triclinium | Eine schrecklich nette Familie

  • Es war früher Abend, Zeit für die cena, am Abend nach dem Tag, an dem Siv wieder im Hause eingezogen war, vier Tage nach dem Streit zwischen Celerina und mir. Ich hatte mir dieses Abendessen auf keinen Fall entgehen lassen wollen, einerseits, um mir selbst etwas zu beweisen, andererseits um Celerinas Willen. Selbstverständlich würden wir alle gemeinsam essen, sofern die übrigen Familienmitglieder im Hause weilten und sowohl Zeit als auch Lust hatten, gemeinsam zu Abend zu essen. Niki hatte etwas Schmackhaftes gekocht, dessen Duft durch das Haus kroch und auch an den Türen der entlegensten Zimmer kratzte, um zum Essen zu rufen.


    Dennoch war ich der erste, der den Raum betrat. Ich wählte die Liege, die ich meistens vereinnahmte, ließ mich darauf nieder und legte die Füße hoch. Ich hatte mir vorgenommen, besonders auf meine Worte zu achten am heutigen Abend. Zwischen Celerina und mir herrschte derzeit allenfalls eine Art wackeliger Waffenstillstand, Prisca war mir vermutlich wegen der Angelegenheit mit Piso gram, Narcissa wegen der Vesta-Sache, und was sonst noch alles im Argen lag, vermochte ich nicht zu erahnen. Deswegen würde ich mir heute besondere Mühe geben, auch wenn ich die cena selbst am liebsten ausgefallen lassen hätte. Doch wäre das nicht der deutlichste Beweis von Schwäche gewesen? So wartete ich also darauf, dass genügend Aurelier erscheinen mochten, dass die Sklaven mit dem Auftragen des Essens beginnen würden.



    Sim-Off:

    Fühlt euch herzlich eingeladen! :)

  • Gute Miene zum bösen Spiel! Genau das war meine Taktik gewesen, als ich mich zur cena begab. Vorher hatte ich für eine gefühlte Ewigkeit einen Frisier- und Schminkmarathon über mich ergehen lassen. Auch wenn ein Tag zuvor dieses germanische Frauenzimmer in die Villa eingezogen war, gab es keinen Grund, sich gehen zu lassen. Flagge zeigen hieß die Devise! Zeigen, wer hier die Herrin im Hause war. Auch wenn es schwer werden würde, auch wenn es mir den Appetit verderben würde, weil ich neben meine Mann liegen würde, auch wenn ich mich übergeben müßte, würde er es wagen, ihren Namen auch nur ein einziges Mal auszusprechen.


    Zu meinem Unglück hatte sich außer ihm noch niemand sonst im triclinium eingefunden. Niemand, der es mir erspart hätte, einige Worte unter vier Augen zu wechseln. Dieser Mann widerte mich so an! Allein sein Anblick verursachte mir Magenschmerzen.
    "Salve Marcus…" Ein flüchtiger Blick traf ihn. Nichtssagender small talk war wohl das Beste, um einem erneuten Streit aus dem Wege zu gehen. Um das Platz nehmen noch etwas hinauszuzögern, besah ich mir penibel die Klinen und den Tisch. Eine nicht zu überladene Dekoration schmückte den Tisch. Erst die Speisen, nachdem sie von den Sklaven aufgetragen worden waren, würden den Schmuck noch perfektionieren.
    "Schöne Dekoration! Vielleicht fehlen noch ein paar Blumen!" Ganz wunderbar, ein göttliches Thema, um nicht das auszusprechen, was auf der Zunge parat lag.

  • Nach nichts stand Narcissa im Moment weniger der Sinn, als eine Schar Verwandter. Das Gespräch hing ihr nach, schon den lieben langen Tag, hatte sie dazu veranlasst unruhig von ihrem cubiculum, in die bibliotheca, von dort in die exedra, hinaus in den Garten zu wandern und doch nirgends Ruhe zu finden. Noch nicht einmal ein Bad im balneum hatte sie beruhigen können. Dabei hatte sich Lysandra die größte Mühe gegeben, die Luft mit beruhigenden Duftmischungen zu schwängern. Langsam und zäh war der Tag verstrichen und Narcissa noch immer zu keinem Ergebnis gekommen. Es schien ihr fast, als seien ihre Gedanken gelähmt.


    Nein, Lust auf Gesellschaft verspürte sie absolut nicht. Und dennoch, schon allein aus Anstand heraus folgte sie, als man die Familie zur cena zusammenrief. Gemeinsam mit ihrer Schwester Flora betrat sie das triclinum an diesem Abend. Es versetzte der jungen Aurelia einen unangenehmen Schlag in die Magengegend, als sie Marcus auf einer der Liegen sah. Auch seine Celerina war zu gegen. Eine eigenartige Spannung lag über dem Raum, die sie aber nicht so recht fassen konnte – vermutlich weil Narcissa selbst angespannt war. „Salvete!“, grüßten die Zwillinge und die Aurelia brachte es über sich ein schmales Lächeln auf ihre Lippen zu zwingen, dessen Unaufrichtigkeit man allerdings schon aus zehn Metern Abstand erkennen konnte. Sie waren gerade noch rechtzeitig gekommen, um Celerinas Kommentar zu der Dekoration zu vernehmen. Narcissa beschloss sich lieber an die Flavia zu halten und tat es ihrem Beispiel gleich. Ein kurzer Blick über die Dekoration, während sie sich so setzte, dass sie Marcus möglichst nicht direkt ansehen musste. „Das ist wahr…der hortus blüht zur Zeit herrlich. Ein paar schöne Sträuße würden dem ganzen Haus nicht schaden…“, pflichtete sie der Flavia bei. Marcus war von der Idee seine Orchideen abzuschneiden bestimmt nicht begeistert.
    Wieder

  • Von allen Personen dieses Haushaltes musste es unbedingt Celerina sein, die hier als erste auftauchte. Ich unterband eine Grimasse, unterdrückte ein Seufzen und - lächelte freundlich. "Celerina." Eine kurze Pause entstand. "Das ist ein hübsches Kleid." Genau genommen sah es aus wie jedes andere auch, doch das zu sagen, wäre der Situation nicht unbedingt zuträglich gewesen. Sie setzte sich auf die cline an meiner Seite und tat es mir gleich - sie sprach über Belanglosigkeiten. Mein Blick streifte die Dekoration nur flüchtig, zumeist machte ich mir nur wenig daraus, was Celerina im Hause recht freie Handhabe ließ, sofern es nicht den Garten betraf.


    In jenem Moment trat auch Narcissa ein, gefolgt von Flora. Sie grüßten höflich und nahmen dann Platz. Ich dachte augenblicklich an das Gespräch zurück, und wohler wurde mir dabei nicht. Auch sie machte nun eine Bemerkung über das vorherrschende Ambiente. Ich nahm den Weinbecher zur Hand und trank einen Schluck, auch wenn ich ganz gewiss nicht an den vorangegangenen Abend anknüpfen wollte. Zu sehr hatte mein Kopf heute früh geschmerzt, und deshalb befand sich mehr Wasser als Wein in dem tönernen Gefäß. "Ja, wieso nicht?" pflichtete ich der Meinung der Frauen bei. Solange sie die selteneren Pflanzen unbeschnitten gedeiehen ließen, war es mir recht, wenn einige Blumen ihr Leben in einer Vase aushauchten. Ich stellte den Becher zurück. "Hattet ihr einen schönen Tag?" richtete ich die unverfängliche Frage in die Runde.

  • Ganz nebenbei hatte ich meinen Platz eingenommen, genau in dem Moment, als die Zwillinge auf der Bildfläche erschienen. Auf Marcus´ Kompliment, welches mein Kleid betraf, gab ich nichts außer ein leistes "Zss". Wie nicht anders zu erwarten, grüßten sie freundlich. Doch irgendetwas lag in der Luft! Ich spürte es. Narcissa würdigte meinen Mann kaum eines Blickes. Irgendetwas schien zwischen ihnen zu liegen. Wahrscheinlich hatte es etwas damit zu tun, daß die Familie das Mädchen als würdig befunden hatte, Vestalin zu werden, was zweifelsohne eine einschneidende und richtungsweisende Entscheidung war. Wenn ich mich nicht irrte, war Narcissa nicht ganz so begeistert von dieser Idee. Doch selbstverständlich konnte ihr Mißmut eine andere Ursache haben. Mädchen in diesem Alter waren manchmal etwas sprunghaft.
    "Salvete, ihr beiden!" Nur nichts anmerken lassen! Ich hielt an meiner Devise weiter fest und als auch Narcissa der Meinung war, einige Blumen auf dem Tisch könnten nichts schaden, rief ich einen der Sklaven herbei, der hinter mir stand.
    "Dem kann ich dir nur zustimmen, liebe Narcissa! Sklave, komm her!" Er beugte sich zu mir hinunter und ich flüsterte ihm etwas ins Ohr. Mit seinem Auftrag, dem ich ihm verpaßt hatte, verschwand er flux aus dem triclinium.
    "Oh ja, einen wirklich sehr schön sogar! Und du mein lieber? Plagen dich immer noch die Kopfschmerzen?" fragte ich süffisant bei meinem Gemahl nach, wohl auf die Ereignisse der letzten Nacht anspielend.

  • Kaum hatten sich die beiden Mädchen gesetzt, kam sogleich einer der herumstehenden Sklaven heran.
    „Was kann ich den jungen Damen bringen?“, erkundigte er sich mit gesenkter Stimme. Mit einem Blick auf ihr Ebenbild war es Flora, die schließlich für sie beide Saft orderte. Auf leisen Sohlen entfernte sich der Mann, um ihrer Anweisung nachzukommen.
    Narcissa fühlte sich nicht wohl und sie glaubte dasselbe Unwohlsein auch auf Marcus´ Gesicht zu lesen. Offensichtlich dachten sie beide an das zurück liegende Gespräch. Erstmals kam ihr der Gedanke, dass diese Unterhaltung womöglich nicht nur für sie unangenehm gewesen war. Gut möglich, dass Orestes es vorhergesehen und deshalb den Aurelier vorgeschickt hatte, mit dem sie lediglich über einige Ecken verwandt war. Insgesamt wirkte er an diesem Abend etwas mitgenommen – weshalb auch immer. Celerina mochte es wohl wissen.


    Überraschenderweise zeigte sich der Hausherr nicht abgeneigt von ihrem Vorschlag einige Blumen aus dem Garten zu nehmen und seine Gattin fackelte nicht lange, ihn in die Tat umzusetzen und winkte einen Sklaven zu sich heran. Kaum war der Mann verschwunden, kehrte schon der zweite Leibeigene mit den Getränken für die Zwillinge zurück. Während die Flavia Antwort gab, ließ sich Narcissa etwas Saft in einen Becher einschenken und nahm einen kleinen Schluck zu sich. Wie sie nun feststellte, wusste sie so gut wie gar nichts über die Frau an Marcus Seite und konnte sich dementsprechend wenig unter den wenigen Worten vorstellen, die sie entgegnete. Was machte eine matrona wohl den ganzen lieben Tag lang. Vermutlich nicht viel anderes als unverheiratete Mädchen…außer womöglich den Sklaven des Öfteren die Leviten lesen. Zumindest das wusste Narcissa von Celerina: sie konnte äußerst resolut auftreten. Ihre Anspielung registrierte sie mühelos, konnte aber nicht einschätzen, ob sie im Guten, also liebevoll neckend, oder Schlechten, schadenfroh, gemeint war. Das Verhältnis der Eheleute war für die Aurelia ohnehin eher unddurchsichtig. Die meisten Mitglieder der Familie schienen es ohnehin vorzuziehen zwar im selben Haus, aber dennoch aneinander vorbei zu leben.


    Auch ihre Antwort strotzte nur so von Oberflächlichkeit. Wenn die Kopfschmerzen sein Denkvermögen nicht allzu sehr einschränkten, dann konnte sich zumindest Marcus vorstellen, wie ihr Tag wohl gewesen war. Da Narcissa diese Frage aber ohnehin als eher höfliches Geplänkel erfasst hatte, würde eine inhaltslose Antwort wohl niemandem weh tun. „Schön“, gab Narcissa recht einsilbig zurück und wurde durch ihre Schwester ergänzt: „Wir waren im Garten...“ Narcissas Blick huschte rasch hinüber zum Eingang in der Hoffnung, dort möge wohl ein weiterer Aurelier stehen, der sich zu ihnen gesellen wollte. Die Luft war geladen und irgendwie hatte sie den Eindruck, dass es nicht nur daran lag, dass das Verhältnis zwischen ihr und Marcus etwas gespannt war. Alle vier schienen sich unwohl zu fühlen.

  • Eine gemütliche cena im Kreise der Familie. Was gibt es schöneres? Es war schließlich die Gelegenheit, die übrigen Familienmitglieder mal auf einen Fleck anzutreffen - sofern man ihnen nicht gerade aus dem Weg gehen wollte. Außerdem konnte man auf diese Weise viele neue Informationen erhalten, über die gesellschaftlichen Anlässe und auch über die politischen Dinge, wenngleich diese nicht immer so spannend waren. Prisca war also durchaus gespannt auf dieses Familientreffen und sie freute sich auch schon auf das Essen, wobei sie beim eintreten ins triclinium sofort bemerkte, dass eine gewisse Spannung in der Luft lag.


    Oder täusche ich mich da?, grübelte die Aurelia kurz, während sie den Blick über die anwesenden Verwandten schweifen ließ. Naja, groß war die Runde ja noch nicht. Marcus, Celerina, Flora und Narcissa ... So viele Neuigkeiten wie erwartet würde es heute also nicht geben, stellte Prisca leicht enttäuscht fest. Aber egal … "Salvete meine Lieben! … Wie geht es euch?", grüßte sie ihre Verwandten mit einem gleichermaßen herzlichen Lächeln. Anschließend suchte sie sich eine der Klinen, in der Nähe ihrer Cousinen aus und ließ sich entspannt darauf nieder.


    Aufmerksam sah sie dann in die Runde und versuchte sich einen Reim auf die wenigen Worte zu machen, die sie beim herein kommen aufgeschnappt hatte. Es ging anscheinend um … Oh! Der Garten. Durchaus ein Reizwort für Prisca, auf das sie besser nicht nachfragte, sondern lieber erst mal zuhörte, um was genau es momentan ging ...

  • Obgleich er sich in den letzten Wochen und Monaten mehr oder weniger aus dem öffentlichen und teilweise auch familiären Leben zurückgezogen hatte, scheute Publius an diesem Abend nicht davor diese Distanz wieder aufzuheben. Die anstehende cena im Kreise der Familie bot natürlich den perfekten Anlass, um sich und andere wieder auf den neuesten Stand zu bringen. Offiziell war Imbrex in seiner Absenz der Vorbereitung für eine weitere Wahlkandidatur nachgegangen und war hierzu auch zu den aurelischen Familiensitzen in Mantua und Sardinien gereist. Inoffiziell hatte er nicht nur eine weitere Kandidatur vorbereitet, sondern auch stark mit seiner Krankheit zu kämpfen. Natürlich versuchte er auch in diesen Tagen diese Schwäche zu verbergen, was ihm bis dato auch gelang. Nun war er bereit sich wieder vermehrt zu zeigen und seine großen Zielsetzungen anzugreifen.


    Publius näherte sich dem Abendtisch und grüßte seine Verwandten mit einem wohlwollenden Nicken und einem leichten Lächeln. Imbrex machte durchaus einen fitten und erholten Eindruck. "Salvete. Darf ich mich setzen?"

  • Celerinas Anspielung war natürlich als solche zu verstehen. Ich knirschte mit den Zähnen, gab mir jedoch Mühe, weiterhin betont freundlich dreinzusehen. "Danke der Nachfrage, sie sind besser geworden", erwiderte ich besonders höflich, was dann sogleich wieder leicht sarkastisch klang - besonders mit dem aufspießenden Blick hin zu Celerina, den ich nicht vermeiden konnte. Schnell richtete ich meine Aufmerksamkeit wieder auf die Zwillinge. Flora und Narcissa wirkten nicht eben gesprächig, was ich ihnen angesichts der vorgefundenen Situation allerdings auch nicht verdenken konnte. Kurz darauf purzelte Prisca herein und gab sich auch ersteinmal herzlich. Sie nahm Platz, und es blieb nicht viel Zeit für eine Erwiderung - ich lächelte sie ohnehin nur grüßend an, da ich nicht recht wusste, wie ich ihr nach unserem Gespräch am geschicktesten begegnen sollte - bis auch Imbrex sich zu uns gesellte. "Publius, schön dich zu sehen", grüßte ich den Reisenden. Er war auf Sardinien gewesen, nachdem der Familiensitz in Mantua mit Laevinas Hochzeit an die Tiberier übergegangen war und eine ungestörte Erholung darob im Norden Italias nicht mehr so einfach war. "Natürlich, nur zu", fuhr ich fort. Liegen standen in ausreichender Anzahl parat, lediglich die Auswahl musste er noch treffen.


    Ich sah hernach kurz in die Runde. "Ich denke, wir können dann auch anfangen", bemerkte ich und nickte einem Sklaven zu, damit er in der Küche bescheid gab. Lupus und Avianus würden vielleicht später noch dazustoßen, wenn sie Zeit für ein gemeinsames Essen fanden. Pegasus hingegen hatte ich schon lange nicht mehr beim Essen gesehen. Derweil fiel mein Blick wieder auf die dicke Schriftrolle neben mir. Sie war mir heute Mittag zugestellt worden, als Celerina in Ostia weilte, sonst hätte ich vorab mit ihr darüber geredet. Doch nach dieser Anspielung von eben war es mir durchaus eine kleine Genugtuung, sie nicht in Kenntnis gesetzt zu haben. Obgleich mir selbst der Inhalt dieses Briefes durchaus zu schaffen machte, womöglich sogar mehr als ihr selbst. Dieser Tage schien einfach alles zusammenzukommen. Ich seufzte tief. "Während wir warten, will ich euch gern etwas vorlesen. Septima hat geschrieben und bat mich darum." Schweren Herzens griff ich zu der Schriftrolle, und während ich sie erneut öffnete - das Siegel war schließlich bereits gebrochen - warf ich Celerina einen langen Blick zu. "Liebe Familie", begann ich. "Bitte verzeiht, dass ich euch nicht schon viel früher geschrieben habe, doch es gibt hier so viel für mich zu tun, dass mir einfach die Zeit zwischen den Fingern zu zerrinnen scheint. Das Praetorium im Castellum ist ein hoch herrschaftliches Domus, nur leider fehlt ihm die Gemütlichkeit der Villa Aurelia oder Tiberia, weshalb ich bemüht bin, es wohnlicher einzurichten und viel Zeit auf den hiesigen Märkten verbringe, um die, meiner Meinung nach, geeigneten Möbel zu finden. Deine Bank, Corvinus, hat einen schönen Platz in unserem Garten gefunden und ab und an finden Titus und ich sogar gemeinsam Zeit sie zu nutzen. Meistens reden wir in solchen Momenten von unseren Familien und denken an euch. Es ist schön etwas von euch hier zu haben, denn selbst wenn ich den lieben langen Tag beschäftigt bin, so fehlt mir die gemeinsame Cena und das Gespräch mit euch allen. Wir habe auch noch eine gute und eine schlechte Nachricht für euch. Die schlechte zu erst: Ich werde nicht so oft nach Rom kommen können, wie ich gerne würde. Die Gute..." Ich machte unweigerlich eine kurze Pause, um aufzusehen und den Blick meiner Frau zu fangen, ehe ich rasch weiter las. "Weil ich schwanger bin. Oh, was würde ich jetzt dafür geben eure Gesichter zu sehen, doch ich konnte unmöglich bis zu meiner ersten Reise zurück nach Rom warten, um es euch zu sagen, denn bis dahin ließe sich mein Zustand kaum unter den Kleidern verbergen. Den Winter werden Titus und ich hier in Mantua verbringen, denn kurz vor der Niederkunft werden wir nicht mehr reisen. Wie ergeht es dir, liebe Celerina? Ich würde mich freuen etwas von dir zu lesen. Bitte schreib mir, damit ich in der Ferne nicht völlig von allen Informationen abgeschnitten bin. Und du, Prisca? Triffst du dich ab und an mit den anderen jungen Frauen? Was gibt es bei dir oder Serrana neues zu berichten? Nicht zu vergessen die Blümchen. Ja, ich weiß, ihr mögt es nicht Blümchen genannt zu werden, aber dieser Name ist absolut passend für euch, denn ihr seit wunderschöne Blumen, die erblühen und gewiss den jungen Männern in Rom die Köpfe verdrehen. Bitte schreibt mir und berichtet von euren Erlebnissen auf Festlichkeiten, insofern euer Bruder euch solche Besuche erlaubt. Was gibt es neues von dir zu berichten, Lupus? Hast du bereits deine Fühler ausgestreckt und eine oder mehrere unschuldige Damen der höheren Gesellschaft in deine Fänge gezogen? Bitte verzeih meine freche Art, doch du erwecktest in mir den Eindruck, dass du deinem Namen alle Ehre machst. Ich würde mich über einen Brief von dir ebenso freuen, und lese gerne über deinen politischen Werdegang, solltest du in dieser Hinsicht Ambitionen pflegen. Titus würde sich gewiss ebenfalls über Informationen in derlei Richtung freuen. Selbiges gilt auch für Pegasus, Imbrex und Avianus. Oder aber du, Corvinus, schreibst stellvertretend für alle männlichen Familienmitglieder und berichtest uns von ihren Heldentaten. Während ich diesen Brief an euch schreibe, ist es fast, als wäret ihr alle bei mir, was ich in vollen Zügen genieße. In freudiger Erwartung zahlreicher Antwortbriefe verabschiede ich mich von euch.... Nun ja." Ich ließ den Brief sinken und warf einen Blick in die Runde, ohne jedoch diesmal Celerina anzusehen.

  • Auch mein "lieber" Gatte ließ es sich nicht nehmen, nicht auch ein wenig gute Miene zum bösen Spiel zu machen. Seine Kopfschmerzen, so meinte er, waren wohl anderen Dingen gewichen. Nun ja, ich würde mein Bestes geben, um dies wieder ungeschehen zu machen. Wo nur der Sklave blieb! Es konnte doch nicht so schwer sein, ein paar….. Nanu, was sah ich da, als zuerst Prisca eintrat und kurze Zeit später auch Publius Imbrex?
    "Salve, meine Liebe," grüßte ich erst die Nichte meines Mannes und dann später auch Imbrex.
    "Salve! Aber gewiß doch!," meinte ich lächelnd. Doch gleich wandte ich mich wieder irritiert von den beiden ab um zur Tür zu spähen, wo der Slave anscheinend mit den Blumen herumlungerte und sich nicht traute, hereinzukommen.
    "Was zum…," zischte ich leise und bedachte ihn mit tadelnden Blicken. Schließlich wagte er sich mit seiner brisanten Fracht in das triclinium.
    Mit einer auffordernden Handbewegung bewog ich ihn, endlich die Blüten auf den Tisch zu drapieren.
    Marcus hatte indessen begonnen, einen Brief von Septima vorzulesen. Hach ja, die gute Septima. Sie fehlte mir schon, seitdem sie und Ursus mit Sack und Pack nach Mantua abgereist war.
    "Oh, ein Brief von Septima," rief ich noch erfreut, als er begann, ihrem Brief vorzulesen und mich dabei kurz ansah.
    Inzwischen griff der Sklave in sein mit Blüten gefülltes Säckchen und holte die ersten Blüten hervor, die er frisch gepflückt hatte. Zart rosafabenen und gelbleuchtende Orchideenblüten waren es. Zwar blutete mir das Herz, als ich daran dachte, was er den armen Pflanzen angetan hatte, doch wollte ich damit nur meinem "geliebten" Gatten den Abend damit verschönern. Dementsprechend gehässig fiel mein Blick aus, dem ich ihm nun zuwarf, denn zweifellos mußte er bereits gesehen haben, woraus unsere Tischdekoration bestand.
    Als er jedoch plötzlich verlas, Septima könne nicht nach Rom reisen, da sie schwanger war, verstand ich erst nicht, bis sich das gehörte langsam setzte.Diese Nachricht verpaßte mir das einen solchen Hieb, daß mir der Bissen im Munde stecken blieb und ich einen unseligen Hustenanfall bekam. Meine Güte, wie schrecklich peinlich! Und Septima! Was erlaubte sie sich eigentlich? Vor mir schwanger zu werden?! Mein Gesicht färbte sich augenblicklich puterrot.
    Marcus hatte inzwischen den Brief zu Ende vorgelesen… und wenn mir nicht endlich jemand zu Hilfe kam, dann war es um mich geschehen und mein Mann würde Witwer sein. Vielleichte eine gar nicht so unattraktive Vorstellung….

  • Ein Sklave kam heran, im Arm eine beträchtliche Anzahl Blütenstängel. Orchideenblüten. Ich sog langgezogen die Luft ein, wandte mich Celerina zu und schoss einen Blick in ihre Richtung ab. Doch den Gefallen, ihr hier vor allen anderen böse zu sein, würde ich ihr nicht tun. Selbstverständlich hatte sie es ganz genau darauf angelegt, es gab praktisch keinen anderen Grund und sie wusste, wie lieb mir diese Pflanzen waren. Ich schluckte meinen Ärger also bestmöglich hinunter, schenkte Celerina ein doch schon etwas gepresst wirkendes Lächeln, gepaart mit feuersprühendem Blick, und war dann froh über die Ablenkung, welche die herannahenden Speisen boten. Es war für jeden etwas dabei. Zunächst begnügte ich mich mit einigen Trauben und kleinen Käsestücken, von denen ich gerade kosten wollte, als Celerina hustete. Und hustete. Ich wandte ihr den Blick zu, bemerkte die großen, mit Entsetzen gefüllten Augen ob der Nachricht über Septima, und wunderte mich, dass sie es so schwer traf. Erst im nächsten Augenblick dann fiel mir auf, dass sie sich wohl verschluckt hatte. Die Schadenfreude darüber währte nur kurz, bis ich schließlich ausholte und ihr auf den Rücken schlug. Dreimal, und nicht eben zimperlich - meine kleine Rache für die Sache mit den armen Blüten, die nun auf dem Tisch lagen und starben. Dann warf ich ihr einen leicht spöttischen Blick zu. "Du solltest nicht so gierig sein", riet ich ihr in angemessen schadenfrohem Tonfall und reichte ihr dann ihren Weinbecher, freilich nicht ohne ein kurzes Grinsen.

  • Dieser dumme Bissen, der sich so dreist in meiner Trachea festgesetzt hatte und nun verhinderte, daß ich meinen kleinen Racheakt vollends auskosten konnte! Noch deplorabler war es, daß es ausgerechnet Marcus sein mußte, der mir nun zur Hilfe kam. Er genoß es sichtlich, mir auf recht unsanfte Weise auf den Rücken zu schlagen. Freilich, dadurch war zwar gewährleistet, daß ich wieder atmen konnte. Dennoch kostete er seine Schadenfreude voll aus. Wahrscheinlich tat er dies aus reinem Selbstnutzen, denn schließlich brauchte er mich noch...


    Nachdem ich nun erst einmal nach Luft schnappte und langsam die Röte aus meinem Gesicht wich, warf ich ihm einen bitterbösen, giftigen Blick zu. Dann entriß ich ihm den Becher, den er mir reichte und trank daraus.
    "Und du… du solltest…", zischte ich leise, damit es wenigstens nicht alle hörten. Doch ich besann mich und schluckte meinen Zorn hinunter. Wenigstens blieb der mir nicht auch noch im Hals stecken.


    "So, Septima ist also schwanger! Na wunderbar! Da wird sie sich sicher freuen! Und Ursus erst...," warf ich nun in die Rund und versuchte dabei gelassen und fröhlich zu wirken, was mir angesichts meines Erstickungsanfalls und der daraus resultierenden Schadenfreude meines Mannes nicht recht gelingen wollte.

  • "Salvete ihr beiden!", grüßten die Zwillinge fast synchron, froh darüber, dass sich noch weitere Familienmitglieder zu ihnen gesellten, um das Gespräch zu bereichern, das sich zuvor eher dahinsichend voran geschleppt hatte. Kein Wunder, hatten doch zumindest drei der Anwesenden ein etws gespanntes Verhältnis. Imbrex hatten sie das letzte Mal auf dem Sklavenmarkt getroffen. Seitdem waren wieder einiger Monate ins Land gegangen. Narcissa nahm sich vor den Verwandten später danach zu fragen, wie es ihm ergangen war. Auch Prisca gesellte sich zu ihnen, als Marcus auch schon eine Schriftrolle zur Hand nahm. Wie es sich herausstellte, ein Brief von Septima aus Mantua.
    Aufmerksam verfolgte sie Marcus´ Stimme, welche die geschriebenen Worte intonierte. Ein freudiges Lächeln erhellte ihr zuvor eher als düster zu bezeichnendes Gesicht. Es war schön von Septima zu hören, schien ihre Abreise doch schon Ewigkeiten zurück zu liegen. Und dann auch noch so freudige Nachrichten!
    Als die Flavia in einen Hustenausfall ausbrach wandten sich ihre alle Gesichter zu. Narcissa wollte schon aufstehen, als Marcus ihr bereits zur Hilfe kam und ihr den Rücken klopfte. Bildete sie sich das nur ein, oder ging der Aurelier tatsächlich äußerst unzimperlich mit seiner Frau zu Werke? Ihre rote Gesichtsfarbe blieb, mit etwas Wasser schien sie sich aber wieder zu fangen.
    "Darf ich den Brief mal sehen?", erkundigte sich Narcissa. So ganz konnte sie es immer noch nicht glauben, was sie da gehört hatte.
    "Das sind wirklich großartige Neuigkeiten - wir sollten darauf trinken!", ertönte Floras Stimme neben ihr.

  • Nachdem auch sie ihren Cousin Imbrex freundlich begrüßt hatte, hörte Prisca gespannt zu was es aus Mantua zu berichten gab. Was? Septima ist schwanger?! ... Oh wie wundervoll!! Am liebsten hätte Prisca vor Freude laut in die Hände geklatscht wie sie das hörte. Das waren zur Abwechslung mal erfreuliche Nachrichten, die es zu feiern galt. Gerade noch rechzeitig bremste die Aurelia jedoch jeglichen Gefühlsausbruch ein als sie die Blütenpracht bemerkte, die gerade herein getragen wurden. Ach herrje, Celerina wird doch nicht etwa ... Doch sie hatte! ... Sie hatte es gewagt sich am Heiligtum ihres Onkels zu vergreifen. Da! Der Blick ihres Onkel zu seiner Frau, den Prisca aus den Augenwinkeln erhaschte, sprach Bände. Hier brodelte es gewaltig!


    Ob er damit den Zorn der Götter herauf beschwor? Zumindest hatte es für Prisca den Anschein, Marcus würde seine Frau mit diesem Blick verwünschen wollen da diese sich - just in dem Moment - verschluckte. Prisca erstarrte und betrachtete die folgende Szene mit innerer Anspannung. Doch zum Glück stellte sich die (unsanfte) Rettungsmethode ihres Onkels als hilfreich heraus und die Lage schien sich daraufhin endlich wieder zu entspannen.


    "Ja darauf sollten wir wirklich trinken!", stimmte die Aurelia deshalb gerne in Floras Vorschlag ein.

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