atrium | jung, dynamisch, erfolglos

  • Es war ein Fiasko gewesen! Eine einzige Katastrophe! Und so schrecklich peinlich! Ich hatte mich nicht nur vor meinen eigenen Sklaven zum Affen gemacht, auch die Priester und all jene, die heute im Tempel der Iuno Sospita zugegen waren.
    Nach meinem Zusammenbruch im Tempel, hatten mich die Sklaven in einer atemberaubenden und spektakulären Aktion in meine Sänfte verfrachtet und nach Hause zur Villa Aurelia gebracht. Ich war glücklicherweise wieder zu mir gekommen. Doch eines war sicher, halb Rom hatte diese Geschichte mitbekommen und man konnte davon ausgehen, daß bereits morgen schon die andere Hälfte auch darüber Bescheid wußte. Dann wäre es auch nicht weiter schlimm gewesen, hatte die Acta Wind davon bekommen!
    Nun hatte man mich vorerst einmal im atrium auf eine Kline gehievt . Wie wilde Bienen summten die Sklaven um mich herum, eifrig darum bemüht, mir alles so angenehm wie möglich zu machen.
    "Sollen wir nicht doch besser einen Medicus rufen, Herrin?", fragte Charis bereits zum fünften Mal. Doch ich winkte nur ab. Ein Medicus konnte mir in meiner Situation auch nicht mehr helfen. Es war einfach schrecklich gewesen! Noch immer klangen mir die vernichtenden Worte des Aedituus in den Ohren. Dabei hatte das Zicklein einen so gesunden Eindruck gemacht! Auf nichts war mehr Verlass, auf gar nichts!
    Was mir fehlte, war ein mitfühlender Zeitgenosse, der nachvollziehen konnte, wie es in mir aussah und der mir wieder Mut machen konnte. Jedoch fiel mir niemand auf die Schnelle ein, wer das sein konnte. Also blieb ich einfach liegen und litt weiter.


    Sim-Off:

    Reserviert! :D

  • Im Schatten hinter einer Säule stand das neueste Mitglied des aurelischen Hausstandes und betrachtete die Szene seit einer geraumen Weile. Seine Schwägerin (über zig Ecken) war wie ein Häuflein Elend hereingetragen worden und auf eine Kline verbracht. Und nun huschte eine Schar Nichtskönner, im Volksmund auch Sklaven genannt, wie aufgescheuchte Hühner herum und wusste nicht, was sie tun sollten. Vielleicht hilft ja einfach weiteres Gackern?
    Es war wohl nichts wirklich schlimmes, mehr so eine Art weiblicher Hysterie, denn es wurde kein Medicus und kein Priester irgendeiner Gottheit herbeibefohlen. Noch nichtmal Weihrauch brannte, um irgendwelche Geister oder ähnliches zu vertreiben. Vielleicht war es ja einfach nur die Hitze? Manche Frauen kippten dann einfach um wie die Fliegen, Kurzatmigkeit war jetzt nichts, was unbekannt wäre.


    Aber was auch immer es war, es war eine Gelegenheit. Bislang hatte Sextus die Frau seines Vetters höchstens beim Essen gesehen. Man hatte sich knapp vorgestellt, ein wenig sinnloses Palaver gehalten und sich dann erst wieder bei einer anderen Cena gesehen, um dasselbe zu tun. Aber wirklich geredet hatten sie nicht, was auch daran lag, dass Celerina sehr, sehr zurückgezogen lebte, wie es ihm schien. Eine Schande, denn das Weib war ansehnlich. Ein Wunder, dass Corvinus mit ihr noch keinen Stall voller Kinder hatte.
    Im Grunde interessierte es Sextus ja nicht im Geringsten ob es nun die Hitze war, oder Celerina deshalb ganz aufgelöst war, weil doch tatsächlich eine andere Frau dieselbe Haarnadel wie sie trug oder andere Abstrusitäten, auf die die Damenwelt soviel Wert legte und die kein denkender Mensch verstand. Er sah es nur als willkommene Gelegenheit an, seiner hübschen Schwägerin einmal auf den Zahn zu fühlen.
    So löste er sich aus den Schatten und ging, wie ganz beiläufig, ins Atrium. Auf seiner Position hatte ihn ja niemand sehen können, und selbst wenn, es waren Sklaven! Sie zählten weniger als gar nichts. Und ebenso beiläufig blickte er einmal im Gehen auf, sah zu Celerina, und senkte schon wieder den Blick, ehe er ihn doch noch einmal hob und seinen Schritt verlangsamte. Ganz so, als hätte er jetzt mitbekommen, dass irgendwas ungewöhnlich an diesem Bild war.
    “Celerina?“ Natürlich sprach er sie beim Cognomen an, gleich ein wenig Vertrauen schaffend. Wär ja albern, sich ihr anzunähern und sie 'ehrwürdige Flavia' dabei zu nennen. “Alles in Ordnung mit dir?“ Er kam näher zu ihr heran, einen besorgten Gesichtsausdruck zur Schau tragend, und scheuchte dabei gleich mit einer kurz winkenden Handbewegungen sämtliche Sklaven beiseite.

  • Die besorgten Gesichter der Sklaven, das beklommene Flüstern derselben, ob man nicht besser doch einen Arzt holen solle, das ständige hin und her, derer ,die mich mit Erfrischungen und diversen Hausmittelchen versorgten. Mir wurde es langsam zu viel! Ich war gewillt diesem Treiben ein für allemal ein Ende zu setzen. Nur ein Machtwort, ein einziges Wort…. Doch selbst dazu war ich zu kraftlos. Wie einfach war es doch, in seinem eigenen Selbstmitleid zu ertrinken! Bei jedem Seufzer, den ich tat, stachelte ich die Sklaven aufs Neue an, sich noch besorgter zu zeigen, doch keiner von ihnen traute sich, Eigeninitiative zu zeigen. Sicher wäre ihnen dies auch schlecht bekommen, denn wie für jeden ersichtlich, befand ich mich in einer äußerst schwierigen Stimmung, die von Minute zu Minute von einem zum anderen Extrem hin umschlagen konnte.


    "Aaaaah", hauchte ich voller Schmerz, der tief in meiner Brust loderte und der mich verzehrte, als ich wieder an die Peinlichkeiten im Tempel dachte. Was nur alle von mir denken mußten, die mich gesehen hatten, als mich eine Handvoll Sklaven zum Tempel hinaus getragen und mich sorgsam in meine Sänfte gebettet hatten. Mochte sich doch einfach über alle die Zeugen geworden waren, der feingesponnene Schleier des Vergessens legen, auf daß sich hernach niemand mehr zu erinnern wußte.
    Wohl im rechten Moment, um nicht noch tiefer in den Sumpf der Schmach einzusinken, hörte ich plötzlich jemand meinen Namen rufen. Auch das noch, dachte ich. Meine schwachen Arme versuchten den Oberkörper nach oben zu drücken, doch dies gelang nur unzulänglich. Oh, welch ein jämmerliches Bildnis ich abgeben mußte!
    "Äh, ja, alles bestens!", log ich, obwohl es offensichtlich war, daß nichts in Ordnung war. Darüber hinaus besann ich mich krampfhaft auf den Namen des jungen Mannes, der so unerwartet erschienen war. Quartus, Quintus, Sextus oder doch Septimus? Herrje, immer diese Namen!
    "Sextus Lupus, nicht wahr?", fügte ich noch schnell an. Ein gutes hatte sein Erscheinen, die Sklaven um mich herum suchten das Weite, nachdem er sie wie lästige Fliegen fortgejagt hatte. Nur Charis blieb mit stoischer Ruhe neben meiner Kline stehen.

  • Frauen waren sehr widersprüchliche Wesen. Andauernd beteuerten sie, alles sei bestens, aber wehe man glaubte es. Genauso falsch allerdings war es, nachzufragen, ob sie sich sicher waren. Nicht selten bekam man dann den ganzen aufgestauten Frust in einigen harschen Worten entgegengezischt. Noch schlimmer allerdings war es, wenn man sie nicht fragte, dann schmollten sie und beschwerten sich, sie wären einem Gleichgültig. Oder kurz: Frauen wussten doch selber nicht, was sie eigentlich wollten, außer möglichst viel Aufmerksamkeit und Mitleid. Mit ihren tausend Wehwehchen waren sie Meisterinnen der Hypochondrie, so dass es unmöglich war, herauszufinden, ob sie nun wirklich etwas hatten oder doch nicht.
    So auch hier. Celerina litt viel zu offensichtlich, als dass ihre Beteuerung wahr sein könnte. Ob es allerdings etwas war, was auch nur halbwegs ernstzunehmen war, das konnte sextus beim besten Willen nicht sagen. Krank sah sie nicht aus, wenngleich etwas blass um die Nasenspitze. Allerdings konnte das mit dem Schauspiel zusammenhängen, das sie für die Sklaven hier gab. Sextus aber entschied sich, einfach einmal mitzuspielen und der Dame auf den Zahn zu fühlen.
    Mit leicht besorgt wirkendem Gesichtsausdruck kam er zu ihr. “Ja, richtig“, bestätigte er ihr seinen Namen. “Aber sag doch Sextus, wenn es dir nicht zu aufdringlich erscheint.“ Und wo er gerade beim Thema aufdringlich war, setzte er sich auch zu ihr auf den Rand der Kline, sie weiter einfach nur besorgt betrachtend. Nur kurz ließ er seinen Blick über sie etwas tiefer gleiten (und er achtete dabei darauf, dass sie in dem Moment auch gerade eben zu ihm herschaute), um dann fast wie bei einem Gedanken ertappt zu der Sklavin zu blicken, die geblieben war.
    Redete er denn undeutlich, oder was machte die noch hier? Wobei er sich zu erinnern glaubte, dass diese da der Flavia gehörte. Sicher war er sich nicht, er achtete weder auf Namen noch auf Gesichter der Sklaven besonders. Aber das würde ihr hierbleiben erklären. Aber gut, sollte sie bleiben und sichergehen, dass der Aurelier nicht über ihre Herrin herfiel. Er wollte sie ja auch nur aushorchen und sich ein wenig beliebt machen.


    Nach dieser kurzen Sekunde also wandte er ihr wieder den Blick zu und schien einen Moment mit sich zu hadern. “Nun, Celerina, was macht eine so schöne Frau wie du um diese Zeit hier? Solltest du nicht draußen alle Männer neidisch auf den deinen machen?“ Die bloße Nachfrage, was denn nun los sei, war ihm zu plump. Sicher, eine anständige Matrone hütete das Haus, aber wer wollte das schon bei einer Schmeichelei so genau nehmen?

  • Der Besuch im Tempel der Iuno war nicht so verlaufen, wie Celerina und Septima es sich erhofft hatten. Nein, im Gegenteil. Für Celerina kam es einer Demütigung in aller Öffentlichkeit gleich und sie hatten sich schnellstmöglich auf den Weg zurück zur Villa Aurelia begeben. Leider geriet Septimas Sänfte in einen Stau, weil ein Trauerzug die nächsten zwei Straßen versperrten, so dass Celerina um einiges vor ihr in der Villa ankam.
    Es erschien Septima, als wäre eine Ewigkeit vergangen, ehe die tiberische Sänfte vor der Porta der Villa Aurelia hielt und Baldemar ihr heraus half. Die junge Frau brauchte sich nicht großartig zu erkundigen, wo sich Celerina aufhielt, denn sie erblickte diese, auf eine Kline gebettet, im Atrium. Wie ein Häufchen Elend wirkte die Flavia und Septima fühlte sich mitschuldig an ihrem Zustand. Wäre sie es nicht gewesen, die Celerina vorgeschlagen hatte, gemeinsam ein Opfer der göttlichen Iuno darzubringen, wäre ihr diese Schmach gewiss erspart gelieben.
    Neben Charis, die als einzige Sklavin noch in der Nähe ihrer Herrin war, erblickte Septima eine männliche Gestalt, die sich soeben zu Celerina auf die Kline setzt. Leider konnte sie denn Mann nur von hinten sehen, so dass sie Lupus nicht gleich erkannte. Langsam ging Septima näher. Ob Celerina sie überhaupt noch in ihrer näheren Umgebung dulden würde? Vorsichtig sprach sie die Flavia an. „Celerina? Kann… ich dir… irgendwie behilflich sein?“ Wenn es schon ein Donnerwetter geben musste, dann würde Septima es lieber gleich hinter sich bringen und es erst gar nicht weiter hinaus zögern. Außerdem konnte sie nun den jungen Mann erkennen, der sich anscheinend um Celerina zu kümmern schien. Aurelius… mhm Lupus, wenn sie sich nicht irrte. Sie nickte ihm kurz zur Begrüssung zu, um erst einmal Celerinas Reaktion auf ihr Hiersein abzuwarten.

  • Man sah mir einen Hauch der Erleichterung an, als sich herausstellte, daß ich bei dem beliebten Ratequiz, wer bin ich, nicht vollkommen danebengelegen hatte. Wenigstens etwas!
    "Sextus," meinte ich und deutete ein zartes Lächeln an, sofern dies mein leidendes Antlitz denn zuließ. Natürlich lag es auf der Hand, daß Sextus darauf aus, war, die Umstände meines Zustandes zu erfahren. Nun ja, sicher war es dem einen oder anderen schon aufgefallen. Ich war nun schon über ein Jahr mit Marcus verheiratet und immer noch blieb uns Nachwuchs versagt. Langsam konnte man auf die Idee kommen, hier könne eventuell etwas nicht stimmen. Noch war es nicht offensichtlich, daß die Familienmitglieder hinter meinem Rücken über diese Tatsache tuschelten. Wenn ich jedoch nun herum erzählte, was im Tempel geschehen war, dann war dies nur eine Frage der Zeit, bis es soweit war. Und was war mit Septima? Nun, ich vertraute einfach einmal ihrem Taktgefühl, auf das sie schweigen würde, wie ein Grab. Und glücklicherweise war sie ja auch noch gar nicht da. Oder war sie bereits da, doch sie hatte sich vor Scham in ihre Gemächer zurückgezogen? Nun, beides konnte mir nur recht sein. Am Ende verplapperte sie sich noch.
    Sextus, so war zu erwarten gewesen, ließ sich nicht so einfach abspeisen. Auf charmante Weise hakte er einfach nach, um schließlich doch eine zufriedenstellende Antwort zu bekommen.
    "Ach weißt du, diese Hitze macht mir einfach so sehr zu schaffen," gab ich vor, dabei war es doch am heutigen Tag recht gemäßigt gewesen. Regenwolken waren sogar aufgezogen und alles deutete auf einen baldigen frischen Sommerregen hin. "Erst ist es die Hitze und dann der Wetterumschwung. Man weiß gar nicht… " Nein, man wußte in der Tat nicht, was dieser gräßliche Tag noch alles bereit hielt!
    Da war sie nun, Tiberia Septima, in Fleisch und Blut und natürlich in völliger Sorge um mein Wohlbefinden. Meine Güte, mein Zusammenbruch im Tempel mußte wahrlich spektakulär gewirkt haben. Wie schade, daß ich mich selbst nicht hatte beobachten können!
    "Ah, Septima! Meine Liebe! Ach mach dir keine Sorgen, ich bin schon bestens versorgt. Hier in der Kühle des atriums ist es wesentlich angenehmer als im… äh draußen." Ich hoffte nun auf ihre Verschwiegenheit, gegenüber Sextus.

  • Die Hitze. Sicherlich. Selbst wenn es nicht eine so offensichtliche Ausrede gewesen wäre, hätte Sextus ihr kein Wort geglaubt. Es passierte zwar hin und wieder, dass eine Frau mit schwacher Konstitution wegen der Hitze umkippte, aber die sahen dann nicht so aus wie die Flavia vor ihm. Celerina sah eher aus, als habe sie geheult oder wollte das tun. Nicht, dass Sextus auch nur im geringsten interessierte, warum sie Grund zum Heulen hatte. Das war ihm an und für sich vollkommen gleichgültig. Einzig die Möglichkeit, dass es eine später nützliche Information sein konnte, weckte noch ein wenig sein Interesse.
    Was ihm viel mehr auffiel, war, dass sie überhaupt nicht auf seine Gestik und Mimik reagierte. Aber wirklich gar nicht. Die meisten Frauen, die bemerkten, dass man ihnen etwas mehr Aufmerksamkeit entgegenbrachte, dass man sie als weibliches Wesen wahrnahm, reagierten irgendwie. Manche ganz offen geschmeichelt und die Gesten erwidernd, andere schüchtern, wieder andere offen empört, aber dann doch wieder schauend, als könnten sie gar nicht glauben, dass man sie gemeint hatte. Die meisten überspielten es sofort gekonnt, aber dieser erste Moment, dieser kurze Aufblick, den hatten sie doch alle.
    Nur Celerina nicht. Nichts, rein gar nichts. Und für sowas verschwendete er sein Talent! Entweder war ihre Gemütsverfassung wirklich derartig jammervoll, dass sie es nicht wahrgenommen hatte, respektive gerade keinen Sinn für diese Art des menschlichen Miteinanders hatte. Oder aber Corvinus tat ihm leid und er konnte verstehen, warum die beiden noch kein Kind hatten. Wer lag schon gerne bei einem kalten Fisch im Bett? Sextus konnte nur hoffen, dass der für ihn ausgesuchte Fisch sich doch als Rennpferdchen entpuppte. Oder zumindest als einigermaßen angenehm.
    Er ließ seinen Blick noch einmal über die Flavia gleiten, diesmal aber nicht mehr mit diesem leicht schmeichelnden Ausdruck im Gesicht. Wirklich schade, denn sie war eine schöne Frau, und er hätte sich schon vorstellen können, bei günstiger Gelegenheit und der Annahme der Verschwiegenheit da etwas intimere Gespräche zu führen. Nur im Moment sah er da keine Ansatzpunkte.


    Und es kam auch sofort Gesellschaft hinzu, für die gedachte Zweisamkeit wohl gleichfalls galt. Eins musste man Ursus lassen, er hatte sich ein schönes Weib ausgesucht. Schlank wie eine Gerte mit feinem Gesicht. Sextus konnte verstehen, warum die beiden die meiste Zeit zusammen nächtigten. Wäre er sein Vetter, er hätte es nicht viel anders gemacht. Zumindest für die erste Zeit, bis die Tiberia schwanger war.
    “Septima“ begrüßte Sextus auch sie und erhob sich wieder von der Kline, so dass die Tiberia besser zu Celerina treten konnte, ohne ihm dabei so nahe kommen zu müssen. Das wäre vielleicht doch eine Spur zu aufdringlich gewesen. Wenngleich die Vorstellung etwas für sich hatte, die Nähe der beiden Frauen genießen zu dürfen. Doch das war kontraproduktiv für jegliche Pläne, die er mit einer der beiden Damen auch hegen mochte.
    So also trat er einen Schritt beiseite. “Nun, Celerina, du solltest dich dennoch schonen. Wenn das Wetter deinem Gemüt so übel mitzuspielen weiß, solltest du es nicht herausfordern und zu rasch wieder aufstehen. Lass dich ruhig ein wenig verwöhnen. Einer Dame von Rang steht dies ja durchaus zu.“ Nach wie vor glaubte er zwar kein Wort ihrer Ausrede, aber hier vor Septima konnte er kaum weiter in sie dringen und den wahren Grund für ihre Sorge eruieren.


    Charmant lächelte Sextus den beiden Damen zu. “Und da hier zwei edle Damen von Rang sind, fällt die Aufgabe des Verwöhnens wohl mir niederem Diener des schönen Geschlechts zu. Sofern ich dessen von den Herrinnen für würdig erachtet werde.“ ein bisschen Spiel schadete nie. Und viel anderes konnte er ohnehin im Moment nicht machen.

  • Aurelius Lupus erhob sich sofort vom unteren Ende der Kline, auf welcher Celerina lag, als Septima zu ihnen trat. Dies ließ die Tiberia kurz aufhorchen und auch die Worte, die Lupus so salbungsvoll von sich zu geben pflegte, waren nicht dazu gedacht, ihren Argwohn, zu besänftigen. Sie hatte den Eindruck, dass Lupus dem weiblichen Geschlecht gerne viel näher kam, als es sich für Damen von Anstand – somit Celerina und sie selbst – geziemte. Was ihn wiederum in ihren Augen interessant erscheinen ließ, weshalb ihre braune Augen einen Moment länger auf dem Gesicht des Mannes verweilten und sich ihre Lippen zu einem liebreizenden Lächeln verzogen, ehe sie sich wieder auf Celerina konzentrierte. Wenn es nach ihr ginge, könnte Lupus ruhig noch ein wenig bleiben, und seinen übertriebenen Charme bei ihnen spielen lassen. Innerhalb der Familie fühlte sich Septima sicher, denn niemals würde sie sich mit einem Familienmitglied der Aurelier einlassen – hoffte sie zumindest.
    Die Anwesenheit von Lupus erklärte natürlich auch, weshalb Celerina so ausweichend mit ihr sprach. Es war gewiss erniedrigend für die Flavia gewesen, die Ablehnung der göttlichen Iuno vor den Augen der Schaulustigen zu erfahren, da brauchten sie es nicht noch in der Familie breit zu treten. Obwohl Corvinus sich gewiss nach dem Ausgang ihres Opfers erkundigen würde. Das war auch der Grund, weshalb Septima gerne mit Celerina gesprochen hätte, denn sie wollte ihrer Freundin – zumindest sah Septima eine Freundin in Celerina – anbieten, Corvinus von dem schlechten Ausgang ihres Opfers zu berichten, so dass es nicht Celerina selbst sein müsste, die diese schlechte Nachricht überbringen und das enttäuschte Gesicht ihres Mannes sehen musste.
    Ob Celerina froh war, über die Gesellschaft von Lupus? Lenkte sie das von dem unglückseeligen Ereignis im Tempel ab? Mit den Augen versuchte Septima zu ergründen, in welcher Gemütsverfassung die Flavia sich befand und wie sie weiter zu verfahren hatte. Auf jeden Fall würde sie stillschweigen bewahren, über das was am Tempel geschehen war und wo sie überhaupt gewesen sind.
    „Lupus, wie schön das du dich gleich um das Wohl von Celerina gekümmert hast. Das ist zu freundlich von dir. Aber dein Angebot, können wir nicht annehmen. Du bist ganz gewiss kein Diener…“ ‚auch wenn ich mir das durchaus in einer anderen Situation und zu einem anderen Zeitpunkt…’ folgte ein kleiner Zusatz in Septimas Geist, der ihr Lächeln ein wenig hintergründig erscheinen ließ und sogleich wieder in den hintersten Winkel ihres Gehirns verbannt wurde. „…der von uns umhergescheucht werden kann, ganz wie es uns beliebt. Für solche Aufgaben gibt es fleißige Sklaven.“ Sie streckte auffordend ihre Hand aus, so dass einer der unsichtbaren Sklaven im Atrium herbeigeeilt kam und ihr einen Becher mit verdünnten Wein reichte. Sie grinste kurz Lupus zu und nippte an dem Getränk.
    Dann schaute sie wieder zu Celerina herab. „Und was machen wir jetzt mit dir?“ fragte sie mitfühlend. „Wenn es wirklich die Hitze war, die dir so zugesetzt hat, dann solltest du etwas trinken, Celerina.“ reimte sich Septima zusammen, was sie aus dem kurzen Gespräch zwischen dem Aurelier und der Flavia mitbekommen hatte.
    „Wenn es dir lieber wäre, dann können wir dich auch alleine lassen, für den Fall dass du einfach ein wenig ruhen möchtest, um… deine Kräfte zu sammeln.“ An sich wollte Septima so etwas wie, Gedanken sammeln, oder sich von dem Schreck erholen, sagen, aber in Anwesenheit von Lupus war dies nicht möglich. Gewiss verriet ihr erneuter Blick in seine Richtung sie, doch sie war jung und beherrschte das Versteckspielen nicht so perfekt wie Celerina. Septima blickte in ihren Becher, an dem sie nur kurz genippt hatte und hielt ihn dann Celerina hin. „Möchtest du?“

  • Ich fand mich in einer wirklich prekären Lage wieder. Zum einen hätte es mich ja brennend interessiert, diesen Sextus etwas näher kennenzulernen, da mir doch schon so einiges über ihn zu Ohren gekommen war. Andererseits war da diese kaum überwindbare Scham, mit ihm so ganz nebenbei über meine Kinderlosigkeit oder das mißlungene Opfer zu sprechen. Dafür kannte ich ihn einfach zu wenig. Und am Ende als verkappte und infertile Pomeranze da zustehen, wollte ich natürlich auch nicht.
    Sehr wohl hatte ich bemerkt, daß Sextus mein Zustand nicht einerlei war. Oder zumindest gab er sich unendlich viel Mühe, mich glauben zu lassen, daß es dies täte. Sein Ratschlag, schnell wieder auf die Beine zu kommen, schmeichelte mir. Wenn es doch nur so einfach wäre, konterte ich innerlich. Meine Erfahrung, die ich heute im Tempel machen mußte, sie hatte eine solche Wirkung auf mich gehabt! Gerne wäre ich näher auf ihn eingegangen, denn er entpuppte sich als wahrer Charmeur, der es mit höchster Wahrscheinlichkeit geschafft hätte, mich mit seinen Schmeicheleien einzuwickeln. Nur eben heute nicht!
    Mir kam schon mein Gerede über das Wetter, welches ja nur ein Vorwand gewesen war, um meine tatsächlichen Sorgen zu vertuschen, als äußerst oberflächlich und ermüdend vor. Was würde Sextus nur von mir denken?
    Als schließlich noch Septma besorgt um mich hinzukam und meine größte Sorge war, von ihr augenblicklich entlarvt zu werden, wurde alles noch schlimmer. Wie verknöchert kam ich mir vor! Nur nicht zu viel sagen, nur auf kein Stichwort reagieren, welches mich am Ende selbst verraten hätte. Meine Güte, ich war erstaunt, wie verkrampft ich sein konnte! Jedoch der arme Sextus gab nicht auf. Ganz im Gegenteil, er erweiterte seine Zielvorgabe nun auch noch auf die Tiberia, was dieser natürlich sogleich aufgefallen war. Unglücklicherweise erwies auch sie sich als unempfänglich, zumindest was Sextus´ Beweihräucherungen betraf. Hätte ich ihre Gedanken lesen können, dann hätte ich ihr in diesem Fall zustimmen können. Ja, es war in der Tat ein Jammer. Offenbar bot sich in diesem Augenblick ein hoffnungsvolles Pendant zu meinem Ehemann an und ich konnte nicht zugreifen! Sie aber auch nicht, was mich dann aber wieder tröstete. Jedoch versetzte es mir einen Stick in die Brust, als sie völlig beiläufig erwähnte, es gäbe ja schließlich Sklaven, die seinen angebotenen Dienst übernehmen könnten. Mein Blick, der in diesem Moment auf Septima niederging, sprach wohl Bände. Irgendwie fühlte ich mich ertappt.
    Nein, ich wollte nicht alleingelassen werden und im Garten oder sonst wo, wollte ich mich auch nicht verlustieren. Was ich brauchte, war schlicht und ergreifend Abwechslung! Etwas oder jemand, der mich auf andere Gedanken brachte! Und meinetwegen ja, wenn die dumme Sache im Tempel nun zur Sprache kam, dann kam sie eben zur Sprache! Spätestens wenn die Sklaven, die dabei gewesen waren, die Gerüchteküche in Gang setzten, war bald das ganze Haus informiert. Und außerdem war Sextus ja schließlich auch nicht auf den Kopf gefallen und sicherlich war er auch des Rechnens mächtig. Denn eine Schwangerschaft dauerte für gewöhnlich neun Monate, ich hingegen war mit Marcus nun schon um die fünfzehn Monate verheiratet. also hätte ich seit gut einem halben Jahr bereits Mutter sein müssen! War ich aber nicht! "Ach wißt ihr, es ist ja wirklich rührend, wie ihr beide euch um mich kümmern wollt. Und du vor allem, mein lieber Sextus! Wo wir uns doch noch gar nicht richtig kennen! Was du nun von mir denken mußt!" Dann wandte ich mich wieder Septima zu. "Und du liebe Septima, du hast heute schon so viel für mich getan. Daß die Sache im Tempel schief ging, ist nicht deine Schuld!" Ach, welch ein Befreiungsschlag in diesem Moment! Mir war, als wäre ich ein viel zu enges Kleidungsstück losgeworden und konnte jetzt wieder frei atmen.
    Septimas angebotener Becher nahm ich sofort und dankte es ihr mit einem Lächeln und einem bescheidenen "Danke", auch wenn ich für gewöhnlich nicht von gebrauchtem Geschirr aß oder trank. Heute war ich aber zum teilen bereit! Und nicht nur, was das Geschirr betraf.
    Es schien, als bewirkte das Getränk wahre Wunder bei mir, denn von Mal zu Mal kam wieder Farbe in mein Gesicht.
    "Was war es denn noch gleich, womit du uns dienen wolltest, liebster Sextus?" Hatte er nicht etwas von verwöhnen gesprochen?

  • “Alle Männer sind bloße Diener angesichts solcher Schönheit. Welcher Mann könnte sich schon anmaßen, über sie herrschen zu wollen?“ Sextus gab sich weiterhin charmant, selbst im Widerspruch. Und er musste der Tiberia widersprechen, denn er hatte sicherlich nicht vor, sich durch seinen Vergleich auf eine Stufe mit einem sprechenden Möbelstück zu stellen. Oder stellen zu lassen.
    Ruhig beobachtete Sextus das kleine Geplänkel zwischen den beiden Frauen. Selbst, wenn die Tiberia ihre Worte nicht so auffällig unauffällig gewählt hätte, hätte er die Ausrede mit dem Wetter nicht hingenommen. Spätestens aber bei dem Wort 'wirklich' hätte jedem aufmerksamen Zuhörer klar sein müssen, dass es noch einen weiteren Grund gab, der wohl zumindest aus Frauensicht schwerwiegender machte. Was die ganze Sache in nicht abschätzbaren Maß verkomplizierte. Nicht nur, dass hier zwei Frauen waren, die es gleichermaßen zu beachten galt, so dass keine sich vernachlässigt oder hinter die andere gestellt fühlte. Nein, es waren auch noch beides Frauen, die zumindest heute sich reichlich uncharmant und unempfänglich für eben das zeigten. Wie sonst sollte Sextus den Wink der Tiberia verstehen, sie wolle ihn nicht als ihren Diener, ganz zu schweigen von dem Vorschlag, Celerina allein zu lassen, der ihn mit einschloss? Venus schien wirklich gefallen daran gefunden zu haben, ihm so schöne wie kalte Frauen vor die Nase zu setzen. Aber immerhin gab es so noch Ziele, denn nichts war schneller vorbei als der Rausch eines geschenkten Sieges.


    “Was ich denke?“ fiel er da auf Celerinas Worte hin wieder in das Gespräch ein. Vielleicht war sie ja wirklich ein kalter Fisch, der nicht empfänglich war, aber einen letzten Versuch war es wert. Und diese Vorlage war zu gut, sie ungenutzt zu lassen, und sei es nur, um bei der Tiberia ein wenig Sehnsucht nach Schmeichelei zu wecken. “Nun, ich denke...“ Und nun kam er doch wieder näher zu Celerina, nahm ihr sanft den Becher ab, um ihn auf das nahe Tischchen abzustellen. Er ging vor ihr leicht in die Hocke, um auf Augenhöhe mit ihr zu sein, und nicht zu ihr hinabzusehen. Ihre Hand aber behielt er in der Hand, so leicht, dass sie sie ihm jederzeit entziehen konnte. So sie es denn wollte. “...dass du, werte Flavia, viel zu schön bist, um so traurig dreinzuschauen. Vor allem wegen einer Laune der Götter, die ja doch nur neidvoll auf dich hinabblicken können. Immerhin erhalten sie jede ihnen entgegengebrachte Aufmerksamkeit nur aus Pflicht heraus und nicht um ihrer selbst willen.“ Die Kunst bestand darin, das rechte Maß zu finden und nicht zu übertreiben. Vor allem, wenn eine zweite Frau anwesend war, die ihn hören konnte. Aber noch erachtete Sextus das Maß noch nicht ganz voll, ein wenig konnte er noch. Er sah ihr dabei kurzzeitig ins Gesicht, als wäre sie die einzige Frau auf der ganzen Welt, die anzusehen sich lohnte. “Ich denke, dass dein Mann beneidenswert ist, und er ein Trottel sein muss, jetzt nicht hier an deiner Seite zu sein, um dir das zu sagen, was ich nur unzureichend aussprechen kann. Denn wie beschreibt man die Morgenröte, ohne die Worte zu benutzen, die zu sagen einem verwehrt sind?“
    Er ließ seinen Blick noch einen Augenblick auf ihr ruhen, ehe er sich erhob und sich auch der Tiberia zuwandte mit diesem leicht hintergründigen Lächeln. Er schritt auf sie leicht zu, ein wenig seitlich, um sie im Profil betrachten zu können. “Überhaupt scheinen mir meine Vettern vom Glück gesegnet zu sein. Hat Ursus doch auch die schönste Blume der Tiberier gefunden.“ Flüsternd, so dass Celerina es nicht hörte, raunte er gleich noch: “Wenn nicht von Rom.“ Er ließ seine Nähe kurz auf die Tiberia wirken und beobachtete ihre Nähe, versuchte einzuschätzen, ob sie nicht doch eine kleine Schwäche offenbaren mochte. Man sollte schließlich nicht allzu schnell urteilen, sondern erst nach Prüfung der Fakten. “Und mir bleibt nur, ihr beider Glück zu betrachten und zu hoffen, dass ein wenig ihres Glücks auch auf mich übergeht.“ Natürlich war dieser Satz zweideutig! Und Sextus meinte ihn auch durchaus so, fügte dennoch aus Anstandsgründen gleich noch an: “Wenn ich denn verheiratet sein werde.“


    Womit er die beiden Damen verwöhnen könnte, war wiederum eine andere Frage. Ihm schwebten da durchaus einige Möglichkeiten vor, nur würde er die besser nicht in einem Rahmen vorbringen, wo es den Ehemännern der beiden Damen zugetragen werden könnte. Und auch nicht, wenn er sich nicht sicher war, dass die beiden oder auch nur eine von ihnen dazu bereit wäre und eben solches beabsichtigt hätte. Das Problem, wenn man die Frau eines Verwandten flachlegte, war, dass man sie danach noch häufiger zu Gesicht bekam. Und sich folglich davor, währenddessen und danach benehmen musste, um sich der Verschwiegenheit der Dame sicher zu sein. Außerfamiliär konnte man sich einfach verleugnen lassen, bei der Cena fiel das auf Dauer doch auf.
    “Nun, meine Damen, nach welcher Art der Verwöhnung steht euch denn der Sinn? Euch dabei zu helfen, ein wenig die Verspannungen des Alltags zu lösen und abzuschütteln, wäre mir ein Vergnügen.“ Gut, das war vielleicht hart an der Schmerzgrenze, aber garniert mit einem spitzbübischen Lächeln als nicht allzu ernst einzustufen. Sollten die Damen ruhig einen Wunsch äußern, allzu schlimm würde es schon nicht werden.

  • Die Worte des Aureliers gingen nicht spurlos an Septima vorbei. Welche Frau mochte es nicht, wenn sie als Schönheit bezeichnet wurde, doch fügte er seiner Schmeichelei noch etwas hinzu, weshalb sie ihm mit einem leichten Lächeln auf den Lippen und einem Funkeln in den braunen Augen antwortete. „Jeder Mann möchte seine Frau beherrschen, oder zumindest die Kontrolle über sie haben. Die Frage ist nur, ob sie es immer und überall zu lässt.“ Was genau sie mit immer und überall meinte, ließ Septima mit Absicht offen. Ihre Gedanken gingen eindeutig in Richtung des eigenen Cubiculum, welches sie sich seit der Hochzeit mit Ursus teilte. In diesen vier Wänden waren sie gleichgestellt. Es war ein gegenseitiges geben und nehmen und ganz nebenbei erfuhr sie die ein oder andere politische Neuigkeit von ihrem Gemahl. In welche Richtung die Gedanken von Celerina oder Lupus gingen, hätte sie durchaus interessiert, doch sie befanden sich mitten am Tag im Atrium, was nicht gerade ein sehr verschwiegener Ort für intimere Gespräche war. Außerdem kannte sie Lupus nicht gut genug.
    Leicht erschrocken schaute Septima zu Celerina, als diese leichthin meinte, sie hätte schon genug für sie getan und könne schließlich nichts für den schlechten Ausgang des Opfers. „Oh, ähm... na gut.. wenn du meinst.“ stotterte sich Septima einen zu recht. Sie hätte gern mehr für Celerina getan und vor allem, hätte sie vorab für einen guten Ausgang des Opfers sorgen sollen, doch nun war es eindeutig zu spät für solche Interventionen. Das Opfer für Iuno war vorbei und sie würden es irgendwann später noch einmal versuchen. Allerdings sprach Septima diesen Gedanken nicht aus, sondern beobachtete lieber Lupus dabei, wie er sich um Celerina bemühte. 'Wie rührend er sich um sie kümmert. Einfach süss! Wenn das nicht Celerinas Laune hebt...' dachte Septima bei sich und grinste inzwischen wieder fröhlicher vor sich hin. Sie ließ sich von den sanften Worten aus Lupus Mund einlullen und erst langsam sickerte die Kenntnis über seine Worte in den rationalen Teil ihres Geistes.
    'Ach ja richtig! Corvinus weiß bestimmt noch nicht bescheid!' Dann wurden Septima die Schmeicheleien des Aureliers zu teil. Leider war ihr Gehirn inzwischen mit ganz anderen Dingen beschäftigt, als dass sie die Bewunderung eines jungen Mannes hätte gebührend erwidern können. Kurz ging ihr sogar der Gedanke durch den Kopf: 'Nun übertreibt er es ein wenig.' doch machte sie gute Mine zu seinem Spiel – denn nichts anderes sah sie darin – und schaute sogar kurz verlegen zu Boden. „Zu viel des Guten, Lupus.“ erwiderte sie ebenso leise wie er und schaute kurz darauf hinauf in sein Gesicht, welches männlich markant und mit ebenso brauen Augen wie bei vielen der Aurelier versehen war. Lupus war größer als Ursus, so dass Septima sich bemüht sah, möglichst aufrecht zu stehen, um nicht zu klein neben ihm zu erscheinen und sich auch geistig ihm ebenbürtig zu fühlen. Ihr Blick glitt weiter über seine Erscheinung und sie kam nicht umhin festzustellen, dass der Mann von den Göttern reichlich gesegnet worden war, denn seine Arme wirkten muskulös, was zu der Annahme führte, dass der restliche Körper ebenfalls gut trainiert war. Nun war es echte Verlegenheit, die sich in sanfter Röte – unter dem Rusch auf ihren Wangen – auf dem jungen Gesicht der Tiberia zeigte und sie dazu veranlasste, ihre Aufmerksamkeit schnell wieder auf Celerina zu lenken. ‚Na wunderbar, jetzt hat er es geschaft micht zu verunsichern!’ murrte Septimas Geist auf.
    „Belassen wir es für heute einfach bei einem unglücklichen Versuch und wenden uns demnächst noch einmal mit einem Opfer an die göttliche Iuno.“ ‚Und dann werde ich dafür sorgen, dass es gut ausgehen wird!’ nahm Septima sich fest vor.
    Die wenigen Worte an Celerina gerichtet, hatten Septima gereicht, um sich gegenüber Lupus und ihren durchaus lüsternden Gedanken zu seiner Statur, zu entziehen und sich wieder seiner Person zuzuwenden. Allerdings keimten schon wieder unzüchtige Gedanken in ihr empor, als sie die Worte ‚Verwöhnung, Sinne, Verspannungen und Vergnügen’ aus dem Mund des Aureliers vernahm. Nach einem kurzen Räuspern erwiderte sie ihm mit durchaus fester Stimme. „Was hälst du davon, wenn du uns etwas vorlesen würdest, lieber Lupus. So kann Celerina sich von den Strapazen des Vormittages erholen und wir lauschen andächtig deiner angenehmen Stimme.“ unterbreitete sie Lupus einen Vorschlag zur Unterhaltung der beiden Damen. Außerdem könnte sie ihn so für einen Moment los werden, weil er in die Bibliotheca gehen müsste, um eine entsprechende Lektüre für sie zu holen. ‚Oder er schickt einen Sklaven, was meinen Plan vereiteln würde.’ Nun, sollte letzteres der Fall sein, würde sie sich halt offen vor Lupus bei Celerina erkundigen, ob sie Corvinus von dem Ausgang des Opfers berichten sollte, oder nicht. Fragend und mit einem nicht weiter zu deutenden Lächeln schaute Septima von Lupus zu Celerina und wieder zurück, um zu sehen, was diese von ihrem Vorschlag hielten.

  • "Letztendlich obliegt es doch der Frau, den Willen des Mannes so zu beeinflussen, auf daß er am Ende gar nicht mehr anders kann, als sich selbst zu ihrem Diener zu machen.", meinte ich schließlich auch noch dazu, denn darin, so glaubte ich, bestand die wahre Kunst. Allerdings erforderte dies jahrelange Übung, die gelegentlich auch von Mißerfolgen begleitet wurden. Aber waren es nicht die Mißerfolge, aus denen sich der beste Lehmeister hervortat?


    Oh ja, es hob meine Stimmung ungemein, denn Lupus verstand sich hervorragend auf die Kunst des Schmeichelns. Und nicht nur das! Er war regelrecht begnadet. Wie er vor mir in die Hocke ging, mir kokett den Becher aus der Hand nahm, meine andere Hand weiterhin haltend und mir allerlei Süßholzraspeleien zuflüsterte, einfach göttlich! Genau so etwas in der Art wollte ich jetzt hören. Wer in aller Welt war sein Mentor gewesen? Oder war dieses Können etwa angeboren?
    "Das hast du sehr schön gesagt! Wahrlich, du betörst mich, mein Lieber!" Auch wenn dies wohl nicht der passendste Ort dafür war. Herrje, nicht auszudenken, wenn jetzt Marcus hereinplatzte! Na und? Der gute Lupus kümmerte sich doch nur seiner statt um mich, da es mir doch so schlecht ging! Ein wahrer Wohltäter, gänzlich uneigennützlich!


    Natürlich beließ ich auch meine Hand in seiner, da er doch alle Register seines Talentes zog, um mir ein dankbares, wenn auch schwärmerisches Lächeln abzuringen. Und dabei, so mußte ich gestehen, verlangte es ihm gar keiner großartiger Mühen ab, denn ich war regelrecht ausgehungert nach Komplimenten und Courschneidereien. Ja, ich war im Begriff, ihm zu verfallen und Septima… wer war eigentlich Septima? Nun, Septima war in diesem Augenblick zur Nebensächlichkeit degradiert worden. Jedoch nur kurz. Denn Lupus war sich durchaus bewußt, daß wir beide uns hier nicht allein befanden. Und er es nun auch der Tiberia recht machen mußte. Ein wenig Enttäuschung, gar Eifersucht schwang kurzzeitig in meinem Blick mit, als er sich von mir ab und ihr zuwandte. Doch schnell übertünchte ich dies wieder mit gespieltem Wohlwollen, wie ich es nur allzu oft tat. Jedoch als er mit ihr zu flüstern begann, spitzte ich meine Ohren, um ja nichts zu verpassen.
    "Das habe ich gehört!", brach es aus mir tadelnd hervor und aus meinem Antlitz war jedwediges Lächeln entschwunden. Stattdessen belegte ich die beiden mit einem strengen Blick, dem ich jedoch nicht lange standhield, denn irgendwannbegann ich zu kichern. Ja, in der Tat, ich kicherte! Eine Frau in meinem Alter sollte nicht mehr kichern! Allerdings tat ich dies wohl nur, weil Septima den jungen Aurelius in seinem Tun zügelte.

    In der Tat, ihm blieb nur der Blick auf unser vermeintliches Glück, was wohl eher auf Septima zutreffend war. Doch konnte er sich nicht in der Tatsache trösten, sich bald schon mit dem Gedanken zu beschäftigen in den sicheren Hafen der Ehe einlaufen zu können. Und dann auch noch mit einer Flavia! Natürlich, die Verhandlungen liefen noch. Aber immerhin, ein kleiner Hoffnungsschimmer!
    "Ich bin mir sicher, dir wird eines Tages auch ein solches Glück zuteil, letztendlich bringst du die besten Voraussetzungen mit, würde ich meinen. Doch bevor es soweit bist und du uns ganz und gar verlustig gehst, sollten wir dein Angebot schon annehmen!" Davon war auch die Tiberia nicht abgeneigt, die sogleich einen Vorschlag machte. Nämlich den, er möge uns doch etwas vorlesen. Tatsächlich hätte dies den Effekt der Entspannung noch überaus gefördert, nur glaubte ich, man könne dem jungen Aurelius noch weitaus mehr abverlangen.
    "Wie wäre es, wenn du aus dem Stehgreif etwas rezitierst und uns dabei die Füße massierst?" Die waren zwar heute noch nicht sehr beansprucht worden, dennoch war dies eine hervorragende Methode, alle Ermattungen des Müßigganges abzuschütteln.

  • Nein, das hatte sie nicht gehört. Sextus war sich sehr sicher, dass sie nur böse war, weil sie es nicht verstanden hatte. Er hatte zu leise gesprochen, er war doch kein Hornochse, der eine Frau durch so etwas verärgerte. Dennoch erntete die Flavia ein entschuldigendes Lächeln und eine leichte Verbeugung, auch trotz ihres kichernden Anfalls und obwohl die Tiberia ihn in seine Schranken verwies. Nunja, so ein wenig zumindest, immerhin konnte sie ihm kaum hier im Atrium nach einem fünf minütigen Gespräch gleich erliegen und sich ihm auf der Kline hingeben. Auch wenn die Vorstellung etwas hatte. Vor allem, wenn die Flavia auch mitmachen würde... Doch man sollte sich von solchen Träumereien nicht vom wesentlichen ablenken lassen. Erst einmal galt es nur zu verführen. Die Früchte dieser Arbeit zu genießen musste er so oder so auf später verschieben, sofern diese überhaupt reifen würden. Doch momentan sah es damit doch schon besser aus als noch vor einigen Momenten.
    Septima war die erste mit einem Wunsch. Vorlesen sollte er. Vier Jahre Ausbildung in Rhetorik, dazu unzählige Stunden bei verschiedensten Rhapsoden und Gelehrten, um aus ihm einen gebildeten, jungen Patrizier zu machen. Und nun sollte er vorlesen. Ja, das wäre wohl im Bereich seiner Fähigkeiten. Er wollte gerade mit einer eleganten Verbeugung anfragen, welches Werk denn den Damen genehm wäre, als Celerina mit der verfeinerten Version dieses Wunsches aufwartete. Füße massieren und auswendig etwas aufsagen. Letzteres gestaltete sich recht einfach, denn um die Herzen der Frauen zu betören, entlieh man sich hier und da schon einmal einen Vers eines Dichters. Ersteres stellte Sextus vor ein kleines Problem.
    Nein, nicht moralischer Art. Nur zu gern würde er seine Hände über die Füße dieser Damen gleiten lassen, und auch ein wenig höher. So hoch sie es eben zuließen, wobei die Grenze eher eine Frage der Zeit war. Wenn eine Frau sich so wohl fühlte, dass sie anfing, zu schnurren wie ein Kätzchen, schaltete sich im gleichen Maße ihr Gehirn einfach ab, und sie ließ sich immer mehr berühren, nur damit man nicht aufhörte, sie zu streicheln. Damit hatte er schon durchaus gute Erfahrungen gemacht.
    Sein Problem war eher physikalischer Natur, da der durchschnittliche Mitteleuropäer nur mit zwei Armen – und zahlenmäßig übersichtlich Beinen – ausgestattet war. Wohl weil die Massage von vier Frauenfüßen gleichzeitig nicht im Bauplan einer sonst sehr vorausschauenden Evolution enthalten war. Wie also sollte er das bewerkstelligen, ohne dass eine der Damen sich vernachlässigt fühlte?
    “Nun, gerne will ich den wünschen nachkommen. Nur wie soll ich armer Tor entscheiden, mit welcher Grazie ich beginnen soll? Ich fürchte, meine Damen, ihr stellt mich vor eine Wahl, die ich unmöglich entscheiden kann, und euch beide nur halbherzig zu massieren käme mir nie in den Sinn. Nein, solche Schönheiten wie ihr verdienen nur das beste. So fürchte ich, müsst ihr euch entscheiden, mit wessen Füßen ich beginnen soll, oder aber, wir nehmen doch die Hilfe weiterer Diener in Anspruch.“
    Bedauernder konnte ein Gesichtsausdruck kaum sein als jener, den Sextus den beiden Damen zuwarf. Aber er würde nicht den Fehler begehen und hier eine Reihenfolge der Damen festmachen. Streit war das letzte, das er gebrauchen konnte, zumindest keinen, den er ausgelöst hatte. Auch wenn nicht auszuschließen war, dass die beiden Damen nichts desto trotz zankten. Wenngleich er sich nicht ganz vorstellen konnte, dass er bereits eine so besitzergreifende Wirkung auf eine der beiden erzielt haben sollte.

  • Lupus verstand sich darauf, beiden Damen mit einer gehörigen Portion Selbstbewußtsein zu schmeicheln und es amüsierte Septima, zu beobachten, wie eingeschnappt Celerina auf die Aufmerksamkeiten von Lupus an ihre Person, Septima, reagierte. Als sie allerdings Celerinas bösen Blick gewahr wurde, wollte Septima gerade Vorsicht walten lassen, als sich ein Kichern den Weg auf Celerinas Gesicht bahnte und Septima nicht anders konnte, als die Spannung, die einzig und allein Lupus zwischen ihnen aufgebaut hatte, mit einem Lachen entweichen zu lassen. Ein sanfter Schlag mit der Hand auf Lupus Arm und sie lachte ihm fröhlich entgegen. „Schlingel! Wenn du allen Frauen so schmeichelst, dann wird die deine hoffentlich eine rundum glückliche Ehefrau sein und du ein gern gesehener Mann in ihrem Cubiculum.“ 'Ob er in seinen Taten ebenso gewandt ist, wie mit seinen Worten?' grübelte Septima weiter und versuchte ihre Gedanken von einem Stelldichein mit Lupus wieder zurück zum eigentlichen Geschehen zu lenken.
    „Wie ich eingestehen muß, war es Celerinas Idee, somit gebührt ihr die großzügige Behandlung ihrer geschundenen Füsse durch deine geschickten Hände.“ Nicht auszudenken was geschehen mochte, wenn sie diesen äußerst charmanten Vetter von Ursus an ihre Füsse lassen würde. Nein, besser er würde sein Süßholzgeraspel bei Celerina fort setzten.
    Septima schaute fragend zur Flavia. „Wenn du nichts dagegen hast, versteht sich.“ neckte sie sie. 'Nein, nach dem Misserfolgt im Tempel der Iuno hat Celerina es sich verdient ein wenig umsorgt und umschmeichelt zu werden.' „Wenn es dir recht ist, dann würde ich Corvinus von unserem Besuch unterrichten, dann mußt du das nicht tun.“ schlug Septima etwas leiser vor. Zwar würde Lupus die Worte trotzdem vernehmen, aber irgendwie wollte Septima gar nicht mehr laut über das gescheiterte Opfer vor Celerina sprechen.

  • Ein leichtes Nicken aus Celerinas Richtung reichte Septima, um sich bei Lupus und der Aurelia zu entschuldigen.
    "Gut, dann werde ich euch nun alleine lassen und Corvinus Bericht erstatten. Und Lupus...!" Ihr Tonfall war leicht tadelnd, doch lächelte sie ihrem angeheirateten Schwager zu. "Ich komme gerne ein anderes Mal auf dein großzügiges Angebot zurück." Sich ihrer weiblichen Reize durchaus bewußt, drehte sie sich um und verließ mit wiegenden Hüften das Atrium in Richtung von Corvinus' Officium.


    Sim-Off:

    Aus gegebenem Anlass habe ich Septima hiermit aus dem Thread geschrieben.

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