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Der Scriba des Lanista kam kurzzeitig in die Arena und winkte einen der drei doctores herbei, wechselte mit ihm ein paar Worte. Malachi beachtete sie nicht weiter, sondern hieb weiter brav auf seinen palus ein, wie es ihm als Übung aufgetragen worden war. Präziser sollte er werden. Wuchtiger. Was zur Folge hatte, dass er versuchte, eine Kerbe so präzise und wuchtig wie möglich immer wieder zu treffen, ohne dass er sich dabei einen Muskel im Arm zerrte. Er ließ sich auch nicht von seiner Übung ablenken, als sowohl Scriba als auch doctor immer mal wieder zu ihm herschauten. Er war nicht dumm und wusste, dass irgendwas da auf ihn zukam. Nur war es ihm schlicht gleichgültig.
Er erinnerte sich an die Frage, die ihm seine Herrin gestellt hatte, als sie ihn gekauft hatte. Ob er keine Angst hatte, zu sterben. Hatte er nicht, hatte er schon sehr lange nicht mehr. Die Angst war gegangen, als man ihn hierher gebracht hatte. In Iudaea, da hatte er ständig Angst gehabt. Ob sie genug Wolle auf den Märkten tauschen konnten. Ob die Ziegen genug Milch geben würden. Ob der Brunnen noch Wasser führen würde. Ob eine römische Patrouille ihn oder seine Frau auf dem Weg einfach so aufgreifen und töten würde. Als man ihn zum Sklaven gemacht hatte und nach Rom verschifft hatte, nachdem so viele andere einfach erschlagen worden waren, da hatte er Angst gehabt. Doch irgendwo in diesen Mauern, während er immer wieder auf dem Boden knien musste und darauf warten, ob der Lanista ihn doch wirklich töten lassen würde oder es wieder nur eine Übung war, irgendwo, als er seinen ersten Gegner getötet hatte, irgendwo da hatte die Angst aufgehört. Er hatte sich damit abgefunden, dass die Dinge eben passierten, und dass der Tod wie ein Begleiter immer neben einem war. Das war nichts, wovor man sich fürchten musste. Nichts, vor dem man fliehen konnte.
Und dieses Wissen gab ihm die Ruhe, einfach hinzunehmen, dass der doctor wohl etwas mit ihm plante. Vielleicht würde er dabei sterben, und seine kleine, verrückte Herrin würde auch nichts daran ändern können. Vielleicht würde er leben. Vielleicht war es unangenehm, vielleicht angenehm. Es machte alles keinen Unterschied. Er wiederholte nur geduldig seine Übung, bis der doctor ihn schließlich zu sich rief. “Du, komm her!“
Malachi nahm das Schwert mit der Schneide nach unten, wie es ihm ebenfalls eingehämmert worden war, und trat im Laufschritt auf den Ausbilder zu, um direkt vor ihm mit ergeben gesenktem Kopf stehen zu bleiben. “Ja, doctor?“
“Wir kriegen einen Neuen. Du sollst mit ihm kämpfen, damit er zeigen kann, was er drauf hat. Mach ihn aber nicht gleich kaputt.“
Malachi nahm die Information auf. Nur kurz huschte die Frage durch seine Gedanken, warum ausgerechnet er das tun sollte, was sonst ein Ausbilder selber tat, während die anderen zusahen. Aber im Grunde war das nicht weiter von Belang. Er würde so oder so gehorchen müssen, warum also den Befehl in Frage stellen? Er nickte nur einmal und wartete so auf den Tirones.
Malachi lockerte gerade ein wenig seine Muskeln und federte leicht auf der Stelle, als der Mann eintrat. Er war ein bisschen kleiner als er selber, aber nicht viel. Nicht genug, als dass es ein Vor- oder Nachteil wäre. “Tiro“, lenkte er dessen Aufmerksamkeit auf sich und machte eine herwinkende Handbewegung mit dem Schwert, Schwertspitze zur Sicherheit nach unten. Wer wusste schon, wie nervös der Kerl war. Einige starben beinahe, wenn sie die Arena das erste Mal betraten. Das waren auch meist die, die die erste Woche schon nicht mehr überlebten. Aber hier wollte er dem Neuling keine Angst machen.
“Mach dich ein bisschen warm und locker deine Muskeln. Schonmal gekämpft?“ Bevor Malachi auf ihn eindrosch, wollte er wissen, wie vorsichtig er dabei sein musste. Immerhin sollte er ihn nicht gleich kaputt machen, wie der doctor so schön gesagt hatte.