, sich jetzt darüber den Kopf zu zerbrechen, wo es ihm im Grunde gleichgültig war. Wenngleich er darauf achtete, das nicht nach außen dringen zu lassen. “Und danke für dein Vertrauen. Ich werde mich bemühen, es nicht zu enttäuschen“


    [...]


    So wie sich Lupus an die Gemahlin von Ursus heranwarf, war sicherlich etwas, was Ursus mit wenig Freude willkommen heißen würde. Trotzdem musste Avianus unverhohlen grinsen, als sie kurz von der Konversation mit Septima abgelenkt wurden, auch wenn er wusste, dass dies vielleicht ein schlechter Moment war, darüber zu grinsen. Ursus jedoch gab sich sehr humorfreudig und Avianus wusste, wo er sich lieber nicht einmischte. "Vielleicht kannst du das", antwortete Avianus Septima und legte dabei ein schelmisches Grinsen auf, "Auch wenn es nicht unbedingt ein Geschenk ist, welches sich eine Frau für ihren Gemahlen ausgesucht hätte."


    Er und Lupus kamen daraufhin zum eigentlichen Thema zurück. "Ich werde im Laufe der Woche eine Sitzung einberufen. Dir empfehle ich, dir bis dahin Gedanken um eine kleine Vorstellungsrede zu machen. Niemand wird dich willkommen heißen ohne zu wissen, wer du überhaupt bist. Gib dich ruhig etwas politisch und diplomatisch, aber übertreibe es damit nicht. Der Cultus steht immerhin im Mittelpunkt", beriet Avianus seinen Verwandten und musste wieder grinsen, "Nichts desto trotz... wenn du ebenso gut vor Publikum reden kannst, wie mit Frauen, habe ich keine Sorgen um deine Aufnahme."


    Kaum hatte er jedoch ausgesprochen, machte sich das Paar für die Reise nach Mantua bereit. Es war der unangenehmste Moment, wenn es um Abschiede ging. "Mögen die Götter über euch wachen", rief Avianus dem Paar zu... und schon bald war auch schon Septima unsichtbar in der Sänfte verschwunden.

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