Atrium | Duccius Vala et F. Furianus

  • Nachdem der Duccier hinein geführt und die ersten Sklaven ihn mit Offerten bezüglich des Gustierens und Sommelierens angegriffen hatten, trat nach einer gewissen Zeit ein recht entspannter Consul in den Raum.


    "Salve. Du musst der Duccius sein, welcher mich anschrieb.", und da er recht selten Römer germanischer Wurzeln sah, musterte er den Mann einen kurzen Moment, ehe er ihm mit der Hand eine Kline wies.
    "Du möchtest also kandidieren.", fing er an und gab dem jungen Mann damit einen guten Einstieg in das Gespräch.

  • Es hatte eine gefühlte Ewigkeit gedauert bis Vala die flavischen Sklaven davon überzeugen konnte, ihn wirklich nur mit einem Becher Wasser im Atrium stehen zu lassen. Er pustete gespielt geschafft aus, als der letzte mit einer enttäuschten Miene abzog, und als er sich gerade der Ausstaffierung der Heims des Konsuls widmen wollte, kam letzterer auch schon, was Vala dazu zwang, sofort umzuschalten.


    "Consul Furianus, sei gegrüßt! Genau der bin ich, vielen Dank, dass du dir die Zeit nimmst mich zu empfangen.", antwortete Vala, der den Konsul huldvoll grüßte. Die Frage war wohl rhetorischen Ursprungs, und Vala führte das auf die x-Anfragen derselben Art zurück, die der Flavier jede Woche erhalten musste. Dementsprechend würde Vala sein Anliegen kurz zusammenfassen: "Das möchte ich, Consul. Mein Vater war Quaestor des Imperators und Tribun der zweiten Legion. Ich möchte es ihm nach tun... mehr noch."
    Was in Anbetracht seiner eigentlichen Ambitionen noch dezent untertrieben war, aber das musste er dem Konsul ja nicht auf die Nase binden.
    "Ich möchte zur kommenden Wahl antreten, für einen Amt unter den Vigintiviri.", fasste Vala noch einmal zusammen, und versuchte dabei nicht allzu entschlossen auszusehen. Dass ihm der Aufstieg in den Senat Roms eine Angelegenheit war, die über das Herz hinausging konnte man unschwer verkennen, doch wie ernst es ihm war würde vielleicht für Irritationen sorgen, gerade unter konservativen Römern.

  • Flavius Furianus nahm die Dankbarkeit mit einem ruhigen Nicken zur Kenntnis und legte sich ebenfalls auf die äußerst bequemen Klinen.
    Natürlich konnte der Junge hier alles Mögliche erzählen, denn der Consul vertraute aus Prinzip niemandem - und schon gar nicht einem Mann, welcher germanischer Abstammung war.
    Noch immer klangen die Worte wider, welche ihm sein Mentor Philates in Athena nahe brachte: Barbaren bleiben Barbaren, auch wenn man sie meint zivilisiert zu haben. Ehre und Anstand ist ihnen unbekannt und sie werden niemals die Intentionen besitzen, die ein Römer seinem Vaterland gegenüber hegt.
    Es war also nicht schwer zu erraten, dass der Flavier den Jüngling nur begrüßte, weil jener ein Aspirant war und das Amt des Flaviers dies aufbürdete.
    "Ich verstehe.", sagte er dann knapp und nahm sich einige Weintrauben, welche in Schalen auf dem Tischchen vor den Klinen standen.
    "Um dich für ein Vigintivirat vorab zu qualifizieren, müsstest du dem Ordo Senatorius angehören. Auch wenn dein Vater als Quaestor diesem Ordo angehören sollte, würde ich doch gerne eine Urkunde sehen.", schließlich konnte man hier alles behaupten und als Consul hatte man sicherlich wichtigeres zu tun, als den Kandidaten hinterher zu rennen und Beglaubigungen über sie einzuholen.

  • "Natürlich, Consul.", murmelte Vala, der mit derartigem gerechnet hatte, und zog so aus einer Hülse aus Pinienholz die kurz zuvor erhaltene Urkunde und legte sie, sorgfältig als wie sie zerbrechen könnte, mit einem Schimmer von Stolz in den Augen dem Consul Roms vor.


    IN NOMINE IMPERII ROMANI
    ET IMPERATORIS CAESARIS AUGUSTI



    erhebe ich
    Titus Duccius Vala


    in den
    Ordo Senatorius



    - ID IUL DCCCLX A.U.C. -
    (15.7.2010/107 n.Chr.)


  • Der Consul nahm sich lange Zeit, ehe er fertig mit der Überprüfung war. Nun gut, man konnte dem Duccier also glauben.


    "Und was bewegt dich zur Wahl?", fragte er dann spontan und musterte den Mann recht aufmerksam.

  • Macht. Geld. Macht. Einfluss. Macht. Herrschsucht. Macht. Unantastbarkeit. Macht. Absolute, uneingeschränkte und auf niemanden als ihn beruhende Macht. Feinde, die im eigenen Blut ersoffen. Macht. Mehr Frauen als er in 10.000 Nächten würde beherrschen können. Macht. Tausende die mit Furcht und Respekt zu ihm aufblickten. Macht. Macht. Macht.


    "Der Dienst an Rom...", lächelte Vala gewinnend, "...Rom hat soviel für meine Familie getan, und jeder von uns versucht etwas davon zurück zu geben. Ich will es auf dem politischen Wege tun."

  • Sim-Off:

    Köstlich... ;)


    Der Senator nickte stoisch, obgleich er natürlich die Antwort, ehe er die Frage formulierte, schon wusste. Immer das Gleiche.


    "Aus deinem Namen erkennt man deine Herkunft. Bislang hörte ich, dass ihr euch in Germania in der Verwaltung engagiert. Du bist wohl der erste, der hier ernsthaftig Absichten bezüglich einer politischen Karriere hegt.
    Wie willst du deine Kandidatur eigentlich finanzieren? Hast du zuvor eine gut dotierte Tätigkeit inne gehabt?"
    , schließlich wollte der Flavier, und das würde er auch zugeben, keine Provinzialen im Senat sehen. Schon gar keine ehemaligen Barbaren, was ihn nur noch schmerzvoller an diesen Germanicus Avarus erinnerte.
    Und die Frage war sehr berechtigt, kostete doch eine Kandidatur Unmengen von Geld, was sich nicht einmal manche Senatorenfamilien in heutiger Zeit mehr leisten konnten - geschweige denn ein Barbar aus Germanien.

  • "Nicht der erste..", korrigierte Vala den Konsul mit gekonnt-versöhnlichem Lächeln, "..mein Vater hat den Cursus Honorum ebenfalls schon in Angriff genommen, und es bis zum Quaestor Principis gebracht. Meine Familie stellte für das römische Reich bisher sowohl Beamte als auch tapfere Soldaten. Allerdings ist der Handel etwas, das sich wohl als roter Faden durch die Geschichte meiner Familie zieht. Was auch deine Frage beantwortet: meine Familie ist nicht arm, ich selbst besitze mehrere gut laufende Betriebe in Mogontiacum, die mir mein Salär sichern. Das hat mir die Möglichkeit gegeben, weniger gut dotierte aber sehr lehrreiche Stellen als Scriba des Praefectus Praetorio, Tiberius Prudentius Balbus, und des scheidenden Aedilis Curulis, Marcus Aurelius Corvinus anzunehmen. Und es wird mir die Möglichkeit zur Kandidatur geben."

  • "Gut, gut.", sagte der Consul nichtssagend und behielt die Gedanken, welche er bei dieser Erkärung gesponnen hatte, lieber für sich.
    Kurzum konnte man sie auch einfach als eine abwehrende Haltung gegenüber Römern mit unrömischen Wurzeln verstehen.
    Also nahm der Flavier noch einen Schluck und beschloss den jungen Mann ein wenig zu prüfen.


    "Und wie willst du dich im Senat behaupten, so denn du gewählt werden solltest, es vielleicht - wie dein Vater - zur Quaestur berufen wirst und dann gar in den Senat selbst? Ich nehme nicht an, dass es in Germania Meister der Rhetorik gibt. Wie willst du also deine Gedanken kompakt und sinnvoll verpacken? Du weißt ja, dass der Senat ein gewisses rhetorischer Niveau pflegt und dies liegt auch mir sehr am Herzen.
    Zudem wirst du kaum die geschichtliche Notwendigkeit unseres Systems verstehen können, so denn du keine Bildungsreise gen Achaia aufzuweisen hast. Unsere Republik begründet ja schließlich auf griechischen Ideen."
    , auch wenn diese Republik heute als Patina alter Zeiten wahrgenommen werden mochte - rechtlich war sie ja noch da.
    "Und was ist mit einem Patron? Kannst du wenigstens diesen aufweisen?", fragte er dann schlussendlich. Das gehörte ja mithin zur römischen Tradition, welcher sich der junge Germane nicht verwehren durfte.

  • "Ich bin seit einiger Zeit in Rom, Consul Furianus.", begann Vala, "Zudem war meine Mutter eine sehr gelehrte Frau. Ich habe einiges gelernt, und ich bin noch lange nicht damit fertig. Ich besuche regelmäßig Kurse der Schola Atheniensis, und ich habe einen griechischen Lehrer, der mich das klassische Wissen lehrt. Sagen wir, ich bin schon lange dabei mir das Wissen und das Können anzueignen, das Rom groß gemacht hat, und ich werde nicht so bald damit aufhören."


    Vala verzog keine Miene. Er hatte damit gerechnet, dass man ihn auseinanderpflücken würde. Natürlich, es war immerhin mehr als nur billig, jeden Neuankömmling zu begutachten und zu werten.
    Besonders, wenn er eine Vita wie Vala hatte.


    "Mein Patron ist der Consular und amtierende Legat in Germania, Marcus Vinicius Hungaricus. Er unterstützt mich bei meinem Vorhaben so wie es ihm aus der Distanz möglich ist, Consul."

  • Das Vorgeplänkel, dieses Wissen, war in seinen Augen nichts anderes als eine Rechtfertigung. Er hatte durchaus mehr erwartet und befand den Duccier gleich als nicht wählbar in seinen Augen.


    "Ah, Vinicius Hungaricus also?", merkte er dann an, obgleich dies nur ein Schutzmechanismus des Ducciers war, seinen Patronus hervor zu schieben, um von der Unzulänglichkeit seiner Person selbst abzulenken. Nach dem Motto, dass ein Hungaricus ihn für geeignet befindet, also sollte es jedermann tun.
    Und das rief im Flavier Konträres hervor.
    "Nun ja, manche Männer sind auch fehlbar - mich nicht ausgeschlossen.", erwirderte er dann ein wenig mit Hämie gepaart und stand auf.
    "Gut, ich werde deinen Fall weiterhin prüfen und dir dann durch einen Liktor Bescheid geben, inwieweit wir in deiner causa verfahren.
    Ich denke jedoch, dass du aufgrund der bestandenen Formalien bereits durchaus die hohe Wahrscheinlichkeit hast im Senat vorsprechen zu dürfen."
    , und leitete damit das Ende des Gespräches und der gesamten Zusammenkunft ein.

  • Kalte Wut stieg in ihm auf. Niemand, selbst ein Wurm mit einem Selbstwert von 0, ließ sich gerne so behandeln. Vala war kein Wurm, Vala war aber auch kein Niemand. Er wollte in den Senat, und er hatte sich vorher schon einige Gedanken darüber machen dürfen, was es bis dahin zu ertragen galt. Sich darüber Gedanken zu machen war aber etwas anderes als es tatsächlich zu erfahren. Erniedrigung. Geringschätzung. Ablehnung.
    Nicht, dass Vala so etwas nicht schon vorher passiert wäre. Er erinnerte sich an einen relativ mächtigen Rich, der sich seiner Position so sicher war, dass er eine Arroganz pflegte die weit über dem lag was man im politisch instabilen Germanien gewohnt war. Leider wurde es Vala von den Nornen vergönnt, sich für ein Zusammentreffen der unangenehmeren Art zu revanchieren, und sein letzter Wissenstand war, dass der Kerl es selbst nach dem Fall Modoroks geschafft hatte, seine Macht zu erhalten. Der Kerl stand definitiv auf der Liste der Leute, deren verrottende Köpfe irgendwann Valas persönlichen an Hel geweihten Hain schmücken würden. Oder ein kleines Heiligtum für Pluto. Wahrscheinlich beides, je nachdem wo Vala sich gerade befand. Lief letztendlich eh auf das gleiche hinaus. Der Flavier gab sich gerade größte Mühe, ebenfalls auf diese Liste zu kommen. Aber davor musste Vala seinen Frust hinunterschlucken, und das tun, was alle taten, die etwas erreichen wollten: buckeln.


    "Vielen Dank, Consul Flavius.", war so das einzige, was er einigermaßen höflich herausbrachte. Er würde vor dem Senat sprechen dürfen. Sehr schön.. ein Jahr. Geschichte wird gemacht. Es geht voran!

  • Ohne die Gedanken seines Gegenübers lesend, ansonsten wäre eben jener nicht lebendig hinaus gekommen, nickte der Flavier freundlich.


    "Gut, dann erwarte ich eine gute Rede von dir im Senat.", und stand mit diesem Satz von der Kline auf, um den Duccier zu verabschieden, wie es stets Sitte war.
    "Vale, Duccius."
    Und ein Sklave geleitete den jungen Mann hinaus.

  • Vala, dessen geistige Repräsentanz fast zweitausend Jahre später sehr dankbar für ausbleibende Gedankenleserei war, erhob sich bei diesem Signal ebenfalls und dankte dem Senator mit einem knappen "Die wirst du zu hören bekommen, Konsul. Vielen Dank für deine Zeit." bevor er sich bereitwillig herausführen ließ um die Tretmühlen des Wahlkampfs in Gang zu setzen.


    ;)

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