bibliotheca | Unterricht für einen Sklaven

  • Die Makedonierin hatte sich, ganz nach dem Willen ihrer Herrin, in die Bibliothek begeben, um sich auf den Unterricht vorzubereiten, den sie dem neuen Sklaven angedeihen lassen sollte. Die Tatsache, dem Gallier das Lesen und Schreiben zu lehren, beunruhigte sie nicht so sehr, wie das Einführungsgespräch, an dem sie hatte beiwohnen müssen. Die Äußerungen Celerinas hatten ich einfach keine Ruhe gelassen. Die Flavierin hatte sie einfach zu Freiwild erklärt, das jederzeit gejagt werden konnte, wenn es ihr gefiel. Und wie sie den Gallier einschätzte, würde der sich nicht allzu lange zurückhalten, hatte er erst einmal grünes Licht von der Flavierin erhalten.
    Doch vorerst versuchte Charis diese Gedanken zu verdrängen. sie erwartete jeden Moment das Kommen des Galliers, der an diesem Tag seine erste Lektion erhalten sollte. Sie versuchte sich mit einigen ausgesuchten Lektüren abzulenken, die sie speziell für den Gallier ausgewählt hatte. Doch so sehr sie sich auch anstrengte, alle Versuche schlugen fehl. Sie nahm sich vor, gleich zu Anfang ein ernstes Wörtchen mit dem Sklaven zu reden. Vielleicht würde sie ihm sogar von Phraates erzählen. Ihrem geliebten Phraates, der in der Verbannung ausharren mußte und tagtäglich eine Bestrafung erdulden mußte, die er nicht verdient hatte. Dann mußte Aedan doch Verständnis für sie haben. Oder etwa nicht?

  • Áedán eilte in die Bibliothek, um dort seinen ersten Unterricht wahrzunehmen. Er fand es gütig von Domina Celerina, dass er Lesen und Schreiben lernen durfte. Außerdem freute er sich darauf, Charis ein wenig mehr kennen zu lernen. Immerhin war sie die Leibsklavins einer Herrin und er konnte vielleicht über sie ein wenig mehr über die Flavierin erfahren.


    "Sei mir gegrüßt, Charis. Ich hoffe, du musstest nicht all zu lange auf mich warten." begrüßte er die blonde Sklavin freundlich, als er den Raum betrat, in dem sie bereits einige Schriften herausgesucht hatte.

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  • Charis hatte, um das Warten zu überbrücken noch einmal alle Papyri geordnet, die sie für ihren Unterricht benötigen würde. Unter den Schriften befand sich auch ein Brief, den sie in der Nacht unter Tränen heimlich verfaßt hatte. Er war an ihren Geliebten gerichtet, Phraates, der nach Sardinien verbannt worden war. Später, nach ihrem Unterricht, würde sie diesen Brief Brix geben, der ihr in Aussicht gestellt hatte, daß er Phraates in seinem Exil erreichen würde. Bis dahin hatte sie ihn unter ihrer Tunika verborgen. Hier in der Bibliothek jedoch hatte sie ihn wieder hervorgeholt. Immer und immer wieder hatte sie ihn gelesen. Und je öfter sie ihn las, umso beseelter wurde sie von dem Gedanken, daß er ihn in einigen Tagen vielleicht schon in Händen halten konnte.
    Charis bemühte sich nicht besonders, den Brief vor den Blicken des Galliers zu verbergen, als dieser eintraf, denn der Gallier war des Lesens nicht mächtig. Der Brief lag offen auf dem Tisch.


    Geliebter!


    Jeder einzelne Atemzug, den ich ohne dich aushauchen muß, hüllt mich in untröstliche Trauer, weil du so fern von mir bist. Nachts blicke ich hinauf zu den Sternen und nur die Gewissheit tröstet mich, daß die gleichen Sterne auch über dir leuchten. Ich habe es Brix zu verdanken, daß ich dir diese Zeilen schreiben kann. Ich hoffe, es wird uns vergönnt sein, wenigstens auf diese Weise miteinander verbunden zu sein.
    Liebster, wie geht es dir? Behandelt man dich gut? Der Tag, an dem man dich von hier fortbrachte, hat mir die Kehle zugeschnürt. Ich konnte nichts sagen, nichts tun, was dich hätte retten können. Ich war wie gelähmt, als ich von deiner Bestrafung hörte. Es ist ein Unrecht, was man dir angetan hat! Doch ich habe mir geschworen, gegen dieses Unrecht anzukämpfen, koste es, was es wolle! Was kann mir denn noch geschehen, außer daß auch ich in Ungnade falle und dann, so die Götter es wollen, mit dir wieder vereint sein werde.
    Wenn es dir möglich ist, Liebster, so sende mir ein Lebenszeichen, damit ich nicht ganz dem Wahnsinn verfalle. Du sollst wissen, ich liebe dich und ich werde dich auch immer lieben!
    Mögen die Götter dich beschützen!


    In Liebe
    C


    "Salve Aedan! Bitte tritt näher!" Sie wies mit ihrer Hand auf einen Stuhl, der speziell für den Gallier bereit stand. Nachdem er Platz genommen hatte, überreichte sie ihm eine Wachstafel und einen Griffel.
    "Für den Anfang wird dies genügen, um zuerst einmal die Buchstaben zu lernen. Besitzt du irgendwelche Vorkenntnisse. Aedan?", fragte sie ihn, bevor sie mit ihrer ersten Lektion beginnen wollte.

  • Auf die Einladung, sich zu setzen, ging der junge Gallier ohne Umschweife ein. Aufmerksam sah er die blonde Sklavin an, die ein paar Jahre älter schien als er und trotzdem so überaus schön anzusehen war.


    Neugierig sah er sich das Pergament an, auf welches sie geschrieben hatte. So viele schön geschriebene Buchstaben reihten sich da aneinander und er kannte keinen einzigen.


    "Meine Vorkenntnisse beziehen sich auf die Aufklärung von Marei, welche meinte, dass mein Name mit einem spitzen Tor und einem Riegel davor anfängt. - Sie meinte ,deswegen würde ich ihre Späße nicht verstehen." beantwortete er Charis' Frage freundlich. Von ihrem Kummer konnte Áedán nichts ahnen. Da er die junge Frau kaum kannte, ging der rotblonde, junge Mann davon aus, dass sie einfach immer ein wenig traurig dreinsah.

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  • Der Blick der Makedonierin lag für einen Augenblick auf dem Gallier, als sie darüber nachsann, was er gerade gesagt hatte. "Marei? Die Kleine kann doch, soviel ich weiß, noch gar nicht lesen und schreiben. Aber mit dem, was sie über den Anfangsbuchstaben gesagt hat, hat sie recht. Das A sieht tatsächlich einem Tor ähnlich, dem man einen Riegel vorgeschoben hat. Sieh her!"Charis nahm die Wachstafel und den Stilus. Dabei schob sie ihren Brief etwas unachtsam beiseite. Sie ging davon aus, Aedan könne ihn sowieso nicht lesen und fall er danach fragte, was sie nicht glaubte, würde sie ihn mit einer Ausrede abspeisen. Schließlich ritzte sie mit dem Stilus ganz langsam, damit der Gallier ihrer Handbewegung auch folgen konnte, den ersten Buchstaben den Alphabetes in das Wachs hinein.



    A


    "Siehst du, es ist ganz einfach! Magst du es auch einmal versuchen?" Auffordernd und mit einem zuversichtlichen Zwinkern, hielt sie ihm den Griffel entgegen. Sie war sich ganz sicher, daß er das konnte.

  • Natürlich wollte der gallische Sklave es versuchen und nahm ihr nur zu gerne den Griffel aus der Hand, um die Buchstaben nachzumalen, die sie ihm vorgeschrieben hatte.


    A A A A A A A A A A A A A A A A A A A A A A A A A


    Nach einer Weile legte er den Griffel aus der Hand und sah Charis fragend an. "Ist es ... normal, dass unsere Herrin gemeint hat, ich könne einfach mit dir ins Bett? Ich finde das ja... unwürdig." erklärte der rotblonde, junge Mann der Leibsklavin seiner Herrin. Sein Kopf war noch immer voller Fragen und die blonde Sklavin schien ihm hierfür die richtige Ansprechpartnerin zu sein.

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  • Aufmerksam beobachtete Charis den Gallier, wie er sich den Griffel nahm und versuchte, den Buchstaben zu schreiben. Dabei gab er sich richtig Mühe. Auch wenn er noch nicht perfekt war, denn einige seiner Buchstaben waren größer geraten als der Rest. Anerkennend nickte die Makedonierin ihm zu. "Nicht schlecht! Du solltest nur versuchen, gleichmäßiger zu schreiben. Aber das wirst du schon noch lernen." Gerade noch wollte sie ihn fragen, ob er auch einmal mit dem zweiten Buchstaben des Alphabetes versuchen wollte, da stellte er ihr eine ganz andere Frage.
    Zunächst wirkte Charis etwas bestürzt über Aedans Frage. Ähnlich bestürzt war sie auch gewesen, als Celerina sie ihm im vorangegangenen Gespräch einfach angeboten hatte. Doch schließlich fing sie sich wieder und antwortete sachlich.
    "Für sie ist es sicher norma, auch wenn du es unwürdig findest. Wir sind ihre Sklaven und theoretisch hat sie sogar das Recht uns zu befehlen, das wir das tun sollen. Allerdings ob du es letztlich tust, ist deine Sache." Wie Charis über diese Sache dachte, behielt sie für sich. Sie wollte nicht ihre Gefühle für Phraates vor dem neuen Sklaven ausbreiten, Schließlich kannte sie ihn ja kaum.

  • Sim-Off:

    Sry, dass du warten musstest. Motivationsknick...


    Ernst sah Áedán die blonde Sklavin an und schüttelte doch ein wenig entrüstet den Kopf. "Wir sind doch keine Tiere, die man einfach verpaaren kann, Charis! Ich bin doch kein Zuchtstier!" meinte der Gallier und man hörte ihm an, dass er sich gerade tatsächlich vorstellte wie man ihnen quasi befahl, miteinander das Lager zu teilen, auf dass ein Sklavenkind dabei herauskäme.


    Erneut schüttelte er sein Haupt, um den Gedanken los zu werden und blickte auf die Tabula. "Bringt ja nichts, wenn ich darüber nachdenke. Ich kann daran eh nichts ändern. Auf mich - den Neuen - hört eh keiner. - Wie geht es weiter, Charis? Zeigst du mir den nächsten Buchstaben?" wechselte er das Thema, klang dabei aber doch ziemlich betrübt darüber, dass er tatsächlich neben seiner Entscheidungsfreiheit auch die Freiheit als Ganzes verloren hatte.

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  • "Ich bin sehr froh, daß du so denkst! Wenigstens wir selbst können uns untereinander wie Menschen behandeln." Charis hatte ein gequältes Lächeln auf ihren Lippen. Wehmütig mußte sie wieder an Phraates denken, der sich auch einfach über die Flavierin hinweggesetzt und Charis seine wahren Gefühle für sie offenbart hatte. Für einen Moment war sie der Überlegung nahe, dem Gallier von Phraates zu erzählen. Schließlich hatte er ihn nie kennengelernt. Ob die beiden sich vielleicht gemocht hätten? Bevor sie jedoch länger darüber nachdenken konnte, erinnerte Sie Áedán daran, weshalb sie hier zusammen saßen.
    "Oh, ja natürlich! Der nächste Buchstabe ist das B. Schau, so schreibt man das B!" Charis schrieb unter das A ein B und gab die Tabula dem Gallier zurück, damit er versuchte, das B zu schreiben.

    A A A A A A A A A A A A A A A A A A A A A A A A A
    B

  • Gut, dass Áedán keine Gedanken lesen konnte. Er hätte Charis wohl kaum folgen können, obwohl er bereits einmal von Phraates gehört hatte. Marei hatte ihm nur ganz wenig mit ihrer kindlichen Art erzählt und so hatte der Gallier keine Ahnung, dass besagter Sklave etwas mit der blonden Leibsklavin seiner Herrin zu tun hatte.

    A A A A A A A A A A A A A A A A A A A A A A A A A
    B
    B B B B B B B B B B B B B B B B B B B

    [/quote]
    "Charis, wenn ich Cimon einen Brief schreiben wollte, würdest du mir da helfen?" fragte er die junge Frau leise und versuchte derweil weiterhin, schön gleichmäßig zu schreiben, was ziemlich schwierig war, da er zum ersten Mal in seinem Leben einen Griffel in der Hand hatte und vom Schreiben keine Ahnung hatte. Er malte im Prinzip nur die Buchstaben nach und versuchte sich zeitgleich, sich diese einzuprägen.

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  • Die Makedonierin versuchte, wenigstens für die Zeit der Unterrichtsstunde, Phraates aus ihren Gedanken fernzuhalten. Das war einfacher gesagt, als getan. Angesträngt versteifte sie sich nun auf die weiteren Schreibkünste ihres Schülers, der sich nun mit dem B versuchte.
    Anerkennend nickte sie, bis Áedan sie wegen des Briefeschreibens fragte. Intuitiv sah sie wieder zu ihrem Brief, den sie zu Anfang zur Seite gelegt hatte.
    "Einen Brief? Du meinst, so einer, wie der hier?" Sie sah ihn etwas verwundert an. Dann versuchte sie sich etwas zusammenzureimen, an wen wohl dieser Brief gehen sollte. Vielleicht wollte er einfach seiner Familie ein Lebenszeichen senden. Aber Moment! Wenn er nicht lesen und schreiben konnte, dann konnten es seine Leute zu Hause wahrscheinlich auch nicht.
    "Äh, ja natürlich," antwortete sie schließlich mit einem verkrampften Lächeln. "An wen willst du denn schreiben?" Die Frage kam eher beiläufig, doch diente sie einzig alleine nur, um ihre Neugier zu stillen.

  • Der Gallier blickte Charis nachdenklich an. "Ich möchte Cimon so gerne einen Brief schreiben. Wir waren Freunde und haben uns gestritten kurz bevor er mit seinem Herren weg ist und das tut mir so schrecklcih leid. Ich möchte mich bei ihm entschuldigen und ihm erzählen wie es mir jetzt geht und... naja... er fehlt mir einfach. Wir konnten über so ziemlich alles reden und er hat mir auch viel erklärt und jetzt ist er einfach weg." versuchte er der blonden Leibsklavin seiner Herrin zu erklären. "Ich möchte ihm einfach einmal ein Lebenszeichen schicken. - Meinen Eltern brauche ich nicht zu schreiben. Die können ja weder lesen noch schreiben. Deswegen konnte ich es ja auch nicht, als ich hierher kam, Charis."

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