[Tablinum] Wünsche finden ihre Worte

  • Cimon nutzte die Gelegenheit, seinem Herren etwas zu trinken zu bringen um entlich einmal den Mut und die Zeit zu finden ihn anzusprechen. Vor der Abreise hatte sich keine Zeit ergeben und nun fehlte ihm immer wieder der Mut. Aber er hatte ein Versprechen gegeben. Das würde er auch einhalten.


    Der große Nubier stellte sich so, das er Ursus Tafeln reichen konnte, die Ordnung herstellte, und ihm Essen und Trinken zwischendurch würde reichen können. Als er bemerkte, das die Arbeit Ursus in den Nacken ging, stellte er sich hinter seinen Herren und massierte ihn leicht. Vieleicht konnte es helfen...und vieleicht war jetzt die Zeit um zu sprechen.
    Vorsichtig versuchte er es in einem Moment da Ursus sich eh etwas zurück lehnte.


    "Ursus? Darf ich dich stören? Es...es ist schon ein wenig wichtig, Herr. Also so wichtig, wie ein Sklave eben sein kann."


    Unsicherheit zeigte sich nur kurz in seinen Händen...aber nur kurz. Denn er wusste, das Ursus ein guter Herr war und ihn niemals einfach so schlagen würde...nicht wie andere... das gab Sicherheit und Zufriedenheit. Cimon wartete ruhig und geduldig die Antwort ab, während er die Verspannung versuchte zu lösen. Mit der Zeit wurde er immer besser in solchen Dingen.

  • Ursus brütete gerade über einigen Vorschlägen seines Primus Pilus, als Cimon hereinkam und fürsorglich alles zurechtstellte. Als der Sklave nun gar hinter ihn trat und seinen Nacken zu massieren begann, legte Ursus seine Wachstafel beiseite und korrigierte seine Körperhaltung so, daß er sich einigermaßen entspannt der Massage hingeben konnte. Denken konnte er auch so, die Wachstafel hatte er oft genug gelesen, um nicht ständig den Blick darauf haben zu müssen.


    Ein langer Seufzer zeigte an, wie sehr er die Massage brauchte. Ja, es war viel liegen geblieben in der langen Zeit ohne Legat. Und Ursus war noch immer dabei, die anstehenden Aufgaben zu sichten, bevor er sie nach und nach angehen konnte. Das konnte schon für ziemliche Nackenverspannungen sorgen.


    Ja, es störte schon, daß Cimon seine Gedanken unterbrach. Doch Ursus wußte auch, daß der Nubier so etwas nicht völlig grundlos tat. Immerhin wollte er ihn zu seinem Vertrauten, zu seiner rechten Hand machen. Das erforderte auch, daß er ihm zuhörte, wenn es etwas gab. "Etwas Wichtiges? Dann heraus damit."

  • Der Seufzer reichte Cimon als Zeichen, das die Massage willkommen und ausreichend gut war. Der Nubier sorgte sich dabei sehr um seinen Herren. Dieser arbeitete viel. Wie gut das Domina Septima nun im Haus lebte und Ursus manchmal sehr .... effektiv ablenkte.
    Cimon glaubte zu merken das er doch störte. Aber die Worte seines Herren waren eindeutig. Auch wenn er nun kurz nachdenken musste, ob es wirklich so wichtig war. Er hatte es bereits zu lange hinausgezögert. Es war sein Fehler. Und nun würde er es zugeben müssen. Leicht räusperte er sich und schluckte den Knoten in seinem Hals hinunter.


    "Es geht um Caelyn, Ursus. Bitte verzeih, wenn ich dich jetzt damit störe. Aber.... ich habe es in Rom bereits verpasst mit dir zu sprechen. Dabei habe ich ihr mein Wort gegeben.... Sie wollte das ich dir etwas ausrichte. Sie konnte es dir nicht selber sagen. Vieleicht ja wegen diesem.... Sermo."


    Seine Augen bewegten sich leicht. Dann erst bemerkte er seinen Fehler. Gleich was er davon hielt, das Caelyn weg war. Gleich, was er von diesem Mann hielt... der ihm ja Caelyn genommen hatte. Eine Frau, die seine Freundin hätte werden können...nein, für ihn war sie es bereits. Sie hatte ihm in Sardinia sehr geholfen. Obwohl es ihr doch schlecht ging... Und nun...nun sprach er derart unpassend....
    Er musste sich beeilen es wieder gut zu machen.


    "Verzeih bitte, Herr. Ich meinte...Quintilius Sermo."


    Sein Blick senkte sich und er konzentrierte sich voll und ganz auf die Schultern und den Nacken seines Herren. Wie hatte er es nur wagen können so zu sprechen? Sein früherer Herr hätte ihn nun sicher geschlagen... aber er wusste das Ursus dies nicht tun würde. Was ihn mehr als nur erleichterte. Auch wenn der Nubier sich manchmal wünschte, bestraft zu werden...nicht manchmal..nur einmal...Flora...wie konnte er es nur schaffen sie zu vergessen? .... Durch Phaeneas. Das war der einzige Weg. Und es war der richtige. Denn Phaeneas empfand ...Liebe...er liebte ihn...und Cimon wusste das er die Nähe des Bithyniers ersehnte. Seine seltsamen Gedanken sorgten für eine sanftere Massage. Kurz weiteten sich seine AUgen und er korrigierte seinen Griff ebenso wie seine Haltung. Jetzt ging es um Caelyn. Um ihren Wunsch.
    Solange Ursus es denn hören wollte... ansonsten würde Cimon es ihm später sagen müssen...aber sagen würde er es.

  • Ursus hatte wahrhaftig mit allem möglichen gerechnet, Cimon war ja immer für Überraschungen gut. Aber damit, daß es um Caelyn gehen könnte, hatte er nicht gerechnet. Es war nicht so, daß er keinen Gedanken mehr an sie verschwendete. Im Gegenteil fehlte sie ihm mehr, als er vor sich selbst zuzugeben bereit war. Sie hatte eben eine Lebendigkeit und Spontaneität in sein Leben gebracht, die er jetzt allenfalls von der kleinen Marei erwarten konnte. Selbst ihre Trotzanfälle und der oft maulige Gesichtsausdruck fehlten ihm irgendwie.


    "Du sollst mir etwas ausrichten von ihr? Sie hätte doch sagen können, daß sie mich noch einmal allein sprechen möchte. Das hätte sich einrichten lassen. Ich hoffe doch sehr, daß sie nicht gelogen hat, als sie sagte, sie wollte mit ihm gehen?" Alarmiert blickte Ursus sich um. Er hatte doch hoffentlich keinen Fehler begangen? Er hatte wirklich geglaubt, ihrem Wunsch nachzukommen. Auch wenn er genau wußte, daß er nicht ganz so ehrlich zu ihr gewesen war, wie er sich selbst einzureden versuchte. Hätte er ihr gleich gesagt, daß sie ohnehin jetzt freigelassen worden wäre, dann hätte sie gewiß dazu nicht nein gesagt. Doch immerhin hatte sie ihn auch tief verletzt damit, daß sie fortgelaufen war. Und ein bißchen Strafe dafür mußte sein, fand er. Was ja auch kaum eine war, wenn der Quintilier sie sowieso freiließ.


    Den Versprecher von Cimon nahm Ursus durchaus wahr und dafür kassierte Cimon auch einen scharfen Blick. Doch da der Nubier sich sogleich verbesserte, fühlte Ursus sich nicht veranlaßt, etwas dazu zu sagen.

  • Cimon hatte bereits vermutet, das Caelyn doch mehr in Ursus Gedanken war, als dieser zeigte. Sicher sein konnte er natürlich nicht. Als sein Herr sich nun derart zu ihm umdrehte, verharrte Cimon in jeder Bewegung. Unsicherheit traf ihn unerwartet. Der scharfe Blick von Ursus, ob des unangemessenen Verhaltens des Nubiers ließ ihn etwas zucken. Sein Blick senkte sich. Sein Herr musste nichts sagen, damit der Sklave sich für sein Verhalten selbst tadelte. Die Verbesserung schien es zu mildern. Erleichtert sah er nur langsam wieder auf


    Es galt nun die Frage zu beantworten Es galt, Caelyns Bitte nach zu kommen. Kurz schloss er seine Augen um sich besser erinnern zu können. Ihre Stimme hallte in ihm wieder. Cimon musste sich räuspern um die Stimme klar klingen zu lassen.


    "Vieleicht hatte sie nicht den Mut dazu, Ursus.
    Gelogen? Nein, das hat sie nicht...sie sagte er würde sie frei lassen und sie will heim kehren. ... Sie sagte....
    Sie sagte es würde ihr leid tun, wie sich alles abgespielt hatte. Das sie nicht anders konnte und da nun deine Frau da war, fühlte sie sich gezwungen zu gehen. Sie...sie ... meinte auch, das du den Mut nicht aufgebracht hättest, ihre Gefühle zu erwiedern.
    Caelyn wollte wohl gerne bleiben. Sie hatte nur nicht die...Kraft dazu.
    Den Rest...den muss ich vermuten... ich muss es aus ihren Gesten und wenigen Worten schließen...aber ich vermute das sie noch sagen wollte...das sie dich ...liebt. Das sie dich immer....lieben würde. .... etwas in der Art.....


    Bitte verzeih, das ich es dir erst hier in Mantua sagen kann. Ich fand zuvor keine Zeit, ...keinen guten Moment, mit dir zu sprechen, Herr."


    Unsicher sah Cimon Ursus nun direkter an. Sein Blick schien um verzeihung zu betteln. Seine Haltung aber war angemessen gerade. Noch immer wusste er nicht, wie er mit seinem unangebrachten Verhalten zuvor umgehen sollte oder wie er die viel zu späte Weitergabe der Worte von Caelyn entschuldigen konnte. In letzter Zeit machte er viele Fehler. Seltsamerweise gab ihm Ursus Reaktion ein sicheres Gefühl. Cimon begann zu merken, das er sich selbst besser kontrollieren musste, das er für sich und sein Verhalten verandwortlich war. Niemand schlug ihm seine Gedanken nieder, niemand strafte mit dem Stock oder der Peitsche seine 'kleinen' Fehler. Dies alles musste er erst noch besser lernen, doch er wusste, das er es schaffen würde. Dabei vertraute er Ursus mehr als sich selber.

  • "Nicht den Mut? Cimon, ich habe sie nie grob angefaßt." Ursus schüttelte den Kopf. Warum hatten gerade die Menschen Angst vor ihm, von denen er das auf keinen Fall wollte? "Ich hoffe, sie findet zuhause, was sie sucht. Denn hier hat sie sich als ausgesprochen unfähig erwiesen, allein zurecht zu kommen. Ich hatte vorgehabt, sie auf die Freiheit vorzubereiten, ihr beizubringen, wie sie ihren Lebensunterhalt bestreiten kann. Nunja." Das hatte sich ja nun erledigt.


    "Ich weiß, daß sie mich liebt. Ich weiß auch, daß sie sich einbildet, daß ich sie liebe. Das ist nicht der Fall. Ich habe... jemand anderen geliebt. Und Septima, ich glaube, ich liebe sie mittlerweile auch. Ich habe Caelyn gern. Sie ist mir ganz und gar nicht gleichgültig. Aber ich liebe sie nicht, Cimon, das weiß ich ganz sicher, da ich weiß, wie es sich anfühlt, wahrhaftig zu lieben. Sie ist ein naives, dummes Mädchen, das nur allzugern spontan in Situationen rennt, die nicht gut für sie sind. Ich hoffe, der Quintilier hält, was er ihr versprochen hat. Cimon... Sie war nie eine vorbildliche Sklavin, aber auch in Freiheit ist sie nie zurecht gekommen. Ich weiß wirklich nicht, was ich ihr wünschen soll. Eigentlich braucht sie einen Ehemann und Kinder. Eine Familie, die sie lieben kann und die sie auch liebt. - - Findest Du es falsch, daß ich sie ihm mitgegeben habe?"

  • "Das...das weiß ich, Herr."


    Niemals hätte Cimon auch nur im Entferntesten daran gedacht zu glauben oder gar zu behaupten, das Ursus Caelyn grob angefasst hätte. Seine Hände machten leichte beschwichtigende Gesten. Der Nubier nickte dann rasch. Auch er wollte das sie es herausfinden mochte. Aber dabei dachte er über die Sache nach. Sein Gesicht zeigte viel zu offen, das er immer mehr von Bedenken getroffen wurde.
    Der Nubier musste schwer schlucken. Was er weiter hörte verwirrte ihn zunehmend. Seine Lippen bewegten sich immer wieder, doch er sagte nichts. Dann sprach Ursus es aus...sie kam nicht zurecht... er wollte sie vorbereiten. Und dann das.... er wollte Cimons Meinung wissen. Konnte er ehrlich sein? Er musste es. Er hatte es seinem Herren versprochen.


    "Ich...ich glaube wenn das alles so ist wie du sagst.... wäre es vieleicht besser gewesen, du hättest sie vorbereitet. Sicher.... Caelyn hätte sich zuerst gewehrt...aber am Ende wäre es ihr sicher besser gegangen...nun können wir nur hoffen das ihr neuer Herr hält, was er verspricht, Herr... Vieleicht fragst du ihn ab und zu nach ihr... oder wäre das unangemessen, Ursus?"


    Cimon machte sich deutlich Sorgen und wusste nicht, wie er mit der Situation hätte umgehen sollen. Dabei sah er durchaus, welchen Schwierigkeiten sein Herr in solchen Momenten entgegenstand. Wiedereinmal ergriff ihn höhster Respekt für den Herren. Versuchte er doch stehts einen guten Weg für sich und seine Umgebung zu gehen. Zumindest sah Cimon dies so.

  • Ursus nickte ernst. "Damals... hatte ich damit begonnen. Sie bekam einen Tag in der Woche frei, sie wollte sich eine Arbeit suchen. Doch das endete in einer Katastrophe. Obwohl ich sie genau davor gewarnt hatte, ging sie einfach mit einem Fremden mit und landete in einem Lupanar. Ich suchte nach ihr, ich fand sie auch und befreite sie. Aber Louan... ihr Bruder... er starb bei dieser Befreiungsaktion. Das machte alles zunichte und sie... sie war so voller Trauer, daß ich fürchtete, sie hätte jede Lebensfreude verloren. Ich dachte, es wäre gut für sie, sie auf das Landgut zu schicken." Auch was das anging, war Ursus sich im Nachhinein gar nicht mehr sicher.


    "Ich habe mit dem Quintilier nicht viel zu tun. Aber ich werde mich umhören. Sicher gibt es eine Möglichkeit herauszufinden, ob er sie wirklich frei läßt. Wofür habe ich Klienten?" Trotzdem nagte die ganze Geschichte an ihm. Ihm war es so erschienen, als hätte Caelyn wieder einmal einen ihrer unüberlegten Schnellschüsse getan.

  • Nun hörte er die Geschichte über Caelyns Bruder aus Ursus' Sicht. Er nickte und wusste nicht wie er würde helfen können. Obwohl er es wollte. Sein Äußeres wurde zunehmend ruhiger. Sanft drehte er mit den Händen an dem Kopf seines Herren dessen Kopf. Um dann die Schläfen zu massieren. Das musste doch helfen. Ab und zu sah der Nubier wie sein Herr dies bei anstrengenden Dingen selber tat.


    "Du konntest nichts tun, Ursus. Du hast alles getan was du konntest um es zu verhindern. Du hast ihr die Möglichkeiten offenbart. Sie hat anders entschieden, Herr. Ich wäre dir auch sehr dankbar, würdest du dich nach ihr umhören."


    Leicht lächelte der Sklave nun. Wozu gab es Klienten? Sicher hatte er es nicht antworten sollen. Aber die leisen Worte konnte er dennoch nicht unterdrücken. Dabei zeigte er trotz aller Umstände die nötige Ergebenheit.


    "Du hast Klienten sicher nicht nur für die Saturnalien, nehme ich an, Ursus. ...Herr."

  • Ah, das tat gut. Woher wußte Cimon eigentlich immer, was gut tat? Der Sklave fand immer das Richtige. Kannte er ihn schon so gut? Es schien fast so zu sein. Und es war gut so. Sie befanden sich auf dem richtigen Weg. So sah Ursus es zumindest. Wußte er doch nicht, er ahnte es nicht einmal, welch Geheimnis der Nubier mit sich trug. Auch das war gut so.


    Unwillkürlich mußte er lachen, als Cimon feststellte, daß er seine Klienten nicht nur für die Saturnalien hatte. "Nein, wahrhaftig nicht. Obwohl sie an diesen Tagen durchaus von Nutzen sind. Habe ich Dir schon berichtet, daß der Primus Pilus, Iulius Licinus, seit Neustem mein Klient ist?" Versuchte er tatsächlich, vom Thema Caelyn abzulenken?

  • Er spürte unter den Fingern das es gur war, was er tat. Sachte erhöte er den Druck auf das nötige Maß. Cimon fühlte sich stolz, da er so oft wusste, was zu tun war, ohne das Ursus sprechen musste. So sollte es sein. Und er tat es aus Freude und Vertrauen. Der Nubier war sich sicher, das sein Herr ebenso gut auf ihn achtete wie er auf den Herren. Nur das er es anders ausdrückte. Was nur natürlich war.


    Das er sein Geheimnis mit sich, unter der Oberfläche seines Seins eingeschlossen, herum trug, war gut so. Besser es würde Ursus nicht erfahren. Auch wenn es Cimon schmerzte es nicht zu sagen. Es war besser so...


    Ursus lachte und Cimon stieg nur leise mit ein. Offenbar waren es gute Worte gewesen, die er gewählt hatte. Der Themenwechsel tat ihm gut und er nahm es nur zu gerne an. Der Primus Pilus? Iulius Licinius? Langsam nickte er und wurde in seinen Bewegungen wieder etwas sachter, um nicht zu viel Druck an den Schläfen auf zu bringen. Liber wechselte er etwas. Eben so, wie es gut für Ursus zu sein schien.


    "Nein, du hattest es noch nicht erwähnt. Iulius Licinus? Ein guter Mann, Herr."


    Aus seinen Worten zeigte sich seine ehrliche Begeisterung für die Legion und insbesondere diesen Offizier, den er als sehr gut erachtete. Für Cimon, der ja kaum Erfahrung hatte und sich kein Urteil bilden durfte, war dieser Mann eine hervorragende Wahl als Klient. Er würde es bestimmt weit bringen. Der Sklave kannte keinen der Soldaten besonders gut, auch wenn er es gerne ändern würde, doch er glaubte sie ganz brauchbar einschätzen zu können.

  • Aufatmend spürte Ursus, wie er sich nach und nach immer mehr entspannte. Er schloß unwillkürlich die Augen, um sich dem Gefühl der Entspannung völlig hinzugeben. Ob Cimon auch nur ahnte, wie gut ihm das tatsächlich tat? "Ein sehr guter Mann sogar. Ich denke, er kann es noch weit bringen. Rom braucht Männer wie ihn. Er denkt weit über das normale Maß hinaus mit und hat auch gute Ideen." Er sollte ihn für den Ritterstand vorschlagen. Wenn nur nicht Salinator derjenige wäre, der darüber entschied. Ursus war nicht sicher, wie eine Empfehlung von einem Patrizier aufgenommen werden würde.

  • Erleichtert bemerkte Cimon wie Ursus sich entspannte. Lächelnd stellte der Nubir für sich fest, das er sich dies merken musste. Da er selbst soetwas noch nie gespürt hatte und somit nicht wusste wie es sich anfühlte, musste er darauf zurückgreifen, was er meinte in seinem Herren zu erkennen.
    Rom brauchte solche Männer? Er dachte über einiges nach, was er so gelesen hatte. Es hörte sich so an als sei der neue Klient seines Herren jemand Besonderes...


    "Herr? Darf ich dich dann fragen ob du gedenkst eine mögliche Ritterschaft zu unterstützen?"


    Er war nicht nur neugierig. Cimon wollte auch sehen, ob sein eigener Gedanke in die richtige Richtung ging. Ursus unterstützte Menschen, die er als würdig empfand. Und war dies dann nicht die logische Schlussfolgerung?

  • Genießerisch ließ Ursus einfach mit sich geschehen, was Cimon tat. Es war gut, es war entspannend und er wußte, daß er dem Nubier blind vertrauen konnte. Wie gut er bereits die Gedankengänge seines Herrn nachvollziehen konnte, bewiesen seine nächsten Worte, die genau ausdrückten, was Ursus überlegte. "Ja, genau daran denke ich. Ich werde eine Empfehlung aussprechen und auch meinen Patron bitten, sich einzusetzen. Nur weiß ich nicht, wie der Vescularier auf meine Empfehlung reagieren wird. Er hält nicht viel von Patriziern, wie man hört. Aber immerhin habe ich diesen Posten erhalten, nicht wahr? Ganz so schlecht kann seine Meinung über mich eigentlich auch wieder nicht sein."

  • Ursus schien zu genießen. Es war ein sehr angenehmes Gefühl zu glauben, das sein Herr ihm absolut vertraute. Am stärksten war dies natürlich bei der Rasur. Allerdings war es in diesem Fall ein ähnliches Gefühl. Auch weil die Unterhaltung derart vertraulich war. Als Sklave so reden zu dürfen...das hätte er niemals zu hoffen gewagt. Dabei achtete er aber darauf immer ergeben zu bleiben. Er würde die Massage ganz nach den Bewegungen von Ursus verändern. Der Nubier hatte gelernt, aus kleinsten Regungen des Herren zu lesen. Und er hörte nicht auf zu lernen.


    "Vieleicht mag er Patrizier nur nicht, wenn sie es deutlich zeigen, das sie es sind. Und du hast diesen Posten zu recht erhalten, Herr. Das wird er doch sicher ebenso sehen. War es nicht auch oder vor allem seine Entscheidung? Und wenn er nun deinem Vorschlag wiederspricht, wiederspricht er dann nicht sich selber?"


    Schlechte Meinung? Wer konnte eine schlechte Meinung über seinen Herren nur haben? Der Nubier konnte es sich kaum vorstellen. Sprach er gut oder hatte er sich zu viel erlaubt? Cimon griff hinter sich und nahm etwas von dem Duftöl, das immer bereit stand um eine Massage zu unterstützen oder den Duft im Raum zu verschönern, indem es in eine Schale geträufelt wurde, welche erhitzt war. Es war ein unaufdringlicher, frischer Duft. Der Nubier kümmerte sich so oft es ging um solche Details. Er mochte es, wenn es hermonisch war. Auch weil er glaubte, das es gut für das Wohlbefinden seines Herren war.
    Er verrieb es in den Händen und fuhr sodann mit der Massage weiter.


    "Gibt es jemanden, der kein Patrizier ist und für ihn sprechen könnte, Ursus? Wäre es denn üblich eine Empfehlung solcher Art hinzuzufügen, Herr?"

  • Ursus ließ die von Cimon geäußerten Gedanken eine Weile in seinem Kopf herumgehen. Es war schwer, jemanden einzuschätzen, mit dem man nie ein persönliches Gespräch geführt hatte. "Ich weiß es nicht, Cimon. Ich weiß es schlicht nicht. Vielleicht rechnet er es mir positiv an, daß ich einen plebeischen Patron habe? Andererseits habe ich den Eindruck, daß er auch auf die Vinicier nicht gut zu sprechen ist. Zumindest von Hungaricus scheint er nicht viel zu halten. Ich weiß auch nicht, ob mein Patron meine Ernennung nicht über den Kaiser selbst bewirkt hat. Oder ob es schlicht daran lag, daß niemand anderer zur Verfügung stand? Zumindest keiner, den Salinator nicht zu seinen Gegnern zählte? Ich bin noch jung, er könnte mich für beinflußbar halten. Andererseits ist er noch nie an mich herangetreten, um eben Einfluß zu nehmen." Nachdenklich rieb er sich das Kinn. "Ich dachte daran, mit meinem Patron über Licinus zu sprechen, wenn er nach Mantua kommt."

  • Zwar hörte sein Herr ihm zu. Aber er antwortete nicht. Cimon wagte es zuerst nichts deswegen zu erwiedern. Es stand ihm nicht zu Ursus zurecht zu weisen. Wenn er nicht antworten wollte, dann hatte der Nubier es schweigend hin zu nehmen. Oder war es eine indirekte Antwort? Er dachte über alles nach, hörte Ursus ruhig zu und nickte ergben.


    "Aber wenn er gegen einzelne eine Abneigung hegt, wird es doch nicht automatisch andere treffen, oder, Herr? Das wird nur dein Patron dir sagen können, ob er es bewirkt hatte und wie, Ursus. Mag sein das er glaubt, das du leicht zu beeinflussen bist, Herr... Aber ich glaube nicht das es wahr ist."


    Cimon glaubte an Ursus und zeigte dies deutlich. Sein Patron würde nach Mantua kommen? Nervösität stieg in ihm auf. Er hatte gewusst, das es geschehen würde aber wann? Phaeneas? Würde er ihn begleiten? Seine Hände zitterten leicht, ebenso wie seine Stimme.


    "Dein Patron, Herr? Weißt du schon wann er nach Mantua kommt?"


    Seine Massage stockte. Es dauerte einige Momente bis Cimon es bemerkte. Der Nubier flüsterte eine ergebene Entschuldigung und versuchte sich wieder auf seine eigendliche Aufgabe zu konzentrieren.

  • "Soweit ich gehört habe, trifft seine Abneigung alle Patrizier. Vielleicht muß ein Patrizier ihm erst beweisen, daß er eine Ausnahme ist, um eben nicht unter dieses Vorurteil zu geraten. Andererseits möchte ich gar keine Ausnahme sein, denn ich möchte nicht die anderen Patrizier gegen mich aufbringen." Das Leben war wahrhaftig nicht leicht, wenn man die unteren Ränge überwunden hatte und nach den hohen strebte. "Je mehr Empfehlungen, umso besser. Wobei natürlich nicht unwichtig ist, von wem die Empfehlung kommt. Mein Patron wäre ein guter Fürsprecher, denke ich. Sofern keine Feindschaft zwischen ihm und Salinator besteht." Zwar wußte er wohl, wie Lucianus zu Salinator stand, doch war es umgekehrt genauso?


    "Nein, ich weiß es nicht genau. Aber lange kann es nicht mehr dauern. Er sagte, er würde bald zu einer Rundreise aufbrechen. Und Mantua sollte wohl zu den ersten Zielen gehören." Eigentlich rechnete er täglich damit, daß eine Nachricht von Lucianus eintraf. "Freust Du Dich darauf, Phaeneas wiederzusehen?" Wußte Ursus doch von der Freundschaft zwischen den beiden Sklaven.

  • Cimon versuchte seine Anspannung zu minimieren. Was Ursus sagte erklärte einiges. Auch antwortete er nun auf die Frage, die Cimon am meisten interessiert hatte. Gut das er nicht nachgefragt hatte. Die Antworten kamen. Der Herr entschied wann dies soweit war. Der Nubier merkte es sich.


    "Wenn es ihm ein Patrizier beweisen kann, Herr, dann du. Ursus? Ich dachte du reduzierst dich nicht auf dein Dasein als Petrizier. Verzeih bitte, wenn ich zu offenspreche, Herr. Aber vieleicht solltest du nicht Patrizier sein, oder Senator, oder Tribun. Vieleicht solltest du einfach du sein, Ursus."


    Cimon sprach es aus seinem Herzen heraus. Für ihn gab es keinen Zweifel an dem Können seines Herren. Dabei glaubte er zu wissen, das die Entscheidung von Ursus, was den Fürsprecher anging, klug ausfallen würde. Der Sklave war sehr gespannt darauf, wie dies weiter gehen würde. Er hoffte sehr, das sein Herr ihn auf dem Laufenden halten würde.


    Er wusste nicht, wann sein Patron kommen wollte? Aber bald? Die Nervösität in Cimons Inneren nahm immer mehr zu. Dann erstarrte der Nubier. Sicher wusste Ursus von den Gefühlen zu Phaeneas. Aber eine so deutlich ausgesprochene Frage dazu, fiel ihm schwer zu beantworten. Die Stimme des Sklaven zitterte ungewollt ob der Gedanken die in ihm tobten. Die Hände ruhten nun leicht auf den Schultern seines Herren.


    "J..ja...ich freue mich sehr ihn wieder zu sehen. Ich...ich würde gerne etwas...Zeit mit ihm verbringen...wenn es geht... wenn niemand etwas...dagegen hat. Also...ich...wir hatten mal zusammen etwas gelesen. Ich würde gerne wieder etwas mit ihm lesen... Wenn ich darf, Herr."

  • Mehr er selbst sein? Ursus grübelte auch über diesen Gedanken nach. "Es ist eine Gratwanderung. Ich bin Patrizier und darf das auch nicht verleugnen. Doch das heißt ja nicht, daß ich andere als unwert betrachten muß. Mehr ich sein. Das eine schließt das andere nicht aus, denke ich. Schon immer habe ich es so gesehen, daß es mehr Pflichten als Rechte mit sich bringt, Patrizier zu sein." Er seufzte. Das war eine der Grundsatzfragen, die immer wieder hochkochten. Er dachte an Corvinus. Nein, der war zu sehr von sich überzeugt, allzu bestimmend, setzte sich allzusehr über die Wünsche seiner Mitmenschen hinweg. Wenn der nicht alles und jeden kontrollieren konnte, war er nicht zufrieden. Dabei war es ein sehr großer Unterschied, ob er selbst oder jemand anderer etwas tat. Von Gerechtigkeit keine Spur. Er war ganz sicher kein Vorbild. Dann schon eher Tiberius Durus, obwohl der ihm oftmals zu stur und zu abfällig den Plebeiern gegenüber schien. Aber zumindest diente er Rom und den Göttern mit all seiner Kraft. Zum Teil konnte er sicherlich als Vorbild dienen. Aber er mußte insgesamt seinen eigenen Weg finden. Und mit etwas Glück würde er das auch. Vielleicht würde er Fehler machen, gewiß hatte er schon Fehler gemacht, doch aus Fehlern konnte man auch lernen.


    "Natürlich darfst Du mit ihm Zeit verbringen, wenn Lucianus dies Phaeneas ebenfalls erlaubt. Und unsere Schriftensammlung steht euch zur Verfügung." Warum nicht den Sklaven erlauben, ein wenig Freude zu haben? Hier gab es genug anderes Personal, das sich um Ursus und Lucianus kümmern konnte in der Zeit.

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