• Da endlich kam der Onkel und Leni stellte fest, dass er ganz anders aussah, als sie ihn in Erinnerung gehabt hatte. Es war zu lange her um wirklich eine realistische Erinnerung von ihm zu haben. Also hätte man eher sagen müssen, dass er nicht so aussah wie Leni sich das vorgestellt hatte. Ob Stella genauso dachte? Wenigstens ließ sie sich nichts davon anmerken... Sofort fühlte Leni wie ihre Schwester aufhopste und ihren Onkel ansprang wie ein Hund einen Einbrecher.


    Sie sah etwas misstrauisch zu, wie die beiden sich in den Armen lagen und hopste dann auch von der Bank herunter. Sobald sich ihre Schwester wieder einigermaßen von Macer getrennt hatte, überbrückte nun Leni die letzten Meter um sich ihm sehr viel verhaltener zu präsentieren und ihn schließlich aber auch leicht zu drücken. "Salve, Onkel.", meinte sie nur und löste sich dann auch wieder rasch von ihm um einen Blick mit der Schwester auszutauschen und diese wieder an die Hand zu nehmen. Ob der Mann sie so verschreckt hatte, oder ob sie wirklich viel ruhiger war als ihre Schwester, würde Macer sicher mit der Zeit noch herausfinden. Jedenfalls schien Leni im Moment eher reserviert.

  • Macer war ganz froh, dass die beiden nicht zeitgleich aufsprangen und ihn umrannten, sondern eine nach der anderen sich von ihm zur Begrüßung drücken ließ. Immerhin schienen sie von etwas unterschiedlichem Temprament zu sein, was die Unterscheidung der beiden vielleicht etwas erleichtern könnte. Trotzdem versuchte er erst gar nicht vor den beiden zu verbergen, dass er sie auch erstmal richtig kennenlernen musste. "So, und wer von euch beiden ist jetzt wer?" fragte er und schaute fragend zwischen den beiden hin und her.

  • Der Herr hatte mich beauftragt, einen Brief an den Senator Purgitius auszutragen. Dies tat ich daher auch, wie befohlen, suchte die genannte Casa in Rom, klopfte an der Türe an und übergab dem Ianitor das Schreiben. Dann machte ich kehrt und schlug wieder den Heimweg ein.


    SPURIUS PURGITIUS MACER
    CASA PURGITIA - ROMA
    ITALIA



    Ehrenwerter Freund,


    unser letztes Gespräch bei den öffentlichen Spielen der Prätoren habe ich nicht vergessen. Wir haben in der Tat noch einige Angelegenheiten zu klären. Ich würde mich daher freuen, wenn Du zu einem Gespräch in die Casa Decima kommen könntest. Ich werde morgen Nachmittag ein kleineres Essen im Kreis der Familie geben. Du wärst dazu herzlich eingeladen. Ansonsten besteht auch die Möglichkeit sich in den Thermen zu verabreden. Müßiggang ist aller Laster Anfang, um der alten Zeiten willen wäre es daher durchaus auch angebracht, sich dort zu einem Gespräch einzufinden. Ich werde die Thermen ebenfalls morgen aufsuchen. Sollte Dir jedoch beides nicht möglich sein, lass mich wissen, wann ich Dich in Deiner Casa aufsuchen kann.


    KAL IUN DCCCLVII A.U.C.
    (1.6.2007/104 n.Chr.)


    Maximus Decimus Meridius


    [Blockierte Grafik: http://img253.imageshack.us/img253/2627/siegelmeri225rveb8.gif]

  • Stella schaut Leni mit großen Augen an. Dass sie so zurückhaltend, ja gar reserviert ist, kennt sie gar nicht von ihr. Nur wenn sie krank ist, dann ist Leni so. Zumindest glaubt Stella sich daran zu erinnern, da ist sie selbst nie fröhlicher, sondern meistens eh selber krank. Als der Onkel so fragend schaut und wissen will, wer von beiden nun wer ist, kommt Stella schon die nächste Idee. Das ist auch kein großes Ding, das haben Leni und Stella schon öfter gemacht. Sie sagt also: "Ich bin Lenaea und das ist Stella. Du darfst aber ruhig Leni zu mir sagen!" Doch schon als sie den Onkel anflunkert, erscheint vor ihrem geistigen Auge Tante Domitilla, die mit ihrem padagogisch gekrümmten Zeigefinger "wenigstens eine halbe Stunde!" fordert. Augenblicklich schaut Stella, die ja jetzt Leni ist, etwas verlegen auf den Marmorboden. Aber zu spät, jetzt hat sie bereits geflunkert, und wenn sie das zugibt, dann ist der Onkel vielleicht gleich bös mit ihr und schickt sie postwendend zurück nach Ravenna in der große Haus von Tante Domitilla. Da kommt es sicher besser, wenn Leni und Stella den Rollentausch jetzt einfach zu Ende spielen und sich morgen dann wieder richtig vertauschen. Stella wirft Leni einen Blick zu. Mach bloß mit, teilt sie Leni stumm mit. Dann schaut sie den Onkel wieder an und sagt. "Du, wir haben schrecklichen Hunger. Und dürfen wir unser Zimmer sehen?"

  • Verhalten drückte sie ihren Onkel und stellte sich dann wieder neben ihre Schwester um zusammen mit ihr zu Macer hochzublicken. Sie wusste, was gleich für eine Frage kommen würde, denn die meisten Leute hatten Schwierigkeiten sie zu unterscheiden. Denn häufig hatten sie die gleichen Kleider an und waren auch gleich frisiert, so wie jetzt. Da glichen sie wie ein Ei dem anderen. Nachdem der Onkel seine Frage gestellt hatte, wusste sie schon, was kommen würde. Stella tat das jedes Mal. Fast zumindest. Jedenfalls immer, wenn sie die Person noch nicht reingelegt hatte mit dem gleichen Trick.


    Einen verschwörerischen Blick tauschten die beiden aus, ehe Stella promt damit hervorbrach, sie sei Leni und die wirkliche Leni sei Stella. Und Lenaea wusste schon genau, dass sie nun ernst gucken musste. Jedenfalls musste sie sich das Kichern verkneifen und musste ihre Finger vom Mund fernhalten. Das wäre auch ZU verräterisch gewesen. Und von daher ließ Leni sich nun nicht anmerken, dass sie ab jetzt Stella war. Dennoch drehte sie kurz den Kopf herum um zu den ganzen Sklaven zu sehen. Die waren glücklicherweise damit beschäftigt die Sachen herumzutragen und zu helfen. Naja... sie mussten ja nur ein paar Mal durcheinander springen und dann behaupten, dass es doch umgekehrt wäre, sofern die Sklavenhorde bald wieder da war. Denn die wussten ihre Schützlinge meist doch zu unterscheiden.


    "Erst will ich aber essen, Leni!", sagte Lenaea zu der vermeintlichen Leni und guckte sie schief an, als sie erst die Zimmer sehen wollte. Zuerst sollten sie essen und danach gleich mal in die Zimmer um sich dort auszubreiten.

  • Zitat

    Original von Menas
    Der Herr hatte mich beauftragt, einen Brief an den Senator Purgitius auszutragen. Dies tat ich daher auch, wie befohlen, suchte die genannte Casa in Rom, klopfte an der Türe an und übergab dem Ianitor das Schreiben. Dann machte ich kehrt und schlug wieder den Heimweg ein.


    Der Brief wurde umgehend zu Macer ins Arbeitszimmer gebracht, der sich nach einiger Überlegung dazu entschied, es am nächsten Tag in der Therme zu versuchen. Ein Besuch bei einem familiären Abendessen erschien ihm weniger angemessen.

  • Zitat

    Original von Purgitia Lenaea
    "Erst will ich aber essen, Leni!", sagte Lenaea zu der vermeintlichen Leni und guckte sie schief an, als sie erst die Zimmer sehen wollte. Zuerst sollten sie essen und danach gleich mal in die Zimmer um sich dort auszubreiten.


    Da Macer keinen Grund zu der Annahme hatte, dass die beiden ihm schon gleich am Anfang einen Streich spielen wollten, nahm er die Namen einfach so hin und nahm sich fest vor, sie zumindest innerhalb der nächsten Stunden nicht zu verwechseln. Spätestens am nächsten Morgen würde er sowieso wieder fragen müssen. Wahrscheinlich sogar früher, sobald er sie mal für ein paar Augenblicke aus den Augen verloren hatte und nicht beobachten konnte, wer sich wohin bewegte.


    "Dann kommt, wir gehen im Garten essen", lud er sie ein und gab die Bewegungsrichtung vor. Vom Atrium aus führte links am Speisezimmer vorbei ein Gang nach hinten. Durch diesen Gang war eben schon der Sklave verschwunden, um den Gepäckträger zu holen, denn er war normalerweise vor allem der Gärtner der Casa. Der Gang fürte zum Säulengang, der den Garten an zwei Seiten umgab. Die großen Holztüren des Tricliniums, das zum Garten hin geöffnet werden konnte, waren geschlossen, aber im Säulengang standen davor ein Tisch und einige Stühle. "Setzt euch und greift zu." Zwei Sklaven aus der Küche hatten die Gruppe begleitet und stellten Teller und Becher sowie Kannen mit Wasser, eine Kanne mit Wein, eine Platte mit Broten mit Käse, eine Schale mit Oliven und eine mit Obst auf den Tisch. "Wie hat euch die Reise hierher gefallen?", fing Macer mit einer einfachen Frage an. Früher oder später würde er die beiden auch ein bisschen ausfragen wollen, wie es seiner Schwester ging, aber das hatte Zeit.

  • Sofort erkannte Syphax, als er hier die Einladung abgab, dass es sich hier um eine Casa der kleineren Sorte handelte. Der hier wohnende Senator hatte anscheinend kein ganzes Harem. 8)




    An:
    Spurius Purgitius Macer



    Einladung zur Hochzeit von
    Decius Germanicus Corvus
    et Germanica Aelia


    ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~



    Verehrter Spurius Purgitius Macer,



    Zu unseren Hochzeitsfeierlichkeiten
    ANTE DIEM XVI KAL IUL DCCCLVII A.U.C. (16.6.2007/104 n.Chr.)
    laden wir Dich (+ Begleitung) herzlich in die Casa Germanica in Rom ein.
    Über Dein Kommen würden wir uns sehr freuen.



    ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~


    gez. Germanica Aelia et Decius Germanicus Corvus


    Nachdem er diesen Brief abgegeben hatte, gönnte er sich eine kurze Pause und trank aus einer kleinen eben noch verkorkten Miniamphore einen Schluck Wasser und biss von einem Stück Brot ab. Selbiges tat auch Syphax' Begleiterin, danach wurde beides wieder verstaut.


    Sim-Off:

    RL-Start 13.06.07! :)

  • Zitat

    Original von Syphax
    Sofort erkannte Syphax, als er hier die Einladung abgab, dass es sich hier um eine Casa der kleineren Sorte handelte. Der hier wohnende Senator hatte anscheinend kein ganzes Harem. 8)


    Der Türhüter nahm die Einladung entgegen und trug den Boten gleich auf, den Absendern den Dank des Hausherrn für diese Einladung auszurichten. Selbst wenn er nicht hin ging, pflegte Macer sich nämlich in der Regel für Einladungen zu bedanken.


    In seinem Arbeitszimmer stellte Macer dann fest, dass sich Hochzeiten in der letzten Zeit zu häufen schienen. Weil er gerade keine Lust auf andere Arbeiten hatte, notierte er auf einer Wachstafel die Termine aller Hochzeiten, zu denen er Einladungen erhalten hatte. Wenn da ein System hinter steckte, hätte er sich den daraus resultierenen mutmaßlichen nächsten Termin ja schon einmal frei halten können.

  • Stella greift nach Lenis Hand und geht mit ihr zusammen hinter dem Onkel her durch das Atrium und da lang, wo der Sklave auch lang gegangen war. Dabei stellt sie fest, dass gar nicht so viele Büsten hier herumstehen, wie sie zuerst gedacht hat. Am Ende des Ganges sind Säulen zu erkennen, und Stella findet, dass eh die meisten römischen Häuser gleich aussehen, das vom Kaiser natürlich ausgenommen, das muss echt toll aussehen und prima geschmückt sein. Da ist bestimmt auch alles viel größer als hier, denn wenn man länger von einer Zimmmerecke zur anderen laufen muss und dabei viel Einrichtung zu bestaunen hat, finden die Erwachsenen das edel und komfortabel. Zumindest hat Onkel Andronicus das immer so erklärt. Stella kratzt sich am Kopf. Große Zimmer sind eh toll, da kann man das Spielzeug besser auf dem Boden verteilen.


    Sie wirft einen Blick über die Schulter und sieht Neferu und Paula, die ihren Schützlingen leise redend folgen. Stella sieht auch das gesiegelte Pergament, was Neferu trägt. Das ist sicher die Nachricht, von der Tante Domitilla gesprochen hat und die Neferu Onkel Macer geben soll. Stella schaut wieder nach vorn. Sie ist zwar schrecklich neugierig, aber jetzt zu fragen, was in dem Brief drin steht, bringt sowieso nichts. Außerdem sieht Stella gerade die Käsebrote. Sie schaut Leni mit glänzenden Augen an, lässt ihre Schwester los und legt die letzten paar Schritte schneller zurück, um etwas umständlich auf den Stuhl zu klettern und dann nach einem Brot zu greifen, auf dem eine dicke Scheibe Käse liegt. Mit beiden Händen hält sie es fest und beißt heißhungrig hinein. Mit großzügigen Bewegungen kaut sie den Bissen und schluckt ihn runter. Das geht ganze dreimal so, ehe sie Macer überhaupt erst antworten kann. "Ging so", sagt sie und beißt wieder ab. Schmatzend schaut sie in die Kannen, entdeckt aber nur Wasser und Wein und fragt daher den Sklaven: "Haschuaumilsch?" Erst dann wird der Bissen geschluckt und das erste Brot ist auch schon fast alle. Stella übertreibt natürlich extra etwas. Sie schauspielert eben gern. Neferu steht etwas abseits und wirft Stella mahnende Blicke zu, die sie aber einfach ignoriert.

  • Essen im Garten? Sowas hatte es daheim bei der Tante Domitilla auch gegeben, aber irgendwie hatte Leni vermutet, dass man hier in der Casa essen würde. Und sie hätte gewettet, dass auf die noch freien Stühle irgendwelche Büsten gesetzt werden würden, damit es voller aussah. Das hätte sicher lustig ausgesehen mit Büsten links und recht neben einem auf den Stühlen. Sie musste es sich verkneifen, wieder mal die Hand vor den Mund zu halten und zu kichern. Sie musste sich überhaupt langsam beherrschen nicht zu kichern, denn das würde den Onkel Macer ja vielleicht verdächtig stimmen. Zusammen ging die kleine Gruppe den beschriebenen Gang entlang bis schließlich nach draußen.


    Leni hopste auf einen der Stühle und setzte sich auf die Waden um größer zu sein und auch über den Tisch schauen zu können. Das tat sie daheim auch immer, aber in Gesellschaft wurde sie meistens gleich ermahnt. So auch diesmal von Paula, die ihr eine Hand in den Rücken drückte um sie vom Stuhl runterzuschieben, damit sie sich anständig hinsetzte. Mit einem bösen Blick zu Paula gab Leni aber nach und setzte sich anständig hin. Ihre Schultern überragten den Tisch kaum, aber Leni stand einfach kurz auf um sich auch alles mögliche auf ihre Platte zu laden. Erst einmal ein Käsebrot und dann noch eine handvoll Oliven. Die olivfarben gespränkelte Hand wischte sie natürlich erstmal an ihren Kleidern ab, ehe sie sich nochmal umsah, was es sonst noch alles gab. Obst würde sie dann später machen. So kam es auch, dass Leni viel später mit Essen anfing als ihre Schwester, aber dafür mit ähnlichem Hunger, schlang sie die ersten bissen runter. Aber immer abwechselnd zum Käsebrot steckte sie sich auch eine Olive in den Mund um sich sodann einen Spaß damit zu machen die Kerne hinter sich in den Garten zu spucken.


    "LENAEA!", machte die doofe Paula da schon und Leni drehte den Kopf um sie böse anzuschauen. Jetzt hatte die alte Hexe alles verraten! Aber ihr nun zu erklären, dass sie Stella sei, das hätten die beiden eh nicht abgekauft. Um etwas von der Tatsache, dass sie aufgefolgen waren abzulenken schaute Leni ihren Onkel jetzt mit wichtigem Blick an und sagte ihm mit ernster Miene, dass die Fahrt hier her schrecklich langweilig gewesen sei. Bei der nächsten Fahrt solle man doch bitte dafür sorgen, dass sie mit mehr Komfort und Unterhaltung unterwegs sein würden.

  • Zitat

    Original von Purgitia Lenaea
    "LENAEA!", machte die doofe Paula da schon und Leni drehte den Kopf um sie böse anzuschauen. Jetzt hatte die alte Hexe alles verraten! Aber ihr nun zu erklären, dass sie Stella sei, das hätten die beiden eh nicht abgekauft.


    Erschrocken hält Stella mit offenem Mund beim Kauen inne und starrt Lenaea an. Die breiige und gelblichbraune Bortkäsemasse ist deutlich zu erkennen, und Stella klappt schnell den Mund zu, als auch Neferu dazu ansetzt, was zu sagen. Die Amme Paula erntet eine bösen Blick, dann versucht Stella auch schon die Situation irgendwie zu retten, indem sie "Mmhmm-hmmm????" macht, fragend in Paulas Richtung schaut und sich anschließend beim Runterwürgen des Klumpens verschluckt. Hustend hat sie die Aufmerksamkeit auf ihrer Seite, denn Neferu macht einen erschrockenen Satz nach vorn und klopft Stella auf den Rücken, während Stella prustend kleine Bröckchen verteilt und den Onkel mit hochrotem Kopf anstarrt. Ist ihr das vielleicht peinlich!

  • Nicht unbedingt früher als befürchtet, aber auch keineswegs später als erwartet stellte Macer fest, dass Kinder im Haus für eine ordentliche Portion Leben sorgten. Wie gut, dass sie ihre Erzieherinnen mitgebracht hatten, die offenbar gewissenhaft ihren Pflichten nachgingen, so dass Macer auf mahnende Worte verzichten konnte. Er würde sicher ein paar Tage brauchen, bis er sich entschieden hatte, welches Verhalten er akzeptieren konnte oder musste und was er den beiden nicht gestatten würde. Andererseits vertraute er auch darauf, dass seine Schwester die beiden wohl kaum nach Rom gelassen hätte, wenn sie nur Unfug im Kopf hätten.


    Die Verwirrung mit den richtigen oder falschen Namen bekam er natürlich gar nicht vollständig mit, denn ersten hätte er sich dann sowieso eingeredet, sich die Namen falsch gemerkt zu haben und zweitens hustete die eine der beiden Nichten gleich darauf ziemlich heftig, so dass er besorgt zu ihr hin schaute. "Ganz langsam, es ist genug zu Essen da. Ihr fahrt ja nicht gleich wieder zurück und könnt es ganz gemütlich angehen lassen."


    Die Sklavin, die gerade die gewünschte Kanne Milch gebracht hatte, wischte rasch mit einem Tuch ein paar der gehusteten Bröckchen vom Tisch. So richtig gesprächig schienen die beiden Mädchen aber noch nicht zu sein. Entweder waren sie gut genug erzogen, nicht mit vollem Mund zu reden oder von der Reise müde oder von den ersten Eindrücken überwältigt. Macer vermutete eine gesunde Mischung aus beidem und trank erst einmal selber einen Schluck verdünnten Wein, damit Stella Zeit hatte, wieder eine normale Gesichtsfarbe anzunehmen.


    "Langweilig und unkomfortabel war die Reise also? Habt ihr denn nicht raus geschaut und euch angeguckt, was es entlang des Weges alles zu sehen gibt?"

  • Während sie grade versuchte dem Onkel zu erklären, wie schrecklich langweilig die Reise doch gewesen sei, fing Stella auf einmal zu Husten an. Sie wurde grün und blau im Gesicht und Leni sah ihre Schwester etwas erschrocken an. Wenigstens versuchte Stella noch etwas zu retten, aber wie es schien, hatte der Onkel Macer gar nicht viel davon mitbekommen, dass ihre Maskerade aufgeflogen war. Umso besser. Wenn er so unaufmerksam war, wie Leni meinte, dann würden sie es später einfach haben ihn zu zweit um den Finger zu wickeln. Ja, da war Leni sich schon jetzt sicher, während sie panisch zwischen ihrer Schwester, Neferu, dem Onkel Macer und dem Sklaven mit der Milch hin und her sah. Dabei hob sich auch wie von selbst wieder die eine Hand, die sich mit den Fingernägeln an den Lippen an den Mund des Mädchens presste, sodass man den kleinen Handrücken sehen konnte.


    Sobald Stella sich wieder einigermaßen beruhigt hatte und auch die Verwirrung um die Namen sich gelegt hatte, biss Leni wieder in ihr Brot und passte ganz genau auf, dass das Gekaute auch im richtigen Hals verschwand. Etwas in den falschen Hals zu kriegen war zwar ihre Spezialität, aber so wörtlich musste man es jetzt auch nicht nehmen. Sobald sie geendet und geschluckt hatte und sich etwas wohler fühlte, da ihr Magen sich etwas beruhigte, antwortete sie wieder dem Onkel Macer. "Dochdoch, rausgeguckt haben wir auch. Aber es sah irgendwie überall ziemlich ähnlich aus. Da war nichts spannendes. Ich hab ja gehofft, dass wir mal ein Tier sehen. So einen bösen Wolf, oder einen Fuchs oder sowas. Aber leider haben wir nur Vögel zwischtern gehört und überall sind Mücken rumgeflogen, wenn wir an einem Gewässer vorbeigefahren sind. Meine Beine und Arme sind ganz zerstochen. Ich kanns dir nachher mal zeigen, wenn du willst. So viele Stiche hast du bestimmt noch nie gesehen.", plapperte sie eine Weile vor sich hin. Sie schien wohl doch endlich etwas warm geworden, nachdem der Hunger gestillt war.

  • Grün und blau wird Stella zwar nicht, dafür aber tiefrot. Neferu hat die Situation aber schnell wieder unter Kontrolle, indem sie mehrere Male heftig auf Stellas Rücken klopft. Fast glaubt Stella, dass Neferu froh ist, dass sie Stella mal wieder hauen kann. Die Amme erntet einen bösen Blick und Stella rutscht sich zurecht auf ihrem Stuhl. Ein Grund mehr, die doofe Kuh nicht zu mögen. Stella schaut lustlos auf ihren Teller runter, als Leni von der Reise erzählt. Dabei verschwindet ihre böse Miene auch ganz schnell wieder, und außerdem steht Neferu inzwischen wieder bei Paula. Stella hebt ihren Becher zu dem Sklaven mit der Milch und wartet, bis der ihr eingeschüttet hat, dann trinkt sie mit beiden Händen den Becher halb leer und stellt ihn auf den Tisch. Jetzt hat sie einen Milchbart und grinst den Onkel mit ihren Milchzähnchen an. Bestätigend nickt sie auf die Worte ihrer Schwester hin. "Nur ganz viele Soldaten haben wir gesehen, auf Pferden und mit einem Adler als Wappen unterwegs. Du sag mal, gibt es hier eigentlich auch ein Meer? Das Meer in Ravenna ist ganz warm. Wir durften immer runter an den Strand und da spielen." Stella legt den Kopf schief, angelt sich ein weiteres Käsebrot und setzt sich wieder hin. Eine Weile rührt sie sich nicht, dann kommt etwas wehmütig: "Ich vermisse das Meer." Und dann zuckt Stella mit den Schultern und beißt in ihr neues Brot. Oliven mag sie nicht, deswegen rührt sie das Schälchen auch nicht an. Aber dann sieht sie die Trauben und zupft sich ein Ästchen ab. Zufrieden seufzt sie. "Onkel Macer? Können L...Stella und ich morgen zu den Vestalinnen gehen? Morgen ist doch das große Fest!" Stella ist zwar noch nicht so alt, aber Domitilla hat die Zwillinge schließlich gescheit erzogen. Die Erwähnung der Vestalinnen ist für Neferu wie ein Starschuss, denn nun tritt sie vor und räuspert sich mit ihrem chrm-chrm, das Stella nicht leiden kann. "Mein Herr, ich habe hier eine Nachricht von Eurer Schwester" sagte sie und überreicht Macer eine Schriftrollen, deren Siegel schon etwas weich ist, weil Neferu den Brief ja dauernd gehalten und geknetet hat.



    Mein lieber Bruder,


    wenn du diese Zeilen liest, sind Lenaea und Stella hoffentlich gut bei dir eingetroffen. Leider war es weder Andronicus noch mir möglich, die Zwillinge zu begleiten, doch die mitgeschickten Sklaven sollten eine sichere Fahrt garantiert haben. Paula ist Lenaeas Amme und Neferu die Stellas. Bitte sorge dafür, dass sie nahe ihrer Schützlinge unterkommen.


    Lieber Spurius, ich danke dir aus tiefstem Herzen für deine Bereitschaft, dich um die beiden zu kümmern. Du wirst gute Nerven brauchen, das will ich dir gar nicht verschweigen, doch sobald sich die zwei eingelebt haben, werden sie gewiss etwas zur Ruhe kommen. Bedenke stets, dass Rom neu für sie und längst nicht so groß wie Ravenna für sie ist. Ich lege ihre Erziehung in deine Hände, Spurius, denn die Götter hatten ein Einsehen mit Andronicus und mir. Ich bin erneut schwanger und wir hoffen, dass ich einen Jungen gebären werde. Ich sähe es gern, wenn die Zwillinge schon bald eine ehrenvolle Aufgabe aufgreifen würden. Stella scheint mir religiös interessiert, weshalb die Vestalinnen sicher eine gute Wahl für sie wären. Lenaea teilt die meisten Interessen ihrer Schwester, wenngleich sie auch ihren eigenen Kopf haben kann. Die beiden zu trennen halte ich für eine schlechte Idee, du wirst gewiss bald selbst merken, warum.


    Ich hoffe, es geht dir gut. Du lässt leider viel zu selten von dir hören, was sicherlich auch an deiner kürzlich verstrichenen Amtszeit liegt. Selbst in Ravenna hat man noch von den Taten des Aedilis Plebis gehört, und ich kann zurecht sagen, dass ich stolz auf dich bin. Ich hörte ebenfalls, dass du nun Curator Aquarum seist. Ein Amt, das nicht verkannt werden darf. Ich bin mir sicher, dass du auch hier deine Sache gut machen wirst, das liegt den Purgitiern im Blut. Hier gibt es kaum Neuigkeiten, die Zeit läuft anders als in Roma, und dennoch möchte ich nicht weg von hier. Lasse nicht wieder so viel Zeit verstreichen, ehe du schreibst, geliebter Bruder. Nun muss ich schließen, verzeih den knappen Brief, doch eine erneute Schwangerschaft in meinem Alter birgt eine Vielzahl von Unannehmlichkeiten.


    Ich wünsche dir den Segen der Götter, Spurius, mögen sie ihre Hand schützend über dich und meine beiden Goldstücke halten.


    Domitilla

  • Macer hörte aufmerksam und interessiert zu. Ziemlich schnell merkte er, dass es etwas völlig anderes war, ob man längere Zeit einem Erwachsenen zuhörte oder einem Kind. Zumindest hatte er letzteres schon länger nicht mehr gemacht und war es nicht gewohnt. Zu den Wölfen und Füchsen wollte er erst was sagen, aber da war das Thema schon bei Mückenstichen. "Die habe ich auch immer, wenn ich unterwegs bin. Muss in der Familie liegen, dass die Mücken uns mögen", konnte er da immerhin noch einwerfen und schon ging es weiter mit den nächsten Reiseerlebnissen.


    "Das Meer ist von Rom aus ein Stück weit weg. Aber wir können vielleicht mal einen Ausflug machen und uns den großen Hafen von Ostia ansehen." Wenn die beiden den Hafen von Ravenna kannten, war das zwar keine sonderlich große Attraktion, aber immerhin gäbe es da das Meer. Eine größere Attraktion schien aber der bevorstehende Feiertag der Vestalinnen zu sein. "Ja, da könnt ihr hin gehen." Er blickte kurz zu den beiden Erzieherinnen der Mädchen. "Ihr begleitet sie", wies er sie an, auch wenn er davon ausging, dass sie das sowieso getan hätten. Den Brief nahm er entgegen und warf nur einen kurzen Blick darauf, denn am Esstisch lesen wollte er jetzt nicht, denn eigentlich gehörte sich das nicht.

  • Auf die Geschichte mit den Vestalinnen reagierte Leni nicht so recht. Sie horchte den beiden zwar zu, registrierte auch, dass der Onkel erlaubte, dass sie dort hingehen durften, aber mehr war an Begeisterung auch schon nicht mehr bei Leni festzustellen. Ob es daran lag, dass sie langsam vom Essen müde wurde und sich daher für nichts mehr begeistern ließ, oder aber ob das generell nicht so ihr Ding war, musste man wohl an einem anderen Tag herausfinden.


    Als Macer jedoch erzählte, dass sie bei einem Tagesausflug den Hafen von Ostia besuchen könnten, setzte Leni sich aufrecht hin und sah den Onkel gespannt an. Den Hafen von Ravenna hatte sie immer sehr gemocht. Alle Schiffe hatte sie auswendig aufzählen und beim Namen nennen können. Leni mochte Wasser und alles was sich darauf und darin bewegte. "Ja, ich möchte den Hafen sehen!", rief sie sogleich und legte den letzten Happen von ihrem Brot zur Seite um dann fest in die Hände zu klatschen. "Das wird bestimmt ganz, ganz spannend.", meinte sie vorfreudig und sah dann mit einem zufriedenen, glücklichen Lächeln wieder auf ihren Teller, von wo aus sie den letzten Happen doch nochmal aufnahm und dann in ihren Mund schob. Auch eine Olive nahm sie sich noch aus dem Olivenschiffchen und steckte diese dazu in den Mund. Den Kern spuckte sie diesmal nicht in den Garten sondern in ein dafür vorgesehenes Schälchen. Mit den Beinen hin und her baumelnd und mit dem Oberkörper ein bisschen vor und zurück, blieb sie vergnügt auf ihrem Stuhl sitzen, an dem sie sich links und rechts mit den Händen festhielt. Sodann fiel ihr aber ein tolleres Spiel ein. Gautschen. So nahm sie beide Hände an die Tischkante und fing schon an sich mit dem Po nach hinten zu lehnen um mit dem Stuhl nur noch auf den Hinterbeinen zu stehen. Der Gautschversuch wurde natürlich gleich unterbunden, indem Paula Leni einen drohenden Blick zuwarf und Leni schmollend das Gesicht verzog.


    Sodann rutschte sie mit ihrem Stuhl weiter nach vorne und beugte sich mit dem Gesicht über den Tisch. Auch einen Arm nahm sie auf denselben um den Ellbogen abzustüzen und mit der Handfläche den schwer gewordenen Kopf zu halten. Bald folgte dem ersten Arm auch der zweite, sodass Leni mit etwas eingequetschtem Gesicht anfing ihrer Schwester ein paar Grimassen zuzuschneiden, indem sie feste ihre Wangen aufblies und dann mit den Händen dagegen drückte. Die Langeweile hatte doch wieder die Überhand genommen. "Können wir jetzt in unsre Zimmer, Onkel Macer?", fragte Leni noch beiläufig.

  • Die unerwartet freudige Reaktion auf das Angebot einer Hafenbesichtigung in Ostia überraschte Macer ein wenig, aber er war auch ganz froh, dass er damit zumindest gleich eine passende Idee für die beiden gehabt hatte. Wenn sie länger blieben, würde sich früher oder später sowieso Alltag einstellen, in dem sich ihre Erzieherinnen um ihre Bildung zu kümmern hatten, aber hier und da mal eine besondere Aktion sollte dann schon sein, fand Macer.


    "Ja, wenn ihr euch stattgegessen habt gehen wir wieder rein und ihr könnt in euer Zimmer", beantwortete er die letzte Frage. Er hätte zwar durchaus auch damit gerechnet gehabt, dass sie nach dem langen Sitzen in der Kutsche erst einmal durch den Garten toben wollten, was vermutlich dem Gärtner nicht gefallen hätte, aber die Müdigkeit schien vorläufig zu siegen. Abwartend blickte Macer zwischen den beiden Mädchen hin und der, ob beide ihre Teller und Becher geleert hätten.

  • Zufrieden nickt Stella, als der Onkel erlaubt, zu den Vestalia in den Tempel zu gehen. Sie hat schon immer die ganzen Jungfrauen auf einen Haufen sehen wollen. Onkel Andronicus hat da zumindest immer von geschwärmt, auch wenn Stella nicht genau weiß, warum eigentlich. Sie isst den Rest ihres zweiten Käsebrots abwechselnd mit den Trauben auf und lehnt sich dann mit einem lauten Seufzer zurück, um ihren runden Bauch zu streicheln. Mittendrin sprach der Onkel vom Hafen in Ostia, und Stella warf Lenaea einen begeisterten Blick zu und nickte genauso doll und gleichzeitig mit ihrer Schwester. "Au ja! Das wird toll", freut sie sich wie irr. Die Antwort auf die Frage nach den Zimmern klingt genauso gut, und schon ist Stella vom Stuhl gerutscht und schaut den Onkel auffordernd und noch den letzten Rest ihres Brotes kauend an. Den Garten würden sie dann morgen im Hellen mal inspizieren, wie Stella Leni kannte. Erstmal schauen, wo sie schlafen würden und wie groß die Zimmer überhaupt waren. Und natürlich, für den Fall ob es größere gab, die irgendwie annektieren!

  • "Dann last uns mal eine Runde durch das Haus machen", verkündete Macer, als beide mit dem Essen fertig waren und leerte seinen Becher. Er erhob sich von seinem Platz und drehte sich um. "Wie ihr bemerkt habt, ist das hier der Garten. Der Säulengang hier geht dahinten um die Ecke noch weiter, da wo das Gebäude nur ein Erdgeschoß hat. Ganz am Ende ist ein lagerraum für Gartengeräte." Was vermutlich einer der uninteressantesten Räume überhaupt war, aber irgendwo musste man ja anfangen. Außerdem ging es von dort aus in den heizraum für das winzig kleine Bad in der Casa und das was alles andere als unwichtig, zumindest aus der Sicht des Hausherren.


    Dann ging er zusammen mit seinen Nichten wieder durch den Gang ins Haus, durch den sie eben auch nach draußen gegangen waren und erreichte so wieder das Atrium. "Kurzer Überblick von hier aus, was sich im Erdgeschoß tut: Da vorne ist der Eingang. Links davon ein Hauswirtschaftsraum, rechts davon ein altes Ladenlokal. habt ihr bestimmt von außen gemerkt, dass es zu ist. Dient als Raum vor alle möglichen Zwecke. An der linken Seite vom Atrium Küche und Lagerraum, dann der Flügel mit dem Hausaltar gleich hier neben uns. In dem kleinen Raum hier hinter uns liegt Brennholz und so. Daneben der kleine Gang, den wir gerade benutzt haben und dann das Trivlinium. Auf der rechten Seite des Atriums vorne die Treppe nach oben, dann meine Arbeitszimmer und hinten in der Ecke die Latrine und der Zugang zum Bad. Das Bad liegt hinten in dem Teil des Hauses, der nur ein Erdgeschoss hat und wo außen der Säulengang zum Garten dran ist, den ich euch eben gezeigt habe." Damit war das Erdgeschoß kurz erklärt und Macer war während dessen um das Impluvium herum gegangen und in Richtung Treppe unterwegs. Die Wände waren alle sauber geputzt und mit aufgemalten Sockelzonen und Kopfleisten verziert. Die vier Säulen des Atrium waren hell, der Boden aus dunklem Stein. An der hinteren Schmalseite des Impluviums standen einige Blumen, im vorderen Bereich des Atriums dafür einige Bänke, auf denen sich morgens die wartenden Klienten niederlassen konnten. Macer wartete, ob die Mädchen auch mitkamen oder erst neugierig in alle genannten Zimmer reinschauen wollten, was ihn nicht verwundert hätte.

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!