Im heiligen Hain der Diana - Nemoralia

  • [Blockierte Grafik: http://i839.photobucket.com/albums/zz312/Inpa67/220px-Nemi_034_Tempio_di_Diana.jpg]




    Inmitten der Albaner Berge, bequem über die Via Appia zu erreichen, lag ruhig und friedlich das Dianae Speculum, der Spiegel der Diana, ein ruhiger See von nicht einmal einer Meile Durchmesser. An sein Ufer schmiegten sich nicht nur der Mons Cavus und mehrere Städte, die einst in latinischer Zeit große Bedeutung besessen hatten, sondern auch das Nemus Aricinum, der Hain der Diana. Seit uralter Zeit verehrte man hier die Diana Nemorensis als Schutzherrin der Wälder.


    Entsprechend bildete auch eine uralte Eiche den Mittelpunkt des Heiligtums. Bereits Aeneas hatte angeblich hier den Zweig gebrochen, den er mit sich in die Unterwelt genommen hatte und der mythenhafte Orestes sollte hier die Kultstätte begründet haben (was allerdings durchaus umstritten war). Sicher war eines: In der Eiche stand eine hölzerne Kultstatue mit drei weiblichen Gottheiten, eine davon Diana Nemorensis, und daneben befand sich ein prächtiges Heiligtum etruskischer Bauart, das Kaiser Caligula zuletzt ausgebaut hatte.


    Ursprünglich hatte er auch ein gewaltiges Schiff mit einem weiteren Tempel aus Marmor und Gold in den Nemisee gesetzt. Doch offenbar hatte es den Göttern missfallen, dass er auch sich selbst ein ähnliches Schiff gebaut hatte, das sogar über eine funktionierende Thermenanlage verfügt hatte. So waren die beiden Boote kurz nach dem Tod des Kaisers am Grund des Sees versunken und die Römer und Latiner mussten sich wieder an die Kultstätte auf festem Boden wenden.


    Und heute nun feierte man das ehrwürdige und beliebte Fest der Nemoralia, ein Feiertag für Sklaven, aber auch Frauen mit Kinderwunsch, die das ganze Jahr über nach Nemi pilgerten und um Fruchtbarkeit baten. Dass jedoch Sklaven beteiligt waren, lag daran, dass sie als Cervi, also Hirsche, den Schutz der Diana genossen. Selbst der Priester des Heiligtums, der Rex Nemorensis, war stets ein entlaufener Sklave! Sein Amt erlangte er jedoch auf blutige Weise: Nur, wenn es ihm gelang, einen goldenen Zweig von der heiligen Eiche zu brechen und anschließend den amtierenden Rex Nemorensis im Zweikampf tötete, musste er sich nicht mehr vor seinem Herrn fürchten und konnte als geehrter Oberpriester die Bewachung des Haines übernehmen - natürlich stets mit einem Schwert bewaffnet, um etwaige Konkurrenten niederzustrecken.


    Heute allerdings waren derartige Kämpfe untersagt, ebenso wie jede Jagd. Im Mondschein der Nacht machte man sich von Rom aus in einer riesigen Prozession auf zum Heiligtum: Sklaven transportierten die Opfergaben auf einem langen, mit Wollfäden geschmückten Gitter. Geleitet wurden sie von mit Blumen bekränzten Frauen, die brennende Fackeln hielten und Gebete zu Diana sprachen. Ihre Lichter spiegelten sich im klaren Wasser des Sees und ergänzten so die leuchtenden Sterne am Firmament.


    MTD

  • [Blockierte Grafik: http://i839.photobucket.com/albums/zz312/Inpa67/brian1.jpg]
    _______
    Artanes




    Artanes, der amtierende rex nemorensis, stand an seinem gewohnten Platz neben der geweihten Eiche und ließ seinen Blick prüfend über die stetig anwachsende Schar von Gläubigen gleiten, welche den nemus Aricinum, den heiligen Hain, an diesem Feiertag zu Ehren der Diana aufgesucht hatten. Auf den ersten Blick schien alles reibungslos von statten zu gehen, alle Anwesenden hatten sich einem bestimmten Ritual folgend die Haare gewaschen, und diese anschließend mit Blumen geschmückt. An der Seite der zahlreichen Jäger schritten Jagdhunde, die an diesem Tag als besonderes Zeichen der Ehre ebenfalls mit Blütenschmuck ausgestattet worden waren. Nach aussen hin wirkte der riesige Priester vollkommen entspannt. Seine Gesichtszüge, zum Teil von einem dichten Bart verborgen, waren unbewegt, und nur die zahlreichen Narben auf den muskelbepackten und unbedeckten Armen gaben ein Zeugnis davon ab, dass er schon sehr häufig um sein Amt und damit auch um sein nacktes Leben hatte kämpfen müssen. Es war Artanes voll und ganz bewusst, dass er früher oder später seiner riesigen Statur und seiner unglaublichen Körperkraft zum Trotz gegen einen Gegner den kürzeren ziehen würde. Dieser musste nur genauso verzweifelt und entschlossen sein wie er selbst einige Jahre zuvor und ebenso skrupellos kämpfen. Die Bereitschaft dazu war bei den meisten entlaufenen Sklaven, denen im besten Fall eine lebenslange Verstümmelung und im schlechtesten das Kreuz drohte, in jedem Fall gegeben. Bislang hatte sich Artanes dank seiner schieren körperlichen Überlegenheit am Ruder halten können, doch früher oder später würde es einem Anderen gelingen, einen Ast von der heiligen Eiche abzubrechen und ihn zu erschlagen. Doch gleichgültig, wie wenig Lebenszeit ihm noch verbleiben und welcher Tod ihm auch bevorstehen würde, einer Fortsetzung seines elenden Daseins in den Minen war es allemal vorzuziehen.
    Der Rex Nemorensis schob die Gedanken an Gewalt und Tod beiseite und konzentrierte sich wieder auf die anwesenden Besucher des Hains, deren Zahl beständig anwuchs. Die meisten von ihnen waren Sklaven, die an diesem besonderen Tag allen anderen gleichgestellt waren und sich von ihren sonstigen Pflichten ausruhen konnten. Aber es kamen auch viele freigeborene und vielfach auch wohlhabende Frauen, die die Göttin um bislang ausgebliebenen Nachwuchs bitten wollten.
    Niemand kam mit leeren Händen in den heiligen Hain. Einige trugen aus Ton oder Brot nachgeformte Körperteile, um deren Genesung sie bitten wollten, andere kleine Mutter und Kind-Statuen. Und an zahlreichen Ästen und Zweigen um Artanes herum hingen bereits kleine Stoffbänder, mit den unterschiedlichsten Bitten und Gebeten für die Göttin. Ein paar Minuten würde er noch warten, dann würde auch der Rex Nemorensis, der „König von Nemi“ mit seinem Opfer beginnen.


    Sim-Off:

    Alle sind herzlich eingeladen, an diesem Fest teilzunehmen. Die Nemoralia bedeuten einen freien Tag für Sklaven und Frauen, die von ihren sonstigen Pflichten befreit sind.

  • In einer einfachen Tunika gewandet, hatte ich mich unter diejenigen gesellt, die sich mit Blumen bekränzt und Fackeln tragend von Rom aus auf den Weg gemacht hatten, hinaus in die Albaner Berge. Hin zum Lacus Nemus, an dessen Ufer sich der heilige Hain mit dem Heiligtum der Diana Nemorensis befand. Auch wenn der Weg über die Via Appia führte, war er dennoch beschwerlich, da ich ihn, wie auch all die anderen zu Fuß bewältigte. Warum, so würde sich mancher fragen, nahm ich eine solche Strapaze auf mich?
    All die Frauen, die sich zu Diana auf den Weg machten, hatten nur den einen sehnlichen Wunsch. Der Wunsch, endlich ein Kind zu empfangen. Keinesfalls wollte ich eine jener verzweifelten Matronen werden, die sich letztendlich ihr Kind aus der cloaca fischten oder aus einer der puticuli holten, wo man sich für gewöhnlich von ungewollten Kindern entledigte, nur um endlich Mutter zu sein. Dies war ein guter Grund, dies alles auf sich zu nehmen.
    Zum anderen hoffte ich, meinen Orpheus dort wieder zu finden. Chimerion, mein thrakischer Sklave und Geliebter hatte ich vor vielen Monaten fortgeschickt, da es immer gefährlicher für ihn wurde, wäre er noch langer in meiner Nähe verblieben.
    Im Schutz der arbores felices, der glücklichen Bäume, die reichlich Früchte trugen, sollte er sich verborgen halten und der Dinge harren.


    Jeder einzelne Schritt, der mich näher an den Lacus Nemus brachte, war ein Schritt zu ihm. Oh, wie sehnte ich mich nach seinen Berührungen, seinem heißen Atem auf meiner nackten Haut.
    Meinen Sklaven hatte ich gestattet, mich zu begleiten. Es lag in ihrem Ermessen, was sie aus ihrer freien Zeit machten. Zumal gab es mir ein gewisses Gefühl der Sicherheit, obwohl die Sklaven diese Gelegenheit jederzeit zur Flucht nutzen konnten. Aus einem unerfindlichen Grund vertraute ich ihnen aber. Die Frage, ob ich damit einen großen Fehler beging, stellte sich mir nicht. Der Faktor Hoffnung war es, der mir die Gewißheit gab, das Richtige zu tun.


    So tat ich nun Schritt um Schritt, eine tönerne Votivgabe in Gestalt einer Mutter mit ihrem Kind in Händen, ein Gebet an Diana auf den Lippen und insgeheim schon in Gedanken bei meinem Liebsten. Die Nacht war längst angebrochen. Der Schein der unzähligen Fackeln war hübsch anzusehen. Das beleuchtete Heiligtum der Göttin war nicht mehr fern...

  • Okhaton, der Ägypter, war sich durchaus bewusst, dass es irgendwie widersinnig war, seinen freien Tag mit Arbeit zu verbringen. Den Tag über hatte er mit Mitsklaven auf einem der Plätze herumgesessen und Latein mit ihnen geübt. Er grinste; er hatte dabei einige Wörter gelernt, die er in Gegenwart seiner Herrin eher nicht gebrauchen würde, aber auch genügend, die ihm Alltag nützlich waren. Die anderen Sklaven hatten ihn zum Wein eingeladen, was er angenommen hatte - aber als sie sich in immer streitlustigere Laune getrunken hatten, hatte der Ägypter beschlossen, sich abzuseilen. Wurde er das Ziel ihrer Streitlust, konnte das leicht damit enden, dass er einen von ihnen verletzte, was zuhause nur Ärger machen würde; wurde es jemand anderes, drohte die gleiche Gefahr, nur mehr, falls sie so dumm sein sollten, sich einen Bürger zum Streiten zu suchen. Nein, da hielt er sich besser heraus. Schon im Steinbruch hatte er unnötige Streitigkeiten gern vermieden. Er schätzte den Frieden.


    Er hatte also beschlossen, auch den Abend mit etwas Sinnvollem zu vollbringen: Er übte, sich in der Menge zu bewegen und dabei auf die Sicherheit der Herrin zu achten. Er machte keinen Hehl aus seiner Anwesenheit, aber angesichts der Tatsache, dass er einige Schritte hinter Celerina ging, dass es dunkel war und dass noch mehr Menschen auf der Straße waren, hatte sie ihn bis jetzt noch nicht bemerkt. Seine dunklen Augen wischten im Licht der Fackel ständig von einer Stelle zur andern, immer darauf bedacht, woher eine Gefahr kommen mochte - nicht, dass er glaubte, jemand würde sie hier angreifen, aber Übung war Übung.

  • Áedán hatte sich geschworen, nie wieder Alkohol zu trinken, da dieser ihn immerihn überhaupt in den Sklavenstand gebracht hatte, sondern sich viel lieber damit zu beschäftigen, einen Brief an Cimon zu beginnen. Dies ging nicht wirklich gut voran und ständig musste er überlegen, wie man welches Wort schrieb, aber er wollte sich nicht hetzen, sondern sich durchaus Zeit damit lassen.


    Dass seine Herrin zum Abend hin beschloss, noch außer Haus zu gehen, war ihm eigentlich ganz recht. Sogar, dass es aus Rom hinausging, fand er sehr schön. Seit er auf den Sklavenmarkt gekommen war, hatte er Roms Stadtmauern nicht mehr verlassen können und so war er froh, einmal etwas anderes außer der Stadt zu sehen. Obwohl, doch, einmal war er noch außerhalb gewesen. In Ostia am Strand mit seiner Herrin nämlich, aber das war etwas anderes gewesen. Streng genommen hatte er an diesem Abend nämlich frei und so ein Fest war doch wirklich etwas, was er gerne einmal sehen und feiern möchte. - Vielleicht traf sich ja jemand interessantes, mit dem man die Zeit verbringen konnte.


    So folgte er ihr dorthin, passte dabei auch auf sie auf und kam seiner Aufgabe nach. Mit Okhaton zu sprechen, würde wohl schwierig werden, da sein Latein in etwa so gut war wie Áedáns Schreibkünste: Ausbaufähig.


    "Hast du heute auch nichts besseres vor?" fragte er den Ägypter dennoch freundlich. Es konnte nicht schaden, mit dem neuen Sklaven seiner Herrin wenigstens ein wenig Kontakt zu pflegen. Immerhin sah der Kerl wirklich gut aus, schien sehr gebildet zu sein und außerdem schien die Flavierin ihn zu mögen.


    Eifersüchtig und argwöhnisch sein konnte und wollte er deswegen nicht sein. Er war ganz zufrieden damit, als Leibwache für Domina Celerina zu arbeiten, die allerdings wie gewohnt eher wenig sprach. Warum genau sie zu den Nemoralia wollte, war ihm unklar. Auch der Sinn und Zweck dieses Festes war ihm irgendwie sehr fremd. Noch kannte er sich nicht wirklich gut mit den Römern aus, auch wenn Gallia schon sehr lange zum Reich gehörte. Mit manchen Festen hatte man bei ihnen einfach nichts zu tun. Die Nemoralia gehörten zweifellos dazu, auch wenn ihn die Tatsache, dass es sich hier wohl um einen Hain handelte, sehr an die Druiden erinnerte.


    "Was für ein Fest ist das eigentlich genau?" fragte er schließlich und gab seine Ahnungslosigkeit damit doch zu.

    Fishing4Comments: Verbesserungsvorschläge sind durchaus erwünscht.

  • Áedán konnte der Ägypter nicht einschätzen. Aber Kraft hatte der Bursche schon, vielleicht sollten sie wirklich anfangen, miteinander zu trainieren. Dass er hier auftauchte, war ihm nicht unlieb, immerhin sollten sie in der Lage sein, zusammenzuarbeiten.


    Okhaton brauchte einen Moment, um sich klarzumachen, was der andere gesagt hatte. "Nein. Nicht jetzt. War beim Wein vorher, aber genug jetzt." erklärte er mit seiner rauen Aussprache des Lateinischen. Als der Gallier nach dem Fest fragte, zuckte Okhaton nur mit den Schultern. "Weiß nicht. Gehen zu vielen...Baumen... mit Fackel." Er versuchte, seinen ersten lateinischen Scherz zu machen. "Nicht Baumen abbrennen, ich hoffe." fügte er als Versuch dazu trocken an. "Mehr Fraue als Mann...vielleicht Fest, dass..." Er deutete einen Griff an seinen eigenen imaginären Busen an. "...das fest bleibte." Er meinte das durchaus ernst. Diese reichen Römerinnen befassten sich doch mit allem Möglichen rund um die Schönheit.


    "Ich übe jetzt, auf Herrin aufpassen, mit hinschauen. Das Fest ist mir egal." sagte er schließlich.

  • Schmunzelnd sah der gallische Sklave den anderen Ägypter an. Ihm fiel da so einiges ein, was passieren konnte, wenn viele Frauen ain einem Ort waren. Okhaton fehlte es da wohl ein wenig an Ideenreichtum. Dies musste kein reines Frauenfest sein, bei dem nur über Äußerlichkeiten geredet wurde. Die Römer feierten ziemlich gerne - und am Ende vielleicht auch ziemlich ausgelassen.


    "Man nennt das Fest auch Fest der Fackeln, von daher werden die Bäume wohl stehen bleiben." meinte Áedán ernst und wurde skeptisch. "Sollst du auch ihre Leibwache sein? - Ich wurde nur dafür gekauft." erklärte er.


    Schon fühlte er sich wieder überflüssig. Wenn Domina Celerina nun noch jemanden zu ihrem Schutz gekauft hatte - der zweifellos auch noch sehr gut aussah - brauchte sie ihn dann überhaupt noch? Oder war einer ihr nicht genug?


    Manchmal kam er sich so vor, als wäre es eine Eigenart der Flavierin, sich mit gutaussehenden Sklaven zu schmücken. Ihm fiel ein, was Tilla ihm erzählt hatte über diesen Sklaven, der angeblich mit ihr im Bett gelegen haben sollte und blickte den ägyptischen Schönling, der doch ziemlich gut trainiert schien, musternd an.


    Aus sicherer Quelle wusste er, dass er selbst wohl er nicht im Bette seiner Herrin zu finden war. - Die sichere QUelle war er selbst.


    Allerdings hatte er keine Ahnung, ob dies auch für den Neuen galt, mit dem sich seine Herrin ziemlich gerne umgab. Sie ließ sich Geschichten erzählen und nun spielte er auch noch Leibwache.


    "Ich trinke keinen Wein mehr. Nur wegen Wein bin ich überhaupt Sklave geworden. Alkohol bringt einen auf komische Ideen. Er enthemmt, macht aggressiv, lüstern, mutig und redselig." meinte er leise, um sich selbst von seinen Sorgen abzulenken. Was würde aus ihm werden, wenn niemand ihn mehr brauchte?


    Wachsam behielt er die Umgebung im Auge, damit auch ja niemand seiner Herrin zu nahe kam. Ein wenig mehr Übung als Okhaton hatte er zweifellos.

    Fishing4Comments: Verbesserungsvorschläge sind durchaus erwünscht.

  • Einzig und allein konnte ihm die domina ihr Vertrauen schenken. Er würde selbst im Sturm nicht von ihrer Seite weichen. Die Loyalität zu ihren Herren, war in Cleomedes Familie Tradition und dies bereits seit fünf Generationen.
    Was konnte man schon von jenen Sklaven erwarten, in denen immer noch das Virus der Freiheit schlummerte? Solche Sklaven waren unberechenbar. Wer garantierte, daß sie nicht die erstbeste Gelegenheit zur Flucht ergriffen?
    Cleomedes hatte nur wenig übrig für solche Objekte, die einem wie ihm niemals das Wasser reichen konnten. Ja Objekte! Nichts anderes waren Sklaven, als Gegenstände, die zufällig sprechen und bestenfalls denken konnten. Natürlich taten sie gut daran, dies nur in bestimmten Situationen zu tun. Ansonsten sollten sie schweigen und den Wünschen der Herrn nachkommen.
    Selbstverständlich verbarg er seine Gedanken sorgfältig vor jenem unnützen Gesindel. Die domina hatte einen sonderbaren Geschmack, wenn es um die Auswahl ihrer Sklaven ging. Offenbar war sie von halbwilden Barbaren und von der Freiheit nachtrauernden Gestalten so fasziniert, daß sie sich nur solche Sklaven ins Haus holte. Von der makedonischen Natter, wie die domina sie zu nennen pflegte, wollte er erst gar nicht sprechen. Er, Cleomedes bildete gegenüber allen Sklaven, die die domina ihr Eigen nennen durfte da natürlich eine Ausnahme. Und selbstverständlich würde er in Gegenwart der domina auch niemals auf die Idee kommen, sie deshalb zu kritisieren.
    Eine vornehme Zurückhaltung umgab ihn stets, für niemanden wirklich durchschaubar. Niemals fraternisierte er sich mit solchen, die nicht Seinesgleichen waren. Er war ein Bewunderer des ehrerbietigen Sciurus. Seines Zeichens Leibsklave des dominus Flavius Gracchus und Urtypus des perfekten Sklaven schlechthin. Ihm nachzustreben war sein Ziel.
    Immer freundlich scheinend, verbarg er seine wahre Abscheu, gegenüber dem wertlosen Gesindel, welches sich Sklave schimpfte und nicht dem entsprach, was so war, wie er selbst.
    So hatte es sich Cleomedes selbst zur Aufgabe gemacht, nicht nur an der Seite der domina zu sein, sondern auch ein wachsames Auge auf die anderen Sklaven zu werfen. Ihr dummes Geschwätz über Alkohol und Sinn und Zweck der Nemoralia ignorierte er. Schweigend, unantastbar mit einen gar geheimnisvollen Lächeln auf den Lippen folgte er dem Zug, aufrechtgehend und ohne ein Anzeichen von Mühe oder Schwäche, des langen Weges betreffend. Nichts deutete daraufhin, daß er bereits schon den ganzen Tag gelaufen war. Immer schien er noch frisch zu sein, als sei er soeben erst losgezogen, die domina vor aller Unbill zu schützen. Daß dieser Part den beiden anderen Sklaven bereits zugewiesen worden war, störte ihn nicht weiter.

  • Hatte er nicht vor kurzem noch mit dem Gedanken gespielt hier Unterschlupf zu suchen ? Jetzt wo er kurz vor dem Heiligtum war, verwarf er ihn, stellte ihn zurück. Eine weit bessere Lösung bot sich ihm an, dafür musste er nur 4 Rennen gewinnen. 4 Bänder hatte er sich dafür „geborgt“. Wenn er das erste große Rennen gewonnen hatte, wollte er dem Händler das Geld dafür geben. Sicher bekam er eine kleine Prämie für den Sieg. Mit dem Gedanken sein Gewissen beruhigend, ging er zielstrebig in Richtung Heiligtum. Immer wieder griff er an seine Gürtel und vergewisserte sich, dass die Bänder noch da waren. Die Menschen vor ihm wurden langsamer. Aretas schlüpfte am ersten vorbei.Versuchte möglichst keinen anzurempeln.
    Eine Weile ging es gut. Dann wurde es enger. Vor ihm lief ein kleiner Pulk Männer. Einer etwas weiter entfernt von den beiden anderen, die sich unterhielten. Aretas lief einen Schritt schneller und drückte sich am ersten vorbei. Die zwei Umging er links, stieß mit einem älteren Mann zusammen. Ein Band löste sich aus seinem Gürtel. Aretas bückte sich schnell danach um nicht von der Frau, die vor den Männern lief umgerannt zu werden. Sie hatte eine kleine Figur in der Hand. Aretas rief ein scharfes „HALT.“ in ihre Richtung, damit sie nicht auf das Band trat. Geschickt fischte er es vom Boden.

  • Áedán wirbelte herum und machte sich Abwehrbereit, als da doch tatsächlich jemand glaubte, sich erdreisten zu müssen, ihnen zu befehlen, anzuhalten. In dem Moment, wo der Kerl das Band vom Boden fischte, wollte der Galler ihn schon niederringen, dann erkannte er jedoch gerade noch rechtzeitig die Situation und bremste ab.


    "Pass du besser auf, wem du was befielst!" knurrte der rotblonde Sklave ihn an. Um ein Haar hätte er ihm mit der Faust ins Gesicht geschlagen, um einen Angriff zu verhindern. Das hätte dumm ausgehen können, aber so würde der Kerl wohl sein Rennen vollenden können.


    In Gedanken fluchte er allerdings über die Dummheit des anderen Mannes, der wirklich beinahe als Sparringspartner für den Gallier hätte herhalten müssen.

    Fishing4Comments: Verbesserungsvorschläge sind durchaus erwünscht.

  • Okhaton beschloss, dass es vertretbar war, Áedán zu erzählen, wie er zu Celerina gekommen war, vor erst kurzer Zeit. "Eine Freundin hat mir geschenkt dominam. Nicht hat mich brauchen können. Ich singen, erzähle Geschichten, du hast in Ostia gesehen und gehört. Ich kämpfe auch und passen auf, aber du bist custos vor allem, ich glaube. Ich nur helfe." erklärte er. Dass er weiterhin vermutete, auch wegen seines Aussehens von Celerina geschätzt zu werden, verschwieg er. Wenn er mit Áedán trainieren wollte, tat er wohl daran, nicht wie ein Weichei dazustehen. Nicht, dass er das gewesen wäre, aber es war eben dumm mit dem Singen, man galt schnell als weibisch mit einer schönen Stimme und einem hübschen Gesicht.


    Bei den Erklärungen Áedáns zum Wein rieb er sich das Kinn. "Lüstern, das ist...du will...äh...du willst Frau, ja? Enthemmt...hmm...du machen Sachen, die dumm?" 'Lüstern' kam in einem seiner Lieder vor, und "enthemmt" hatte er aus dem Kontext verstanden, so hoffte er wenigstens. Plötzlich tauchte dieser Idiot auf der Straße auf und rief irgendwas.


    Okhaton hatte schon angesetzt, mit einigen langen Sätzen zu Celerina zu laufen und sie von der Straße weg in eine übersichtlichere Situation zu bringen, weil auf den ersten Blick klar war, dass Áedán dem vermeintlichen Angreifer gewachsen war. "Verfluchter Idiot." murmelte er, als er dann erkannte, dass offenbar doch kein Angriff zu befürchten war.


    Abseits lief dieser Cleomedes. Komischer Kerl. Kein Wort für die anderen übrig, langweilig, hochnäsig. Okhaton interessierte sich nicht für ihn.

  • "Bist du ein Hund,dass du wie einer knurrst? Wirst wohl an der kurzen Leine gehalten." warf ihm Aretas an den Kopf, machte dabei flink eine Schritt zur Seite. Er hatte richtig vermutet. Beim Aufheben des Bandes war ihm der Halbmond an den Sandalen der Frau aufgefallen. Die Tunika passte gar nicht so richtig ins Bild und verwirrte ihn ein wenig. " Lege dich nicht mit mir an Fleischberg. Du bist einfach zu langsam und zu geschwätzig. Genauso wie dein Freund." zischte Aretas und sah ihm unverholen in die Augen. Aus alter Gewohnheit heraus und dem Reflex dazu, griff er an seinen Gürtel. Fand nicht das Gesuchte. "Wenn du wüsstest wie viele Römer unter meinen Händen dem Tode anheim fielen." murmelte er. Ein eisiger Blick ging kurz zu der Frau, die das ganze Schauspiel mehr oder weniger mit verfolgt hatte. " Wir sehen uns wieder. Der Tag hier ist für mich zu wichtig, um mich mit dir zu befassen." sagte er etwas lauter. Auf dem Absatz kehrt machend, verschwand Aretas in der sich weiter bewegenden Menge.

  • Okhaton brummte unzufrieden und starrte dem Fremden hinterher. "Ich falsch, oder er machen mehr Brüllen als Löwe ist?" Er schüttelte den Kopf. "Vielleicht besser paar auf's Maul gehaut, er schneller ruhig gewesen."


    Dann zeigte er nach vorne. "Ich nicht zu weit weg von Herrin will, ich muss üben." Der Kopf der Prozession war schon in den heiligen Bezirk eingetreten, sie selbst und Celerina waren nur noch ein kurzes Stück entfernt. "Wo du hergekommen? Aus Norden? Nicht viele Griechen, Römer, Ägypter Haare...äh...Farbe von Gold."

  • Irritiert blickte der Gallier den Griechen an. "Ja, der Löwe hat gut gebrüllt, aber Hunde die bellen, beißen nicht. Wenn ich den später treffe, kriegt er einen Schlag ab, der ihn Hören und Sehen vergehen lassen wird." knurrte Áedán.


    Okhatons Frage ließ den rotblonden Mann dann jedoch verwirrt blinzeln. "Ich komme aus Gallien. Die Siedlung meines Stammes ist unweit der alten Stadt Bibracte." erklärte der Sklave dem anderen Sklaven seiner Herrin. "Viele bei uns haben blondes oder rotes Haar, aber es gibt auch Menschen mit etwas dunkleren Haaren. Vor allem seit die Römer bei uns sind."


    Damit gingen sie auch schon wieder neben Domina Celerina her, welche eine wirklich wunderschöne Statue mit sich führte.

    Fishing4Comments: Verbesserungsvorschläge sind durchaus erwünscht.

  • Ein Tag frei. Ganz so als wären die Saturnalien noch nicht Kreuz genug, musste es auch noch die Nemoralien geben. Und wegen solcher dämlicher Feiertage wurden rechtschaffene Sklaven wie Phaeneas von ihrer Pflicht abgehalten!
    Diesen Rex Nemorensis beneidete der Bithynier sowieso gar nicht. Erstmal - was war das für ein grässliches, unsicheres Leben? Und dann noch so geprägt von Blut ... Wo er doch Blut und erst recht sein eigenes als etwas so unangenehmes befand ...
    Und grundsätzlich rief die Aussicht auf ein Fest, an dem sich viele viele Sklaven tummelten, die alle zusammen frei hatten, in dem Bithynier grundsätzlich Fluchtgedanken hervor ... allerdings eine Flucht in die schützende Villa seines Herrn.


    Aber diese Feier fand nachts statt ... Und sonst nachts auf den Straßen Roms sowie allgemein zu später Stunde irgendwo draußen, das war für gewöhnlich eine riskante Angelegenheit, davon abgesehen, dass ein Unfreier mit einem ordentlichen Besitzer um so eine Zeit sowieso zuhause weilte.
    Doch Phaeneas liebte die Nacht, liebte die Dunkelheit. In Germania hatte er den großen Fluss Rhenus nur abendlich erleben dürfen (und das war schon herrlich gewesen, was für ein Gefühl!), aber hier direkt nächtlich aus Rom hinaus über die Via Appia zu ziehen ... eine absolut unwiderstehliche Angelegenheit.


    Die Aussicht also, die Dunkelheit nicht nur durch ein Fenster mitzuerleben, das war es letzlich, was den Bithynier dazu brachte, sich an diesem Feiertag zu beteiligen ... und genau das vertrieb auch ausnahmsweise die ewig präsenten Gedanken an Cimon und die prekären Umstände, die sie beide verbanden ...


    Trotzdem hielt er sich bei allem soweit es ging am Rande.

  • Zitat

    Original von Aretas
    Ein Band löste sich aus seinem Gürtel. Aretas bückte sich schnell danach um nicht von der Frau, die vor den Männern lief umgerannt zu werden. Sie hatte eine kleine Figur in der Hand. Aretas rief ein scharfes „HALT.“ in ihre Richtung, damit sie nicht auf das Band trat. Geschickt fischte er es vom Boden.


    Jenes erschütternde HALT katapultierte mich aus meinen Gedanken, in meinem Gebet wie auch in meinem Gehen hielt ich inne und richtete meinen Blick auf dem jungen Mann, zweifellos ein Sklave, welcher sich mir entgegen gestellt hatte. Ich verstand nicht sogleich, was er wollte, doch ichfürchtete auch kein Unglück, denn dies waren die Nemoralia, an denen die Gewalt verbannt war. Schließlich sah ich zu Bodenund wurde sein Band, das dort lag gewahr wurde.
    Der endlosscheinende Zug schlängelte sich zum Tempel hin. Aufgrund des großen Andrangs, war die Zeit für ein Opfer recht begrenzt. Ein jeder wollte ein Opfer bringen, ein jeder hatte einen Wunsch auf dem Herzen. Ich bat die Göttin um Fruchtbarkeit, auf daß mir der Wunsch nach einem Kind endlich gewährt wurde. Als Geschenk ließ ich ihr mein tönernes Figürchen, welche ich die ganze Zeit mit mir geführt hatte.
    Nach dem Verlassen des Tempels versuchte ich mich von meinen Sklaven abzusondern. Sie sollten nicht Zeugen des Treffens werden, welches ich nun geplant hatte. Mein Cleomedes hatte ihn inzwischen ausfindig für mich gemacht. "Er wartet auf dich, domina," hauchte der Grieche mir ins Ohr. Ein Nicken, dann folgte ich ihm.

  • Bevor ich dem Griechen folgte, sah ich mich noch einmal um, damit uns auch bestimmt niemand folgte. Es wäre ein handfester Skandal geworden, hätte man mich hier im Hain mit meinem Sklaven, der gleichzeitig mein Geliebter war, überrascht. Doch alle waren mit anderen Dingen beschäftigt. Und meine beiden Sklaven, die mich begleitet hatten, hatte ich sowieso schon aus den Augen verloren.


    Cleomedes führte mich ins Dickicht. Ich folgte ihm auf einem schmalen Pfad, der nur offensichtlich nur selten benutzt wurde. Von Zeit zu Zeit, sah sich Cleomedes um, um sicherzustellen, daß ich ihm noch folgen konnte.
    Der Saum meiner Tunika verhedderte sich an einen Ast und riß ein, doch dies sollte nicht das einzige sein, was mich später noch an meine kleine Exkursion erinnern sollte. Auch einen kleinen Kratzer an meiner Hand trug ich davon, als ich einen Dornenbusch passieren wollte.
    Und dann war er da, mein Orpheus! Plötzlich stand er direkt vor mir, so daß ich völlig überrascht war. Seine Gegenwart war so unwirklich. Doch als er mich zu sich in seine Arme zog, da wußte ich, dies war kein Hirngespinst. Unsere Zusammenkunft bedurfte keiner vielen Worte - nur Taten. Ein intensiver Kuß, der uns beiden aufzeigte, was wir die ganze Zeit entbehren mußten. Ich weinte vor Glück, als ich ihn wieder spüren durfte. Voller wildem Verlangen rissen wir uns förmlich die Kleider vom Leib um dann, begleitet von tausenden von Küssen, uns zu vereinigen. Oh, wie süß war diese Frucht, die ich kosten durfte, in jenem Augenblich der vollkommenen Extase. Was hätte ich dafür gegeben, daß dies niemals endete?
    Außer Atem lagen unserer Körper dicht beieinander. Nein, ich wollte mich nicht von ihm trennen, nicht jetzt! Niemals! Doch die Vernunft wußte es besser…

  • Okhaton hatte im Trubel des Rituals den Überblick und Celerina aus den Augen verloren. Na großartig. Er grinste heimlich. Besser hier als in einer Gasse der üblen Teile Roms, besser an einem Festtag als irgendwann sonst. Mit den Blicken durchstreifte er die Büsche, mehr aus Langeweile - dann sah er eine Bewegung, oder meinte sie zu sehen. Bestimmt nur eine Täuschung. Oder? Hatte nicht dieser Cleomedes Celerina etwas zugeflüstert, bevor sie verschwand? Er hatte irgendwo von Intrigen gehört, die die Römer untereinander ausfochten. Vielleicht war das so ein Fall... er jedenfalls würde warten, bis Celerina wieder auftauchte, und sie dann zurückbegleiten.

  • Der Grieche hatte die ganze Zeit etwas abseits gestanden. Er war zwar da, um die Sicherheit der domina zu gewährleisten und dennoch hielt er sich diskret im Verborgenen, damit er die beiden Liebenden nicht störte. Ihr lustvolles Seufzen und Stöhnen perlte an ihm ab, wie Regentropfen an einer Lotusblume. Keine Regung in seinem Gesicht verriet was er wirklich darüber dachte, was die domina hier tat.
    Den Sklaven, mit dem sie sich traf, kannte er noch aus den Tagen, da Celerina noch unvermählt war und in der Villa Flavia gelebt hatte. Er hatte nie nachvollziehen können, was sie an einem wie ihm gefunden hatte. Eines war für ihn von vorneherein klar gewesen, als er ihn zum ersten Mal gesehen hatte, ein Sklave wie Chimerion würde eines Tages am Kreuz enden. Warum sie ihn hatte davonkommen lassen, nachdem er geflohen hatte und ihr Vertrauen mißbraucht hatte, war ihm schleierhaft. In diesem Moment war die domina schwach gewesen und sie hatte allen gezeigt, wie wankelmütig sie war, als er seiner Bestrafung beigewohnt hatte. Mit nur läppischen fünfzig Schlägen hatte sie ihn bestrafen lassen und nun lagen sie auf dem Boden, wälzten sich wie und trieben es miteinander, wie die Tiere.


    Doch was war das? Cleomedes Aufmerksamkeit richtete sich auf ein Knacken im Unterholz. Hatte sich dort nicht etwas bewegt? Er ließ die Liebenden kurz zurück und ging ein paar Schritte.
    "Ist da jemand? Zeig dich! Komm heraus!", rief er.

  • Auch ich glaubte, etwas gehört zu haben. Als ich dann Cleomedes Stimme hörte, fuhr ich hoch. Auch wenn mich mein Liebster zurück ziehen wollte, sie wies ich ihn dieses Mal ab. Hektisch suchte ich nach meinen Kleidern. Irgendetwas war um uns herum, ich spürte es. Und dieses etwas war uns sicher nicht wohlgesonnen! Ich beschwor Chimerion, er solle sich in Acht nehmen. Er winkte nur ab, wollte meine wilden Vorahnungen, wie er sie nannte nicht erst nehmen. Dies seien die Nemoralia, meinte er. Niemand würde uns heute in dieser herrlichen lauen Sommernacht etwas antun wollen, niemand. Alles blutige Handwerk sei heute verboten. Doch ich kannte die Verkommenheit Roms!
    Dann knackten am Boden liegende Zweige. Es war jemand hier, wir waren nicht mehr allein. Endlich hatte ich meine Palla zu fassen bekommen, mit der ich nur ungenügend meine Blöße bedecken konnte. Mein angstvoller Blick ging ins Nichts, aus dem die Geräusche kamen. Was sollte ich nur tun?
    Mein Geliebter hatte sich nun auch erhoben und nachzusehen. Er entfernte sich einige Schritte. Er ließ mich allein! Die Angst gewann die Überhand. Weder Cleomedes noch mein Orpheus waren bei mir. Gänzlich eingeschüchtert stand ich da und zitterte vor Angst. Dann wieder ein Geräusch, wieder knackten Zweige, dann der Klang eines Handgemenges, ein Schrei. Wie angewurzelt blieb ich stehen, selbst zu atmen traute ich mich nicht mehr. Meine Ohren versuchten jedes Geräusch aufzufangen. Schnelle Schritte im Unterholz, die sich von mir entfernten. Oh ihr Götter, sie entfernten sich von mir!
    Dann ein Stöhnen, ein ersterbendes Stöhnen. Nein, ich wagte mich nicht. Ich wollte nicht. Ich konnte nicht . Doch dann hörte ich meinen Namen, der mit dem letzten Hauch Leben ausgestoßen wurde. Nun konnte ich nicht mehr anders. Trotz meiner unbändigen Angst setzte ich einen Schritt vor den anderen, bis ich bei ihm war.
    Leblos lag er am Boden. Ein Dolch hatte seine Brust durchbohrt. Alles war voller Blut. Mein schriller Schrei änderte daran nichts mehr. Neben meinem toten Geliebten ging ich zu Boden, umklammerte ihn und beklagte ihn lautstark.

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!