Morrigan

  • Sie wurde so in den Umhang gewickelt, das sie sich endgültig nicht mehr bewegen konnte. All das zappeln half nicht irgendwann fand sie sich in der Wagerechten wieder.
    Sie fluchte und schimpfte wie ein Rohspatz, konnte sich aber nicht aus ihrer Position befreien.
    >Das junge Ding erziehe ich mir schon noch wie ich das gerne hätte!<


    Erziehen? Das Wort kannte sie schon, es hatte bis jetzt immer mit blauen Flecken geendet dieses Erziehen.
    Sie warf dem Typen einen giftigen Blick zu.
    „Ann ru sar et.*“ schrie sie den Typen an.







    *dein Kopf ist voller Sch...

  • Lepidus lachte lauthals, als er seinen Neuerwerb, zu einem transportablen Päckchen verschnürt auf den Schultern seiner Bediensteten so betrachtete.
    Immer noch schimpfend und krakehlend ihren Unmut zum besten gebend. Auch ein paar für Lepidus undefinierbare Worte schlugen ihm entgegen doch bei dem Lärm auf dem Markt, war dies weniger dramatisch.
    Lepidus sinnierte schon über die Ankunft zu Hause. Der kleine Spuksteufel musste ja auch irgendwann von seiner Fixierung befreit werden. Schon der Gedanke daran trieb Lepidus die Lachfalten abermals in sein Gesicht.
    >Sprecht mit ihr, versucht sie etwas zu beruhigen.<
    Forderte er seine zwei Leibsklaven auf. Doch dies schien leichter gesagt als getan.

  • Titus hatte dem Claudier den Zuschlag erteilt. Die Summe für das störrische Mädchen, das im Grunde nichts konnte, war schon recht nett. Da hieß es haben oder nicht haben. Also war der neue Besitzer der Frau ein gewisser Claudier. Nachdem sie dem neuen Käufer übergeben worden und die Sache mit dem Geld abgeklärt worden war, zerrte man einen Nubier auf das Podest, und eine neue Versteigerung begann. Titus war zufreiden.

  • Lucius Accius Damio
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    "Wenn das wirklich so wäre, werter Claudius...", lächelte der Accier während Vala sich immernoch unschlüssig das Schauspiel mit der Sklavin ansah, "...könnte man dieses Privileg für die oberen Eintausend Roms auch gleich abschaffen. Ich möchte dir natürlich beileibe nicht in deine Entscheidung reinreden, Claudius, allerdings denke ich, dass sich die Gentes Patriciorum durch ihre lange und ruhmreiche Geschichte genug hervorgetan haben, als dass sie ihre Sprösslinge die gleichen Hürden in den Weg stellen sollten wie der gewöhnliche bürgerliche Pöbel." Dass er damit auch seinen eigenen Stand beleidigte, war für Damio kein Widerspruch. Der Vollblutpatriot machte keinen Hehl aus seiner Bewunderung für die patrizischen Gentes, und so kam ihm diese Entscheidung des Claudius auch recht seltsam vor.


    Vala allerdings störte sich kein bischen daran, vielmehr interessierte er sich für die Zeit desgleichen: "Sag... wann genau planst du, dein Tribunat zu leisten? Hast du Präferenzen, wo du hingeschickt werden willst? Ich werde, so möglich, mein Tribunat auch im Anschluss an meine Amtszeit leisten.."

  • Verus stand abseits der Reihen, nicht genau sichtbar, um diese Prozedur zu überwachen. Wie gewohnt trug er einfache Tunika, unter der sich jedoch dezent ein Kettenhemd abzeichnete. Man brauchte zwei Blicke, um ihn als Prätorianer zu identifizieren, da er sich elegant an eine rückwärtige Wand lehnte. Zwei Wachen standen neben ihm und blickten in die Menge hinab, während man Morrigan in schweren Ketten auf die erhobene Bühne zog, die aus Holz gefertigt war. Man zog die Kettenglieder durch einen Ring, damit sie nicht entkommen konnte. Ein römischer Soldat, wohl auch Prätorianer, trat in Prunkrüstung auf, um von einer Wachstafel folgenden Text zu verlesen: "Sie handelte gegen Rom. Diese Frau handelte gegen unsere Heimat. Sie verbrüderte sich mit den Aufständischen, bot ihnen Schutz und Hilfe und verstieß gegen unsere geliebte Ordnung. Sie spuckte auf die Freiheit, die ihr gnädig gegeben war und verlor diese nun durch Willen des römischen Staates. Einst Sklavin, nun wieder Sklavin, so lautet das Urteil, welches die Prätorianer im Namen des Kaisers über sie vollstrecken werden. Sie soll das Zeichen eines durch das Gesetz Versklavten tragen und nie wieder frei sein, um unserer geliebten Ordnung nie wieder zu schaden. Als Zeichen ihrer Sühne wird sie ebenso zwölf Schläge mit der Peitsche erhalten," donnerte seine Stimme über den Marktplatz, der sich inzwischen mit Menschen füllte. Einige schienen Morrigan sogar zu kennen. Verus trug ein kaltes Gesicht als Maske. Herzlosigkeit machte sich in ihm breit, was ihm missfiel aber dieses Geschäft verlangte jenen Frost, um nicht dem Wahnsinn anheim zu fallen. Dieses Schauspiel hier war notwendig. Leider nicht vermeidbar, um das Fiasko um Morrigan zu beseitigen. "Dieser Sklavenmarkt, wo sie als römische Sklavin begann, soll nun auch ihre Zukunft besiegeln. Seht, dass Rom immer obsiegt und nun aus einer Kriminellen wieder eine Sklavin wird," schloss der Soldat und trat zurück, um einem einfachen Soldaten Platz zu schaffen, der zwar keine Rüstung trug aber durch das cingulum militare deutlich als römischer Milites erkenntlich war. Dieser trug bereits die Peitsche. Doch schien dieser Mann auf etwas zu warten. Er blickte zu Verus, der sich mit seiner Entscheidung Zeit ließ.

  • Dieser Weg wird kein leichter sein, aber sie musste ihn gehen, ob sie nun wollte oder nicht. Sie wurde nicht gefragt. In den letzten Wochen hatte man ihr deutlich zu machen, dass nicht zählte was sie wollte. Es zählte nur was sie wollten.
    In Ketten gelegt, eine schäbige Tunika auf dem Leib und die Harre kurz geschnitten Ja selbst wer sie kannte musste wohl zwei mal hinsehen.
    So zerrten sie sie nun auf jenes Podest auf welchem sie schon einmal stand. Damals hatte hier alles für sie begonnen. Aber auch damals hatte sie gedacht, dass es keine Ausweg geben würde und doch hatte sie einen gefunden. Ja Morrigan war nur scheinbar gebrochen. Sie war lang genug im Geschäft, sie war lang genug Lupa gewesen, sie wusste wie man Männern etwas vorspielt. Ja sie hatte den Soldaten in der Zelle vorgespielt, dass sie nun handzahm wäre, sie hatte einfach mitgespielt, denn das war ihr einzige Chance zu überleben. Ja sie war wirklich kurz davor gewesen sich ganz aufzugeben, da war es der selbstgefällige Prätorianer selbst gewesen, der ihr wieder Hoffnung gegeben hatte. Ja er hatte ihr Hoffnung gegeben. Er hatte den Claudier in ihre Zelle gebracht und so hatte sie erfahren, dass es der Claudier war, dem sie übergeben werden sollte. Auch wenn es genug Claudier gab, denen sie die Seuche an den Hals gewünscht hatte, der alte Claudier gehört zu jenen wenigen Römer, die sie respektierte. Er war immer fair gewesen.
    Sie wusste nun also, dass sie nur noch dieses Schauspiel hier über sich ergehen lassen musste. Für die Menge würde es wohl ein unterhaltsames Schauspiel werden. Für Morrigan bedeutete es Schmerz und Pein. Aber es würde Enden. Ja es würde enden und dann konnte es ja nur noch wieder bergauf gehen. Sie war zu hoch geflogen und tief gefallen, aber aufgeben kam für sie nicht in Frage und so hob sie nun also ihre Kopf und blickte in den Menge, die sich versammelt hatte um diese von den Prätorianer inszenierte Aufführung zu bewundern.
    Als man die Anklage und das Urteil verlas, traf vernichtender Blick den so lässig an der Wand lehnenden Prätorianer. Lügen nichts als Lügen.
    Brot und Spiele... Opium fürs Volk.

  • Die vorgezeigte Münze, die Marco dem Consul beschrieb, überzeugte diesen, der Aufforderung nachzukommen und zum Sklavenmarkt zu gehen. Vertrauenerweckend wirkte auf ihn jedoch weder die Beschreibung des Boten noch der Wortlaut der Nachricht. Da der Consul aber über viele schützende Helfer verfügte und sich zudem von einigen seiner Sklaven begleiten ließ, konzentrierte er sich weniger auf die Skepsis als vielmehr auf das Grübeln, was hinter allem steckte.


    Er hatte keine Ware bestellt. Er benötigte auch keine Sklaven.
    Erst als er Prätorianer bei der Menschenansammlung bemerkte und sein Blick auf der Bühne Morrigan ausmachte, dämmerte ihm, dass Marco vermutlich die Nachricht falsch überbracht oder Menecrates sie falsch verstanden hatte. Es handelte sich nicht um bestellte Ware, weswegen er aufgefordert wurde, zum Sklavenmarkt zu kommen. Hier und heute sollte offensichtlich Morrigans Übergabe stattfinden. Allerdings machte die Situation auf ihn keineswegs den Eindruck, als könne er unverzüglich die Sklavin fortführen. Alle schienen auf irgendetwas zu warten.
    Wenig erfreut atmete der Consul hörbar aus. Hätte er gewusst, dass er Zeuge eines Schauspiels werden sollte, wäre er später erschienen. Er stellte sich in Sichtkontakt zu Tiberius Verus, ohne an ihn heranzutreten, und fixierte ihn. Die Liktoren standen reihum.

  • Für Marco gab es keinen Zweifel am Ziel dieser Unternehmung: Sein Herr würde einen neuen Sklaven erwerben. Allerdings musste es sich um einen besonderen handeln, weil er in Zusammenhang mit der ungewöhnlichen Nachricht stand, die Marco selbst entgegengenommen hatte. Andererseits konnte der Sklavenerwerb nach dem Aufstand vielleicht immer unter besonderen Sicherheitsvorkehrungen ablaufen. Er ließ sich von den kommenden Ereignissen überraschen, zumal seine Aufgabe unverändert feststand: Er diente dem Schutz seines Herrn.

  • Verus wünschte sich, ein Haus auf dem Mond zu bauen, fern von hier, um dieser Welt zu entkommen, die ihm immer mehr entglitt. Zwar hatte er mehr Kontrolle über seine Entscheidung aber war umso mehr durch Sachzwänge gebunden. Fern von hier, schien es noch Möglichkeiten zu geben, mit Luna ein freies Leben zu führen. Doch dies war eine Illusion. Tief im Herzen wusste Verus, dass er nicht vor sich selbst davon laufen konnte. Nicht vor seinen Aufgaben. Die Speculatores würden jeden Zweifel als Verrat auffassen und ihn - trotz seiner Position - meucheln. Die Organisation überlebte durch diesen Fakt, dass jeder seine Aufgaben ohne Zögern erfüllte. Rom war deshalb mächtig. Verus dürfte nicht zögern, musste beweisen, dass er kaltherzig und berechnend genug war, um die Speculatores und die beste Kohorte der Prätorianer zu befehligen. Er war der lange Schattenarm des Kaisers, welcher Terror und Ordnung war. "Beginnt," sagte er halblaut. Er wandte seinen Blick nicht ab und trat dann gleichmütig von der Bühne herab, um zum Konsul zu schreiten. Während dieses Ganges begann man ihren Oberkörper zu entkleiden. Besser man durchschnitt die Reste einer Tunika mit einem scharfen Messer, um diese dann herab zu reißen. Die Fetzen des Stoffes flogen achtlos im Wind davon. Böse Hexermacht schien von Verus auszugehen, da die Passanten und Zuschauer ihm Platz machten, ohne das er dies befehlen musste. "Zwölf Schläge," rief der Soldat, der mit der Ausführung beauftragt war und hob das Zeichen der Ordnungsmacht hoch, so dass es jeder sehen konnte. Eine römische Peitsche. Gefährlicher Jubel brach aus und anfeuernde Rufe drangen aus der inszenierten Menge. Kurz bevor der Mann die Peitsche in einer ausholenden Bewegung herabsinken ließ, um mit seiner Arbeit zu beginnen, erreichte Verus den Claudius. "Ave," grüßte Verus den Konsul durch seine Bewacher hinweg. "Ich denke, dass wir reden sollten," erklärte der Trecenarius sachlich und deutete auf die beschützenden Helfer. "Vertraulicher," fügte er an.

  • Kommunikation, die ohne Worte richtig beim Empfänger landete, erschien Menecrates als der Gipfel aller Verständigungsleistungen. Ob nun beide Männer einer eigenen Intension nachgingen oder tatsächlich eine wortlose Verständigung glückte, wusste Menecrates nicht zu sagen. Es spielte auch keine Rolle. Entscheidend war, dass Tiberius auf ihn zuschritt.
    "Ich grüße dich ebenfalls", erwiderte der Consul und staunte, dass sich die Übertragung der Gedanken fortsetzte, denn Tiberius schlug eine Unterredung vor.

    "Nichts lieber als das."
    Zum einen interessierte ihn die weitere Abwicklung, zum anderen wollte er nicht den Aktionen auf der Bühne folgen. Dem primitiven Volk mochte derlei Zerstreuung behagen, ihm missfiel es eher.


    Einzig beim Hinweis 'vertraulich' haperte es bei der Verständigung. Menecrates hob die Brauen, was sein Erstaunen ausdrückte, dann drehte er sich von der Bühne fort. Eine Handbewegung signalisierte den Liktoren, am Ort zu verweilen. Er wollte und er musste nicht weit gehen, um außer Hörweite seiner Helfer zu kommen. Das Gekreische der Masse riss jedes Wort von den Lippen fort.


    Er wartete, bis Tiberius neben ihm stand. "Ich höre." Er sprach knapp, entgegen seiner Art, aber lange Sätze würde der Lärm ohnehin verschlucken.

  • Ein Albtraum, ein einziger Albtraum, der vor Wochen begonnen hatte und scheinbar nicht enden wollte. Dennoch ließ sie alles gleichmütig über sich ergehen. Sie wusste, dass sie dem ganzen hier nicht entfliehen konnte. Und in den letzten Wochen hatte sie ihr immer wieder eingetrichtert, das sie es einfach hinnehmen sollte und genau dies tat sie, Ihr Gesicht war eine Maske. Ja sie trug eine Maske vor sich her. Sie gestattete keine Blick auf ihr Inneres. Natürlich hatte sie Angst. Sie hatte Angst vor den Schmerzen, die nun alsbald folgen würden und doch zuckte sich nicht einmal, als die Tunika erst zerschnitten und dann unter dem Kreischen der Menge heruntergerissen wurde. Auch die sich drohen überhebendes Peitsche brachte sie nicht dazu eine Regung zu zeigen. Gleichmut war es, der ihr zu eigen geworden war. Man hatte ihr eine Rolle in diesem Spiel zugedacht. Ein spiel welches sie nicht hatte spielen wollen, aber ihr war keine Wahl gelassen worden. Und nun spielte sie ihre Rolle. Ein kurzer Blick traf den Claudius. Ihre Hoffnung. Ja er war ihre Hoffnung. Wie paradox. Ein Claudier! Die Familie in jene sie vor Jahren als Sklavin verkauft worden war. Jener Familie der sie entkommen war. Sie hatte sich ihre Freiheit teuer erkauft und nun? Nun war sie wieder am Anfang. Und doch gab ihr der Claudier mehr Hoffnung als er wohl selber gerade ahnte. Zwölf... noch zwölf Schläge und sie würde zumindest den Prätorianer entkommen können. Alles andere würde sich dann schon finden.
    Schon traf der erste Schlag ihren Rücken. Sie zuckte, biss sich auf die Lippen um einen Schrei zu unterdrücken.
    Die Menge jubelte und feuerte den Soldaten an. Die Zungen der Peitsche gruben sich in ihre Haut. In der Hand eines Soldaten konnte eine solche Peitsche mitunter auch eine tödliche Waffe sein. Der Soldat hatte auch nicht vor Morrigan zu schonen und so riss schon beim ersten Schlag die Haut auf ihrem Rücken auf. „Eins!“ Schon hob er die Hand um für den nächsten Schlag auszuholen. Schon traf auch der nächste Schlag. Scheinbar hatte der Soldat noch an Intensität zugelegt. Mit voller Wucht traf die Peitsche die Sklavin. Diese geriet trotz der sie haltenden Ketten gefährlich ins Wanken. Nun konnte Morrigan den Schrei auch nicht unterdrücken. „Zwei!“ Die Abstände zwischen den Schlägen wurden immer länger, der Mann wollte der Menge wohl ein ordentliches Schauspiel Bieten. Der Rücken der Frau verwandelte sich unter den Zungen der Peitsche langsam von ein paar offenen blutenden Striemen in eine einziege große offene Wunde. Inzwischen waren auh die Schmerzensschreie verstummt. „... zehn.“ Kraft und bewusstlos hing sie in dem Ketten. Die letzten Schläge folgten nun in schneller Abfolge, die Sklavin bekam sie ohne hin nicht mehr mit. „Zwölf.“ Damit war dieser Teil der öffentlichen Bestrafung erledigt.

  • Marco behielt seinen Herrn im Auge, als sich dieser von den Liktoren entfernte. Sorgen beschlichen ihn nicht, denn mittlerweile kannte er den Prätorianer. Einzig die immerwährende Gefahr, von Taschendieben ausgeraubt zu werden, bestand für den Consul, doch sie hielt Marco nicht davon ab, hin und wieder einen Blick zur Bühne zu werfen. Es war eine Sache, einen Sklaven auf dem Markt zu erwerben, eine andere aber, einer öffentlichen Auspeitschung beizuwohnen. Sein Blick verfinsterte und seine Hand ballte sich. Er hörte seinen Herzschlag in den Ohren und musste an sich halten, um nicht einem Unbeteiligten die Faust ins Gesicht zu setzen oder seine Wut verbal entgegenzuschleudern.
    Auch wenn er wegschaute, liefen die Hiebe wie ein Film vor seinen Augen ab. Er wollte hier fort, am liebsten alleine sein, aber er blieb, weil ihn sein Stand dazu verpflichtete.


  • Tiberius Crepereius Philo, - Cre


    Cre war in seinem Element. So eine öffentliche Auspeitschung war ein sehr erträgliches Geschäft. Wendig wie ein Wiesel huschte er zwischen den Zuschauern umher. Kaum einer achtete auf ihn, höchstens wenn er gerade einem der Gaffer die Sicht versperrte. Da ist die gute Morrigan, mal wieder für etwas gut, dachte er zufrieden mit Rückblick auf seine bisherigen Einnahmen.

  • Sie stand etwas abseits und inzwischen bereute Luna das sie hier her gekommen war. „Beginnt.“ Kalt ohne Regung in der Stimme hallte dieses Wort an ihrem Ohr. Sie kannte diese Stimme, sie würde sie unter tausenden erkennen. Doch sie kannte nicht diese Kälte darin. Sie wusste, dass der Mann der diesen Befehl gab eigentlich ganz anders war. Sie wusste, dass es ihn nicht so kalt ließ. Und dennoch liefen Luna eiskalte Schauer über den Rücken. „Zwölf Schläge!“ Langsam drehte sie ihren Kopf in Richtung des Podestes ihr Blick traf genau mit dem ersten Schlag zusammen auf das Geschehen. Sie konnte jeden Schlag, der die junge Frau traf nachvollziehen. Ja sie wusste, was die Frau gerade erdulden musste.
    „Mögen die Götter ihr gnädig sein.“ Leise murmelte Luna diese Worte vor sich hin. Sie war unfähig ihren Blick anzuwenden. Es war noch gar nicht so lange her, da war sie es, die auf diese Art und Weise öffentlich versklavt wurde. Ja sie wusste, was diese Frau gerade erduldete. Tränen stiegen ihr in die Augen und bahnten sich ihren Weg über die Wangen der jungen Germanin.

  • Verus blickte zu Boden, versuchte dort etwas zu finden, was er verloren glaubte aber nicht fand. Sein Stolz lag nieder, gebrochen durch Umstände und jenen kalten Winter, der ihn immer mehr umnachtete. Er spürte, dass etwas nicht mehr stimmte. Etwas nicht passte. Diese schwarze Krone, die er trug, die ihm Macht über die Furcht gab, wog immer schwerer. Er war verloren. Stets verloren, weil er in seiner Feigheit, stets dem Weg folgte, der vor ihm lag. Niemals wich er ab oder traf freie Entscheidungen. Das Monster geriet heran. Es wuchs, schrie lautlos in seine Ohren und die Stimme, die einst liebevoll war, verstummte im Angesicht von Ketten und Zwängen. "Jeder hat seine Aufgabe," sagte Verus, bevor er sein Haupt erhob und den Konsul direkt anblickte. "Jeder hat seine Aufgabe," wiederholte er betont. "Wir haben etwas besprochen, wenn du dich erinnerst, Konsul. Du hast eine Aufgabe übernommen. Eine wichtige Aufgabe. Und ich folge hier meiner Aufgabe," sprach der Trecenarius ohne wirklich Mimik, fast Maskenhaft schienen seine Züge, und doch brachen seine stechenden Augen hervor, die leblos aber lebenssuchend auf den Claudius fielen. Verus erkannte immer etwas. Dieser Mann fand etwas immer. Nur nie, was er für sich selbst brauchte, sondern stets nur für seine Aufgabe als Meuchler und Schattenmann des Kaisers. "Morrigan ist deine Sklavin. Sie wird es für immer sein. Nach Gesetz wird sie dir überschrieben aber ich möchte dich bitten, dass Brandzeichen deines Hauses sichtbar zu verbringen," forderte der Geheimdienstmann bitter auf. "Es ist deine Gelegenheit, der Urbs zu zeigen, dass du willens bist, diese Sklavin zu halten und zu bewachen, damit von ihr kein Schaden mehr ausgeht. Du versprachst Sicherheit und nun zeige uns in einem Akt dein Versprechen, dass du Strafen kannst," meinte Verus und deutete zur Bühne, die unweit war. Der Trecenarius wollte sehen, aus welchem Holz dieser Mann geschnitzt war. Konnte er Gewalt ohne Zögern anwenden? Würde er zögern? Was würde er sagen? Es war eine Lehrstunde über diesen Charakter, den er vor sich sah. Alles für die wertvollen Berichte in seinem Geschäft. Man musste Menschen kennen, um sie kontrollieren zu können. Leider war Kontrolle die Aufgabe des Trecenarius.

  • Mit leicht zusammengeniffenen Augen hörte ich was der Centurio sagte. Mochte er auch ein Trecenariusi sein, er maßte sich in meinen Augen ein wenig zuviel an. Hatte der vergessen wer gerade vor ihm stand? Herius Claudius Menecrates, Consul Roms, einst sogar ein Präfektus. Ein hoch verdienter Römer also. Auch wenn der Tiberier jetzt Prätorianer war, sollte er sich ein wenig zusammenreissen, denn auch er konnte zu Fall kommen.
    Vielleicht überlegte ich, sollte man auch über ihn einmal Nachforchungen erstellen und gespannt sein was da alles zu Tage kam. Schluss wäre dann womöglichen mit seinem Gott ähnlichen auftreten.
    Etwas wie Wut überkam mich, was ich so noch nie verspürt hatte. Konnte man Menschen für so böse ansehen, dass man sie hasste? Ich hasste von nun an dieses schwarze Ungeheuer. Wenn er dies wüsste würde er sich bestimmt geschmeichelt fühlen. Trotzdem, ich konnte es nicht verhindern, ich starrte ihn nur hasserfüllt an.

  • Menecrates verstand zunächst nicht, worauf Tiberius hinauswollte. Er nickte zustimmend, denn sie hatten vor vielen Wochen eine Absprache getroffen und der Claudier gab seine Zustimmung, eine Aufgabe pflichtgetreu zu übernehmen. Die Aufgabe bestand darin, die Sklavin Morrigan aufzunehmen und dafür zu sorgen, dass niemand daraus ein Schaden entsteht - keinem Bürger, keinem Römer, keinem Zugereisten, nicht einmal Morrigan selbst. So weit, so gut. Dass Morrigan nie mehr freigelassen werden konnte, gehörte zur Vereinbarung.


    Was dann aber an Menecrates' Ohren drang, veranlasste ihn, erstaunt zu blicken. Sein Kopf ruckte nach hinten, die Augen weiteten sich um ein Stück, obwohl er sich stets bemühte, gleichmütig zu erscheinen, weil Beherrschung ein Zeichen seines Standes, seiner Erziehung darstellte.
    "Ich werden niemandem beweisen, dass ich strafen kann!", erwiderte er entschieden. "Das Wort eines Claudius reicht allein und wenn nicht das, dann doch wohl das eines Consuls." Er hob abwehrend die Hand, sein Standpunkt würde nicht verhandelbar sein.

  • Er zögerte. Der Konsul versteckte sich hinter seinem Amt und seiner Würde. Verus nickte kaltherzig. Der Trecenarius verstand, dass dieser Mann in seinen Pfaden festhing und nicht über jene Grenze gehen konnte, die wahre Macht erschuf. Der hasserfüllte Blick des Liktors entging dem erfahrenen Geheimdienstmann nicht. Das Gift des Hasses kannte er nur zu gut. Im Kampf hatte er diesen Blick oft genug gesehen. Jeder war schuldig auf seine Art und Verus leugnete seine Schuld nicht einmal. Das Geschäft war nun mal grausam. Die schwarze Robe, die Rüstung und das Aufgabe brachte nun mal jede Seele in ein Verließ. Verus war längst verlassen von falschen Idealen und Moral. Er traf Entscheidungen auf Basis einer kalten Ratio. Sachzwänge fingen an, das Leben des Mannes zu bestimmen, der einstmals gut sein konnte und sicherlich noch etwas in sich verbarg, was menschlich war. Er konnte lieben, wirklich atmen und lachen aber doch hier in dieser Welt, war sein Weg längst fremd bestimmt. Der Krieg hatte ihm alles genommen, so dass er nicht einmal mehr das Gift des Hasses trinken musste. Längst war er tot, im besten Gewissen, dass es nie eine Erlösung vom Leben gab. Verus ignorierte den Liktor, dessen Position für diesen Vorgang unbedeutend war. Es gab hier nur eine Aufgabe und die befand sich unweit auf einer Bühne. "Es geht nicht um dein Wort, sondern um deine Handlung, Konsul. Sie ist dein Besitz, also beanspruche ihn auch." Verus zeigte keine Regung, während er innerlich jene Eiseskälte spürte, die er so sehr verfluchte. Blei füllte seine Lungen. "Du kannst gerne einen Vertreter oder Sklaven auf die Bühne schicken, der die ad actio durchführt. Das Brandzeichen muss gesetzt werden," forderte Verus mit leisen aber bestimmten Worten. Die kalte Aura des Trecenarius machte keinen Hehl daraus, dass er es wirklich ernst meinte. Gewalt war für ihn Alltag. Und wenn der Konsul es nicht anweisen würde, würde er es tun. Rom war Macht und Macht musste stets präsentiert werden.

  • Gnädige Ohnmacht überkam Morrigan. Die Schmerzen verebbten und die Wellen des Schmerzes schlugen über ihr zusammen. Eine wohltuende Dunkelheit umfing sie. Die letzten Schlägen trafen nur noch ihren Körper, Schmerzen empfand sie keine mehr – gnädige Ohnmacht. Lange jedoch konnte sie nicht flüchten vor der Realität. Ein Eimer kalten Wassers beförderte sie aus jener Dunkelheit wieder in die so schmerzvolle Realität zurück. Stöhnend sich unter Schmerzen windend schlug sie langsam die Augen auf. Schmerz und Pein lagen in ihren Blick. Sie hoffte, dass diese öffentliche Vorführung, die Qual bald vorbei war. Sie hörte das Grölen und Johlen der Menge. Der Pöbel genoss diese Vorführung.
    Über Morrigans Gesicht liefen Bäche von Tränen. Ihr Gesicht war gezeichnet von Schmerzen, ihr Rücken gezeichnet von der Peitsche.
    Wann war das hier endlich vorbei? Wie lange wollten sie sie noch leiden lassen?

  • Auch Menecrates' Haltung und Auftreten drückte aus, dass er ernst meinte, was er sagte.
    "Du kannst gewiss sein, dass ich meinen Besitz beanspruche." Nicht etwa Verärgerung oder Überheblichkeit klang aus seinen Worte, sondern Standhaftigkeit. Doch mit Starrsinn kam er hier nicht weiter, so viel wurde ihm klar. Er versuchte es zunächst mit Logik, wobei er nicht davon ausging, auf Verständnis zu stoßen.


    "Kein Sklave, kein Klient, kein Familienmitglied, niemand aus meinem Haus wird dieser Sklavin einen Stempel aufdrücken. Zu einer solche Maßnahme würde ich im Notfall nur dann greifen, wenn ein Sklave meine Familie bedroht oder geschädigt hat. Wir wissen beide, dass dies nicht zutrifft." Er dachte nach, bis sich eine Idee in seinem Kopf entfaltete. Sein Blick tauchte in den des Trecenarius', bevor er in dessen Distanzzone einbrach und die Lippen in die Nähe des tiberischen Ohres führte.

    "Wie viel müsste ich zahlen, damit ganz zufällig die Brandmarkung vergessen wird?"
    Er senkte den Kopf, damit sich sein Ohr in Höhe der tiberischen Lippen befand.

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