"Das geht mit, das auch, das nicht, aber das…" Auf einem Stuhl sitzend, gab ich Charis monotone Anweisungen, welche Kleidungsstücke sie einzupacken hatte und welche zurückbleiben konnten. Schon einige Stunden ging das so, seitdem sie von ihrem freien Nachmittag zurückgekehrt war.
Mit einem gewissen Unbehagen, welches sie versuchte, vor mir zu verbergen, hatte sie meinen Entschluß auszuziehen, aufgenommen. Doch sie fügte sich, so wie sie es immer tat, wenn sie mit Neuerungen konfrontiert wurde. Sie versuchte erst gar nicht, mich davon abzubringen, da sie wußte, daß sie so meinen Zorn herausforderte.
Still war sie an ihre Arbeit gegangen, hatte es nicht einmal gewagt, zu fragen, wohin es von hieraus ging. Hätte Charis mir diese Frage gestellt, ich hätte sie selbst nicht zu beantworten gewußt. Natürlich hätte ich zur Villa Flavia gekonnt, doch dies wäre für mich keine Option gewesen. Mein Ziel mußte außerhalb von Rom liegen. Wenn ich vor diesem Leben floh, dann durfte es nicht halbherzig geschehen.
"Was soll damit geschehen, Herrin?", fragte Charis zögerlich und hielt mir dabei meine tunica recta entgegen. Dies war mein Hochzeitsgewand, was ich an meinem vermeintlich schönsten Tag im Leben getragen hatte. Konsterniert sah ich zu meiner Sklavin und damit auch zu jenem verhängnisvollen Stück Stoff, den ich einst mit so viel Mühe selbst gewebt hatte.
"Das bleibt da," antwortete ich voreilig und wollte mich schnell mit etwas anderem beschäftigen. Vielleicht lag es an Charis´ Zögern, die tunica beiseite zu legen, daß sie mir erneut ins Auge fiel. "Nein, wirf es weg!", entschied ich. Aber die Sklavin zögerte immer noch.
"Meinst du wirklich, Herrin?" Die Sklavin war mutig, so etwas zu fragen! Ich spürte, wie wieder die Wut in mir aufstieg.
"Sehe ich etwa aus, als ob ich scherze?" Charis schluckte und warf die tunica recta zu Boden, dahin wo alle ausgemusterten Kleidungsstücke gelandet waren, die weggeworfen werden sollten.