• "Immerhin kein ganz schlechter Anfang, auch wenn die Beamten von Messana sicher alles andere als die wichtigsten im ganzen Reich sind", kommentierte Macer die bisherige Laufbahn. "Du wolltest dir jetzt hier in Rom auch eine Stellung als Scriba Personalis suchen?"

  • Victor wusste natürlich,dass die Beamten von Messana keine große Rolle im Reich spielen aber immerhin hatte er durch die Arbeit bei ihnen etwas Erfahrung im hinblick auf das Leben als eben ein solcher gesammelt.
    "Naja.Ich könnte auch wieder als Scriba Personalis arbeiten,aber ich würde natürlich eher etwas höhere Arbeitsstellen bevorzugen."

  • "Scriba personalis eines hohen Magistrates ist kein schlechter Posten", gab Macer zu bedenken. "Der Einfluss ist nicht zu unterschätzen, den man damit auf die Arbeit der Magistrate hat. Ein fähiger Scriba ist auch immer gerne genommen." Als er Aedil war, hatte Macer auch so einen Scriba gehabt, von dem er aber jetzt schon lange nichts mehr gehört hatte.


    "Aber es ist deine Entscheidung, ich will dir da nichts vorschreiben. An was hattest du sonst gedacht? Wolltest du eine eigene politische Karriere starten?"

  • Victor legte die Stirn kurz für ca 3-4 Sekunden überlegend die Stirn in Falten.


    "Denkst du denn die Politik wäre was für mich.Ich denke auch der Einstieg in diese dürfte nicht all zu leicht sein,oder irre ich da?"
    Er schaute Macer fragend an.
    "Sonst hatte ich vielleicht noch an eine andere Laufbahn als Beamter gedacht.Also vorerst ohne sonderbaren Eingriff in die Politik.",ergänzte er noch.

  • Macer schaute erst einen Moment in den leeren Raum, bevor er antwortete. "Victor, du weißt, dass ich mit Briefen in den letzten Jahren eher spärlich war. Ich schlicht weiß zu wenig über dich, um dich spontan gut einschätzen zu können. Doch die Frage nach dem Einstieg ist vielleicht ohnehin die falsche. Ich habe den Einstieg bei der Legion gesucht und damals gefunden und er hatte mit meinem späteren Weg leidlich wenig zu tun." Genau genommen war Macers Werdegang schon eine Art Sonderfall. "Was ist dein Ziel? Wo willst du in zehn oder zwanzig Jahren stehen?"

  • Als ein Sklave der Gens Germanica durch die Straßen Roms eilte, war der Morgen noch taufrisch. Nur wenig Menschen gingen jetzt schon ihres Weges. Umso besser für den Boten, denn er hatte eine wichtige Mitteilung auszutragen und für ihn schien es die rechte Zeit zu sein, um in Rom schnell von der Casa Germanica im Circus Flaminius zur Casa Purgitia zu gelangen.


    Dort gab er jene Zeilen ab und natürlich lebte der Haushalt der Purgitier bereits, auch wenn womöglich der Senator noch in den Federn lag. 8)



    Decima Lucilla und Medicus Germanicus Avarus





    heiraten




    Du, Senator Spurius Purgitius Macer bist dazu herzlich eingeladen. Die Zeremonie beginnt am ANTE DIEM VII KAL NOV DCCCLVII A.U.C. (26.10.2007/104 n.Chr.) in der Casa Decima.



    Dein Erscheinen würde uns ehren und wir würden uns besonders freuen, Dich bei unserem Fest begrüßen zu dürfen. Dir ist es natürlich erlaubt eine Begleitperson mitzubringen.






    Lucilla et Avarus





    SKLAVE - GENS GERMANICA

  • Der Türhüter nahm den Brief entgegen und trug ihn ins Innere des Hauses, so dass er dem Senator gleich vorgelegt werden konnte. Wie jeden Morgen ließ sich Macer nach der Morgentoilette bei einem kleinen Frühstück und dem Anlegen der Toga wichtige Post, liegengebliebene Dinge vom Vortag und die anstehenden Termine nennen, bevor er seine Klienten empfing. "Eine Hochzeitseinladung? Senator Avarus und Decima Lucilla? Ach ja, die waren ja bisher nur verlobt. Gut, da gehe ich natürlich hin. Macht euch mal Gedanken über ein Geschenk."


  • An
    Senator Spurius Purgitius Macer
    Casa Purgitia
    Roma
    Italia

    samt Begleitung


    Einladung



    Marcus Vinicius Lucianus
    et
    Aelia Paulina


    geben ihre Hochzeit bekannt



    Am
    KAL NOV DCCCLVII A.U.C. (1.11.2007/104 n.Chr.)
    laden wir zu den Feierlichkeiten
    anlässlich unserer Hochzeit
    nach Mogontiacum, Domus Legatus Augusti
    und würden uns über ein Erscheinen mehr als freuen.



    Marcus Vinicius Lucianus
    et
    Aelia Paulina

  • Auch diese Einladung fand ihren Weg ins morgentliche Postgespräch, indem der Sekrtär von macer seinem Herrn die neusten Schriftstücke vortrug. Heute hatte der Hausherr allerdings nicht so gut geschlafen und war nicht ganz wach. "Eine Hochzeitseinladung? German... Die hatten wir doch schon!" Unwirsch schüttelte er den Kopf, doch der Sekretär ließ sich nicht beirren und betonte die richtigen Worte nochmal. "Ach, aus Germania und nicht von Germanicus? Vinicius Lucianus und Aelia Paulina? Hm, nein, da kann ich nicht hin reisen. Aber wir schicken einen Gruß."

  • Der Abend hatte sich schon über das Land gelegt, und für einen Moment sann ich über den Glauben der Ägypter nach, bei denen sich die Göttin Nut, welche den Himmel und das Firmament verkörperte, über das Land, verkörpert duch den Erdgott Geb, wölbte, ihr Körper besetzt von unzähligen Sternen. Wenn man an einem bestimmten Ort der ewigen Stadt stand, konnte man mit bloßem Auge fast verfolgen, wie sich der dunkle Nachtleib Nuts über Geb schob, um über ihm wie die ewige Verführung zu lagern ... manchmal hatten selbst fremdartige Kulturen wie die Ägypter eine besonders poetische Art und Weise, ein Naturschauspiel zu beschreiben. Zumindest hatten mich diese Gedanken einigermaßen von meinem Ziel abgelenkt, zu dem mich die kräftigen Sänftenträger der villa Flavia beförderten - das Haus eines Mannes, den ich um etwas bitten musste und bei dem ich nicht wusste, ob er diese Bitte akzeptieren würde. Vor allem wusste ich nicht, was sich mir daraus erweisen würde, aber es gab wohl nichts im Leben ohne ein Risiko. Als die casa Purgitia sichtbar erschien, wünschte ich für einen Moment, es würde noch ewig bis dorthin dauern, aber ich musste durch diese Sache eben durch.


    Ein Patrizier wankt nicht, und vor allem, er weicht nicht zurück. Diese Worte meiner Mutter kamen mir wieder einmal im unwillkommensten Augenblick in meine Erinnerung, und wohl wünschte ich mir, ich hätte sie wie so einiges andere einfach auch vergessen, als das Fieber mich fast ein Jahr lang meiner Identität beraubt hatte. Der Sklave, der mich anzukündigen hatte, löste sich aus dem kleinen Tross meiner Begleiter und trat an die porta, um dort den Türklopfer in recht eindringlicher Weise zu betätigen. Für einen Moment lang wünschte ich mir fast, es sei keiner anwesend, auch wenn ich wusste, wie unwahrscheinlich dies war. Einen fast fremden Menschen um etwas so bedeutendes zu bitten behagte mir nicht, nicht zuletzt, weil ich niemals gern um etwas gebeten hatte, egal, ob es meine Eltern waren, ein geliebter Mensch oder ein völlig Fremder.

  • Die Wahrscheinlichkeit, dass tatsächlich niemand anwesend war, lag bei ziemlich genau 0, denn selbst wenn der Senator über Monate hinaus nicht in Rom wäre, würde doch eine kleine Schar von Sklaven das Haus hüten. Einer von ihnen würde der Türskalve sein, der auch jetzt wieder auf seinem Posten war und auf das Klopfen hin die Tür öffnete. Kurz musterte er die kleine Gruppe vor der Tür, die möglicherweise zu dieser späten Zeit des Tages noch etwas vom Senator wollte.


    "Salvete. Womit kann ich weiterhelfen?"

  • Verdammt. Es war doch jemand da. Aber was hatte ich eigentlich erwartet? Dem ianitor der casa Purgitia mochte sich ein nicht ganz alltägliches Bild vor seiner Haustür bieten - eine reichverzierte, offensichtlich teure und handgearbeitete Sänfte, in der ich bestenfalls als Schemen durch die dichten Vorhänge auszumachen sein mochte, lagerte, begleitet von vier kräftigen, hochgewachsenen Trägern auf der Straße, daneben noch diverse Sklaven, die auf den nächtlichen Straßen Roms für Sicherheit sorgen sollten. Der ankündigende Sklave hingegen war recht schmal gebaut und wirkte durchgeistigt. "Mein Herr, Caius Flavius Aquilius, möchte den Senator Spurius Purgitius Macer in einer Angelegenheit von politischer Bedeutung sprechen, so er anwesend sein sollte," fabulierte der kleine Grieche denn auch gekonnt und in angenehm moduliertem Tonfall. Genau für so etwas war er irgendwann von Felix gekauft worden, meinem vorausschauenden Vetter. Man konnte ja nicht unbedingt mit der Tür direkt ins Haus fallen.

  • Der Türsklave hatte schon lange genug diese Tür in Rom gehütet, um sich nicht allzu sehr zu wundern. Er fragte sich zwar immer wieder auf's Neue, warum Leute mit wichtigen Dingen nicht tagsüber kamen, sondern abends oder warum sie sich nicht vorher anmeldeten, um sicher zu sein, dass der Hausherr auch da war, aber letztlich konnte es ihm egal sein. Er wusste, wer in der Casa war, wer sie verlassen hatte, wohin dieser gegangen war und wann er zurückzukehren gedachte. Und das konnte er perfekt, mehr brauchte er nicht zu können.


    "Der Senator ist anwesend. Dein Herr möge mir bitte folgen", erklärte er daher und öffnete die Tür ein wenig weiter, um den Weg ins von Öllampen leicht erhellte Atrium freizugeben.

  • Er war auch noch anwesend. Verdammt. Es half alles nichts, jetzt musste ich mich aus der bequemen warmen Höhle meiner Sänfte in die rauhe kalte Welt einer mir absolut nicht bekannten casa herauswagen, und dann auch noch ...ach, egal. Ich biss die Zähne zusammen, schob den Vorhang beiseite und erhob mich aus dem Inneren meiner letzten Zufluchtsstätte, um mir dann von dem Sklaven die Togafalten richten zu lassen, bevor ich in das anheimelnd erhellte Zuhause des Senators trat, während mein Gefolge vor der porta zurückblieb. In Rom war ich inzwischen so vieles gewöhnt, dass es mich nicht gewundert hätte, wenn sich Sänftendiebe auch vor dem Haus eines Senators herumgetrieben hätten. Während ich dem ianitor in Richtung atrium folgte, wich endlich dieses elende Gefühl einer tiefen Beklemmung im Inneren und machte der Ruhe Platz, die ich immer fühlte, wenn ich vor einem Altar Mars opferte. Wenigstens in dieser Sache ließ mich meine Erfahrung einmal nicht im Stich.

  • Der Vorteil an männlichen Gästen in Sänften ist, dass sie nach dem Aussteigen die Toga ordnen müssen und so dem Hausherrn Zeit geben, in Ruhe sein Arbeitszimmer zu verlassen, sich von seinem Hilfsgedächtnis in Form eines Sklaven über die nötigen Fakten über den Besucher informieren zu lassen und diesem im Hause entgegen zu treten. "Salve, Flavius Aquilius. Sei auch zu dieser späten Stunde noch gegrüßt in meinem Haus. Welche dringenden Anliegen führen dich hierher?"


    Der Türskalve gab währenddessen die Zahl der wartenden Sklaven vor der Tür an die Küche weiter, um ihnen später eine Kleinigkeit hinaus zu bringen, falls die Herren länger brauchen sollten.

  • Wenigstens saß die toga perfekt, das war im Augenblick auch mein einziger wirklicher Pluspunkt - ich wirkte präsentabel, wohlhabend und letztendlich nicht wie ein Verrückter, was mir vielleicht den Vorteil verschaffen würde, dass er mich nicht sofort wieder zur porta schicken würde, wenn er hörte, was mich zu ihm führte. "Salve, Senator Purgitius Macer," erwiederte ich seinen Gruß freundlich und lächelte, wie ich es immer tat, wenn tiefer greifende Gedanken einen anderen Gesichtsausdruck erfolgreich verhinderten. "Zufürderst entschuldige diesen spätabendlichen Überfall, vor allem ohne einen Termin, doch hoffe ich, Du wirst nachempfinden können, was sich derzeitig im Marstempel alles zuträgt - es war mir schlichtweg unmöglich, früher zu erscheinen. Aber ich will Dir Deine Zeit auch nicht mit stundenlangem Geschwätz stehlen, das sei den Sophisten überlassen oder denjenigen mit zuviel Zeit." Gleich Frontalangriff oder lieber durch die Hintertür, durch die sich für gewöhnlich die Sklavenschaft eines Haushalts wieder hinein schlich, wenn sie über Nacht woanders unterwegs gewesen war? Für einen Patrizier kam eigentlich nur die Vordertür in frage.


    "Mein Anliegen ist zum einen simpel und zum anderen schätzungsweise etwas ungewöhnlich. Ich habe in der letzten Zeit Dein politisches Auftreten verfolgt, mich über Deine Person informiert und ich bin der Ansicht, dass von allen herausragenden Männern Roms Du derjenige bist, den ich darum bitten will, mein Patron zu werden." So, wenigstens war die erste Kröte jetzt schon einmal auf den blankgeputzten Fußboden seines atriums gewürgt und quakte dort munter in Form von sie begleitenden tausend Gedanken vor sich hin. Ich blickte ihm direkt entgegen - wir saßen noch nicht einmal, im Grunde war dieses Gespräch jetzt schon mit eines der ungewöhnlichsten, die ich jemals geführt hatte - und erwartete zumindest eine grundlegende Form der Reaktion.

  • Den Andrang am Marstempel konnte Macer nur allzu gut nachvollziehen und die Erwähnung dieses Bauwerks als solche tat schon ihr übriges, dass er den späten Besuch nicht weiter übelnahm. Immerhin fühlte sich Macer dem Gebäude aus nicht völlig eindeutigen Gründen recht verbunden, ohne sich allerdings jemals so sehr um das Gebäude zu kümmern, wie es eigentlich nötig wäre. "Und dabei kommen wohl immer nur die, die es nicht wie ich ständig vergessen, dem Kriegsgott in diesen wichtigen Zeit an seinem Haus seine Aufwartung zu machen." Sein Blick wanderte kurz zu der kleinen Marsstatuette am Hausaltar und dann wieder zurück zu dem Sacerdos. "Kurze Worte sind mir ganz recht, die ist weder das Haus eines Philosophen noch eine Therme." Und wenn in der Therme irgendwelche Redner wieder einmal allzu hartnäckig ein Becken belagerte, suchte sich Macer in der Regel einen anderen Raum.


    Eine einladende Geste folgte in Richtung Triclinium, da er den Gast zu dieser späten Stunden natürlich nicht wie sonst für Gespräche üblich in den Garten führen konnte. "Mein politisches Auftreten? Nun, war das so bemerkenswert in letzter Zeit?" Macer schmunzelte. Wenn er ehrlich war, hatte er mehr Ideen im Kopf als im Senat zuletzt zur Sprache gebracht. Eine Sklavin brachte währenddessen Wein und Wasser.

  • Mein Blick glitt zur Marsstatuette und seltsamerweise erleichterte mich dieser Anblick mehr, als es jedes Wort hätte tun können. Er hatte sich also sein eigenes Mars-Abbild besorgt, um dort am Hausaltar auch angemessen opfern und feiern zu können - andere Götter waren dafür im Allgemeinen beliebter, das sprach dann dafür, dass er dem Marskult nicht ganz abgeneigt sein mochte. Als Mann des Militärs wäre alles andere auch eher erstaunlich gewesen, überlegte ich und richtete mich etwas auf. Gleich zur Sache zu kommen hatte also noch nicht alles verdorben, er schien die Knappheit meiner Worte nicht als beleidigend zu empfinden. Wahrscheinlich hätte ich keinen besseren Einstieg finden können.
    "Nun, jetzt in Kriegszeiten ist der Tempel im Grunde überfüllt - auch wenn mich die neugewonnene Frömmigkeit der Bürger natürlich freut, sehe ich doch auch den Vergleich zur Zeit vorher, in der wenig nur los war, und ich befürchte, ist der Krieg vorbei, wird es wieder so sein. Allzu viele Menschen scheinen zu vergessen, dass die Beziehung zu den Göttern nicht immer dann aufgewärmt werden sollte, wenn man ein Problem hat. Wie jede Beziehung benötigt auch diese Pflege in den guten wie in den schlechten Zeiten." Ich hatte die Stirn bei diesen Worten gerunzelt und atmete langsam durch, als ich mir darüber klar wurde, dass ich mich wieder ärgerte. Über dieses Thema ärgerte ich mich immer, und gerade jetzt war es nicht Ziel meines Besuchs, meinen vielleicht zukünftigen Patron mit solchen Dingen abzulenken.


    Ich folgte meinem Gastgeber durch das atrium in Richtung des tricliniums, nicht ohne mich unauffällig umzusehen. Ich fand kein Anzeichen neureicher Protzerei, wie es so gern üblich war, wenn eine ursprünglich plebejische Familie durch den politischen Erfolg herausragender Männer der gens langsam den Weg zur nobilitas antrat, und auch das sprach sehr für den Hausherrn. Das atrium der villa Flavia war mir persönlich fast zu überladen. "Die Debatte über den von Senator Germanicus eingebrachten Vorschlag, die Bausicherheit zu erhöhen, sehe ich durchaus als ein recht klares Beispiel für Dein politisches Wirken, Senator," formulierte ich meinen Gedanken. "Ich habe von Dir bisher noch kein einziges Mal gehört, dass Du ein unsinniges oder Deine Günstlinge bevorteilendes Gesetz vorgeschlagen und durchgefochten hättest, und alles, was mir über Dich berichtet wurde, lässt Dich als einen Mann erscheinen, der sich zu gegebenem Anlass mit Vorschlägen rational beschäftigt und sie auf Problemstellen seziert - konstruktive Einwände stammen von Dir ebenso wie Bitten um mehr Klarheit, wenn einer Deiner Kollegen sich zu gern reden hört. Ich für meinen teil bin kein Freund sinnlosen Geschwätzes, und deswegen kann für mich als Patron nur ein Mann in Frage kommen, der auch den Wert der Stille, der rationalen Überlegung und sachlicher Verbesserung zu schätzen weiß. Selbstverliebte Schwätzer gibt es in dieser Stadt wahrlich genug."

  • Dass der Sacerdos ausgerechnet das völlig trockene Thema der Bausicherheit ansprach, überraschte Macer schon ein wenig. Er hatte das wirklich für eine Debatte von Fachleuten beziehungsweise interessierten Laien gehalten, für die sich kaum jemand interessierte, der nicht gerade selber eine Baustelle leitete oder Architekt war. Aber da hatte er sich offenbar getäuscht. Andererseits war seine Beteiligung in anderen Debatten auch kaum spektakulärer gewesen, so dass das aktuelle Thema vielleicht doch recht naheliegend war. "Du scheinst mich sehr genau beobachtet zu haben. Ich fühle mich geehrt." So gelobt zu werden tat natürlich auch Macer gut und er genoss es. "Und ich teile deine Einschätzung. Von langen Reden mit wenig Inhalt ist Rom nicht groß geworden. Es war immer die richtige Mischung aus Worten und Taten, die uns voran gebracht hat und die uns auch weiter voranbringen wird."


    Wenn der Sacerdos wirklich auch so dachte, dann stand einem Patronat aus Macers Sicht erst einmal nichts grundsätzliches im Wege. "Und was sind deine kommenden Taten, für die du dich meiner Unterstützung versichern möchtest?"

  • Senatoren waren eben auch Menschen, und mit meinem vorsichtigen Kurs der Gratwanderung zwischen schonungsloser Offenheit und Schmeichelei war ich anscheinend bisher nicht allzu schlecht gefahren. "Nun, ich denke, Du wirst erahnen, dass ich nicht wegen irgendeinem kleinen Pöstchen zu Dir komme, denn das würde mir mein Vetter Felix sicherlich mit Vergnügen beschaffen. Mein Ziel liegt im cursus honorum, Senator, und als langfristiges Ziel auch im Senat Roms. Mein derzeitiges Hindernis ist die Absenz meiner Mitgliedschaft im ordo senatorius, denn auch wenn sich die Ahnen anderer flavischer Familienzweige auszuzeichnen wussten, war mein eigener Vater leider weniger rührig und gilt mitsamt dem Rest der hispanischen Flavier eher als schwarzes Schaf der gens Flavia, ein Umstand, den ich seit einiger Zeit zu verändern versuche. Ich bin willens, den restlichen Weg aus eigener Kraft und mit eigenem Können zu gehen, soweit ich es vermag, auch das Vermögen sollte nicht unbedingt ein Problem sein ...allerdings braucht es jemanden, der mir diese entscheidende Türe öffnet."
    Und da lagen sie sprichwörtlich auf dem Tisch, die lange verdeckt gehegten Karten, über die ich nächtelang nachgedacht hatte, während Bridhe still neben mir gelegen und geschlafen hatte. Es war ein Moment der Entscheidung, ein Wendepunkt meines Lebens, und er war so jäh und aprupt auf mich zugestürzt, dass ich still verharrte, und die Entscheidung gänzlich in die Hände meines Gastgebers wuchtete.

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