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Inmitten der Albaner Berge, bequem über die Via Appia zu erreichen, lag ruhig und friedlich das Dianae Speculum, der Spiegel der Diana, ein ruhiger See von nicht einmal einer Meile Durchmesser. An sein Ufer schmiegten sich nicht nur der Mons Cavus und mehrere Städte, die einst in latinischer Zeit große Bedeutung besessen hatten, sondern auch das Nemus Aricinum, der Hain der Diana. Seit uralter Zeit verehrte man hier die Diana Nemorensis als Schutzherrin der Wälder.
Entsprechend bildete auch eine uralte Eiche den Mittelpunkt des Heiligtums. Bereits Aeneas hatte angeblich hier den Zweig gebrochen, den er mit sich in die Unterwelt genommen hatte und der mythenhafte Orestes sollte hier die Kultstätte begründet haben (was allerdings durchaus umstritten war). Sicher war eines: In der Eiche stand eine hölzerne Kultstatue mit drei weiblichen Gottheiten, eine davon Diana Nemorensis, und daneben befand sich ein prächtiges Heiligtum etruskischer Bauart, das Kaiser Caligula zuletzt ausgebaut hatte.
Ursprünglich hatte er auch ein gewaltiges Schiff mit einem weiteren Tempel aus Marmor und Gold in den Nemisee gesetzt. Doch offenbar hatte es den Göttern missfallen, dass er auch sich selbst ein ähnliches Schiff gebaut hatte, das sogar über eine funktionierende Thermenanlage verfügt hatte. So waren die beiden Boote kurz nach dem Tod des Kaisers am Grund des Sees versunken und die Römer und Latiner mussten sich wieder an die Kultstätte auf festem Boden wenden.
Und heute nun feierte man das ehrwürdige und beliebte Fest der Nemoralia, ein Feiertag für Sklaven, aber auch Frauen mit Kinderwunsch, die das ganze Jahr über nach Nemi pilgerten und um Fruchtbarkeit baten. Dass jedoch Sklaven beteiligt waren, lag daran, dass sie als Cervi, also Hirsche, den Schutz der Diana genossen. Selbst der Priester des Heiligtums, der Rex Nemorensis, war stets ein entlaufener Sklave! Sein Amt erlangte er jedoch auf blutige Weise: Nur, wenn es ihm gelang, einen goldenen Zweig von der heiligen Eiche zu brechen und anschließend den amtierenden Rex Nemorensis im Zweikampf tötete, musste er sich nicht mehr vor seinem Herrn fürchten und konnte als geehrter Oberpriester die Bewachung des Haines übernehmen - natürlich stets mit einem Schwert bewaffnet, um etwaige Konkurrenten niederzustrecken.
Heute allerdings waren derartige Kämpfe untersagt, ebenso wie jede Jagd. Im Mondschein der Nacht machte man sich von Rom aus in einer riesigen Prozession auf zum Heiligtum: Sklaven transportierten die Opfergaben auf einem langen, mit Wollfäden geschmückten Gitter. Geleitet wurden sie von mit Blumen bekränzten Frauen, die brennende Fackeln hielten und Gebete zu Diana sprachen. Ihre Lichter spiegelten sich im klaren Wasser des Sees und ergänzten so die leuchtenden Sterne am Firmament.
MTD