• Alles neu machte der Mai. Nun ja, vielleicht nicht alles, doch manches.

    Ich hatte die Skizzen vor mir auf dem Tisch liegen, die auch Pegasus schon entdeckt hatte, schwenkte gemütlich einen halbvollen Weinbecher und wartete. Es war früher Abend, erst später würde es Zeit für die cenasein. Vorher blieb noch genügend Zeit, mir Gedanken über das Vorhaben zu machen, das ich ersonnen hatte, als Ursus noch hier gewohnt hatte. Nun erschien es mir beinahe sinnfrei, das Haus entsprechend umbauen zu lassen, denn mit dem Auszug seiner Familie war wieder mehr Platz im Haus. Dennoch, ich sollte wohl auch daran denken, dass Lupus und Orest bald heiraten mochten, und so die Götter und er selbst es wollten, auch Avianus. Nicht zu vergessen Pegasus - und spätestens dann würde hier wieder ein Platzmangel herrschen und ich wieder über diese Baumaßnahmen nachdenken. Im Grunde war ich mir also sicher. Ich wollte diesen Umbau. Und Tiberius Ahala sollte mir beim Einholen von Angeboten der ortsansässigen Architekten helfen.


    Gemütlich legte ich die Beine hoch, auf einen gegenüberstehenden Korbsessel, und ebenso gemütlich schwenkte ich den roten Rebensaft im Becher herum, den Blick aus den nach außen geöffneten Flügeln hin in den Garten gerichtet, der dringend mehr Pflege nötig hatte. Ich wartete, auch wenn es wohl noch ein Weilchen hin sein würde, bis mein scriba eintreffen würde. Ich hatte einen Sklaven gebeten, auch Celerina auszurichten, dass ich in der exedra saß, denn ich hatte mir fest vorgenommen, meine Frau mehr in solche Entscheidungen einzubinden. Sie sollte ein Mitspracherecht haben, wie es sich gehörte. Dass ich diesen Umbau im Kopf hatte, wusste sie bereits, doch die einfachen Skizzen meiner Vorstellungen hatte sie noch nicht gesehen.

  • Ein Sklave hatte an der Tür zu meinem cubiculum geklopft. Charis war gerade dabei gewesen, mich für die cena herzurichten. Das auftürmen meiner Frisur glich einer nicht enden wollenden Prozedur, die größte Konzentration von meiner Sklavin abverlangte.
    Lediglich mit einem Seufzer ließ sie von meinen Haaren ab und öffnete sie Tür, um dem Sklaven Einlaß zu gewähren. Der Sklave wurde seine Nachricht los, dann entließ ich ihn wieder und teilte meiner Sklavin mit, sie solle sich gefälligst beeilen. Auch dies nahm sie ohne zu murren hin. Sie beeilte sich, ohne daß darunter ihr Werk litt. Nur meine Kopfhaut bekam es zu spüren. Ob absichtlich oder unabsichtlich, ich vermochte es nicht zu sagen, zog sie nun fester an meinen Haaren. Doch ich beschwerte mich nicht.
    Gefühlte Stunden später spazierte ich gen exedra, wo ich Marcus zu finden hoffte. So war es denn auch. Er saß gemütlich in einem Korbsessel und hielt einen Becher in Händen. Da ich nicht wußte, weshalb er mich sprechen wollte, registrierte ich die Skizzen auf dem Tisch nur beiläufig. Ich vermutete, es handelte sich um Dinge, die seine Arbeit betrafen und mit denen ich mich nicht näher beschäftigen wollte.
    "Guten Abend, Marcus!", hörte ich meine aparte Stimme sagen. Ich sah mich um, ob es irgendwo noch einen Becher für mich gab. Da ich keinen fand, wies ich einen Sklaven, der im Hintergrund an, mir einen zu bringen. Die Röte des Weins sah sehr verlockend aus. Ein guter Tropfen vor dem Essen konnte nicht schaden.
    "Man sagte mir, du wolltest mich sprechen." Inzwischen war der Sklave mit einem Trinkgefäß zurückgekehrt und schenkte auch mir etwas Wein ein.

  • Als die leisen Schritte jemanden nahen verrieten, wandte ich aufmerksam den Blick vom Garten ab und zum Eingang hin. Rechts daneben glomm Kohle in einem Becken vor sich hin, denn die Abende waren noch kühl, und da die Flügel der ägyptisch gehaltenen exedra weit geöffnet waren, drang kühle Luft herein.


    Celerina schwebte nymphenhaft heran, das Haar zu einer abenteuerlichen Frisur aufgetürmt, gekleidet in ein stilvolles Gewand. Ich lächelte sie an. "Guten Abend, bella." Es war das erste Mal an diesem Tag, dass wir uns sahen, und ich hatte mir fest vorgenommen, mehr darauf zu achten, diese Augenblicke zu schätzen. Ich nahm rasch die Füße vom Sessel mir gegenüber und deutete auf die Sitzfläche. "Setz dich doch. Ich wollte dir etwas zeigen. Ich hatte dir doch von der Idee erzählt, das Haus zu vergrößern." Ein prüfender Blick traf meine Frau, dann raschelte ich mit den Papyrusbogen und reichte sie ihr. "Ich habe mir überlegt, dass es auf lange Frist gesehen günstiger ist, den Stall durch einen neuen Flügel zu ersetzen. Ich hatte mich immer schon gefragt, warum eine Stadtvilla unbedingt angeschlossene Stallungen braucht, und mit den bevorstehenden Verbindungen kommt es höchstwahrscheinlich zu einem Platzproblem. Die Stallungen sind ohnehin nicht ausgelastet, und die wenigen Tiere kann man ebenso gut vor der Stadt unterbringen. Was denkst du?"

  • Bella, er nannte mich bella! Ich fühlte mich durchaus geschmeichelt. Wenigstens waren die Stunden in Charis´ Gewalt nicht umsonst gewesen. Obgleich es wohl nicht nur an Charis´ künstlerischer Begabung lag. Seit jener Nacht, in der wir uns beiden noch einmal eine Chance gegeben hatten, schien es tatsächlich so, als hätte unser eheliches Bündnis eine Zukunft.
    Bevor ich mich auf den freigewordenen Platz setzte, drückte ich meine Lippen auf die seinen. Ich sehnte mich bereits nach den Stunden, die auf die cena folgten. Diese Nacht würde ich gewiß nicht alleine verbringen. Doch vorerst widmete ich mich dem Gespräch, welches er mit mir führen wollte. Es ging um etwas, was er vor einiger Zeit erwähnt hatte, einer Erweiterung des Hauses. Zu dieser Zeit jedoch wohnten Ursus uns Septima noch in der Villa.
    "Ja?", meinte ich und betrachtete mir dabei interessiert das Papyrus, den er mir reichte. Es handelte sich hierbei um eine Zeichnung, ein Plan der Villa. Es bedurfte einiger Zeit, bis ich mich darauf zurecht fand, doch mit seinen Erläuterungen, fiel es mir sichtbar einfacher. Die Idee mit den Stallungen klang recht plaudibel und sinnig. Nur einige wenige meiner Pferde, die ich mir privat hielt, hatten dort eine neue Heimat gefunden. Darunter war auch Sirius, der schwarze Hengst, den ich einst Chimerion geschenkt hatte, und deshalb immer noch in meinem Besitz war.
    "Das klingt nicht schlecht.", meinte ich und besah mir noch einmal den Plan. Ich war sehr erfreut darüber, daß Marcus meine Meinung zu diesem Vorhaben hören wollte und mich somit ein Stück an seinem Leben teilnehmen ließ.
    Dem so neugewonnenen Flügel würde ich zweifelsohne meinen Stempel aufdrücken, wenn es um die Innenausstattung ging.
    "Wen möchtest du denn dafür beauftragen?"

  • Unversehens hing Celerina an meinen Lippen. Ich legte ihr eine Hand auf den Oberarm, strich kurz darüber und ließ sie dann los. Sie setzte sich mir gegenüber und studierte eingehend die Skizzen. Besonders fachmännisch waren sie nicht, immerhin war ich kein Architekt, sondern hatte mir nur meine Gedanken gemacht und anschließend aufgemalt. Aber man konnte wohl durchaus erkennen, was mir im Kopf herum gegangen war.


    Als sie mir zustimmte, mich bekräftigte, war das ein gutes Gefühl. Etwas wie Zusammengehörigkeit, Verbundenheit. Ich lächelte kurz. "Das ist eben die Frage", erwiderte ich und lehnte mich im knarzenden Korbsessel zurück. Ein Sklave brachte Celerina einen Becher Wein. "Ich habe Tiberius Ahala gebeten, heute hierher zu kommen. Er soll Angebote einholen, damit wir sie vergleichen können. Eigentlich müsste er bald hier sein." Ich betrachtete meine Frau ein wenig eingehender, lehnte mich dann wieder vor und tippte auf eine Stelle auf dem Plan. "Denkst du, wir sollten hier einen Anschluss ans Peristyl anknüpfen oder direkt einen Ausgang in den Garten einplanen?"

  • "Tiberius Ahala...", sinnierte ich. Ja, richtig, ich kannte ihn von Laevinas Hochzeit. Bisher hatte ich mich nicht näher mit ihm beschäftigt, doch der Name sagte mir etwas. Mein Blick ging zurück zu der Zeichnung. Dorthin wo Marcus mit seinem Finger tippte. Ich versuchte mir vorzustellen, wie es später aussehen würde. Eigentlich war dies ein perfekter Platz für ein Peristyl, sozusagen ein kleiner Vorgeschmack auf das, was der daran anschließende Garten zu bieten hatte. Ich stellte mir vor, wie der innere Teil in vier gleichmäßig große Beete aufgeteilt war. Jedes der Beete war mit wunderbar duftenden Blumen bepflanzt. Ich konnte mir sogar duftende Kräuter dort vorstellen, vielleicht auch Rosen. Ich dachte an die duftenden Rosen im hortus der Villa Flavia, die so herrlich dufteten im Sommer. Der Mittelpunkt des Peristyls, so stellte ich es mir vor, sollte durch die Statuette eines Jünglings gekrönt werden. Einem Jüngling, dem ich, so es denn die Götter wollten, bald das Leben schenkte.
    "Ein Peristyl wäre sicher sehr reizvoll. Da fällt mit ein, wir bräuchten dringend einen neuen Gärtner! Ich finde, der Garten sieht verheerend aus. Der Winter hat so seine Spuren hinterlassen und unsere Sklaven, die sich darum kümmern sollen, nun ja, ich weiß nicht. Sie sind nicht besonders kompetent."

  • Ahala hatte wie an so vielen Tagen zuvor gerade entspannt im Caldarium seiner Lieblingstherme gesessen, als ihm plötzlich siedendheiß wieder eingefallen war, dass Corvinus ihn gebeten hatte, noch bei ihm in der Villa Aurelia vorbeizuschauen. Daher hatte er auf den Rest seines üblichen Programms verzichtet, war aus dem Becken gesprungen und quer durch die Stadt geeilt um den Termin noch rechtzeitig wahrzunehmen.
    Ein wenig atemlos kam er in der Villa an und fragte sich dort nach der Exedra durch, wo er nicht nur Corvinus selbst, sondern auch eine hübsche dunkelhaarige Frau antraf, die, wenn er sich an Durus' Hochzeitsfeier richtig erinnerte, seine Ehefrau war.


    "Salvete. Ich hoffe, ihr musstet nicht auf mich warten." sagte er eilig, bevor er die Dame des Hauses zusätzlich mit einer galanten Verneigung begrüßte. "Ich bin übrigens Tiberius Ahala."

  • Der Name sagte meiner Frau gewiss etwas. Ich hatte ihn sicher in dem Zusammenhang erwähnt, dass er sein tirocinum fori bei mir absolvieren würde. Oder doch nicht? Ein wenig unsicher darob runzelte ich die Stirn, und das Stirnrunzeln vertiefte sich gleich nochmas, als sie Peristyl und Garten - und damit einen Gärtner - ansprach. Ich schwieg, scheinbar nachdenklich, doch eigentlich überlegte ich nur fieberhaft, ob ich nun vielleicht Sivs Namen ins Spiel bringen sollte. "Gut, ich denke..."


    Ich liebte Ahala regelrecht dafür, dass er mir die Entscheidung, über Siv zu reden, abnahm. Umso erfreuter sah ich ihm entgegen. "Ah, salve, Tiberius! Meine Frau Celerina kennst du?" stellte ich sie vor, froh, über den perfekten Zeitpunkt, zu dem er aufgetaucht war. Ich deutete auf einen dritten Korbsessel, einer von zwei freien, die noch um den runden Tisch platziert waren. "Bitte, nimm Platz." Ich wartete, bis er eben dies getan hatte. Ein Sklave eilte, um einen weiteren Becher zu organisieren. "Wie geht es deinem Vater? Ich habe es zur letzten contio des collegium pontificium leider nicht geschafft. Aber ich habe ihn heute Vormittag in Senat gesehen." Leider hatte sich keine Gelegenheit ergeben, mit Durus zu sprechen, da mich nach der Sitzung ein Klient voll und ganz in Beschlag genommen hatte. Natürlich interesssierte mich auch Laevina, seine Frau. "Aber es ist gut, dass du es heute einrichten konntest. Ich habe da eine Aufgabe, bei der du uns helfen kannst." Hier sah ich kurz zu Celerina und hernach wieder zu Ahala. "Wir planen einen Umbau des Hauses."

  • Ich fragte mich natürlich, inwieweit der Tiberier uns bei unserem Vorhaben helfen konnte. Wahrscheinlich kannte er sich gut in der Branche aus, weswegen ihn Marcus zu Rate zog. Vielleicht blieb mir ja noch etwas Zeit, dies in Erfahrung zu bringen. Doch zuvor wollte ich gerne Marcus Meinung zum Zustand des Gartens hören. Zwar hatte er viel zu tun. Dennoch konnte ihm das im Garten herrschende Grauen nicht gänzlich entgangen sein. Ich fragte mich, wer dafür die letzten Jahre zuständig gewesen war.
    Gerade als Marcus zu sprechen anfing, trat ein junger Mann, scheinbar aus dem Nichts kommend, zu uns. Ich erkannte ihn gleich wieder. Zweifellos war dies Tiberius Ahala.
    "Salve Tiberius Ahala! Es freut mich, dich wieder zu sehen.", entgegnete ich freundlich, nachdem Marcus mich vorgestellt hatte und beobachtete ihn dabei, wie er Platz nahm. Vorerst sprach nur Marcus , ich lauschte nur dem Austausch der üblichen Floskeln gegenseitiger Freundlichkeiten.
    Doch dann kam Marcus auf den Punkt. Er sprach den Umbau an, den wir gerade noch kurz unter vier Augen besprochen hatten. Dabei blickte er mich kurz an, bis sein Blick wieder zu Ahala hinüber ging. Erwartungsvoll sah auch ich nun dem jungen Tiberier an, inwieweit er uns helfen konnte.

  • "Oh, mich freut es auch. Kennen ist leider das falsche Wort, ich habe den Namen deiner Gattin auf der Hochzeit meines Vaters erfahren, aber leider hatten wir keine Gelegenheit, uns mit einander zu unterhalten." antwortete Ahala mit einem freundlichen Grinsen, das zwischen dem Ehepaar hin- und herging, bevor er sich auf dem Korbsessel niederließ, den Corvinus ihm gezeigt hatte.
    Ganz in der Rolle des braven Scriba aufgehend nickte er zu den Ausführungen des Senators, sah gegen Ende dann jedoch reichlich überrascht aus der Wäsche.


    "Ein Umbau des Hauses? Dieses Hauses, meinst du? Was kann ich denn dabei für dich tun?"

  • Ich nickte nur, eventell würde sich ja eine solche Gelegenheit nun bieten, da wir doch recht gemütlich beisammen saßen. "Ja. Wir hatten den Gedanken schon eine Weile, aber da die Familie stets weiter wächst, wird es spätestens mit der nächsten Hochzeit ein wenig beengend. Hinter der villa gibt es noch alte Stallungen, die ein Relikt aus der damaligen Stadtrandlage des Hauses sind", erklärte ich. "Für mich persönlich sind sie vollkommen unnütz, und insgesamt gesehen ist es auch nicht unbedingt nötig, die paar Tiere direkt am Haus halten zu müssen, wenn man sie ohnehin aus der Stadt bugsieren muss, um sie benutzen zu können." Ich hob die Schultern und sah von Ahala zu Celerina, der als Gestütsbesitzerin die meisten Pferde in den Stallungen gehörten. Ursus und die Zwillinge hatten ihre Tiere bereits vor ein paar Wochen aus der Stadt gebracht und in einem gepachteten Stall untergestellt. "Deswegen sollen die Stallungen abgerissen und das Haus ausgebaut werden, und hier kommst du ins Spiel. Ich habe zwar ein paar Vorstellungen im Kopf und Ideen parat, aber ich brauche selbstredend auch Zahlen. So etwas muss gut kalkuliert und geplant werden, Angebote müssen eingeholt und Vergleiche angestellt werden. Germanicus Avarus mag hier der bekannteste Name sein, was bauliche Veränderungen anbelangt, aber qualitativ und preislich gesehen habe ich keinen Überblick über vermeintliche Konkurrenzunternehmen."

  • Ahala bemühte sich den Worten des Senators mit der gebotenen Konzentration zu folgen, aber seine Überraschung legte sich nicht wirklich. Natürlich hatte auch er schon Verhandlungen geführt, doch dabei war es um deutlich unwichtigere Dinge des alltäglichen Lebens gegangen und nicht um den Umbau einer herrschaftlichen Villa. Aber warum auch nicht, wenn Corvinus ihm so etwas zutraute, dann bitte schön! Irgend etwas würde er schon zustande bringen....


    "Germanicus Avarus, der Name kommt mir so bekannt vor..." murmelte er gedankenverloren. "Kann es sein, dass Vater den nicht besonders leiden kann?" So ganz hatte der Tiberer das entsprechende Gespräch nicht mehr parat, konnte sich jedoch noch gut daran erinnern, dass Durus ziemlich unwirsch geworden war, als er gehört hatte, mit wem sein Iunior einträchtig in der Therme gesessen hatte.


    "Nun, es wäre nett, wenn du mir erläutern könntest, wie deine Ideen in etwa aussehen, damit ich etwas in den Händen habe, wenn ich die einzelnen Angebote einhole. Und du natürlich auch, werte Flavia." fügte er noch mit einem galanten Nicken in Richtung der Ehefrau hinzu.

  • Interessiert folgte ich Marcus´ Ausführungen, die sich mit dem deckten, was wir bereits vorher schon besprochen hatten. Und als er die Stallungen ansprach, die unseren Umbauplänen nun weichen sollten, so nickte ich zustimmend. Meine Pferde würden schon bald wieder auf mein Gestüt außerhalb Roms gebracht werden. Auch der schwarze Hengst, Sirius, den ich einst Chimerion geschenkt hatte. Wie seltsam, daß ich ausgerechnet jetzt wieder an ihn denken mußte! Hatte ich mich doch erfolgreich die letzten Wochen dazu überwinden müssen, ihn vollkommen aus meinen Gedanken zu verbannen. Was allerdings nicht hieß, daß ich ihn vermisste. Manchmal sehnte ich mich ganz schrecklich nach ihm, doch ich versuchte mir, wie immer, nichts anmerken zu lassen.
    Während Chimerion in meinen Gedanken herum geisterte, war ich nicht mehr ganz so präsent, um dem Gespräch richtig folgen zu können. Erst als der Tiberius mich ansprach, war ich wieder gänzlich zugegen. "Äh, wie? Ja, die Stallungen benötigen wir nicht mehr…", antweortete ich aus der Verlegenheit heraus, um wenig später feststellen zu müssen, daß dies nicht die Antwort war, die erwartet worden war. "Ein Peristyl! Ja, wir dachten an ein Peristyl….", fügte ich noch schnell an und wandte mein Blick schnellstens zu Marcus.

  • "Das kann nicht nur sein, das ist de facto so. Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich sagen, dass beide sich an die Gurgel gehen würden, wenn sich die Gelegenheit böte. Allerdings macht ihnen das Zanken wohl zu viel Spaß", bemerkte ich und schmunzelte kurz vor mich hin. Durus und Avarus im Senat waren so manches Mal nervenaufreibend mit ihrer Kleinkariertheit, anderen Tags machte allein das Zuhören Spaß, wenn sie sich gegenseitig schlecht redeten oder nur aus Prinzip gegen einen Antrag des anderen stimmten. "Meine Familie hat keine grundsätzlichen Probleme mit den Germanicern, zumindest nicht mit Avarus. Bei seinem jüngeren Verwandten - ich glaube, es ist sein Neffe - sieht das anders aus. Manchmal glaube ich, auch er ist die Halsstarrigkeit in Person, nur weil es ihm Spaß macht, obgleich er an Ursus einen Narren gefressen zu haben scheint, weshalb auch immer. Nichtsdestotrotz solltest du Avarus in die Vergleiche mit einbeziehen. Er ist recht erfahren auf seinem Gebiet."


    Celerina befasste sich daraufhin zunächst mit Ahalas weiterer Frage. Ihre Informationen waren ein wenig dürftig, deswegen sprang ich im Anschluss daran ein. "Ganz recht. Die Stallungen müssen abgerissen werden. An ihrer statt soll ein neuer Flügel ans Haus angegliedert werden, um zusätzlichen Wohnraum zu schaffen. Das derzeitige Peristyl kann dort verlängert werden. Ich dachte an mindestens vier zusätzliche Zimmer und ein tablinum oder eine exedra. Ob man den Anbau ebenfalls zweistöckig gestalten kann, müsste man herausfinden. Dann wäre natürlich noch mehr Platz vorhanden. Vom Grundriss dachte ich an diese Skizze hier." Ich reichte dem Tiberius eines der Papyrusdokumente und tippte auf die entsprechende Stelle. Ein großes Rechteck gliederte sich an den bestehenden Bau an, gleichmäßig verteilte Punkte deuteten ein Periystl an. "Man müsste vielleicht hier einen Durchbruch machen, damit man nicht durch den Garten laufen muss, um in den neuen Abschnitt zu kommen. Aber das sollte machbar sein", bemerkte ich und zeigte auf die Stelle, an der das alte und das geplante Peristyl aufeinander trafen. Dort befand sich gegenwärtig eine steinerne Mauer mit einem Löwenkopfbrunnen.

  • Obwohl Corvinus Erklärungen über die Animositäten zwischen seinem Vater und einzelnen Germanicern zusätzlich Durus' Wutanfall und das daran gekoppelte Verbot untermauerten, zuckte Ahala gleichmütig mit den Schultern. "Ich werde in den nächsten Tagen mal in der Casa Germanica vorbeigehen, in dieser Hinsicht hab ich keine Berührungsängste." Dann griff er nach dem Papyrus, den der Aurelier ihm entgegen hielt und folgte seinen Fingerzeigen mit den Augen.
    Weg mit den Stallungen, stattdessen ein neuer Flügel, vier neue Zimmer und ein Tablinum oder eine Exedra....Hoffentlich konnte er sich das alles merken, sein Schreibmaterial hatte er, wie so häufig, irgendwo vergessen.
    Und dann würde er sich um die Namen der in Frage kommenden Unternehmen kümmern müssen. Schließlich konnte er ja nicht nur zu dem Germanicus gehen, auch wenn diese Option durchaus bequem und recht schnell durchführbar klang.


    "Ich kann die Angebote ja erstmal auf der Basis dieser Informationen einholen. Denkst du, dass noch wesentliche Änderungen oder zusätzliche Erweiterungen hinzukommen werden?"

  • "Oh, ich denke nicht, nein. Allerdings... Falls der Architekt Alternativvorschläge vorweist, werden wir die gern hören und überlegen, ob wir sie vielleicht annehmen." Ich tauschte einen kurzen Blick mit meiner Frau. Den Vorsatz, sie mehr einzubeziehen, hatte ich nicht vergessen. "Du kannst gern darauf verweisen, dass wir anderen Vorschlägen gegenüber offen sind. Es soll schön werden und zum Rest des Hauses passen, das ist eigentlich die einzige Bedingung."*


    Ich lehnte mich ein wenig zurück und ergriff spontan Celerinas Hand. Solche kleinen Gesten wollte ich mir zum Reflex machen. Es sollte nach außen hin keinen Grund geben, an unserer Ehe zu zweifeln. Noch war das leichter getan als gesagt, da gewisse Informationen noch nicht in Celerinas Richtung geflossen waren. "Was denkst du, wie lange du brauchen wirst, um Ergebnisse zu sammeln? Ich möchte so schnell wie möglich beginnen." Ob Ahala dabei persönlich anfragte oder Briefe schickte, war mir selbst vollkommen gleich.


    Sim-Off:

    * SimOff gibt es allerdings noch eine: Ausspielen wäre schön. :)

  • Von Architektur hatte er ungefähr soviel Ahnung wie ein Galeerensklave von der Bildhauerei, aber glücklicherweise sollte er ja nur einen entsprechenden Spezialisten auftun und nicht etwa selbst Hand anlegen. Ahala setzte ein zuversichtliches Lächeln auf und nickte. "Gut, ich denke, das werde ich hinkriegen. Am besten mache ich mich direkt an die Arbeit, es wird sicher einige Architekten hier in Rom geben, die gern am Umbau dieses Hauses mitarbeiten würden." Aus den Augenwinkeln beobachtete der Tiberier, wie Corvinus und seine Gattin Händchen hielten und war wieder einmal froh darüber, dass der Kelch der Ehe bislang an ihm vorbeigegangen war. Derzeit gab es in seinem Leben nur die durchaus begabte Parysatis und die zog einen gut gefüllten Geldbeutel romantischen Zuneigungsbezeugungen bei weitem vor.


    "Nun, wirklich abschätzen kann ich das jetzt noch nicht, aber ich werde mich bemühen, so schnell wie möglich überzeugende Angebote zusammen zu bekommen. Am besten gehe ich auf dem Rückweg direkt in der Casa Germanica vorbei."

  • Celerina zog es offenbar vor, mir die weitere Unterhaltung allein zu überlassen. Ich tat mir hierbei auch keinen Zwang an. "Das würde ich begrüßen", erwiderte ich daher und nickte zustimmend. Je eher, desto besser. Am liebsten hätte ich sofort begonnen, doch dass das nicht möglich war, sah ich ein, obgleich mein Tatendrang dadurch nicht gemildert war. "Tu das ruhig, wenn es die zeitlich passt. Wie gesagt, je eher der Umbau fertig ist, desto besser." Ich sah zufrieden zu Celerina, erfreut darüber, dass sich der junge Tiberius so eifrig zeigte, und wandte mich dann wieder ihm zu. "Ich nehme an, du zeigst mir deine Ergebnisse dann." Und damit meinte ich, ohne nachfragen zu müssen, aber das verstand er sicherlich auch unausgesprochen.

  • Ich überließ den Männern das Verhandeln und verhielt mich passiv. Freilich war ich kein Experte, was die Architektur anbelangte. Mich interessierte nur das Endprodukt, wenn alles fertig war. Allerdings bedeutete das nicht, daß ich etwa nicht aufmerksam zuhörte. Ich dachte schon etwas weiter und stellte mir in Gedanken bereits vor, wie alles aussehen würde, wenn es erst einmal fertig war. Ich würde mich beizeiten nach geeigneten Künstlern umhören müssen, die die Innengestaltung übernehmen sollten. Die Wände sollten nicht einfach nur schlicht angestrichen werden. Ich stellte mir wundervolle Fresken vor mit Landschaftsbildern. Und die Statue einer Göttin, Venus vielleicht, die meine Züge trug und die dem Raum auch nicht abträglich gewesen wäre. Ja, all das ging in meinem Kopf vor, während sich die Männer unterhielten.

  • Die Gattin des Senators schien nicht allzu gesprächig zu sein, oder ob das nur an seiner Anwesenheit lag und sie lieber mit ihrem Gemahl ungestört sein wollte?
    Was ihn anging, so hatte er ja jetzt alles, was er für die Ausführung dieses Auftrags brauchte, und so erhob Ahala sich nach kurzem Räuspern, warf ein freundliches Lächeln in die Runde und hängte im Falle der Dame des Hauses noch eine kleine galante Verbeugung an.


    "Dann will ich mich jetzt auf den Weg machen und wünsche euch noch einen angenehmen Tag. Es hat mich sehr gefreut dich kennenzulernen, werte Flavia." Ein weiteres kurzes Nicken, dann verließ Ahala die Exedra und machte sich auf den Heimweg. Ob vor der Cena wohl noch Zeit genug übrig war, um das unterbrochene Programm in den Thermen in Ruhe zu Ende zu bringen?

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