• Auch Leni war nun voll und wollte nichts mehr, auch wenn sie im Gegensatz zu ihrer Schwester nur ein Brot verdrückt hatte. Dafür hatte sie sich noch mit allerlei Oliven vollgestopft. Als sie von ihrem Stuhl hopste sah sie auch nochmal auf den Tisch um sich ein Zweigchen von Trauben abzuzwicken und mitzunehmen. Das würde sie drinnen auf dem Weg essen. Sobald Stella neben ihr war, nahm Leni automatisch die Hand ihrer Schwester und hielt sich das Traubenästchen vor die Nase um mit dem Mund davon eine Traube abzuzupfen. Leni schien eindeutig müde zu sein, wenn sie nicht mehr in Stimmung war noch durch den Garten zu rennen und zwischen den Säulen und Bäumen verstecken zu spielen. Zusammen ging das Purgitia-Gespann dann auch wieder ins Haus zurück, wo Leni wieder die ganzen Büsten auffielen. Nachts wäre es hier sicherlich unheimlich wenn man sich von allen Steinfiguren anstarren lassen musste. Leni fand das jetzt unheimlich und sah sich mit großen Augen um.


    Schon während Macer sie herumführte und ihnen alles zeigte, schaute Leni nur noch mit halboffenen Augen in die Richtungen, die der Onkel andeutete und dabei erzählte, welche Räumlichkeiten das waren. Sicher würde sie sich an den ersten Tagen hier verirren, auch wenn das Haus nicht sonderlich groß war. Leni folgte auch gleich in Richtung Treppe, als Macer dorthinsteuerte. Und so hatte auch Stella keine Chance noch wo anders hinzugehen... außer sie weigerte sich explizit, streckte sich in eine andere Richtung oder ließ die Hand ihrer Schwester ganz los. Leni wollte jedenfalls gleich hoch.

  • Die Mädchen schienen doch erschöpfter zu sein als Macer vermutet hatte und trotteten etwas weniger aufgeregt als zuvor hinter ihm her. Also stieg er gleich ohne weitere Pause die Treppe ins Obergeschoss empor. Ein Teil des Gepäcks war auch schon nach hier oben gebracht worden, um die Zimmer einzurichten. Das Obergeschoß war wesentlich übersichtlicher als das Erdgeschoß und bestand nur aus zwei Gängen links und rechts des Impluviums und einem kurzen gang über dem Eingang, der die beiden anderen Gänge miteinander verband.


    Oben an der Treppe blieb macer stehen und wartete auf die Nädchen und ihre Erzieherinnen. Diese würden sich im Haus schließlich auch auskennen müssen. "Hier rechts in dem Gang sind meine Zimmer", erläuterte er als erstes. "Schlafzimmer, Zimmer für meinen Leibsklaven und so weiter." Hätte Macer eine Frau gehabt, hatte diese auch eines der Zimmer in diesem Gang zur Verfügung gehabt.


    Der Holzboden knarrte ganz leise unter seinen Füßen, während er weiter ging. "Die beiden Zimmer hier vorne sind für die Sklaven als Schlafräume und Arbeitsräume." Von einem dieser beiden Zimmer führte eine weitere Treppe direkt nach unten in den Wirtschaftsraum neben der Küche. "Und hier im zweiten Gang kommt dann auch euer Zimmer. Gleich das erste hier, über der Küche, da riecht es immer gut. Eure Erzieherinnen bekommen das Zimmer gleich nebenan."

  • In Begleitung seines Sklaven Chion erreichte Modestus die Casa Purgitia. Chion klopfte für ihn an und dann warteten die beiden auf
    einen Ianitor. Annaeus Modestus in einer sandfarbenen Toge über einer braunen Tunila, Chion in einer seiner safrangelben Tuniken.
    Modestus spielte etwas nervös an seinem Siegelring, während er sich noch passende Worte für den Senator zurecht legte.

  • Die beiden mussten nicht lange warten, denn in der Casa Purgitia hatte der Türöffner nur selten mehr zu tun, als tatsächlich direkt hinter der Tür zu sitzen und darauf zu warten, Gäste und Boten zum empfangen und ein Auge darauf zu haben, wer die Casa wann mit welchem Ziel verließ und wann zurück erwartet wurde. Also öffnete er auch hier umgehdn und blickte die Besucher an.


    "Salve, was kann ich für euch tun?"

  • "Salve. Mein Herr der Duumvir Kaeso Annaeus Modestus würde gerne den Senator Purgitius Macer sprechen, falls sich dies einrichten liese."
    sagte Chion sehr förmlich zu dem Ianitor strich sich einige Haare aus dem Gesicht.

  • "Das lässt sich einrichten, der Senator ist allerdings derzeit nicht im Haus, sondern geht seiner Tätigkeit als Curator Aquarum nach", erläuterte der Sklave. Ein Hausherr konnte schließlich nicht immer anzutreffen sein.


    "Er wird allerdings in Kürze zurück erwartet. Möchte dein Herr schon eintreten und solange warten?" Einen Duumvir konnte man schließlich nicht so einfach wegschicken, auch wenn der Sklave die zugehörige Stadt nicht genannt hatte.

  • Modestus nickte Chion zu, da dieser ihn nach der Frage des Ianitors fragend angeschaut hatte. Auch wenn er etwas nervös war,
    gab sich Modestus einige Mühe sich das nicht ansehen zu lassen. Er fuhr sich durch die kurzen Haare und hoffte nicht all zu lange
    auf Macer warten zu müssen, wobei es ihm aber auch klar war, dass man als Senator und Curator Aquarum wohl nicht sehr viel
    Zeit hatte.

  • Nachdem er das Nicken von Modestus abgewartet hatte antwortete Chion für seinen Herrn.


    "Ja, er möchte."


    Chion wunderte sich, warum er für seinen Herrn Modestus sprechen musste. Irgendwo hatte er gehört, dass es etwas mit Würde zu tun
    hätte. Aber warum war es würdiger, wenn ein unwürdiger Sklave für seinen würdigen Herrn sprach ? Er verstand es nicht aber sicher würde
    er es irgendwann erfahren.

  • "Dann tretet ein", antwortete der Sklave und gab den Weg ins Innere frei. Im Atrium angekommen, bot er einen Sitzplatz auf den Bänken am Rande des Raumes an und sorgte für Getränke, bevor er wieder auf seinen Platz an der Tür zurück ging.


    Es dauerte dann noch eine ganze Weile, bis Macer tatsächlich zu Hause eintraf. Gleich am Eingang wurde er dann über den wartenden Besuch informiert und konnte ihm entsprechend entgegen treten. "Salve, Duumvir. Willkommen in meiner Casa."

  • Nach der Auffordrung des Türöffners, folgten ihm Chion und Modestus, wobei Chion nun wieder hinter Modestus lief.
    Im Atrium ließ sich Modestus auf einer der Bänke nieder und nach einem Nicken von Modestus, tat es auch Chion. Er
    schenkte seinem Herrn einen Becher verdünnten Wein ein. Da Modestus nach einigen Minuten langweilig, ließ er Chion
    eine der neueren Satieren von Iunius Iuvenalis vortragen, die dieser für solche Wartezeiten hatte auswendig lernen müssen.


    "... wenn die Gracchen über Aufruhr Klage führten. Wer vermischte nicht Erde und Himmel und Meer und Himmel,
    wenn sich Verres über einen einen Dieb, Milo über einen Totschläger beschwerte, wenn Clodius Hurer anklagte ..."


    Als er gerade dem Senator kommen sah winkte Modestus ab und Chion hörte auf. Dann stand Modestua von der Bank auf.


    "Salve Senator. Ich danke dir, dass du für micht Zeit hast. Ich würde dir gerne eine Idee von mir vorstellen. Als
    Princeps der Roten und ehemaliger Ädil wirst du sicher einschätzen können ob sie so sinnvoll ist, wie ich hoffe,
    denn es geht um die Wagenrennen."

  • Es war eine unerwartete und durchaus nette Überraschung für Macer, dass ihn jemand wegen der Wagenrennen aufsuchte. Da zwei Fahrer der Russata nämlich gerade zu einem Rennen in Germania weilten, war in Rom bei seiner Factio weniger los als üblich. "Ich bin gespannt, was du mir vorzuschlagen hast. Sollen wir es im Garten besprechen?"


    Mit einer einladenden Geste deutete er quer durchs Atrium, links an der breiten Tür des Tricliniums vorbei, wo der Gang in den Garten im hinteren Bereich der Casa führte.

  • "Gerne doch." sagte Modestus wartete aber noch ab, da er erwartete dass Macer vorausgehen würde. Er hatte schon eine Weile
    in dem Atrium verbracht und so war der Hortus eine wilkommene Abwechslung. Doch bevor Modestus dem Senator in den Garten
    folgte, bedeutete er seinem Sklaven, mit einem Handzeichen, im Atrium zu warten. Chion nickte und setzte sich wieder auf eine der Bänke.

  • Macer ging voraus in den kleinen Säulengang, der den Garten an zwei Seiten umgab. In etwas Abstand folgte ihm und seinem Gast eine Sklavin, die eine Kanne und zwei Gläser auf den Tisch um Gang stellte und dann abwartete, ob sie gebraucht würde.


    "Nun, was hast du mir vorzuschlagen?" Wäre Macers Gedächtnis besser gewesen, hätte er den Mann sicher einer Factio zuordnen und ihn entsprechend einschätzen können.

  • "Nun ich würde es eher eine Idee nennen. Wie du sicher weißt klafft im Moment eine große Lücke zwischen dem Können
    der Fahrer. Der ersten Plätze werden immer unter den Grünen, Violeten und Blauen verteilt, während der Rest, zu dem
    wir Weißen, ihr Roten und die Goldenen gehören, immer um die letzten Plätze streitet. Ein Fortunatus oder ein Halil
    Torkelbal kann mit so berühmten Fahrern, wie Dareios oder Lupus, eben nicht mithalten. Daher möchte ich Qualifikationsrennen
    abschaffen. Ich will das ungleiche Faherer garnicht mehr gegeneinader antreten, denn einen jungen Gladiatoren würde
    man auch nicht gegen einen Veteranen ins Feld schicken. Ich würde zwei verschiedene Rennen veranstalten, eines mit
    den erfahreren Fahrern und eines mit den Unerfahrenen. Ich denke so könnte man die Rennen abwechslungsreicher
    und spannender gestalten, denn es geht nun für unsere Faher nicht nur um den besten Platz nach den üblichen Siegern,
    sondern um den Sieg."


    sagte Modestus gelassen und schenkte sich ein Glas Wein ein. Normalerweiße würde er das einem Sklaven überlassen,
    aber er war gerade etwas in Gedanken. Er trank einen Schluck und wartete gespannt auf die Antwort Macer´s.

  • Aufmerksam hörte Macer zu und registrierte dann erstaunt, wie sich der Gast selber etwas zu trinken einschenkte, bevor die Sklavin entwas dagegen tun konnte. Immerhin hatte er vorher aus einem Nebensatz herausgehört, dass der Mann zur Factio Albata gehörte.


    "Offen gesprochen weiß ich nicht,w as an diesem Vorschlag so neu oder revolutionär sein soll. Ich habe selbst vor einigen Jahren zu den Ludi Martiales ein Rennen nur für Nachwuchsfahrer ausrichten lassen, das damit in etwa dem entsprechen dürfte, was du gerade skizziert hast. Als Abschaffung der Qualifikationsrennen würde ich das nicht bezeichnen. Letztlich ist es für einen Fahrer ja egal, ob sein Lauf nur der Qualifikationslauf für einen späteren Lauf ist oder schon der Hauptlauf. Seine Gegner in den Vorläufen sind dieselben wie sie es in einem Nachwuchsrennen wären und bei geeingeter Betreuung weiß er auch, was er von sich selber erwarten darf und nimmt es nicht übel, wenn er den Endlauf nicht erreicht."

  • Modestus hörte aufmerksam zu und bermerkte dabei, dass er ein paar Details
    vergessen hatte. Er nippte noch kurz ein seinem Glas und antwortete dem Senator.


    >Da muss ich dir zustimmen aber ich dachte nicht direkt nur an Nachwuchsrennen. Eher an die Unterscheidung
    in zwei getrennte Klassen. Die Qualifikationsrennen würden wegfallen, da die Factiones nun selbst entscheiden
    können oder sollen für wie fähig sie ihre Fahrer halten und in welcher Klasse ihre Fahrer sich versuchen sollen.<

  • Dieser Vorschlag war in der Tat neu, aber Macer hatte ziemlich rasch einen Einwand. "Die Factiones entscheiden das selber? Was hindert eine Factio dann daran, ihre beiden Spitzenfahrer auf beide Klassen zu verteilen? So machen diese sich keine interne Konkurrenz und ermöglichen es der Factio, beide Rennen zu gewinnen. Ich halte eine Einteilung durch den Veranstalter für wesentlich neutraler."

  • Modestus stellte zufrieden fest, dass er sich an den richtigen Mann gewandt hatte. Auf solch eine Kleinigkeit hätte er wohl nie geachtet.


    >Die Verteilung durch den Veranstalter wäre wirklich sinnvoller.<


    gab Modestus dem Senator recht.


    >Gibt es sonst noch etwas, was beachtet werden sollte ?<

  • Ziemlich plötzlich schien Macer nun als Berater fungieren zu sollen, der dem Gast bei der Planung einer Rennveranstaltung behilflich war. Er hatte angesichts des Besuches zwar mit etwas anderem gerechnet, aber unangenehm war ihm diese Rolle auch nicht.


    "Das käme dann wohl vor allem darauf an, um was für eine Veranstaltung es gehen soll. Die kriterien, nach denen die Fahrer auf die angebotenen Klassen aufgeteilt werden, müssten in jedem Fall klar sein. Also zum Beispiel das Alter oder die Zahl der Rennen. Dann solltest du auch berücksichtigen, wer am meisten von der Veranstaltung profitieren soll. Ein Fahrer sammelt am meisten Erfahrung, wenn er bessere, aber nicht übermächtige Gegner vor sich hat. Die Zuschauer wollen spannende Rennen mit vielen Fahrern sehen und nicht Läufe, in denen nur vier Fahrer an den Start gehen oder der Sieger schon von Anfang an feststeht. Und die Factiones wollen ihre Fahrer als Sieger sehen und nicht als Traingspartner für andere Factiones missbraucht werden."


    Soweit erschien das Macer zumindest eine sinnvolle Auflistung zu sein, wenn er an seine bisherige Erfahrung mit der Ausrichtung von Rennen und der Teilnahme an Rennen zurück dachte.

  • >Natürlich muss man auf die Ausgewogenheit achten, ansonsten wäre die Unterteilung in verschiedene Klassen ja auch sinnlos.<


    >Ich denke es wird kompliziert werden, diese Richtlinien aufzustellen. Manche Fahrer sind vieleicht gleich alt oder haben die selbe
    Anzahl von Rennen gefahren und dennoch liegen Welten zwischen ihrem Können. Der Veranstalter sollte sich auf jeden Fall das
    Recht vorbehalten für bestimmte Fälle eine Eintelung gegen die Kriterien durchzuführen. Natürlich müsste das auch bekannt sein.<

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