• Macer blieb stehen und wandte sich nun direkt an seinen neuen Klienten.


    "Das ist schön. Dann darfst du mich von nun an als deinen Patron bezeichnen und ich betrachte dich als meinen Klienten."


    Er reichte ihm die Hand und ein aufmerksamer Sklave hatte das richtige Stichwort erkannt, um den drei Männern wenig später etwas Wein zu reichen.

  • Natürlich ergriff ich sofort die Hand meines neuen Patronus und besiegelte somit nun mein eintreten in ein Klientelverhältnis. Ich hatte mir fest vorgenommen meinen neuen Patron nicht zu entäuschen und deutete durch ein Neigen meines Hauptes eine kleine Verbeugung an.


    Ich erwiderte nur kurz und bündig:


    "Ich danke dir. Ich werde dich nicht enttäuschen Patronus."

  • Macer prostete den beiden ebenfalls zu und wirkte durchaus zufrieden mit dem Ergebnis des Gesprächs.


    "Jetzt muss ich aber bald aufpassen, dass man mir nicht unterstellt, der heimliche Patron der Stadt werden zu wollen. Jetzt hab' ich Klienten bei den Cohortes Urbanae und den Prätorianern und dazu noch den Volkstribun, der für mich die Massen kontrolliert", lachte er und hatte natürlich nicht vor, seinen Einfluss tatsächlich derart zu nutzen.


    "Immerhin brauche ich bei so guten Kontakten zu den Schutztruppen der Stadt meine Casa jetzt wohl nicht mehr abzuschließen."

  • Er hatte gar nicht gewusst, daß sein Patron auch noch Verbindungen zu den Urbanern hatte. An seinen scherzhaften Worten war damit doch ein Körnchen Wahrheit dran.
    Nunja umso mächtiger der Patron umso besser für die Klienten:"Patron wenn du erlaubst werde ich mich nun zurückziehen. Ich habe morgen einen anstrengenden Tag."

  • "Sicher, lass dich nicht aufhalten", verabschiedete sich Macer von seinem wohl bekanntesten Klienten. "Es wartet zweifellos eine Menge politische Arbeit auf dich."


    Dann sah er seinen neuen Klienten an und wartete kurz ab, ob sich dieser ebenfalls sofort verabschieden wollte, so dass er beide zur Tür begleiten könnte.

  • Als sich Cyprianus verabschiedete machte ich noch keine Anstalten ebenfalls zu gehen. Um es genau zu nehmen hatte ich ein wenig auf diesen Moment gewartet und teilte es Macer auch mit:


    "Wenn du noch Zeit hast Patron, dann möchte ich dich noch kurz unter vier Augen sprechen."


    Wenn man es so wollte, dann war dies schon mein erstes Anliegen an meinen Patron. Mir war klar, dass es vermutlich etwas unverfroren wirken musste, doch konnte diese Angelegenheit nicht mehr länger warten.....

  • "Sicher, dann sprechen wir noch unter vier Augen", antwortete Macer und ließ seinen neuen Klienten dann kurz allein, um Cyprianus zur Tür zu begleiten und sich dort von ihm zu verabschieden.


    Als er wieder in den Wandelgang am Garten zurück kam, schaute er Maximianus neugierig an. "Nun, bei welchem Anliegen kann ich dir sofort behilflich sein?"

  • Ich hatte die Zeit die Macer benötigte um Cyprianus zu verabschieden genutzt, um mir zu überlegen wie ich meinen Patron über diese Sache sprechen sollte. Doch eine wirkliche Lösung war mir nicht eingefallen. Deshalb sagte ich es in einem beinahe schon lustig erscheinenden Ton:


    "Nun, es geht um einen Mann hier in Rom. Du müsstest ihn vermutlich kennen. Es handelt sich um Manius Flavius Gracchus. Ich bräuchte aus..... nun nennen wir es aus persönlichen Gründen...... einige Informationen übe diesen Mann. Für mich ist es schwer an ihn heran zu kommen, da hatte ich gehofft du weißt villeicht einiges über ihn. Ich meine das Alter, villeicht Liebschaften, Familienverhältnisse usw."


    In diesem Moment wusste ich nicht wie dämlich ich dreinschauen sollte......

  • Dass sein Klient diese Frage etwas umständlich und stockend hervor brachte und dabei einen leicht dämlichen Gesichtsausdruck machte, bekam Macer nur anfangs mit. Danach war er selber ein wenig zu verblüfft, um sofort eine perfekte Antwort formulieren zu können. Zum einen hatte er nämlich bisher immer gedacht, dass die Prätorianer diejenigen wären, die über andere Leute bescheid wissen und die man nach solchen Informationen fragt und zum anderen war sein eigenes Personengedächtnis so schlecht, dass er sich zumindest in Wahlkampfzeiten immer von einem Sklaven begleiten ließ, der ihm im passenden Augenblick einige Zusatzinformationen zuflüsterte.


    Bei genauerer Betrachtung der Lage musste Macer jedoch feststellen, dass ersteres eine unlogische Annahme war - immerhin mussten die Prätorianer ihre Informationen ja auch irgendwo her bekommen. Und letztere Sache mit dem Personengedächtnis konnte der neue Klient noch nicht wissen.


    "Ein ungewöhnliches Anliegen für einen neuen Klienten", begann Macer seine Antwort. "Flavius Gracchus? Du meinst den ehemaligen Quaestor? Nun, den treffe ich eher zufällig, wenn ich ihn treffe."


    Bevor Macer nun seinen Auskunftssklaven hinzu holte, der zweifellos einige Fakten liefern konnte, konnte er seine Neugier und eine gewisse Spur Misstrauen nicht unterdrücken. "Aus was für persönlichen Gründen benötigst du diese Informationen denn?"

  • "Ja, der ehemalige Quästor."


    antwortete ich auf die erste Frage meines Patrons. Doch dann kam die zweite Frage, mit der ich gerechnet aber nicht darauf gehofft hatte. Ich konnte Macer, auch wenn er mein Patron war unmöglich die Wahrheit darüber sagen. Deshalb formulierte ich das Ganze ein wenig umständlich und sprach die Wahrheit nicht voll aus, doch lügen wollte ich auch nicht. Deshalb versuchte ich es mit einem Mittelweg:


    "Nun, ich bin Praetorianer. Flavius Gracchus ist, nun sagen wir ein nicht ganz unbedeutender Bürger Roms und ehemaliger Politiker. Ich möchte einiges über ihn erfahren, da man nie wissen kann wann man ein solches Wissen brauchen kann. Als Praetorianer sollte man immer über möglichst viele, möglichst einflussreiche Leute bescheid wissen. Das kann einem oft von Vorteil sein."


    Als ich geendet hatte versuchte ich im Kopf noch einmal durchzugehen, was ich gerade gesagt hatte, doch konnte ich mich selber nicht so genau an den Wortlaut erinnern.....

  • Jetzt wurde Macer richtig neugierig, aber auch ein wenig amüsiert. "Nun, das klingt fast nach dienstlichen Gründen. Informationsbeschaffung auf Vorrat. Und doch sagtest du, dass es ein privates Anliegen ist. Die Art und Weise, wie du unbekümmert fragst, bestätigt dies."


    Macer blickte ihn direkt an, dann ließ er seinen Blick über den Garten schweifen.


    "Du hast Recht, Information ist in der Politik ein wichtiges Mittel. Wer Informationen hat, hat Macht. Und wer nach Informationen verlangt, der verlangt folglich nach Macht. Und Macht gibt man nicht grundlos ab. Also muss man den anderen entweder mit seiner eigenen Macht zwingen können, Informationen abzugeben, oder man muss so geschickt nach Informationen fragen, dass der andere nicht merkt, dass man danach fragt."


    Wieder richtete sich Macers Blick auf seinen Klienten und diesmal lag ein offene Grinsen auf seinem Gesicht.


    "Letzteres hast du versäumt. Das sollte dich ärgern, aber nicht langfristig stören. Wenn dir die Information wichtig ist, wirst du sie dir woanders beschaffen können. Und wenn du lange genug bei den Prätorianern bist, dann werden dir diese schon beibringen, wie man geschickt fragt. Oder du bleibst so lange dabei, bis du selber die nötige Macht hast."


    Dass er als Patron gegenüber seinem Klienten immer auf der mächtigeren Seite saß, fügte Macer nicht mehr hinzu. Maximianus erschien ihm neugierig und nicht dumm, so dass er sich das selber denken konnte.

  • Eigentlich hätte ich mich ärgern müssen, aber das tat ich nicht. Im Gegenteil, ich war amüsiert und dies bestätigte mein breites Grinsen. Dies hier schiehn mir nicht mehr wie ein Gespräch zwischen einem Patron und seinem Klienten, sondern wie ein Gespräch zwischen Lehrer und Schüler.


    Ich fragte auch nicht mehr nach. Wenn mir Macer die gewünschten Informationen geben wollte, dann würde er es ohnehin tun, ansonsten würde ich mich halt nach einem anderen "Informanten" umsehen müssen.


    Deshalb antwortete ich vielsagend:


    "Ich verstehe."


    und nippte noch einmal kurz an dem Becher, welchen ich immer noch in der Hand hielt und noch nicht annähernd augetrunken hatte.....

  • "Das ist schön. Und da man am Besten durch Beispiele lernt, probieren wir das gleich mal aus."


    Macer winkte den Sklaven zu sich, der die Weinkanne hielt und schickte ihn los, den Sklaven zu holen, der als sein Ersatzgedächtnis dienen musste. Bei diesem erkundigte sich Macer nach dem Alter von Flavius Gracchus.


    "Ich kenne sein genaues Alter nicht, Herr. Er ist ein junger Mann." Der Sklave blickte zu Maximianus, dann wieder zu Macer. "Er wird in etwa so alt sein wie dein neuer Klient, vielleicht einige wenige Jahre älter."


    Macer nickte zufrieden und schickte den Sklaven wieder weg.


    "Siehst du, so einfach ist es, wenn man es mit Macht erledigen kann."

  • Ich nickte zustimmend:


    "Ja, aber da ich diese Macht noch nicht besitzte, zumindestens nicht bei vielen Leuten so muss ich es wohl durch Hinterlist versuchen."


    Ich lächelte verschmitzt, was zeigte das ich das folgende scherzhaft, aber doch auch ein wenig ernst meinte:


    "Deshalb würde ich wohl deinen Sklaven abfangen müssen, wenn er Besorgungen erledigt, ihn in ein Gespräch verwickeln und dann unbemerkt nach den restlichen Informationen fragen."


    Mein Grinsen wurde breiter....

  • Macer schüttelte tadelnd den Kopf. "Hinterlist ist so ein böses Wort. Nenn' es Geschick."


    Doch dann setzte auch er ein leichtes Grinsen auf. "Aber ich merke, wir verstehen uns schon."


    Die Idee mit dem Aushorchen des Sklaven fand er gar nicht übel und während er darauf wartete, ob sein Klient noch weitere Anliegen hätte, dachte er darüber nach, dem Sklaven für diesen Fall einige spezielle Anweisungen zu geben.

  • Viele Wochen war der Brief unterwegs gewesen, ehe er schließlich Rom erreichte und in dem Briefkasten eines gewissen Senators verschwand.



    Hochverehrter Senator !


    Töricht wären meine Bestrebungen, euren Ruhm und eure Taten, euer Ansehen, welches ihr für Rom und den Kaiser gewonnen habt, in schnöde Worte zu kleiden, deren Beschreibung in keinster Weise euch gerecht werde.
    Euer Name ist in Rom und über die Stadtgrenzen hinaus bekannt, so mag es nicht verwundern, daß ich mich mit diesen Worten ausgerechnet an Euch wende, der ihr doch stets als Ehrenmann, als Mann mit Prinzipien anzusehen ward.
    Nichts lege mir ferner als auf diese profane Art und Weise, wie die Schlange im Schlamm kriechend um Hilfe zu erbitten. Rom wurde nicht groß und stark, weil es Mitleid zeigte, sondern weil es seine Stärke durch eindrucksvolle Demonstrationen unter Beweis zu stellen vermochte.


    Schändliche Verbrecher, zu meiner Schande Römer, die jeglichen Geboten der römischen virtus, der Aufopferungsbereitschaft vor dem Kaiserkult und der Verehrung des göttlichen Pantheons missen ließen, haben hier in Corduba, welches in den Süden der Provinz Hispania gehört die Herrschaft an sich gerissen. Sie nennen sich Republikaner, und doch ist es eine Schande, daß sie sich als Römer sehen. Sie rufen offen zum Kampf gegen den Imperator aus und jeden, der sich als ein Anhänger des göttlichen Caesar zu erkennen gibt, bringen sie um.


    O edler Senator, Abkömmling von bester römischer Tradition, ich schreibe Dir diese Zeilen, Dich zu informieren über die Zustände, die in diesem Reich plagen. Auf Deinen Einfluss und Deine Macht bauend, vertraue ich darauf, daß diese Zeilen bei Dir in richtigen Händen liegen. Schildere dem Imperator von diesen Zuständen, prangere es öffentlich im Senat an ! Rom muß begreifen wie weit sich diese Provinz von ihr entfernt hat.


    In der Hoffnung, daß dieser Brief sein Ziel erreicht, doch um nicht unnötig in die Hände der republikanischen Rebellen zu fallen, verzeih meine anonyme Unterschrift. Es ist gefährlich geworden, kaisertreu zu sein.


    Untertänigst


    P A Domitianus

  • Der Sklave, der den durch einen Türschlitz geschobenen Brief später fand, hob ihn auf und brachte ihn zum Haussklaven, da er selber nicht lesen konnte. Der überzeugte sich anhand der Anrede und der ersten Zeilen des Briefes, dass er hier tatsächlich richtig war, da der Name des Senators nicht genannt wurde und er mit der Unterschrift auch nichts anfangen konnte. Dann legte er ihn in Macers Arbeitszimmer.


    Als der Senator am frühen Nachmittag vom Forum zurück kehrte, lass er sich den Brief durch. Verwundert schüttelte er den Kopf und dachte einen Moment nach. Was hier stand, war ihm seit der Senatsdebatte nichts neues, bestenfalls das eine oder andere Detail vielleicht. Im Senat gab es da nicht mehr viel anzuprangern. Und der Kaiser würde auch besser informiert sein.


    Trotzdem entschied er sich dafür, sich eine frische Toga anlegen zu lassen und sich mit dem Brief auf den Weg zum Palast zu machen.

  • Der Türskalve des Senators öffnete wie gewohnt die Tür und der leichte Dezemberwind ließ das Glockespiel im Vorraum klimpern.


    "Sei gegrüßt, Volkstribun. Du möchtest den Senator sprechen?"

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