hortus | Sorgen eines kleinen Mädchens

  • Marei erreichte mit mehreren Pausen, weil sie vom Laufen erschöpft war, die Villa Aurelia. Um nicht dem ewig griesgrämigen Türsteher über die Wege zu laufen, entschloß sich Marei über die Mauer in den Garten zu klettern und von dort dann das Büro von Ursus aufzusuchen. Gedacht, getan, sie zog sich an den Ranken eines Efeus hinauf und über die Mauer. Von diesem 'Mauerblick' aus konnte man den Garten in aller Ruhe betrachten, doch das Mädchen hatte dafür keine Blicke übrig und kletterte runter auf den Rasen. War jemand anwesend? Hatte man sie gesehen? Egal.. sie wollte nur noch zu dominus Ursus.


    Der Tunikastoff über ihrer Brust war immer noch feucht, aber nur weil sie schwitzte. Mann o mann, sie war ganz schön erledigt und sehnte sich nach ihrem Schlaflager. Oder sie legte sich in Cimons Bett und wartete dort auf ihn? Das hatte sie schon mal gemacht und das hatte Spaß gemacht. Hin- und her gerissen zwischen Pflicht und Bedürfnis lief Marei weiter. Wie hübsch, hier stand ein kleines Becken. Aus dem Krug einer weiblichen (bekleideten) Statue, die einen Krug hielt, plätscherte das Wasser ins Becken. Marei starrte die Statue mit offenem Mund an. Ob sie nicht doch hätte in der Gasse auf Cimon warten sollen?!? "Guck mich nicht so vorwurfsvoll an! Ich kann nix für! Sie sind beide weggegangen!! Ohne mich!" schrie Marei mit einem Male die Statue an, teilte ihr ihre aufgestauten Gedanken mit.




    Sim-Off:

    Jeder ist willkommen... sich dazu zu gesellen.

  • Es dauerte einen Moment, bis Narcissa bemerkte, dass sie nicht mehr allein im Garten war. Mit einem Vergiltext und einem Weidenkorb bewaffnet, hatte sie sich in einer Ecke des hortus verzogen, genoß die Frühlingssonne auf der Haut. Irgendwann musste sie jedoch zwischen den Zeilen eingenickt sein, sodass sie nicht mitbekam, wie sich ein kleines Sklavenmädchen behände über die Mauer schwang. Erst als sich Marei laut die Brunnenstatue anklagend Luft machte, schreckte die junge Aurelia aus ihrem leichten Dösen auf und schreckte in die Höhe. Noch verwirrt und schläfrig, strich sie sich mit den Händen über das Gesicht. "Marei?", fragte sie.."Warum schreist du so? Was ist los?"

  • Huch! Man hatte ihr Schreien gehört! Marei drehte sich um und entdeckte Narcissa. Mit gesenktem Kopf trottete sie sich zu ihr und plumpste neben dem Weidenkorb auf den Rasen nieder. "Och... dominus Ursus vermisst eine seiner Sklavinnen. Cimon und mich hat er beauftragt in der Stadt nach ihr zu suchen."


    Marei plapperte weiter. "Wir machten Pause, um etwas zu Essen und zu Trinken. Plötzlich ist Cimon weggelaufen... ich hab gewartet, ob er zurück kommt. Aber nein, er kommt nicht wieder.. Da hab ich raschraschrasch aufgegessen und bin ihn suchen gegangen. Ich fand ihn in einer einsamen Gasse und Caelyn in einem Versteck. Caelyn habe ich den Rest vom Imbiß angeboten. Cimon schickte mich los, um was zu trinken zu holen. Als ich mit dem Krug zurück kam, waren alle beide verschwunden."


    Marei begann Grashalme aus dem Rasen zu zupfen. "ich wollte nicht alleine in der einsamen Gasse warten. Weisst du, warum?!? Das darf man nicht machen... man muss ganz schnell wieder unter die Leute gehen." Ihre Hände hielten inne, aus grünen Augen betrachtete sie die ausgezupften Grashalme. "Naja.. die Großen waren immer noch nicht zurück Da habe ich für Cimon eine umgedrehte Badewanne für meinen ersten Namensbuchstaben, ein Haus und mich selber gemalt und bin losgelaufen." Marei deutete auf die Statue. "Die da hat mich ans Wasser errinnert, welches ich umsonst geholt habe. Hätte ich doch warten sollen?"

  • „Sie haben dich allein gelassen?!“, Vor Empörung rutschte Narcissa etwas höher und umfasste die Armlehnen. Sie konnte es kaum glauben. Cimon! Ausgerechnet Cimon! Eigentlich hatte sie eine gute Meinung von ihm gehabt, hatte nur Gutes gehört. Dass der Nubier nun aber so eine Unverantwortlichkeit an den Tag legte, dass passte nicht zu ihm. >Aber er hat schon einmal so unverantwortlich gehandelt<, ging es ihr grimmig durch den Kopf. Dieses Verhalten war nicht nur unverantwortlich, unvernünftig, sondern eigentlich schon fast untragbar. E hatte nicht nur sich, sondern auch ihre geliebte Schwester in Gefahr gebracht! Wenn das nicht ein Zeichen dafür war, dass ihn in gewissen Momenten, bei gewissen Gegebenheiten einfach jegliches Verantwortungsbewusstsein verließ, dann wusste sie auch nicht.
    „Nein Marei, du hast vollkommen richtig gehandelt!“, versuchte sie das Mädchen zu beruhigen. Sie mussten sich in Gegenden aufgehalten haben, die nichts für Kinder waren. Dunkle, finstere Gassen. Wo sollte sich eine getürmte Sklavin auch sonst verstecken, wenn nicht in den tiefsten Eingeweiden der Stadt?
    „Und es war klug von dir, den beiden eine...äh...Nachricht zu hinterlassen..“ Es war natürlich sehr fragwürdig, ob die beiden – falls sie zu zweit zurück kämen – auch verstehen würden, aber der gute Wille zählte.
    „Also hast du auch keine Idee, wo diese Sklavin und Cimon hingegangen sein könnten?“, erkundigte sich die Aurelia, obschon sie die Antwort eigentlich kannte. Sonst wäre das Mädchen den beiden ja schließlich hinterher. Aber sie sah es als ihre Pflicht an nochmals nachzuhaken. Vielleicht sollten sie zu Titus und ihm berichten, was geschehen war. Allerdings liefen sie dann Gefahr, dass Cimon eine Strafe dafür ereilte, Marei allein gelassen zu haben.
    „Warum hat er dich denn überhaupt mit in diese Gegend geschleppt?“

  • "Ja... sie haben mich alleine gelassen." bestätigte Marei Narcissas Ausruf. Der Zwilling meinte, dass sie richtig gehandelt hatte. Dann musste es so sein. Auch wenn sie sich die ersten Meter immer wieder umgedreht hatte, ob die verloren gegangenen Erwachsenen wieder in die Gasse zurück kommen würden. "Nunja.. eine Nachricht war das nicht wirklich. Viel eher eine kleine Bildergeschichte, denn ich kann immer noch nicht Lesen und Schreiben."


    Sie schüttelte den Kopf, zuckte mit den Schultern. "Tut mir leid, domina Narcissa. Ich habe keine Ahnung, wo sie hinfort sind. Vielleicht haben sie sich unter Leute gemischt, weil die Gasse ihnen ungemütlich war." Marei dachte nach. "Dann aber hätten sie doch am Anfang oder am Ende der Gasse auf mich warten oder nicht weit davon stehen können."


    Das Sklavenmädchen liess die Grashalme sein und erhob sich, um sich den Hosenboden abzuklopfen. Vertrauensvoll sah sie Narcissa an. "Weil wir Caelyn suchen sollten. dominus Ursus hat eine Sklavin, die seit seiner Hochzeit mit domina Septima weg gelaufen ist. Sie hat diesselben hellen Haare wie meine Puppe Nina. Welche Augenfarbe sie hat, weiß ich auf die Schnelle nicht, aber sie hat ängstlich und hungrig drein geschaut. domina Narcissa? Ich müsste längst beim Herrn sein, um ihm alles zu erzählen. Bestimmt findet er alles blöde... Caelyn weg, Cimon futsch und ich weiss von nix."

  • Wieder das alte Poblem...sie sollte sich wirklich endlich einmal Zeit nehmen, dem Mädchen zumindest ein klein wenig Lesen und Schreiben beizubringen. Es war so wichtig.
    „Du hast zumindest irgendetwas getan...“, entgegnete Narcissa. Manch anderer wäre an Ort und Stell verharrt bis er grau würde, ständig geplagt von einem furchtsamen Gefühl.


    Die junge Aurelia nickte, als sich das Mädchen nach ihrer Ausführung erhob und den Hosenboden vom Staub abklopfte. Sie schien sich ein wenig davor zu fürchten, Titus unter die Augen zu treten. „Möchtest du, dass ich dich begleite?“, bot sie dem Mädchen an. Es warf kein gutes Licht auf die gens, wenn bekannt wurde, dass ihre Sklaven türnten. Welche
    Bewegunggründe diese Caelyn – es hörte sich sehr germanisch an – auch gehabt haben mochte, um wegzulaufen, es sollte nicht Marei sein, die dafür zu büßen hatte, dass sie sie nicht gefunden hatte und jetzt auch noch Cimon verschwunden war. Sie war sich zwar ziemlich sicher, dass der Nubier zurückkehren würde (schon alleine wegen Flora) und auch, dass Titus das Mädchen nicht bestrafen würde, aber vielleicht würde sich Marei in ihrer Anwesenheit beruhigter fühlen.

  • "Irgendetwas musste ich doch zurücklassen, damit die beiden verstehen, wo ich jetzt bin..." Es war seltsam. Konnte Narcissa Gedanken lesen? Egal, sie machte ihr ein Angebot, den Besuch bei dominus Ursus in ihrer Begleitung anzutreten. "Uh.. ja, das wäre toll. Komm, ich zeige dir den Weg zu seinem officium. Ich war dort nur einmal, als er mir aufgetragen hat in der Villa nach Caelyn zu suchen. Und dann hat er gesagt hat, ich soll am nächsten Tag gemeinsam mit Cimon in der Stadt nach ihr suchen. Oh Mann, ich finds blöd, dass sie immer noch weg ist..." Marei bemühte sich ihren Mut auf dem Weg zu Ursus Büro einzusammeln. "Du kannst erklären, während ich noch nach Worten suche." versuchte das kleine Mädchen zu witzeln.

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