ERVITRICIUUM
SKLAVENUNTERKÜNFTE
ERVITRICIUUM
SKLAVENUNTERKÜNFTE
In der Sklavenunterkunft angekommen, schaute ich mich kurz um. Die war ja wirklich sehr klein. Obwohl mich ärgerte, dass Macro mal wieder eine extra Wurst wollte und sich allem Anschein nach zu schön war, seine Unterkunft mit anderen zu teilen, konnten wir froh sein das er nicht auch noch in dem Loch sein Lager hatte.
Ich setzte mich auf das Bett, welches der Türe am nächsten war, denn frische Luft bei dieser Enge würde mir bestimmt gut tun, betrachtete meinen Käse und fing an daran herum zu knabbern. Von plötzlichem Heimweh nach der Villa in Rom überfallen und dies hätte ich nun wirklich nie von mir erwartet, dachte ich voller Wehmut an die anderen, die ich dort zurückgelassen hatten. Sollten die hier doch selber schauen wie sie zurecht kamen. Ärgerlich strisch ich mir wieder eine nasse Haarsträhne von der Stirn. Hier führten sich Macro und Wulfgar plötzlich auf, als ob sie das große Sagen hätten. Was bildeten die bescheuerten Muskelprotze überhaupt ein. Ich war doch nicht ihr Hampelmann. Nur weil sie Muckis hatten, bedeutete, dass doch nicht, das es auch Hirn bei ihnen gab.
Weiter knabbernd, schweiften meine Gedanken zu Corona, ihr Bild vor meinem geistigen Auge, erzielte in meinem Zustande eine für mich verblüffende körperlich Wirkung.
Oh man, war er müde. Wulfgar suchte nur ein freies Bett und >Plumps< lag er auch schon drinnen. Er hielt sich nicht viel mit ausziehen auf. Er begann gleich zu schlafen, so müde war er.
Nach dem Gespräch mit Linos prüfte Macro wieder und wieder, was er eigentlich wollte und wie weit er sich offenbaren wollte. Mit einer Entscheidung im Gepäck suchte er am Abend Linos in den Sklavenunterkünften auf.
"Wo steckst du, Mann?"
Gerade kam ich aus der Küche, den Rest von einem Stück trockenem Bort kauend, was ich dort noch gefunden hatte. "Nun schrei doch nicht so ich bin ja schon da. Na kanns losgehen?" Gespannt wartete ich darauf was ich nun für Macro schreiben sollte.
"Ja, und wo ist dein Schreibzeug? Ich diktiere und muss sehen, dass du sofort schreibst. Sonst vergisst du womöglich die Hälfte oder benutzt andere Formulieren, wenn du es dir nur merken willst."
Macros Haltung machte deutlich, dass er Linos ein stückweit kontrollieren wollte, weil er nicht lesen konnte. Ihm wurde klar, dass diese Form von Kontrolle ohnehin eingeschränkt war. Er verschränkte die Arme vor der Brust.
"Na hier", erwiderte ich Macro und Kramte alles was ich brauchte unter meinem Bett hervor. "Nur ein Problem gibt es, ich brauche einen Tisch. Oder soll ich es nur auf eine Wachstafel schreiben? Ich würde mir das aber überlegen, wenn das Schreiben nach Rom gehen soll, könnte es unterwegs beschädigt werden." Suchen schaute ich mich in unserer kleinen Unterkunft um, ein Bett als Unterlage war wirklich keine Lösung.
"Wachstafel?" Macros Stimme klang erschrocken. Da könnte ja jeder lesen, der wollte. Dann aber beruhigte er sich wieder. Er wollte sich ohnehin bedeckt halten. "Ich dachte an einen Brief, den man zusammenrollen kann. Und nen Tisch finden wir in der Culina. Soll ich den herholen?" Kein Problem für ihn. In der Küche wollte er jedenfalls nicht bleiben. Er wollte möglichst ungestört sein, denn es würde schwierig genug werden, auch ohne Ablenkung die richtigen Formulierungen zu finden.
Ich nickte zu Macros Frage. "Wäre besser, es soll ja leserlich sein was ich schreibe. Ich hoffe du weißt was du schreiben möchtest?"
Irgendie bezweifelte ich, dass Marcro wirklich wusste was ich für ihn schreiben sollte. Was ich aber noch mehr bezweifelte ob er zu seinen Gefühlen zu Morrigan stehen würde. Mir fielen seine Worte vom Morgen ein und schüttelte den Kopf bei dem Gedanken. Wer denkt denn an den Wert einer Sklavin wenn er sie wirklich liebt?
Einen Tisch heranschleppen stellte kein Problem für Macro dar, einen Brief formulieren hingegen ein großes. Dazu musste man zunächst über sich selbst nachdenken. Schon alleine das löste Unbehagen bei dem Hünen aus. Er zog es vor, später nachzudenken und besorgte als erstes einen Tisch. Ein kleiner würde reichen, Linos wirkte ohnehin wie eine halbe Portion. Er fasste daher den Beistelltisch rechts und links an der Platte und hob das Möbelstück an. Ja, auch so ein Beistelltisch konnte schwer sein, wenn er massiv gebaut war. Trotzdem händelte ihn Macro mit einer gewissen Leichtigkeit. Er zirkelte ihn durch die Türöffnungen und schob ihn Linos direkt vor die Füße.
"Gut?"
„Hm“ Nachdenklich betrachtete ich den Tisch, stellte mich davor und schüttelte mit dem Kopf. So würde es nicht gehen. O wie Macro drauf war, dauerte das ganze länger und ich hatte keine Lust Stunden in gebeugter Haltung zu verbringen. Mein Blick wanderte dann zwischen Tisch und Bett, aber auch das passte nicht von der Höhe, da blieb mir nur eins.
Ich kniete mich hin und rückte mir alle Utensilien zurecht. „So es kann losgehen, ich bin bereit.“ Aufmunternd nickte ich Macro zu.
Wunderbar, dass Linos bereit war. Das Problem dabei: Macro wusste nicht einmal, wie er beginnen sollte. Er räusperte sich mehrmals, dann fragte er:
"Ähhmm, Viellecht: 'Einen schönen guten Tag' als Einführung. Was meinst du?"
Hilflos hob Macro die Schultern.
So hatte ich es mir nun doch nicht vorgestellt. Die Luft durch die Zähne ziehend kratzte ich mich hinter mein rechtes Ohr. „Wenn du schon an Morrigan schreibst, solltest du sie auch anreden, oder ist der Brief an alle Sklaven der Claudier gerichtet?
Selbst dann würde ich nicht so beginnen. …. Vielleicht beginnst du so.
Salve Morrigan
Aus dem fernen Germanien nutze ich heute die Gelegenheit, um dir endlich mitzuteilen was ich dir schon lange sagen wollte. ….. Was hältst du denn davon?“
Ich fand meinen Vorschlag gut, glaubte aber selber nicht, dass es Macro so gefiel.
Macro verzog bei Linos‘ Vorschlag des Gesicht, als hätte er auf eine Zitronatsfucht gebissen.
"Also gut. Salve Morrigan, das geht, aber der Rest auf keinen Fall - weder inhaltlich noch die Formulierung. Da merkt sie doch gleich, dass nicht ich der Briefschreiber bin." Macro schüttelte den Kopf.
"Wie wäre es damit: Vielleicht freust du dich über Post. Deswegen schicke ich einen Gruß aus Germanien. Wir vermissen euch hier."
Er sah zu Linos. "Meinst du, das geht?"
Verblüfft schaute ich Macro an. „Nun brat mir einer einen Storch, na bitte es geht doch. Erzähl mir also keine Märchen mehr, von wegen ich kann nicht.“
Eifrige schrieb ich nieder wobei ich laut las in etwa was ich schrieb.
„Salve Morrigan
Vielleicht freust du dich über Post. Deswegen schicke ich einen Gruß aus Germanien. Ich vermisse dich hier sehr“
Verschreiben kann sich ja schließlich jeder Mal.
„So nun aber weiter und schön beim Thema bleiben, es geht dir ja um Morrigan.“
Ich tunkte meine Schreibfeder in das Tintenfass und wartete gespannt.
Und schon kam Macros Ideenfluss zum Erliegen. Wie konnte es in dem Brief weitergehen? Er fand, er müsste das Vermissen genauer erklären.
"Schreib: Keiner da, der streng blickt und schilt." Er dachte dabei an Mansuri, die Mutter der Sklavenschar. "Niemand da, den man beschützen kann." Er dachte dabei an die stille Mujet, wobei auch die starke Mansuri einmal Schutz benötigte. "Niemand da, den man verprügeln kann." Dabei dachte er an Keywan. "Wir müssen sogar selbst kochen." Er seufzte. "Und auch niemand da, der einem den Rücken schrubbt." Jetzt war er gedanklich bei Morrigan angelangt und kam ins Stocken. Er musste sich ablenken, daher sah er Linos an.
"Was hältst du eigentlich von Mansuri?"
Ehe ich die Feder auf das Pergament setzte, schielte ich kurz zu Macro rüber, lesen kann er nicht und von dort wo er steht, müsste er wenn er es könnte, ja alles von über Kopf lesen.
Beruhigt fing ich an, hoffentlich ließ mich mein Gedächtnis nicht im Stich. Ich sprach seine Worte während ich schrieb.
Ich mache mir Sorgen um dich, denn ich musste dich ohne meinen Schutz zurücklassen.
Du weißt ich würde jederzeit Männer die dir zu nahe kommen, solche wie Keywan, verprügeln.
Gerne würde ich einmal von den Speisen, die du kochst, kosten.
Aber was ich am meisten vermisse ist, dass du nicht hier bist um mir meinen Rücken zu schrubben.
Langsam wir es schwierig ich darf nicht zu viele Worte benutzen.
Mansuri???„Wieso fragst du jetzt nach Mansuri?“ Dann musste ich lachen. „Ich nannte sie immer Küchendrachen. Sie ist aber in Ordnung, harte Schale weicher Kern würde ich sagen.
Wir kommen aber von Thema ab oder ist plötzlich dein Herz für Mansuri entflammt?“
Macro zuckte mit der Schulter, als Linos fragte, warum er auf Mansuri zu sprechen kam. Klar, er hätte auch sagen können, er wolle sich zur Neutralität zwingen. Darüber hinaus interessierte es ihn aber tatsächlich, wie Linos Mansuri sah.
Er grinste. "Küchendrachen ist gut. Um ehrlich zu sein, hatte ich ne Menge Respekt vor ihr. Das Weiche habe ich nicht erkannt", gab er abschließend zu. "Kann ja aber auch sein, sie hat die harte Schale als Schutzschild benutzt. Was bedeutet, ich habe nie ihren wahren Charakter erkannt." Macro schwieg. Ihm wurde wieder einmal bewusst, dass er in Rom generell mit Scheuklappen herumgelaufen war.
Die nächste Frage riss ihn gewaltsam in die Wirklichkeit zurück. "Natürlich bin ich nicht für Mansuri entflammt!" Er wehrte mit beiden Händen ab und behielt sie auch dann noch oben, als er behauptete: "Ich bleibe lieber alleine. Auch das mit Morrigan hat mich nur durcheinander und in Schwierigkeiten gebracht. Ich will das nicht mehr. Ich will nur zum Ausdruck bringen, dass ich jederzeit für die Mädels in Rom da sein würde, wenn ich es nur könnte. Und jaa, sie fehlen mir auch…" Er schwieg.
"Ich weiß nicht weiter", gestand er schließlich.
Farbe lass ich ab sofort weg. Zu viel Arbeit
Nun hatte ich selber auch den Faden verloren. Auf dem Stiel meiner Feder kauend ließ ich mich nachdenklich zurück auf meine Fresen sinken. "Ich bin auch raus gekommen. Wie wäre es mit einer Beschreibung wie es hier ist und was wir so machen? Zum Schluss dann noch ein paar gute Wünsche."
Wie sehr ich selber sie vermisste und mir wünschte wieder in Rom zu sein, erwähnte ich lieber nicht.
"Ja, gute Idee", antwortete Macro. "Schreib: Das ganze Leben spielt sich Tag für Tag im Lager ab. Hier ist der Dominus weniger als in Rom unterwegs, deswegen komme ich auch selten wo anders hin. Linos hat es da besser, er bekommt öfters Aufträge in Mogontiacum.
Neblig graue Grüße aus Germanien
Macro.
Was hältst du davon?" Macro strebte ein kurzes Schlusswort an, denn ihm waren die Ideen ausgegangen. Außerdem wollte er ja nicht mehr so viel von sich preisgeben wie noch am Morgen erwogen.
Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!