officium TAU | Die verschollene Sklavin

  • Sim-Off:

    Dies dürfte noch vor der Ernennung zum Legaten stattfinden, da Caelyn ja nur wenige Tage abwesen war, oder?




    Ein wenig irritiert blickte Ursus auf. Um diese Zeit wurde er eher selten gestört. Quintilius Sermo. Dieser Name sagte ihm nichts. Aber vermutlich war es ein Verwandter des Quintiliers, der neulich gemeinsam mit Sedulus geheiratet hatte. "Führe ihn zu mir. Danke, Lysandra." Warum diese Sklavin den Besucher empfangen hatte, wunderte ihn nur kurz. Vermutlich hatte Leone sich vertreten lassen, weil er mal zur Latrine war oder so. Interessanter war schon die Überlegung, was Sermo ihm bringen wollte.







  • Sim-Off:

    Genau. :) Ungefähr zwei Wochen nach der Hochzeit. ;)


    Und wieder spürte ich die Hand in meinem Rücken, die mich vorwärts schob, direkt in Ursus´ Büro hinein. Mannomann, wie´s mir vor diesem Augenblick gegraut hatte! Und dann auch noch diese blöde Hand, die mich hinein drängte! Am liebsten wäre ich rumgefahren und hätte Sermo meine Meinung gesteckt, damit er endlich damit aufhörte. Aber ich wusste, das hier war gerade nicht der richtige Augenblick, um noch irgendwelche Ansprüche zu stellen. Also ließ ich mich weiter schieben, bis ich mitten im officium stand.
    Ganz kurz nur blickte ich auf, sagen konnte ich nix. Nicht mal salve, oder so was. Meine Gewissensbisse, dich ich hatte und die mich jetzt enorm quälten, auch wenn ich die ganze Zeit davon überzeugt gewesen war, was ich gemacht hatte, waren so stark, dass mein Blick nicht länger stand hielt. Ich hoffte nur, alles würde jetzt nur noch schnell gehen, damit ich hier wieder raus kam. Ursus war garantiert wütend auf mich. Da hatte er auch allen Grund dazu.
    Ich hätte ja zu gerne gewusst, wann genau er mitgekriegt hatte, dass ich weg war. Vielleicht war´s ihm ja nicht mal selbst aufgefallen, sondern irgend ´nem Sklaven, der nach mir gefragt hatte.

  • [Blockierte Grafik: http://i687.photobucket.com/albums/vv232/Aine_photos/Lysandra1.jpg] |Lysandra


    “Natürlich, dominus!” Lysandra trat bei Seite und ließ dann den Gast und die entlaufenen Sklavin eintreten. Es fiel ihr gar nicht leicht, ihre Neugierde zu zügeln. Zu gern würde sie jetzt Mäuschen spielen… einfach nur um zu erfahren, warum die Sklavin weg gelaufen war. Kurz sah sie sich unauffällig im Gang um. Eine Vase musste dringend mit neuen Blumen gefüllt werden. Und diese stand auch noch sehr nahe am Büro. Umso besser. Es würde also nicht auffallen, wenn sie lauschte. Lysandra eilte davon um Blumen zu holen.

  • Letztendlich wurden Sermo und Caelyn eingelassen und auch zum Aurelius vorgeführt. Den Mann begrüßte der Quintilius in respektvollem Tonfall. "Ich grüße dich, Senator Aurelius. Ich bin Iullus Quintilius Sermo. Es ist mir eine Ehre dich kennen zu lernen." Mehr sagte er zunächst nicht. Erstens, um die Neugierde des Senators anzuheizen. Zweitens, um nicht in unhöfliches Plappern zu verfallen. Drittens, weil Caelyn ihm gerade sowieso auf dem Fuß folgte und es wohl nur wenige Augenblicke dauern würde, bis der Aurelius die Sklavin erkennen würde.

  • Ursus erkannte Caelyn sofort, als sie eintrat, wandte aber gleich wieder den Blick von ihr. Natürlich war er froh zu sehen, daß sie gesund und unversehrt war. Doch allzu leicht machen wollte er es ihr auch nicht. Sie war davongelaufen. Sie hatte sämtliche Versprechen gebrochen, die sie so inniglich gegeben hatte. Sie hatte ihn bitterlich enttäuscht.


    "Salve, Quintilius. Es ist mir ebenfalls eine Ehre, Dich kennenzulernen. Wobei ich glaube, daß wir uns auf der Hochzeit meines Freundes Germanicus Sedulus gesehen haben. Der zweite Bräutigam ist einer Deiner Verwandten, nicht wahr? Setz Dich doch bitte. Darf ich Dir etwas zu trinken anbieten?"


    Und nein, er bot Caelyn nichts dergleichen an. Dabei ignorierte er den Stich, den diese Grobheit seinem eigenen Herzen versetzte. Eigentlich wollte er gar nicht gemein zu ihr sein. Eigentlich wollte er sie in den Arm nehmen und sie freundlich fragen, was denn los war und was denn so schlimm sein konnte, daß sie fortlief. Aber vor Sermo erschien ihm so etwas wie eine Schwäche. Und als Senator durfte man schließlich nicht schwach sein.




  • Er nahm den Platz gerne an und erwiderte: "Richtig, Quintilius Valerian ist mein Vetter. Dankesehr." Wollte er etwas zu trinken? Nein, eher nicht. Aber abzulehnen war unhöflich, also sagte er: "Danke, etwas gut verdünnten Wein bitte." Sermo merkte natürlich, dass der Aurelius seine Sklavin kurz ansah, doch wirkliche Beachtung schien er ihr nicht schenken zu wollen. Entweder hatte er Glück und dem Aurelius war die Göre egal, oder der Senator strafte Caelyn zunächst mit Missachtung. Jedenfalls wollte Sermo in diesem Fall - wie des öfteren - nicht lange um den heißen Brei herumreden und eröffnete seinem Gegenüber daher recht bald, warum er hier war. "Senator, wie du dir vielleicht vorstellen kannst bin ich nicht einfach nur zum Plaudern hergekommen, denn dazu hat ein Mann deines Amtes gewiss nicht die Zeit. Ich bin hier, um dir etwas zurückzugeben, das dir gehört." Er deutete über seine Schulter auf die Sklavin, ohne sie jedoch anzusehen. "Diese Sklavin ist zufällig in meinen Besitz gelangt, nachdem sie auf deinem Brautzug verschütt ging." Er verzog sein Gesicht zu einem leichten Schmunzeln, wobei er jedoch auch die Stirn runzelte, was merkwürdig aussehen mochte. Dabei unterdrückte er jedoch nur ein Grinsen, denn seine Worte umschrieben die Nacht und die Tage nach der Hochzeit nur ziemlich grob und unvollständig.
    "Nun, ich halte es jedenfalls für meine Pflicht, dir dein Eigentum wieder zukommen zu lassen, sofern du sie denn wiederhaben möchtest." Nach dem letzten Halbsatz ließ er eine kurze Pause, dann setzte er jedoch hinzu: "Sofern du sie denn überhaupt noch willst..."

  • Cimon hatte nicht mitbekommen, wer da gekommen war. Doch offensichtlich hatte sein Herr einen Gast. So kümmerte der Nubier sich rasch um eine gute Auswahl an Kleinigkeiten. Dabei waren Oliven, sehr frisches Brot und ein wenig Käse. Für alle Fälle auch etwas Obst. Dazu eine Karaffe mit Wasser und eine Mit Wein. Auch Saft, für den Fall, das es dem Gast grade nicht nach Wein gelüsten mochte.
    Um alles zu tragen half ihm ein weiterer Sklave, dem er aber die Anweisung gab, nach dem hineinbringen sich umgehend wieder zurück zu ziehen. Natürlich blieb er dabei ruhig und ausgesprochen höflich. Der Nubier wollte es seinem Herren so perfekt wie möglich gestalten. Denn ein Gast durfte weder warten noch den Eindruck von unerzogenen Sklaven bekommen.


    Wie gewohnt klopfte er in dem ihm eigenen Rythmus kurz ein. Da nicht umgehend eine Verneinung folgte, trat Cimon ein. Zuerst hatte er keinen Blick für die Gäste, der über ein ergebenes Kopfnicken hinaus ging. Natürlich begrüßte er zunächst seinen Herren mit einem sehr untergebenen Kopfneigen.


    "Dominus Ursus."


    Ihm ging es nichts an, mit wem sein Herr hier sprach.
    Nachdem die Getränke auf einem kleinen Tisch abgestellt waren, machte sich Cimon daran die Becher zu füllen. Die Kleinigkeiten kamen auf den Schreibtisch, sodass sie nicht stören würden und doch gut zu erreichen waren.
    Der Wein war eine leichte Mischung, die oft verlangt wurde. Dabei sah er fragend auf. Vieleicht gab es noch weitere Wünsche.... dann sah er sie. ...
    Seine Hände zitterten und er erstarrte in jeder Bewegung.

  • Logisch, Ursus strafte mich erst mal mit Verachtung. Er wusste genau, wie er mein schlechtes Gewissen noch steigern konnte. Aber mir machte es nix mehr aus, dass ich für ihn Luft war. Ob er sich überhaupt denken konnte, warum ich abgehauen war? Wahrscheinlich nicht. Er hatte sich so verändert, seitdem ich wieder zurück war.
    Aber sollte er mich doch ignorieren! Trotzdem war´s n´scheiß Gefühl!
    Ich blieb stehen, wie bestellt und nicht abgeholt, als Ursus und Sermo sich setzten und oberflächliche Förmlichkeiten auszutauschen begannen. Ich hörte gar nicht richtig zu. Noch war es nur langweiliges Gesülze, was mich nicht besonders interessierte.
    Und als Ursus dann Sermo etwas zu trinken anbot, war es nicht ich, den er losschickte, etwas zu holen.
    Sermo nannte mich Eigentum, als wäre ich n´Stück Holz oder so was. Mich interessierte nur, ob Ursus mich nicht sowieso los werden wollte, jetzt nachdem ich weggelaufen war und ihn mal wieder enttäuscht hatte.
    Cimon war es schließlich, der die Getränke und einen kleinen Imbiss brachte. Und auch er schien mich nicht wahrzunehmen. Na dann! Mir war´s egal. Heute Abend würde ich mit Sermo nach Hause gehen.

  • Cimon kam mit Getränken und einem Imbiß und bewies damit eindrucksvoll, daß davonlaufende Sklaven im aurelischen Haushalt ganz und gar nicht gewöhnlich waren, sondern eher zuverlässige und fleißige. "Bitte, bedien Dich", bot Ursus freundlich auch von den Speisen an. "Ja, das ist sehr freundlich von Dir, sie zurück zu bringen. Und sicherlich besser, als wenn die Wachen sie aufgegriffen hätten. Natürlich steht Dir ein Finderlohn zu und den sollst Du auch erhalten." Ursus nahm tatsächlich nicht an, daß Sermo eine ungehorsame, diebische, schonmal davongelaufene Sklavin haben wollte. "Ich hoffe, sie hat sich in Deiner Gegenwart ordentlich benommen?", fragte Ursus vorsichtig, denn er mußte ja davon ausgehen, daß sie mal wieder lange Finger gemacht hatte. Und das wäre in der Tat mehr als peinlich.






  • Dankend nahm Sermo etwas von den servierten Kleinigkeiten - die nebenbei ganz dem Standard entsprachen, den er im Hause Aurelia erwartete - und hörte erst einmal was der Senator zu seinem selbstverständlich völlig selbstlosen Verhalten zu sagen hatte. Beiläufig nickte er hier und da, kaute, schluckte und trank einen Schluck vom verdünnten Wein. Auf die Frage des Aurelius hin richtete Sermo sich etwas auf, ordnete kurz seine Gedanken und brachte dann die Worte vor, die er sich zuvor zurechtzulegen versucht hatte.
    "Ich danke dir für deine Großzügigkeit, werter Senator. Sie hat sich wirklich ordentlich benommen, das ist wohl wahr." Was zwar nicht ganz der Wahrheit entsprach, aber weil er sich mit ihr vergnügt hatte, bewahrte er Caelyn gönnerhafterweise vor größerem Schaden. "Mal abgesehen von ihrem... Abhandenkommen während des Brautzuges kann ich keineswegs negative Züge an ihr erkennen." Nach diesem Lob, das mehr dem Herrn für seine gute Erziehung als der Sklavin selbst galt, machte er eine Kustpause und warf auch einen anerkennenden Blick in Caelyns Richtung. Dann setzte er zum Vorstoß an, bevor der Aurelius hier das Gespräch mehr oder weniger abwürgen und ihn auszahlen konnte. "Allerdings möchte ich dir einen Vorschlag unterbreiten, der dich womöglich erstaunen wird. Ich würde gern auf den Finderlohn in Münzform verzichten und ihn mir anders auszahlen lassen." Dabei deutete er dann möglichst beiläufig auf Caelyn und erklärte so gelassen wie möglich: "Ich möchte gern die gerade gebrachte Sklavin von dir erwerben."

  • Ich schaute einfach nicht mehr hin, als sie auch noch zu essen und zu trinken anfingen. Ob ich mich auch gut benommen hätte, fragte Ursus. Pah, hatte der wirklich keine anderen Sorgen, als so was blödes zu fragen?
    Nur weil ich Sermos Antwort darauf hören wollte, schaute ich kurz verstohlen in seine Richtung. Ich war echt mal gespannt, ob er brühwarm von meinem Tritt mit dem Knie erzählte. Nee, das tat er dann doch nicht. Dann wäre Ursus wahrscheinlich ausgerastet.
    Sermo schaute mich kurz an, aber ich blieb ganz cool und verzog keine Miene, auch wenn mir in dem Moment nach Grinsen gewesen war.
    Tja, und dann passierte das, womit Ursus wohl am wenigsten gerechnet hatte. Sermo druckste erst noch ein bisschen rum, nahm aber dann sein Vorhaben in Angriff. Mannomann, der war ja echt gewieft! Der wollte mich, statt ´nem Finderlohn. Der Typ war ganz schön krass drauf! Mit ein wenig Glück kriegte er mich glatt noch umsonst!
    Und nochmal schaute Sermo zu mir. Diesmal aber ging ein leichtes Zucken um meine Mundwinkel.
    Jetzt interessierte mich nur noch, was Ursus dazu sagen würde und ob Sermo damit durchkam. Würde Ursus es tatsächlich fertig bringen, mich einfach so zu verkaufen, oder was noch schlimmer wäre, verschenken? Jetzt würde sich zeigen, ob ich ihm egal war oder nicht. Ich hatte da ja wenig Hoffnung. Er war vielleicht sogar froh, mich auf diese Weise loszuwerden.

  • Noch immer war Cimon recht geschockt. Er versuchte Caelyn nicht anzustarren. Langsam kam ein leichtes Lächeln auf seine Lippen. Da die Freude über ihre Rückkehr überwog. Das Ursus ihm bereits vergeben hatte war wichtig aber längst nicht so wichtig, wie das Wissen das es ihr gut ging. Das sie glaubte, das er sie nicht wahrgenommen hatte hätte ihn vermutlich verletzt, hätte er es geahnt.


    Nun konzentrierte Cimon sich auf die Bewirtung des Gastes und seinem Herren. Dann stellte er sich in den Hintergrund und wartete, ob er noch gebraucht wurde. Sollte ein Becher geleert werden, so würde er diesen füllen, ohne das man ihn daran würde erinnern müssen.
    Als der Mann dann sagte worum es ihm ging wurden Cimons Augen kurz etwas weiter. Rasch hatte der Nubier sich wieder gefunden, sah aber so unauffällig es ging seinen Herren gespannt an. Sein Wunsch...hatte er ihn nun ganz ohne Sinn verloren? Oder würde Ursus ihn umwandeln? Seine Augen suchten auch nach denen von Caelyn. Er versuchte sie aufmunternd anzusehen. So unauffällig es ging, wollte er ihr vermitteln, das alles gut ausgehen würde.

  • Ursus nahm sich ebenfalls einen Becher stark verdünnten Weines, während Sermo berichtete, daß Caelyn sich gut benommen hatte. Das klang schon so unglaublich, daß Ursus unwillkürlich seine Augenbraue hob. Sie hatte nichts gestohlen? Sich nicht unflätig ausgedrückt? Keine impulsiven Dummheiten? Das sah ihr gar nicht ähnlich. "Wann und wo hast Du sie denn eigentlich gefunden?" Und dann konnte der Mann keineswegs negative Züge an ihr entdecken? Hier war etwas faul. Ganz gewaltig faul. Ursus hob den Becher an seine Lippen, um zu trinken, doch es war der ungünstigste aller möglichen Momente. Denn gerade eröffnete Sermo ihm, daß er Caelyn erwerben wollte. Der Schluck geriet in die falsche Röhre und Ursus ganze hochherrschaftliche Beherrschung zerschellte in einem heftigen Hustenanfall. Hatte der wirklich gerade gesagt, er wolle keinen Finderlohn, sondern lieber Caelyn erwerben? Immer noch hustend suchte sein Blick nach Cimons. Ursus wußte, was er versprochen hatte. Und er war eigentlich niemand, der sein Versprechen einfach brach.


    Es dauerte eine kleine Weile, bis Ursus' Husten nachließ und er mit einigen Schlucken kühlen Wassers seine Sprechfähigkeit wiedererlangte. Und nun wandte er sich an Caelyn. "Du weißt, Du hast mich enttäuschst, Caelyn. Sehr sogar. Du hast Dein Wort gebrochen. Und noch nicht einmal ein Wort der Entschuldigung - oder auch nur einen Gruß - hast Du Dir abringen können. Aber ich will mein Wort nicht brechen. Du weißt sehr genau, worauf ich mit Dir hingearbeitet habe. Du weißt, daß Du hier alle nur erdenklichen Chancen hast. Also sage mir, was Du eigentlich willst. Willst Du hier bleiben? Oder möchtest Du das Eigentum dieses Mannes sein? Ob Du bekommst, was Du willst, steht natürlich auf einem anderen Blatt. Aber ich will es wissen, Caelyn. Und überlege Dir die Antwort gut. Und schau mich dabei an, denn ich möchte, daß Du ehrlich bist."




  • Das Unvorhersehbare hatte wie eine Bombe eingeschlagen. Ursus hatte es nicht nur die Sprache verschlagen, er hatte´nen richtig bösen Hustenanfall gekriegt. Er wollte ja gar nicht mehr aufhören zu husten.
    Aber auch bei Cimon hatte sich was getan. Er hatte gemerkt, dass ich auch noch da war. Er sagte zwar nichts zu mir, weil das jetzt sowieso nicht gegangen wäre, aber er lächelte mir sachte zu. Ich verzog nur´n bisschen mein Gesicht, denn ich hatte auch ihm gegenüber noch ´n schlechtes Gewissen, weil ich ihn so reingelegt hatte.
    Aber dann während dem Gespräch, das Ursus und Sermo führten, hörte ich plötzlich meinen Namen. Ursus hatte mich direkt angesprochen. Das was er alles sagte, trug nur noch dazu bei, dass es mir noch schlechter ging. Ein paar Tränen rannen mir die Wangen runter. Mensch, der wusste genau, wie er´s machen musste, um mich runterzuholen! Ich wollte ihm ja sagen, wie leid´s mir tat und dass ich ursprünglich ja gar nicht wirklich abhauen wollte. Dass es doch nur ein blöder Zufall gewesen war und dass es sich irgendwie alles von selbst hochgeschraubt hatte. Mir fielen auf einmal wieder alle möglichen Sachen ein, die wir zusammen gemacht hatten, wie wir zum ersten Mal zusammen in der Stadt waren, wie er mir das Bronzepferdchen gekauft hatte und wie wir dann lukanische Würstchen gegessen hatten. An die eine Nacht, die wir zusammen verbracht hatten. Oder der Tag, an dem ich Mogontiacum meinen Bruder wieder getroffen hatte, den er hatte suchen lassen. Ich erinnerte mich auch wieder als Louan starb und ich hörte Ursus Worte noch, wie er sagte, er würde meinen toten Bruder in die Villa bringen lassen. Dann erinnerte ich mich aber auch, wie er mir immer wieder zu verstehen gab, dass er mich zwar mochte aber niemals lieben könnte, weil zu viel zwischen uns stand. Und dann der Tag, an dem ich von Sardinien wieder zurückgekehrt war und wie schmerzlich mir bewusst worden war, wie sehr sich alles verändert hatte und dass sich nach seiner Hochzeit noch viel mehr ändern würde.
    Jetzt stellte er mich vor die Wahl. Ich sollte mich entscheiden und ihm dabei auch noch in die Augen sehen. Verdammt, das war so schwer! Warum entschied er nicht einfach selbst?
    Ursus oder Sermo! Sermo war doch so nett zu mir gewesen und auch dann noch, als er eigentlich gar keinen Grund mehr dazu hatte. Ich erinnerte mich an das, wovon ich geträumt hatte, als er mich in der Nacht nach der Hochzeit mitgenommen hatte. Wenn ich irgendwann mal die Frau von einem wie Sermo sein konnte, das wär schön! Das war´s doch, was ich wirklich wollte!
    Und Ursus? Er hatte diese Frau geheiratet und deshalb würde sich alles zwischen uns ändern. Das war´s doch, was er mir immer wieder sagen wollte.
    "Es tut mir leid, was ich gemacht hab," begann ich. Jetzt liefen mir noch mehr Tränen die Wangen runter. "Und es tut mir leid, aber ich… ich will mit Sermo geh´n!" Das war meine Entscheidung, die ich hauptsächlich aus Trotz gefällt hatte und die ich ihm jetzt ins Gesicht sagte. Das hatte er jetzt davon!

  • Weinende Frauen! Was konnte es schlimmeres geben? Ursus schüttelte hilflos den Kopf. Diese Frau würde er wohl niemals verstehen. Hatte er ihr nicht alles gegeben? Und noch mehr, hatte er ihr nicht ihre Freiheit in Aussicht gestellt? Und nun wollte sie Sklavin dieses Mannes werden? Was wußte sie denn von ihm? Konnte sie ihm wirklich vertrauen? Aber Caelyn schien sich sicher zu sein, auch wenn Ursus es nicht verstehen konnte. Warum wollte sie das? Warum wählte sie ein schlechteres Leben, als sie es hier hatte?


    Seufzend wandte sich Ursus von Caelyn ab und Cimon zu. "Cimon, Du hast von mir ein Versprechen erhalten. Du hörst aber nun, daß die Wünsche von Caelyn diesem Versprechen entgegen gehen. Möchtest Du Deinen Wunsch nun rückgängig machen?" Sie war es tatsächlich nicht wert, daß ein guter Mensch wie Cimon seinen großen Wunsch für sie verschwendete. Sie wußte das doch gar nicht zu schätzen. Caelyn... nein, er konnte es nicht begreifen, daß sie diesem Quintilier gehören wollte.




  • Es wurde immer schwerer für den Nubier sich zusammenzureißen. Immer wieder zuckten seine Mundwinkel und seine Augenbraue, nur sehr leicht. Er sah hilflos zu Caelyn. Dann hörte er das Husten seines Herren und war zu spät mit seiner Bewegung die in seine Richtung ging. Nur leicht schlug er ihm noch auf den Rücken und sah Ursus fragen an. Aber schnell zog er seinen Arm zurück. Sicher war das gerade unpassend. Ebenso wie seine Augen die Ursus kurz direkt angesehen hatten. Sein Blick ging nieder und er versuchte nun unauffälliger zu sein...zu viele Fehler...viel zu viele Fehler...


    Als Ursus ihn ansprach ruckte sein Kopf zu ihm. Jetzt erst verstand er das, was Caelyn eben gesagt hatte. Überrascht sah er zwischen beiden hin und her. Dann blieb er bei seinem Herren. Wobei der Blick ihn nur kurz streifte und dann leicht tiefer lag, um ihm nicht in die Augen zu schauen. Seine Gedanken rasten. Aber er musste doch ihre Wünsche respektieren. Aber...was bedeutete das alles nur? Warum fragte sein Herr ihn dies nun? Cimon wusste nichts gutes, musste aber antworten. Seine Stimme zitterte kaum, anders wie seine Lippen und die Finger, die er rasch hinter dem Rücken verschwinden ließ.


    "Mein Wunsch, Herr.... er ging offenbar..von falsch eingeschätzten Umständen, meinerseits aus. Bitte verzeih, das ich mich derart geirrt hatte, Dominus Ursus. Meine Wünsche würden niemals gegen jemanden gerichtet sein. Ich..ich wäre dir überaus dankbar, Herr, wenn du mehr auf Caelyn denn auf mich hören würdest."


    Was sagte er da? Und warum so viel? Viel zu unpassend... hilflos sah er nun doch auf, dabei Ursus für einen Moment direkt und verwirrt an. Ergeben neigte sich sein Kopf wieder und er tat einen unterwürfigen Schritt zurück. Dabei achtete er darauf, nicht zu ergeben zu wirken. Nach außen hin musste er doch wirken. Also stellte er sich umgehend danach wieder mit gradem Rücken im Hintergrund auf. Tief durchatmend suchte er nach seiner Ruhe und fand sie im Wissen, das sein Herr ein gerechter Herr war. Sein kurzes Lächeln galt Caelyn. Denn er hoffte das ihre Wünsche für ihr Leben in erfüllung gingen. Wenn nicht Ursus, wer würde es dann schaffen können?

  • Nicht schlecht. Sermo hatte es beinahe geschafft. Der Aurelius ließ ernsthaft seine Sklavin entscheiden, was auf ihn zwar nicht gerade von Autorität zeugte, aber wenn es ihm half konnte ihm das ja egal sein. Dass die Keltin dabei einen Heulanfall bekam, tangierte ihn eher weniger. Dann wurde auch noch der südländische Sklave ins Gespräch eingebunden, worüber Sermo sich noch mehr wunderte. Jedoch blieb er wortlos und ersparte sich jeglichen dummen Kommentar, denn noch hatte er nicht das entgültige Ja vom Aurelius bekommen, dass er Caelyn mit sich nehmen durfte. Als der Sklave seine Aussage getroffen hatte, richtete Sermo seinen Blick auf den Senator, den er nun erwartungsvoll ansah. Bekam er die Göre jetzt oder was?

  • Öhm, Moment mal! Irgendwie ging da gerade was an mir vorbei, was ziemlich großes, wichtiges. War ich im falschen Film, oder was? Was für´n Wunsch? Was für´n Versprechen? War´n wir hier bei Wünsch dir was und ich hatte es noch nicht mitgekriegt? Ich vermutete ja auch schon, das sollte ´ne Verarsche von der Acta Diurna sein, weil da in letzter Zeit eh nix lustiges mehr drin stand.
    Ursus kriegte nicht den erwarteten Wutausbruch, obwohl ich mich wie ´ne elende Kröte benommen hatte. Und aus dem was Cimon noch sagte, wurde ich auch nicht unbedingt schlauer.
    "Wie, wwwas? Was denn für´n Versprechen uuuund was für´n Wunsch?" fragte ich verwirrt und schaute erst Ursus, dann Cimon und schließlich Sermo an. Der allerdings guckte mindestens genauso schlau, wie ich zurück. Na toll! Wie ich das liebte! Wie üblich hatte ich mal wieder nur die Hälfte mitgekriegt. Und das lag sicher nicht nur daran, weil ich vor´n paar Tagen abgehauen war. Klar, seit Cimon da war, gab Ursus ihm den Vorzug. Logisch, der war ja auch die Demut in Person. Ach echt, ich war froh, wenn ich mit Sermo gehen konnte.

  • "Da gibt es nichts zu verzeihen, Cimon. Du konntest dies hier ja nicht vorhersehen." Caelyn erst einmal ignorierend wandte sich Ursus wieder Sermo zu. "Du hast meine , CaFrage nicht beantwortet, Quintilius", stellte er sachlich fest. Er konnte es nicht ausstehen, wenn jemand seine Fragen einfach unter den Tisch fallen ließ, denn nur selten stellte er Fragen ohne gewichtigen Grund. Und einiges an dieser Geschichte war ihm noch sehr unklar.


    "Cimon hat mir vor einiger Zeit einen sehr großen Dienst erwiesen. Dafür gewährte ich ihm einen Wunsch." Die Betonung zeigte schon, daß es nicht nur um den Wunsch nach neuen Schuhen oder ähnliches ging, sondern einen wirklich richtig großen Wunsch. "Er wollte seinen Wunsch für Dich verwenden." Ursus merkte gar nicht, daß diese Formulierung durchaus mißverständlich sein konnte, er fand es eindeutig, daß Cimon Caelyns Freiheit erbeten hatte.


    "Ich hätte gerne noch eine Antwort, bevor wir uns über den Preis unterhalten." Ursus war nicht gewillt, Caelyn einfach so gehen zu lassen und sie einem anderen zu schenken. Was hätte er denn davon? Sie war fortgelaufen und früher oder später hätte er sie zurückbekommen. Das wäre doch ein etwas übertriebener Finderlohn, sie jetzt einfach zu verschenken.



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