Orest war dieser Tage sehr beschäftigt. Ich hatte ihm ein Dutzend Male angeboten, ihm etwas abzunehmen, doch er war in dieser Hinsicht mir selbst sehr ähnlich. Zu guter Letzt hatte doch er eine Bitte an mich herangetragen. Zähneknirschend zwar, doch wollte ich ihm selbstverständlich helfen. Zu diesem Zwecke suchte ich derzeit seine Schwester, Narcissa. Ich hatte wohl von allen Bewohnern dieses Hauses am längsten gebraucht, bis ich die Zwillinge einigermaßen sicher auseinander zu halten vermochte - und das sicherste Indiz für die Präsenz Narcissas war nach wie vor ein Buch in ihrer Hand. Aus diesem Grunde suchte ich sich auch zunächst in der Bibliothek, wo mir der Bibliothekar versicherte, sie vor kurzem mit einem Buch hinausmarschieren gesehen zu haben. Ich machte mich darob auf ins Peristyl, in der Hoffnung, sie zu finden, hatte jedoch bereits in der exedra Glück.
Ich näherte mich Narcissa und setzte ein Lächeln auf. "Salve, Narcissa", grüßte ich und war mir sicher, dass ich auch eben diese vor mir hatte. Ich setzte mich in einen nahe stehenden Korbstuhl und betrachtete sie kurz. "Was liest du denn?" erkundigte ich mich interessiert. Meine Lieblingsbücher waren in frühem Alter die Gaius-Kriminalgeschichten gewesen, in ihrem Alter hatte ich bereits viele Berichte und Abhandlungen zu lesen und darob nur noch sehr wenig Zeit für kurzweilige Lektüre.