atrium | Aurelischer Besuch

  • Davon in Kenntnis gesetzt, schritt der Consul gemächlichen Schrittes in Richtung des Atriums. Gerade hatte er einige Briefe aufgegeben und Liktoren beauftragt einzelne Magistrate mit persönlichen Nachrichten aufzusuchen. Da der Termin schon vorab festgesetzt wurde, hatte er also genug Zeit.


    "Salvete!", begrüßte er die beiden Männer knapp und ging auf den Senator zu.
    "Senator Aurelius, schön dich in meinem Hause brgrüßen zu dürfen.", und dann zu seinem Begleiter: "Aurelius, es freut mich auch dich heute zu sehen."
    Floskeln, welchen die beiden Männer wohl keine tiefe Bedeutung würden zumessen - schließlich hätte er es selbst so getan. Mit einer Geste bedeutete er den Beiden sich niederzusetzen auf die Klinen, welche in einer Gruppe im Atrium standen.
    "Wollt ihr etwas trinken?", erkundigte er sich und gab mit einem Wink dem Mundschenk zu verstehen, dass dieser gleich etwas zu tun haben würde.

  • Es hatte Sextus nichts ausgemacht, den kurzen Weg hierher zu gehen. Er war jung und kräftig. Höchstens hatte er etwas Bedenken wegen seiner feierlichen Toga, die er zu diesem Treffen extra angelegt hatte. Doch hier waren die Straßen sauber, so dass er so blütenweiß ankam, wie er losgegangen war.
    Von dem Sklaven hereingebracht blieb Sextus auch zunächst einmal stehen und sah sich kurz im Raum um. Doch, man merkte durchaus, dass auch die Flavier dem Patriziat angehörten. Vielleicht hatte sein Vater doch gar nicht so schlecht gehandelt, auf das Angebot von Flavius Aetius eingegangen war. Wobei seine künftige Braut bei seinem Glück vermutlich schielte und einen Buckel hatte. Was aber im Endeffekt auch egal wäre, ging es doch um Politik.


    Sie mussten nicht lange warten, bis der Consul eintrag. Sextus erwiderte die Begrüßung mit angemessener Ruhe. “Consul Flavius, die Freude liegt ganz auf meiner Seite. Vielmehr muss ich dir für deine Zeit danken.“ Mehr sagte er erst einmal nicht. Immerhin war er hier der Neuling im Raum, während sein Vetter und der Flavier Senatoren waren, die ihren Wert nicht mehr erst beweisen mussten. Sextus war nicht so vorwitzig, sein Maul vorschnell aufzureißen. Auch wenn ihm sein Stand hier in Rom nicht behagte, war er sich dessen sehr wohl bewusst. Corvinus sollte ruhig das Gespräch einleiten, ehe er es übernehmen würde. Aber alles zu seiner Zeit.
    Ebenso hielt er es bei der Frage nach den Getränken. Abzulehnen wäre wohl unhöflich, aber auch hier wartete er erst auf seinen Vetter und schloss sich diesem dann an, als dieser sich entschieden hatte. Geschlossenheit war ebenfalls eine feine und einfache Sache, die das Leben doch erheblich einfacher machen konnte.

  • Ich schwieg, während wir warteten. Viel Zeit verging jedoch nicht, bis Furianus erschien. Ich wollte eben etwas auf seine Begrüßung erwidern, als Sextus mir zuvor kam. Ein wenig irritierte mich dies schon, und ich konnte mich nicht recht entscheiden, ob es jugendliche Ungeduld war oder der Versuch, großes Selbstbewusstsein zur Schau zur stellen, dass er derjenige war, der zuerst dankte. Ich schob die Initiative auf letzteren Umstand, überspielte den Moment mit einem angedeuteten Lächeln und erwiderte schlicht: "Dem kann ich mich nur anschließen." Dem Wink hin zur Gemütlichkeit der flavischen Liegen folgte ich nur zu gern und ließ mich auf einer der Liegen nieder. "Verdünnten Wein", instruierte ich den aufmerksamen Sklaven.


    "Ich hoffe, die Deinen befinden sich wohl? Es freut mich, dass es so kurzfristig geklappt hat." Immerhin war der Flavius erst wenige Tage im Amt. Ob ich hier einen Bonus durch meine Frau erhalten hatte, konnte ich nicht abschätzen. "Meinen herzlichen Glückwunsch zur Wahl, Flavius." Die Konkurrenz war zudem nicht unbedingt stark gewesen, und so hatte es zumindest mich nicht groß verwundert, dass Furianus mit seinem Kollegen die Wahl für sich entschieden hatte. Ich tauschte einen kurzen Blick mit Lupus. "Ich darf dir meinen Verwandten, Sextus Lupus, vorstellen? Wir haben um diesen Termin gebeten, da er der Politik zugeneigt ist und sein Vater und ich es als wichtig erachten, zuvor entsprechende Erfahrung zu sammeln. Dabei dachte ich an dich, Flavius, denn wo könnte er mehr lernen, wenn nicht beim amtierenden consul?" Ich wandte nach einer kurzen Pause nun wieder Lupus den Blick zu. Sollte er nun das Ruder in die Hand nehmen. An entsprechender Stelle würde ich nochmals bekräftigen, dass ich Lupus empfahl. Anschließend nahm ich meinen Wein entgegen und nippte daran, abwartend. Es blieb zu hoffen, dass wir die ersten waren, die mit diesem Anliegen den Flavier aufsuchten.

  • Der Flavier nickte als Antwort auf die Höflichkeitsfloskeln der Aurelier und bemerkte selbt, dass der Jüngere und Unbedeutendere durchaus vorgeprescht war. Da Corvinus ihn kaum vor Furianus würde mäßigen können, entwich dem Flavier ein leichtes Lächeln, nachdem Corvinus sich dem Jüngeren hatte angeschlossen.
    Wieder die Oberhand führend, nahmen die Sklaven die Wünsche des Senators und seines Begleiters sofort an und sputeten in die Küche, um die gewünschten Getränke vorzubereiten.


    "Die Familie ist wohlauf, danke. Lediglich meine Gemahlin klagt über neuerdings auftretende Rückenschmerzen.", antwortete er ruhig. Die Familie hätte sich auch in einem Zwist oder alle an einer schweren Krankheit laborierend befunden - der Consul hätte nichts anderes behauptet als eben gerade.
    Der Familie hatte es, zumindest nach außen hin, immer gut zu gehen. Alles andere würde man schnell als schwächelnde Phase auslegen können, wobei, wenn der Flavier ehrlich war, viele aus seinem Geschlecht kränkelnd und schwach waren, er inbegriffen.
    Und die Rückenschmerzen seiner Gemahlin waren die Folge ihres glücklichen Umstandes. Der Bauch wurde zusehends runder und fülliger.
    Den Glückwunsch nahm der Flavier mit einem freundlichen Nicken entgegen, als das Gespräch auf den Jungen gerichtet wurde. Natürlich hatte der Flavier Erkundungen schon vorab einholen können, so dass der Name ihm kein Unbekannter war, doch so recht viel konnte ihm sein Nomenclator auch nicht erzählen. So hörte er mit ehrlicher Aufmerksamkeit zu und nickte ab und dann.
    Man wollte ihn also beim Consul höchstselbst in die Lehre schicken. Ein guter Schritt und auch nicht der einzige, in diesen Tagen. Herennius hatte ihm schon gestern im Senat einen entsprechenden Wink gegeben, nachdem er ihn nach der Sitzung hatte abfangen können.
    "Ich verstehe.", kommentierte der Flavier den Annäherungsversuch und blickte dem jungen Lupus in die Augen. Nun konnte dieser sich äußern, während Flavius Furianus überlegen konnte, ob nun der Mann oder das Amt für die Aurelier ausschlaggebend für diesen Besuch waren.

  • Auch Sextus setzte sich, als er dazu aufgefordert wurde. Die Toga ließ dabei nur eine würdevolle Haltung zu, auch wenn ihm auch sonst nie eingefallen wäre, sich bequem hinzulümmeln. Ebenso wie Corvinus gab er dem Sklaven einen Wink, der andeutete, das er dasselbe nahm. Allerdings rührte er den Becher vorerst nicht an, sondern ließ ihn einfach bei sich stehen.
    Corvinus kam auch sogleich auf den Grund ihres Hierseins zu sprechen, und Sextus gab sich aufgeschlossen, aber ruhig. Als der Consul dann aber nur sehr knapp reagierte, zuckte es ganz kurz um seinen Mundwinkel. Keine Frage, nur ein durchdringender Blick. Warum sollte es auch einfach gehen? Aber schließlich war er ja hier, um sich zu verkaufen, und er war auch nicht unvorbereitet hierher gekommen.
    “Wenn du erlaubst, würde ich dir meine Bitte gerne näher erläutern.“ Sextus verzichtete auf Lächeln oder anderen Schnickschnack, der der Damenwelt vorbehalten war. Furianus würde sich kaum mit einem Kompliment zu seinem Haar aus dem Takt bringen lassen, und übermäßige Freundlichkeit würde nur als Schwäche und Schleimerei abgetan werden. Wozu also Atem daran verschwenden?
    Er wartete auf ein Zeichen des Einverständnisses des Flaviers, und begann dann ruhig und sachlich. “Wie mein Vetter bereits erwähnt hat, ist es sowohl der Wunsch meines Vaters als auch der meine, hier eine politische Laufbahn anzustreben. Allerdings bin ich mir sehr bewusst, dass ich hier bis auf den Namen meiner Familie nichts vorzuweisen habe. Meine Bildung erfolgte bislang in Achaia, in Rom bin ich erst wenige Wochen.“
    Soviel zum Vorgeplänkel, nun zum Hauptteil. “Die Flavier und die Aurelier unterhalten schon lange für beide Seiten gewinnbringende Verbindungen miteinander. Mein Vetter hier ist mit einer Flavia verheiratet, meine Tante mit einem Flavius. Ich weiß nicht, inwiefern du unterrichtet bist, aber mein Vater steht ebenfalls in Verhandlungen mit einem Mitglied deiner ehrenwerten Gens.“ Auch wenn Sextus eigentlich nicht darüber hatte sprechen wollen, diese Karte war zu gut, um sie nicht zu spielen. “Von daher war es der logischste Beschluss, zu dir zu kommen. Zumal du das ehrenvolle Amt des Consuls inne hast. Wo sonst könnte ich so viel lernen, wie bei dir, wo sonst tiefere Einblicke finden?“ Einen Moment ließ er diese Fragen im Raum stehen, ehe weitersprach. “Sicher hast du Fragen zu meiner Eignung. Immerhin ist es deine Zeit, die ich in Beschlag nehmen würde. Mein Studium bislang ist rein akademischer Natur. In Athen lernte ich die Philosophie und die Theorien des Staatswesens, allerdings fehlt mir wie bereits angemerkt jedwede Praxis. Doch ich lerne schnell. Glaube mir, ich möchte wohl ebenso wenig wie du kostbare Zeit verschwenden.“
    Sextus überlegte, ob er noch weiter sprechen sollte, entschied sich dann aber dagegen. Zum einen wollte er nicht sämtliche Munition zu Anfang verfeuern, und zum anderen wollte er den Flavier überzeugen, nicht überreden. Und das gebot, dass er auch die Chance hatte, auf das Gesagte zu reagieren, und nicht ihn totzureden.

  • Der Flavier vergrub sich in seine Gedanken und ließ nicht zu, dass man in seinem Gesicht las. Zu geübt schien ihm dafür sein Gegenüber, der Senator, und den jungen Aureliern wollte er noch für gewisse Zeit im Unklaren belassen.
    Ab und an schlug er merklich mit dem Lidern und nickte zweimal zu der kleinen Vorstellung des Lupus. Dass der junge Aurelier die Philosophien und das Staatswesen kennen gelernt hatte, war eigentlich eine Errungenschaft, die jeder Zögling aus weitestgehend gutem Hause aufzuweisen hatte.
    "Da du in Achaia gelehrt wurdest, bist du sicherlich auch des Griechischen mächtig und hast Rhetorikstunden genossen, nehme ich an?", vergewisserte er sich dennoch. Es war sehr viel Verwaltungsarbeit seit den Tagen seiner Agitation und es schien auch nicht abzuebben. Ein eifriger Mann war da eine helfende Hand.
    Und weil es dem Flavier nicht reichte, er das politische Talent ein wenig rauszukitzeln vermochte und sich nicht auf die strebsamen Jahre alleine berief - schließlich wusste man nie, ob der Junge in Achaia hinter Schriften saß oder der Theke, das kannte der Flavier schließlich auch selbst.
    "Nun, ich würde vorab, ehe ich mir ein Urteil darüber bilde, eine kleine Frage stellen. Ein wenig möchte ich deinen Kopf ja auch beschäftigen.
    Wie würdest du die von mir vorgeschlagene Agrarreform bewerten, insbesondere im Hinblick auf den Vorwurf sie entspräche nicht dem römischen Wesen an sich?"

    Und hierbei wollte der Flavier nicht nur die jetzigen Standpunkte aufgelistet hören, schließlich kannte er sie selbst nur zu gut, sondern auch eine gewisse Reflexion auf die Gracchen und selbst Caius Iulius Caesar, während seiner Diktatur. Ein wenig römische Geschichte sollte der junge Aurelier ja kennen.

  • Die Frage nach seinen Kenntnissen in Griechisch und der Rhetorik war schon fast verwunderlich. “Natürlich“, erwiderte Sextus nur knapp. Wie konnte man in Athen studieren und dem entkommen? So sehr sein Vater sich auch aus dem öffentlichen Leben zurückgezogen hatte, er hatte dennoch auf eine umfängliche Bildung seiner Söhne bestanden.
    Die zweite Frage dann war doch etwas kniffliger. Sextus hatte sich die Sache hier deutlich einfacher vorgestellt. Vor allem hatte er keine Ahnung, was der Consul hören wollte. War er empfänglich für Schmeichelei, tat er sie als Speichelleckerei ab? Wollte er eine ehrliche Meinung, oder eine Bestätigung, dass er im Recht war? Ein falsches Wort konnte jetzt viel zerstören. Sextus lehnte sich auf seiner Liege etwas zurück und nahm nun doch einen Schluck wein. Er überlegte, ruhig, gelassen. Vorschnelle Antworten waren nicht seine Art. Und er merkte, dass er Corvinus hätte besser ausquetschen sollen über den Charakter des Consuls. Da wären nun einige Informationen recht nützlich gewesen.
    “Unrömisch....“ fing er schließlich an und ließ das Wort einen Moment betont zwischen ihnen stehen. “Da stellt sich die Frage, ob es dem römischen Wesen eher entspricht, wenn einige Großgrundbesitzer das Land für sich beanspruchen und die Veteranen, die für Rom gekämpft haben und die Kleinbauern, von denen wir auch leben und die einen nicht unerheblichen Teil unserer Bevölkerung ausmachen, kein Land bekommen können, weil der ager publicus nicht weiter privatisiert werden kann.“ Sextus nahm einen weiteren Schluck, um eine kleine Redepause zu erschaffen und seine Gedanken noch einmal zu ordnen. “Was nun deine Reform angeht – ich muss zugeben, ich bin nicht mit allen Einzelheiten vertraut. Sie erinnert etwas an die Lex Sepronia agraria der Gracchen. Und auch bei dir war nach meinen Informationen der Widerstand der Senatoren groß. Das Gesetz auf den Weg zu bringen wird wohl ebenso schwer werden wie damals – wobei ich dir nicht unterstellen möchte, auf solche verfassungswidrigen Mittel zurückzugreifen.“ Sextus hob sofort beschwichtigend die Hand. “Aber ich denke nicht, dass die, die viel Land besitzen, davon freiwillig auch nur einen digitus hergeben. Vor allem, da einige sehr viel Land verlieren würden. Wenngleich du auch zu jenen gehörst, die mehr als den von dir vorgeschlagenen Census besitzen, denke ich nicht, dass das deinen Kritikern genügen wird. Und sie werden wohl jedes Mittel einsetzen, das ihnen zur Verfügung steht. Die Kunst wird also sein, einen Weg zu finden, dass sie das Gesetz nicht verschleppen oder aushebeln, oder du wie die Gracchen von deinen Gegnern erschlagen wirst.“ Letzteres war vielleicht eine heftige Unterstellung, aber der Flavier wäre nicht der erste, dem im Senat ein Dolch zwischen die Rippen gejagt wurde. Und verzweifelte Menschen ergriffen verzweifelte Maßnahmen. Nicht dass Sextus gegen diese irgendetwas einzuwenden hätte, aber das musste er dem Consul auch nicht auf die Nase binden.
    “Insgesamt aber stimme ich dir zu, dass eine Agrarreform nötig ist. Denn meiner Ansicht nach gibt es nichts unrömischeres, als Männern, die Rom gedient haben, ihre Versorgung nach der Dienstzeit zu verwehren, nur damit einige andere Steuern sparen.“
    Sextus lehnte sich wieder leicht zurück. Er wusste nicht, ob das die Antwort war, die Furianus hören wollte. Und es hinterließ einen schlechten Geschmack in seinem Mund, die Begebenheit hier nicht nach seinem Gutdünken lenken zu können. Aber diese Gelegenheit hier war zu gut, um sie mit Arroganz zu vertun.

  • Ich war zufrieden. Lupus zeigte nicht nur deutlich, dass seine Zeit in Griechenland nicht vertan war, sondern brachte seine eigenen Gedanken und Überlegungen in die Antwort ein - eine Antwort, die auch mir zusagte. Ich begnügte mich derweil, am Wein zu nippen und den beiden zuzuhören. Furianus gab sich undurchsichtig, was gewiss ein formidabler Schachzug war, um den jungen Mann ein wenig mehr anzuspornen. Und Lupus hatte seinerseits am Rande erwähnt, dass es vielfältige Beziehungen zwischen Aureliern und Flaviern gab. Alles in allem versprach die Situation, interessant zu bleiben, denn interessant war sie bereits. Ich musterte den Flavius und wartete auf dessen Erwiderung. Lupus hatte Sympathie bekundet, jedoch den Honiglöffel stecken gelassen.

  • Der Flavier hörte ruhig zu, und auch wenn er den historischen Abriss nicht erwähnte, welchen der Flavier doch gerne gehört hätte, war diese Argumentationsweise schlüssig. Und vor allem auch nicht einseitig, nicht übertrieben schmeichelhaft, sondern recht durchdacht und ehrlich.


    "Danke, eine sehr interessante Auffassung.", sagte er daher unscheinbar im Anschluss und blickte wieder zu Corvinus.
    "Wäre denn Senator Aurelius Corvinus bei einer etwaigen Abstimmung gleicher Meinung?"
    Schließlich war der Aurelier schon einmal hier und da konnte man abtasten, inwieweit ihn Furianus richtig einschätzte.


    Die Entscheidung den jungen Aurelius betreffend wurde bereits getroffen - sie musste nur richtig ausformuliert werden und dies geschah erst am Ende.

  • Ich fixierte einen Moment den Blick des Flavius und ersann eine Formulierung. Seine Frage an sich musste eine Farce sein, schoss es mir durch den Kopf, denn wie könnte ich nun hier sitzen und ablehnen, selbst wenn es das wäre, was ich wollte? Es wäre nicht nur ein schnelles Ende für die potentielle Tätigkeit Lupus' gewesen, sondern auch ein Knacks in der Beziehung zwischen unseren Familien. Immerhin war meine Frau eine Flavia, Lupus würde eine Flavia ehelichen, und die Götter allein wussten, ob dieser Piso seine Griffel bei sich würde halten können, wenn es um meine Prisca ging. Ein wenig verwunderte mich daher Furianus' direkter Vorstoß, ebenso wie ich seine für mich offensichtliche Fähigkeit bewunderte, mich in diesem Moment zu durchschauen - ich hätte zwar niemals meine Stimme versagt, doch wäre es mir vermutlich nicht gänzlich gelungen, mein Missfallen zu unterdrücken, wäre ich gegen diese angestrebte Reform gewesen. "Meiner Familie war das Militär stets wichtig, consul Flavius. Selbst heute noch, wo es nicht mehr vonnöten ist, abolvieren die Sprösslinge der Aurelier Militärtribunate, um die Ahnen zu ehren und die Traditionen hoch zu halten. Allein aus diesem Grund würde ich einem altgedienten Veteranen nicht versagen, sich seinen Lebensabend zu sichern. Land ist knapp dieser Tage, und dein Vorschlag kann hier Abhilfe schaffen. Meine Familie mag nur im Mittelfeld liegen, was den Landbesitz angeht, doch: Ja, ich wäre bei einer etwaigen Abstimmung derseben Meinung wie mein junger Vetter hier." Ich machte eine kleine Kunstpause. "Was jedoch kaum etwas daran ändern wird, dass gerade diejenigen, die sich lieber auf den hart erkämpften Lorbeeren anderer ausruhen und diejenigen, welche die meisten Besitztümer anhäufen und am wenigsten von dieser Neuerung profitieren würden, dagegen stimmen werden." Mit anderen Worten die Riege der Matinier und Germanicer. Es waren eben nicht immer nur die Patrizier, die uneinsichtig waren, auch wenn man dies oft und gern so darstellte.

  • Der Flavier nickte gutmütig, als Corvinus sich auf seine Seite stellte. Das war schon vorab kein schlechter Anfang und er würde die politischen Hintertüren nutzen, um seinen Vorschlag doch noch durchführbar zu machen. Schließlich war es bezeichnend, dass ein Patrizier für eine Maßnahme stimmte, derer sich doch die ehemals Popularen zu bedienen schienen.
    "Es stimmt mich zuversichtlich, wenn auch du, Senator Aurelius, die Erfordernis hinter meinem Vorschlag siehst.", und dann wollte er auch nicht mehr zu dieser Thematik sagen, blickte dann ebenso gutmütig zu dem jüngeren Aurelius und nickte leicht.
    "Nun gut, dann sehen wir uns morgen nach der Salutatio meiner Klienten, Aurelius.
    Ich hoffe, dass du von mir lernen kannst."
    , und damit war der Grund des aurelischen Besuches mit einer positiven Resonanz beendet worden. Einen guten Sekretär hatte der Flavier zwar nicht dringend nötig, doch eine helfende Hand sollte man nie ausschlagen - vor allem nicht eine, welche von grundauf motiviert war und nicht nur dann, wenn die Sesterzen erklangen.

  • Die erste Lektion in Sachen Politik erhielt Sextus schon, bevor er noch die Zustimmung des Flaviers hatte. Bringe deinen Kontrahenten in eine Lage, in der er tun muss, was immer du willst, oder aber ein beträchtliches Risiko eingeht. Zwar war diese Lektion nicht wirklich neu, aber es war doch fast schon amüsant, es so vorgeführt zu bekommen. Corvinus antwortete möglichst neutral. Natürlich, immerhin musste er zumindest den Schein wahren, dass sie beide hier die Bittsteller waren. Dennoch musste Sextus anerkennen, wie geschickt der Flavier ihm so ein halbes Versprechen für seinen Antrag abgerungen hatte.


    Als der Flavier dann endlich seine Zusage explizit aussprach, gestattete Sextus sich doch ein ganz leichtes Lächeln. Er hatte nicht wirklich daran gezweifelt, dass der Flavier ihn nehmen würde, aber ein klein wenig Erleichterung machte sich nun doch breit. Und man durfte sich auch in gegebenem Maße mal über eine günstige Fügung freuen. Zumindest ein klein wenig.
    “Ich bin mir sicher, dass ich viel lernen kann. Hab Dank, Consul Flavius.“
    So, er hatte, was er wollte. Allerdings wollte er weder den Eindruck erwecken, es wäre ihm nur darum gegangen, noch wollte er hastig wirken. Daher überließ er seinem Vetter, dem es vom Rang her ohnehin zustand, das Gespräch noch weiterzuführen, oder aber sich zu verabschieden. Er selbst gab sich bescheiden, während seine Gedanken schon in naher Zukunft waren. Vielleicht ergab sich ja die Gelegenheit, im Dienst des Consuls schon durch die eine oder andere Tat von sich reden zu machen, so dass er bei der nächsten oder übernächsten Wahl schon teilnehmen konnte. Das brächte ihm auch einen besseren Stand bei den Hochzeitsverhandlungen, folglich eine größere Mitgift. Und darüber hinaus ebnete es ihm den Weg zu weiterer Macht. Ja, Sextus war durchaus zufrieden im Moment.

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