Abreise nach Germanien

  • Sim-Off:

    Ich möchte gerne schon mal anfangen mit der Verabschiederei. Damit wir bald den Absprung nach Germanien schaffen.


    Es war noch sehr früh am Morgen, als Valerian zur Casa Quintilia geritten kam. Heute war der Tag der Abreise. Als Centurio mußte er wenigstens nicht laufen. Auch wenn reiten nicht so seine Sache war, bei solch einer Strecke war es ihm so viel lieber. Er hoffte natürlich, daß alles abreisebereit war. Doch wie er Calvena kannte, war sicherlich alles bestens vorbereitet.

  • Melina verweilte gerade im Atrium und wusste eigentlich nicht, was gerade an der Sache war. Sie rechnete auch nicht damit, dass Valerian abreisen würde. Mit ihr redete man ja recht wenig und so lebte sie recht isoliert in ihrer Traumblase. Sie steckte gerade einige Blumen, die sie persönlich gepflückt hatte, in Vasen, da ihr das Atrium zu traurig erschien.

  • Germanien! Immer noch war sie ein klein wenig fassungslos darüber, wie plötzlich diese Versetzung gekommen war. Zunächst hatte sie es für einen schlechten Scherz gehalten, als Ihr Mann ihr das erzählte. Aber ein Blick in sein Gesicht und die finstere Miene die er aufgesetzt hatte, hatten sie schnell davon überzeugt, dass er ernst meinte. Salinator gehörte eindeutig den Löwen zum fraß vorgeworfen. Fast wäre sie sogar zu diesem vulgären Schwein ins Büro marschiert und hätte ihm ihre Meinung gegeigt. Was für ein verdammter Mistkerl. Am Ende hat die Vernunft gesiegt, sie wollte nicht wirklich in den feuchten Zellen der CU landen, weil sie sich den Preafectus Urbi vorgeknöpft hatte. Stattdessen wünschte sie ihm den schlimmsten Tod der ihr einfiel. Soll er doch an einer Geschlechtskrankheit verrecken!


    Viel Zeit zum Nachdenken hatte sie dann auch nicht wirklich gehabt, dass sie Valerian begleiten würde, stand für sie fest. Allein in Rom? Ohne ihn und dann noch die Ungewissheit, wann sie ihn wieder sehen würde? Germanien war eigentlich nicht schlimm, viele Wälder, viel Platz und nicht die Hektik Roms. Nur Valerian würde sich wohl damit nicht anfreunden können. Für sie war es irgendwie einfacher, sie war fast ihr ganzes Leben lang herum gereist, hatte mehr von der Welt gesehen, als ihre Freundinnen und doch war sie traurig und wütend. Sie würde ihre Freundinnen für eine ganze Weile nicht mehr wieder sehen. Und wirklich Gelegenheit zum verabschieden hatte sie auch nicht, weil sie zu wenig Zeit zum packen hatte und es noch viele andere wichtige Dinge zu erledigen gab. Die Abende hatte sie damit zugebracht Briefe zu schreiben, an Romana, Septima, Catiena und ihre anderen Freundinnen. Nur von Serrana hatte sie sich persönlich verabschiedet, was ihr so gar nicht leicht gefallen war. Was sie etwas aufheiterte, war der Gedanke daran, dass sie sich wohl recht bald wieder sehen würden. Serrana, Sedulus und Sabina würden auch nach Germanien kommen. Avarus hatte ohnehin seine Pläne für die zeit während Flavius Furianus Consul war. Sie würde also nicht völlig allein sein.
    Leise seufzte sie, als sie sich in ihrem Zimmer umsah. Die Truhen waren alle gepackt, ebenso wie die Möbel und ihre Instrumente. Alles würde am Abend auf einen Wagen verstaut werden und dann würden Simplex und Elissa sich mit den Sachen auf den Weg nach Mogontiacium machen. Sie hatte kurzerhand beschlossen, mit Valerian zusammen die Reise anzutreten und den etwas schnelleren Weg zu Pferde zu nutzen. Es würde schon irgendwie gehen, sie war schließlich kein verzogenes Modepüppchen, auch wenn Melina das wohl etwas anders sah.
    Nur ein paar Wochen war ihr die Casa Quintilia ein zu Hause gewesen. Sie hatte sich unglaublich wohl gefühlt und nun würde es nach Germanien gehen. Ehe sie Wehmut verspüren konnte ging sie hinunter in Atrium. Fehlte eigentlich nur noch ihr Mann. Sie war Reisefertig. Zwei Pferde waren draußen angebunden, ihre Stute, die als Packpferd diente und im Grunde außer Proviant, einige Decken und ein Zelt nicht viel zu tragen hatte und dann ihr schwarzer Wallach. Sie selbst hatte sonst ihre so schönen Kleider gegen eine zweckmäßige Tunika eingetauscht und die langen dunklen Flechten zu einem festen Zopf geflochten. Ein wenig war sie in ihr altes Muster zurück gefallen. Die Zeiten in denen sie mit ihrer Ziehfamilie aus Gauklern unterwegs gewesen war, waren zwar vorbei, aber sie wusste noch immer was sie brauchte um schnell von A nach B zu kommen.


    Etwas überrascht sah sie Melina im Atrium stehen, die gerade eine der Vasen mit Blumen auffüllte. Diese ließ sie so gar nicht von der Aufregung um sie herum mitreißen. Leicht legte sie den Kopf schief, hatte das Mädchen überhaupt mitbekommen, dass es Sie und Valerian nach Germanien verschlagen würde. So recht wollte sie das nicht glauben, schließlich hatte es deshalb jede Menge Aufregung gegeben. „Bist du hier um uns zu verabschieden, Melina?“ fragte sie dann rundheraus. Sie mochte die quirlige Quintila. Melaina war noch nicht so sehr von den Normen und Konventionen verbogen, welche die Gesellschaft für die römischen Frauen vorschrieb.


    Im selben Augenblick kam dann auch Valerian zur Tür herein. „Guten Morgen, Liebling!“ sie lächelte ernst und gab ihm erst einmal einen Kuss. Wirklich Glücklich sah er nicht aus. Kritisch musterte sie ihn, er sah nicht so aus, als hätte er gut geschlafen.

  • Melina roch gerade an einer Blume als Calvena eintrat. Sie wirkte ein wenig bodenständiger als sonst. Melina schmunzelte. So kannte sie Calvena garnicht; eine nette Überraschung. Melina steckte die Blume zu den anderen in eine der Vasen. Mit einer flotten Bewegungen drehte sie sich zu Calvena. Verabschieden? Sie legte ihre Stirn grübelnd in Falten, dabei verengte sie leicht die Augen und zog die Unterlippe nachdenklich hoch. War jemand zu verabschieden? Es musste wohl so sein. Hatte sie etwas vergessen? Oh, verdammt, ja. Ihre Mimik wurde wieder entspannter und dann lachte sie kurz auf, quirlig wie sie war. "Achja," rief sie halblaut.


    "Ja, das bin ich wohl. Jetzt weiß ich wieder, warum ich hier bin." Sie lächelte mit ihren vollen Lippen. "Es tut mir Leid aber ich hatte in letzter Zeit andere Dinge im Kopf. Es ist sehr schade, dass ihr abreist." Schnell überlegte sie, wohin es nochmal ging. Die Gedanken rasten förmlich in ihrem schönen Köpfchen umher, da fiel ihr es ein. "Germanien ist kein schöner Ort. Ein Freund von mir war dort," erklärte sie. Zumal sie Calvena und Valerian mochte, stimmte sie dieser Abschied traurig. Dann war sie wieder allein im großen Rom; Sermo würde ohnehin keine Zeit haben, um mit ihr zu reden oder etwas zu unternehmen. Ihre Augen wurden glasig und eine Träne rollte verschlagen über ihre Wange. Plötzlich trat Valerian ein, Melina blickte traurig zu diesem. Sie schnufte. "Darf ich euch zum Abschied noch einmal drücken," fragte sie dreist aber ihr Herz wollte es so.

  • Melina wirkte im ersten Moment reichlich verwirrt. Das Mädchen lebte eindeutig in ihrer eigenen Welt. Aber ob das gut oder schlecht war, vermochte sie nicht zu sagen. Es war auf jeden Fall etwas ungewöhnlich und erinnerte sie an ihre Ziehschwester. Diese war auch verträumt gewesen. Nach einigen Augenblicken schien der Sesterz dann zu fallen. Leicht nickte Calvena, der Abschied fiel ihr schwerer, als sie zugeben wollte. Sie wollte Valerian nicht unnötig ein schlechtes Gewissen machen, weil sie ihn begleitete und eigentlich alle lieb gewonnenen Menschen zurück ließ. Sie konnte Abschiede nicht ausstehen und wollte es eigentlich so schnell wie möglich hinter sich bringen. Ein wenig war sie froh darüber, dass keine ihrer Freundinnen da war, denn dann würde es sicherlich jede Menge Tränen geben. Kurz und schmerzlos. Dennoch hatte sie alle Mühe sich zu beherrschen, als Melina eine traurige Miene aufsetzte. „So schlimm ist Germanien nun auch wieder nicht“, meinte sie leicht hin. „Es geht ja nach Mogonticum und nicht irgendwo hin mitten in die Pampa!“ Melina konnte sie vielleicht täuschen, aber sie war sich sicher, dass Valerian ahnte, das sie es gerade versuchte ein wenig schön zu reden, indem sie versuchte nur die guten Seiten zu sehen.
    Als Melina dann fragte, umarmte sie die junge Frau. „Stell mir ja nicht das ganze Haus auf den Kopf“, ermahnte sie diese dann zwinkernd. Sie glaubte kaum, dass Melina so unverantwortlich war, wie alle dachten. Melina war einsam, etwas vernachlässigt und brauchte Freunde und zwar welche die nicht ständig Ärger machten. Sie würde Serrana bitten sich um Melina ein wenig zu kümmern. „Und ärgere Sermo nicht zu sehr“, fügte sie dann noch hinzu. Ihr wurde das Herz ganz schwer und sie blinzelte aufkommende Tränen eilig fort. „Du kannst uns ja jederzeit schreiben“, fügte sie dann noch hinzu.

  • Melina drückte Calvena zurück. Sie zog verschnieft die Nase hoch, da sich diese mit einiger Tränenflüssigkeit gefüllt hatte. "Doch es ist am Ar*** der Welt," schimpfte Melina traurig. Ihr Blick blieb weiterhin traurig glasig.


    "Ich werde hier schon nichts zerstören, schließlich wohne ich hier," sagte sie mit einem zögerlichen Lächeln, was ein wenig abgerungen wirkte. "Sermo? Er ist doch noch nicht mal hier. Ich bin allein, Calvena. Wie soll ich ihn ärgern?" Sie fuhr sich mit der linken Hand durch das Gesicht, um einige Tränenreste zu entfernen. Sie konnte die beiden nun nicht loslassen, aus irgendeinem Grund. Vielleicht suchte sie einfach Halt, eine echte Familie. "Ich werde aufjeden Fall schreiben! Mach' dich auf echte, Melina gemangelte, Briefe gefasst," sagte sie, auch wenn der Scherz an ihrer traurigen Stimme verklang.

  • Eigentlich hatten sich die beiden Mädchen ja schon voneinander verabschiedet und sich gegenseitig versichert, dass die Trennung wegen Valerians und Calvenas Umzug nach Germanien nur vorübergehend sein würde. Und obwohl Sedulus ihre gemeinsame Reise in den hohen Norden bereits am Tag nach ihrer Hochzeit angekündigt hatte, hielt es Serrana an diesem Morgen nicht in der Casa Germanica aus und schlich sich in aller Frühe von der Seite ihres schlafeneden Ehemannes und aus dem Haus, um ihre Freundin vor deren Abreise noch ein letztes mal zu sehen. Schon seit einigen Tagen war sie seltsam überdreht und fühlte sich nicht wirklich wohl, aber wenn sie noch einmal mit Calvena die Köpfe zusammenstecken konnte, würde es ihr sicher direkt wieder besser gehen.
    Ausser Atem und ein wenig flau im Magen traf sie schließlich in der Casa Quintilia ein und ließ sich von dem Ianitor direkt ins Atrium führen. Als sie ihre Freundin dort entdeckte, erhellte sich Serranas Gesicht, aber dann sah sie, dass auch Valerian und dessen Schwester anwesend waren, und bekam direkt ein schlechtes Gewissen, weil sie die Familie so kurz vor der Abreise noch störte.
    Ein wenig unschlüssig blieb sie im Eingang zum Atrium stehen und sah zu den dreien hinüber und ihr Gruß fiel dementsprechend leise und zögerlich aus.


    "Salvete euch allen. Ich komme sicher furchtbar ungelegen, tut mir leid."

  • Melina machte keinen Hehl aus ihrem Unmut und fluchte wie ein Rohrspatz. Recht hatte sie schon, aber es ließ sich nicht ändern. Leider hatten sie so gar keinen Einfluss auf die Entscheidungen eines gewissen vulgären machtgierigen Mannes. Es hätte schlimmer kommen können, versuchte sie sich selbst zu überzeugen, dass es nur halb so wild war. Früher hatte es ihr nicht so viel ausgemacht, ständig unterwegs zu sein. Was wohl daran lag, dass alle Menschen die sie lieb hatte, immer um sie herum gewesen war.
    Leise seufzte sie und versuchte Melina mit einem Lächeln aufzumuntern. Wirklich überzeugend sah sie dabei aber nicht aus.


    Schließlich zwang sie sich zu einem vergnügten Schmunzeln. „Wie war das mit deinem Bett?“ fragte sie dann scherzend nach. Wirklich böse klang es nicht, sie versuchte eben ihr Bestes den Abschied für sie alle so einfach wie möglich zu machen. Was gar nicht so einfach Angesichts Melinas deutlicher Traurigkeit. Wie vermutet, war Melina einsam. Kurz sah sie Valerian ratlos an. Sie wusste sich einfach keinen Rat. In diesem Augenblick entdeckte sie ganz wen anderes. „Serrana!“ strahlte sie und fragte sich nicht, wie ihre Freundin herausgefunden hatte, dass sie heute abreisen würde. Vermutlich hatte Elissa geplaudert. Kurzerhand befreite sie sich von Melina und umarmte ihre Freundin. Nun konnte sie doch ein zwei Tränen nicht zurück halten, die aber niemand außer der Iunia mitbekommen würden. „Du störst doch nicht!“ Ihre Stimme klang ganz schön erstickt. So viel zu dem Vorsatz, nicht zu weinen. Für sie gehörte Serrana zur Familie. Es freute sie die Freundin noch einmal zu sehen, aber auf der anderen Seite, machte es das ganze überhaupt nicht einfacher.

  • "Salve," grüßte Melina mit einer verweinten Stimme. Sie blickte die für sie Fremde an und nickte dieser mit ihrem ebenso verweinten Blick zu. Calvena löste sich aus Melinas Umarmung und dies verstärkte nur ihre Trauer. Jetzt kam sie sich noch einsamer vor und dies förderte den Tränenzufluss in ihren Augen, die Augen wurden noch glasiger, ähnlich, wie die von Hunden.
    Calvenas Frage nach ihrem Bett erzielte nicht die gewünschte Wirkung und auch die Erinnerung an diesen heiteren Tag, ließen keine Freude aufkommen, die eventuell die Einsamkeit beziehungsweise die Trauer über die Abreise hätte mildern können. Melina rang sich erneut ein traurig, gepresstes Lächeln ab.

  • Als Valerian das Atrium betrat, waren Melina und Calvena anwesend. Abschied war immer eine traurige Angelegenheit und schon aus diesem Grund wollte Valerian den Abschied nicht zu lang auswalzen. "Guten Morgen, ihr beiden", begrüßte er die Frauen und umarmte erst einmal seine Frau, als sie ihm zu einem Kuß entgegen kam. Den Kuß ließ er sich nicht nehmen, auch nicht durch Melinas Gegenwart. Doch das Mädchen vergaß er natürlich nicht. Er löste sich von Calvena und umarmte auch Melina herzlich. "Natürlich darfst Du uns umarmen." Sie hatte manchmal wirklich merkwürdige Ideen.


    "Germanien ist gar nicht so schlimm wie sein Ruf. Ich war ja schon mal dort. Sicher, es ist nasser und kühler als hier. Aber die Bäume sind groß und mächtig und unglaublich grün. Auch die Wiesen sind grün und saftig. Es gibt tiefblaue Flüsse und Seen und die Wälder sind überwältigend. Wenn es Dir hier zu einsam wird, Melina, dann komm uns besuchen. Wie wäre es damit?" Valerian sagte dies nicht belehrend, sondern eher bewundernd. Ja, er liebte Rom und Italia und Germanien konnte da wirklich nicht mithalten. Er hatte dort gefroren und sich nach der Heimat gesehnt. Doch wenn er ehrlich war, dann hatte es dort auch viel Schönes gegeben. Und wenn man bereit war, dies zu sehen, dann war es gar nicht so schlimm, dorthin verschlagen zu werden. Ja, er bemerkte, daß auch Calvena versuchte, es sich schönzureden, doch vielleicht würde auch sie entdecken, daß man überall ein schönes Leben haben konnte, solange man sich gegenseitig hatte.


    Überraschend gesellte sich Serrana zu ihnen und Valerian begrüßte sie lächelnd. "Salve, Serrana. Nein, Du störst gar nicht. Ganz im Gegenteil machst Du uns eine große Freude." Wußte er doch, wie eng seine Frau mit der sympathischen Iunia befreundet war. Und sicherlich war es für diese auch nicht ganz so einfach gewesen, sich so früh am Morgen auf den Weg hierher zu machen.


    Melinas Traurigkeit war unerwartet tief und Valerian konnte nicht verhindern, daß er Mitleid mit dem Mädchen empfand. "Du kannst es Dir noch überlegen, Melina. Heute Abend erst werden die Wagen mit unserem Gepäck von hier losfahren. Pack Deine Sachen und fahr mit, wenn Du möchtest." Er meinte es ernst. Sehr ernst. Im Grunde wäre es gut für das Mädchen, hier heraus zu kommen. Weg von diesen Freunden, die sie immer wieder zu Unsinn anstifteten. Auch waren die gesellschaftlichen Zwänge in Germanien nicht so streng wie hier. Beides zusammen mochte dem Mädchen helfen, sich in die eigene Rolle hineinzufinden. Aber zwingen wollte er sie nicht, schon gar nicht ohne dies mit Sermo zu besprechen. Doch anbieten, das konnte nicht schaden. Und wenn sie es gerne wollte, würde sich auch Sermo sicherlich nicht dagegen sperren.

  • Melina fühlte sich unendlich einsam in diesem Moment. Irgendwie verließen sie immer alle Menschen, die sie kannte. Freunde hatte sie wenige, meistens waren diese auch kein guter Umgang für sie, dabei wollte sie nur dazugehören. "Euch besuchen," wiederholte sie und blickte Valerian mit traurig verkniffenen aber dennoch fragenden Augen an. Germanien kannte Melina nicht und eigentlich wollte sie es auch nicht kennenlernen aber alles war besser als einsame Tage und Nächte in Rom zu verbringen. Wie man sich unter derart vielen Menschen in Rom einsam fühlen konnte? Das ist wahrlich ein Mysterium aber leider Realität. Sie sollte mitfahren und vorerst dauerhaft in Germanien leben? Sie überlegte und ihr Herz traf diese Entscheidung: "Ich fahre mit." Es war eine knappe, ehrliche Antwort.


    Ihr huschte sogar ein trauriges Schmunzeln über die Lippen; die Augen verblieben aber in ihrer glasigen Traurigkeit, auch wenn Melina sich nun nicht verabschieden musste. "Was ist mit meinem Bruder? Ich sollte ihm einen Brief schreiben. Kommen wir an Ostia vorbei?" Sermo würde dies garnicht gefallen, wenn Melina nun einfach verduften würde. Es widersprach seiner gewollten "PR". Melina drängte es in diesem Moment, Neues zu entdecken und die Welt zu erkunden, insofern kümmerte sie sich nicht um seine Publicty. Sie wollte schlicht der Einsamkeit entfliehen, vielleicht würde ihr Germanien dabei helfen.

  • "Vielen Dank, das ist sehr nett von dir." schaffte es Serrana gerade noch Valerian zu antworten, dann schossen auch ihr die Tränen in die Augen, und sie war froh, sich für einen kurzen Moment in der Umarmung ihrer Freundin zu verbergen. Im Grunde ging es immer noch über ihren Horizont, dass Calvena bald nicht mehr in Rom sein würde. Sie war einer der ersten Menschen gewesen, die Serrana nach ihrer Ankunft aus Nola kennengelernt hatte und war nach kurzer Zeit nicht nur ihre beste Freundin sondern auch ihre wichtigste Bezugsperson geworden. Neben Sedulus natürlich, aber das war etwas ganz anderes.


    "Versprich mir, dass ihr sofort zurückkommt, wenn es möglich ist, ja?" flüsterte sie leise bevor sie sich so unauffällig wie möglich mit dem Handrücken die Tränen aus dem Gesicht wischte und sich mit einem etwas bemühten Lächeln zu Calvenas Schwägerin umdrehte.


    "Ich glaube, auf der Hochzeit hatten wir gar keine Gelegenheit, uns richtig kennenzulernen. Ich bin Iunia Serrana, und du heisst Melina nicht wahr?"

  • Die Tatsache, dass sie wieder nach Mogontiacum zurück kehren würde, stand für Valentina ja schon von Anfang an fest. Das sie dies nun zusammen mit ihrem Bruder tun konnte war ein erfreulicher Nebeneffekt.
    Viele Dinge zu packen hatte Valentina nicht gehabt und so war sie damit schnell fertig geworden. An diesem Morgen nun sollte es soweit sein. Sie hatte ihre Haare zu einem Zopf geflochten und trug ein Gewand, welches sich für die Reise gut eignete.
    Als sie in das Atrium trat war sie wohl die Einzige, die sich über die Abreise freute. Sie konnte die Tränen sehen und die traurigen Gesichter. Deswegen ging Valentina ruhig an der Wand entlang in die Nähe der Türe und stellte sich dort auf. Wartend der Dinge die noch kommen wollten.

  • Dass ihr Mann gerade vorschlug, dass Melina einfach mitkommen konnte, bekam sie gar nicht wirklich mit. Viel mehr war sie damit beschäftigt kurz mit Serrana die Köpfe zusammen zu stecken. Sie würden sich eine ganze Weile nicht mehr sehen und sie würde ihre Freundin ganz fürchterlich vermissen. „Ich versprech es dir“, sagte sie leise und kämpfte die Tränen nieder. Es ist ja nicht für Ewig, sagte sie zu sich selbst. Außerdem freute sie sich auch ein klein wenig darauf mal wieder unterwegs zu sein. Besonders da sie allein mit Valerian unterwegs sein würde. Valentina hatte sie für den Augenblick einfach kurz vergessen. Wurde sich dann aber ihrer Schwägerin wieder bewusst, als diese sich ganz unauffällig an der Tür positionierte. „Pass auf dich auf und auf Sedulus und Sabina. Du weißt doch, sie haben beide Dickköpfe!“ versuchte sie die Stimmung wieder etwas zu heben und brachte ein schiefes Lächeln zu Stande. Ganz leicht runzelte sie die Stirn, ihr war gar nicht aufgefallen, dass die Iunia etwas blass um die Nase war. Doch ehe sie diese darauf ansprechen konnte, begrüßte Serrana erst einmal Melina. Erst jetzt bemerkte sie, dass sie anscheinend etwas verpasst hatte. Die Quintilia wirkte nicht mehr ganz so niedergeschlagen.

  • "Oh, ihr kennt euch noch gar nicht? Verzeiht. Dies ist Melina, meine Cousine, das dort Valentina, meine Schwester. - Valentina, komm doch näher und lerne Serrana kennen. Iunia Serrana ist eine sehr gute Freundin und Du wirst Dich sicher erinnern, sie war die zweite Braut auf unserer Hochzeit." Bei den vielen Leuten war es sicher unmöglich gewesen, wirklich jemanden kennenzulernen. Und Valentina gehörte auch nicht zu den Leuten, die sich freimütig zu allen möglichen Gesprächsrunden dazugesellten.


    Valerian umarmte seine Frau und drückte sie an sich. "Hast Du gehört? Melina wird auch zu uns nach Germanien kommen. Sie wird mit den Wagen mitreisen." Er konnte nur hoffen, daß Calvena einverstanden war. Aber eigentlich hatte er das Gefühl, daß die Frauen sich recht gut verstanden. Und so mußte niemand einsam bleiben. Er jedenfalls hielt das für eine völlig geniale Idee.

  • Während sich nun Valentina und Melina mit Serrana bekannt machten, fand sie sich in den Armen ihres Mannes wieder und lächelte ihn an. Abschiede waren irgendwie immer traurig, aber auf der anderen Seite kam sie mal wieder aus Rom raus. Es würde ihr gut tun, mal wieder unterwegs zu sein. Auch wenn sie es nicht oft zu gab, hin und wieder war die ewige Stadt einengend und mit den ganzen Intrigen auch anstrengend. In Mogonticum würde es etwas ruhiger sein.
    Sie würde zwar ihre Freundinnen und auch ihre Familie vermissen, aber sie würden sich alle wieder sehen. Die Post dürfte reichlich zu tun haben mit den vielen Briefen, welche sie ihren Freundinnen dann zusenden würde.
    „Melina kommt mit?“ fragte sie überrascht nach. Das erklärte zumindest, warum diese nun wieder guter Laune war. „Na da werden Elissa und Simplex aber ihren Spaß haben“, meinte sie dann grinsend. Calvena freute sich wirklich darüber, dass Melina sie begleiten würde.

  • "Ja, ich komme mit." Melina tänzelte leicht auf und ab. Sie lächelte Calvena an, denn ihre Traurigkeit war verflogen. Sie war nun voller Vorfreude. Endlich käme sie raus aus diesem Muff hier. Endlich neue Welten entdecken und endlich mal wieder ein wenig Bewegung in ihrem Leben. Ihre Stimmung hatte sich komplett gedreht. "Ich freue mich bereits. Was brauche ich nur alles? Ehm...Calvena, kannst du mir beim Packen helfen?" Melina wusste wirklich nicht, was sie alles brauchte und Calvena war inzwischen, wie die reife, große Schwester für sie, die man einfach mal fragen konnte.

  • Nachdem Valerian und Melina verkündet hatten, dass die junge Quintilia ebenfalls mit nach Germanien reisen würde, kämpfte Serrana kurz mit einem nicht nur unsinnigen sondern auch für sie wenig schmeichelhaften Gefühl der Eifersucht, riss sich dann jedoch wieder am Riemen und lächelte, als Melina so offensichtlich erfreut durchs Zimmer schwebte. Schließlich war die Entscheidung des Mädchens, ihre Verwanadten zu begleiten, nur zu gut nachvollziehbar, sie selbst würde es am liebsten nicht anders machen, und sie war jetzt immerhin eine verheiratete Frau, die hier in Rom mehr als genug neue Aufgaben zu bewältigen hatte.


    "Ich werde dann mal lieber wieder gehen." Im Augenblick hatte Serrana sogar den Drang zu Weinen einigermaßen unter Kontrolle, vielleicht würde sie es ja sogar einigermaßen souverän wieder aus dem Haus hinaus schaffen. "Wenn ihr noch packen müsst, habt ihr noch jede Menge zu tun, da würde ich nur im Weg herum stehen." Mit etwas Glück war Sedulus noch gar nicht aufgestanden, und sie konnte sich wieder zurück an seine Seite stehlen, um noch ein wenig zu schlafen. Müde genug war sie auf jeden Fall, vielleicht war es doch zu früh am Tag gewesen um aufzustehen und ohne Frühstück durch die halbe Stadt zu laufen.

  • Wie von ihrem Bruder befohlen kam Valentina etwas näher und reichte der Freundin der Familie die Hand während sie ihr höflich zunickte. Sie hatte sie bei der Hochzeit gesehen, ja. Und ihr war auch zugetragen worden, dass sie ebenfalls eine Braut war. Aber wirklich kennengelernt hatte Valentina sie nicht. "Es freut mich deine Bekanntschaft zu machen." Nocheinmal nickte sie höflich und stellte sich dann wieder etwas an den Rand. Hier mussten noch einige Tränen getrocknet und einiges Gepäck verstaut werden. Valentina war erfüllt von der Vorfreude endlich wieder zu Lupus zu kommen.

  • "Auf ein baldiges Wiedersehen, Serrana. Und hab Dank, daß Du hergekommen bist." Valerian verabschiedete sich herzlich von der Freundin seiner Frau. Es war wirklich ungewöhnlich lieb von ihr, sich so früh auf den Weg hierher zu machen.


    Gerührt lächelte er über Melinas Eifer. Wie sie sich freute! Er hätte gar nicht gedacht, daß sie so sehr an ihnen hing, so konnte man sich täuschen. "Melina, da wir jetzt leider los müssen, werden die Sklaven Dir helfen. Sie kennen sich aus und werden schon an alles denken." Er nahm sie sanft bei den Schultern. "Gerne würde ich Dich jetzt schon mitnehmen. Aber das geht leider nicht, denn wir können nicht länger warten, wenn wir die erste Tagesetappe schaffen wollen. Ich werde erwartet und darf mir nicht zu viel Zeit lassen mit der Reise. Folge uns mit den Wagen und paß gut auf unsere Sachen auf, ja? Ich freue mich, daß Du mitkommst. Und vergiß nicht, Sermo einen Brief zu senden, er wäre sonst zu Recht zornig."

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