[Triclinum] Das Speisezimmer

  • Taira klopfte an die Tür und trat - sie wurde ja erwartet - ohne eine Antwort abzuwarten ein. Zu ihrer durchaus freudigen Überraschung sah sie Victor bereits bei Menecrates.


    "Der Wein, Herr." wandt sich Taira an Menecrates.


    Taira stellte das Silbertablett auf einem der Tischchen ab, füllte die Becher mit Wein, verzichte aber auf das Mischen mit Wasser oder Gewürzen, so wie Morrigan es ihr gesagt hatte. Dann nahm sie das ihr schon bekannte kleine Bronzetablett, stellte die Becher darauf und bot zuerst Menecrates, dann Victor die Becher an.


    Mit einer kleinen Verbeugung gen Menecrates fragte Taira diesen: "Hast Du noch weitere Wünsche, Herr?"


    Als Menecrates dies verneinte, verlies Taira leise den Raum und schloß die Tür. Im Atrium stellte sie sich neben den Eingang zum Triclinum, lehnte sich an die Wand und faltete ihre Hände unter dem Kinn. Sie dachte nach.

  • Menecrates musste eingeschlafen sein, denn als er erwachte, waren Taira und Victor gleichzeitig bei ihm. Es musste Tairas Klopfen gewesen sein, das er im Traum hörte. Er strich sich über die Augen, stützte sich auf dem Ellenbogen ab und drehte sich mit einem Geräusch, das zwischen Grunzen und Stöhnen einzuordnen war, auf die Seite.


    "Sieht so aus, als bin ich übermüdet", sagte er, dann winkte er, um Taira darauf aufmerksam zu machen, dass er den Durst stillen wollte, aber sein Arm nicht bis zum Becher reichte. "Vorerst keine Wünsche, halte dich bereit", wies er noch an, bevor er sich Victor zuwandte. "Wie ich sehe, hast du Bad, Kleidung und Bedienung gefunden", begann er, und es blieb offen, ob er sich der zuvor gestellten Frage bewusst war. "Ich hoffe, es fehlt dir an nichts. Hast du bereits gegessen?" Menecrates betrachtete seinen Neffen, als könne er die Antwort auf die Frage ablesen. Ihm lag die Ankunft noch unangenehm in Erinnerung, aber er wollte das Thema nicht anschneiden. "Ich wollte einiges mit dir besprechen. Leg dich oder setz dich doch zu mir und berichte. Mich interessiert, aus welcher Region du aufgebrochen bist. Ob du andere Verwandte getroffen hast, was deine Pläne sind usw."

  • Lucius sah den offenbar völlig überanstrengten Menecrates zu wie er sich in Position legte, blickte an sich herunter und entgegnete lächelnd,
    ...ja, danke Onkel,...alles Bestens...
    Naja, es genügte den Umständen, doch was wollte man erwarten in der tiefsten Provinz.
    Auf die Bitte seines Onkels hin nahm er auf einer der Clinen gegenüber Platz.
    Er bevorzugte eine sitzende Stellung, weil er im Liegen immer so schläfrig wurde. Trotz seines inzwischen makellosen Äußeren war er noch immer müde und abgespannt. Auf die Frage nach der Mahlzeit entgegnete er, ...ich habe mich an dem frischen Obst im Cubicullum gelabt,...ich hätte nicht gedacht hier im Nordosten des Imperiums derart frische und wohlschmeckende Früchte vorzufinden.
    Was zutraf, der Apfel hatte eine erfrischende Säure, die probierte Birne einen samtig süßen Geschmack. Im Grunde war es blabla,...jedoch stellte es den Beginn der Konversation dar, er wollte nicht sofort mit der Türe ins Haus fallen. Was nichts daran ändert, daß ich sehr gerne mit dir zu Abend speisen würde...deine Gesellschaft tut mir nach den Erlebnissen der vergangenen Wochen wohl, Onkel.
    Victor war stets sparsam aber ehrlich mit seinen Gefühlsbekundungen, von daher dürfte es seinem Onkel noch vertraut sein damit konfrontiert zu werden und es nicht als Schwätzerei abzutun.
    Wir waren in Antiochia, als wir hörten wie Cornelius Palma sich von den Legionen zum Kaiser ausrufen ließ...und von dort aus reisten wir hierher,...nach Germania.
    Er faltete die Hände und starrte auf die adrigen Handrücken und Finger. Nichts verweichlichtes war mehr an ihm, er war in den letzten sechs Jahren zum Mann gereift, nicht nur innerlich.
    ...in Sarmizegetusa, sahen wir dann die ersten Proskriptionslisten,...Verwandte habe ich keine gesehen oder auch nur von ihnen gehört...ich war in Sorge um dich, als ich hörte du seiest hier Legionslegat.
    Er blickte den alten Mann vor ihm an.
    ...eine Sorge die nicht ganz unbegründet war wie es scheint,...du bist nicht wieder zu erkennen Onkel!
    Sorgenvoll betrachtete er das Gesicht, welches nachwievor Strenge aber auch Güte ausstrahlte. Ich dachte mir, wenn du auf solch einer Liste stehst ist es sinnlos nach Roma zurück zu kehren,...sicherlich wären unsere Besitztümer konfisziert,...ich wollte direkt zu dir um dir meine Hilfe anzubieten, wobei auch immer ich dir zu helfen vermag... Insgeheim fragte er sich wie er seinem Onkel überhaupt helfen konnte,...wahrscheinlich war er es der Hilfe brauchte,...immerhin stand er auch unter dem Bann der über die Claudier gesprochen worden war.

  • Menecrates nickte mehrfach. Das erste Mal, als Victor seine Überraschung über das frische Obst äußerte, und mit dem zweiten Mal gab er seine Zustimmung zum gemeinsamen Einnehmen der Abendmahlzeit. Er konnte sich vorstellen, wie sehr man noble Gesellschaft - zumal Verwandtschaft - ein friedliches Mahl, gute Speisen und Getränke nach Wochen der Entbehrung vermisste und somit wertschätzte. Der Legat blieb auch bei dem Entschluss, als sich Victor wenig schmeichelhaft über seine Optik äußerte. Er konnte es ihm nicht verübeln, obwohl Stimmlage und Gesichtsausdruck es unmöglich machten, die Feststellung positiv zu werten. Gerade heute fühlte sich Menecrates von unerfreulichen Begebenheiten und Nachrichten überschüttet, und die selbst auferlegte und ins Unermessliche erweiterte Dienstzeit Tag für Tag hinterließ natürlich Spuren.


    "Auch hier vor Ort waren die letzten Wochen kein Spaziergang", erwiderte Menecrates, womit er noch untertrieb. "Die Anforderungen als Kommandeur sind dabei nur ein überschaubarer Teil gewesen. Vor allem mache ich mir Sorgen um die Familie, um die Provinz, um die Reichsführung, ach, selbst um die anstehende Kriegsführung." Er winkte ab, weil sich ihm die neu ernannten Tribuni vom Vormittag ins geistige Bild drängten.
    "Sicherlich eine gut durchdachte Entscheidung, nicht nach Rom zu reisen", bestätigte Menecrates, Er nahm einen Schluck aus dem Becher, setzte ab und nahm noch einen weiteren. Währenddessen dachte er über Victors Aussage, ihm helfen zu wollen nach.
    "Wenn ich dich richtig verstehe, dann schmiedest du keine Pläne für die Weiterreise, sondern willst hier bei mir bleiben. Vielleicht hätte ich sogar Verwendung für dich. Die Zeiten sind verrückt, es existiert ein Kaiser in Rom, aber ich kann mir erlauben, über dessen Kopf hinweg zu entscheiden. An anderer Stelle werden mir Hampelmänner vor die Nase gesetzt und ich habe meine Legion von Unzuverlässigen säubern müssen." Er hielt inne, dann blickte er Victor an. "Freunde sind außerdem rar heutzutage und auf einen der wenigen musste ich erst kürzlich verzichten. So ist das. Wenn dich solche Situation nicht schreckt…" Er wiegte den Kopf, um bei Victor eher Bedenken zu streuen als zu zerstreuen.
    "Und vergiss nicht, du beziehst Position, wenn du mich unterstützt. Ich bin sozusagen Freiwild, inzwischen. Sollte dir das alles bewusst und Recht sein, dann wäre noch zu klären, was du dir zutraust. Schreibdienste? Logistikentscheidungen? Kurierdienste? Beraterdienste? Wie groß kann die Verantwortung sein, die du gewillt bist zu tragen?"

  • Offenbar hatte irgendetwas Menecrates von Victors Aussagen verstimmt. Vielleicht hatte er die Wortgeplänkel vergessen und war von den Ereignissen in derart Beschlag genommen, daß er alles, was ihm nicht sofort zusagte ablehnend betrachtete. Doch Victor war sich sicher, das würde sich wieder geben.
    Er trank nichts, hielt den Becher nur fest und hörte seinem Onkel genau zu. Er wußte aus Erfahrung, daß Menecrates sehr genau wußte wovon er gesprochen hatte.
    Als er sich abwertend über seine nähere Umgebung äußerste grinste Victor verhalten. Er wußte wie schwer es war einem Menecrates zu entsprechen.
    Insgesamt hatte er den Eindruck die Situation sei recht verfahren, doch bestärkte ihn das nur in seinem Entschluß.
    Onkel, ich selber habe den Wert echter Freundschaft kennen und schätzen gelernt. Ich weiß, daß in schwierigen Zeiten es gerade diese Verbindungen sind, die einem Menschen helfen den Anforderungen zu begegnen und Probleme zu meistern...ohne wahre Freunde ist man ein armer Mann.
    Er dachte an Agrippa, der in diesem Moment höchstwahrscheinlich in Morpheus Armen lag, er dachte an die germanischen Freunde, an die Toten. Er dachte an die beiden Offiziere der Ala die ihn und die anderen gerettet hatten.
    ...ich habe gelernt, daß man für seine Überzeugung aber auch für seine Freunde bereit sein kann und muss das eigene Wohl hintenan zu stellen. Ich habe erlebt, daß es Menschen gibt die bereit sind Hab und Gut zu teilen obwohl sie selber nichts besitzen,...ich habe erlebt, daß Menschen ihr Leben geben um anderen Menschen die in Not geraten sind zu schützen.
    Lächelnd sah er seinen Onkel an und meinte,
    Wer wäre ich, wenn ich geringer handeln würde als jene?
    Auf die Frage hin was er sich als Unterstützung zutraue überlegte er kurz.
    Schreibdienste sind ideal für Agrippa, für mich sind sie zu...trocken.Logistik ist mir geläufig, allerdings in einem Maße, welches nicht an die Versorgung einer Legion heranreicht.
    Kurierdienste? Was meinst du... für Nachrichten die du der Legionsreiterei nicht anvertrauen möchtest?
    ...Berater? Worin kann ich dich beraten Onkel?

    Er sah sich um.
    Du bist Herius Claudius Menecrates,...hätte es in unserer Linie nicht zwei absolute Versager gegeben, wärst du vielleicht jetzt selber Imperator.
    Er stand auf und hob den Pokal zum Prosit. Sein Gesichtsausdruck war ernst und seine Haltung eben jene die man einem alten Patriziergeschlecht voraussetzte.
    Verfüge über mich Onkel,...ich werde mein Bestes geben um dich auf deinem Weg treu und ehrenvoll zu geleiten...den Menschen um uns herum vorleben, was es bedeutet ein Claudier zu sein...was es bedeutet Römer zu sein!
    Fast war es ihm als liefe ihm ein Schauer über den Rücken als er seinen Pokal ansetzte und den Salut besiegelte.

  • Sich auf die Seite derer zu stellen, die vom Kaiser für vogelfrei erklärt wurden, schien Victor nicht zu stören. Vielmehr erachtete er es für notwendig, selbst in dieser Situation nach außen Würde und Haltung zu demonstrieren. Menecrates nickte anerkennend, so sollten Claudier stets auftreten. Um seinen Mundwinkel zuckte es, als Victor auf die claudische Kaiserherrschaft verwies. Ja, sie besaßen legendäre Vorfahren, und Victor empfand - wie Menecrates - offensichtlich großen Stolz auf ihre Ahnen und ihre Familie. Der Legat wertete dementsprechend Victors Aussagen als Standesbewusstsein.


    "Der Tag entwickelt sich offensichtlich doch noch zum Ende hin gut", stellte Menecrates fest, bevor er wieder einen Schluck des Weines nahm. Während der edle Tropfen die Kehle hinunter rann, reifte in ihm ein Entschluss. Warum, sollte er nicht den naseweisen Neutribunen einen Mann entgegensetzen, der zu gleichen Voraussetzungen eingestellt, sich mindestens auf geistiger Augenhöhe, wenn nicht sogar weit darüber befand, und dabei die Schreibtischstrategen an Loyalität übertraf? Der Gedanke gefiel Menecrates immer besser, also setzte er sich auf und stellte den Becher ab. Auf Victors Nachfragen konnte er später noch eingehen.


    "Ich habe seit längerem keinen senatorischen Tribun mehr. Der Posten wird immer nur befristet besetzt und der letzte Inhaber ist inzwischen nach Rom zurückgekehrt. Ein neuer wurde aus Rom nicht gesandt; ich denke, das ist eine Auswirkung des dortigen Machtwechsels. Also erhebe dich, wenn du bereit bist, eine Stabstelle in meiner Legion einzunehmen." Menecrates wollte die Ernennung zum Tribunus Laticlavius nicht als Teil der Abendunterhaltung, sondern als regelrechten förmlichen Akt vornehmen. Dazu erhob er sich selbst. Er straffte die Haltung und winkte zu Taira, damit sie ihm die Kleidung geraderückte.

  • Taira kam sofort herbei. Sie hatte zwar so gut wie nichts von dem verstanden, was die Beiden gesprochen hatten, erkannte aber durchaus, dass es um etwas sehr wichtiges und nun wohl auch förmliches ging.


    Und als Menecrates sich jetzt erhob, bot er keinen wirklich "förmlichen" Anblick. Sicher wollte er das geändert haben. So weit kannte Taira ihren Herren inzwischen. Taira griff also seinen Gürtel, schob ihn an die richtige Stelle und zog und zupfte den Stoff seiner Kleidung mit schnellen Griffen zurecht. Dann noch an den Schultern die Fibeln passend platziert ... noch mit einem Tüchlein die Stirn abgetupft ... jetzt sah Menecrates wieder wie ein Legat aus und nicht wie jemand, der gerade aufgestanden war.


    So geräuschlos wie möglich entfernte sich Taira rückwärts von ihm und ging an der Wand neben der Tür wieder in Warteposition.

  • Victor empfand Freude über den plötzlichen Sinneswandel seines Onkels und überwand den Impuls ihm beim Aufstehen behilflich zu sein...und so stand er nur da und hing seinen Gedanken nach.
    Die kleine Taira kam wie ein guter Geist und in Handumdrehen stand wieder der Claudius Menecrates vor ihm den er kannte.
    Was wollte er? Einen Tribun aus ihm machen?
    Was bezweckte er damit,...Victor machte keine Ochsentour?!
    Taira zog sich zurück und Victor sah seinen Onkel einen Sekundenbruchteil irritiert an. Irgendetwas in ihm dröhnte wie ein Cornicen. Er wußte er hatte seinen Platz gefunden und sein Onkel gab ihm das Rüstzeug dazu. Er richtete sich auf und nahm wieder seine Haltung ein...bereit zu tun was möglich und was nötig war. Für das Haus der Claudier.

  • Menecrates betrachtete seinen Neffen einige Atemzüge lang, während ihn Taira herrichtete. Er blickte ernst, nicht streng, eher ehrenvoll. Der junge Mann sollte sich sammeln und der Verantwortung bewusst werden, bevor er leichtfertig Treue schwor.


    "Wir sind mehr als nur Römer, wir sind Claudier!", begann der Legat. "Unsere ganze Kraft gilt dem Reich. Jeder darf von uns Einsatzwille bis zur Aufopferung erwarten.
    Ich, Claudius Menecrates, Legatus der II. Legion unseres Imperiums, ernenne dich in Ermangelung einer würdigen kaiserlichen Zustimmung höchst selbst zum Tribunus Laticlavius meiner Legion. Mit dem nachfolgenden Eid, den du zusätzlich noch vor den Standarten deiner zukünftigen Einheit ablegen wirst, verpflichtest du dich zur Treue gegenüber mir und - solange kein von uns rechtmäßig anerkannter Kaiser in Rom sitzt - im Gedenken an den unseren verstorbenen Kaiser Valerianus.
    Sprich mir nach: IURANT AUTEM MILITES OMNIA SE STRENUE FACTUROS QUAE PRAECEPERIT IMPERATOR CAESAR AUGUSTUS, NUMQUAM DESERTUROS MILITIAM NEC MORTEM RECUSATUROS PRO ROMANA REPUBLICA."
    Menecrates schwieg einen Atemzug lang, dann fügte er an:


    "Tribunus, nimm Platz. Es folgt deine erste Stabsbesprechung. Etwas unkonventionell zwar, aber notwendig."


    Menecrates legte sich dieses Mal nicht wieder hin. Bei aller Müdigkeit stellte er immer die größten Erwartungen an sich selbst.
    "Wir besprechen deine Fragen von eben und ich habe etwas zu erklären", sagte der Legat, bevor er Taira mit einem Wink zu sich rief. "Wir wünschen zu speisen."


    Anschließend wandte er sich wieder an Victor. "In dieser Provinz und anderen wurde ebenfalls Cornelius Palma als Imperator ausgerufen. Die Erklärung dazu trägt auch meine Unterschrift, was ich nicht bereue. Es ist richtig. Und doch bist du jetzt der Zweite, dem ich Einblick in weiterführende Gedanken gewähre. Verwahre das Nachfolgende gut."

  • Taira nickte und verließ den Raum.


    Etwas später klopfte es und eine deutlich veränderte Taira, gefolgt von einigen Sklavinnen mit dem Essen, betrat das Triclinum. Sie stellte den Wein auf den Tisch, schaute, dass die Platten mit Obst, Hühnchen und Fisch, der Brotkorb, das Naschwerk und die Fingertücher auf dem richtigen Platz standen. Dann schickte sie die anderen Sklavinnen mit einem Kopfnicken aus dem Raum, schenkte nochmals Wein nach und stellte sich dann hinter Menecrates, bereit ihm bei jedem Wunsch zur Hand zu gehen.

  • Victors Gänsehaut erreichte inzwischen seinen Steiß.
    Als sein Onkel nun seine feierliche Ernennung mit leichten Anklängen an die Familientradition hielt hatte er Mühe sich den Eid zu merken.
    Er richtete sich zu seiner vollen Größe auf und bemerkte nebenbei, daß er seinen Onkel um eine halbe Haupteslänge überragte, was ihn dazu bewegte wieder ein wenig einzuschrumpfen...selbstverständlich mit der nötigen Haltung.
    IURANT AUTEM MILITES OMNIA SE STRENUE FACTUROS QUAE PRAECEPERIT IMPERATOR CAESAR AUGUSTUS, NUMQUAM DESERTUROS MILITIAM NEC MORTEM RECUSATUROS PRO ROMANA REPUBLICA. Starker Tobak, dachte er beklommen als er dem Sinn der Formel gewahr wurde. Warum nur hatte er gerade das Gefühl er hätte seine Seele dem Hades geweiht?
    Ein wenig absent,...voller Gedanken kam er der Aufforderung nach sich zu setzen und wartete was ihm noch so offeriert wurde.
    Beiläufig sah er Taira nach wie sie loszog um die Speisen zu holen. Er nickte mehrmals, als Menecrates seine Fragen zunächst ad acta legte um ihm wichtigeres zu besprechen.
    Ich hoffe du verzeihst mir meine Impertinenz Onkel,...aber,...Cornelius Palma?...was macht ihn zur richtigen Wahl,...warum hast du dich nicht selber... tief einatmend unterließ er die Vollendung des Satzes. Der Purpur war bereits vier Mal in Händen der Claudier,...wer also war geeigneter als ...ein Claudier mit den Legionen Germanias im Rücken?
    Entschuldige Onkel, du wirst deine Gründe gehabt haben,...genau wie du Gründe hast mich zum Tribunus zu ernennen,...ich,...ähem,...ich bin kein Krieger Onkel,...ein militärischer Rang für einen Zivilisten,...dein Vertrauen ist groß,...ich danke dir.
    Taira deckte ein. Sie schien sich in ihrer Rolle als Leibsklavin recht gut eingefunden zu haben. Er nickte ihr zum Dank leicht zu.
    Die Speisen rochen anders als das was er lange Zeit gegessen hatte. Doch wenn das Essen die Qualität des Vinum hatte und daran bestand nicht der geringste Zweifel, würde es ein Gaumenschmaus werden.
    Der Zweite,...?! Wer war wohl der Erste dem sein Onkel in dieser Angelegenheit sein Vertrauen geschenkt hatte?!
    Natürlich Onkel,...sei unbesorgt! Er wertete das folgende als hochsensibel und nur für seine Ohren bestimmt. Sein Blick glitt kurz zur Türe,...zu Taira...besaß sie auch das Vertrauen des Menecrates?

  • Menecrates führte die Hände seitlich zum Körper und ließ sie in der Luft verharren, während er das Gespräch mit Victor führte. Eigentlich musste nur darunter eine Schale mit Wasser gehalten werden, um das Händewaschen vornehmen zu können. Der Claudier verschwendete jedoch keinen Gedanken daran, alles lief mehr oder minder unterbewusst und nebenher ab.


    "Die Wahl des Cornelius Palma zum neuen Imperator habe ich selbst hinterfragt, zumal ich den Mann nicht persönlich kenne. Sein Werdegang ist durchaus beeindruckend. Er hat sich als Statthalter und als Feldherr bewiesen und - es sollen viele Senatoren hinter ihm stehen. Die Auswahl der Senatoren allerdings, sie gibt mir manchmal zu denken. Ich kann nicht sagen, dass ich allen auf unserer Seite stehenden Vertrauen schenke. Und ein Teil derer, die von Vescularius geächtet wurden, stehen auch aus meiner Sicht in einem fragwürdigen Licht. Nichts destotrotz, es gibt keine Alternative zu Cornelius. Mir zumindest ist keine eingefallen." Menecrates musste nicht besondere Vorsicht wegen Taira walten lassen. Sie verstand noch nicht allzu viel Latein, und was sie inzwischen beherrschte, gehörte mehr zu den alltäglichen Dingen.


    "Ich denke, ich wäre ein erfolgreicher Feldherr, um auf deine Anspielung zurückzukommen, aber ich hatte bisher noch keine Gelegenheit, dass dem Volk Roms beweisen zu können. Und ich bräuchte weit mehr Männer hinter mir als nur eine Legion." Er schmunzelte, wurde dann aber wieder ernst.
    "Für den Rang, den du ab sofort bekleidest, hast du alle nötigen Voraussetzungen, auch wenn dir das erst im Laufe der Zeit klar werden wird. Vertraue so lange auf mich und auf die festgelegten Einstellungskriterien, die ich voll und ganz berücksichtigt habe. Wir werden sehen, welche Eignungen sich bei dir herauskristallisieren.
    Was hältst du im Übrigen als Vorbereitung auf die kommenden Wochen von Weiterbildung? Im Castellum gibt es die Möglichkeit, Examen abzulegen, die auch in Rom anerkannt werden."
    Bevor Victor reagieren konnte, schwenkte Menecrates noch einmal zum vorigen Thema zurück.


    "Ich bin mir nicht sicher." Er schwieg und blickte gedankenverloren auf eine Obstschale. Sein Blick wanderte nicht fort, als er etwas leiser weiterfuhr. "Damals in Rom, ich wurde zu einer Zusammenkunft angesehener Senatoren geladen. Ich wurde befragt, nachdem mehrfach missbilligende Worte gegen unseren Kaiser Valerianus gefallen sind. Ich kannte Valerianus persönlich, war sein Adjutant und ihm erwiesenermaßen treu. Deswegen - so vermute ich - wurde ich zeitig aus der Runde verabschiedet. Was mich ein bisschen stutzig macht, ist die Tatsache, dass Vescularius fast alle Senatoren dieser Runde geächtet hat. Mich ja auch, nur ich wurde zeitig verabschiedet.
    Versteh mich nicht falsch: Ich zweifle kein bisschen daran, dass sich Vescularius unrechtmäßig auf den Thron gesetzt hat, aber gleichzeitig schließe ich nicht die Möglichkeit aus, dass sich mehr als nur er die Hände schmutzig gemacht haben. Ich vertraue dir das an, um dich nicht zu einem blinden Gefolgsmann werden zu lassen."

  • Victor betrachtete beiläufig die Zeremonie mit welcher sein Onkel sich arrangieren ließ.
    Was war dies nun?
    Die Konsequenz aus dem Selbstverständnis ob der Herrschaft über ein Imperium?
    War es bloße Angst der Sklaven um ihr Leben oder die Akzeptanz der Notwendigkeit?
    Die Art und Weise mit der die beiden hier agierten ließ nicht Disharmonisches erkennen,...so wie es aussah, war es wohl gut.
    Auf die Thesen seines Onkels entgegnete Victor,
    Ich kenne niemanden auf den Proskriptionslisten,...habe von dem einen oder Anderen gehört,...mehr nicht. Aber verzeih´Onkel,...aber die mächtigen Senatoren Roma´s sind nicht in dieser Stellung weil sie lieb und nett sind,...es sind Machtmenschen. Männer denen es von Geburt an oder durch Ehrgeiz, Opportunismus und Machtstreben bestimmt ist eine zeitlang die Geschicke Roma´s mitzubestimmen. Eine Schlangengrube in welcher die Koalitionen wechseln wie die Tageszeiten.
    Wäre es nicht so, müßten wir jetzt wohl kaum um einen ermordeten Imperator und dessen Familie trauern. Seine Ablehnung gegenüber dem Senat und den Senatoren als korrupte Optimaten hatte ihm seinerzeit viel Verdruß mit seinem Vater bereitet. Ein Umstand den dieser stets vor seinem Bruder Menecrates zu verbergen suchte. Victors Ideale waren überholt und veraltet ließ ihn sein Vater wissen, die Claudier müßten sich anpassen und den Herausforderungen der neuen Zeit effizient begegnen. Dazu gehörte es auch gewisse Kompromisse einzugehen und Interessen zu katalysieren. Letztendlich zähle nur das Ansehen der Gens in Roma.
    Victor musste im nachhinein ein wenig wehmütig lächeln. Bei ihrem letzten Streit schleuderte er seinem Vater entgegen, daß Weisheit (sapientia), Gerechtigkeit (iustitia), Tapferkeit (fortitudo, magnitudo animi) und Mäßigung (temperantia) die Tugenden der Claudier seit jeher gewesen wären..und er die Abkehr davon nicht zu unterstützen gedenke.
    Cogito ergo sum, Onkel, ich hege keinerlei Zweifel an dir,...weder an deinen militärischen Fähigkeiten, noch an deiner Fähigkeit ein vorbildlicher Herrscher zu sein, jedoch glaube ich, daß du dein Licht unter den Scheffel stellst...was hat denn der LAPP was du nicht hast? Einen fragwürdigen Oberbefehl, welcher mit der Nominierung auf der Proskriptionsliste was ist...Null und Nichtig ?!Kurz schoss ihm der Gedanke des Selbstverständnisses in den Sinn.Im Zuge dieses Heergangs wird das Licht auf den niederstrahlen der den Sieg herbeiführt...eine weitere Tugend die dir innewohnt wird sich dann erweisen,...die Virtus. Denk an Julius Cäsar!Das ist es was Männer fasziniert Onkel, das ist es dem sie folgen, zuerst einige wenige, dann ganze Abteilungen, Legionen, schließlich ein Heer. Wenn du dies alles dem Cornelius Palma zugestehst, so scheint er in der Tat der Richtige zu sein und ich will nie wieder ein Wort über seine Proklamierung verlieren.
    Sein Blick glitt über die Augen des Onkels, kurz, sehnend.
    Doch Menecrates von den Claudiern hatte seine Absichten bereits kundgetan. Dixi,...so sei es niedergeschrieben...
    Ich,...ähem,...ich habe bereits das Examen Primum der Academia militaris abgelegt. Das Secundum ist mein nächstes Ziel. Jedoch hörte ich, daß die beiden folgenden Examina nur unter gewissen Voraussetzungen zu erfüllen sind, welche sich hier schwerlich gestalten lassen.
    Er wollte seinen neuen Rang mit soviel diplomierter Kompetenz ausfüllen wie nur möglich...den Rest würde Intuition aus seinen nicht unwesentlichen Erfahrungen bringen.
    Noch in Gedanken an die verlorene Ehre der Senatoren bekam er wieder eine Bestätigung für deren Verderbtheit. Nach Menecrates Bericht über das konspirative Treffen meinte er,
    Ich bin nicht dein Gefolgsmann Onkel,...ich bin dein Fleisch und Blut,...ich werde dein Vertrauen nicht enttäuschen!
    Sie waren sich einig, soviel war sicher.
    Victor fühlte sich nun angehalten aus seiner Haltung keinen Hehl zu machen. Zu den primären Aufgaben eines Tribuns und Stabsoffiziers zählte es den Legaten zu beraten.
    Wann damit anfangen, wenn nicht jetzt?
    Vielleicht war einer jener illustren Senatoren doppelzüngig und hat es dem Vesularius nicht vorenthalten was dort konspiriert wurde.Du weißt, daß es immer sinnvoll ist als Occupant jedweden Widerstand zu eliminieren.Auch scheinbar Unbeteiligte geraten in den Bann. Hier werden konsequent Vorrechte und Ansprüche ausgeschlossen. Sollte sich ein Geächteter als harmlos, opportun oder gar als Sympatisant erweisen, wird die Ächtung aufgehoben und derjenige wieder in Kreis der Honorablen aufgenommen...üblicherweise ist dieser dann mit mehr Privilegien ausgestattet als vorher, dient jedoch fortan dem Usurpator als Beweis für die Richtigkeit und Legitimität seines Anspruchs.
    Er beugte sich ein wenig nach vorn. Baute so Nähe auf und demonstrierte mit seiner Körpersprache Haltung und Konsequenz.
    Worin bestehen deine Zweifel Onkel?Ich kenne Vescularius nicht, jedoch war er Praefectus Urbi und somit Stellvertreter des Imperators. Eine Position die man nicht ohne Vertrauen erhält.Ich glaube nicht, daß der Imperator oder sein Filius unwissend über dessen Handeln im Namen des Imperiums waren. Warum sollte er also den Imperator töten? Die beträchtliche Macht in seinen Händen war fast absolut. Ging es ihm lediglich um den Purpur? Worum ging es den Konspiranten in deinem Verschwörertreffen? Wer von ihnen sollte Imperator werden? Alles besser machen? Dann hätten sie in der Konsequenz auch den Vescularier töten müssen, denn der würde niemals auf seine Machtfülle verzichten wollen.Kam der Vescularius nach den Informationen seiner Spitzel dem Ganzen nur zuvor, indem er nach der unsäglichen Tat den Purpur ergriff? Hat er oder haben die Verschwörer den Kaiser samt Nachfolger ermorden lassen? Fakt ist, er war aufgrund seiner Kompetenzen und Skrupellosigkeit schneller in der Konsequenz der Machtergreifung. Er hat das getan was die anderen vorhatten,...das macht ihn moralisch fragwürdig, aber wie schon gesagt,...Roma ist eine Schlangengrube.
    Victor rieb sich das glattrasierte Kinn.
    Fragen über Fragen,...ich denke du hast für deinen Teil die situationsbezogen bestmögliche Konsequenz gezogen und den LAPP nicht konfrontiert...solange du nicht in Besitz aller Fakten bist wäre es unklug sich offen zu positionieren.Mit der Macht einer Legion im Rücken stellst du einen beträchtlichen Faktor dar. Einen Faktor welchen der LAPP nicht ausser Acht lassen darf.Jedoch was geschieht nun? Entblößt der LAPP die Ostgrenze,.. begeht er den selben Fehler wie einstmals Varus und schenkt sein Vertrauen denjenigen die ihm Honig ins Ohr träufeln. Man kann über die Germanen vieles sagen, aber die Geschichte hat gezeigt, daß sie unter einem geeigneten Führer bereit sind es mit jedem aufzunehmen. Außerdem wäre es keinem neuen Imperator dienlich nach sicherlich verlustreichen Kämpfen um seinen Anspruch mit den Resten der Legionen zurückzuholen was einstmals ihm gehörte.

  • Taira war inzwischen mit einer Schale Wasser und einem Tuch zu Menecrates gegangen. Sie legte sich das Tuch über den linken Unterarm um die rechte Hand frei zu bekommen und hielt die Schale dann unter Menecrates rechte Hand. Nun begann sie, Wasser daraus über Menecrates Finger zu streichen. Nachdem diese von den Spuren des Essens gereinigt waren, nahm sie das Tuch und tupfte seine Finger trocken. Die gleiche Prozedur wiederholte sie an Menecrates linker Hand.


    Dann ging Taira zurück, wechselte Wasser und Tuch und trat damit vor Victor. Sie schaute ihn fragend an und sagte: "Ebenfalls, Herr?"

  • Warum nicht? Victor hielt seine Hand über die kleine Schale und ließ Taira gewähren. Nachdem beide Hände gereinigt waren nickte er Taira dankend zu und wandte sich wieder an seinen Onkel.
    Die Zeit war kurz bis zum großen Heerzug, er musste lernen wie noch nie in seinem Leben zuvor.

  • Taira verbeugte sich kurz, stellte die Schale weg und legte das Tuch daneben. Dann wand sie sich dem Tisch zu, um die Becher aufzufüllen. Nach einem kurzen Blick über den Tisch ging sie wieder zur Tür. Sie öffnete diese und nickte dem Sklaven vor der Tür zu. Kurz darauf erschienen die Sklavinnen, die beim Hereinbringen der Speisen geholfen hatten. Sie brachten neue Schüsseln mit Obst und Süßem und räumten die Reste des vorangegangenen Essens ab. Nachdem sie das Triclinum wieder verlassen hatten, schloß Taira die Tür und stellte sich neben diese, bereit, neue Wünsche zu erfüllen.

  • Taira verhielt sich exzellent. Obwohl Menecrates seine Aufmerksamkeit auf das Gespräch richtete, registrierte er das tadellose Verhalten und Vorgehen der Sklavin. Er betrachtete es im Nachhinein als absoluten Glückstreffer, dass ihn ausgerechnet an diesem Tag seine Schritte zum Sklavenmarkt gelenkt hatten, wo Taira zum Verkauf stand.
    Nachdem seine Hände für das Essen vorbereitet wurden, bestellte der Claudier sein Menü. Dummerweise wurde der erste gang bereits abgetragen, bevor er etwas probieren konnte. Fragend blickte er zu Taira, dann bestellte er: "Zuerst Oliven und Obst, danach Brot und Fisch und zum Abschluss von dem Naschwerk."


    Während Taira die Vorspeise zusammenstellte, antwortete Menecrates auf Victors Einwand in Bezug auf die Gefolgschaft. "Wir missverstehen uns. Ich wollte dich nicht davon abhalten, mir blind zu folgen. Im Gegenteil, ich denke, das kannst du durchaus riskieren." Er lächelte, bevor er weitersprach. "Ich wollte vermeiden, dass du in blindem Vertrauen mir gegenüber demjenigen folgst, hinter den ich meine Legion gestellt habe. Palma besitzt so lange meine Unterstützung, wie sich nicht herausstellt, dass er mit anderen Senatoren Teil einer Verschwörung ist, die zum Tod der Kaiserfamilie beigetragen hat. Solange nicht der Schuldige am Kaisermord überführt ist, sind nur wenige gegen jeden Verdacht erhaben. Misstraue nicht krankhaft, aber halte die Augen offen, dies wäre mein Rat. Und bevor dein Mund spricht, halte Rücksprache mit mir." Menecrates zwinkerte. Es sollte der Erinnerung an den einzuhaltenden Dienstweg dienen.


    Der Claudier nahm die ersten Speisen entgegen. Er betrachtete die Zusammenstellung und zeigte sich zufrieden. Er blickte zu Victor.
    "Bevor es ein Verschwörertreffen wurde, bekam ich die Aufforderung zum Abschied, während der überwiegende Teil blieb. Jener Teil, der in dieselbe Kerbe gehauen hatte. Mein Bauchgfefühl besagt, an diesem Abend wurden Pläne geschmiedet, welcher Art auch immer. Positiver Art waren sie aber nicht. Und was Vescularius betrifft, er besaß ganz sicher das Vertrauen unseres Kaisers. Was mich ihm gegenüber am meisten stutzig macht, sind zwei Punkte. Zum einen wollte er mich verhaften lassen. Ganz Rom weiß, dass ich ein Anhänger Valerianus' war, also stimmt etwas an seinem Vorgehen nicht. Und zum anderen hat er höchst persönlich das kaiserliche Testament von den Vestalinnen abgeholt und damit seine Glaubwürdigkeit riskiert und eingebüßt. Ihm blieb jede Zeit und Gelegenheit, es nach seinen Wünschen fälschen zu lassen, und prompt wurde verlesen, dass Vescularius den Thron besteigen soll."

  • Puh! Taira hatte Glück gehabt und alles verstanden, was Menecrates ihr gesagt hatte. Ob er ihr zu liebe so einfach sprach? Wenn er seine Worte an Victor richtete, rauschten Taira nur die Ohren und sie verstand so gut wie gar nichts.


    Zuerst also Oliven und Obst. Oliven war einfach, da gab es nur eine Sorte. Taira konnte sich noch gut daran erinnern, wie mühseelig es war, den Kern aus jeder einzelnen herauszupuhlen. Und Obst. Nur welches? Als nächstes wollte Menecrates Fisch. Gut. Taira hatte keine Vorstellung davon, um was für Fische es sich handelte. Sicher nicht die, die sie aus ihrer Heimat kannte. Doch vor Mogontiacum lag ein großer Fluß. Den hatte Taira gesehen, als sie die Stadt erreichten. Sicher waren die Fische von dort und damit aus dem Süßwasser. Nun hatten Süßwasserfische im Allgemeinen einen schwächeren Eigengeschmack als die aus dem Meer. Das erklärte,warum sie so stark mit Pfeffer und Salz eingerieben wurden als Morrigan Taira in der Küche für ihren Dienst fertig machte. Und am Schluß waren die Fische mit Honig bestrichen worden. Also scharf und süß, keine Säure. So wählte Taira Birnenstückchen, süße Tafeltrauben, ein paar Feigen- und Aprikosenteile. Das Ganze mit den Oliven nett auf einem Tellerchen angerichtet und mit einem Lächeln Menecrates gereicht. Dem schien das, was Taira ihm reichte, zuzusagen. So zog sich Taira einen Schritt zurück und wand sich dann an Victor: "Welche Wünsche hast Du, Herr?"

  • Victor wollte schon aufbegehren, jedoch rief er sich den Rat eines fernöstlichen Priesters in den Kopf,...immer erst einmal tief durchatmen,...zwei-, dreimal. Menecrates war sein Onkel, sein Verbündeter, mehr noch, er hatte das Recht als ehrwürdiger Älterer ihn, als den jüngeren zu maßregeln, gar zu tadeln. Doch während seines Durchatmens, welches er mittlerweile ohne allzugroßes Erstaunen seiner Umwelt vollbringen konnte, bemerkte er an der Mimik seines Onkels, daß dieser ihn lediglich auf einen anderen Aspekt hinweisen wollte.
    Onkel, ich folge dir,...nicht nur weil du mein Fleisch und Blut bist, sondern weil mir zusagt was du planst. Es hat wie immer Hand und Fuß. Einen Hinweis auf manisches Mißtrauen und den Umgang damit ersparte er sich und bestätigte nur mit einem diskreten Nicken. Ebenso bei Zweifel die Rücksprache mit ihm als Mentor und Vorgesetzten. Er gestattete sich ein familiäres Zurückzwinkern als Zeichen, daß er verstanden habe.
    Offenbar war es heute ein guter Tag für die kleine Taira. Sein gestrenger Onkel schien sehr angetan von ihr. Vielleicht entwickelte sich da jemand zur Lieblingssklavin? Das bedeutete Privilegien für die junge Griechin. Victor lächelte seinem Onkel zu als dieser fortfuhr wurde doch im Laufe des Gesprächs ernst. So wie du die Dinge darstellst kommen wir überein, daß niemand frei von Zweifeln über sein Handeln ist.
    Er sah Taira auf deren Farge an und entgegnete,
    Nun, gib´mir doch bitte dasselbe wie das von meinem Onkel, das sah sehr gut aus,...sei so gut.
    Während Taira den Teller zusammenstellte schloß er seine These,
    Die ganze Wahrheit wird man wohl nie erfahren, doch ich hoffe, daß wir die Angelegenheit ohne allzuviel Blutvergießen aufklären können.Sein Blick wurde traurig.
    Es sind dunkle Zeiten für das Imperium Onkel,...Brüder greifen gegen Brüder zur Waffe, nur weil einige wenige glauben sie könnten sich nehmen was ihnen gefällt.
    Er setzte sich hin, faltete die Hände ineinander...
    Was man konkret weiß ist was Vescularius getan hat...das macht ihn verdächtig einige Dinge initiiert zu haben. Was man nicht weiß oder bestenfalls spekulativ konstruiert ist was jene Gruppe geplant oder gar durchgeführt hat. Was wenn Vescularius nach bestem Gewissen gehandelt hat und das Testament keine Fälschung ist...hat jemand das Testament geprüft?

  • Menecrates widmete sich dem Verzehr, während Victor sprach. Die Geschmacksrichtung wechselte von süß zu herb und dann wieder zu neutral. Als er die Feigen probierte, schüttelte er sich, weil ihm heute nicht derart Süßes mundete. Nach dem Süßstoffüberschuss verschmähte er sicherheitshalber auch die Birnen. Der Fisch ließ sich schlecht essen. Schon bald griff der Claudier zu den Fingern, deren Schmierfilm ihn aber störte, sodass er wieder und wieder zum Tuch griff und letztlich sogar nach der Wasserschüssel verlangte.


    Obwohl er speiste, lag sein Augenmerk mehr auf Victor als auf dem Essen. Und auch wenn die Themen Gewicht besaßen, eine gewisse Lockerheit fehlte nicht. Zumindest bis die Sprache wieder auf das Testament kam.


    "Ich kann nicht sagen, ob das Testament geprüft wurde. Nach Germanien gelangen ohnehin nur gefilterte Informationen. Nach meiner Ansicht muss aber eine Untersuchung angestrebt werden, und zwar eine umfängliche, die von den Umständen des Todes bis hin zur Testamentsverkündung alles auf das Genaueste beleuchtet. All das muss aber zunächst zurückstehen. Unsere Aufmerksamkeit gilt dem bevorstehenden Feldzug. Ich beabsichtige, dir eine gewisse Verantwortung zu übertragen. Ich brauche jemand, der sich um die Versorgung und den Nachschub kümmert. Das klingt nach weniger als es ist, zumal ein Feldzug nur so erfolgreich sein kann, wie die Versorgung und der Nachschub gewährleistet sind. Du wirst Unterstützung bekommen, auch Rat, aber mich interessiert, welche Gedanken und Vorstellungen dir spontan dazu einfallen."

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