[Tablinum] Eine Überraschung für einen großen Nubier

  • Ein Bote hatte Post aus Rom gebracht und Ursus war wirklich froh, daß es endlich angekommen war. Schon hatte er nachfragen wollen, wann es denn endlich soweit war, wollte er doch Cimon eine Freude damit machen.


    Heute war es denn endlich soweit gewesen und nun hatte Ursus vor, Cimon damit zu überraschen. Er ließ ihn rufen und hatte aufgetragen, Cimon zu sagen, er solle seinem Herrn etwas vorlesen. Ursus wußte, Cimon hatte Freude daran. Und was er heute lesen würde, das würde ihm besonders gefallen, so kurz es auch war.

  • Man hatte Cimon ausgerichtet, das Ursus ihn erwartete. Der Nubier sollte etwas für seinen Herren vorlesen. Er bedankte sich überschwenglich bei dem Sklaven, der ihm die Nachricht überbracht hatte. Dann kümmerte er sich um Trinken und Essen. Der Tageszeit angemessen überwog leichtes Essen und Saft. Wobei auch Wein und ein wenig kräftigeres zur Auswahl stand. Der jüngere Sklave der Cimon gefunden hatte, half dem Nubier nur zu gerne. So half dieser die Sachen zu tragen, würde aber im Hintergrund bleiben und nahm sich vor die beiden beim Vorlesen zu bedienen. Ganz wie er es bei Cimon einmal beobachtet hatte.


    Der Nubier betrat das Tablinum und fragte sich ob er etwas zu lesen hätte mitbringen sollen. Als er Ursus sah, neigte sich sein Kopf zum Gruß. Dabei zeigte sein Gesicht durchaus Freude, auch wenn er versuchte es zu verbergen. In letzter Zeit zeigte er viel zu offen seine Gefühle und Gedanken. Wobei diese Offenheit nicht jeder zu lesen wusste.


    "Dominus Ursus? Du hast nach mir schicken lassen, Herr?"


    Auch wenn er sonst recht vertraut mit seinem Herren umging, so sprach Cimon doch immer zuerst respektvoll und korrekt. Dies tat er um zu zeigen, wie ergeben er war. Vertrauter konnte man immer noch werden. Alles war rasch zurecht gestellt, wobei das meiste der junge Sklave tat, dessen Namen Cimon in der Aufregung vergessen hatte. Dafür würde er sich später bei ihm entschuldigen.

  • Ursus hatte es sich auf einer der Liegen bequem gemacht und wartete, selbst aufgeregt wie ein Kind zu den Saturnalien. Er sah die Freude auf die angenehme Aufgabe, die ihm angekündigt worden war, auf Cimons Miene. Wenn der wüßte, wie angenehm es noch werden würde! Ursus konnte es nicht verhindern, daß auch seine Miene verräterisch war. "Ja, das habe ich. Oh, gut. Du hast einen Imbiß mitgebracht. Ich habe seit Stunden nichts mehr gegessen. Mach es Dir bequem, Cimon." Er deutete auf die verschiedenen Sitzgelegenheiten und wollte dem Nubier die Wahl überlassen. Die Schriftrolle lag neben Ursus und er hatte eine Hand leicht darauf liegen. Noch wollte er Cimon ein wenig zappeln lassen.

  • Cimon stockte kurz, als er glaubte Nervösität in Ursus zu erkennen. Aber er lächelte dann sehr offen, als er eine Schriftrolle sah. Was es wohl war? Etwas über Recht? Oder vieleicht doch ein eher Philosophisches Werk? Die Mine von Ursus verriet das er etwas vor hatte, was der Nubier mit einem leichten Augenzwinkern entgegennahm. Langsam trat er näher und sah aich noch einmal zu dem Sklaven um. Dieser nickte ihm aufmunternd zu und machte sich daran Essen und Trinken zu reichen. Natürlich zuerst dem Herren. Und dank Cimon wusste er, das es zuerst Saft und leichtes geben sollte. Dann erst den stark verdünnten Wein und das Brot.


    Unsicher setzte er sich auf die Liege neben Ursus, nachdem er sich kurz umgesehen hatte. Seit Stunden. Nun sah er seinen Herren schon fast mit einem gewissen Vorwurf an. In nächster Zeit würde Cimon genauer darauf achten müssen, das sein Herr immer alles zur Verfügung haben würde. Und wenn es nur Obst auf dem Tisch im Officium sein würde.


    "Danke, Herr.... Ich...seit Stunden? Ursus!..Ich... Dominus Ursus? Ich hoffe die Auswahl kommt dir entgegen, Herr."


    Seine Augen schielten immer wieder zur Schriftrolle, auf der nun leicht die Hand seines Herren ruhte. Er ahnte nicht einmal was es war. Dies aber steigerte seine Neugier nur weiter. Der Nubier versuchte seine Begeisterung hinter seiner Maske aus Ruhe und Stärke zu verbergen. Was ihm bei dem anwesenden Sklaven durchaus gelang. Aber sicher nicht bei seinem Herren.

  • "Mach Dir bitte keine Gedanken. Ich war im Lager unterwegs, Du weißt doch, wie das ist. Ich bin schlicht nicht dazu gekommen." Ursus griff nach etwas Obst und ließ es sich schmecken. Dem jungen Sklaven nickte er anerkennend zu, anscheinend wußte er gut Bescheid, auch war er geschickt und hantierte unauffällig. Auch Cimon bekam ein anerkennendes Nicken, denn er hatte den Jungen ohne Zweifel angelernt.


    "Nun, das hier ist nur eine Abschrift. Aber ich bin sicher, es wird Dir gefallen, was darauf steht." Ohne zu erklären, um was es ging, reichte Ursus nun seinem Sklaven die Schriftrolle. Die dazugehörige Bronzetafel hatte er ins Regal gelegt, in ein Tuch eingewickelt, damit Cimon es nicht gleich sah.



    DIE SCHOLA ATHENIENSIS PHOEBI APOLLONIS DIVINIS


    ZEICHNET


    CIMON


    MIT EINER


    DIPLOMA


    FÜR DEN


    Cursus Res Vulgares XXXXI


    MIT WIRKUNG VOM


    ANTE DIEM V KAL IUL DCCCLX A.U.C. (27.6.2010/107 n.Chr.)


    AUS.



  • Cimon nickte ergeben nach der Erklärung seines Herren. Ja, er selber wusste sehr gut wie es war, aß er doch selber oft weniger und meist auch erst spät. Und wenn er etwas zu sich nahm dann nur das einfachste. Mehr stand ihm nicht zu. Nicht nach seinem Ermessen.
    Ursus schien mit dem jungen Sklaven zufrieden und Cimon lächelte leicht. Er war sogar stolz auf sich und darauf wie der andere Sklave auf ihn hinauf sah. Es tat gut, angesehen zu werden, als wäe man jemand...ja, er war jemand. Auch wenn es sich nur im Kleinen zeigte.


    Der junge Sklave schien den Blick kaum so recht wahr zu nehmen, denn er versuchte es so zu machen, wie Cimon es ihm erklärt hatte. Und sah niemanden direkt an. Er musste da sein, ohne da zu sein. Bedienen, ohne wahrgenommen zu werden. Es machte ihm Freude es zu versuchen und noch mehr als er entlich wahrzunehmen schien, wie zufrieden die beiden Männer waren.


    Nach einem kurzen anerkennenden Blick sah er nun wieder zu Ursus, der etwas von einer Abschrift redete. Sie würde ihm gefalln? Cimons Augenbraue zuckte leicht in Neugier und Überraschung. Was konnte es nur sein? Langsam nahm Cimon die Schriftrolle entgegen. Von der Bronzetafel ahnte er nicht einmal im Ansatz.


    Der Nubier rollte sie langsam auf und begann zu lesen... immer erst leise, dann laut...aber zu laut kam er gar nicht mehr...Diploma? Eine...eine Diploma? Mit ungläubigen Augen sah er zu Ursus auf.


    "Ich?...Ich?..."


    Seine Augen gingen wieder runter und er konnte sein Glück kaum fassen.... so laß er es doch noch laut und immer mehr lächelnd vor. Dabei berührten seine Hände erführchtig die Abschrift.


    "DIE SCHOLA ATHENIENSIS PHOEBI APOLLONIS DIVINIS
    ZEICHNET
    CIMON
    MIT EINER.....
    DIPLOMA ...
    FÜR DEN
    Cursus Res Vulgares XXXXI
    MIT WIRKUNG VOM
    ANTE DIEM V KAL IUL DCCCLX A.U.C.
    AUS."


    Dann sah er erneut zu Ursus. Cimon konnte es kaum glauben das er das geschaft hatte. Das er dies in seinen Händen hielt. Niemals war er jemand gewesen. Niemals hatte er eine Auszeichnung erhalten. Nun wollte sich alles einen Weg bahnen. Vorsichtig legte er die Schrift nieder und sprang begeistert auf und zu seinem Herren. Die Umarmung war aus der Freude geboren und er spürte eine Träne auf der Wange. Es dauerte einen Moment bis er es merkte und ließ Ursus sofort wieder los, senkte den Blick und kniete sich vor ihn nieder. Denn die Beine hielten ihn nicht mehr.


    "Verzeih bitte, Herr...es...es ist nur...Ursus..ich..ich ? Eine Diploma? Ich... weiß nicht was ich sagen soll...das ist..gut ..nicht wahr? Ich habe es also gut gemacht...so gut?"


    Immer wieder sah er zu der Schriftrolle hinüber und nun wurde seine Stimme immer leiser, als er langsam versuchte aufzustehen und seine Tränen nieder kämpfte. Er war sichtbar überwältigt.


    "Darf ich ...die Abschrift behalten, Ursus?"


    Ja, er würde sie zu seinen Sachen legen können und abend immer wieder darauf schauen können. Immer wenn er zweifelte konnte er es lesen, um sich seines Könnens zu erinnern.
    Während alle dem stand der junge Sklave sprachlos und mit leicht geöffnetem Mund da. Cimon hatte an dem Cursus teilgenommen? Bestanden? Und eine Diploma erhalten? Für den jungen Sklaven war das neu, wenn auch sehr angenehm. Es zeigte doch, das Dominus Ursus seine Sklaven würdigte sie förderte...er würde sicher mit den anderen Sklaven darüber sprechen. Bedeutete es doch, das man in diesem Haushalt gefördert wurde. Auf eine sehr angenehme Art gefördert und unterstützt. Das erklärte, warum der Nubier immer derart ergeben war und sich so um Ursus bemühte. Es schien nur fair, das die Sklaven diese Behandling zurück geben würden. Er lächelte und begann damit einen Teller mit Obst für Ursus zusammenzustellen. Dann musste dieser nicht immer danach greifen und hatte eine kleine Auswahl bei sich.

  • Die Freude des Sklaven schien überwältigend zu sein. Zumindest ließ der Nubier sich zu einer spontanen Umarmung hinreißen. So etwas hatte Ursus nicht erwartet und so war er mehr als überrumpelt. Gerade Cimon war doch immer so überkorrekt und hielt sonst meist gar mehr Abstand ein, als nötig. Und nun so etwas. Ursus tat das einzig Mögliche: Er lachte und klopfte dem Nubier freundschaftlich auf die Schulter. Cimon löste die Umarmung auch bald und sank auf die Knie. Immer noch ungläubig, wirklich gelesen zu haben, was er gelesen hatte. "Gut? Laut dem Dozenten nicht nur die beste Lösung des Kurses, sondern überhaupt die beste, die er je auf dem Tisch hatte. Du kannst sehr stolz auf Deine Leistung sein. Ich jedenfalls bin es." Er legte Cimon eine Hand auf die Schulter und drückte sie anerkennend.


    "Telecles", rief er den jungen Sklaven etwas näher. "Dort im Regal liegt etwas, das reich mir doch bitte." Ursus wartete einen Moment, bis der Junge ihm das Gewünschte gereicht hatte.


    "Natürlich darfst Du die Abschrift behalten. Aber das Beste ist eigentlich dies hier." Er wickelte die Tafel andächtig aus und überreichte sie feierlich an Cimon. Glänzend und schimmernd bot sich die Bronzetafel dar, auf der die Leistung des Sklaven verewigt worden war.

  • Cimon mochte sich selbst nicht besonders wegen seins Gefühlsausbruches. Aber es war einfach über ihn gekommen. Das Lachen von Ursus zeigte dem Nubier, das es kein großer Fehler gewesen war. Es beruhigte ihn zumindest etwas. Das freundschaftliche Klopfen auf der Schulter tat ihm gut.
    Was er dann hörte ließ Cimon unglöubig und auch begeistert aufschauen. Die bste Lösung des Kurses? Die beste.... die er jemals auf dem Tisch...? Cimon konnte seine Freude nicht mehr aus em Gesicht verbannen. Gleich wie sehr er immer um Ruhe bemüht war, momentan ließ er sich gehen. Stolz? Langsam nickte er auf diese Worte hin. Ursus war stolz auf Cimon? Er neigte leicht den Kopf.


    "Ich...danke dir, Herr. Ja...ja ich bin...stolz, Ursus...sehr sogar...danke."


    Die Hand auf der Schulter ließ ihn den Körper gerade halten und seinem Herren stolz entgegen schauen. Er blickte ihn direkt an und nickte dankbar für diese Geste. Als die Hand leicht anerkennend drückte nickte Cimon ergeben.
    Sein Kopf bewegte sich langsam zu dem Sklaven, als er gerufen wurde. Telecles schien gerne und mit Freude den Anweisungen von Ursus folge zu leisten.
    Cimon folgte ihm mit den Augen und bedachte den in Stoff eingeschlagenen Gegenstand. Neugier brannte immer heißer in seinem Kopf.


    In dem Moment als Ursus sprach wurde dieser Gegenstand um so wichtiger. Mit leicht geöffneten Mund verfolgte er das Tun seines Herren. Ergeben neigte er den Kopf und nahm die Bronzetafel mit ehrerbietung entgegen. Als er sie gerade berührte, sah er auf und Ursus in die Augen.
    Kaum hielt er die Tafel in eigenen Händen sah er nieder. Sie glänzte wie seine Augen. Sie war wunderschön und zeigte was er geleistet hatte. Sie war etwas besonderes, was er ohne Ursus niemals hätte erreichen können. Denn er hatte es ihm erlaubt, an diesem Cursus teilzunehmen. Er hatte ihn bezahlt. Er hatte ihn lesen lassen.


    Langsam stand er auf, wobei seine Knie weich waren und er setzte sich wieder auf die Liege, wo er vor einigen Augenblicken noch nichtsahnend gesessen hatte. Die Tafel legte er vorsichtig auf seine Beine und fuhr nur sachte auf der Oberfläche die festgehaltene Auszeichnung nach. KKurz ärgerte er sich, wusste aber das er sie später noch mit einem Tuch würde polieren können.


    "Bitte verzeih..... meinen Ausbruch...Ursus. Dies ist.... es ...gehört es mir, Herr?"


    Er wusste, das ihm nichts wirklich gehörte, das alles was er hatte im Besitz seines Herren war, wie er selber auch. Aber er wusste auch, das das was Ursus als Cimons 'Eigentum' sah, immer ihm 'gehören' würde. Wenn er es nun immer behalten dürfte... es wäre etwas von dauer...etwas....
    Er wollte das Ursus es wusste, das er erfuhr, was Cimon dachte.


    "Es wäre etwas...von dauer. Wie...wie die ...Tätowierung...nur gut."


    Ja, es würde die Schmerzen und die Erniedrigung der Tätowierung mindern. Es wäre ein guter Anfang.

  • So etwas machte mehr Freude, als selbst beschenkt oder ausgezeichnet zu werden. Diese Freude mitzuerleben, diesen erwachenden Stolz. Cimon hatte noch nicht viele Gelegenheiten bekommen, sein Können unter Beweis zu stellen. So gut abgeschnitten zu haben in einer Konkurrenz mit freien Bürgern, die teilweise seit ihrer Kindheit Bildung hatten genießen dürfen, war auch ein Grund stolz zu sein.


    "Mir brauchst Du nicht zu danken, denn Du warst es ganz allein, der diese Leistung vollbracht hat." Daß er die Kursgebühr bezahlt hatte, daran dachte Ursus gar nicht mehr. So teuer war es ja auch nicht gewesen.


    "Natürlich gehört es Dir. Ganz allein Dir, Cimon. Du hast es Dir selbst erworben." Ja, rein rechtlich gehörte alles, was Cimon gehörte, eigentlich Ursus. Doch auch das sah Ursus etwas anders. Persönlichen Besitz seiner Sklaven würde er niemals an sich nehmen. Zumindest keinen ehrlich erworbenen. "Willst Du sie irgendwo aufhängen?"

  • Das er gegen freie Bürger bestanden hatte wurde Cimon noch nicht so recht bewusst. Was seinen Stolz in keinster Weise minderte. Die ganze Zeit hielt er ehrfürchtig die Tafel in den Händen. Als Ursus meinte das Cimon nicht zu danken hatte, sah der Sklave es noch immer anders. Die Dankbarkeit war ihm deutlich anzusehen.


    "Du hast es mir ermöglicht, Ursus. Ich...ich hätte es nie ohne deine Unterstützung geschaft, Herr. Du erlaubst mir das Lesen und Lernen.... und du hast den Kurs bezahlt."


    Ergeben neigte er seinen Kopf bei diesen Worten und es wurde immer besser. Denn nun bestätigte Ursus ihm, das die Tafel seine wäre...ganz allein seine...Der Nubier lächelte offen. Die folgende Frage aber überforderte ihn leicht. Wo sollte er es aufhängen? Cimon dachte offensichtlich angestrengt nach. Das er eine kleine Kammer zu seiner Verfügung hatte kam ihm dabei weniger in den Sinn.


    "Es gehört mir? ... Ich danke dir, Herr... Aufhängen? ..Ich..ich weiß nicht. Ich meine...das wäre doch falsch... ich würde sie zu meinen Sachen legen."


    Die kleine Kiste mit seinen Sachen darin reichte ihm, ebenso wie jene, in der seine Kleidung lag. Mehr brauchte er nicht, denn mehr war er auch nicht gewöhnt. Trotz seiner Zeit bei Ursus hatte er sich an mehr noch nicht gewöhnen können. Es klang falsch und überheblich für einen Sklaven. Obwohl er zugeben musste, das der Gedanke es in der Kammer aufzuhengen, ihn mit Stolz und Freude erfüllte.

  • Ursus legte den Kopf schief. "Ja, ermöglicht schon. Aber nicht ganz uneigennützig, wie ich zugeben muß. Und die Leistung erbracht, hast trotz allem Du ganz allein. Und das ist eine großartige Leistung." Der Stolz über seinen Sklaven, war Ursus' Stimme anzuhören. Dieser Erfolg gab ihm Recht, wie er fand. Recht mit der Art, wie er Cimon behandelte. Recht damit, daß er ihm Bildung ermöglichte, um ihn zu seiner rechten Hand auszubilden. Ursus wußte, daß mancher von ihm dachte, er wäre zu gutmütig seinen Sklaven gegebenüber. Zu weich und nachgiebig. Oft genug fragte er sich selbst, ob er das war. Aber bisher hatte er nur Nutzen daraus, sie als Menschen zu betrachten und auf ihre Eigenheiten und persönlichen Bedürfnisse einzugehen.


    "Nun, ganz wie Du möchtest, Cimon, sie gehört Dir. Du darfst damit machen, was immer Du möchtest." Ursus wunderte sich zwar, aber er würde Cimon sicher nicht dazu zwingen, mit der Tafel etwas bestimmtes zu tun. Er selbst hätte sie gewiß aufgehängt an Cimons Stelle. Damit er sie so oft wie möglich betrachten konnte. Und wenn es nur im Vorbeigehen war. "Aber falsch wäre es nicht. Warum sollte es falsch sein?"

  • Cimon lächelte immer mehr. Seine ruhige Maske, die er so gerne trug, war nun fehl am Platze. Er hörte Ursus zu und neigte den Kopf leicht zur Seite, dabei zuckte seine Augenbraue.


    "Ich...danke, Ursus. Ich habe nur mein Bestes gegeben, Herr. Es..es ist schön zu sehen... das es so gut war."


    Er hatte nicht mehr Worte dafür, denn er war zu sehr überwältigt von diesem Ergebnis. Der Nubier meinte Stolz erkennen zu können und ließ sich gerne davon anstecken. Seine Haltung zeigte es ebenso wie seine Augen und seine Stimme. Cimon genoss es sogar, gleich wie falsch er es empfand, er fühlte sich gut dabei.
    Er durfte mit der Tafel machen was er wollte...ja, er würde einen Platz finden...wieso dachte er so? Er wollte sie doch unter das Bett in die Kiste legen, zu den anderen Sachen. Aber irgendwie.... sie fühlte sich so gut an. Sie jeden Tag zu sehen beim Aufstehen, beim schlafen gehen...es wäre etwas besonderes...


    "Danke Herr.... ich werde...
    Es ist falsch weil... darf ich so fühlen...ich meine als Sklave? Es ist doch nicht mein Recht, das ich derartig gut von mir denke und mit meiner Leistung prale...Leistung zu erbringen ist meine Pflicht, Herr.... Wenn ich ehrlich sein darf, Ursus.... in diesem Fall war es eine angenehme Pflicht...ich habe viel an dich denken müssen als ich die Fragen beantwortete...
    Ich hatte nie... derart stolz sein dürfen... Ich weiß Herr...du siehst es anders..aber es... es muss doch Grenzen und Unterschiede geben. Wie weit kann ich gehen in meinem Stolz auf meine Leistung bezogen?"


    Unsicher lächelte er seinen Herren an, während die Hände noch immer die Tafel ertasteten. Später würde er sie sicher stundenlang mit einem Tuch reinigen und weiter...bewundern. Auch wenn es doch irgendwie falscher Stolz wäre...oder?

  • "Du hast meine Erwartungen noch übertroffen, Cimon. Wenn Du so weitermachst, werde ich eines Tages den gebildetsten Sklaven Roms in meinem Haus haben. Ich frage mich ohnehin, warum so wenige Sklaven an dem Kurs teilnehmen. Aber gut, das müssen natürlich die Herren entscheiden." Er verstand es trotzdem nicht. Bildung war die Grundlage von allem.


    "Natürlich darfst Du auch als Sklave stolz auf Dich sein. Prahlen ist etwas anderes. Das wird bei niemandem gern gesehen. Man muß eben den Mittelweg finden. Aber auf eine gute Leistung darf und soll man auch stolz sein. Man muß auch als Sklave sein Licht nicht unter den Scheffel stellen. Dennoch solltest Du Dir die Tafel nicht unbedingt um den Hals hängen." Er lächelte und zeigte Cimon damit, daß es ein Scherz war und er ihm so ein Verhalten ohnehin nie zugetraut hätte. "Natürlich gibt es Grenzen, aber die sind nicht genau festgelegt. Es kommt immer darauf an, mit wem Du sprichst. Und bei Sklaven kommt es natürlich auch immer auf den Herrn an. Aber ein Herr, der nicht möchte, daß sein Sklave stolz auf seine Leistung ist, würde ihn vermutlich gar nicht erst zu so einem Kurs schicken."

  • Das Lob seines Herren ließ Cimon lächelnd noch etwas grader sitzen. Es war ungewohnt aber durchaus angenehm derart für seine Leistungen gelobt zu werden. Er wollte nicht über andere Herren sprechen...das stand ihm sicher nicht zu. Also nickte er nur zustimmend. Wobei das...


    "Ja, Herr."


    Nicht fehlte. Nach einigen Momenten konnte Cimon nicht anders als doch noch eine weitere Antwort zu geben. Allerdings ließ er es sich nocheinmal durch den Kopf gehen, was er eben gehört hatte. Er durfte stolz sein...ja, der Nubier glaubte den Unterschied zwischen Stolz und Prahlerei erkennen zu können.


    "Ich...ich danke dir Herr. Es ist sogar mein Ziel, Ursus, das du eines Tages den gebildetsten Sklaven haben wirst. Zumindest würde es mich stolz und glücklich machen...Ursus...wenn ich weitere Kurse ...also wenn es gehen sollte... absolvieren dürfte... Allerdings kann ich nicht versprechen das eine solche Leistung wiederholbar ist, Herr."


    Fast schon entschuldigend sah er nun seinen Herren an. Denn er wollte sein Bestes geben, wusste aber das mit zunehmender Schwierigkeit auch solche Ergebnisse seltener wurden...ihm ging es eh nur ums lernen bei diesen Dingen. Wenn er dabei durch seine Leistung den Namen seines Herren ehre machen würde...um so besser.


    "Ich...ich werde nicht prahlen...mein Wort dsarauf, Herr...ich...ich denke ich werde sie doch gerne aufhengen und.....stolz sein. Um den?...Ah....ja, ich verstehe.... Nein, Ursus...sicher nicht um den Hals."


    Wo der Nubier doch seine Schwierigkeiten damit hatte, einen Scherz zu erkennen...diesmal glaubte er ihn zu erkennen, bevor es auffallen mochte...hoffte Cimon zumindest. Er verstand auch den Rest und nickte nur noch sprachlos, während seine Hände noch immer die Tafel ehrfürchtig betasteten. Nur eines konnte er mit kippender Stimme und einem Räuspern aussprechen.


    "Ja...ja Herr. .... Ursus.... Du bist ein guter Herr."

  • Lächelnd nickte Ursus. "Das freut mich, daß dies Dein Ziel ist. Denn es ist ebenso mein Ziel. Nein, ich erwarte nicht von Dir, stets als Bester abzuschneiden. Das kann wohl niemand schaffen. Aber es freut mich zu sehen, wie viel Freude Du am Lernen hast und wie viel Mühe Du Dir gibst. Das zeigt mir, daß auch ich auf dem richtigen Weg bin. Natürlich darfst Du weitere Kurse besuchen, sofern sie für Sklaven zugelassen sind. Über die anfallenden Gebühren mach Dir keine Sorgen." Eine gute Bildung war jeden Sesterz wert, den sie kostete.


    Als Cimon nun erklärte, er werde die Tafel doch aufhängen, schmunzelte Ursus. "So ist es recht. Stolz zu sein ist erlaubt. Sag mal, was für Wissensgebiete würden Dich denn besonders reizen?" Das Lob überging er, doch es war ihm anzusehen, daß es ihn doch berührte. Es war eben eigenartig, von seinem Sklaven gelobt zu werden.

  • Bei den Worten von Ursus erhellte sich Cimons Gesicht zunehmend. Seine sklavische Maske aus Ruhe, Zurückhaltung und Ergebenheit war fast nicht mehr existent. Sie war nun auch nicht nötig. Er erwiederte das Lächeln seines Herren offen und ehrlich. Selbst die Gebühren ...er sollte sich keine Sorgen machen?..:Keine Sorgen machen... das war ein wundervoller Gedanke...sich keine Sorgen machen... sein Lächeln verfestigte sich und seine Augen wurden leicht feucht.


    "Aber...aber ich werde immer mein bestes geben, Herr. Nicht nur für mich, sondern vor allem da meine Leistung auch auf dich zurück fällt, Ursus. ... Mein Bemühen...ist mein Dank, Herr. ... Ich...ich hatte immer schon viel Freude am Lernen...aber...aber erst du gabst mir die Gelegenheit, es... zu nutzen. Danke, Ursus.
    Herr...Ursus..aber wenn du es immer zahlst... das werde ich nicht ... zurück geben können. Ursus... ich bin dir zu sehr viel Dank verpflichtete..."


    Er sprach nicht weiter, denn er wusste nicht welche Worte ausreichend sein würden. Sein Kopf senkte sich leicht in Ergebenheit und Dankbarkeit. Sein Gesicht zeigte durchaus offen seine Freude.
    Stolz zu sein war erlaubt? Unsicher und leicht verlegen nickte Cimon. Er würde sie aufhängen und angemessen stolz sein. Etwas was er noch zu lernen hatte, aber gerne versuchte herauszufinden. Welche Wissensgebiete waren noch von Interesse für den Nubier? Er brauchte einige Momente um ernsthaft darüber nachzudenken. Er musste dabei auch über Phaeneas nachdenken, mit dem er eine solch interessante Schrift gelesen hatte und derartige Gespräche hatte führen dürfen, das es nur ein gab, was er antworten konnte...oder gab es mehr?


    "Philosophie, Herr. Ich denke Philosophie würde mich sehr interessieren. Und auch... alles was mit Recht oder der Legio zu tun hat. Ich würde gerne mehr von dem Verstehen, mit dem du jeden Tag arbeiten musst, Ursus."


    Seine Worte waren ehrlich. Denn er stellte oftmals fest, das er den Inhald der Schriften seines Herren nicht immer verstand. Um Ursus besser zur Hand gehen zu können, wollte er verstehen, was zu tun war, mit was sein Herr zu kämpfen hatte und vor allem wie die Zusammenhänge sich darstellten.
    Das Ursus nicht mehr auf das Lob einging bemerkte Cimon durchaus, doch es war nicht an ihm dies zu hinterfragen. Schließlich war sein Herr nicht verpflichtet darauf zu reagieren. Auch dachte der Nubier darüber nach, das es gar keine Antwort geben mochte ... er empfand es durchaus als angenehm, das Ursus es annahm, ohne etwas zu sagen. Es war ausgesprochen und ohne Einwandt angenommen. Das reichte dem Nubier vollkommen.

  • "Ich liebe es selbst, zu lernen. Und freue mich, daß es Dir ebenso ergeht." Ursus schüttelte lächelnd den Kopf. "Und ob Du mir all das zurückgeben kannst. Das Wissen, das Du erwirbst, macht Dich zu einem Mann, dem ich jede Aufgabe anvertrauen kann. Der allem gewachsen ist. Cimon, ich werde alles tausendfach von Dir zurückerhalten. Also mach Dir deswegen keine Gedanken." Die Gebühren waren recht hoch. Doch Ursus war nie ein armer Mann gewesen, mit der reichen Familie im Rücken. Und inzwischen mehrte er seinen Reichtum, wie er es früher nicht gekannt hatte.


    "Philosophie? Es hat gerade erst ein Cursus stattgefunden. Ich fürchte, so schnell wird es keinen geben. Aber ich behalte es im Hinterkopf und werde Dich anmelden, wenn der nächste stattfindet." Ja, Philosophie paßte eigentlich zu Cimon. Zumindest wenn man ihn näher kannte, mußte man dies zugeben. "Beim Cursus Iuris weiß ich nicht, ob Sklaven zugelassen sind, ich werde mich aber danach erkundigen. An der Academia die Ausbildung durchzuführen, wird vermutlich nicht gehen. Denn dies ist eine Ausbildungsstätte für Offiziere. Aber auch danach werde ich mich erkundigen."

  • In Cimons Gesicht war nur noch Freude zu erkennen und er sah Ursus direkt in die Augen. Es war ein Zeichen seines Vertrauens. Und er tat es so, das der junge Sklave es nicht sehen mochte. Verlegen senkten sich nur kurz seine Augen, um sofort wieder auf zu blicken.


    "Du machst es mir leicht, das Lernen zu lieben, Ursus. Ich danke dir Herr. Es ist auch mein Wunsch dir bei jeder Aufgabe zu diensten stehen zu können, Herr."


    Er würde an ihn denken, wenn der nächste Kurs in Philosophie abgehalten stattfinden würde. Dies erhöhte nur sein Vertrauen und seine Begeisterung für seinen Herren. Er wusste das Ursus sein Wort halten würde. Das tat er immer.
    Mit Freuden dachte der Nubier an die Möglichkeit etwas mehr noch über Philosophie zu lernen und zu lesen.
    Die anderen beiden Wünsche waren wohl zu außergewöhnlich. Aber auch hier gab Ursus ein Versprechen. Er würde sich erkundigen. Dankbar neigte Cimon erneut den Kopf und strahlte anschließend seinen Herren aus leuchtenden Augen an.


    "Ich danke dir, Ursus. Für die Möglichkeiten. Und das du dich erkundigen wirst, Herr. Sollte es keine Kurse geben...darf ich dann um etwas bitten?"


    Er hatte die befürchtung gleich nicht mehr den Mut zu haben. Also konnte er die Antwort nicht mehr abwarten. Er sprach einfach weiter, wobei er zuvor rasch eine leise Entschuldigung murmelte.


    "Könntest du mich dann in diesen Bereichen unterrichten? Ich brauche keinen Cursus mit Diploma um stolz zu sein, Ursus. Ein Cursus von dir ... und wenn es nur Fragen auf einer Tafel sind, die ich ausarbeiten muss... das wäre mir ebensoviel wert...wenn...wenn nicht sogar mehr, Herr."


    Natürlich war es etwas besonderes einen offiziellen Cursus zu bestehen und so auch nach außen zu zeigen, das Ursus seinen Sklaven Bildung zu kommen ließ, das er einen gebildetet Sklaven besaß. Aber wenn es diese Möglichkeit für ihn nicht geben würde, was er durchaus verstehen konnte, so wollte er nicht untätig bleiben und sich darauf ausruhen, das er es ja nicht hatte lernen können.

  • Die Frage kam für Ursus überraschend. Einen Moment lang mußte er überlegen, doch dann nickte er. "Natürlich, das können wir gerne so machen, wenn die offizielle Teilnahme nicht möglich ist. Zwar darf ich Dir die Originalfragen nicht geben*, aber das macht nichts, ich werde einfach neue Kurse für Dich zusammenstellen, um Dir den Lehrstoff näher zu bringen. Aber warten wir erst einmal ab, was meine Recherche erbringt. Denn natürlich können die Fachleute Dein Wissen viel besser prüfen als ich." Vor allem aber brauchte Cimon Zugang zu den Schriften, die den Prüfungen zugrunde lagen. Gerade für den Cursus Iuris lagen diese nur in der Bibliotheka der Schola vor.




    Sim-Off:

    *Weil Du ja mit einem anderen Charakter die Kurse noch machen könntest

  • Wenn Cimon nicht an den Kursen würde teilnehmen dürfen, würde Ursus es wirklich mit ihm durchgehen? Er würde ihm Fragen stellen. Die Bibliothek würde fehlen, daran dachte auch Cimon. Er hatte bereits davon gehört, wie groß und umfangreich diese war. ... das war in der Tat ein riesen Problem. Aber würde er dort nicht lesen dürfen, ohne einen Cursus zu besuchen? Sein Herr erwähnte es nicht. Also schwieg auch er über dieses Thema, das eh erst wichtig werden würde, wenn es eine Entscheidung geben mochte. Es leuchtete ein, das er keine Originalfragen* bekommen würde. Das Ursus sich diese Arbeit machen würde überraschte den Nubier, was sich deutlich in seinen Augen ablesen ließ. Er nickte als Bestätigung das er verstand.


    "Ich... ich kann dir gar nicht genug danken, Ursus. Ja, ich werde mich in Geduld üben und warten, Herr. Es ist wahr, Fachleute haben einfach das fundiertere Wissen...oh..verzeih Herr...ich wollte damit nicht sagen das du...also..."


    Cimon wurde immer leiser. Er glaubte tatsächlich seinen Herren beleidigt zu haben. Aber er erkannte dann auch, wie dumm dieser Gedanke war. Ursus war in keinster weise Atonis auch nur ähnlich. Vorsichtig lächelte er und sah auf.


    "Naja.... Ich habe kurz vergessen das auch du deine Lehrmeister hattest ... und hast?"


    Sicherheit kam zu ihm zurück und er schmunzelte sogar ein wenig. Unter sich durfte er dies. Unter sich durfte er so reden. Daran musste er sich zwar ab und zu erinnern, aber er lernte nicht aus. Die alten Verhaltensmuster waren tief in ihm verwurzelt und es glich einem täglichen Kampf, gegen diese zu bestehen. Aber er wusste auch, das Ursus es wusste und ihm verzeihen würde. Sollte er zu weit gehen, war es nicht die Peitsche die zu ihm sprechen würde...es war Ursus. Sie vertrauten einander. Der Nubier legte den Kopf leicht schräg und sah seinen Herren dankbar an.



    Sim-Off:

    *Und wie ich es mit einem anderen Charakter tun werde *G* Da kennt mich wer *G*

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