Im heiligen Hain der Diana - Nemoralia

  • In dieser Lautstärke war selbst bei dem Stimmengewirr, das vom Fest herüberschwappte, eine Stimme kaum zu verwechseln - Domina Celerina schrie! War da nicht einen Moment zuvor noch Kampfgeräusch zu hören gewesen?


    Okhaton fluchte unflätig in breitem ägyptischen Griechisch, sprintete so heftig los, dass er fast ausgeglitten wäre, und bahnte sich ohne Rücksicht einen Weg durch die Büsche. Was der Kelte tat, bekam er nicht mit.


    Er nahm die Gestalt nicht wahr, bevor er mit ihr zusammenstieß, aber es musste ein Mann sein, das erkannte er an der Stimme, und ein bärenstarker dazu, denn Okhaton wurde nicht nur aus vollem Lauf zum Stehen gebracht, sondern klatschte wie ein Sack auf den Rücken. Die Gestalt stieß ein lateinisches Wort aus, das Okhaton nicht erkannte, und dann blitzte im Dunkeln ein Dolch auf. Okhaton packte das Handgelenk des Fremden, als dieser sich auf ihn stürzte, stieß ihm das Knie in die Seite, und das ermöglichte es ihm, den andern von sich herunterzuwälzen. Der rollte sich erstaunlich geschmeidig ab, sprang auf und rannte in Richtung Straße. Okhaton erkannte sofort, dass eine Verfolgung sinnlos und gefährlich war - im Dickicht konnte er ihm, dem Unbewaffneten, einen tödlichen Hinterhalt legen und überdies ohne jede Schwierigkeit entkommen.


    Einen Moment lang war der Ägypter atemlos von dem Aufprall, dann sprang er keuchend wieder auf die Füße; jetzt hörte er das Weinen Celerinas und betrat den kleinen freien Platz. Die Herrin, fast nackt, über einem Körper mit einer scheußlichen Wunde an der Brust, aus der das Blut floss. Okhaton in seiner Aufregung brauchte einige Augenblicke, um die Situation richtig zu verstehen. Es fiel ihm zuerst nicht mehr ein als ein grober Fluch, dann kniete er neben Celerina nieder. "Domina! Du bist nicht angreifen?" Zum ersten Mal kam ihm eine lateinische Äußerung vor einer griechischen in den Sinn.


    Die restliche Situation war einigermaßen deutlich, und er hätte ohnehin nicht nachfragen können. Der, der da gerade starb oder schon tot war, das war Celerinas Geliebter, von dem sie im Opiumrausch gesprochen hatte. Sie hatten sich hier getroffen, und dann war irgendwer gekommen und hatte ihren Liebhaber umgelegt. An einem Festtag! Das musste eine verzweifelte Gestalt sein, oder eine verdammt gut bezahlte.

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    Artanes



    Inzwischen hatte sich der Platz vor der heiligen Eiche vollständig gefüllt, und Artanes beschloss, dass es nun Zeit für das offizielle Opfer war. Er gab den anwesenden Helfern ein Zeichen, sich mit den einzelnen Gaben, Früchte, Getreide, Brot, Kuchen und vielerlei mehr, bereit zu halten und wandte sich mit erhobenen Händen dem Opferaltar zu.


    "Oh, große Diana Nemorensis, sei mir, deinem demütigen Diener, gnädig, wenn ich dir jetzt ein Opfer darbringe." Seine dunkle Stimme schallte weithin hörbar durch den Hain, und die anderen Menschen um ihn herum verstummten nach und nach, um andächtig zuzuhören. Ein kurzer Blick zu einem Knaben an seiner Rechten und dieser reichte dem Rex Nemorensis den Weihrauch, den Artanes nun auf die glühenden Kohlen in den bereitstehenden Becken streute.


    "Oh, große Diana, du Ernährerin von Mensch und Vieh, nimm diesen Weih...." Weiter kam er nicht, denn in diesem Augenblick durchdrang ein Schrei den heiligen Hain, der derart beängstigend klang, dass sich sogar dem ehemaligen Sklaven Artanes die Haare auf den Armen und im Nacken aufstellten. Das war kein Schrei der Freude gewesen, auch ein einfaches Erschrecken klang anders...nein, dieser Schrei klang nach Verzweiflung und Tod. Aber das war doch unmöglich, oder nicht? Ohne lange nachzudenken, ließ Artanes die Arme wieder sinken und rannte, gefolgt von einigen Helfern, in die Richtung, aus der der Schrei gekommen war. Nachdem er sich eine Weile durchs Dickicht geschlagen hatte, wurden beim Anblick des blutüberströmten Körpers auf dem Waldboden seine schlimmsten Befürchtungen wahr.


    "FREVEL!" brüllte er so laut, dass es vermutlich jedes Lebewesen hören konnte, das sich gerade im heiligen Hain aufhielt und zog dann die weinende und laut klagende Frau am Boden unsanft in die Höhe. Natürlich war es möglich, dass sie zu einer guten Familie gehörte, aber das war Artanes in dieser Situation herzlich egal. "Was ist hier passiert, um der Götter Willen?" herrschte er sie an, fasste sie an beiden Schultern und schüttelte sie. "Warst du das?"

  • ~kurz zuvor, bevor der Rex Nemorensis den Frevel entdeckt~


    Selbstredend hatte auch Cleomedes jenen animalisch klingenden Schrei gehört. So durchdringend, so furchterregend war er. Sofort rannte er zurück zu seiner domina, die er mit dem Thraker alleine gelassen hatte. Mit jedem Schritt näherte er sich schneller ihrem schluchzen und klagen.
    Was sich ihm dort bot, wo er die domina fand, versetzte ihm einen inneren Stich. Der Thraker lag leblos am Boden, neben ihm kauerte Celerina, weinend und jammernd und der Ägypter beugte sich noch über die beiden. Für den Griechen war es sonnenklar, was hier im Gange war. Dieser verruchte Ägypter hatte erst den Thraker abgemurkst und nun machte er sich an die domina heran, die sein nächstes Opfer werden sollte!
    "Laß sie sofort in Ruhe! Geh weg von ihr, hörst du? Du Mörder!" Recht unsanft packte er den Sklaven an seiner Schulter und riß ihn hoch. Damit die domina außer Gefahr war, zog er ihn ein Stück von ihr weg und versetze dem Ahnungslosen einige Schläge mit der Faust.
    "Du verdammtes Schwein! Wolltest sie wohl töten? Erst den Thraker und dann sie? Und dann ab, zurück nach Ägypten? Aber du landest am Kreuz, Freundchen! Das verspreche ich dir!"

  • Sim-Off:

    ebenfalls noch vor der Reaktion des Zeremonienmeisters


    Okhaton war völlig überrascht, sodass er sich einige, wenn auch spürbar wenig geübte Faustschläge einfing, bevor er reagieren konnte. "Mach' deinen Kopf zu, Idiot, oder ich muss reißen dir ab!" bellte er dann und packte Cleomedes' Arme. "Ich habe nichtmal Dolch, du Schwachkopf! Mörder hat mich im Gebüsch da hinten umgeworfen, dann weggelaufen!"


    Der Ägypter machte sich los, trat einen Schritt zurück und brüllte, als Cleomedes nicht gleich Ruhe geben wollte: "Ich hau' dir auf's Maul, bis du ruhig bist, du machen Schluss jetzt!"

  • Der Grieche war im Begriff erneut auf den Ägypter einzuschlagen, als dieser ihn bei seinen Armen zu packen bekam. In seinem unzureichenden lateinischen Gestammel , drohte er ihm noch, er wolle auch ihm den Kopf abreißen. Na warte! Cleomedes versuchte wieder seine Arme frei zu bekommen, um es dem Kerl zu zeigen. Allerdings mußte er nun feststellen, daß dieser nicht nur auf seiner albernen Kithara herum zupfen und Geschichten erzählen konnte, sondern durchaus in der Kampfeskunst bewandert war.
    In dem Handgemenge achtete der Grieche nicht mehr so genau auf das Kauderwelsch des Ägypters. Irgendetwas von Doch Gebüsch und weglaufen verstand er, mehr nicht.
    Doch dann ließ Okhaton von ihm ab und brüllte ihn an. Cleomedes mußte zugeben, daß dies äußerst überraschend kam und schaute dementsprechend verdutzt, aber schweigend den Ägypter an.

  • Ich flehte ihn an, er möge wieder zu mir zurückkommen. Do so sehr ich auch bettelte, er starb in meinen Armen. Meine Tränen benetzen sein Gesicht. Oh, wie schwer, wie unerträglich war dieser schreckliche Moment, als ich mir bewußt wurde, das dies das Ende war. Niemals würde ich ihn mehr schmecken können, seine Hände würden niemals mehr meine Haut berühren und mich erschauern lassen. Er war tot…tot…tot!
    Mein lautes Klagen hatte den Ägypter herbeigerufen, ich jedoch reagierte nicht auf das, was er zu mir sprach. Auch nicht auf die Anfeindungen meines neuen Sklaven, der Okhaton des Mordes verdächtigt hatte. Ich war stattdessen am Boden zerstört. So war mir nun auch er genommen worden, von einem heimtückischen Mörder!
    Als sich beide Sklaven schon wieder von mir entfernt hatten, um ihren Zwist untereinander auszumachen, kam alsbald noch ein weiterer Mann zu mir. Unsanft ließ ich mich von ihm nach oben ziehen. Ich mußte nur noch ein grauenhaftes Abbild von mir selbst gewesen sein, halbnackt, völlig verdreckt, mit Chimerions Blut beschmiert undverheultem Gesicht.
    Der Mann fragte mich, ob ich das war. Ich! Wie hätte ich ihn töten können? Er war doch mein Ein und Alles! Verständnislos sah ich ihn deshalb an.
    "Nein... nein!" Ich schüttelte verwirrt mit dem Kopf. Wie konnte er mich so etwas fragen?
    "Der Mörder, er kam .. ich weiß nicht woher er kam.. er war schon auf und davon, als ich ihn fand", brachte ich schließlich heraus. Doch eigentlich hätte ich mit ja antworten müssen, denn ich hatte Chimerion auf dem Gewissen! Hätte ich ihn freigelassen, dann hätte er nun nicht tot zu meinen Füßen gelegen.


    edit: Dialog geändert

  • Es war also wieder soweit. Iuno, die höchste aller Göttinnen, die Göttin der Ehe und der Fruchtbarkeit, hatte wieder zu entscheiden, ob eine Vereinigung ein Kind zur Folge haben würde. Wie (fast) immer war Iuno dabei sehr objektiv, sie interessierte sich nicht für Ort oder Zeit der Vereinigung, genausowenig für die persönliche Geschichte der Protagonisten, lediglich einige Faktoren waren für sie von Belang, die dann in die Liste - DIE Liste - eingingen.


    Doch an diesem Tage kam Iuno gerade mal dazu, ihre Liste ein paar Zoll weit aufzurollen (das Maß "Zoll" soll dabei dem Sterblichen dienen, sich die Szenerie vorzustellen, in Wahrheit würde kein menschlicher Verstand das tatsächliche Ereignis begreifen können), denn ...



    Diana erschien auf der Bildfläche. Und sie war wütend.


    "Nein, keine Schwangerschaft!" Brüskiert rief sie diese Worte Iuno zu, die...



    ... etwas erstaunt aufsah.


    "Wie meinen?"



    Diana, die Aufgebrachte, wies auf den Platz ihres heiligen Haines.


    "Sieh! Sieh, was dort geschah!" Ein Pfeil wurde auf ihren Bogen gespannt, die Jägerin in der Göttin kam zum Vorschein. "Geh zur Seite!"



    Das nahm nun die oberste Göttin als Aufforderung, dem Treiben der Sterblichen zuzusehen und sie erkannte den Grund der Aufregung ihrer Kollegin. Die Liste, die ein wenig geöffnet wurde, ward geschlossen (ob gut oder schlecht, liegt im Auge des Betrachters, denn der Schoß der Flavia wäre geöffnet gewesen). Für sie gab es an diesem Ort nichts mehr zu tun. Außer zuzusehen, was nun passieren mochte.



    Diana zielte und schoss den Pfeil ab. In nur wenigen Augenblicken würden die Sterblichen die Rache der Göttin spüren.



    Aus der Ferne konnte man ein Grollen hören, zunächst ganz leise, doch immer mehr anschwellend. Was war passiert? Der Pfeil der Göttin hatte eine Rinderherde aufgescheucht, die nun zum Hain stürmte...

  • Okhaton holte tief Luft und begann auf Griechisch zu erklären, Cleomedes' Name klang griechisch, vielleicht hatte er so Erfolg. "Ich hab den nicht umgelegt! Ich hab' die Herrin schreien gehört und bin hergelaufen, im Wald ist ein Mann mit einem Dolch gegen mich gerannt und abgehauen."


    Der Mensch, der hier anscheinend der Oberpriester war, hatte Celerina gepackt und fragte sie, ob sie den Mord begangen hatte. Die Herrin war aber viel zu erschüttert, um irgendetwas zu antworten. An ihrer Stelle beschloss Okhaton, dass er antworten musste. Er ignorierte Cleomedes und wandte sich an den Priester: "Sie nicht - ich hab' sie schreien hört, dann ich bin hingegangen, im Dunkeln gegen Mann mit Dolch gestoßen, er ist dann weggelaufen."


    Die eintreffende Masse an Menschen machte Okhaton nervös. Wenn der Angreifer auch Celerina noch umbringen wollte (immerhin hatte sie ihn gesehen), konnte er sich so wieder einschleichen. Er musste sie hier fortbringen. So schnell wie möglich. Wenn das Verbrechen im Spiel war, war es am allerbesten, nicht damit in Kontakt zu sein. An soetwas wie gerechte Gerichte glaubte Okhaton nicht. Richter waren käuflich oder selbstgerechte Menschenschinder, manchmal auch beides, so war das eben. "Vielleicht Mörder wiederkommt! Ich bin custos. Ich bringe Frau weg, sie dann sicher!" äußerte er im Ton eines dringlichen Vorschlags.


    Dann hörte er das Donnern von Hufen. Was bei allen sieben Winden war jetzt los?

  • Es gab nur wenige Situationen , in denen man Cleomedes hätte beeindrucken können. Dies war nun eine solche. Er war so sehr beeindruckt, er konnte erst einmal gar nichts sagen, was sich nur vorteilhaft für den Ägypter auswirken konnte, denn dieser konnte endlich frei, ungestört und in griechischer Sprache sprechen, was er zu diesem Zeitpunkt noch weitaus besser beherrschte, als Latein.
    Selbstredend blieb ein gewisser Zweifel in Cleomedes bestehen. Okhaton konnte vieles erzählen, wenn der Tag lang war. Und gerade als er etwas entgegnen wollte, bemerkte er, wie es um sie herum plötzlich gefährlich ungemütlich wurde. Der Schrei der domina hatte nicht nur ihre beiden Sklaven auf den Plan gerufen. Der Rex Nemorensis, gefolgt von zahlreichen Anhängern hatte sich ebenfalls den Weg durchs Dickicht gesucht und schließlich auch gefunden. Als sich der Grieche entsetzt umdrehte, erkannte er, daß es schon fast zu spät war. Die domina befand sich bereits in den Fängen der wütenden Masse und somit in höchster Gefahr.
    Der Grieche war nicht dumm. Er wußte, was seiner domina nun drohte. Nicht nur ein Mord hatte den heiligen Hain auch noch an einem Feiertag besudelt, auch hatte die Römerin es gewagt, den Zorn der Göttin herauszufordern, in dem sie sich hier mit ihrem Geliebten getroffen hatte.


    Noch bevor Cleomedes handeln konnte, tat es der Ägypter. Dieser Idiot! Mit seinem Kauderwelsch versuchte er den Zorn des Rex Nemorensis zu besänftigen. Daß er Cleomedes Meinung nach damit zum Scheitern verurteilt war, schien offensichtlich. Wenn nicht die Sicherheit der domina im Vordergrund gestanden hätte, dann hätte er wohl den Ägypter sich selbst überlassen und hätte sich selbst in Sicherheit gebracht. So trat er neben Okhaton .
    "Was mein Freund hier meint ist, daß er den Schrei dieser Frau gehört hat, dann ist er hergekommen, um nachzusehen und im Dunkeln ist er mit einem Mann zusammen gestoßen, der wohl das Mordinstrument noch in Händen hielt. Der Mann, also der Mörder, sei dann geflüchtet. Ins Gebüsch." Cleomedes Blick ruhte noch eine Weile auf Artenas, dann verschob er sich auf Celerina, die vollkommen aufgelöst da stand, wohl noch unter Schock stand.
    "Es ist doch ganz offensichtlich, daß diese Frau vergewaltigt wurde! Wer ist den schon so dämlich, sich heute hier mit seinem Geliebten zu treffen und Unzuicht zu treiben? Wenn du mich fragst, dann wollte ihr Sklave ihr zu Hilfe kommen, und hat den Kerl da seinen Dolch in die Brust gerammt. ", meint er plötzlich mit versteinerter Miene, obwohl er es wesentlich besser wußte.
    Indessen hatte der Ägypter einen wahrhaft guten Plan. Die domina fortbringen! Natürlich, und die ganze Horde war ihnen dann auf den Fersen! Apropos Horde, was war das auf einmal für ein Geräusch? Die Kinnlade des Griechen sank herab, als er in die Richtung sah, aus der plötzlich dieser donnernde Krach kam. Eine wildgewordene Rinderherde! Sie raste unaufhaltsam in den Hain hinein und trampelte alles platt, was sich nicht rechtzeitig in Sicherheit bringen konnte.


    edit:l etzter Teil entfernt

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    Artanes


    Seit er damals in den Hain geflohen und den früheren Rex Nemorensis erschlagen hatte, war Artanes immer sicher gewesen, wie sein Schicksal sich letztendlich erfüllen würde. Irgendwann würde ein Anderer kommen, um seinerseits den Platz neben der heiligen Eiche einzunehmen, und er selbst würde als Fressen für die Tiere des Waldes enden. Dieses Szenario war fest in seinem Hirn verankert und machte ihm auch keinerlei Angst, aber das, was gerade geschah, irritierte ihn zutiefst.


    Einen Augenblick lang starrte er die fremde Frau und die beiden Sklaven einfach nur an, dann riss er sich wieder am Riemen. Entweder war die Frau eine Mörderin, oder aber der wahre Täter lief noch frei im Hain herum. Auf ein Zeichen von ihm eilten einige von Artanes Helfern in die die von dem radebrechenden Ägypter angezeigte Richtung im Hain, während der prüfende Blick des Priesters über die halbnackte und blutverschmierte Fremde glitt. "Du bist also in diesem Zustand durch den Wald gelaufen und hast dabei eine Leiche gefunden? Wer soll denn das glauben?" Artanes schüttelte den Kopf. "Sei es wie es sei. Das hier ist ein Fall für das Collegium Pontificorum, du da!" herrschte er einen weiteren seiner Helfer an, der erschreckt zusammen zuckte. "Reite sofort nach Rom und informiere den Pontifex Tiberius, er muss sofort von dieser Sache erfahren. Ich nehme dich fest, Weib, alles weitere liegt in der Macht des Cultus Deorum." Während Artanes noch sprach, drang auch das immer lauter werdende Donnern der Hufe auch an sein Ohr und Entsetzen machte sich in ihm breit. Wenn es das war, was er befürchtete, dann schwebten all die Gläubigen, die heute voller Vertrauen und Hoffnung in seinen Hain gekommen waren, jetzt in tödlicher Gefahr, und er hatte keine Ahnung, wie er ihnen helfen konnte. Offenbar war er mit diesem Gedanken nicht allein, denn rings um ihn her wurden einzelne Schreie laut, und Panik breitete sich unter den Anwesenden aus. Die Frau nach wie vor fest am Arm gepackt, blieb Artanes an Ort und Stelle stehen, und sein Blick ging zwischen ihr, den zunehmend aufgeregten Menschen und der Richtung, aus der das das Donnern kam, hin und her.

  • Das blanke Entsetzen stand in meinem Gesicht geschrieben. Und ja, ich war entsetzt, was in dieser kurzen Zeit geschehen war. Von einer Minute zu anderen war die Freude des Wiedersehens und unbändige Liebe in Schrecken und Tod gekehrt worden. Und ich stand nun inmitten des Scherbenhaufens, unfähig den Gedanken weiterzudenken, was nun werden sollte.
    Meine Sklaven, die inzwischen bei mir standen, versuchten sich, zu erklären was geschehen war. Cleomedes, der von Anfang an eingeweiht gewesen war, log sogar für mich. Treu bis in den Tod würde er nichts unversucht lassen, mich zu retten. Und auch Okhaton, daß er da war zeugte von seiner Ergebenheit.
    Ich indessen stand einfach nur hölzern da, nicht fähig einen Schritt zu machen, geschweige denn mich zu äußern. Der Schrecken saß noch zu tief in meinen Knochen. Ich sah den Priester nur ganz verstört an, als spräche er zu mir in einer nie zuvor gehörten Sprache. Seine Worte waren schroff und ungehalten. Wer konnte ihm das verdenken? Was geschehen war, war ein Frevel der übelsten Sorte. Ein Mord im heiligen Hain und dann auch unser Vergehen, weil wir uns geliebt hatten. Wir waren blind vor Liebe gewesen. Unfähig, die Folgen unserer Tat zu bedenken. Nun war mein Liebster tot, kaltblütig gemeuchelt. Was war mein Leben jetzt noch wert?


    Der Rex Nemorensis packte mich fest am Arm, damit ich ja nicht davon laufen konnte. Aber wohin hätte ich den flüchten können? Davonlaufen? Wenn das hier das Ende sein sollte, dann gab es keinen Grund mehr zum davonlaufen.
    Ich leistete keinen Widerstand. Weshalb denn auch? Im Grunde hatte auch mich der tödliche Dolch getroffen, als er Chimerions Herz durchbohrt hatte. Nur atmete ich noch. Mein Schicksal lag in den Händen der Götter. Und daß die Götter schon ihren Groll zeigten, konnte man in der Ferne bereits hören. Ein Donnern, welches sich dem Hain näherte….

  • Das Grollen schwoll immer mehr zu einem Donnern an. Ohrenbetäubend war der Lärm, furchterregend der Anblick als die Herde Rinder, unmöglich sie zu zählen, mit rasender Geschwindigkeit auf den Hain und die darin anwesenden Personen zulief. Alles was im Weg stand wurde niedergetrampelt, nur ausgewachsene Bäume konnten sie nicht umstoßen, obwohl es da und dort versucht wurde.


    "Rette sich wer kann!" brüllte ein Mann, als er endlich die Sprache wiedergefunden hatte. Er lief, doch viel zu spät hatte er sich für die Flucht entschlossen. Schon bald hatte ihn die Herde erreicht und obwohl er in seiner Jungenzeit ein guter Sprinter war, gegen die Rinder hatte er keine Chance. Er hatte jedoch Glück. Als er fiel und unter die Hufe der Rinder kam, musste er nur kurz leiden, ein Genickbruch verhinderte, dass er allzuviele Schmerzen erleiden musste.

  • Die gesamte Szenerie war für ihn kaum überschaubar. Seine Herrin kreischte und irgendwie war sie wohl auf eine Leiche gestoßen. Den Tod des Mannes schien sie sehr zu bedauern und irgendwie war da wohl ein Mord geschehen. Während sich ein ihm fremder Sklave, Cleomedes und Okhaton anscheinend daran dachten, Celerina irgendwie festzunehmen und was auch immer zu mache, wurde Áedán hellhörig. Dieses donnernde Grollen kam ihm bekannt vor.


    "Wir sollten dies verschieben." meinte er eindringlich. "Herrin, da kommt Unheil auf uns zu! Wir sollten... vielleicht auf die Bäume..." meinte der gallische Sklave und packte die Flavierin am Arm, entriss sie dem fremden Mann und hob sie einfach, als hätte er sonst nichts besseres zu tun, nach oben, auf dass sie sich an einem dicken Ast festhalten möge. Die Rinder kamen immer näher und für ihn gab es nur eines: Seine Herrin musste auf diesen alten, dicken Baum, damit sie dort oben in Sicherheit war.


    Sim-Off:

    Ich fühle mich gerade an König der Löwen erinnert.

    Fishing4Comments: Verbesserungsvorschläge sind durchaus erwünscht.

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    Artanes



    Die Reaktion des hellhaarigen Sklaven riss auch Artanes endlich aus seiner Erstarrung. Er drehte sich einmal um die eigene Achse, erfasste Panik und Entsetzen der Menschen und auch den Tod, der bereits im Hain Einzug gehalten hatte und brüllte dann: "Auf die Bäume, los!" Zwei völlig hysterische junge Mädchen rannten, statt auf Artanes Befehl zu reagieren, auf ihn selbst zu, da sie sich von ihm vermutlich Rettung versprachen und er hievte sie kurzerhand auf die tiefsten Äste des nächsten Baumes, was ihm dank seiner Körpergöße und -kraft recht leicht fiel. Die vermeintliche Frevlerin hing wie ein nasser Sack in unmittelbarer Nähe an einem dicken Ast, und so packte der Rex Nemorensis auch sie recht ungalant am Hinterteil und schob sie noch ein Stück in die Höhe, damit sie sich nach oben ziehen konnte. Die Rinder waren jetzt so nahe, dass Artanes sie riechen und ihr Schnauben hören konnte, und so folgte er kurzerhand seiner Gefangenen nach oben um sich dann, neben ihr in den dickeren Asten angekommen, soweit wie möglich wieder nach unten zu dem blonden Sklaven hinunterzubeugen und ihm den Arm entgegenzustrecken.


    "Komm schon!"

  • Ja, anfangs hatte Pheneas es genossen. Die Dunkelheit, auf der Via Appia dahinzugehen, aus dieser riesigen, stinkenden Stadt namens Rom draußen zu sein, die gefühlte Weite. Dazu hatte sich noch der Spiegel der Diana als Höhepunkt der Nemoralien erweisen – Nacht und Wasser, eine nahezu unschlagbare Kombination für den bithynischen Sklaven, für den, ähnlich wie für Diana, Wasser für Reinheit und Vollkommenheit stand und der sich in Dunkelheit wesentlich wohler fühlte, gelassener und irgendwie sicherer.
    Gut, die unendlich viel scheinenden Leute, die sich dann im heiligen Hain der Diana drängten, das war nicht mehr so ganz umwerfend, aber auszuhalten – was nahm man nicht dafür in Kauf, sich nachts im Freien aufhalten zu dürfen?


    Nur wurde die Idylle unterm Sternenzelt durch einen Schrei jäh durchbrochen. Und plötzlich überschlugen sich die Ereignisse. Erst lautes Klagegewimmer, dann brüllte der Rex Nemorensis ein überdeutliches „Frevel!“, woraufhin die weinende Frau, anfangs immer noch lautstark, ausgefragt wurde. In Folge all dessen verbreitete sich unter den restlichen Anwesenden die Nachricht von der Leiche, dem eventuell geflohenen Mörder und zu guter Letzt auch der spärlichen Bekleidung der Frau, was schließlich alles auch Phaeneas erreichte.
    Es war nun wirklich nicht schwer, dem Bithynier Angst zu machen. Im Grunde genommen hatte er immer Angst, in so ziemlich jedem Moment seines Lebens, wenn er morgens aufstand, wenn er tagsüber seine Arbeit tat und nachts zu ins Bett ging. Aber diese Angst kannte er, daran war er gewöhnt.
    Was hier dagegen so Schlag auf Schlag vor sich ging, brachte den harmoniebedürftigen Sklaven sehr schnell aus dem ohnehin nicht existierenden Gleichgewicht.
    Als es dann zu allem Überfluss auch noch in der Ferne grollte und eine Rinderherde mitten in den Hain donnerte, setzte das dem Ganzen endgültig die Krone auf. Bei sämtlichen Göttern, hatte er hier heute nicht einfach eine ruhige Zeit verbringen wollen, seinen Frieden haben und alles andere zu Hause lassen?! Stattdessen schienen die Unsterblichen hier Weltuntergang zu proben!
    Zuerst war Phaeneas wie erstarrt, allein schon vor Ärger. Dann sah er auf die Bäume kletternde Leute. Kurzerhand erkannte er darin die wahrscheinlich einzige Rettung, half – man war ja Sklave – anderen (teilweise reichlich hysterischen, und das nicht nur die Frauen) Anwesenden in die Sicherheit hinauf, um ihnen letztlich selbst zu folgen. Selbstverständlich ohne dabei jemandes Unterstützung anzunehmen.

  • Das Grollen kam mit jedem Atemzug näher. Panik brach aus, Menschen schrien und begannen drsauf loszulaufen, als sie realisierten, was auf sie zu kam. Es blieb kein Zweifel mehr übrig, dies war der Zorn der Götter, der über uns herein brach und alles niedertrampelte, was sich nicht rechtzeigtig in Sicherheit bringen konnte.
    Ich selbst, wohl immer noch unter dem Schock des Erlebten stehend, rührte mich nicht vom Fleck. Die von Furcht erfüllten Gesichter der Sklaven und des Priesters ließen mich unberührt. Es schien so, als sei ich in meiner eigenen kleinen beschränkten Welt gefangen, die nichts von außen zuließ. Ich begriff nicht, in welcher Gefahr ich mich befand.


    Wie aus dem Nichts kommend stand plötzlich Áedán, mein gallischer Sklave, vor mir und sprach ganz aufgelöst auf mich ein.
    "Áedan…?!" , wisperte ich zögerlich. Er sprach von Unheil… ja, das Unheil war über uns herein gebrochen. Verständnislos sah ich ihn an und war machtlos, etwas zu tun.
    Auf die Bäume! Um mich herum ging die Devise um, auf die Bäume! Aber ich konnte doch gar nicht klettern! Schon als Kind hatte man mir eingetrichtert, daß sich klettern auf Bäumen nicht für junge Damen geziemte. Und selbst wenn ich es auf den Baum geschafft hätte, was schon zu glauben sehr verwegen gewesen wäre, wie hätte ich es anschließend wieder hinunter schaffen sollen?
    Erst als man mich grob zur Seite zerrte und mich somit dem Griff des Rex Nemorensis entzog, glaubte ich langsam aus dem Albtraum zu erwachen, in den ich gehüllt war.
    Mein Sklave stemmt mich hoch zu den Ästen des Baumes. Ich ergriff einen davon, der mir stark genug erschien, mich aushalten zu können. Allerdings erschöpften sich hier auch schon meine Kletter- und Hangelkünste. Recht schlaff hing ich nun da, mit Sicherheit bald in die Tiefe stürzend, wenn… ja wenn man mich nicht auf ungehobelte Weise berührt und nach oben ins Geäst geschoben hätte. Voller Angst klammerte ich mich an diesem Ast fest, als ich hinunter schaute auf die in Hysterie verfallene Menge, die sich versuchte zu retten. Diejenigen, denen es nicht gelang, wurden gnadenlos niedergetrampelt.
    Der Priester, in dessen Gewahrsam ich mich eben noch befunden hatte, fand im gleichen Baum Rettung. Nun half er noch dem Gallier, der noch immer unter dem Baum stand.
    Indessen zwang ich mich nicht nach unten zu blicken. Damit das Gefühl, doch noch fallen zu müssen mich nicht überkam. Suchend und vor Angst bebend versuchte ich meine anderen beiden Sklaven auf den benachbarten Bäumen auszumachen. Sie hatten es doch geschafft, sich zu retten?

  • Okhaton erlebte die Augenblicke vor dem Eintreffen der verrücktgewordenen Herde im schnellsten Sprint seines Lebens. Er hatte noch einer offensichtlich kranken Frau gemeinsam mit ihrem Sklaven auf den Baum geholfen, dann den etwas ungelenken Burschen auch noch unterstützt (Aedan war aufgetaucht und hatte Celerina mit dem eigenartigen Oberpriester in einen Baum verfrachtet) und so die Chance verpasst, selbst noch zu einem anderen Baum zu kommen.


    Es sah aus, als geriete der gesamte Hain in Bewegung. Im Dunkeln war es unmöglich, einzelne Tiere auszumachen, es bewegte sich eine Schattenwand in irrsinnigem Lauf durch die Bäume. Schräg vor dieser Schattenwand lief Okhaton ihrem Rand zu. Er musste aus dem Hauptpfad der Herde herauskommen, aber die schnellsten Tiere passierten ihn bereits. Noch fünf Schritte, ein Vieh brachte ihn zum stolpern, noch vier, gleich war die Hauptmasse da, der Ägypter hechtete im Stile eines vom Sieg besessenen Ballspielers über ein Gebüsch, das im fast bis zur Brust reichte, und war für den Moment für die Menschen auf den Bäumen, von denen er einige panische Warnrufe und Ratschläge ("Lauf, Junge!") gehört hatte, außer Sicht.


    Die Hauptherde raste an ihm vorbei, aber neben und hinter ihr gab es genug Einzeltiere und kleinere Gruppen - und ein einziges Rind reichte, um auch einen starken, jungen Körper wie den Okhatons zu zerquetschen.

  • Wäre der Baum nicht voll gewesen, hätte er Okhaton auch noch hinauf gezogen. An Kraft fehlte es ihm immerhin nicht. "Ohkaton! Da! Platz!" rief Áedán und zeigte auf einen Baum in der Nähe, auf dem bislang nur ein Sklave saß und auf den der Ägypter sich zweifellos retten konnte, wenn er dies nur wollte. Die meisten Rinder schienen zwar vorbei zu sein, aber das Donnern verhieß nichts gutes. Es kam sicherlich noch einiges nach.


    Dass er seine Herrin am Ende im Eifer des Gefechtes ein wenig unsittlich berührt hatte, war ihm eigentlich egal. Seine Aufgabe war, sie in Sicherheit zu bringen und das hatte er nun wirklich getan.


    Seine Leibwachenpflicht hatte er damit mehr als eindeutig erfüllt und dass die Leiche des anderen Sklaven nun sicherlich zertrampelt wurde, war mir auch egal, denn wer tot war, war tot und wer sich retten konnte, würde leben.


    "Herrin, was ist da vorgefallen? Habe ich einen Fehler gemacht? Hätte ich bei dir bleibren sollen? Domina Celerina?" fragte der Galliersie eindringlich über das Trampeln der Hufe hinweg.

    Fishing4Comments: Verbesserungsvorschläge sind durchaus erwünscht.

  • Die Erde begann zu beben und das Grollen wurde lauter. Der Grieche traute seinen Augen und Ohren nicht. Um ihn herum begannen die Menschen wie wild durcheinander zu rennen. Auf einmal war sogar der Gallier zur Stelle, der sich an ihm gasnz geschickt vorbei zur domina gemogelt hatte und sie nun in Sicherheit bringen wollte. Natürlich war dies die denkbar ungünstigste Zeit, um eifersüchtig zu werden, aber der Grieche konnte nicht anders.
    Dieser miese Gallier ,wie konnte er nur? Cleomedes fühlte sich in seinem Stolz gekränkt und wie üblich, einfach übergangen. Wo war er denn gewesen, der Gallier, als es ernst geworden war, als die domina seines Schutzes bedurft hätte? Nun kam er und wollte sich noch schnell die Lorbeeren einheimsen.
    Für einen Moment war die Gefahr vergessen, da die Eifersucht eindeutig überwog. Doch als Cleomedes beinahe von einem fliehenden Mann mittleren Alters überrannt wurde und er ins Stolpern geriet, sah auch er ein, daß er sich nun in Sicherheit bringen mußte. Tot und zertrampelt war er seiner domina nicht weiter dienlich.
    Schnellstens rannte er zu jenem Baum, auf den der Gallier die domina gehoben hatte. Doch er mußte zähneknirschend erkennen, daß er nicht schnell genug gewesen war. Der Baum war schon brechend voll. Neben der domina hatte auch der Priester, zwei andere Sklaven und natürlich der Galler dort oben Platz gefunden.
    "Domina! Ich bin bei dir! Halte aus!" rief er verzweifelt nach oben. Was hatte der Gallier soeben dem Ägypter zugerufen? Wo war noch Platz? Aufgeregt sah er sich nach diesem besagtem Baum um. Wie er feststellen konnte, war er in unmittelbarer Nähe des Baumes, auf dem die domina saß.
    Recht unbeholfen stellte er sich an, als es darum ging, den Baum zu erklimmen. Mit großer Mühe gelang es ihm schließlich, sich noch rechtzeitig hochzuziehen. Völlig erschöpft, da er derartige Exerzitien nicht gewohnt war, verschnaufte er und sah sich dann um, wo der Ägypter abgeblieben war.

  • Meine Fingernägel krallten sich fest in die Rinde des Baumes. Diese Höhe und auch der Platz an dem ich mich befand, waren mir nicht geheuer. Dann kamen auch noch das Geschrei, das Donnern der Hufe und das Erzittern der Erde hinzu. Mit jeder Bewegung, die ich oder einer der Sklaven auf dem Baum machte, geriet das Geäst in Schwingungen. Mit Sicherheit würden sich die Ereignisse dieser Nacht für alle Zeiten in mein Hirn einbrennen. Nicht nur, weil ich meinen Geliebten verloren hatte, auch weil das, was nun geschah, deutlich meine Grenzen überstieg. Über das, was morgen war, verschwendete ich keinen Gedanken. Mit dem Leben davonkommen, darauf konzentrierte ich mich.


    Endlich hatte es auch mein Gallier auf den Baum geschafft. Trotzdem sorgte ich mich aber noch um meine anderen beiden Sklaven. Wo war nur Okhaton? Ich konnte ihn nicht ausmachen. Mochten ihn die Götter beschützen, dort wo er war, damit er diese Katastrophe unbeschadet überstand.
    In dem Gewirr glaubte ich plötzlich Cleomedes Stimme zu hören. Er stand am Fuße des Baumes und brüllte mir etwas entgegen, was aber im Tumult unterging. Warum rettete er sich nicht endlich? Daß er immer den Helden spielen mußte! Die Rolle stand ihm doch gar nicht!
    Áedán begann auf mich einzureden. Offenbar machte er sich vorwürfe, nicht früh genug bei mir gewesen zu sein. Dabei traf ihn doch gar keine Schuld.
    "Blut! Überall war Blut!" brachte ich hervor, mehr aber auch nicht. In meinen Augen spiegelte sich eine unüberwindbare Furcht wider.
    Unter uns schwächte allmählich das Donnern ab. Die Hauptherde hatte sich bereits durch den Hain gewälzt. Nun rannten nur noch vereinzelte Tiere hinterher, die aber nicht minder gefährlich waren.

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