• Nicht einmal, sondern mehrmals hatte die Ältere die Augen verdreht und ihre Nichte weiter gezogen. Die an jeder Kunst stehen blieb und zufrieden den Kopf nickte. Calena wollte es sich nicht ausmalen was in den Kopf von Nina vorging. Bestimmt richtete sie sich bereits häuslich ein, zum Glück konnte sie dieses Unglück noch etwas aufschieben.


    Etwas nervös Strich sie sich das lange Haar hinters Ohr und wurde so gleich von ihrer Nichte mit bösen blicken bestraft. Oh ja, richtig. Sie durfte die Frisur nicht durch einander bringen mit ihrer Angewohnheit. Sie näherten sich, geführt von dem dunkelhäutigen Sklaven, der Bibliothek und Calena freute sich über den bevorstehenden neuen Kontakt zur Familie. In dem großartigen Rom konnte man sich allein verlieren, so gigantisch war es.
    Daher zierte ein aufrechtes Lächeln ihre Lippen und ihr Gesicht, als sie den Römer erblickte. „Salve.“, nahm sie als erste das Wort in die Hand, „Entschuldige bitte wenn wir so außerordentlich unangekündigt in dein Haus einfallen. Aber wenn wir noch länger mit dem Besuch gewartet hätten, wäre meine Nichte wohl noch die Hauswände empor geklettert.“ Wieso sie dieses von Flaminina behauptete? Nun, weil Calena es in ihrem Alter und sogar noch um einige Jahre jünger es selbst so gemacht hätte.

  • Als die beiden Frauen eintraten und den Decimer begrüßten, breitete dieser als symbolische Willkommensgeste seine Arme aus um lächelte. Er kannte die beiden Frauen, bei denen es sich wohl, konnte er den Angaben seines Sklaven glauben, um seine Nichte und Großnichte 2. Grades handelte, zwar nicht persönlich, doch erkannte er meist einen Decimer auf 100 Meilen.


    "Aber nicht doch! Besuch ist uns in diesem Hause immer Willkommen. Vor allem wenn es sich um Familienmitglieder handelt. Der Sklave sagte mir, dass ihr die Tochter und die Enkeltochter meines Cousins Publius Flaccus seid? Bitte kommt nur weiter und nehmt Platz. Ich bin wirklich ganz überrascht. Was führt euch nach Rom und warum länger gewartet? Seid ihr schon länger hier?"


    Er deutete auf die weiteren Liegen, die neben seiner Eigenen, zentral im Raum standen und den Hausbewohnern eigentlich dazu dienten, eine angenehme und entspannte Leseposition einzunehmen.

  • Calena kannte sie einfach schon zu gut. Es schien fast so, als konnte sie jeden ihrer Gedanken lesen. Nur häuslich einrichten, das tat sie noch nicht. So unhöflich war sie auch wieder nicht. Aber es war ihr definitiv vom Gesicht abzulesen, dass sie es hier ganz gut aushalten würde. Aber da ging es wohl Calena kaum anders? Also dauerte der Gang in die Bibliothek ein klein wenig länger als für gewöhnlich und kaum gingen die Finger Calenas zu ihren Haaren, kam der Böse Blick - und ein gezischtes "Nicht!". Lange hatten sie gemeinsam an ihrer Frisur gesessen. Da konnte es doch nicht angehen dass sie jetzt, kurz vor dem Ziel, ihre Frisur durcheinander brachte! Und das nur wegen ein wenig Aufregung! Nein, wirklich nicht. Sie folgte ansonsten wieder stumm, Calena und dem Sklaven, bis man dann gemeinsam zur Bibliothek kam. Und einmal mehr kam sie wirklich nicht aus dem Staunen heraus. Das Anwesen sah ja schon sehr eindrucksvoll aus von außen. Aber im Vergleich zu dem, was man innen sah, verblasste das noch einmal. Sie war zwar kein großer Fan von Büchern. Aber ein umso größerer von Ästhetik. Jetzt aber stellte sie sich wieder aufrecht hin, an die Seite Calenas.


    "Salve." grüßte auch sie, wandte den Kopf zu Calena. Was plauderte die denn schon wieder alles über sie aus? Natürlich stimmte es! Es war kein Tag vergangen an dem sie nicht ihre Familie und ihr tolles Anwesen in den Mund genommen hatte. Seit sie es auf eigene Faust ausgeforscht hatte, weil es einfach zu lange gedauert hatte. Wie konnte es sein, dass man bei der Familie ihres Onkels vorstellig wurden aber nicht bei ihrer eigenen? Nein, das konnte in ihren Augen einfach nicht sein. Und jetzt waren sie endlich hier. Aber das Reden, das überließ sie dann doch lieber Calena. Dass es ihr allerdings ähnlich ergangen wäre, ahnte die Jüngere nicht. Das hatte Calena nur allzu gut verheimlicht. War wohl auch besser, es reichte schon wenn sie auf der Nase ihres Onkels herum tanzen konnte, da musste es nicht auch noch die Tante sein. Wobei sich diese Frage ohnehin niemals gestellt hätte. Im Gegensatz zu Verus wusste sie nämlich mit Flaminina umzugehen und ihre Worte trafen dort, wo es weh tat wenn es sein musste.


    Sie sah hinüber zu den Liegen, ging schon einmal einen Schritt und wartete bis Calena sich endlich in Bewegung setzte, nahm dann schließlich wie angeboten Platz. Sie nickte nur auf die Fragen, sie überließ das Reden immer noch Calena. Stattdessen nahm sie eine angenehme Position ein und fühlte sich quasi sofort wohl. Aaah, allein schon dieser Platz war besser als die Insula, in der sie gewohnt hatten! Und dann war da natürlich noch die Freude über ein Familienmitglied. Ihre Gedanken kreisten. Und nur schwierig ließen sich diese in ihrem Kopf halten der wie ein Kessel drohte überzugehen und den gesamten Raum mit ihrem Charakter einzunehmen. Sie hatte viele Fragen. Sie hatte eine gewisse Bitte. Und sie hatte gerade noch soviel Vernunft und Geduld dieses Gespräch in die Hände Calenas zu legen Hoffentlich, ja hoffentlich nur, begann das Feuer wieder etwas mehr in ihr zu lodern! Da war ihr das Zischen auf dem Wagen lieber gewesen als diese stille, fast schon schüchtern zurück gezogene Calena. Ja, bei diesem Besuch ging es ihr um viel mehr als das Offensichtliche.

  • So offenherzig empfangen zu werden, zauberten der älteren Decima Frau ein Lächeln auf die Lippen. Wie merkwürdig es war… Doch halt stopp. Calena wollte nun nicht über vergleiche und unterschiede zwischen ihrer Familie und derer von Verus nachdenken. Das wäre ihrem Gastgeber gegenüber nicht respektvoll. Daher verschob sie alles was mit diesem unbeholfenen Mann zu tun hatte, in eine dunkle Ecke um ihn später irgendwann wieder hervor zu holen. „Schuldig im Sinne der Verwandtschaft.“, scherzte Calena beim näher kommen und schaute noch einmal nach ihrer Nichte, die bereits schon eine Liege für sich auserwählt hatte. So nahm sie sich eine andere die der ihres Verwandten Onkels nahe stand. „Leider führten uns eine unangenehme, politische Wandlung in unserem Zuhause bei Thracia nach Rom. Ich hätte mir einen Besuch wirklich unter besseren Umständen gewünscht, aber das Schicksal richtet sich selten nach den Dinge die man sich wünscht.“, beantwortete sie den ersten Teil von Livianus seiner Fragen. Es waren kurze, vielleicht auch belang lose Fragen. Aber in ihrem Fall beherbergten sie eine gewaltige Geschichte die man wohl aus Höflichkeit nicht dahinter erwartete. Daher nahm sie es dem Onkel auch nicht übel das er so belanglos fragte – woher hätte er es ahnen sollen. „Wir hatten unsere Augen und unsere Bemühungen auf Wunsch meines… Mannes erst mal auf seine Familie gerichtet. Es ist so viel geschehen seit unserer Ankunft in Rom, das uns schlicht weg die Zeit einfach fehlte und auch ein bisschen von Kenntnis der Stadt. Wir mussten erst einmal herausfinden wo wir unsere Familie in Rom finden konnten und wie wir dann auch noch an einem Stück hier ankämen.“

  • "Ich verstehe."


    Livianus verstand zwar nicht ganz, aber solche diplomatischen Höflichkeitsfloskeln gehörten einfach zum Grundrepertoire eines Politikers. Nachdem auch er sich gesetzt hatte, packte ihn aber doch die Neugierde und er beschloss nachzufragen. Denn auch wenn er hin und wieder nur mit kurzen Floskeln antwortete, war er dennoch ein hervorragender Zuhörer, der sich die nebensächlichsten Details merken konnte. Ein großer Vorteil, wie sich schon oft unter Beweis gestellt hatte. Und hier gab es eine ganze Menge nachzuholen, schließlich hatte er bisher zu diesem Teil der Familie so gut wie keinen Kontakt. Außerdem verwunderten ihn die Aussagen der jungen Frau ein wenig.


    "Ihr seid also schon länger in Rom? Und du erwähntest deinen Mann. Seine Familie lebt ebenfalls hier in Rom? Warum ist er nicht mitgekommen? Ich hätte ihn gerne kennengelernt."

  • Ja, so offenherzig empfangen zu werden war genau das, was auch der jüngeren Decima-Dame gefiel und ein Lächeln zauberte. Im Gegensatz zu Calena allerdings, die ein ganz schönes Bündel mit sich herum trug, war sie noch völlig ungebunden und auch unbelastet. Während das typische Feuer der Decimer in Flaminina noch regelrecht loderte war es in Calena zu einer kleinen Flamme zusammen geschrumpft. Deswegen auch der Unterschied der sich hier abzeichnete. Während Calena sich mit Gesprächen aufhielt machte es sich Flaminina schon einmal in einem der angebotenen Sitz- und Liegemöglichkeiten bequem und beobachtete dieses. Aber sie wäre nicht sie selbst, würde sie dabei ihren kleinen vorlauten Mund halten. So lange Calena sprach, war ja noch alles in Ordnung - auch wenn sie die Dinge ganz schön herunter spielte. Als aber schließlich ihr Großonkel 2. Grades (Sim-Off: Ich hoffe ich habe das richtig hingekriegt!) darauf antwortete, sah sie sich aber geradezu dazu verpflichtet, den Karren aus dem Dreck zu ziehen. Denn in ihren Augen redete sich ihre Tante nämlich gerade um Hals und Kragen. Das bemerkte sie nicht zuletzt an den wenigen und auch sehr diplomatischen Worten die er vorbrachte. Es gab viel nachzuholen, ja. Aber Calena schien das alleine nicht zu schaffen. Aber wer wäre sie schon, wenn sie ihrer selbst designierten "großen Schwester" nicht aus der Patsche helfen würde? Sie war durchaus Hilfsbereit. Man musste sich ihr bloß zuerst einmal beweisen, was oftmals bedeutete an einer Mauer aus Sturheit vorbei zu müssen.


    "Ja, wir sind schon länger in Rom aber es war uns bisher einfach nicht möglich hierher zu kommen, weil ständig etwas dazwischen gekommen ist. Dafür möchten wir uns beide aufrichtig entschuldigen." meinte sie und ihr Blick ging kurz zu Calena, dann winkte sie ab. "Ach, er ist nicht mehr weiter von Belang. Wir sind hier doch unter Familie. Sollten wir uns nicht zuerst über uns selbst austauschen?" meinte sie und hatte sich mittlerweile aufgesetzt. Ja, es gab Vieles aufzuholen. Aber das schloss diesen Versager von Mann nicht ein, der ihre Tante so sehr verkümmern hatte lassen.

  • Als nun plötzlich die jüngere der beiden Frauen sprach, die sich bisher eher zurück gehalten hatte, sah der Decimer etwas überrascht in ihre Richtung, war seine Frage doch an Calena gerichtet gewesen. Die Antwort der jungen Frau klang ein wenig kryptisch, doch Livianus konnte gut genug zwischen den Wörtern heraushören und sich mittlerweile zusammenreimen, dass es wohl eine Trennung oder der gleichen mit diesem Mann gegeben hatte. Natürlich warf dies weitere Fragen auf und konnte eventuell sogar Probleme mit sich bringen, da er weder wusste, wer dieser Mann war, noch in welcher Form die Ehe geschlossen worden war. Im schlimmsten Fall konnte es durchaus sein, dass dieser Mann in Bälde vor der Türe stand und seine Frau zurückforderte, sofern sie noch unter seiner Patria Potestas stand. Angst machte ihm das freilich nicht, doch es breiteten sich durchaus einige Sorgenfalten auf seiner Stirn aus. Dennoch beschloss er dieses Thema vorerst auf sich beruhen zu lassen und der doch recht deutlichen Aufforderung der jungen Frau, sich vorerst auf die Anwesenden zu konzentrieren, nachzukommen. Er rang sich daher ein Lächeln ab und sah abwechselnd zwischen den beiden Frauen hin und her.


    "Ihr müsst euch nicht entschuldigen. Wirklich nicht. Familienmitglieder sind hier in unserer Casa jederzeit herzlich Willkommen und ich freue mich über jeden Besuch."


    Das die beiden vermutlich nicht nur kommen waren um der Familie einen Besuch abzustatten, sondern um Obdach zu suchen, war ihm durchaus bewusst, doch er hielt sich vorerst mit angeboten zurück, um niemanden in Verlegenheit zu bringen oder gar in ein Fettnäpfchen zu treten, falls seine Annahme falsch war.


    "Darf ich euch irgendetwas bringen lassen? Eine Erfrischung vielleicht?"

  • Flaminina bescherte sich mit den unschönen Worten gegen Verus einen bitterbösen Blick von Calena. Was fiel ihr ein? Doch sie hatten zur Genüge zuhause über dieses Thema gestritten, um es nicht hier tun zu müssen. Besorgt huschte ihr Blick bemüht nicht ins starren zu verfallen zu Livianus hinüber. Ihr gefiel die Stirnfalte nicht die sich bei ihm bildete. Der Plan alles behutsam anzugehen, bekam dadurch einen kräftigen knacks. Mit Nina im Gefolge musste man ja damit rechnen dass die Kleine ihre freche Zunge nicht immer unter Kontrolle hatte – wobei man ihr das jetzige Verhalten schon hoch anrechnen musste. „Gern etwas Wasser, wenn es keine Umstände macht.“, nahm sie dankend das Angebot an. Wobei das Thema Verus eher nach einen guten Tropfen Wein verlangen würde. Nach dem das geklärt war über legte Calena ob die das Gespräch wieder zurück auf eine von Livianus vorigen Fragen lenken sollte und sie entschied sich dafür. Schließlich hatte er gefragt und eine Frage sollte nicht gänzlich unbeachtet bleiben.


    „Nun, die Frage warum der Mann der sich mein Ehemann nennen durfte, nicht in unserer Gesellschaft befindet ist schnell erzählt. Ich mag sie dir erzählen, wenn du dir unerfreuliche Geschichten anhören magst die das persönliche Leid von Verwandten betreffen.“, erkundigte sie sich höflich überhaupt mit ihren Problemen beginnen zu dürfen. Denn anders als Verus platzte sie nicht einfach damit ins Haus und überrumpelte ihre Familie mit nackten Fakten. Der Stolz der Ibererin ließ ein solches Vorgehen nicht zu und verlangte das ihre Würde bis zum letzten gewahrt blieb, so weit es möglich war.

  • Obwohl es bei der jüngere Decima so geklungen hatte, als wäre sie wenig daran interessiert gewesen diese Geschichte hier aufzuwärmen, klang es von Seiten der Älteren nun wieder so, als wäre sie durchaus bereit darüber zu reden. Da es anscheinend hauptsächlich sie persönlich betraf und auch Livianus ein besseres Gefühl bei dieser ganzen Angelegenheit hatte, wenn er sich zu den Eingeweihten zählen durfte und damit auch auf etwaige Folgen dieses Überraschungsbesuches vorbereitet sein konnte, nickte er.


    "Bitte fahre fort. Erfreuliche Geschichten sind natürlich immer angenehmer zu erzählen, aber wenn ich dir bei deinen Problemen irgendwie zu helfen vermag, so werde ich das natürlich tun. Dies geht allerdings nur, wenn du mich in dein Vertrauen ziehst."

  • Ja, irgendwann war es eben vorbei mit ihrer Zurückhaltung. Die Frage war gewiss an Calena gerichtet gewesen doch das hieß nicht, dass sie darauf nicht antworten würde. Vor allem, weil sie sich eher schützend vor Calena stellen wollte. Außerdem wusste sie nur zu genau, dass sie in dieser Hinsicht noch etwas wankelmütig war. Die Worte ergaben dann allerdings auch keinen so großen Sinn, sodass man erst recht noch einmal fragen musste. Aber den Sinn der Sache brachte es dann doch noch zustande, denn der Decimer kam auf die richtigen Ideen. Ob Verus bald vor der Türe stehen würde? Oh, das sollte er nur einmal versuchen! Er hatte die Scheidung beantragt und Calena hatte dem zugestimmt. Ganz gleich dass seine Intention nicht gewesen war es zu beenden, es hatte dem ganzen Spektakel nur noch ein Sahnehäubchen aufgesetzt - zumindest in der Welt von Flaminina, die etwas zuviel Glitzer und Farbe hatte. Sie sah die Stirnfalten ihres Verwandten und kurz darauf auch schon Calenas bösen Blick. Aber davon ließ sie sich nicht einschüchtern.


    "Sehr gerne. Ich würde mich sehr über etwas Wasser freuen, danke vielmals." versuchte sie sich wieder in ihrem höflichsten Ton. Auf jeden Fall aber brach sie das Thema ab, es war genug gesagt worden. Jetzt hielt sie sich wieder im Hintergrund und lehnte sich nach hinten, während Calena offenbar dazu ansetzte ihre Lebens... Leidensgeschichte auszubreiten. Das fand sie gut, denn sie konnte nur so viel für ihre Tante tun. Mit jemand anderem darüber zu reden, erst recht aus der Familie, konnte wahre Wunder bewirken. Mochte sie noch so frech sein, es schlug ein gutes Herz in ihrer Brust. Und ihr Gastgeber sammelte schnell Pluspunkte bei ihr. Es war genau das, was sie sich vom Treffen hier erhofft hatte. Jemanden zu finden, der sie aufnahm, nicht nur häuslich gesehen. Und so würde man auf ihrem bildhübschen Gesicht durchaus eine gewisse Zufriedenheit erkennen, wenn man sich ihr noch einmal zu wandte. Sie musste nicht immer im Vordergrund stehen. Ab und zu reichte völlig aus.

  • „Meine und Flamininas Ansichten über dieses Thema sind geteilter Meinung.“, erklärte Calena die Unstimmigkeit die zwischen den beiden Frauen herrschte. Ja, sie konnten sich wie Schwestern über dieses Thema stundenlang streiten und zu keiner Einsicht kommen. „Auch wenn es eine unerfreuliche Erzählung ist, so sollte unsere Familie informiert sein, um nicht unangenehme Überraschungen zu erleben.“ Dabei lächelte sie ihrer Nichte kurz zu, das würde Nina verstehen das sie nicht einfach aus Spaß am Tratsch diese Sache offen legen wollte.


    „Mein lieber Großonkel, du musst erfahren das ich bis vorkurzem noch verheiratet war – mit jemanden aus einem Zweig der Familie Tiberia. Sein Name, Aulus Tiberius Verus. Wir lebten wie du sicherlich weißt, in der Provinz Thracia. Die gewaltigen Unruhen in Rom blieben aber auch bei uns nicht aus und so wurden wir aus unserem Landhaus vertrieben und wir versuchten in Rom wieder auf die Beine zukommen.“, ein bitteres Lächeln der Decima Frau zierte ihre Lippen. „Verus konnte nie gut mit Geld umgehen und daher schwanden unsere wenigen Ersparnisse rasch und bei seiner Familie entwickelte es sich wohl nicht so wie er es sich erhoffe. Du musst wissen Livianus, Verus jammert gern und wartet darauf das ihm die Götter alles in den Schoß werfen. Nun denn, eines Tages erschien er dann mit der glorreichen Idee in die Armee zu gehen, um an Geld zu gelangen. Sein Plan war das wir uns für das Wohl unseren kleinen Familie vorläufig scheiden, er Soldat wird und so uns wieder auf die Beine verhilft und dann würden wir alles weiter entscheiden.“
    Calena hatte sich so kurz gefasst, wie sie glaubte es zu können. Natürlich hätte sie ausschweifend und genau ins Detail gehen können. Aber sie wollte Livianus selbst die Entscheidung überlassen, welchen Punkt er genauer hinterfragen wollte, es gab so viele.

  • Livianus gab dem Sklaven ein Zeichen, dass er die gewünschten Getränkte bringen sollte und lauschte dann aufmerksam den Worten der Decima. Mit einem Tiberier verheiratet, der sich scheiden hatte lassen um dem Exercitus beizutreten? Eine sehr ungewöhnliche Entscheidung für einen Patrizier, noch dazu einem Tiberier, dessen Familie nicht gerade zu den Ärmsten des Imperiums zählte. Vermutlich ein schwarzes Schaf der Familie, wenn er in einer solchen Situation keinen Rückhalt aus dieser erhielt.


    "Und dein.... Ex-Mann dient nun bei der Armee? Das ist eine sehr ungewöhnliche Vorgehensweise muss ich sagen. Hast du noch Kontakt zu ihm und hält er sich an diese Vereinbarung? Also kümmert er sich um euch - finanziell?"

  • Nun, DAS konnte sie laut sagen. Sie waren da völlig geteilter Meinung. Verus hatte ihr zwar immer Sesterzen in die Hand gedrückt, wenn sie danach gefragt hatte - aber er war definitiv nicht die Art Mann, die sie als würdig empfand. Damals, als sie im Wagen saßen, schien alles noch zu passen. Er hatte sich zwar um sie Beide gekümmert, doch behielt er die Zügel in den Händen. Doch schon als sie beim Tor angekommen waren, war er wie ausgewechselt. Calena hatte am Ende das Gespräch mit den Wachen führen können, Verus war nur nutzlos daneben gestanden. Calena wusste das bestimmt noch, wie es auch Flaminina tat. Doch damals hatten sie es Beide auch die Erschöpfung geschoben, es war jedoch niemals besser gewesen. Das war ihre Meinung zu dem Thema. Doch Calena nahm ihn immer noch wo es ging in Schutz und sah es jetzt auch schon kommen, dass ie das wieder tun würde. Dann allerdings würde sie einschreiten, Höflichkeit hin oder her, Familie hin oder her. Sie würde nicht zulassen, dass Calena noch tiefer ins Unheil stürzte.


    Doch dazu gab es keinen Anlass. Calena erzählte die ganze Geschichte von Anfang bis Ende, ließ nichts Wichtiges aus und blieb sogar recht neutral. Sie war vielleicht heißblütig, aber sie war weder gemein noch war sie unfair. Calena schlug sich gut, weswegen sie Calena auch nur zunickte als diese zu ihr hinüber sah. Sie selbst sagte aber nichts weiter dazu und nahm sich leise von den Getränken als diese an kamen. Das war wieder eines dieser Gespräche unter Erwachsenen, zu denen sie nicht unbedingt etwas sagen musste - ganz zu schweigen davon, dass sie dazu überhaupt nichts sagen durfte. Also legte sie sich wieder hin, lauschte der Konversation und ließ die Gedanken schweifen. Verus' Familie war gar nicht so schlecht. Lucia war quasi ihre beste Freundin geworden und auch sonst konnte sie nichts Schlechtes über die Tiberier sagen. Im Gegenteil, das alles erinnerte sie daran, dass sie sich vielleicht wieder bei ihrer Freundin melden sollte. Ob sie ihr wohl einen Brief schreiben sollte? Oder doch lieber am nächsten Tag persönlich bei ihr vorbei schauen? Das waren die Fragen, die sie gerade tatsächlich beschäftigten...

  • Auch wenn Calena sich bemüht hatte sich kurz zulassen und äußerlich so aussah, als wäre sie sehr beherrscht, verkrampften sich ihre Eingeweide vor Anspannung. Wie würde ihr Verwandter reagieren? Was wenn.. Diese tausenden Gedanken über die Zukunft schwirrten ihr im Kopf herum, aber sie weigerte sich strickt dagegen sich davon lähmen zu lassen. Kopf hoch und es durch stehen! Es war in der Tat für sie keine Angenehme Geschichte, aber nun war sie ausgesprochen und man interessierte sich weiter dafür. "Der Kontakt gestaltet sich schwierig zu Versus. Bisher erreichte mich kein Brief von ihm, nur immer ein kleiner Teil seines Solds - ohne eine Nachricht." Nun suchten sich ihre Hände eine Beschäftigung und streiften sich das Haar hinter die ich Ohren. Versorgen. Versus bemühte sich das konnte man ihm nicht absprechen. "Sicher hat er seine Familie gebeten sich um uns zu kümmern, aber mein Stolz verbietet es mir diese Almosen anzunehmen. Unsere Familien sind nun getrennt und ich weigere mich dort in Schulden zu stehen." Da sprach der Stolz der jungen Iriberin aus ihr heraus. Ob das so gut war? Calena war jedenfalls ehrlich was ihre Gedanken und Gefühle anging.

  • "Das kann ich sehr gut verstehen. Du hast diesbezüglich vollkommen richtig gehandelt. Nun wo ihr hier zu uns gefunden habt, braucht ihr beide euch jedoch über derlei Dinge oder eure Zukunft keine Sorgen mehr machen. Ihr habt schließlich hier in Rom eine eigene Familie, die sich um euch kümmert und seit daher wirklich nicht auf Almosen dieser Patrizier angewiesen. Wir kümmern uns selbst um unsere Leute.


    Wenn ihr das möchtet, seit ihr hier im Hause unserer Familie herzlich Willkommen! Es ist Platz genug und es soll euch auch an nichts fehlen. Seinen Sold soll sich dein Ex-Mann sonst wo hinstecken! Die Entscheidung überlasse ich natürlich dir Calena, aber aus meiner Sicht musst du keinen Kontakt mehr mit ihm pflegen, wenn du das nicht möchtest und schon gar nicht des Geldes oder sonstiger Abhängigkeiten wegen. Mit eurer Scheidung bist du zu einer freien und unabhängigen Frau geworden.


    Sofern ihr beide mit meinem Vorschlag einverstanden seit, kann ich sofort Zimmer für euch herrichten lassen."


    Man sah Livianus an, dass sein Angebot von Herzen kam und er nickte beiden Frauen aufmunternd zu in der Hoffnung, dass sie es annehmen würden.

  • Und Flaminina merkte das, spürte es fast schon geradezu. Doch wieder sagte sie nichts dazu, erging es ihr doch nicht anders. Dieses Gespräch, welches Calena da führte, es war für sie beide gleichermaßen wichtig. Wenn Calena falsch interagierte, konnte es passieren, dass sie beide ganz schnell auf der Straße landeten. Aber wirklich? Calena? Nein, DAS war wohl das Unmöglichste überhaupt. Aufgeregt war sie jedoch definitiv, weswegen sie auch nach einem kurzen Schluck wieder die kühle Erfrischung abstellte. Am Ende verschluckte sie sich auch noch! sie hatte zwar keinen einzigen Gedanken an die Zukunft - aber hier wohnen, das würde sie dann doch allzu gerne. Endlich nicht mehr so eine kleine Insula, in der sie nicht einmal ein eigenes Zimmer hatte! Das hatte sie nämlich tatsächlich etwas gestört. Als jedoch die Sache mit dem Brief zur Sprache kam, fühlte sie sich peinlich erinnert. Vielleicht hätte sie ihn ja doch zeigen sollen -- wo war eigentlich der Brief hin? Hatte sie etwa... nein! Sofort sah sie sich etwas hektisch um, fand die Rolle neben sich vor. Sie hatte völlig darauf vergessen, während sie gefaulenzt hatte! Jetzt rutschte sie - wie sie dachte - unbemerkt weiter nach links, um das pergament zu verdecken, welches ihr aus der Tasche gerutscht war. Und setzte darüber hinaus ein unschuldiges Lächeln auf. Das unschuldige Lächeln, welches bei Flaminina nur bedeutete "Ich hab nichts getan!" - gleichbedeutend damit, dass sie etwas ausgefressen hatte. Beim Rest hörte sie zwar zu - aber auch nur mit einem Ohr.


    Ganz im Gegensatz zu ihrem Verwandten. Da wollte sie jedes Wort aufsaugen wie ein Schwamm. Und ihr fiel ein Stein vom Herzen, als er antwortete, dass sie alles richtig gemacht hätte. Und bei seinen Worten weiteten sich ihre Augen ganz schön. Auch, wenn es das war, was sie sich gewünscht hatte, es zu hören war eine völlig andere Sache. Sie war so glücklich, sie wäre ihm glatt am Liebsten um den Hals gefallen! Sie sagte zwar kein einziges Wort dazu - doch das schnelle Nicken, welches Livianus von ihr sehen würde falls er zu ihr hinüber sah, war mehr als genug Antwort.

  • Durch das Gespräch war Calena abgelenkt von Nina und so bekam diese es gar nicht mit wie die jüngere auf ihrer Liege herum rutschte. War es ihr unbequem? Ach irgendwas hatte das verwöhnte Ding doch schon wieder. Jedoch zurück zum Thema, wo Calena nie wirklich gedacht hatte einmal auf den engen Zusammenhalt ihrer Familie angewiesen zu sein, aber da es nun Mal der Fall war, erfüllte es sie mit Stolz dieser Familie anzugehören - noch mehr als es sowieso schon war. Insgeheim teilte sie wohl Flamininas Enthusiasmus, aber der Anstand gebot es das sie sich nicht wie ein junges unkontrolliertes Mädchen ausführte. Statt dessen schaltete sich der Verstand der Älteren ein und versuchte die Lage angemessen zu beurteilen und daraufhin zu handeln. Ganz unbeeinflusst von ihrer Nichte war sie da nicht, Nina würde ihr an die Gurgel gehen ehe sie das Anwesen verließen wenn sie dieses Angebot zu ihrer Familie zu ziehen hochnäsig ablehnen würde. Jedoch war sie nicht direkt mit der Absicht hier her gekommen um gleich ein zuziehen, anders Nina die schon alles gepackt hatte und mit schleppen wollte. Zum Glück hatte sie es gelassen. "Oh, das ist ein sehr großzügiges Angebot und es ist mir schon fast unangenehm es anzunehmen. Aber ich glaube mein Bruder und auch mein Vater wissen uns lieber im Schoß der Familie, als irgendwo allein in Rom." Wieder zurück allein in die Insula war sicher ein riskantes Vorhaben für zwei Frauen die ein derartiges Leben eher nicht gewohnt waren. "Wir nehmen das Angebot aus unserer Lage heraus, aus tiefsten Herzen danken an und ich verspreche auch dass wir dir nicht zur Last fallen werden, Livianus." Hier bedeutete es für die Iriberin über ihren Schatten zusprechen und dieses Angebot anzunehmen, etwas anderes wäre dumm und die Kleine Person neben ihr hätte ihr das schon klar gemacht, hätte sie anders entschieden. Trotzdem schaffte es Calena ihren Großonkel mit ehrlichen Gefühlen an zulächeln. Ihr war nicht klar was für eine Last ihr damit von der Schulter genommen wurde.

  • Livianus lächelte sanftmütig und machte eine beschwichtigende Handbewegung.


    "Keine Sorge meine Liebe. Ihr werdet hier keineswegs irgendjemanden zur Last fallen. Ich bin ein Familienmensch - dass war ich schon immer - und derzeit ist es mehr ohnehin viel zu Leer in diesem großen Haus. Ich freue mich, wenn sich hier Menschen tummeln. Vor allem wenn es sich um Familienmitglieder handelt. Seid also unbesorgt, ihr seid beide wirklich herzlich Willkommen und es gibt keinen Grund dafür, es als Last für mich oder sonst jemanden in diesem Haus zu sehen.


    Ich werde die Sklaven veranlassen, dass sie euch zwei Zimmer herrichten und natürlich, dass sie euch beim Übersiedeln helfen."


    Der Decimer freute sich sichtlich über diese Entwicklung und über die beiden Frauen, die in den Schoß der Familie zurückgefunden hatten und zukünftig dieses Haus mit ihrer Anwesenheit bereichern würden. Dann wandte er sich auch der Jüngeren der beiden zu. Er ging zwar davon aus, dass sie sich der Entscheidung ihrer Tante fügte, doch wollte er dennoch auch ihre Meinung dazu hören.


    "Ich hoffe, dass auch für dich dieses Umzug, so überraschend er nun kommt, in Ordnung ist und du gemeinsam mit deiner Tante hier bei uns einziehen möchtest."


    [Sim-off]Bitte haltet euch nicht zurück und macht das Haus unsicher ;)[/simoff]

  • Jetzt wurde das Gespräch aber interessant. Das Angebot stand im Raum, man musste es lediglich nur mehr annehmen. Und ja, gnaden Calena alle Götter, sollte sie dieses Angebot ablehnen! Dann würde Flaminina nämlich ihrem Namen gerecht werden. Dann würde ein wahrer Feuersturm über sie hereinbrechen. Aber zum Glück tat sie das ja nicht. Flaminina richtete sich wieder auf, vergessen war der Brief wieder. Auch sie war einmal mehr dieser Familie anzugehören, Blut war letzten Endes ja doch dicker als Wasser. Und ganz vom Luxus abgesehen würde sie sich hier unter ihresgleichen bestimmt um Einiges besser fühlen als alleine mit Calena in der Insula zu versauern. Und sie konnte es kaum erwarten, Lucia davon zu erzählen! Der würden bestimmt die Augen aus dem Kopf fallen, hehe. Jetzt konnte sie sie ja auch einmal einladen! Oh ja, das stand gleich ganz oben auf dem Plan. Schon schmiedete sie ihre Vorhaben für die nächsten Tage, während Calena nüchtern blieb und sich erst einmal für das Angebot bedankte. Oh ja, großzügig war es und wirklich dankbar war sie auch. Nur das zu zeigen war nicht unbedingt ihre Stärke. Auf jeden Fall hätte sie ganz definitiv nicht in die Insula zurück gewollt. Niemals nie! Dass Calena für sie beide sprach war ihr in dieser Situation kein Problem. Damit war es dann ja wohl durchbesprochen. Flaminina freute sich bereits auf ihr Zimmer. Ihr Zimmer! Endlich würde sie ein eigenes Zimmer haben! Ganz so wie zuhause. Sie konnte es immer noch nicht fassen. Wieder gingen ihr Shoppingpläne durch den Kopf.


    Sie hörte Livianus Worte und musste direkt lächeln. Innerlich, wie auch äußerlich. Das klang doch wirklich gut. Langweilig und leer und auch still würde es bestimmt nicht mehr werden. Sie freute sich über das Willkommen und erst recht über das Zimmer. Als er sich an sie wandte, war sie schon voller Glück. Dennoch fragte er sie und sie versuchte sich so gut es eben ging zusammen zu nehmen. "Natürlich ist es in Ordnung. Ich freue mich sehr darüber, wieder zu meiner Familie nachhause gekehrt zu sein." meinte sie und mehr schaffte sie nicht. Aber das reichte doch hoffentlich? Der Blick ging kurz zu Calena.


    Sim-Off:

    Aber ja doch, gerne! Jetzt geht's los ;)

  • "Es freut mich das zu hören. Dann ist es also beschlossene Sache. Der Zeitpunkt für die Übersiedlung ist natürlich euch überlassen, aber eure neuen Gemächer werden euch bestimmt noch heute zur Verfügung stehen. Solltet ihr Hilfe beim Umzug brauchen, dann könnt ihr euch an meinen Maiordomus wenden. Auch wenn ihr besondere Wünsche habt, was die Einrichtung eurer Räume betrifft. Er wird sich um alles kümmern. Bitte haltet euch damit nicht zurück. Kann ich vorerst sonst noch etwas für euch tun?"


    Fragend sah er die beiden Frauen nacheinander an.

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