• "Ja, er ist da, tritt herein."


    Der Sklave führte den Volkstribunen in Macers Arbeitzimmer. Anders als man vielleicht erwarten konnte, saß der Hausherr dort aber nicht über einigen Dokumenten, sondern schnürte sorgfältig kleine Lederbeutelchen. Immerhin standen die Saturnalien bevor.


    "Salve, Cyprianus!" begrüßte er den Gast und erhob sich. Bei seinem Sklaven orderte er leichten Wein, bevor er den Gast nach seinem Anliegen fragte.

  • Der Morgen des ersten Tages der Saturnalien begann in der Casa Purgitia fast genauso wie an jedem anderen Tag. Macer pflegte es früh aufzustehen und diese Angewohnheit konnte man für einige Feiertage nicht ganz einfach beiseite schieben. Und da die Saturnalien mit einem Bad zu beginnen hatten, bedeutete das auch für die Sklaven, ebenso zeitig wie ihr Herr aufzustehen, denn auch wenn es den Sklaven in den nächsten Tagen gut gehen sollte, konnte das kleine Bad der Casa Purgitia trotzdem nicht von Macer alleine bedient werden.


    Danach jedoch wurde es für die Sklaven einfacher, denn sie brauchten Macer keine Toga anzulegen. Stattdessen kleideten sie sich selber auch etwas fröhlicher als sonst und kamen alle zusammen mit dem Hausherren und einigen Klienten, die ihre morgentliche Aufwartung machten, im Atrium zusammen. Vor dem Hausaltar entzündete der Hausherr Weihrauch, sprach ein Gebet zu Saturnus und opferte ein Ferkel. Die Zubereitung des Fleisches überließ Macer wohlüberlegt wieder seinen Sklaven, denn seine eigenen Kochkünste waren nicht sonderlich gut.


    Am Vortag hatte er jedoch für jeden Sklaven ein kleines Lederbeutelchen geschnürt, das sie nun einer nach dem anderen im Anschluß an das Opfer in einer fröhlichen Zeremonie überreicht bekamen. In jedem befanden sich Süßigkeiten und einige Münzen, damit sich die Sklaven an den nächsten Tagen in der Stadt den einen oder anderen Wunsch selbst erfüllen konnten. Zusätzlich hatte Macer jedoch auch jedem ein kleines, ganz spezielles Geschenk eingepackt. So freute sich der Sklave, der für den Garten zuständig war, über die kleine Bronzefigur einer Haselmaus und der stets aufmerksame Türskalve lachte schallend über die Figur eines schläfrig herumliegenden Wachhundes. Einen gewebten Stoffgürtel für eine Sklavin hatte Macer noch so gerade in den Beutel bekommen, während eine andere etwas verdutzt in ihrem nur zwei Lederriemen vorfand. Die zugehörigen Schuhe hatte Macer an einer anderen Stelle in der Casa versteckt.


    Beim Packen der Beutel hatte er ganz zuletzt in jeden noch zufällig verteilt ein Los gegeben, auf dem ein Tag angegeben war, an dem der Empfänger komplett frei haben sollte. Darum war Macer jetzt auch selber neugierig, an welchem Tag er seinen Besuchern wohl selbst die Tür öffnen müsste oder besser auswärts essen ging. Nachdem alle Beutel verteilt und geöffnet waren, verließ Macer das Haus, damit die Sklaven sich in Ruhe das Opferferkel zubereiten und verspeisen konnten, und begab sich mit seinen Klienten stattdessen in die Stadt.


  • Er suchte nach der richtigen Antwort er hatte schon genug Leute die ihn nicht leiden konnte (halb Rom :D) man mußte nicht auch noch seinen Patron dazu setzen:" Nun Patron es ist nicht einfach, aber man wächst mit seinen Aufgaben. ZUmindestens ist es ganz interessant Senatsinterna kennenzulernen."

  • "Nun, dann hast immerhin du einen Nutzen davon, dass du gewählt wurdest. Aber glaube mir, wenn man länger dabei ist, dann verlieren auch Senatsinterna ihre Spannung und vieles, was beim ersten mal hochinteressant erscheint, wird zur Routine."


    Irgendwo auf seinem Tisch lag die Tafel mit den Notizen zur Geschäftsordnung des Senates, die genau solche Dinge regelte.


    "Aber genug darüber. Ich nehme an, du hast einen bestimmten Grund, mich aufzsuchen?"

  • "Ja richtig ich war kürzlich beim Imperator und habe ihn einige Gesetzesvorschläge vorgetragen. Es geht um Handelsbeschränkungen für Senatoren bzw. die Neuauflage der "Lex Claudia de nave senatorum" natürlich an heutige Verhältnisse angepasst also eher eine Änderung der Lex Mercatus. Er selber schien die Idee nicht für so schlecht zu halten und bevor ich damit in den Senat gehe wollte ich dich darübr informieren."

  • "Das hört sich interessant an", befand Macer. "Auch wenn ich bezweifle, dass du meine Kommentare noch brauchst, wenn du bereits mit dem Kaiser sprachst."


    Er warf durch die Türe einen Blick ins Freie.


    "Komm', lass uns das im Wandelgang am Garten besprechen."


    Er erhob sich, dirigierte den gerade eintretenden Sklaven mit dem Wein nach draußen und begab sich mit Cyprianus ebenfalls dorthin.


    "Also, was planst du?"

  • "Nun ich wollte ja auch dir informieren patron. Ich kann mir nicht vorstellen, daß der Senat sehr begeistert darüber sein wird."
    Er folgte in den Garten.
    "Falls du das Gesetz meinst so plane ich den Senatoren alles zu verbieten, was Endprodukte herstellt. Also das sie praktisch nur noch Ackerbau und Fischfang betreiben dürfen."

  • "Zählen Obstplantagen auch zum Ackerbau?", fragte Macer sofort zurück. "Äpfel sind beispielsweise Endprodukte, aber was unterscheidet das Anpflanzen von Bäumen vom Anpflanzen von Getreide?"


    Macer wusste nicht, ob sein Klient wusste, dass er ein größeres Obstgut in Oberitalien betrieb und das er aus verständlichen Gründen gerne behalten wollte.

  • Er dachte kurz nach:"Nun Patron darüber müßte man nachdenken und ich bin mir sicher im Senat wird darüber groß diskutiert werden. Mir geht es hauptsächlich darum, die Senatoren von Handwerklichen Betrieben fernzuhalten. Ein Apfel würde wohl nicht darunter fallen ein Brot allerdings schon immerhin ist Bäcker ein Handwerk."

  • "Nun gut, mit den Handwerksbetrieben dürfte es nicht so schwer werden, glaube ich. Ich war früher mal Besitzer einer Töpferei. So ganz das Wahre ist das nicht, wenn man sich nicht selber drum kümmern kann und eigentlich keine Ahnung hat."


    Macer hatte zwar keine Ahnung, was die anderen Senatoren dazu sagen würden, weil er nichtmal von allen wusste, ob sie selber wirtschaftlich tätig waren, aber sein Klient hatten ihn ja auch nur nach seiner persönlichen Meinung gefragt.


    "Bei Obst, Ackerbau und Viehzucht würde ich das etwas anders sehen. Wenn man das richtig angeht, dann kann ohnehin nicht wie bei einem Handwerk der Meister alles selber machen, sondern man braucht viele Leute. Und sowas kann dann wiederum besser ein Senator koordinieren und auch mal ein Jahr mit schlechter Ernte aushalten."


    Dabei beobachtete er den Volkstribun genau, denn der würde es wahrscheinlich anders sehen und lieber hundert Kleinbauern haben, die nach einer Missernte alle mittellos sind, statt einen Senator, der nur einen Teil seines Vermögens riskiert.


    "Beim Brot sehe ich kein Problem. Großbäckereien werden sowieso überschätzt. Es geht nichts über selbst gebackenes Brot. Da steckt einfach noch zuviel Soldat in mir. Du kennst das ja bei der Legion, man macht es alles sebst."

  • Als Macer am Nachmittag des ersten Saturnalientages vom Forum zurück in seine Casa kam, hatten es sich die Sklaven schon wie vorgesehen im Triclinium bequem gemacht und verspeisten das Fleisch des am Morgen geopferten Ferkels. Aus Stoff hatten sie sich so etwas wie Kronen gebastelt, um sich alle wie Saturnalienkönige und -königinnen fühlen zu können. Den Gärtner hatte offenbar das Los getroffen, König für diese Feier zu sein und er hatte sich nicht gescheut, sich für seine Blätterkrone einige Zweige aus dem Garten zu holen.


    Macer hatte schon auf dem Forum am öffentlichen Festmahl teilgenommen und daher ohnehin keinen großen Appetit mehr, so dass es ihn nicht störte, dass kein Platz für ihn frei war. Wie es sonst immer die Sklaven taten, erkundigte er sich stattdessen diesmal, ob sie noch Wünsche hätten und holte gleich eine frische Amphore Wein aus dem Vorratsraum. Auf dem Weg zur Casa hatte er noch Kerzen gekauft, die er danach im Raum verteilte und entzündete, um dem kleinen Gelage der Sklaven eine noch etwas festlichere Atmosphäre zu geben.


    Im Laufe des weiteren Nachmittags und Abends kamen noch einige Klienten und Freunde von Macer vorbei, mit denen er es sich im Atrium zum Würfelspielen bequem machte. In geselliger Runde merkten sie erst wie die Zeit verging, als die Sklaven ihre Feier im Triclinium beendet hatten und zum Abschluß einmal laut singend durchs Atrium zogen. Macer und seine Gäste reihten sich ein, umrundeten einmal das Impluvium, bevor sich die Gruppe vergnügt auflöste. Die Gäste gingen, die Sklaven zogen sich in ihre Kammern zurück und Macer räumte noch das Triclinium und die Küche ein wenig auf, damit die Essensreste nicht eintrockneten.



  • "Ich widerspreche dir nicht gerne Patron aber ein Senator ist nicht automatisch ein besserer Vewalter als ein einfacher Bürger. Bei vielen Senatoren ist der Wein ein zu starker Begleiter, als das diese noch an was anderes denken als an die Freuden des Weines. Ich bin Soldat Patron wie du auch und auch wenn eine Legion fähige Centurionen hat so brauch sie auch, zumindestens bei Feldzügen, einen fähigen Kopf an der Spitze. Man schaue sich Cäsar oder Augustus an. Nicht anders ist dies bei Landgütern...
    Wie auch immer dieses Verbot bedeutet nur, daß Senatoren dann sich nur noch auf Landwirtschaft konzentrieren dürfen, der Rest des römischen Volkes allerdings auf alles. Ich weiß nicht, ob der Senat dies so freudig aufnehmen wird."

  • "Du scheinst dich in den Kreisen des Senates noch nicht sonderlich auszukennen. Ich habe in meinem Leben jedenfalls schon mehr besoffene Soldaten, Handwerker, Tagelöhner, Schauspieler und anderes Volk gesehen als besoffene Senatoren."


    Auch wenn Macer sicher nicht zu jenen gehörte, die Kritik an ausschweifenden Orgien auf sich beziehen mussten, so war ihm so eine Pauschalunterstellung alles andere als recht. Selbst wenn sein Klient nicht mal völlig falsch lag mit seiner Einschätzung.


    "Entweder hast du dir gerade mit deiner seltsamen Unterstellung selbst widersprochen, oder du wolltest mir zustimmen, hast es aber geschickt in unhöfliche Worte verpackt. Wir sind uns wohl einig, dass an der Spitze eines großen Betriebes jemand mit Überblick und Weitsicht stehen muss. So wie in der Legion. Und dass das am besten Senatoren sind, schon alleine deshalb, weil ein einfacher Bürger gar keine Möglichkeit hat, einen großen Betrieb zu erwerben und die laufenden Kosten bis zum Ernten des Ertrages zu begleichen.


    Dass dies natürlich nicht für den Bäckerladen und den Barbier an der Ecke gilt, ist auch klar. Und trotzdem bleibt die Frage offen, wozu du einen Obstbauern zählst."

  • Er seuftzte innerlich. Das man mehr einfache Leute kannte, die tranken, war klar. Es gab ja auch mehr von ihnen als Senatoren. Aber er behielt das lieber für sich. Er verstand auch nicht was sein Patron ständig mit seinem komischen Obst hatte.Er sprach also in neutraler Stimme" Ich habe nicht mir selbst wiedersprochen oder wurde unhöflich, sondern habe dir nur meine Meinung darüber gesagt Patron. Jedenfalls würde ich persöhnlich Obst unter Landwirtschaft sehen und werde dies auch so im Gesetz vermerken."

  • "Nun, das ist eigentlich alles, was ich wissen wollte", antwortete Macer zufrieden. "Damit verbietet das Gesetz dann wohl letztlich nur die Art von Betrieben, die ein Senator ohnehin nicht vernünftig persönlich führen kann. Für sowas hat man dann seine Verwalter, Freigelassenen, Klienten und so weiter, die die nötigen handwerkliche Sachkenntnis haben.


    Du kannst also mit meiner grundsätzlichen Zustimmung im Senat rechnen."


    Natürlich konnte er nicht wissen, was die Kollegen im Senat noch alles an Kritikpunkten entdecken würden und wie die vorgelegte Fassung überhaupt aussehen sollte.


    "Wann gedenkst du, deinen Vorschlag in den Senat einzubringen?"

  • "Ja richtig genau um diese Betriebe geht es." Er dachte kurz nach:" Nun ich denke in den nächsten 2 Wochen werde ich das Gesetz einbringne können. ich muß es noch ausformulieren und will es so einbringen,daß ich vielleicht nicht gleich in der Luft zerrissen werde. Das kann also noch ein wenig dauern :)"

  • "Die Debatte könnte durchaus stürmisch werden", schloss sich Macer den indirekten Befürchtungen seines Klienten an. "Wobei man das ja inzwischen von deinen Anträgen gewohnt ist. Es wäre mir allerdings auch persönlich ganz Recht, wenn du einen sauber formulierten Vorschlag einbringst. Es reicht ja schon, dass ich keinen Cursus Iuris habe, da müssen sich meine Klienten nicht auch noch im Formulieren von Gesetzestexten blamieren."


    Sie hatten gerade das Ende des Wandelganges erreicht und drehten wieder um.


    "Irgendwelche Änderungen wird der Senat aber immer haben. Ich kann mich zumindest an mehr Gesetze erinnern, die wir verändert haben, als an solche, die in der vorgelegten Form durchgekommen sind."

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