cubiculum FC | Zeit zu gehen! - Zeit zu bleiben?

  • "Das geht mit, das auch, das nicht, aber das…" Auf einem Stuhl sitzend, gab ich Charis monotone Anweisungen, welche Kleidungsstücke sie einzupacken hatte und welche zurückbleiben konnten. Schon einige Stunden ging das so, seitdem sie von ihrem freien Nachmittag zurückgekehrt war.
    Mit einem gewissen Unbehagen, welches sie versuchte, vor mir zu verbergen, hatte sie meinen Entschluß auszuziehen, aufgenommen. Doch sie fügte sich, so wie sie es immer tat, wenn sie mit Neuerungen konfrontiert wurde. Sie versuchte erst gar nicht, mich davon abzubringen, da sie wußte, daß sie so meinen Zorn herausforderte.
    Still war sie an ihre Arbeit gegangen, hatte es nicht einmal gewagt, zu fragen, wohin es von hieraus ging. Hätte Charis mir diese Frage gestellt, ich hätte sie selbst nicht zu beantworten gewußt. Natürlich hätte ich zur Villa Flavia gekonnt, doch dies wäre für mich keine Option gewesen. Mein Ziel mußte außerhalb von Rom liegen. Wenn ich vor diesem Leben floh, dann durfte es nicht halbherzig geschehen.


    "Was soll damit geschehen, Herrin?", fragte Charis zögerlich und hielt mir dabei meine tunica recta entgegen. Dies war mein Hochzeitsgewand, was ich an meinem vermeintlich schönsten Tag im Leben getragen hatte. Konsterniert sah ich zu meiner Sklavin und damit auch zu jenem verhängnisvollen Stück Stoff, den ich einst mit so viel Mühe selbst gewebt hatte.
    "Das bleibt da," antwortete ich voreilig und wollte mich schnell mit etwas anderem beschäftigen. Vielleicht lag es an Charis´ Zögern, die tunica beiseite zu legen, daß sie mir erneut ins Auge fiel. "Nein, wirf es weg!", entschied ich. Aber die Sklavin zögerte immer noch.
    "Meinst du wirklich, Herrin?" Die Sklavin war mutig, so etwas zu fragen! Ich spürte, wie wieder die Wut in mir aufstieg.
    "Sehe ich etwa aus, als ob ich scherze?" Charis schluckte und warf die tunica recta zu Boden, dahin wo alle ausgemusterten Kleidungsstücke gelandet waren, die weggeworfen werden sollten.

  • Es war noch ein wenig Zeit bis zur cena. Den Nachmittag hatte ich weitgehend für die Arbeit genutzt. Endlose Listen von Priesteranwärtern hatten auf mich gewartet, auf eine Zuteilung oder einen Prüfungstermin oder schlicht darauf, einen Platz im Regal zu finden. Diese Arbeit erledigte ich immer noch selbst, es verschaffte mir eine gewisse Ruhe, auch wenn es heute schwer war, diesen Zustand überhaupt zu erreichen. Nach dem Gespräch mit Celerina war ich aufgewühlt und nachdenklich zu gleichen Teilen. Im Anschluss an die Sortierung hatte ich im Peristyl gesessen und den Garten betrachtet, und der Schluss, zu dem ich dabei gekommen war, gefiel mir ebenso wenig, wie er Tatsache war: Ich brauchte Celerina.


    Dies war der Grund, aus dem ich nun vor ihrem Zimmer stand, klopfte und kurz darauf eintrat, Eintrittsbitte hin oder her. Ich entdeckte halb gepackte Truhen, Kisten und jede Menge Kram, der überall verteilt war, Celerina mittendrin. Nach einem Überblick verschaffenden Rundumblick fing ich Charis' Blick ein. "Geht", wies ich sie und die anderen Sklaven an und wartete. Dabei fiel mein Blick auf die tunica recta, die ganz zu oberst auf einem Stapel Kleider ruhte, die in heillosem Wirrwar aufeinander lagen. Es sah nicht so aus, als würde Celerina diesen Kleiderstapel ebenfalls einpacken lassen.


    Während die Sklaven den Raum noch verließen, machte ich die paar Schritte hin zu ihrem Hochzeitsgewand und hob es auf. Nachdenklich befühlte ich den Stoff, auch als sich die Tür bereits leise geschlossen hatte noch.

  • Nicht nur die Sklaven, auch ich sahen überrascht zur Tür, als diese sich öffnete. Offenbar gebärdete sich der Hausherr einmal wieder als solcher, als er einfach so, ohne vorher anzuklopfen, eintrat. Die Sklaven hielten inne in ihrem Tun und als die Aufforderung kam, das Zimmer zu verlassen, sahen sie mich erst an, bevor sie der Anordnung Folge leisteten.
    "Wartet draußen, wir machen gleich weiter!", sagte ich ihnen und entließ sie damit. Ich sah ihnen noch nach, bis auch die letzte Sklavin hinausgetreten war und die Tür hinter sich geschlossen hatte.
    Erst dann wandte ich meinen Blick an Marcus, dem die tunica recta aufgefallen war, die soeben auf dem Boden gelandet war. Er hatte sie sogar aufgehoben und befühlte den Stoff. Weshalb er das tat, war mir schleierhaft. Auch fragte ich mich, was er hier wollte. Wir hatten uns alles gesagt und mein Entschluß stand fest. Also, was bitte schön, hatte ihn hierher getrieben? Etwa die Einsicht, einen Fehler begangen zu haben? Wohl kaum! So gut kannte ich ihn bereits, um zu wissen, daß dies nie geschehen würde.
    "Was willst du hier?", fragte ich kühl, damit wir uns nicht endlos anschweigen mußten. Natürlich war diese Frage provokant, so sollte es auch sein. Die Zeit, um Süßholz zu raspeln war längst vorbei.

  • Versunken im gleichmäßigen Webmuster des weichen Stoffs, nahm ich die Anwesenheit Celerinas erst wieder mit vollem Bewusstsein wahr, als jene das Wort ergriff. Ich blinzelte, ließ die tunica sinken und wandte mich halb zu ihr um, um sie drei Herzschläge lang einfach nur zu betrachten. Erst dann gab ich mir einen Ruck und wandte mich zur Gänze um, das Hochzeitsgewand nurmehr in einer Hand haltend und Celerina mit einem Stirnrunzeln bedenkend. Es erschien mir unvorteilhaft, stehen zu bleiben, denn für ein solches Gespräch sollte man sich doch eigentlich Ruhe und Muße nehmen. Andererseits würde ich wohl ohnehin nicht stillsitzen können, also blieb ich stehen, gute zwei passi von ihr entfernt und bemühte mich, die abfällige Entgegnung zurückzuhalten, die mir auf der Zunge lag.


    "Ich möchte dich bitten, zu bleiben", sagte ich stattdessen und sah Celerina dabei unverwandt und ohne mit der Wimper zu zucken an. Nur kurz war die Pause, die ich an meine Worte anschloss. "Du kannst unmöglich wollen, dass diese Ehe in einem solchen Fiasko endet. Ich erwarte nicht, dass du mir zuliebe bleibst. Tu es für deine Familie. Ich habe dir stets Freiraum gelassen und über vieles hinweggesehen" - und dabei spielte ich auf jene Dinge an, für die ein anderer sie verstoßen hätte - "und ich bin bereit, das weiterhin zu tun. Du würdest dich in keiner Gesellschaft mehr sehen lassen können, Celerina, das muss dir doch klar sein." Ich war ernst, todernst. Ich würde mir ganz sicher keinen Strick daraus drehen lassen, wenn sie tatsächlich gehen würde. Denn das war ich meiner Familie schuldig, obgleich das wohl bedeuten mochte, dass ein politischer Umbruch bevorstand. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass die Flavier auf meiner Seite standen, wenn es um eine von ihnen ging. Umgekehrt wäre die Sachlage klar - ich würde auch ein Familienmitglied schützen. "Die Brisanz dieser Unterhaltung ist dir vielleicht nicht bewusst. Soll ich sie dir erörtern?" erkundigte ich mich vollkommen wertfrei und rein informativ. Immerhin war Celerina eine Frau, wenn auch eine gescheite.

  • In abwartender Haltung verharrte ich, auf einen Gegenschlag seinerseits wartend. Gerüstet, für alles, was an verbalen Querschlägern auf mich herniederrasseln sollte. Doch weit gefehlt! Eine Bitte lediglich, äußerte er an mich, eine, die dem Ton nach ernst gemeint war. Er bat mich zu bleiben! Hört, hört! Er bat mich! Als er dann meinte, ich solle meiner Familie wegen bleiben, nicht ihm zuliebe, doch wenigstens meiner Familie zuliebe, seufzte ich tief.
    "Ich habe das alles so satt!", kam es aus mir heraus. Und damit meinte ich nicht nur die ewigen Diskussionen um unsere verkorkste Ehe. Natürlich war mir bekannt, was geschah, sobald ich diese Villa und somit auch meine Ehe hinter mir ließ. Der Mob würde über mich herfallen, würde mich zerfleischen. Geifernd würden sie sich ihre dreckigen Mäuler über mich verreißen. Ich wußte, was ich tat war gesellschaftlicher Selbstmord. Die letzte Chance auf Rettung stand dem potentiellen Selbstmörder kurz bevor er zum Sprung in die Tiefe ansetzte, offen. Die letzte Möglichkeit auf Umkehr. Genau an diesem Punkt war ich angekommen, kurz vor dem Sprung in den Abgrund, der den sicheren Tod bedeutete oder die Besinnung auf eine Zukunft, auf ein Weiterleben.
    Eine lange, quälende Pause entstand, die erst durch Marcus wieder durchbrochen wurde. Die Brisanz unserer Unterhaltung, die Folgen meines Wegganges für mich waren mir genauestens bekannt. Und was mir auch bekannt war, waren die Folgen für ihn. Die langjährige Freundschaft zwischen unseren Familien würden dadurch in die Brüche gehen, was sicher weitreichende Folgen hätte. Und dies sicher nicht nur in der Heiratspolitik.
    "Selbstverständlich bin ich mir über die Brisanz unsere Unterhaltung bewußt." Er hatte kein Dummerchen vor sich, auch wenn manche Männer ihre Ehefrauen dafür halten mochten.
    "Nun gut! Dann sehen wir es doch einfach unter dem geschäftlichen Aspekt! Denn nichts anderes war doch diese Ehe von Anfang an. Wenn ich hier bleiben soll, dann nur unter gewissen Bedingungen!" Auch ich meinte es ernst damit und daß ich mich in dieser Angelegenheit auf keine halbherzigen Kompromisse mehr einlassen würde, sollte eigentlich klar sein.
    "Ich verlange eine Mitentscheidungsgewalt über alles und jeden der in dieser Villa lebt und der dir untersteht, sei es Sklave, Klient oder Familienmitglied. Von außen her wird alles so aussehen, als hättest du alleine die Zügel in der Hand, so wie es immer war, doch ich werde ab heute die Entscheidungen gemeinsam mit dir treffen, was in der Villa zu geschehen hat und was nicht. Das ist meine Bedingung, nicht mehr, aber auch nicht weniger!" Ob er bereit war, diesen Preis zu zahlen? Schließlich wäre er dann nicht mehr alleine Herr über das eigene Heim.

  • Cellerinas Seufzen stand für mich in Widerspruch zu dem darauffolgenden Ausruf. Eine steile Falte entstand auf meiner Stirn, sonst verzog ich keine Miene. Danach sprach sie gar nichts, und ich zog es vor, hier abzuwarten, bis sie von sich aus etwas von sich gab, statt gegen sie anzureden. Kurz darauf monierte sie sich zunächst darüber, auch den politischen Aspekt bedacht zu haben. Eine meiner Brauen zuckte kurz hinauf, das einzige Zugeständnis, das ich bezüglich ihrer Intelligenz hierzu machte. Schließlich hatte ich sie nur darauf hinweisen wollen, dass es hier um mehr ging denn nur um sie und mich als Individuen.


    Was sie daraufhin dann allerdings anbrachte, ließ mich die Augen zusammenkneifen. Selbstverständlich durchschaute ich die Absicht dahinter augenblicklich. Wenn ich hier zusagte, würde sie nicht nur mit beiden Händen aus dem Vollen schöpfen, was die Finanzen betraf, sondern hätte sie damit auch etwas in Bezug auf Siv zu sagen, und nur darum ging es ihr meiner Ansicht nach. Ich schwieg. Hier galt es nun, diplomatisch vorzugehen, und mit Kalkül. "Könntest du das konkretisieren?" erwiderte ich und fügte direkt im Anschluss an: "Ich achte dein Wort in jedweder Hinsicht, seitdem du in diesem Haus wohnst, Celerina." Und hatte ich nicht erst vor kurzem bewiesen, dass ihre Meinung mir durchaus wichtig war? Immerhin hatte ich sie darum gebeten in Bezug auf den Neubau, und mir überdies fest vorgenommen, sie noch stärker als zuvor in diese Dinge zu integrieren. Ich schüttelte den Kopf und warf das Hochzeitsgewand achtlos auf ihr Bett. Je mehr ich über den Sinn ihrer Forderung nachdachte, desto mehr schürte das die Verärgerung darüber. "Ich weiß genau, worauf das hier abzielt. Ich werde nicht zum Pantoffelhelden avancieren. So weit wird das hier nicht führen. Ich binde dich gern noch stärker als zuvor in diese Dinge mit ein, wenn das dein Wunsch ist - was mir bisher nicht bewusst war, da du etwas in dieser Richtung nicht geäußert hast. Aber ich werde dich nicht bei jeder Entscheidung um Erlaubnis fragen, bevor ich sie treffe." Was bildete sie sich eigentlich ein? Mir war diese Forderung unverständlich. Ein Senator, der so offensichtlich unter der Fuchtel seines Weibes stand?

  • Mit einer solchen Reaktion hatte ich natürlich gerechnet. Selbstverständlich würde ihm der Abschied von der Alleinherrschaft nicht leicht fallen. Vielleich bekam er aber auch kalte Füße, wegen seiner kleinen germanischen Schlampe. Er dachte wohl, ich wolle sie ihm verbieten.
    "Aber natürlich kann ich das!" antwortete ich und lächelte dabei kühl. Mitunter waren seine Geschlechtsgenossen etwas schwer von Begriff, wen frau plötzlich Forderungen zu stellen begann.
    "Ja… Du achtest mein Wort, jedoch was du letztlich entscheidest, sind zwei Paar Schuhe," erwiderte ich. Wahrscheinlich sah er in mir nun das machthungrige, geldgeile und geltungsbedürftige Ungeheuer, was ich eigentlich gar nicht war und schon gar nicht sein wollte. Ich brauchte sein Geld nicht! Und in der Öffentlichkeit aus seinem Schatten treten, wollte ich auch nicht.
    Ich sah, wie sich in ihm der Zorn mehrte. Als ob er nun auch eingesehen hätte, daß diese tunica recta nur wertloser Tand gewesen war, warf er sie nun auch achtlos aufs Bett. Nein, meine Bedingungen schmeckten ihm absolut nicht!
    "Ach, glaubst du etwa, ich bestehe auf das hier, weil ich dir so deine kleine Hure verbieten könnte? Ach Marcus, hier geht es doch nicht nur um dich und mich. Ich denke da viel weiter. Sicher kann deine kleine Schlampe hier einziehen. Das bißchen Spaß gönne ich dir! Wenn du doch sonst keinen hast! - Ist das nicht schrecklich nett von mir?", noch immer lächelte ich, auch wenn dies kein echtes Lächeln war. Daß ich sie dulden würde, war mein Zugeständnis an ihn. Doch dies würde mein einziges sein.
    "Deshalb solltest du mir nun auch etwas entgegenkommen, in Bezug auf meine Forderungen! Und dabei verlange ich gar nicht, daß du mich wegen jeder Kleinigkeit erst um Erlaubnis fragen mußt. Nur wenn es um Dinge geht, denen mein Interesse gilt, möchte ich, daß du meine Meinung wohlwollend bei deiner Entscheidung berücksichtigst. Wäre das für dich annehmbar? Wenn nicht, dann solltest du jetzt besser gehen, denn dann haben meine Sklaven heute noch viel zu tun!"

  • Meine Kiefer mahlten aufeinander in dem Versuch, den Groll im Zaume zu halten, den Celerina mit offensichtlichem Genuss schürte. Mir gefiel es ganz und gar nicht, wie sie mit mir sprach, das war wohl wahr, und ich war innerhalb kürzester Zeit wieder an dem Punkt angelangt, an dem ich meine Hand zur Faust ballen musste, um sie nicht gegen meine Frau zu gebrauchen. Das war schon beängstigend, denn ich war niemand, der Gewalt mochte oder gern gebrauchte, und das war ich nie gewesen. Doch Celerinas Worte troffen regelrecht vor Hohn, und wenn es eines gab, das ich nicht leiden konnte, dann war es beißender Spott gegenüber mir oder den Meinen, und Siv zählte eindeutig dazu.


    Ich konzentrierte mich darauf, ruhig zu atmen. Das war das beste Mittel, um mich im Griff zu halten in dieser Situation, das wusste ich, und ich wandte es an. Ihre Formulierung war nicht eindeutig und ich verstand sie so, dass ich mich ihr zu beugen hatte bei Dingen, für die sie Interesse heuchelte, sofern sie es nicht tatsächlich hatte. So stand ich da und starrte sie an, gefangen zwischen Zugeständnis und Ablehnung, unschlüssig darob. Ich konnte selbstverständlich nun zusagen und den Schein wahren, bis sie endlich ihrer Aufgabe nachkam und mir einen Sohn gebar, nur ob ich dieses Schauspiel würde durchhalten können, stand auf einem anderen Papyrus. Es mochte sein, dass ich recht gute Erklärungen brauchte, um eine Entscheidung hinterher vor meiner Frau zu rechtfertigen. Da kam mir eine andere Idee. "Bring mir einen Sohn auf die Welt. Dann können wir darüber verhandeln, und nur dann", grollte ich. Es wäre mir viel lieber gewesen, diese Sache angenehm zu klären denn auf diese Weise. Ich verachtete Celerina dafür, dass sie uns beide in diese Richtung zwang.


    "Du zerstörst hier gerade den letzten Rest Achtung, den ich vor dir habe, Celerina. Ist es das wert? Du willst einen Handel mit mir eingehen, den ich nicht einmal nötig hätte? Was ist aus den Vorsätzen aus Puteoli geworden? Willst du wirklich, dass diese Ehe noch mehr ein Gerüst ist als alles andere, eine leere Hülle, in der nicht einmal ein Minimum an Respekt und Achtung herrschen?" Meine Miene war bitterernst, ich meinte jedes Wort von dem, was ich sagte, ernst. Ich machte eine Geste hin zu der tunica recta auf ihrem Bett, ohne jedoch den Blick von Celerina zu nehmen. Fragend hoben sich meine Brauen. "Soll das dort alles sein, was übrig bleibt? Das und ein Eintrag im Register? Überlege dir das gut, Celerina, das wird kein Spaß, wenn du es darauf anlegen willst. Ich habe vieles geduldet, dich in vielen Dingen unterstützt, mich gar auf den Kopf gestellt, um dir etwas Glück zu schenken. Willst du das für etwas Mitspracherecht in Dingen eintauschen, die ohnehin kaum von Belang für dich sind?" Auf ihre Drohung ging ich gar nicht weiter ein. Nach all den Monaten unserer Ehe war dies vielleicht nun der Punkt, an dem wir endlich den Rahmen derselben festlegten.

  • Mein gespieltes Lächeln wich einer erbosten Mine. Er tat alles, um mir auszuweichen. Letztlich brachte er wieder seinen vermaledeiten Erben aufs Tablett, den ich ihm gebären sollte. Jetzt platze mir aber bald der Kragen!
    "Falls du es noch nicht wußtest, um Kinder zu bekommen, bedarf es zwei! Wenn du ständig in Gedanken bei deiner Hure bist, wie soll ich dann schwanger werden? Kein Wunder, weshalb Iuno mir nicht gnädig ist!", schrie ich ihm jetzt ins Gesicht. Mittlerweile hielt es mich nicht mehr auf dem Stuhl, auf dem ich die ganze Zeit gesessen hatte. Und dann spielte er auch noch auf unsere Ferien an, die uns recht spontan vor einigen Monaten nach Putoelli gebracht hatten.
    "Du wagst es tatsächlich, mich an Puteolli zu erinnern? DU??!! Das ist ja…", mir fehlten die Worte, ich war außer mir vor Zorn, so daß sogar die Ader auf meiner Stirn angeschwollen war.
    "Du hast mir heute Nacht doch bestätigt, daß diese Ehe nichts weiter als eine leere Hülle ist! Und sie hatte auch niemals die Chance, etwas Inhalt zu erhalten. Ich war von Anfang an bereit, dir alles zu geben: Meine Liebe, meine Treue und meine Loyalität. Aber du hast alles davon verschmäht." Der Zorn wich meiner Verzweiflung, die sich bislang erfolgreich zurückgehalten hatte. Doch jetzt drang sie wieder in den Vordergrund.
    "Du hast mir doch schon in unserer ersten Nacht unmißverständlich zu verstehen gegeben, daß du meine Liebe nicht willst. Ich habe gekämpft um dich, Marcus. Weil ich es nicht glauben wollte. Warum hast du mir das nur angetan?" fragte ich schließlich schluchzend. Doch ich fing mich wieder.


    "Hättest du mit bereits in Puteolli von ihr erzählt, dann hätte ich dich dort schon verlassen," sagte ich, jetzt ganz ruhig und ohne Hohn.
    "Du hast mir niemals Glück geschenkt, nur unsägliches Leid!" Daraufhin wandte ich mich um, damit er nicht die Träne zu sehen bekam, die der Schwerkraft entsprechend, ihren Weg an miener Wange hinunter suchte.

  • "Dessen bin ich mir vollauf bewusst", erwiderte ich grantig und ließ dabei offen, worauf genau ich nun antwortete. Ich war mir darüber im Klaren, dass auch ich einen Teil dazu beizutragen hatte - aber tat ich das nicht? Ich war mir ebenso im Klaren darüber, dass Celerina ein Märchen hatte haben wollen - doch war ich weder geeignet dazu, noch wollte ich eine Rolle in einem Spiel einnehmen. Dennoch hatte ich das versucht, mich verstellt und verdreht, um ihr wenigstens ein wenig zu geben. Vergeblich, das stellte sich nun heraus. Nein - das hatte sich bereits herausgestellt, als sie mir von ihrer Sklavenaffäre gebeichtet hatte. Aber das sah Celerina nicht. Mir lag all dies als scharfe Erwiderung auf der Zunge, ich wollte sie anbrüllen und herunterputzen und hätte das wohl auch getan, wenn nicht in diesem Moment ihre Schulter gezittert und sie zu weinen begonnen hätte. So entwichen die Worte unausgesprochen in einem langen Atemzug, nachdem ich kurz die Luft angehalten hatte. Ihre Worte standen im Raum, standen zwischen uns wie eine massive Mauer, und ich selbst stand dort und wusste nicht, was ich anfangen sollte mit mir, mit ihr, mit alledem. Ich hasste es, wenn sie weinte, und obgleich ich ihr nun mehr denn je eiskalte Berechnung zutraute, so glaubte ich nicht, dass die Tränen in diesem Moment ein Bluff waren, und das rief Befangenheit in mir hervor. Celerina hatte sich inzwischen abgewandt. In mir kämpften Verachtung und Verärgerung miteinander darum, wer den Platz einnehmen durfte, doch wie so oft gewann ein Dritter, wenn sich zwei stritten: Nach einem Moment gab ich mir einen Ruck, ging zu ihr hin und zog ihr schräg gegenüber ein Stuhl hervor, um mich zu setzen. Ich schob einige Tücher beiseite und legte eine Hand auf die kühle Tischplatte, Celerina dabei ansehend, aber noch immer schweigend.


    "Es stand nie in meiner Absicht, dich unglücklich zu machen", sagte ich schließlich ruhig. "Ich habe mich bemüht. Offensichtlich war das jedoch nicht sonderlich von Erfolg gekrönt", fügte ich mit einer kleinen Portion Selbstironie hinzu, kurz schief lächelnd. Ich betrachtete den filigranen Löwen auf meinem Siegelring dabei. Schweigen, nur durchbrochen von ihren leisen Schluchzern. Ich sah Celerina wieder an. "Ich habe keine Lösung hierfür."

  • Ich war es leid zu streiten. Dieser Zwist nahm immer größere Dimensionen an und er brachte uns dazu, Dinge zu sagen, die uns hinterher leidtun würden, weil wir sie gesagt hatten. Allerdings kamen auch tief verborgene Dinge zum Vorschein, deren Bedeutung wir uns vorher gar nicht bewußt gewesen waren.
    Ich war ebenso ratlos, wie Marcus es war. Wir waren weit entfernt von einer Lösung, denn in den letzten Stunden hatten wir uns so weit voneinander entfernt, so daß ein erneutes Aufeinander zugehen unmöglich schien. Dabei wäre es doch so einfach gewesen! Eine kleine Geste nur, die den guten Willen demonstrierte, daß man doch noch nicht miteinander fertig war. Ein kleines Wort nur, welches Kraft gegeben hätte, zur Vergebung und zur Einsicht. Doch nichts von alledem geschah. Nur bleiernes schweigen herrschte zwischen uns.
    Schniefend wischte ich mir die Tränen aus dem Gesicht. Daß ich ausgerechnet jetzt hatte heulen müssen! Doch so abgebrüht war ich einfach nicht, daß ich meine Gefühle außen vor lassen konnte.
    "Gib mir eine Perspektive! Einen Grund, um hierzubleiben und dann bleibe ich. Aber falls du mir nichts anbieten kannst, dann muß ich von hier fort!", sagte ich dann nach einer Weile.

  • Eine Perspektive. Hatte ich das nicht versucht? War ich nicht schon mehr als einmal daran gescheitert? Und trug nicht sie selbst zumindest einen Teil dieser Schuld? Ich sah Celerina ein wenig missmutig an. Ein Kind mochte alles richten. Vielleicht wäre ein Kind der Schlüssel zu diesem Desaster. So recht überzeugen mochte ich mich nicht einmal selbst davon, denn wenn wir nicht mehr unseretwegen stritten, so würden wohl ob der Erziehung Diskussionen entstehen, die kaum minder heftig sein würden - nicht bei ihrem Temperament. Und auch nicht bei dem meinen. Ich sah ihr Gesicht an, sah, wie sie die Tränen fortwischte und danach meinen Blick erwiderte. Die Zeit verstrich, und fast glaubte ich, sie wollte mich in Grund und Boden starren, da sie nicht fortfuhr und ich mich schlussendlich gezwungen sah, selbst das Wort zu ergreifen.


    "Einen Grund zu bleiben", wiederholte ich zunächst nachdenklich und tippte mit den Fingerkuppen leise rhythmisch auf den Tisch. "Ich bin ratlos, Celerina. Ich habe versucht, einen Mittelweg zu gehen, doch erfolgreich war das nicht. Es scheint nichts zu geben, das ich dir bieten kann - nichts, das du wollen würdest." Aufrichtig sah ich meine Frau an. Ihren Parther könnte ich zurückholen lassen, doch würde ich das erst tun, wenn gewisse andere Dinge klar waren. Das hatte ich ihr bereits gesagt. "Ich kann dir ein standesgemäßes Leben bieten, Ansehen und Respekt. All das hast du bereits. Wenn du willst, übertrage ich dir neben der Haushaltsführung noch die Aufsicht über Verwaltungsaufgaben und Finanzen." Es war ein Stochern im Dunkeln. Den Haushalt führte sie bereits - wenn sie mehr wollte, hätte sie es jederzeit kund tun können. Ich zuckte mit einer Schulter und deutete ein Kopfschütteln an. "Du musst mir sagen, was du willst, Celerina, und wir finden eine Lösung, die uns beiden angenehm ist." Einen Kompromiss. Eine Grundlage. Ich glaubte nicht mehr daran, dass uns jemals etwas verbinden würde wie andere Paare, dafür war zu viel geschehen zwischen uns. Und das, was sie eigentlich wollte und offenbar auch immer gewollt hatte, sah ich mich außerstande, ihr zu geben. Zumindest nicht in demselben Umfang.

  • Der bittere Nachgeschmack seiner Worte drehten mir dem Magen um. Dieser Mittelweg, den er gegangen war, bedeutete, daß er für mich rein gar nichts empfand, daß es eine ehemalige Sklavin war, der sein Herz gehörte und daß er mir nun auch noch eröffnet hatte, sie und ihr gemeinsames Kind hier einziehen zu lassen. Zweifellos war dies eine äußert subjektive Sichtweise der Dinge. Doch ich besaß nicht mehr die Kraft, noch war ich gewillt dazu, etwas darauf zu entgegnen.
    "Nein," meinte ich nun gänzlich resigniert. "Alles das will ich doch gar nicht. Dein Herz ist so kalt, Marcus und du bist so blind, sonst wüsstest du, was du mir geben könntest. Mehr habe ich nie gewollt." Niedergeschlagen wandte ich meinen Blick von ihm ab. Die halbgepackten Truhen fielen mir ins Auge und die Kleider, die dazu verdammt worden waren, weggeworfen zu werden. Die tunica recta, die achtlos auf dem Bett lag. Sie war nur für einen Tag gemacht worden. Sie diente lediglich nur einer Sache, danach war sie nicht mehr von Nutzen. Allenfalls barg sie Erinnerungen an einen schönen Tag. Ähnlich war es mit mir. Ich diente auch nur einer Aufgabe. Wenn ich sie erbracht hatte, dann war auch ich nutzlos geworden.
    "Wenn ich bleiben soll, dann versprich mir, daß du sie nicht anrühren wirst, bis unser Kind geboren wurde. Mehr verlange ich nicht." Danach konnte er tun und lassen was er wollte… und ich hätte meinen Part erfüllt. Dann stand mir die Welt wieder offen. Dann war ich wieder frei!

  • Meine Mundwinkel zuckten kurz ob ihrer Worte. War ich wirklich kalt? War ich abweisend zu ihr gewesen? Celerina wandte den Blick ab, ich sah sie weiterhin an und versuchte zu ergründen, warum sie mich nicht verstand. Ich fand sie ansehnlich, durchaus. Daran lag es nicht. Ich konnte es nicht benennen. Vielleicht hatte Siv mit ihrer störrischen Art mich bezwungen, ohne es zu wollen und ohne dass ich es bemerkt hatte. Celerina hingegen besaß ebenfalls Stolz, wenngleich auch anderer Art.


    Erneut breitete sich ein drückendes Schweigen aus, bis Celerina mich wieder ansah und ihre zuvor gestellte Forderung änderte. Im ersten Moment wollte ich widersprechen, sie auf die Lächerlichkeit hinweisen. Doch ich überlegte zunächst. Im Grunde war diese Forderung nur rechtens, immerhin verlangte ich dasselbe von ihr, wenn auch aus anderen Gründen. Allein deshalb war ich gewillt, ihr nachzugeben. Als nächstes dachte ich darüber nach, wie sie das gesagt hatte. Es klang so, als gab sie damit auf. Ich presste die Lippen kurz aufeinander und betrachtete sie weiterhin nachdenklich. Vielleicht sah es für sie so aus, als würde ich über ihre Forderung nachdenken, doch ich dachte über den Teil der Schuld nach, der auf meinen Schultern lastete. Schlussendlich überlegte ich, ob sie es ertrug, wenn ich nach ihrer Hand griff. Obgleich unser Verhältnis alles andere als leicht zu bezeichnen war, kam es mir dennoch richtig vor, also tat ich es. Der Stoff meiner tunica raschelte leise, als ich mich vorlehnte und meine Hand nach ihrer ausstreckte, um sie zu nehmen. "Ich verspreche es", sagte ich und machte mir keine Gedanken darum, wie leicht oder schwer das werden würde. Keine Miene regte sich, während ich ihr das versprach. Dafür wand sich in mir etwas Anderes, wollte hinaus, obgleich ich nicht wusste, ob es klug war, das anzusprechen - in jenem Moment und überhaupt. "Er war nicht geplant. Mein...der Junge." Und das stimmte sogar, denn Siv war ebenso überrascht gewesen darüber wie ich. Ich benetzte mit der Zungenspitze meine Lippen und beschloss, dass es doch besser war, das Thema fallen zu lassen. Immerhin hatte Siv damit das, was Celerina nicht hatte. "Lass uns noch einmal Iuno opfern. Gemeinsam. Ein großes Opfer", schlug ich vor und dachte dabei an eine Kuh, die schönste und stattlichste, die sich in der regio finden ließ. Wenn erst das Kind einmal da war, wäre alles einfacher.

  • Daß es bis dahin zweifellos ein langer, steiniger Weg werden würde, war mir vielleicht in diesem Moment noch gar nicht bewußt. Denn um ein Kind zu zeugen, bedurfte es mehr als nur Worte. Und im Augenblick hatte ich kein Bedürfnis, ihn so nah an mich herankommen zu lassen. Alleine schon, daß er meine Hand genommen hatte und sie nun hielt, war bereits grenzwertig. Sie lag nun in seiner und mir kam es vor, als gehörte sie gar nicht zu meinem Körper
    Außerdem hegte ich starke Zweifel daran, daß er es tatsächlich so lange aushielt, dieses germanische Weib nicht anzurühren. Womöglich hatte sie ihn damals schon mit ihren Reizen verhext. Was also, wenn er sein Versprechen brach? Wenn ich erst einmal durch die Schwangerschaft für ihn unansehnlich geworden war und ihm auch nicht mehr das bieten konnte, wonach ihm gerade war, dann war es für die Germanin ein Leichtes, ihn mir endgültig wegzunehmen. Im Grunde aber war ich müde, mir darüber jetzt noch den Kopf zu zerbrechen.
    "Gut! Ich nehme dich beim Wort," antwortete ich mit belegter Stimme. Eigentlich hätte dies schon genügt, doch dann überfiel ihn ein seltsames Mitteilungsbedürfnis bezüglich des Bastards, den er mit dieser Sklavin gezeugt hatte. Es mutete fast schon an, als wolle er sich dafür entschuldigen. Oder doch nicht? Vermied er es nicht im letzten Moment, mein Junge zu sagen? Würde er es wagen, diesen Bastard als seinen Sohn anzuerkennen, dann…
    "Bitte!", mahnte ich ihn. Alles sträubte sich in mir, noch mehr von dem Kind und dessen Mutter hören zu müssen. Es war schlimm genug, den Jungen aufwachsen sehen zu müssen.
    Für mich zählte von Stund an nur noch eins: Schwanger zu werden und neun Monate später einen gesunden Sohn zu Welt zu bringen. Damit das geschah, mußte zuerst etwas geschehen, damit Iuno uns ihre Gunst schenkte. Drum war ich mit seinem Vorschlag einverstanden.
    "Gut, je eher desto besser!", antwortete ich emotionslos. Von mir aus hätte die Opferung sofort stattfinden können. Doch freilich bedurfte es einiger Vorbereitungen.

  • Ich schwieg. Es gab nichts mehr zu sagen. Celerinas Hand ließ ich kurz darauf los. Was das weitere Vorgehen bezüglich anbelangte, war ich wohl ebenso planlos wie sie selbst. Ich wollte niemandem den Aufenthalt in einem bestimmten Bereich des Hauses verbieten, noch den Umgang oder sonstige Dinge. Das mochte eine komische Situation werden, kurios und schwierig für alle Beteiligten, und dies war der erste Moment seit meinem Entschluss, dass ich an dessen Durchführbarkeit zweifelte. Ich mutete Celerina einiges zu. Ich wusste das. Und ich nahm mir vor, meine Bemühungen zu verdoppeln, ihr Leben angenehm zu machen.


    "Ich werde alles arrangieren", sagte ich eine Weile später und schürzte daraufhin kurz die Lippen. Ein taktisches Vorgehen war nicht immer leicht. "Und ich möchte mich entschuldigen für meine Worte vorhin. Es liegt mir fern, dich auf deine Rolle als Mutter zu reduzieren. Das habe ich vorhin getan, und das tut mir leid." Im Grunde genommen fielen mir augenblicklich einhundert Dinge ein, aus denen Celerina diese Worte im Garten verdient hatte, doch die eben gefasste Absicht brachte mich dazu, diese Gedanken zu ignorieren und zu handeln wie ein Ehemann, indem ich mich für die harschen Worte entschuldigte, gleich ob sie zuvor ebenso giftig gewesen war oder nicht. Vielleicht sollte ich sie demnächst ausführen, nur sie und ich, in ein Theaterstück wie damals, als wir noch nicht einmal verlobt gewesen waren. Die ludi zu Ehren des Apoll boten hier vielleicht eine Möglichkeit, überlegte ich, doch da ahnte ich noch nicht, dass ich verhindert sein und Celerina das Stück mit einer Verwandten besuchen würde.

  • Ich nickte nur und sah ihn dann wieder an.
    "Gut!", Das war alles, mehr gab es nicht mehr zu sagen. Wir hatten uns alles mitgeteilt, was notwendig und auch was unnötig gewesen war. Dann wich ich wieder seinem Blick aus und wollte mich ihm abwenden, da ich nun glaubte, er würde nun gehen wollen, denn auch ihm durfte es wohl nicht entgangen sein, daß dies nun alles war.
    Jedoch ging er nicht. Seine Entschuldigung kam für mich sehr überraschend, so daß ich ihn voller Verwunderung daraufhin ansah. Mir war in diesem Augenblick nicht klar, ob diese Entschuldigung aufrichtig gewesen war oder ob sie nur als Mittel zum Zweck diente. Erst wollte ich noch etwas erwidern. Die Worte lagen mir bereits auf der Zunge. Doch dann beließ es dabei. Wieder nickte ich nur, aber diesmal sagte ich nichts mehr dazu.


    "Wenn du gehst, dann schick mir bitte die Sklaven wieder herein!", meinte ich dann nach einer Weile. Sie mußten nun alles wieder auspacken und verräumen. Auch die Kleider, die eigentlich zum wegwerfen bestimmt gewesen waren.

  • Die Überraschung auf Celerinas Gesicht war deutlich als solche zu erkennen. Ich kniff kurz prüfend die Augen zusammen, als sie nur nickte und mich dann hinauskomplimentierte. Flüchtig überlegte ich, mich zu widersetzen, doch was sollte ich andererseits noch hier? Es war alles gesagt, was hatte gesagt werden müssen. Vorerst. Ein wenig zweifelte ich ob des guten Ausgangs des bevorstehenden Opfers, denn die Göttin musste sehen, was hier im Argen lag, und ob sie dies ignorierte oder nicht, vermochte ich nicht einzuschätzen.


    Wir saßen uns noch einen Moment gegenüber, schweigsam, dann erhob ich mich, unschlüssig, ob ich noch etwas sagen sollte oder nicht. Ich entschloss mich für etwas Unverfängliches. "Wir sehen uns dann später." Damit verließ ich sie und schickte die herumlungernden Sklavinnen wieder zurück hinein. Doch zuvor teilte ich Charis mit, dass ich sie zu sehen wünschte, sobald meine Frau sie von ihren heutigen Aufgaben entbunden hatte.

  • Nachdem wir uns zu Beginn lauthals gestritten hatten, herrschte nun das gegenseitige anschweigen vor und, was mich betraf, die Einsilbigkeit.
    "Ja," antwortete ich nur. Zweifelsohne würden wir uns später sehen, es sei denn, ich würde mich wieder in meinem cubiculum einbunkern, so wie ich es vor einigen Wochen getan hatte. Aber da auch das zwecklos war, würde das Leben so weitergehen, wie bisher. Zäh und lustlos.
    Kurz nachdem er gegangen war, traten sie Sklavinnen wieder ein und mit ihnen an vorderster Stelle Charis, die etwas beunruhigt dreinschaute. Weshalb sie das tat, war mir im Moment einerlei. Daß es etwas mit meinem Mann zu tun hatte, hätte ich nicht ahnen können.
    "Ihr könnt wieder alles auspacken. Wir bleiben hier, fürs Erste!", sagte ich ihnen, ohne dabei durchscheinen zu lassen, welche Gefühle ich dabei hatte. Bei den Sklavinnen trat sofort eine gelöstere Stimmung auf. Sogleich machten sie sich an die Truhen und verräumten alles wieder an seinen alten Platz. Es war bereits Abend, Zeit für die cena, als auch Charis ging, nachdem ich sie entlassen hatte.



    ~finis~

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